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Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Doktor Martin Engler, Katja und die alte Walli saßen auf der Bank vor dem Altenteil, in dem Walli wohnte. Hier war es angenehm schattig. Tonis Geländewagen fuhr auf den Hof. Wendy stieg aus. Martin stand auf und ging zu ihr. »Grüß Gott, Wendy! Ich habe mir schon gedacht, dass du heute Abend wieder vorbeikommst.« »Was macht Simon? Ist er immer noch so stur?« »Ja, er schweigt, nach wie vor. Ich habe alles versucht. Er will nicht reden. Andere hatten auch kein Glück. Seine Eltern waren hier. Vroni kam einige Male vorbei. Mit allen hat er sich gezankt. Vroni ist wütend nach München zurückgefahren. Heute Nachmittag kam sein Vater, der Sepp Oberländer, noch einmal her. Die beiden haben sich so beschimpft und angebrüllt, dass es bis ins Wartezimmer zu hören war. Ich musste einschreiten.«
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Seitenzahl: 131
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Doktor Martin Engler, Katja und die alte Walli saßen auf der Bank vor dem Altenteil, in dem Walli wohnte. Hier war es angenehm schattig. Tonis Geländewagen fuhr auf den Hof. Wendy stieg aus. Martin stand auf und ging zu ihr.
»Grüß Gott, Wendy! Ich habe mir schon gedacht, dass du heute Abend wieder vorbeikommst.«
»Was macht Simon? Ist er immer noch so stur?«
»Ja, er schweigt, nach wie vor. Ich habe alles versucht. Er will nicht reden. Andere hatten auch kein Glück. Seine Eltern waren hier. Vroni kam einige Male vorbei. Mit allen hat er sich gezankt. Vroni ist wütend nach München zurückgefahren. Heute Nachmittag kam sein Vater, der Sepp Oberländer, noch einmal her. Die beiden haben sich so beschimpft und angebrüllt, dass es bis ins Wartezimmer zu hören war. Ich musste einschreiten.«
Wendy schüttelte den Kopf. »Was hast du gemacht?«
»Ich habe Simons Vater aus dem Krankenzimmer geholt. Walli gab ihm erst mal einen Obstler. Später habe ich mit ihm gesprochen. Wir waren uns einig. Niemand kann begreifen, warum Simon ein Geheimnis daraus macht, woher seine Verletzungen stammen.«
»Mir gegenüber schweigt er auch. Wie geht es ihm? Wirst du ihn noch lange hier behalten?«
»Nein, ich habe ihn entlassen. Er packt gerade seine Sachen. Er bat Katja, ihm sein Auto zu holen, das auf dem Hof seiner Eltern steht. Katja hat abgelehnt.«
»Das verstehe ich gut. Ich würde Simons Auto auch nicht holen. Er soll das selbst regeln. Offensichtlich will er seinen Eltern aus dem Weg gehen. Aber so ein deppertes Verhalten muss man nicht noch unterstützen.«
»Du sagst es, Wendy«, lächelte Martin. »Übrigens, wenn du Kraftausdrücke verwendest, klingt das schön.«
»Danke für das Kompliment! Meine Aussprache des Deutschen hat sich sehr verbessert, seit ich in Waldkogel bin. Aber mit dem Dialekt hapert es noch. Aber das wird schon. Da ich zur Hälfte ein Waldkogeler Madl bin, strenge ich mich an.« Wendy seufzte. »Aber das ist jetzt Nebensache. Ich gehe zu Simon. Das wird mein allerletzter Versuch, den Grund seines Schweigens zu erfahren. Oder er erzählt endlich, was in jener Nacht vorgefallen ist.«
»Viel Erfolg, Wendy! Wobei ich dir nicht verschweigen will, dass ich wenig Hoffnung habe.«
Wendy ging über den Hof und betrat die kleine Bettenstation durch die Seitentür. Die Tür zu Simons Krankenzimmer stand offen.
Wendy blieb in der Tür stehen. Sie lehnte sich an den Türrahmen, verschränkte die Arme und legte ein Bein über das andere.
»Grüß Gott, Wendy«, strahlte sie Simon an. »Es freut mich, dich zu sehen. Du siehst, es geht mir gut. Martin hat mich entlassen.« Simon trat vor das Waschbecken und betrachtete sein Gesicht. »Die Schwellungen sind abgeklungen, von den Blutergüssen sieht man nichts mehr. Martin sagt, der Wundschorf würde nächste Woche abgeheilt sein. Es bleiben keine Narben zurück.«
»Schön für dich«, murmelte Wendy.
Simon packte weiter seine Sachen ein.
»Wendy, du kannst mir einen Gefallen tun. Holst du mir bitte mein Auto? Es steht bei meinen Eltern.« Simon griff in seine Hosentasche und hielt ihr den Autoschlüssel hin.
Wendy schüttelte den Kopf.
»Was ist?«, fragte Simon.
»Nein! Ich sage Nein zu deiner Bitte. Wenn du dein Auto haben willst, hole es selbst«, stieß sie hervor.
Der empörte und wütende Unterton in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
»Warum? Ich dachte, wir seien Freunde und sogar noch etwas mehr. Nun komm, gib dir einen Ruck! Du bist doch ein liebes Madl.«
»Schmarrn, Simon! Höre auf, Süßholz zu raspeln! Ich lasse mich nicht vor deinen Karren spannen. Es hat sich herumgesprochen, dass du Streit mit deinen Eltern hast.«
»Ah, Martin hat geplaudert. Mit dem werde ich ein ernstes Wort reden. Martin ist Arzt und hat sich an die Schweigepflicht zu halten.«
»Spiel dich nicht so auf, Simon! Der Streit fällt nicht darunter. Außerdem hast du dir das alles selbst zuzuschreiben. Ich frage dich zum letzten Mal: Was ist passiert?«
»Nix, was für dich von Interesse ist.«
Wendy stampfte mit dem Fuß auf und stemmte die Arme in die Seite. »Simon, was für mich von Interesse ist, entscheide ich immer noch selbst.«
»Du gefällst mir, wenn du so temperamentvoll bist«, lachte Simon.
»Lenk nicht von Thema ab, Simon Oberländer!«
»Wendy, beruhige dich! Es war ein Kompliment.«
»Du kannst dir deine Komplimente sparen. Erzähle mir lieber, was passiert ist.«
»Nein, Wendy! Das geht nur mich etwas an.«
»Dann gehst du mich auch nichts mehr an, Simon Oberländer. Ich rate dir, mir aus dem Weg zu gehen.«
Jetzt war Simon erstaunt. »Wendy, ich habe geglaubt, du magst mich, bist in mich verliebt, so wie ich in dich. Während ich hier meine Blessuren auskuriert habe, habe ich viel über uns nachgedacht.«
»Das hättest du dir schenken können, Simon. Du hast kein Vertrauen zu mir. Jede Beziehung basiert auf Vertrauen«, schrie sie ihn an.
Simon erschrak und sah sie ernst an. »Was soll das heißen?«, fragte er. »Ich dachte, …«
»Sei still! Ich fand dich nett, sehr nett. Du hattest wirklich Chancen bei mir. Aber die hast du dir verdorben.«
»Ich wollte dich nicht belasten«, erwiderte Simon. »Ich war in Sorge, du könntest dich aufregen.«
»Ich habe mich aufgeregt, Simon, als ich dich sah, nachdem Vroni mich angerufen hatte. Aber noch mehr habe ich mich über dein Schweigen aufgeregt.« Wendy holte Luft. »Simon, es ist vorbei mit uns. Du brauchst mich nicht mehr zu Spaziergängen abzuholen. Am Besten du hältst dich von der Alm deiner Großeltern fern, solange ich dort bin.«
»Wendy …«
»Nix da, Wendy! Ich sage dir, ich will dich nicht mehr sehen. Und wenn du dich nicht daran hältst, dann werde ich es deinen Großeltern erzählen.«
»Wendy, das ist Erpressung.«
»Nenne es, wie du willst. Du hast kein Vertrauen zu mir. Anfangs dachte ich, dass du Zeit zur Genesung und Erholung brauchst. Du konntest auch schlecht sprechen. Aber jetzt schweigst du noch immer. Oder hast du es dir anders überlegt? Das ist deine allerletzte Chance, Simon.«
»Wendy, das geht nur mich etwas an.«
»Gut, dann weiß ich, woran ich bin.« Wendy drehte sich um und ging davon.
Simon lief ihr nach und versuchte, sie festzuhalten.
Wendy schrie ihn an: »Lass mich los! Hände weg!« Sie nahm seine Hand von ihrer Schulter, schlug ihm auf die Finger und stürzte davon.
Sie rannte zu dem Geländewagen, schnell stieg sie ein und startete den Motor, dass er laut aufheulte. Sie wendete und brauste vom Hof.
Simon rieb sich das Kinn. Er verstand, dass Wendy wütend auf ihn war. Aber er ließ sich von ihrer Ablehnung nicht erschrecken. Er war sich sicher, dass sie eine tiefe Zuneigung für ihn hegte. Er hatte es deutlich in ihren Augen gelesen. Während der gemeinsamen Spaziergänge hatte es zwischen ihnen geknistert. Vielleicht werde ich ihr eines Tages erzählen, was vorgefallen ist, überlegte er. Aber im Augenblick hielt er es für besser, nicht darüber zu sprechen. Dass Wendy ihm die Freundschaft gekündigt hatte, nahm er nicht ernst. Sie wird sich wieder beruhigen. Außerdem bedeutet Liebe nicht, dass man sich nicht streitet.
Martin, Katja und Walli sahen Wendy nach.
»Au weia, da hat es gekracht«, sagte Walli.
»Ja, so sieht es aus. Simon steht drüben an der Tür und sieht aus wie ein begossener Pudel. Aber das hat er sich selbst zuzuschreiben«, sagte Martin. »Ich kann verstehen, dass er weder mir, noch Vroni, noch seinen Eltern etwas sagen wollte. Aber Wendy? Sie ist doch sein Madl, wie er glaubt. Er hätte sich ihr anvertrauen sollen.«
»Richtig«, stimmte Katja ihrem Mann zu. »Aber er hat es nicht getan. Ich sehe das so: Mit seiner Beziehung zu Wendy ist es nicht weit her. Von seiner Seite aus ist da nicht viel dahinter. Sonst hätte er sich nicht so verhalten.« Katja stand auf. »Ich gehe ins Haus. Ich will ihm nicht auf Wiedersehen sagen.«
Walli stand ebenfalls auf. Sie verschwand durch die Tür ihres Altenteils und schloss sogar die Fenster, obwohl es jetzt am Abend kühler war und sie lüften wollte. Die Botschaft war mehr als deutlich.
Wenig später kam Simon, mit seiner Reisetasche über der Schulter, auf Martin zu.
»Gehst du?«, fragte Martin.
»Ja und vielen Dank für deine Fürsorge!«
»Ich bin Arzt. Das ist mein Beruf.«
Simon nickte. Er sagte nur: »Pfüat di’!«, und, »Vergelt’s Gott«, dann ging er davon.
Martin sah ihm nach. Simon bog nicht nach links ab. Die Richtung hätte er nehmen müssen, wenn er sein Auto hätte holen wollen.
Martin schüttelte den Kopf.
Er konnte nicht wissen, dass Simon einen anderen Weg gefunden hatte, an sein Auto zu kommen.
Martin ging ins Haus. »Simon ist fort, Katja.«
»Du bist sicher froh, den schwierigen Patienten los zu sein.«
»Das kannst du laut sagen, Katja. Medizinisch gesehen, hat er wenig Arbeit gemacht. Aber ich konnte den Unfall nicht melden. Soll sich die Krankenkasse selbst an ihn wenden«, seufzte Martin.
Da Martin keine Hausbesuche mehr machen musste, schlug Katja einen Spaziergang mit Mira vor.
»Gute Idee«, sagte Martin. Er nahm die Hundeleine.
Die Pointerhündin kam vom Hof herein, ohne dass er sie rufen musste.
Walli betrat die Wohnküche. »Jetzt, wo der Simon fort ist, muss man keine Sorge mehr haben, Streitereien und Gebrüll hören zu müssen«, sagte sie.
Martin bat sie, in der Nähe des Telefons zu bleiben. Das hatte sich so bei ihnen eingespielt. Martin hatte zwar immer ein Handy dabei. Aber einige Waldkogeler riefen nur auf dem Festnetz an, wenn sie seiner Hilfe bedurften. Walli meldete ihm dann die Gespräche weiter. Walli setzte sich mit ihrem Strickzeug auf die Bank in der Wohnküche.
Wendy fuhr zum Marktplatz. Sie parkte und blieb im Auto sitzen. Der Streit mit Simon hatte sie sehr aufgeregt.
»So ein Hornochse!«
Sie war empört und enttäuscht, gestand sich aber ein, dass er vielleicht nur aus Rücksicht so gehandelt hatte. Er wollte keine Aufregung und Gerede verbreiten. Trotzdem war sie ärgerlich. Da warb er um mich und hatte doch kein Vertrauen zu ihr. Wenn er sie nicht in sein Leben einbezog, konnte er ihr gestohlen bleiben. Sie hätte nichts weitererzählt, wenn er sie ins Vertrauen gezogen hätte. Dass er es nicht getan hatte, betrübte sie sehr.
Wendy überlegte, was sie jetzt tun sollte. Sie wollte nicht auf die Oberländer Alm zurückfahren. Hilda und Wenzel waren gute Menschenkenner. Sie würden ihr sofort anmerken, dass etwas nicht stimmte.
So beschloss sie, einen Spaziergang am Bergsee zu machen.
Als sie den Motor startete, kam Kuno aus dem Trachten– und Andenkenladen Boller. Er winkte ihr zu.
»Hallo, Wendy!«, rief er.
Wendy schaltete den Motor ab und wartete, bis er zum Auto kam.
»Grüß Gott, Wendy! Ich freue mich, dich zu sehen«, strahlte er sie an. »Ich war bei den Bollers und habe ein Geschenk für Alois bestellt. Welch ein Zufall, dass wir uns hier treffen. Wolltest du einkaufen?«
»Nein, ich habe Martin und Katja besucht und mir gerade überlegt, dass es ein schöner Abend ist, für einen Spaziergang am Bergsee.«
»Es ist auch ein schöner Abend für einen Besuch in einem Biergarten.« Kuno machte eine kurze Sprechpause. »Darf ich dich einladen? In Kirchwalden gibt es einen neuen Biergarten.«
Wendy lächelte. Sie überlegte nicht lange und nickte.
»Ich komme gern mit. Ich fahre dir hinterher.«
Kuno strahlte. Er bot ihr an, in seinem Auto mitzufahren.
Wendy war einverstanden. Er hielt ihr galant die Autotür auf. Sie fuhren los.
Unterwegs sprachen sie nicht. Kuno warf Wendy immer wieder Blicke zu. Sie sah ihm an, wie sehr er sich freute, dass sie mitgekommen war.
Im Biergarten suchte Kuno einen Tisch, der etwas abseits stand, damit sie ungestört waren und bestellte eine Brotzeit und zwei Bier.
»Du siehst gut aus, Wendy, wunderschön«, sagte Kuno.
Wendy lächelte und bedankte sich für das Kompliment. Sie schaute ihn an. Sie sah, dass er eine Schramme an der Stirn hatte, kurz unterhalb des Haaransatzes. Der Wind wehte seine Haare aus der Stirn. Verlegen fuhr er sich mit der Hand darüber. Dann griff er in die Gesäßtasche seiner Jeans und holte eine Baseballmütze heraus, die er tief in die Stirn zog.
»Ich hoffe, nächste Woche sieht man nichts mehr davon. Ich habe mich zum Gespött meiner Freunde gemacht.«
»Was ist passiert?«
»Bitte lache nicht, Wendy! Es ist mir zu peinlich.«
»Zuerst muss ich wissen, wie es passiert ist.«
»Ich habe mich wirklich deppert angestellt. Letztes Wochenende habe ich mit Freunden eine Fahrradtour gemacht. Und unter Burschen artet so etwas schnell in ein Wettrennen aus. Ich habe die Kurve nicht bekommen und bin gegen ein Straßenschild geknallt.«
»Autsch!«, rief Wendy.
»Ja, autsch, ich habe Sternchen gesehen. Zum Glück ist nicht mehr passiert. Es ging um drei Kasten Bier. Die habe ich gern bezahlt.«
»Ich dachte, große Buben geben sich nicht mit solchen Kindereien ab«, schmunzelte Wendy.
»Buben bleiben immer Buben. Sage es bitte nicht weiter«, flüsterte Kuno leise.
»Zum Glück war es nur ein Straßenschild und kein Auto.«
»Richtig, Wendy! Ich ärgere mich über mich selbst, dass ich mich auf diese Wette eingelassen habe. Nun, aus Schaden wird man klug. Zum Glück ist nicht mehr passiert«, sagte Kuno. »Nun ja, wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Den gibt es immer gratis«, lächelte er.
Er schwieg einen Augenblick.
»Weißt du, Wendy, unter Burschen herrscht immer eine Art Konkurrenzkampf. Jeder will der Größte und Beste sein. Und ich habe schon immer kämpfen müssen. Sie wollten immer, dass ich auch mal verliere.«
»Angeberei!«, warf Wendy ein. »Ich bin im Bilde über die weitverbreitete männliche Profilierungssucht, Kuno. Das ist in Norwegen nicht anders. Man könnte es auch Balzgehabe nennen.«
»Genauso ist es. Ich will dir sagen, wie das so ist, bei mir und meinen Freunden. Mein Großvater besitzt, zusammen mit meinem Vater, eine Autowerkstatt und ein Autohaus. Ich war der Erste von meinem ganzen Freundeskreis, der Auto fahren konnte. Mein Großvater hat es mir auf einem Privatgelände beigebracht. Damals war ich noch ein Schulbub. Meine Freunde haben mich beneidet. Ich weiß alles über Autos. Mein Großvater hat gute Beziehungen. Deshalb konnte ich einige Sicherheitstrainingskurse mitmachen, als ich später den Führerschein hatte. Dabei lernt man so Sachen, wie das Fahren bei Nässe und Eis, bei hohem Seitenwind, Abbremsen in Gefahrensituationen und, während der Fahrt das Fahrzeug um einhundertachtzig Grad zu drehen. Jedenfalls war diese Schulung gut. Ich habe meinen Freunden gegenüber oft geprahlt, dass ich nie einen Unfall bauen würde. Jeder von ihnen hatte schon ein Auto zu Schrott gefahren. Dass ich jetzt mit dem Fahrrad ein Straßenschild gerammt habe, ist natürlich eine große Genugtuung für sie. Sie behaupten, ich hätte einem Madl nachgesehen. Das habe ich aber nicht. Ich habe einfach die Kurve nicht bekommen.«
Kuno lächelte Wendy an.
»Ich sehe keinem Madl mehr nach, seit ich dir begegnet bin. Wendy, darf ich hoffen, dass du meine Gefühle verstehst? Es liegt mich viel an dir. Ich weiß, dass ich mir in Sachen Romantik sehr schwer tue. Ich hoffe, du siehst es mir nach. Ich mag dich sehr gern, Wendy. Ich habe mich wirklich in dich verliebt. Und ich meine es ernst. Sieh mir bitte nach, dass ich so ungeschickt bin, wenn ich versuche, meine Gefühle auszudrücken.«
Wendy wurde es warm ums Herz. Nach der Begegnung mit dem verstock schweigenden Simon empfand sie Kunos Offenheit als sehr angenehm.
»Mach dir keine Gedanken, Kuno! Es ist rührend, wie du dich um mich bemühst. Das Blumengeschäft in Kirchwalden muss einen guten Umsatz haben. Die vielen Blumensträuße sind doch von dir?«
Kuno wand sich verlegen.
»Ja, das sind sie. Ich wollte dich nicht drängen. Deshalb habe ich keine Karte beilegen lassen. Ich dachte, ich hoffte, dass du weißt, die Blumen sind von mir.«
Kuno räusperte sich.
»Dass ich dir neulich im Beisein von Sophie und Charlotte meine Liebe gestanden habe, war sehr ungeschickt. Bitte verzeih!«
Er senkte den Blick.