Unternehmensbewertung kompakt - Lutz Völker - E-Book

Unternehmensbewertung kompakt E-Book

Lutz Völker

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Beschreibung

Die Bewertung von Unternehmen ist eine anspruchsvolle betriebswirtschaftliche Dienstleistung. Dabei spielen viele betriebswirtschaftliche Grundlagen, wie z.B. die Investitionstheorie, das Rechnungswesen und die Unternehmensplanung eine Rolle. Im vorliegenden Buch werden zunächst die Grundlagen dargestellt, auf denen die Unternehmensbewertung basiert. Ausgehend von Anlässen und Funktionen der Unternehmensbewertung wird nach einem kurzen Überblick über die gängigen Verfahren auf die finanzwirtschaftlichen Grundlagen und den Jahresabschluss eingegangen. Danach erfolgt eine Darstellung der gängigen Verfahren mit Schwerpunkt auf den Gesamtbewertungsverfahren. Dabei wird weitgehend durchgängig ein Fallbeispiel zugrunde gelegt, auf dessen Basis die Unternehmenswerte nach den verschiedenen Methoden ermittelt werden.

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Vorwort

Die Bewertung von Unternehmen ist eine anspruchsvolle betriebswirtschaftliche Dienstleistung. Dabei spielen viele betriebswirtschaftliche Grundlagen, wie z.B. die Investitionstheorie, das Rechnungswesen und die Unternehmensplanung eine Rolle.

Im vorliegenden Buch werden zunächst die Grundlagen dargestellt, auf denen die Unternehmensbewertung basiert. Ausgehend von Anlässen und Funktionen der Unternehmensbewertung wird nach einem kurzen Überblick über die gängigen Verfahren auf die finanzwirtschaftlichen Grundlagen und den Jahresabschluss eingegangen.

Danach erfolgt eine Darstellung der gängigen Verfahren mit Schwerpunkt auf den Gesamtbewertungsverfahren. Dabei wird weitgehend durchgängig ein Fallbeispiel zugrunde gelegt, auf dessen Basis die Unternehmenswerte nach den verschiedenen Methoden ermittelt werden. Eine Ausnahme stellen die branchenspezifischen Bewertungsverfahren dar, für welche das Beispiel nicht „passt“.

Die Idee für dieses Buch basiert auf den Erfahrungen der vom Verfasser gehaltenen Vorlesungen zur Unternehmensbewertung in den Wintersemestern 2011/12 und 2012/13 an der Adam-Ries-FH.

Lutz Völker

Inhaltsverzeichnis

Verwendete Formelzeichen

Literatur

1. Grundlagen der Unternehmensbewertung

1.1. Anlässe und Funktionen

1.2. Verfahrensübersicht

1.3. Finanzwirtschaftliche Grundlagen

1.3.1. Kapitalwertmethode als investitionstheoretisches Konzept

1.3.2. Ermittlung der Kapitalkostensätze

1.3.3. Berücksichtigung von Steuern

1.4. Jahresabschluss

2. Einzelbewertungsverfahren

2.1. Grundlagen

2.2. Substanzwertverfahren

2.3. Liquidationswertverfahren

3. Gesamtbewertungsverfahren

3.1. Ertragswertverfahren

3.2. Discounted Cash Flow-Verfahren

3.2.1. Überblick

3.2.2. Entity-Ansatz

3.2.2.1. WACC-Verfahren

3.2.2.2. APV-Verfahren

3.2.3. Equity-Ansatz

4. Kombinationsverfahren

4.1. Mittelwertverfahren

4.2. Übergewinnverfahren

5. Branchenspezifische Bewertungsregeln

5.1. Bewertung freiberuflicher Unternehmen

5.2. Bewertung von Handwerksbetrieben

6. Marktorientierte Bewertung

6.1. Multiplikatorverfahren

6.2. Comparative Company Approach

7. Verfahrensregelungen

7.1. Vereinfachtes Ertragswertverfahren

7.2. IDW S1

Anhang 1: Daten der TEC GmbH

Anhang 2: Formelsammlung

Anhang 3: Anlage vereinfachtes Ertragswertverfahren

Verwendete Formelzeichen

A

0

...

Anschaffungsauszahlung

A

t

...

Auszahlung zum Zeitpunkt t

BE

korrigierte Betriebsergebnisse beim AWH-Verfahren

BG

Bezugsgröße

BW

Barwert

BW

nSt

Barwert nach Steuern

ß

Beta-Faktor

ß

V

Beta-Faktor verschuldet

ß

U

Beta-Faktor unverschuldet

cbs

corporate bond spread

E

Einzahlung bzw. Ertragshundertsatz

 

 

beim Stuttgarter Verfahren

E

nSt

Einzahlung nach Steuern

E

t

...

Einzahlung zum Zeitpunkt t

EBIT

Earnings before Interest and Taxes

EK

Eigenkapital

Ertragsüberschüsse

EV

Enterprise Value

FCF

Free Cash Flow

FK

Fremdkapital (verzinst)

FTE

Flow to Equity

GK

Gesamtkapital

i

Zinssatz bzw. Kapitalkosten

i

AWH

Diskontierungszinssatz nach dem AWH-Verfahren

i

nSt

Zinssatz bzw. Kapitalkosten nach Steuern

i

EK,V

Eigenkapitalkosten des verschuldeten Unternehmens

i

EK,U

Eigenkapitalkosten des unverschuldeten Unternehmens

Eigenkapitalkosten nach Steuern

i

FK

Fremdkapitalkosten (vor Steuern)

i

ÜG

Zins zur Diskontierung der Übergewinne

i

WACC

Gesamtkapitalkosten (WACC)

KGV

Kurs-Gewinn-Verhältnis

K

L

Liquidationskosten

KUV

Kurs-Umsatz-Verhältnis

L

n

...

Liquidationserlös

L

NBV

Liquidationswert des nicht betriebsnotwendigen Vermögens

L

V

Liquidationswert der Vermögensgegenstände

M

Multiplikator

μ

Erwartungswert

n

Jahre

NW

Nennwert eines Anteils beim Stuttgarter Verfahren

q

Zinsfaktor (1 + i)

r

B

risikoloser Basiszins

RBF

Rentenbarwertfaktor

r

D

Dividendenrendite

r

K

Kursgewinnrendite

r

M

Rendite des Marktportfolios

s

Unternehmenssteuersatz

S

AB

Abgeltungssteuersatz

S

eff

Effektivsteuersatz

σ

Varianz

t

Zeitpunkt/Jahr

T

Detailplanungszeitraum

TV

Terminal Value

UW

AWH

Unternehmenswert nach dem AWH-Verfahren

UW

APV

Unternehmenswert nach dem APV-Verfahren

UW

EW

Unternehmenswert nach dem Ertragswertverfahren

UW

FTE

Unternehmenswert nach dem Equity-Verfahren

UW

LW

Liquidationswert des Unternehmens

UW

M

Unternehmenswert nach dem Multiplikatorverfahren

UW

MW

Unternehmenswert nach dem Mittelwertverfahren

UW

SV

Unternehmenswert nach dem Stuttgarter Verfahren

UW

SW

Substanzwert des Unternehmens

UW

ÜG

Unternehmenswert nach dem Übergewinnverfahren

UW

WACC

Unternehmenswert nach dem WACC-Verfahren

V

Vermögenswert in Prozent beim Stuttgarter Verfahren

w

Wachstumsrate

W

BV

Wiederbeschaffungswert des betriebsnotwendigen

 

 

Vermögens

WG

Wertgröße

X

Anteilswert in Prozent beim Stuttgarter Verfahren

Z

F

Fungibilitätszuschlag

Z

K

Zuschlag für Kundenabhängigkeit

Z

P

Zuschlag für Produkt- und Leistungsangebot

Z

B

Zuschlag für Branchenentwicklung

Z

S

Zuschlag für Standort- und Wettbewerbsrisiken

Z

BA

Zuschlag für Betriebsausstattung

Z

AN

Zuschlag für Arbeitnehmerstruktur

Z

EP

Zuschlag für Abhängigkeit von Einzelpersonen

Z

sonst

Zuschlag für sonstige Risiken

Z

IH

Zuschlag für Abhängigkeit vom Inhaber

Literatur

Behringer, Stefan: Unternehmensbewertung der Mittel- und Kleinbetriebe, 5. Auflage, Berlin 2012.

Drukarczyk, Jochen/Schüler, Andreas: Unternehmensbewertung, 5. Auflage, München 2007.

Ernst, Dietmar/Schneider, Sonja/Thielen, Bjoern: Unternehmensbewertungen erstellen und verstehen, 4. Auflage, München 2010.

IDW Standard: Grundsätze zur Durchführung von Unternehmensbewertungen (IDW S1 i.d.F. 2008).

Schempp, Andreas Conrad: Unternehmensbewertung im Handwerk. Betriebswirtschaftliche Analyse des AWH-Standards zur Unternehmensbewertung, München 2012.

Wiehle, Ulrich u.a.: Unternehmensbewertung - Methoden, Rechenbeispiele, Vor- und Nachteile, 4. Auflage, Wiesbaden 2010.

Wöhe, Günter/Döring, Ulrich: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 24. Auflage, München 2010.

1. Grundlagen der Unternehmensbewertung

1.1. Anlässe und Funktionen

Gegenstand der Unternehmensbewertung ist die Ermittlung des Gesamtwertes eines Unternehmens. Dabei besteht die Zielstellung darin, Entscheidungsträgern Maßstäbe für ökonomisch vorteilhafte Entscheidungen zu treffen.

Die Auffassungen zur „richtigen“ Unternehmensbewertung haben sich im Laufe der Entwicklung mehrfach geändert. Dabei lassen sich drei grundsätzliche Auffassungen unterscheiden.

Ursprünglich wurde die objektive Unternehmenswertlehre zugrunde gelegt. Diese vertritt die Auffassung, dass es nur einen objektiven, universell gültigen Unternehmenswert gibt. Der objektive Unternehmenswert gilt für alle Personen und Bewertungssituationen gleichermaßen und stellt ein Merkmal des Unternehmens dar. Um diesen zu ermitteln, dürfen somit nur die im Unternehmen selbst liegenden, objektiven Faktoren berücksichtigt werden. Diese können nach verschiedenen Auffassungen der Substanzwert, das Erfolgspotential oder der Marktwert sein.

Die subjektive Unternehmenswertlehre kritisiert demgegenüber die Auffassung des für jeden gültigen, objektiven Unternehmenswert. Vielmehr wird die Auffassung vertreten, dass der Unternehmenswert von den subjektiven Erwartungen desjenigen abhängt, für den der Wert ermittelt wird. Somit existieren z.B. beim Kauf eines Unternehmens ein subjektiver Käuferwert und ein subjektiver Verkäuferwert. Maßstab der Bewertung ist das zukünftige Erfolgspotential des Unternehmens als Ganzes aus Sicht des Einzelnen.

Aus diesen beiden konträren Auffassungen entwickelte sich die heute dominierende funktionale Unternehmenswertlehre, welche eine Synthese der beiden anderen Auffassungen versucht. Kernstück der funktionalen Bewertung ist, dass der Unternehmenswert nicht nur aus Sicht der Person, sondern auch aus Sicht der Zielstellung der Bewertung unterschiedlich ist. In Folge dessen wird die Unternehmensbewertung durch den Bewertungsanlass dominiert, welcher die verschiedenen Funktionen der Bewertung mit sich bringt.

Somit ist zunächst zu klären, welche Anlässe eine Unternehmensbewertung erfordern und welche Funktionen die Unternehmensbewertung hat.

Es gibt eine Reihe von Anlässen, die eine Unternehmensbewertung erfordern. Dabei lassen sich Bewertungsanlässe mit und ohne Eigentümerwechsel unterscheiden:1

Abb. 1: Anlässe für Unternehmensbewertungen

Hauptsächlicher Anlass für Unternehmensbewertungen ist zunächst der Kauf bzw. Verkauf von Unternehmen oder Unternehmensanteilen. Der Unternehmenswert soll hier eine Orientierung für den Käufer bzw. Verkäufer zur Preisbemessung liefern.

Dabei ist zu beachten, dass es aus Sicht der funktionalen Unternehmenswertlehre keinen „objektiven“ Unternehmenswert im Sinne eines absolut richtigen Wertes gibt. Zu berücksichtigen ist weiterhin, dass Wert und Preis zwei unterschiedliche Größen sind.

Der Unternehmenswert ist zweck- und personenabhängig. So macht es z.B. einen Unterschied, ob ein Unternehmen mit oder ohne Änderung des Zwecks fortgeführt bzw. in Teilen veräußert werden soll. Aus Sicht des Käufers bzw. Verkäufers stellt der Unternehmenswert die Preisober- bzw. -untergrenze und somit einen Entscheidungswert dar. Die Werteinschätzungen hängen u.a. von den Zukunftserwartungen, den Kapitalkosten und der Besteuerung ab.

Der Preis bildet sich demgegenüber im Rahmen der Preisverhandlungen, wenn ein Verhandlungsspielraum besteht. Sofern ein entsprechender Markt für Unternehmen bzw. Unternehmensanteile besteht, bildet sich der Preis durch Angebot und Nachfrage.

Abb. 2: Unternehmenswert und Preisbemessung

Im Zusammenhang mit Fusionen (§ 2 ff. UmwG) bzw. Übernahmen (§§ 319 ff. AktG) von Unternehmen dient die Bewertung insbesondere der Ermittlung des Tauschverhältnisses von Aktien.

Die Erbauseinandersetzung (§ 2042 BGB) dient der Auflösung der Erbengemeinschaft. In diesem Zusammenhang ist eine Unternehmensbewertung erforderlich, wenn ein Unternehmen zum Nachlass gehört.

Eine Enteignung darf nach Art. 14 GG nur auf der Basis eines Gesetzes erfolgen, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt. Dazu ist die Ermittlung des Wertes erforderlich. Ein wichtiger Sonderfall ist das Squeeze-out-Verfahren nach §§ 327a ff. AktG.

Im Falle einer Personengesellschaft kommt das Ausscheiden eines Gesellschafters z.B. aufgrund einer Kündigung, einer Insolvenz oder eines Beschlusses der Gesellschafter (§ 736 BGB, § 131 Abs. 3 HGB) in Betracht. In diesen Fall ist der ausscheidende Gesellschafter nach § 738 BGB abzufinden, was eine Unternehmensbewertung erforderlich macht.

Der Unternehmenswert ist von Bedeutung als Steuerbemessungsgrundlage z.B. im Rahmen der Erbschaftssteuer, wenn Unternehmen vererbt werden.