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Die Bewertung von Unternehmen ist eine anspruchsvolle betriebswirtschaftliche Dienstleistung. Dabei spielen viele betriebswirtschaftliche Grundlagen, wie z.B. die Investitionstheorie, das Rechnungswesen und die Unternehmensplanung eine Rolle. Im vorliegenden Buch werden zunächst die Grundlagen dargestellt, auf denen die Unternehmensbewertung basiert. Ausgehend von Anlässen und Funktionen der Unternehmensbewertung wird nach einem kurzen Überblick über die gängigen Verfahren auf die finanzwirtschaftlichen Grundlagen und den Jahresabschluss eingegangen. Danach erfolgt eine Darstellung der gängigen Verfahren mit Schwerpunkt auf den Gesamtbewertungsverfahren. Dabei wird weitgehend durchgängig ein Fallbeispiel zugrunde gelegt, auf dessen Basis die Unternehmenswerte nach den verschiedenen Methoden ermittelt werden.
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Seitenzahl: 74
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Die Bewertung von Unternehmen ist eine anspruchsvolle betriebswirtschaftliche Dienstleistung. Dabei spielen viele betriebswirtschaftliche Grundlagen, wie z.B. die Investitionstheorie, das Rechnungswesen und die Unternehmensplanung eine Rolle.
Im vorliegenden Buch werden zunächst die Grundlagen dargestellt, auf denen die Unternehmensbewertung basiert. Ausgehend von Anlässen und Funktionen der Unternehmensbewertung wird nach einem kurzen Überblick über die gängigen Verfahren auf die finanzwirtschaftlichen Grundlagen und den Jahresabschluss eingegangen.
Danach erfolgt eine Darstellung der gängigen Verfahren mit Schwerpunkt auf den Gesamtbewertungsverfahren. Dabei wird weitgehend durchgängig ein Fallbeispiel zugrunde gelegt, auf dessen Basis die Unternehmenswerte nach den verschiedenen Methoden ermittelt werden. Eine Ausnahme stellen die branchenspezifischen Bewertungsverfahren dar, für welche das Beispiel nicht „passt“.
Die Idee für dieses Buch basiert auf den Erfahrungen der vom Verfasser gehaltenen Vorlesungen zur Unternehmensbewertung in den Wintersemestern 2011/12 und 2012/13 an der Adam-Ries-FH.
Lutz Völker
Verwendete Formelzeichen
Literatur
1. Grundlagen der Unternehmensbewertung
1.1. Anlässe und Funktionen
1.2. Verfahrensübersicht
1.3. Finanzwirtschaftliche Grundlagen
1.3.1. Kapitalwertmethode als investitionstheoretisches Konzept
1.3.2. Ermittlung der Kapitalkostensätze
1.3.3. Berücksichtigung von Steuern
1.4. Jahresabschluss
2. Einzelbewertungsverfahren
2.1. Grundlagen
2.2. Substanzwertverfahren
2.3. Liquidationswertverfahren
3. Gesamtbewertungsverfahren
3.1. Ertragswertverfahren
3.2. Discounted Cash Flow-Verfahren
3.2.1. Überblick
3.2.2. Entity-Ansatz
3.2.2.1. WACC-Verfahren
3.2.2.2. APV-Verfahren
3.2.3. Equity-Ansatz
4. Kombinationsverfahren
4.1. Mittelwertverfahren
4.2. Übergewinnverfahren
5. Branchenspezifische Bewertungsregeln
5.1. Bewertung freiberuflicher Unternehmen
5.2. Bewertung von Handwerksbetrieben
6. Marktorientierte Bewertung
6.1. Multiplikatorverfahren
6.2. Comparative Company Approach
7. Verfahrensregelungen
7.1. Vereinfachtes Ertragswertverfahren
7.2. IDW S1
Anhang 1: Daten der TEC GmbH
Anhang 2: Formelsammlung
Anhang 3: Anlage vereinfachtes Ertragswertverfahren
A
0
...
Anschaffungsauszahlung
A
t
...
Auszahlung zum Zeitpunkt t
BE
…
korrigierte Betriebsergebnisse beim AWH-Verfahren
BG
…
Bezugsgröße
BW
…
Barwert
BW
nSt
…
Barwert nach Steuern
ß
…
Beta-Faktor
ß
V
…
Beta-Faktor verschuldet
ß
U
…
Beta-Faktor unverschuldet
cbs
…
corporate bond spread
E
…
Einzahlung bzw. Ertragshundertsatz
beim Stuttgarter Verfahren
E
nSt
…
Einzahlung nach Steuern
E
t
...
Einzahlung zum Zeitpunkt t
EBIT
…
Earnings before Interest and Taxes
EK
…
Eigenkapital
EÜ
…
Ertragsüberschüsse
EV
…
Enterprise Value
FCF
…
Free Cash Flow
FK
…
Fremdkapital (verzinst)
FTE
…
Flow to Equity
GK
…
Gesamtkapital
i
…
Zinssatz bzw. Kapitalkosten
i
AWH
…
Diskontierungszinssatz nach dem AWH-Verfahren
i
nSt
…
Zinssatz bzw. Kapitalkosten nach Steuern
i
EK,V
…
Eigenkapitalkosten des verschuldeten Unternehmens
i
EK,U
…
Eigenkapitalkosten des unverschuldeten Unternehmens
…
Eigenkapitalkosten nach Steuern
i
FK
…
Fremdkapitalkosten (vor Steuern)
i
ÜG
…
Zins zur Diskontierung der Übergewinne
i
WACC
…
Gesamtkapitalkosten (WACC)
KGV
…
Kurs-Gewinn-Verhältnis
K
L
…
Liquidationskosten
KUV
…
Kurs-Umsatz-Verhältnis
L
n
...
Liquidationserlös
L
NBV
…
Liquidationswert des nicht betriebsnotwendigen Vermögens
L
V
…
Liquidationswert der Vermögensgegenstände
M
…
Multiplikator
μ
…
Erwartungswert
n
…
Jahre
NW
…
Nennwert eines Anteils beim Stuttgarter Verfahren
q
…
Zinsfaktor (1 + i)
r
B
…
risikoloser Basiszins
RBF
…
Rentenbarwertfaktor
r
D
…
Dividendenrendite
r
K
…
Kursgewinnrendite
r
M
…
Rendite des Marktportfolios
s
…
Unternehmenssteuersatz
S
AB
…
Abgeltungssteuersatz
S
eff
…
Effektivsteuersatz
σ
…
Varianz
t
…
Zeitpunkt/Jahr
T
…
Detailplanungszeitraum
TV
…
Terminal Value
UW
AWH
…
Unternehmenswert nach dem AWH-Verfahren
UW
APV
…
Unternehmenswert nach dem APV-Verfahren
UW
EW
…
Unternehmenswert nach dem Ertragswertverfahren
UW
FTE
…
Unternehmenswert nach dem Equity-Verfahren
UW
LW
…
Liquidationswert des Unternehmens
UW
M
…
Unternehmenswert nach dem Multiplikatorverfahren
UW
MW
…
Unternehmenswert nach dem Mittelwertverfahren
UW
SV
…
Unternehmenswert nach dem Stuttgarter Verfahren
UW
SW
…
Substanzwert des Unternehmens
UW
ÜG
…
Unternehmenswert nach dem Übergewinnverfahren
UW
WACC
…
Unternehmenswert nach dem WACC-Verfahren
V
…
Vermögenswert in Prozent beim Stuttgarter Verfahren
w
…
Wachstumsrate
W
BV
…
Wiederbeschaffungswert des betriebsnotwendigen
Vermögens
WG
…
Wertgröße
X
…
Anteilswert in Prozent beim Stuttgarter Verfahren
Z
F
…
Fungibilitätszuschlag
Z
K
…
Zuschlag für Kundenabhängigkeit
Z
P
…
Zuschlag für Produkt- und Leistungsangebot
Z
B
…
Zuschlag für Branchenentwicklung
Z
S
…
Zuschlag für Standort- und Wettbewerbsrisiken
Z
BA
…
Zuschlag für Betriebsausstattung
Z
AN
…
Zuschlag für Arbeitnehmerstruktur
Z
EP
…
Zuschlag für Abhängigkeit von Einzelpersonen
Z
sonst
…
Zuschlag für sonstige Risiken
Z
IH
…
Zuschlag für Abhängigkeit vom Inhaber
Behringer, Stefan: Unternehmensbewertung der Mittel- und Kleinbetriebe, 5. Auflage, Berlin 2012.
Drukarczyk, Jochen/Schüler, Andreas: Unternehmensbewertung, 5. Auflage, München 2007.
Ernst, Dietmar/Schneider, Sonja/Thielen, Bjoern: Unternehmensbewertungen erstellen und verstehen, 4. Auflage, München 2010.
IDW Standard: Grundsätze zur Durchführung von Unternehmensbewertungen (IDW S1 i.d.F. 2008).
Schempp, Andreas Conrad: Unternehmensbewertung im Handwerk. Betriebswirtschaftliche Analyse des AWH-Standards zur Unternehmensbewertung, München 2012.
Wiehle, Ulrich u.a.: Unternehmensbewertung - Methoden, Rechenbeispiele, Vor- und Nachteile, 4. Auflage, Wiesbaden 2010.
Wöhe, Günter/Döring, Ulrich: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 24. Auflage, München 2010.
Gegenstand der Unternehmensbewertung ist die Ermittlung des Gesamtwertes eines Unternehmens. Dabei besteht die Zielstellung darin, Entscheidungsträgern Maßstäbe für ökonomisch vorteilhafte Entscheidungen zu treffen.
Die Auffassungen zur „richtigen“ Unternehmensbewertung haben sich im Laufe der Entwicklung mehrfach geändert. Dabei lassen sich drei grundsätzliche Auffassungen unterscheiden.
Ursprünglich wurde die objektive Unternehmenswertlehre zugrunde gelegt. Diese vertritt die Auffassung, dass es nur einen objektiven, universell gültigen Unternehmenswert gibt. Der objektive Unternehmenswert gilt für alle Personen und Bewertungssituationen gleichermaßen und stellt ein Merkmal des Unternehmens dar. Um diesen zu ermitteln, dürfen somit nur die im Unternehmen selbst liegenden, objektiven Faktoren berücksichtigt werden. Diese können nach verschiedenen Auffassungen der Substanzwert, das Erfolgspotential oder der Marktwert sein.
Die subjektive Unternehmenswertlehre kritisiert demgegenüber die Auffassung des für jeden gültigen, objektiven Unternehmenswert. Vielmehr wird die Auffassung vertreten, dass der Unternehmenswert von den subjektiven Erwartungen desjenigen abhängt, für den der Wert ermittelt wird. Somit existieren z.B. beim Kauf eines Unternehmens ein subjektiver Käuferwert und ein subjektiver Verkäuferwert. Maßstab der Bewertung ist das zukünftige Erfolgspotential des Unternehmens als Ganzes aus Sicht des Einzelnen.
Aus diesen beiden konträren Auffassungen entwickelte sich die heute dominierende funktionale Unternehmenswertlehre, welche eine Synthese der beiden anderen Auffassungen versucht. Kernstück der funktionalen Bewertung ist, dass der Unternehmenswert nicht nur aus Sicht der Person, sondern auch aus Sicht der Zielstellung der Bewertung unterschiedlich ist. In Folge dessen wird die Unternehmensbewertung durch den Bewertungsanlass dominiert, welcher die verschiedenen Funktionen der Bewertung mit sich bringt.
Somit ist zunächst zu klären, welche Anlässe eine Unternehmensbewertung erfordern und welche Funktionen die Unternehmensbewertung hat.
Es gibt eine Reihe von Anlässen, die eine Unternehmensbewertung erfordern. Dabei lassen sich Bewertungsanlässe mit und ohne Eigentümerwechsel unterscheiden:1
Abb. 1: Anlässe für Unternehmensbewertungen
Hauptsächlicher Anlass für Unternehmensbewertungen ist zunächst der Kauf bzw. Verkauf von Unternehmen oder Unternehmensanteilen. Der Unternehmenswert soll hier eine Orientierung für den Käufer bzw. Verkäufer zur Preisbemessung liefern.
Dabei ist zu beachten, dass es aus Sicht der funktionalen Unternehmenswertlehre keinen „objektiven“ Unternehmenswert im Sinne eines absolut richtigen Wertes gibt. Zu berücksichtigen ist weiterhin, dass Wert und Preis zwei unterschiedliche Größen sind.
Der Unternehmenswert ist zweck- und personenabhängig. So macht es z.B. einen Unterschied, ob ein Unternehmen mit oder ohne Änderung des Zwecks fortgeführt bzw. in Teilen veräußert werden soll. Aus Sicht des Käufers bzw. Verkäufers stellt der Unternehmenswert die Preisober- bzw. -untergrenze und somit einen Entscheidungswert dar. Die Werteinschätzungen hängen u.a. von den Zukunftserwartungen, den Kapitalkosten und der Besteuerung ab.
Der Preis bildet sich demgegenüber im Rahmen der Preisverhandlungen, wenn ein Verhandlungsspielraum besteht. Sofern ein entsprechender Markt für Unternehmen bzw. Unternehmensanteile besteht, bildet sich der Preis durch Angebot und Nachfrage.
Abb. 2: Unternehmenswert und Preisbemessung
Im Zusammenhang mit Fusionen (§ 2 ff. UmwG) bzw. Übernahmen (§§ 319 ff. AktG) von Unternehmen dient die Bewertung insbesondere der Ermittlung des Tauschverhältnisses von Aktien.
Die Erbauseinandersetzung (§ 2042 BGB) dient der Auflösung der Erbengemeinschaft. In diesem Zusammenhang ist eine Unternehmensbewertung erforderlich, wenn ein Unternehmen zum Nachlass gehört.
Eine Enteignung darf nach Art. 14 GG nur auf der Basis eines Gesetzes erfolgen, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt. Dazu ist die Ermittlung des Wertes erforderlich. Ein wichtiger Sonderfall ist das Squeeze-out-Verfahren nach §§ 327a ff. AktG.
Im Falle einer Personengesellschaft kommt das Ausscheiden eines Gesellschafters z.B. aufgrund einer Kündigung, einer Insolvenz oder eines Beschlusses der Gesellschafter (§ 736 BGB, § 131 Abs. 3 HGB) in Betracht. In diesen Fall ist der ausscheidende Gesellschafter nach § 738 BGB abzufinden, was eine Unternehmensbewertung erforderlich macht.
Der Unternehmenswert ist von Bedeutung als Steuerbemessungsgrundlage z.B. im Rahmen der Erbschaftssteuer, wenn Unternehmen vererbt werden.