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Seitenzahl: 71
KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Band 17
Textanalyse und Interpretation zu
Hermann Hesse
UNTERM RAD
Maria-Felicitas Herforth
Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgaben: Hesse, Hermann: Unterm Rad. Roman. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2007 (suhrkamp taschenbuch 3851)
Über den Autor dieser Erläuterung: Maria-Felicitas Herforth, geboren 1980, Studium der Anglistik und Germanistik an der Ruhr-Universität Bochum (1999–2005), Studienaufenthalt in Großbritannien (2001–2002), 2005–2006 Doktorandin und wissenschaftliche Hilfskraft im Englischen Seminar der Ruhr-Universität Bochum, 2007–2009 Referendariat, seit 2009 Studienrätin mit den Fächern Englisch und Deutsch an einem Gymnasium in Bochum, Autorin von Königs Erläuterungen.
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Hinweis: Die Rechtschreibung wurde der amtlichen Neuregelung angepasst. Zitate von Hermann Hesse müssen auf Grund eines Einspruches in der alten Rechtschreibung übernommen werden.
2. Auflage 2013
ISBN 978-3-8044-6932-7
© 2001, 2010 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: Kloster Maulbronn, © ullstein bild – Imagebroker.net
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INHALT
1. DAS WICHTIGSTE AUF EINEN BLICK – SCHNELLÜBERSICHT
2. Hermann Hesse: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Das Deutsche Reich unter Kaiser Wilhelm II.
Gespaltene wilhelminische Gesellschaft
Autoritäres Erziehungswesen
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
3. TEXTANALYSE UND -INTERPRETATION
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
3.3 Aufbau
Kompositionsstruktur
Leitmotive
Satirische Elemente
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Hans Giebenrath
Hermann Heilner
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
3.7 Interpretationsansätze
Unterm Rad als psychologische Studie
Unterm Rad – Plädoyer für die Jugend
Strukturzüge des Entwicklungsromans in Unterm Rad
Motivverbindungen in Unterm Rad
Der Tod Hans Giebenraths
4. REZEPTIONSGESCHICHTE
5. MATERIALIEN
Zur Intention Hermann Hesses
Biografische Parallelen
6. PRÜFUNGSAUFGABEN MIT MUSTERLÖSUNGEN
Aufgabe 1 ***
Aufgabe 2 ***
Aufgabe 3 *
Aufgabe 4 *
LITERATUR
Zitierte Ausgabe
Sekundärliteratur
Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht.
Im 2. Kapitel beschreiben wir Hesses Leben und stellen den zeitgeschichtlichen Hintergrund dar:
Hermann Hesse lebte von 1877 bis 1962, unter anderem in Calw und Montagnola/Tessin.
Unterm Rad ist Hermann Hesses zweiter Roman.
Der Roman greift jugendliche Erfahrungen der zu seiner Entstehungszeit vorherrschenden autoritär-erzieherischen Normen der wilhelminischen Gesellschaft auf.
Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation.
Unterm Rad – Entstehung und Quellen:
Entstehungszeitraum 1903/1904 in Calw; der Roman hat biografische Wurzeln. Hesse beeinflusste sein eigenes Leiden unter dem autoritären Schulsystem und das schulische Schicksal seines jüngeren Bruders Hans, der sich 1935 das Leben nahm. Der Roman war einer der populären Schülerromane der Jahrhundertwende und hat thematische Verbindungen zu Frank Wedekinds Frühlings Erwachen (1892) oder Robert Musils Die Verwirrungen des Zöglings Törleß (1906).
Inhalt:
Unterm Rad umfasst sieben Kapitel und erzählt von einem Lebensabschnitt des etwa fünfzehnjährigen Hans Giebenrath, der zugleich die Schlussphase seines jungen Lebens darstellt. Der Roman fokussiert die innere Entwicklung des Jungen vom überaus strebsamen Musterzögling, der seine inneren Gefühle und Fantasien den Erwartungen seines Elternhauses gemäß verdrängt, zu einem innerlich zwischen pubertären Freiheitsfantasien und ständigem Pflichtbewusstsein zerrissenen Jüngling, der „unter das Rad“ des gesellschaftlichen Erziehungsapparates gerät. Ihm bleibt kein Raum für Individualität; er stirbt als Opfer der Gesellschaft einen frühen Tod.
Aufbau:
Der Roman ist übersichtlich strukturiert: Ein auktorialer Erzähler schildert die ca. eineinhalb Jahre aus dem Leben des jugendlichen Protagonisten vor seinem Tod. Der lineare, an die Entwicklung Giebenraths gebundene Erzählverlauf gliedert sich in drei Erzählabschnitte: Die Entstehung und Entwicklung des Konflikts (Kapitel 1/2), der Prozess der Selbstentfremdung (Kapitel 3/4), die Verschärfung des Konflikts (Kapitel 5/6) mit der Katastrophe in Kapitel 7. Bedeutende Leitmotive – wie etwa Bilder des Rades, Kopfschmerzen, Wassermetaphorik und Todesmotive – strukturieren den Roman und geben auf metaphorischer Ebene Hinweise auf die Deutung des Dargestellten. Mit der Einbettung satirischer Elemente klagt Hesse die bestehenden Verhältnisse seiner Zeit an.
Personen:
Der Hauptfigur Hans Giebenrath, deren äußere und innere Entwicklung kurz vor seinem Tod geschildert wird, ist Hermann Heilner als Gegenpol, Parallel- und Kontrastfigur zugeordnet. Beide Figuren empfinden ähnlich, verkörpern jedoch gegensätzliche Charakterzüge (Ehrgeiz vs. Dichtertum/Vergeistigung vs. Emotionalität), sodass sie als Freundschaftspaar eine Einheit bilden. Ihnen gegenüber steht der mächtige Erziehungsapparat, verkörpert durch Vater, Pfarrer und Lehrerschaft, der in der Erzählung nur in seinem zerstörerischen Einfluss auf die jugendliche Psyche dargestellt wird. Der Schuhmachermeister Flaig ist der einzige Vertreter der Erwachsenen, der Hans mit Sorge betrachtet und die fatalen Wirkungen erkennt, aber machtlos ist.
Stil und Sprache:
Stil und Sprache vermitteln einerseits die zerrissene Gefühlswelt, in der sich der Protagonist befindet, was sich in jeweils widerstreitender Darstellungsweise und Bildlichkeit (Leistungsdenken und -anspruch in der Väterwelt vs. Freiheitsdrang und Emotionalität in der Natur) widerspiegelt. Ironie und bis hin zu direkten Anklagen der Gesellschaft kennzeichnen den Roman als gesellschaftskritisches Werk der Zeit um 1900.
Interpretationsansätze:
Für eine thematische Interpretation von Unterm Rad bietet sich die Deutung als Entwicklungsroman mit einem für Hesses Werk typischen Figurenpaar an. Außerdem kann untersucht werden, wie Hermann Hesse den Einfluss der gesellschaftlichen Zustände um 1900 auf den Einzelnen sowie seine persönlichen Erfahrungen literarisch verarbeitet hat.
Hermann Hesse (1877–1962) © ullstein bild
Jahr
Ort
Ereignis
Alter
1877
Calw
Geburt am 2. Juli; zweites Kind des aus Estland stammenden Missionars und späteren Leiters des Calwer Verlagsvereines Johannes Hesse und seiner Frau Marie, geb. Gundert, der ältesten Tochter des namhaften Indologen und Missionars Hermann Gundert
1881–1886
Basel
Johannes Hesse unterrichtet bei der „Basler Mission“ und erwirbt 1883 die Schweizer Staatsangehörigkeit (zuvor: russische Staatsangehörigkeit). Der junge Hermann Hesse ist ein willensstarkes, vielseitig interessiertes Kind – voll Fantasie, Energie und Temperament.
4–9
1886–1891
Calw und Göppingen
Schulbesuch des Reallyzeums und der Lateinschule
9–14
1891–1892
Maulbronn
Am 15. September Eintritt in das berühmte evangelisch-theologische Klosterseminar unter Annahme der württembergischen Staatsbürgerschaft.
Nach sieben Monaten Flucht am 7. März, um seine früh erkannte Neigung zur Dichtung gegen eine Theologenlaufbahn zu verteidigen.
14/15
1892–1894
Bad Boll; Stetten; Cannstatt
Selbstmordversuch während einer Kur im religiösen Heil- und Erweckungszentrum Bad Boll; Überweisung in die Nervenheilanstalt Stetten; Aufnahme in das Gymnasium von Cannstatt
15–17
1894–1895
Calw
Praktikant in der Turmuhrenfabrik Perrot; Beginn des systematischen Literaturstudiums in der häuslichen Bibliothek; Überwindung der psychischen Krise
17/18
1895–1898
Tübingen
Buchhändlerlehre in der Buchhandlung Heckenhauer mit anschließender Übernahme als Buchhandlungsgehilfe; erste Buchpublikation Romantische Lieder (1898)
18–21
1899–1903
Basel
Buchhändler und Antiquar; zwei Italienreisen
22–26
1904
Gaienhofen am
Bodensee
Peter Camenzind erscheint im Verlag S. Fischer; Eheschließung mit Maria Bernoulli (drei Söhne: 1905 Bruno, 1909 Heiner, 1911 Martin); freier Schriftsteller und Mitarbeiter zahlreicher Zeitungen und Zeitschriften
27
1906
Unterm Rad (Roman)
29
1907
Diesseits (Erzählungsband)
30
1907–1912
Mitherausgeber der politisch-liberalen Zeitschrift „März“; 1910 Gertrud; 1911 Indienreise
30–35
1914–1919
Bern
Roßhalde (Roman); Tätigkeit in der „Deutschen Gefangenenfürsorge Bern“; Herausgeber der „Deutschen Interniertenzeitung“ und Gründer des „Verlages der Bücherzentrale für deutsche Kriegsgefangene“
37–42
1915
Knulp. Drei Geschichten aus dem Leben Knulps; Am Weg
38
1916
Luzern