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Leistung allein ist nicht alles!
Was wird aus unseren Kindern? Wie wird ihre Zukunft aussehen? Sind sie für die Herausforderungen gerüstet? Wie können wir dafür sorgen, dass sie soziale Wesen werden, die die Gesellschaft zu mehr Gerechtigkeit und Solidarität in der Gesellschaft führen.
Reimer Gronemeyer und Michaela Fink skizzieren ein Zukunftsszenario, in dem Menschen, die ihre Fähigkeit zur Gestaltung einer wärmenden, sozialen Gemeinschaft wiederentdecken, sich auf den Weg machen: Schluss mit dem Sicherheitswahn der Helikopter-Eltern oder den digitalisierten Krüppeln unserer Informationsgesellschaft. Stattdessen müssen wir lernen, unser Gegenüber wieder wahrzunehmen und die Verschiedenheit der Menschen als Bereicherung zu schätzen.
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Seitenzahl: 231
Reimer Gronemeyer· Michaela Fink
UNSERE
KINDER
Was sie für die
ZUKUNFT
wirklich
STARK
macht
Gütersloher Verlagshaus
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Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln
ISBN 978-3-641-18244-1V001
www.gtvh.de
Inhalt
Einleitung
DIE KRISEN DER ZUKUNFT
Das Lachen eines Kindes
Die einfache Zukunft und der Geschmack der Freiheit
Vom Sturz und vom Flug. Eine Hoffnung
1
BILDUNG
Was Kinder wirklich wissen sollten
Warum wir eine andere Bildung brauchen
Keine Lernfabriken
Kein Normkind
Eigenverantwortung als regulierendes Prinzip
Die Hungrigen und die Neugierigen
2
SICHERHEIT
Ein Aus für die Helikopter-Eltern
Nachhilfe für Eltern
Das Verschwinden der schützenden Räume
3
EMPATHIE
Vom Narzissmus zum DU
Aus »Sex, Drugs und Rock ’n’ Roll« wurde irgendwann Veganismus und Lactose-Intoleranz
Narzisstische Hochzeit, die Ehe ohne DU
»Vertrauen ist gut. Kontrolle ist besser.« Wirklich?
4
TOLERANZ
Vom Glück der Verschiedenheit
Krasse Unterschiede
Schwarzes Pfingsten
Wunder geschehen vor unseren Augen
In den Beziehungen: Monokultur und befreiende Verschiedenheit
Hinab in die Schächte
5
INFORMATION
Digitalisierung als Chance
Wenn alles drinnen passiert
Was ist eigentlich stark?
6
GESUNDHEIT
ADHS, Social Freezing und der Sinn von Parenting Apps
7
STÄRKE
Der Weg in die richtige Richtung
Fazit
DER SPRUNG IN DIE ZUKUNFT
Vom Aufbruch der Furchtlosen
Wenn es so nicht weitergeht – wie dann?
Die Kunst des Aufhörens
Wo ist Hoffnung? Wie werden die Ego-Programme überwunden?
Rezept für starke Kinder: Ich bin, wenn du bist
Mission impossible: Nachgedanken
Danksagung
Anmerkungen
Einleitung
DIE KRISEN DER ZUKUNFT
Wie unsere Kinder sie überleben können
Tanzt um euer Leben,
wehrt euch,
wenn ihr nicht
vor einem Bildschirm verglühen wollt.
Hito Steyer1
Wir sind in der High-Tech-Gesellschaft angekommen. Den Staub der guten alten Industriegesellschaft haben wir von den Schuhen abgeschüttelt. Mit ihr verschwindet die stabile Familie, endet die Arbeit als Lebenszentrum, bröckelt der Wohlfahrtsstaat. Und auch das prinzipiengeleitete Individuum, das sich perfekt in Familie und Arbeitswelt einfügte, dankt ab. Stattdessen begrüßen wir die neuen flexiblen, beschleunigungsfähigen und mobilen Nomaden: unsere Kinder. Sie bewegen sich souverän im digitalen Zeitalter, nehmen die Welt so, wie sie ist, in Gebrauch. An der Vergangenheit sind sie wenig interessiert, auch an der Zukunft nicht sonderlich. Politik? Nein danke. Karriere? Ach ja.
Sind unsere Kinder eigentlich auf die globalen und lokalen Krisen, in die sie stürzen werden, vorbereitet? Sind sie imstande, sich die Zeitgeistzipfelmütze vom Kopf zu reißen, um sich auf den Weg zu machen, der aus der Ich-Gesellschaft herausführt?
Sind unsere Kinder also stark genug für diesen Weg?
Und mit Stärke meinen wir nicht die Anabolica-Jungs mit Muskelshirt aus dem Fitnessstudio, auch nicht den kleinen Bengel, der mit seiner Mutter beim Kindertherapeuten sitzt und ihr von der Seite ein »fuck you« ins Ohr zischt. Ganz gewiss auch nicht die quengelnde Tochter, die ihre Mutter aus dem Kinderbett heraus terrorisiert, stundenlang. Mama muss bis zum Umfallen dableiben, weil die Tochter nicht einschlafen kann. Was sind das für Eltern, die, so konturlos wie Amöben, sich fest im Griff der Kinder befinden? Papa der Butler, Mama das Dienstmädchen. Das ist nicht Stärke, die hier vorgelebt wird. Da werden Ichlinge gezüchtet, in denen allenfalls der ranzige Narzissmus der Eltern wiedergeboren wird. Gefallsüchtige Mütter und Väter, die ängstlich in den Zügen der Kinder suchen, ob sie akzeptiert werden. Jeder Wunsch wird erfüllt, vom Schokoriegelreigen bis zur Playmobilhalde. So entwickeln sich kleine Egomanen, die ihre Eltern und Lehrer in den Wahnsinn treiben und selbst trostlose Gespenster sind. Mit der Welt verbunden durch Chips aus der Tüte und der Konsole auf dem Schoß. Diese Wracks haben eine große Chance, irgendwann bei der Kindertherapeutin Clara zu landen, die von solchen unglücklichen Wesen erzählt: dicke Jungs, die von ihren Müttern grenzenlos verwöhnt sind und dazu angeleitet wurden, die Welt als etwas zu begreifen, aus dem sie sich endlos bedienen können. Mama hält das Füllhorn schräg, sodass alles in den Mund rutschen kann. Groß und größer geworden sind sie in einer künstlichen Blase, wie es sie für immunkranke Kinder, die die Außenwelt nicht vertragen, gibt. Und wenn dann irgendwann Kontakt mit der Welt unvermeidlich ist, in der Schule zum Beispiel, dann fallen sie fassungslos in sich zusammen. Depressiv, gestört, lebensuntüchtig. Es hat ihnen ganz offensichtlich etwas gefehlt. Was? Ein Gegenüber. Erfahrung im Umgang mit der Wirklichkeit. Die Welt ist eben kein Supermarkt, in dem Mama an der Kasse sitzt und für ihren kleinen Engel alles über den Scanner schiebt.
Starke Kinder sind auch nicht die Früh-Egomanen, die in der Vorstellung leben, dass die Zukunft für sie schon perfekt eingerichtet ist, dass alles wie am Schnürchen laufen wird und der schicke Partner, der Spitzenjob, die Penthouse-Wohnung und das Cabrio für sie bereitstehen. Der mit Süßigkeiten vollgestopfte dicke Junge lebt ebenso in einer Kunstwelt wie das in Designerklamotten gehüllte kindliche Erfolgsmodell, das denkt, die Zukunft sei schon in trockenen Tüchern.
Über beide wird kübelweise Eiswasser ausgeschüttet werden. Diese Generation, die jetzt heranwächst, erbt vor allem eins: Krisen, die jeder aufzählen kann, der Zeitung liest oder die Tagesschau sieht: Europa ist nicht mehr das Gravitationszentrum der Welt, der Wohlstand ist von chinesischer und indischer Konkurrenz bedroht, man sieht es schon im Süden Europas. Die Kluft zwischen Reich und Arm wächst, und das wird auf Dauer nicht ohne schwere Konflikte abgehen.
Die Folgen des Klimawandels spüren bisher die Bewohner Schwarzafrikas; weit weg sind sie: Sie hungern oder fliehen – und landen dann hier bei uns. Aber da kommt noch mehr, die Klimakatastrophe ist nicht nur was für Afrika, das ahnen die Menschen.
Die Börsen sind wie im Fieberwahn – kein vernünftiger Mensch glaubt, dass diese Pokerrunde immer so weitergeht. Und im Inneren unserer radikalisierten Leistungsgesellschaft zeigen sich mehr und mehr Brüche: Die Zahl der seelisch Verkrüppelten wächst. Burnout. Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS). Depression. Die Weltgesundheitsorganisation gibt die Devise aus, dass schon im Jahre 2020 Depression die weltweit häufigste Krankheit sein wird.
Es wird nicht so weitergehen wie bisher. Wer das nicht sehen will, handelt seinen Kindern gegenüber fahrlässig. Wir Europäer müssen uns warm anziehen. Und die Kinder werden es ausbaden, wenn wir diesen drohenden Eisregen ignorieren.
Starke Kinder: Damit sind also nicht die Kraftpakete gemeint und nicht die Rücksichtslosen. Es geht vielmehr um selbstbewusste Wesen. Um Menschen, die nicht nur außenorientiert sind, sondern etwas über sich wissen. Die selbst-bewusst sind. Menschen, die begriffen haben, dass sie ohne DU, ohne Gegenüber, nicht leben können. Menschen, die damit beginnen, verlorene Gemeinschaftlichkeit neu zu erfinden, die dem Geld misstrauen, die nicht glauben, dass es dabei bleibt, dass Geld die Welt regiert. Eine extrem schwierige Aufgabe, denn sie müssen das leckgeschlagene Schiff auf hoher See und in voller Fahrt reparieren.
Wir, die Älteren, sollten sie in ihrem Aufbruch unterstützen, wir sollten ihren Pioniergeist entfachen. Wir gehen von der unverrückbaren und vielleicht verrückten Annahme aus, dass Menschen, und gerade auch unsere Kinder, sich nicht abfinden wollen und nicht glücklich sind in einer Lebenswelt, die außer Geld und Erfolg und Ego nichts kennt. Darum ist klar, dass die starken Kinder die Ich-Gesellschaft hinter sich lassen müssen. Das ist leichter gesagt als getan. Aber es muss gelingen, weil sie, und damit auch wir, sonst keine Überlebenschancen haben.
Wie also können Kinder stark werden? Was müssen sie mitbringen, um auf die Krisen antworten zu können? Was brauchen sie? Und woher soll dieses Potenzial kommen? Schule, Universität, Gesellschaft, der gesamte Alltag, ja letztlich auch das Elternhaus leiden unter der Verseuchung durch das ökonomisierte Denken. Als wäre irgendwo ein Geldturm explodiert und verstreue wie ein Fukushima-Meiler seine Geldpartikel in die Umwelt. Hält uns außer dem Geld und dem Erfolg noch irgendetwas zusammen? Oder ist das, was wir Gesellschaft nennen, nichts als ein Behälter, in dem die Ichlinge sich beißen, nach oben zu kommen versuchen und die Schwächeren nach unten treten? Sind Schule, Kommune, Elternhaus noch etwas anderes als Geschäftsmodelle? Die neoliberale Botschaft »Wenn jeder an sich denkt, ist auch an alle gedacht« ist Betrug, ist Irrtum, ist Sackgasse. Aber können aus einer Ich-Gesellschaft überhaupt Kinder herauswachsen, die nicht Egomanen sind? Man muss zugeben, dass das nicht sehr wahrscheinlich ist.
Das Lachen eines Kindes
Eigentlich war es das Lachen eines Kindes. Das Lachen eines Dreijährigen, der im Staub vor uns saß. Er brachte uns auf das Thema dieses Buches.
Das war im Norden Namibias. Victoria, die Mutter, sammelte Schrott. Das Kleid hing ihr in Fetzen vom Leib. Die Mutter der Mutter lag auf einer zerrissenen gelben Schaumgummimatte, betrunken von otombo, dem traditionellen Hirsebier. Der kleine schwarze Junge in löchrigem T-Shirt, schmutzig, hungrig, saß da und stocherte vor uns mit einem rostigen Nagel in seinem Fuß, denn er hatte sich einen Splitter eingetreten. Den versuchte er rauszuholen. Seine kleine Schwester neben ihm riss aus einem zerfledderten Gesangbuch Seiten heraus. Der staubige Platz war übersät mit kaputten rußigen Töpfen, abgefahrenen Reifen, zerbrochenem rostigen Werkzeug. Es war das Nichts. Nichts zu essen, nichts anzuziehen, keine Gegenwart und keine Zukunft. Wir waren gerührt.
Und dennoch ging eine Lebenskraft von diesem Kind aus, die bei uns schiere Verblüffung hervorruft. Im Kopf der Vergleich, der sich aufdrängte: Kinder in Deutschland, überausgestattet, rundumversorgt, keinen Augenblick aus den Augen gelassen, beschult von der Krippe bis zum Universitätsabschluss. Schlecht gelaunt, unzufrieden, lahm. Nicht alle, aber viele. Mit Smartphone und Sneakers, mit vorgefertigten Löchern in den Jeans. Sind die löchrigen Hosen eine Parodie auf die Armut derer, die nur die löchrigen Hosen haben? Sollen sie durch den Kontrast das teure Designerhemd hervorheben? Kontrastbonus?
Was macht also afrikanische Kinder so stark? Immer wieder sind uns diese Kinder begegnet, die mittags aus der Schule kamen, noch nichts gegessen und einen langen Schulweg hatten. Sie müssten eigentlich völlig fertig sein. Aber das war und ist nicht so. Sie strahlen Lebenskraft aus, einen Lebenswillen, der nicht aus Kalorien, aus Umsorgung und dem Konsum kommen kann, sondern eine andere Quelle haben muss. Die Stärke dieser afrikanischen Kinder – nicht derer natürlich, die in den zeitgenössischen Hungersnöten vergehen – ist ein Rätsel. Vielleicht lässt sie die Fragilität ihrer Lebensbedingungen dem Atem des Lebens näher sein? Stumpft also Sattheit ab? Und was würde das bedeuten? Niemand kann sich Armut herbeisehnen. Aber dass in Übersättigung, Überbetreuung und perfekter Sicherheit keine starken Kinder wachsen können – das ist auch klar.
Die Kinder sind heute von Vernichtungsdrohungen umgeben, sie sind von Sinnlosigkeitserfahrungen angefressen, von Einsamkeitsfluten umspült. Natürlich richtet sich da der Blick auf die Empfindsamen, die Aufbruchsbereiten, die auf sich selbst angewiesen sind. Aber halt: Auch die Trägen, die Dumpfen, die Selbstvergessenen ahnen das. Man fühlt sich erinnert an einen Satz aus dem Matthäusevangelium. Den spricht in Pier Pasolinis Film zum Matthäusevangelium Jesus von Nazareth, der durch eine Steinlandschaft geht: »Ich sage euch, dass Gott dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken vermag.«2
Drängt sich der Gedanke nicht auf, dass wir es mit Kindern zu tun haben, die manchmal wie Steine wirken – und uns die Hoffnung bleibt, dass diese Steine irgendwie zum Leben erweckt werden könnten? Und wie können sie zum Leben erweckt werden? Sie brauchen dazu Lehrer oder Meister, die sie lebendig machen. Wenige Meister werden sie in ihrem jungen Leben treffen, weil es wenige gibt. Manchmal findet man sie in der Schule, in einem Verein, in der Musik, im Roman, auf der Straße. Es geht für die Kinder darum, den Schritt in neue Bewusstseins- und Handlungsräume zu wagen, Räume, in denen sie auf lebendiges Wissen stoßen. Mut und Behutsamkeit müssen ihre Begleiter sein. Die dicke Kruste unserer Gesellschaft muss einen Riss bekommen, wie es Leonhard Cohen in einem unvergesslichen Lied gesungen hat:
Ring the bells that still can ring
Forget your perfect offering
There is a crack, a crack in everything
That’s how the light gets in.
Aber wir können über das »Innere« der Kinder nicht sprechen, ohne die besonderen heutigen »äußeren« Umstände anzuschauen. So gefährdet die Seele (wenn denn dieser Begriff noch brauchbar ist) der Kinder ist, so gepolstert sieht ihre äußere Lage aus. Es ist nicht zu übersehen, dass es die vielen, vielen Hartz-IV-Kinder gibt, aber im Durchschnitt wird für Kinder viel Geld ausgegeben, ja man kann sagen, Kinder sind so teuer wie noch nie. Manchmal könnte man den Eindruck haben, dass der äußere finanzielle Glanz das innere Elend überdecken soll. Noch nie haben die Deutschen so viel Geld für ihre Kinder ausgegeben wie heute. Bis zum 18. Lebensjahr sind es in Deutschland durchschnittlich 131.256 Euro. Der deutsche Staat gibt für jedes Kind bis zum 18. Lebensjahr noch einmal 146.000 Euro aus. 1,5 Milliarden Euro werden in Deutschland für Nachhilfestunden bezahlt. Verbirgt diese Geldlawine den Sozialisationsgau? Wird das viele Geld ausgegeben, um (wie bei einem Zaubertrick) davon abzulenken, dass keiner mehr weiß, wie Erziehung, die nicht nur »Kinderoptimierung« ist, aussehen soll? Seit Sokrates, Jesus, Seneca (um nur diese drei Namen aus einer Fülle zu nennen) ist klar, dass sich die Suche nach Wahrheit, Sinn und Lebendigkeit nicht mit Geldfülle vereinbaren lässt.
Sokrates hat in seiner Verteidigungsrede – im Angesicht des Todesurteils – gesagt: »Ich bringe ja, meine ich, einen hinlänglichen Zeugen dafür bei, dass ich die Wahrheit sage: meine Armut.« Unbestechlich war er, bestimmt von der radikalen Suche nach Wahrheit. Was wir brauchen, sind Kinder, die sich nicht bestechen lassen von der Fülle. Übersättigung macht dumm und fahrig. Ein einfaches Leben, ein Leben in übersichtlichen Verhältnissen, macht stark und klug. Unsere Kinder stolpern durch die Fülle: Fülle der Waren, Fülle der Möglichkeiten, Fülle der Entscheidungen, Fülle der Angebote. Der Satz des Sokrates ist auch zu uns gesprochen, wenn wir ihn so für uns verstehen: Einfach muss es zugehen, wenn Kinder gedeihen sollen.
Stark und schön sollen die Kinder sein, darüber kann man einig sein. Nicht die Schönheit des Illustriertencovers ist da gemeint und nicht die Muskelschwellungen aus dem Fitnessstudio. Sondern das mutige, am Mitmenschen orientierte, das zukunftsoffene, das aufbruchsbereite Kind, das wird gesucht und gebraucht.
In Malawi, jenem besonders armen Land im Herzen Afrikas, wo die Hälfte der Menschen hungert, gibt es einen wunderbaren Spruch über Kinder: mwana wosabvinidwa. Das heißt wörtlich »ein Kind, für das getanzt wurde«. Damit ist ein Kind gemeint, das ein gutes Benehmen hat, an dem man sich freuen kann. Das Benehmen meint da nicht die Tischsitten, sondern beschreibt eine gelungene, soziale Person, die entsteht, wenn für das Kind »getanzt« wurde. Damit sind nicht Eltern, Tanten, Nachbarn gemeint, die sich für die Kinder zum Affen machen, wie das bei uns oft der Fall ist. Da ist zum Beispiel ein Kleinkind im Kinderwagen, auf einem Marktplatz in München. Zwei ältere Paare, offensichtlich die Großeltern, mit je einer Eistüte in der Hand umspringen und umdrängen geradezu den Kinderwagen, um das Kind zum Eislecken zu animieren. Ich bin dran, ich bin dran, ich bin dran. In Viererkonkurrenz Servilität vor den Kindern. Anbiederung. Lechzen nach einem gnädigen Lächeln aus dem Kinderwagen. Dagegen mwana wosabvinidwa – das ist das Kind, für das die Zuständigen ihr eigenes bewegtes und bewegendes Leben hingeschenkt haben, Eltern, die rückhaltlos Liebe und Zuwendung gegeben haben. Das ist die Gabe, aus der ein begabtes Kind kommen kann. Wir brauchen Kinder, für die getanzt wurde. Souveräne Eltern, starke Kinder.
»Eure Kinder sind nicht eure Kinder. Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber. Sie kommen durch euch, aber nicht von euch. Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht«, sagt der Prophet Almustafa, den Khalil Gibran 1926 in die Welt gebracht hat.3 Die Eltern – so fährt er fort – können den Kindern für den Körper ein Haus geben, aber nicht für die Seele, denn die wohne im Haus von morgen, in das die Eltern nicht eintreten werden. Ihr dürft auch nicht versuchen, sie euch ähnlich zu machen, sagt er: »Ihr seid der Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden.«
Ein schönes Bild, in dem etwas gesagt ist über die Kraft, die Kinder von ihren Eltern mitbekommen sollen – ohne dass sie, die Eltern, vergessen, dass die Nachkommen irgendwann selbstständig fortfliegen ... Manche Eltern werden den Eindruck haben, dass die lebenden Pfeile, die die Kinder sein sollen, ohne Schwung zu Boden fallen.
Die Neubesinnung, die Neuorientierung ist dringlich. Wir überschreiten gerade eine Schwelle: Wir beginnen in einer postwestlichen Welt zu leben. Das ökonomische Zentrum der Welt wird demnächst woanders liegen, nicht mehr bei uns. Und das wird vieles, wenn nicht alles ändern. Wir, vor allem aber unsere Kinder, brauchen einen Neuanfang. Auf den müssen sich Eltern und Kinder einstimmen. Das ist nicht einfach, aber spannend.
Von diesem Aufbruch soll hier die Rede sein.
Eines kann man voraussagen: Der Geschmack der Freiheit, der Auszug aus der Ich-Gesellschaft, wird viel zu tun haben mit einem radikalen Wandel des Lebensstils, den die nach uns hinbekommen müssen, wenn wir Älteren das schon nicht zustande bringen.
Die einfache Zukunft und der Geschmack der Freiheit
Eine knallharte Angelegenheit: Entweder wir ändern unseren Lebensstil oder der Klimawandel wird die Lebensbedingungen künftiger Generationen so verschlechtern, dass ihnen die Luft zum Atmen ausgeht, das Wasser knapp wird, die Ernten ausbleiben. »Wir brauchen umfassende Maßnahmen und Programme, die allen Verbrauchern klimafreundliche Entscheidungen leicht und bequem machen. Vor allem aber müssen diese politischen Maßnahmen fair sein, damit den Menschen, die bereits um ihre Existenz kämpfen, nicht zusätzliche Opfer abverlangt werden, um den exzessiven Konsum der Reichen auszugleichen« – schreibt Naomi Klein.4 Ein gesunder und maßvoller Lebensstil wird notwendig sein, um die Emissionen unter Kontrolle zu halten.
Die heutigen Konsumenten verlagern bisher die Risiken ihres exzessiven Lebensstils in die Generation der Nachkommen. Darum ist es unabdingbar, so etwas wie einen Zivilisationsbruch ins Auge zu fassen. Der muss stattfinden, um das Überleben der Kinder und Kindeskinder zu ermöglichen. Genauer: Sie, die Kommenden, müssen sich zum Bruch mit dem Konsumrausch, mit der Verschleuderung der Ressourcen und mit der Zwangsidee »Wachstum« entschließen. Nur so können sie mitten im Strom, der sie in den Untergang reißen will, ihr Überleben organisieren. Sie werden einfach leben oder sie werden nicht überleben: Und der Zorn über die Exzesse der Vorgänger könnte gewaltig anschwellen.
Ernst Jünger hat beschrieben, wie er als 16-Jähriger von zu Hause flieht, um in die Fremdenlegion einzutreten (»Afrikanische Spiele«5). Raus aus der bleiernen Sicherheit, hinein in das lebenspendende Abenteuer. In Frankreich angekommen, entscheidet er sich zu einem überraschenden Schritt: Bevor er sich im Büro der Fremdenlegion meldet und anwerben lässt, schlendert er durch die Markthallen Verduns. Er kommt zu einem Abflussrohr, das durch einen eisernen Rost verschlossen ist. »Hier blieb ich stehen und zog das Päckchen hervor, das ich ... vorbereitet hatte und das, in einen Zwanzigmarkschein eingewickelt, ein kleines goldenes Zehnfrankenstück nebst einiger Scheidemünzen erhielt. Es war so schmal, dass es sich mühelos zwischen zwei Stäben des Rostes hindurchschieben ließ.«
Die Opfergabe verschwindet im schlammigen Abwasser. Fast noch ein Kind, hat er die Brücken hinter sich abgebrochen, um in eine völlig unsichere Zukunft zu gehen: Das Neue, das Abenteuer, in das er sich begeben will, kann nur ohne Haltegriffe, nur ohne den sichernden Ballast begonnen werden. Er schneidet die Fäden, die ihn mit der Vergangenheit verbinden, ab.
Wer sich in diese Geschichte vertieft, kann etwas von dem ungeheuren Mut spüren, den es erfordern wird, sich der gewohnten Sicherheiten zu entledigen, zumindest: Distanz zu ihnen zu gewinnen, damit das Neue anfangen kann. Vielleicht müssen ja die kommenden Generationen das Erbe der Väter und Mütter in einer Nacht versaufen, um neu beginnen zu können ...
Aber woher soll die Aufbruchsbereitschaft, der Wille, zu neuen Ufern aufzubrechen, kommen? Manchmal wirken die Kinder, mit denen wir es zu tun haben und von denen der Aufbruch gefordert sein wird, so müde, so verstrickt in ihre konsumistischen und elektronischen Netze. Sie sind eingehüllt in ein Leben ohne jede Bescheidung, eine dumpfe Mischung aus Angebotswirtschaft und entfesselter Selbstverwirklichung, ein Leben, das keine Zukunft hat, sondern den Geruch der Nekrophilie verströmt. Wissen sie das? Ahnen sie das?
Nachmittags der Karatekurs, wöchentlich Flöten- und Klavierunterricht, Reiten, Schwimmen, Tennis, vielleicht noch Kindertheater und kreatives Malen – atemloser Konsum von Dienstleistungen und Qualifizierungsmaßnahmen, am besten die bilinguale Schule, noch besser Chinesisch schon im Kindergarten, um so präpariert zu sein für eine Lebenswelt, die auf Konkurrenz gestimmt ist.
Kann aus dieser Lage überhaupt so etwas wie eine Freude am Umsturz, am radikalen Neuanfang, entstehen? Die Idee, alles durch die rostigen Stäbe des Abflussrohres zu schieben, um dann den Geschmack der Freiheit zu spüren? Oder können wir uns nur die finstere Alternative vorstellen? Eine globale Verteilungsdiktatur, die durch Verordnung, Bedürfniskontrolle und die Zuteilung von Waren und Dienstleistungen das Überleben der Menschen sichert? Alle Hoffnung muss sich richten auf die, die »aus dem Inneren stark sind«, die in nächster Zukunft die geheimen Attraktoren sein werden – wie Botho Strauß sagt.6 Jene, die sich die Zipfelmütze des Zeitgeistes vom Schopf reißen und die, während die Welt schon brennt, aus dem Alptraum erwachen und Löschwasser spritzen.
Der kluge Käsehändler in unserer Stadt sagt: Eine wachsende Zahl von Kindern und Jugendlichen hat keinen Geschmack mehr. Außer an drastischem Fastfood und Softdrinks sind sie an nichts geschmacklich interessiert. Vor ihrer Hinrichtung im Februar 2015 im US-Staat Georgia wünscht sich Kelly Renee Gissendaner (46 J.) als Henkersmahlzeit zwei Cheeseburger und zweimal Pommes groß. Es sind Geschmackslinien, die heute gelegt werden, die irgendwie ins Nichts führen. Das kann man und muss man übertragen: Ist der Geschmack an der Freiheit verloren gegangen? Der Geschmack an der Schönheit eines einfachen Lebens? Und wie kann dieser Geschmack wieder zum Leben erweckt werden?
Ein modernes Märchen, eine Kurzgeschichte, hat Stephen King geschrieben, in der das Dilemma deutlich wird, in dem wir stecken und in dem unsere Kinder stecken werden: Die Versuchung, die globalen Probleme so in den Griff zu bekommen, dass alles bleiben kann, wie es ist: »Das Ende des ganzen Schlamassels«, wie die Geschichte bei King heißt. »Warum sind die Menschen so gottverdammt böse?«, fragt Robert. »Sie entwickeln sich wie immer«, erwidert sein Bruder Howard. Robert erfindet Pazifin, eine Substanz, die er weltweit im Wasser verteilt. Pazifin ist etwas, das die Menschen friedlicher macht. Zu spät erkennen Robert und Howard, dass die Menschen zwar sanftmütig werden, aber auch dümmer: Pazifin verursacht Demenz. Am Ende führt das zum Niedergang der Menschheit, da alle Menschen entweder sterben oder zu »sabbernden Idioten« werden.7
Wer bereit ist nachzudenken, weiß, dass wir unweigerlich einfacher leben müssen. Die Bequemlichkeit und das »Weiter so« hindern den nötigen Aufbruch, aber vielleicht entdecken die Nachkommenden, dass in diesem Schritt das Abenteuer der Freiheit wartet.
Kinder stehen heute an einer Nahtstelle: Sie finden sich in einer vorwärts stürmenden Welt wieder, die vor der Wahl zwischen drohendem Kollaps und ungeahnten Möglichkeiten der Humanisierung steht. Um davon ein Bild zu bekommen, muss man sich darüber klar werden, dass sich die Lebensumwelt der Kinder radikal von vorangehenden Zeiten unterscheidet. Und die Kinder selbst sind deshalb zugleich völlig andere, nicht nur ihre Lage ist anders.
Was ist charakteristisch für Kinder, die heute leben? Was unterscheidet ihre Lage von den Kindern, die vor ihnen gelebt haben?
Zugegeben – eine sehr globale Frage. Aber wenn man es wagt hinzuschauen, dann fallen zwei Phänomene ins Auge, die so zu beschreiben sind: Kinder bewegen sich in einer radikal flexibilisierten Welt, und Kinder leben in einer radikalen Gegenwärtigkeit. Sie sind im doppelten Sinne bodenlos – sowohl was die Vergangenheit als auch was die Zukunft betrifft. Das bedeutet wiederum zweierlei:
Erstens: Kinder haben keine Herkunft, sie kommen aus dem Nichts.
Zweitens: Kinder haben eine Zukunft ohne Haltegriffe.
Was soll das heißen? Und was bedeutet das? Es bedeutet und es heißt: Kinder leben völlig anders als ihre Vorgänger. Sie sind befreit und beraubt von Vergangenheit. Sie stürzen in eine Zukunft, von der man vor allem weiß, dass man sich in ihr auf nichts verlassen kann. Das kann gelesen werden als ein Augenblick völliger Freiheit und zugleich als ein Augenblick völliger Unsicherheit. Ein Neuanfang? Eine Katastrophe? Beides ist drin.
Kindheit bekommt weltweit einen radikalen Gegenwartscharakter: Wo Kinder früher aus Milieus, aus eher statischer Geschichte und aus überlieferten Geschichten kamen und wo sie in Generationenfolgen eingebunden waren – herrscht jetzt das radikale Vergessen.
»Meine Kinder werden das nicht mehr erleben«, sagt eine Vierzigjährige mit zwei Kindern, die aus einem hessischen kleinen Ort stammt. Sie erinnert sich an ihre dörflichen Verhältnisse, sie wuchs auf in einem Dorf, in dem man von jedem Haus wusste, wer da wohnt, was die Geschichte der Familie ist, die da lebt. Ob sie eher Freunde oder eher Feinde sind. »Heute lebe ich in einem kleinen Ort«, sagt sie, »wo wir auch nach Jahren kaum jemanden in der Nachbarschaft kennen.«
Das Christentum ist weg; die Familie ist ein fragiles Augenblicksgebilde geworden. Die Kultur, aus der die Kinder kommen, ist der Vergessenheit anheimgegeben. Die wichtigste Aufgabe für Kinder lautet stattdessen: Finde dich in deiner Gegenwart zurecht! Die elektronischen Instrumente, das Handy, das Internet, die Konsole, das Navi – das sind die neuen Orte und Instrumente der Orientierung. Sie ersetzen die sozialen Milieus, in denen Kinder bisher aufwuchsen. Das ist ein Fakt, man kann es bedauern, aber nicht ändern. Das Verschwinden der sozialisierenden und prägenden Vergangenheit zugunsten der virtuellen Gegenwart erfahren die Erzieher (Väter, Mütter, Verwandte, Freunde, Lehrer, Großeltern) als Machtverlust. Der sozialisierende Einfluss der Informationsgesellschaft und ihrer Werkzeuge ist übermächtig im Vergleich mit den alten Autoritäten. Elemente der Befreiung sind darin ebenso erkennbar wie die Gefahr einer prinzipiellen »Wurzellosigkeit« – ein schwieriges Wort unfraglich. Aber wer seine Freunde vor allem bei Facebook hat und in den Followerwolken schwebt, ist eher ein Luftwesen.
Eine etwas delikate Parallele: Immer mehr pflanzliche Nahrungsmittel werden weltweit bodenlos gezüchtet: Hochhäuser, in denen Salatköpfe am Tropf einer Nährlösung hängen, künstlich beleuchtet – sie sehen keine Sonne und keinen Ackerboden. Mit den Kindern geht etwas Ähnliches vor: Sie wachsen in erfahrungsarmen Räumen auf – jedenfalls wenn man den Begriff Erfahrung in seinem ursprünglichen Kontext versteht – die unablässige Herumreiserei ist damit jedenfalls nicht gemeint, weil sie ja immer nur auf das schon Bekannte stoßen lässt. Selbst eine Reise nach Afrika verläuft für die Kids heute ja oft so, als würden sie durch klimatisierte Röhren und Tuben geschossen und bleiben von der wilden und fremden Außenwelt eigentlich abgeschottet. Sie hängen am Tropf der elektronischen Nährlösung. Das fängt früh an.
Immer mehr Kinder kommen nicht so zur Welt, wie es einmal als »natürlich« angesehen wurde: Reproduktionsmedizin angesichts zunehmender Unfruchtbarkeit; Social Freezing, damit die Berufstätigkeit nicht in wichtigen Phasen unterbrochen wird, termingerechter Kaiserschnitt: Zeugung und Geburt bekommen Produktionscharakter. Institutionen, in denen Kinder von frühester Kindheit an leben (Krippe, Kindergarten, Vorschule, Schule usw.), sind qualitätskontrollierte, risikoarme Zonen, in denen modularisierte Lebensvollzüge für die optimale Entwicklung sorgen und in denen auch die als erforderlich angesehene Zuwendung zu den Kindern ein pädagogisch überwachtes abgewogenes Maß hat. Es ist wie bei der Hydrokultur: Gezielte kalkulierte Wärmeeinheiten, pädagogisch geprüfte Bildungsmodule – und das zum Verzehr geeignete Produkt entsteht. Ein Wesen, das mit unterschiedlichen Gütesiegeln (Bildungsabschlüssen) versehen seinen fragilen Platz in der flexibilisierten Leistungsgesellschaft finden kann, bereit zur Selbstoptimierung, bereit, alles zu geben, was Arbeits- und Lebenswelt verlangen. Ja sogar die Wiedererfindung der fast schon verschwundenen Familie kann da ins Programm gehören, als ein kalkuliertes Versorgungsarrangement für Mann, Frau und Kinder.
Die einen schaffen das, in einem solchen Kälteimperium zu überleben, andere zerbrechen – die neurotischen, verhaltensgestörten Kinder sind gewissermaßen die Ausschussware, weil bei ihnen der Input von Bildungs- und Erziehungszufuhr und von Wärmeeinheiten nicht richtig abgestimmt war. So wie sich die Salatköpfe nicht an die Erde, aus der sie kommen sollten, erinnern, so erinnern sich diese Hydrokultur-Kinder nicht der Kultur, aus der sie kommen (cultura ist ja der Ackerbau ...)