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Das Werk verbindet einen umfassenden Überblick über die vielfältigen natur- wie geisteswissenschaftlichen Aspekte moderner Zeitforschung mit einer tiefgründigen Darstellung von Zeitbegriffen und Zeitrechnungssystemen zahlreicher Völker aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte. Diese breit gefächerte Darstellung ermöglicht den Blick für das Ganze und seine Entwicklung.Eingebettet in die Zeitskalen der Natur ist die Zeit des Menschen, sein individuelles Zeitempfinden und seine gesellschaftlich determinierten Zeitbegriffe. Diese finden ihren Niederschlag in der Sprache, im Messen von Zeit und in den Zeitrechnungssystemen.Eingehend werden die Prozesse behandelt, die auf unterschiedlichen Kulturstufen zur Herausbildung differenzierter Zeitbegriffe und im Ergebnis dessen zu einer Vielfalt von Kalendern führten. Eine bedeutende Rolle dabei spielen magisch-rituell bzw. religiös motivierte Feste. Besondere Aufmerksamkeit gilt - soweit es Zeitbegriffe und Zeitrechnung betrifft - dem Vergleich zwischen unterschiedlichen Kulturkreisen. Ihre Querverbindungen und Wechselwirkungen werden herausgestellt. Doch auch den physikalischen Zeitbegriffen sowie dem Zusammenhang von Zeitmessung und Astronomie spürt der Autor nach. Ausführlich werden die den gewöhnlichen Kalenderbegriff erweiternden Zeitskalen der Erdgeschichte und der Biologie beschrieben. Ein Kapitel über das Messen kurzer Zeitabschnitte behandelt außer den Uhren zahlreiche spezielle Verfahren und technische Anwendungen.
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Seitenzahl: 1019
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HANS LENZ, geboren 1938 in Berlin, war Wirtschaftsingenieur. Er verfügt über breit gefächerte technische Spezialkenntnisse und arbeitete lange Jahre nebenberuflich als Hochschuldozent in der Erwachsenen-Weiterbildung. In der Reihe marixwissen ist von ihm die Kleine Geschichte der Zeit erschienen.
»Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. (. . .). Dieses Geheimnis ist die Zeit.« Michael Ende, Momo
Das Werk verbindet einen umfassenden Überblick über die vielfältigen natur- wie geisteswissenschaftlichen Aspekte moderner Zeitforschung mit einer tiefgründigen Darstellung von Zeitbegriffen und Zeitrechnungssystemen zahlreicher Völker aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte.
Eingehend werden die Prozesse behandelt, die auf unterschiedlichen Kulturstufen zur Herausbildung differenzierter Zeitbegriffe und im Ergebnis dessen zu einer Vielfalt von Kalendern führten. Eine bedeutende Rolle dabei spielen magisch-rituell bzw. religiös motivierte Feste.
Auch den physikalischen Zeitbegriffen sowie dem Zusammenhang von Zeitmessung und Astronomie spürt der Autor nach. Ausführlich werden die den gewöhnlichen Kalenderbegriff erweiternden Zeitskalen der Erdgeschichte und der Biologie beschrieben.
Hans Lenz
Universalgeschichte der Zeit
Hans Lenz
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttps://dnb.d-nb.de abrufbar.
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Alle Rechte vorbehalten
Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2013Der Text basiert auf der Ausgabe marixverlag, Wiesbaden 2013Lektorat: PD Dr. Marco Frenschkowski, Hofheim/TaunusCovergestaltung: Thomas Jarzina, KölnBildnachweis: © Bettmann/CORBIS und akg-images GmbH,eBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main
ISBN: 978-3-8438-0110-2
www.marixverlag.de
Vorwort
1 Das Phänomen Zeit
1.1 Menschen, Raum und Zeit
1.2 Zeitbegriffe der Philosophen
Endliches und Unendliches, Zeit und Ewigkeit
Vergangenheit, Zukunft und das Jetzt
Kontinuität oder Zeit-Teilchen?
Nichtmaterialistische Auffassungen von Zeit
1.3 Zeit in der Geschichte der Naturwissenschaften
1.4 Zeitforschung heute
2 Zeitskalen der Natur
2.1 Zeit und Mathematik
2.2 Zeit in der Physik
Die Entstehung von Welt und Zeit
Relativitäts- und Quantentheorie
Zeitpfeile
Zeit und die Zukunft des Universums
2.3 Astronomie und Zeitmessung
Jahreszeiten, Sternbilder und Tierkreis
Die Länge der Tage
Der Mond und seine Periodizitäten
Jahre und andere Zyklen im Sonnensystem
2.4 Zeit in der Erdgeschichte
Geologische Zeit-Schichten
Radiologische Uhren
2.5 Biologische Zeitlichkeit
Biologische Uhren
Chronobiologie und Chronomedizin
Sinnesorgane als Zeitmesser
Zeit im Leben der Pflanzen
3 Die Zeit des Menschen
3.1 Menschwerdung und Zeitbegriff
Kulturperioden der Menschheit
Zeitbewusstsein und Zeiterleben
Gedächtnis und Zeitpfeil
3.2 Zeit und Sprache
Vom ›hier und jetzt‹ zum ›vorher und nachher‹
Begriffe abstrakter Zeit
Zeitformen der Sprache
3.3 Das individuelle Zeitempfinden
Zeitgefühl und Sprache
Zeiterfahrung aus wissenschaftlicher Sicht
Zeit in der Kunst
Gesellschaftlich bestimmtes Zeitempfinden
3.4 Zeit und Gesellschaft
Zeit der Dämonen, Geister, Götter
Der Glaube an den Einfluss der Gestirne
Zeit in Religionen und Mythen
Geschichtliche Zeit
Zeit und Ökonomie
4 Die Kalender
4.1 Alte Kulturen im Vorderen Orient
Schreibkunst und älteste Kalender
Zeitrechnung in Mesopotamien
Ägypten
Der Iran und die Zoroastrier
Die Zeitrechnung der Juden
4.2 Das vorchristliche Europa
Die kretisch-minoische Kultur
Griechenland
Von Italern und Latinern zum Römischen Reich
Zivilisation zwischen Balkan und Skandinavien
4.3 Christentum und Kalender
Die Christen, der Sonntag und das Osterfest
Byzanz und die Ostkirchen
Die Woche in Europa
Das Zählen der Jahre
4.4 Die Welt des Islam
4.5 Europa im Mittelalter
Die Ordnung des Jahres
Die Kalenderreform von 1582
4.6 Kalender der Neuzeit
Der gregorianische Kalender und die Welt
Andere Reformideen
Scaligers Universalära und die Computerzeit
Der Jahrhundert-Begriff
Von Tontafeln zum Notebook
4.7 Zeit und Kalender in anderen Kulturen
Subkontinent Indien
China und Japan
Hinterindien
Indonesien
Kalender bei Naturvölkern
Mittel- und Südamerika
5 Höhepunkte im Lauf der Zeiten
5.1 Momente zwischen Erinnern und Hoffnung
Feste und Erinnerung
Die Gegenwart des Festes
Feste und Wünsche
5.2 Die Feiertage der Christen
Tag der Sonne – Tag des Herrn
Fastenzeit und Ostern
Himmelfahrt und Pfingsten
Die Festzeit um Weihnachten
Frauentage und Heiligenfeste
Das christliche Kirchenjahr
5.3 Bürgerliche Feier- und Gedenktage
5.4 Persönliche Festanlässe
6 Gemessene Zeit
6.1 Tage und Nächte
6.2 Die Zeiten des Tages
Stunden-Begriffe der Alten, der Klöster und der Städte
Tages- und Uhrzeiten in der Sprache
Andere Arten den Tag zu teilen
6.3 Zeitmessung im Altertum
Sonnenuhren
Andere alte Zeitweiser
6.4 Mechanische Uhren
Von der Mühle zum Zeiger- und Läutewerk
Uhren für Städte und Uhren für Bürger
Alltagsuhr und Präzisions-Zeitmesser
6.5 Wege zur Weltzeit
Zeit und elektrische Nachrichtentechnik
Zeiteinheit Sekunde und die Atomzeit
6.6 Zeitmessung heute
7 Einige Aspekte der Soziozeitlichkeit
7.1 Zeit als Form sozialer Organisation
7.2 Individuelles Erleben gesellschaftlicher Zeit
7.3 Zeit nach dem Ende der Industriegesellschaft
8 Gegenwart und Zukunft der Zeit
8.1 Medienzeit
8.2 Zeitkompakter Globus und Multitemporalität
8.3 Von Zukunft und Ende der Zeit
Anhang:
Literaturverzeichnis (Auswahl)
Personenregister
Das Wissen der Menschheit wächst rasant. Nie hat es so zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen gegeben wie heute. Aber die Arbeiten der Spezialisten beziehen sich auf immer enger begrenzte Gebiete und ihre Veröffentlichungen werden immer schwerer verständlich für Außenstehende.
Das vorliegende Buch will einerseits dem Leser eine Übersicht über die vielfältigen Facetten des Phänomens »Zeit« bieten. Im Vordergrund stehen dabei der Blick auf das Ganze und das Aufdecken von Zusammenhängen. Andererseits sollen zahlreiche Einzelheiten möglichst ausführlich geschildert werden. Die damit gestellte Aufgabe gleicht der Quadratur des Kreises, man kann sich ihrer Lösung nur annähern. Es ist praktisch unmöglich, die Details eines so weit ausholenden Themas ausführlich zu behandeln, zu belegen und kritisch zu würdigen.
Darüber hinaus gilt es, eine Balance zu finden zwischen wissenschaftlicher Exaktheit und der Verständlichkeit der Ausführungen für ein breites Publikum. Auch die Komplexität des Werkes selbst erfordert eine manchmal stark vereinfachende Darstellung, die der eine oder andere Fachwissenschaftler als zu pauschal empfinden, als unzulässig ansehen mag.
Zu vielen der im Buch behandelten Fragen gibt es ein weites Spektrum der Meinungen. Etliche werden von Experten kontrovers diskutiert. Manche Darlegungen reflektieren die Ansichten von Außenseitern, einige sind spekulativer Natur und wissenschaftlich bisher nicht anerkannt. Oft sind aber gerade diese Sichtweisen besonders interessant.
Weiter ist zu bedenken, dass sich ein großer Teil der Überlegungen auf eine ferne Vergangenheit bezieht. Verlässliche Nachrichten darüber sind uns nicht überliefert. Aber selbst dann, wenn zahlreiche Fakten vorliegen, bleiben unsere Vorstellungen davon nur Vermutungen.
Einen »roten Faden« durch das Buch bildet die von der modernen interdisziplinären Forschung angenommene Hierarchie verschiedener Zeitlichkeiten, die sich seit dem Urknall entwickelt und in der gegenwärtigen Soziozeitlichkeit gipfelt. Eingebettet in die Zeitskalen der Natur ist die Zeit des Menschen, sein individuelles Zeitempfinden und seine gesellschaftlich determinierten Zeitbegriffe. Diese finden ihren Niederschlag in der Sprache, im Messen von Zeit und in den Zeitrechnungssystemen.
Neben dem eigentlichen Thema ist es ein Anliegen des Buches, die Vielfalt der Kulturen und deren Umgang mit der Zeit sichtbar zu machen, die entweder längst versunken sind oder in der Gegenwart zunehmend schnell von der Bildfläche verschwinden.
Mein Dank gilt dem Marix-Verlag für die mir bereitwillig gebotene Chance einer Veröffentlichung sowie dem Lektor, Herrn PD Dr. Marco Frenschkowski, für seine wertvollen Hinweise zu religions- und sprachwissenschaftlichen Fragen. Nicht vergessen seien die Freundinnen und Freunde, deren wohlmeinende Ratschläge mich durch die Jahre der Arbeit am Werk begleitet haben.
Hans Lenz
Sieben Jahre nach Erscheinen des Werks ist festzustellen, dass sich das Interesse der Leser am Thema keineswegs erschöpft hat. Zwischenzeitlich erzielte beträchtliche Fortschritte in Wissenschaft und Technik machen es notwendig, eine Reihe damals getroffener Aussagen zu aktualisieren. Außerdem waren einige Druckfehler zu berichtigen und wichtige Ergänzungen vorzunehmen.
Potsdam, im November 2012
Hans Lenz
Als sich vor Jahrmillionen auf der Erde denkende Wesen entwickelten, begannen sie damit, ihre Umgebung zu erkunden. Hunger, Kälte und manchmal auch spielerische Neugier werden sie getrieben haben. Schon Tiere unterscheiden das ›Hier‹ vom ›Dort‹. Auch jene frühen Wesen auf der breiten Schwelle zwischen Tier und Mensch betraten und ›begriffen‹ zunächst den Raum in ihrer unmittelbaren Umgebung, und zwar in ganz wörtlichem Sinn. Mit fortschreitender Erkenntnis erlangten sie eine Vorstellung von Zeit. Vergangenheit und Zukunft trennten sich vom ›Jetzt‹. Nach und nach gewann der Mensch ein Bewusstsein seiner eigenen Existenz, entdeckte das ›Ich‹, und zur Erkenntnis des Selbst gesellte sich die Erkenntnis des eigenen zukünftigen Todes. In einer unverständlichen, bedrohlichen Welt erfuhr er die Angst. Diese Urangst der hilflosen Kreatur eroberte die Zukunft, denn dort war das Unbekannte.
Am Anfang aller Begriffe von Zeit standen wohl der Tag und die Nacht. Augenscheinlich bestimmten sie den Rhythmus des Lebens von Pflanzen, Tieren und Menschen. Bald bemerkte man auch den Wechsel und die Wiederkehr der Mondgestalten. Sie waren ebenso rätselhaft wie Wolken und Wind, Blitz und Feuer, und hinter alldem schienen sich lebende Wesen zu verbergen. Sollte die Jagd Erfolg haben und das Feld ertragreich sein, so musste man diese Dämonen und Götter besänftigen und freundlich stimmen. Magische Handlungen und Kulte sollten dabei helfen, und aus ihnen wurde Religion. Doch allmählich bemerkte man, dass manche Erscheinungen regelmäßig eintraten, ob nun dem Gott geopfert wurde oder nicht. Die wissenschaftliche Beobachtung hatte begonnen.
Zu praktischen Zwecken machten sich die Menschen daran, die Eigenschaften des Raumes zu untersuchen. Daraus entstand im vierten Jahrtausend v.Chr. in Babylon und Ägypten die Geometrie. In Zusammenhang mit dem aufkommenden Ackerbau begann man, Zeiteinheiten zu zählen. Regelmäßigkeiten und Gesetze wurden als Erstes von der Astronomie entdeckt. Als sich die Wissenschaft weiter entwickelte, fand man immer mehr Gesetze in der Natur, konnte die eine oder andere Entwicklung vorhersehen, bis schließlich gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Ansicht entstand, überhaupt alles laufe nach unveränderlichen Gesetzen ab. Dieses Weltbild des wissenschaftlichen Determinismus verbreitete sich im westlichen Denken. Nur was man darüber hinaus nicht verstand, wurde weiterhin mit dem Wirken Gottes erklärt: Er habe diese Gesetze bestimmt und über den Anfang von Zeit und Raum entschieden. Heute ist bekannt, dass sich keineswegs alles genau erkennen, geschweige denn vorhersagen lässt. Erkennbarkeit ist physikalisch begrenzt. Auch Zeit und Raum sind bündig definiert: als nicht voneinander zu trennende Eigenschaften des Universums. Jegliche Materie, ob als Teilchen oder als Welle auftretend, kann nur in Raum und Zeit existieren. Aber subjektiv erscheint uns Zeit höchst vielfältig. Und jede Kultur hat ihre eigene Auffassung von Zeit hervorgebracht, geht auf spezifische Weise mit Zeit um.
Vertraut und selbstverständlich erscheint uns das Wort ›Zeit‹. Und doch haftet dem Begriff etwas Rätselhaftes an, und immer wieder wird die Frage diskutiert, was denn Zeit eigentlich sei. 1984 hat der Kultursoziologe Norbert Elias (1897-1990) Zeit als eine große menschliche Syntheseleistung erklärt, »mit deren Hilfe Positionen im Nacheinander des physikalischen Naturgeschehens, des Gesellschaftsgeschehens und des individuellen Lebenslaufs in Beziehung gebracht werden können«. Meist wird Zeit als natürliche Ordnungsstruktur zur Reihung von Vorgängen angesehen, manche Autoren bezeichnen Zeit als willkürlich. Wie auch immer, Zeitrechnung schafft Zusammenhang, bringt Ordnung und unterwirft Menschen dieser Ordnung.
Einigkeit besteht darin, Zeit sei die allgemeinste Form, in der sich alles Geschehen aneinander reiht. Offen bleibt, wie denn alles begonnen habe und ob es ewig so weitergehe. Die Frage nach dem Anfang von Zeit und Raum scheint den Wissenschaftlern durch die Urknalltheorie vorläufig beantwortet. Fragen nach ihrem Ende werden sie vielleicht beantworten können, wenn ihnen die Beschreibung des Universums durch eine vollständige, einheitliche Theorie gelungen ist. Dann aber wird die Frage bleiben, warum es uns und das Universum gibt. Der Physiker Stephen Hawking meint: »Wenn wir die Antwort auf diese Frage fänden, wäre das der endgültige Triumph der menschlichen Vernunft – denn dann würden wir Gottes Plan kennen.«
Solche scheinbare ›Rückbesinnung auf Gott‹ fällt bei renommierten Physikern besonders auf. Freilich bleibt offen, welche Bedeutung einem derartigen Gottesbegriff unterlegt wird. Dazu äußerte der englische Mathematiker und Philosoph Bertrand Russell (1872-1970), dass Gott, falls er existiere, eine Differentialgleichung sei. Albert Einstein sprach 1954 von seinem »begeisterten Staunen über die Harmonie der Naturgesetze, die eine Intelligenz von einer derartigen Überlegenheit erweist, dass im Vergleich dazu alles systematische Denken und Handeln von Menschen eine höchst unbedeutende Reflexion ist«. Der Soziologe Neil Postman hat 1999 vermutet, mit Einsteins bekannter Äußerung: »Gott würfelt nicht mit dem Universum«, könnte jene ›überlegene Intelligenz‹ gemeint sein. Der amerikanische Physiker Frank J. Tipler schließlich verglich Gott mit einer intergalaktischen Maschine, auf der alle Lebewesen wie Computerprogramme im Zeittakt laufen.
Bedeutsame Ausführungen über Zeit finden wir erstmals bei den Philosophen der griechischen Antike. Heraklit von Ephesos (um 540-480 v.Chr.) betrachtete die Welt als Summe der Ereignisse; das Primäre sei die Veränderung. Zusammengefasst begründet sein bekannter Satz: »Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen«, diese Anschauung. Dagegen meinten Parmenides und seine Schüler Zenon und Melissos in Elea um 500 v.Chr., die ›wahre Welt‹ ruhe unbeweglich und zeitlos. Sie bestritten die Möglichkeit von Werden und Vergehen. Aus ihrer Behauptung, Veränderung sei nichts als Illusion, erwuchs eine lange Tradition idealistischer Deutung der Zeit. Platon in Athen (427-347 v.Chr.) bezog seine gesamte Philosophie auf ›Ideen‹, ewige Urbilder, die nur dem Verstand, nicht der Wahrnehmung zugänglich seien. Gänzlich von ihnen abgetrennt sei die ›diesseitige‹ Welt der vergänglichen Dinge. In Auseinandersetzung mit Heraklit und den Eleaten erklärte er, der Demiurg (›Handwerker‹ im Sinne von ›Erbauer der Welt‹) habe den Himmel als ein bewegliches Abbild des Ewigen geschaffen. Des Himmels Unvergänglichkeit und seine Zyklen seien ›Zeit an sich‹ und Maßstab der vergänglichen Dinge.
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