Verliert Europa sein Gesicht? - Pirmin A. Breig - E-Book

Verliert Europa sein Gesicht? E-Book

Pirmin A. Breig

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Beschreibung

Europa ist dabei, seine Bedeutung zu verlieren - oder gar nicht erst zu finden. Aufgrund vieler rechtsnationaler Kräfte, die für "Abschottung" und "Eigenständigkeit" plädieren und so versuchen, Europa zu demontieren. Dabei ist Europa erst stark und effektiv, wenn es geeint ist. Weil es so auch erst seiner eigenen Bestimmung nachkommen kann, nämlich Ort der Menschlichkeit und des Menschen und deshalb auch Ort der Vernunft zu sein. Nicht von ungefähr offenbarten sich in Europa der Humanismus und die Aufklärung und wurden in Europa die Menschenrechte erschaffen. Immer war der Mensch das zentrale Thema. Heute sind wir dabei, dieses zentrale Thema, dessen Werte, die Europa bestimmen, aufzugeben, indem wir jenen Kräften nachgeben und zur Bedeutung verhelfen, die schon einmal Europa in den Abgrund gerissen haben. Wie soll man diesen Kräften begegnen? Wie sollen sie bekämpft werden? Und vor allem: Wie und weshalb nehmen sie immer wieder Besitz vom Menschen? Es sind drei Faktoren, die diesen Kräften Nahrung bieten: Populisten, das Volk - und die Religionen.

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Über den Autor

Pirmin A. Breig wurde 1968 in Basel geboren. Er studierte zuerst Medizin, dann Kunstgeschichte, Geschichte und Philosophie. Anschliessend Malerei. Er führte in Basel eine Kunstgalerie, in der er verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern aus Europa die Möglichkeit bot auszustellen. Eine Ausstellung für eine russische Künstlerin fand in Zusammenarbeit mit der Botschaft der Russischen Föderation zum 300-jährigen Bestehen der Stadt St. Petersburg statt. Er bezeichnet sich als Denker, der sich keiner Ideologie, aber auch keiner politischen Partei verpflichtet fühlt.

Inhalt

Vorwort

Über Europa allgemein

Über die Schweiz und Europa

Über Europa und die Gesetze der Senkrechten

Die Waagrechte und die Vergangenheit

Das Volk und dessen Herrschaft als Staatsform

Das Leben in der Vergangenheit als Tragik

Über die Waagrechte – wer oder was ist sie?

Das selbstständige Denken als Merkmal des Menschen

Der Kehlkopf als »Kopf« des Tieres

Die Aufrechte und die Zukunft

Über das menschliche Denken allgemein – und die Kräfte des Kehlkopfs

Das Denken untersagen heisst »ent-ichen«

Die Absicht der Aufklärung

England bewahrte Europa vor dem Abgrund

Englands Haltung irritiert

Wohlstand führt nicht automatisch in die Waagrechte

Das (selbstständige) Denken und die Menschlichkeit

Kehlkopf-Kräfte treten an die Stelle des Denkens

Europa und die griechische Mythologie

Europa nicht nur als Warnung, sondern auch als Prophezeiung?

Vielleicht ist Europa noch nicht wirklich gefunden

Zu einem gewissen Grad ist Europa gefunden

Wie können Kräfte der Waagrechten gebannt werden?

Ein anderes Verhältnis zur Natur als Lösung

Natur- und Tierschützer lieben die Waagrechte

Europa, der Kontinent des Menschen

Auch Religionen diskriminieren

Europa müsste von den Religionen befreit werden

Die Abhängigkeit von Religionen und die Toleranz

Die Frauen als Garant für Europa

Frauen unterstützen Religionen

Europa ohne Frauen ist eine Karikatur

Europa muss in seiner wahren Bedeutung verstanden werden

Um Europa zu retten, müssen die Kräfte der Waagrechten erkannt und bekämpft werden

Über das Volk

Über die Menschen, die den Kräften der Waagrechten unterworfen sind

Über die Religionen

Schlussfolgerung

Vorwort

Um es vorwegzunehmen: Ich bin nicht Bürger der EU, ich bin Schweizer. Das heisst, ich dürfte mich nicht in die Angelegenheiten Europas oder der EU einmischen. Aber ich tue es trotzdem. Weil ich als Schweizer dennoch Bewohner Europas bin – die Schweiz liegt inmitten von Europa. Und weil ich nicht einer jener Schweizer bin, die die Schweiz von Europa abschotten wollen. Im Gegenteil: Ich wohne in Basel, das als Agglomeration selber als »Europa im Kleinen« bezeichnet werden kann. Denn Basel als Agglomeration, die fast eine Million Menschen umfasst, ist trinational. Sie besteht aus den Ländern Schweiz, Deutschland und Frankreich. Ein Zusammenarbeiten und ein Miteinander gehören hier zur Tagesordnung, zur Pflicht. Weil sonst die gesamte Agglomeration, wirtschaftlich, kulturell, menschlich, in sich zusammenfiele. Es wäre ein Desaster, wenn sich Basel von Europa und somit vom »Ausland«, vielleicht, weil es die Schweiz per Abstimmung und Gesetz so möchte, abschotten müsste.

Dass die Schweiz nichts mit Europa zu tun haben will, hat also nicht mit Basel, sondern mehr mit anderen Gründen zu tun. Hauptsächlich mit der rechtsnationalen Schweizerischen Volkspartei, die Stimmung gegen Europa macht. Würde die Schweiz mehr auf Basel hören oder auch mehr selbst wie Basel, geografisch, menschlich, kulturell, mit Europa verbunden sein, so wäre sie wohl nicht nur vom Einfluss einer SVP, sondern auch mehr von Europa geprägt. In dem Sinne kann man sich fragen: Gehören Basel und die Schweiz wirklich zusammen?

Wenn ich mich für Europa interessiere, so liegt das daran, dass ich mich mit Europa verbunden fühle. Denn für mich hat Europa eine besondere Bedeutung. Nämlich die Bedeutung, ein Kontinent zu sein, der sich für den Menschen und für die Menschlichkeit und deshalb auch für die Vernunft einsetzt. Nicht umsonst entstanden in Europa Humanismus und Aufklärung – und letztlich daraus sogar die Menschenrechte. (Oder das Rote Kreuz in Genf.) Der Mensch ist also das zentrale Thema dieses Kontinents.

Leider wird dieses zentrale Thema jetzt wieder von rechtsnationalen Strömungen arg strapaziert und infrage gestellt. Es wird so sehr infrage gestellt, dass man sich überlegt, ob Europa dabei ist, seine Bedeutung zu verlieren – und es tatsächlich, wie die griechische Mythologie in Bezug auf die von Zeus entführte Europa erzählt, aufgegeben werden muss, weil es nicht (mehr) gefunden werden kann. Denn rechtsnationalen Strömungen geht es nicht um den Menschen, sondern nur um sich selbst. Und somit um ihre eigene Macht. Und um Gewalt und Arroganz. Und um »Selbstverwirklichung«. Empathie, Vernunft und Rücksichtnahme sind Fehlanzeige. Wie Panzer überrollen sie die Menschen und die Welt.

Ich habe mir also Gedanken zu Europa gemacht. Über die Ursachen seiner Probleme und wie diese zu bewältigten wären. Ob sie gelesen werden, weiss ich nicht. Ich hoffe es. Vielleicht konnte ich als Bürger eines Landes, das nicht zur EU gehört, also als jemand, der, frei nach Nietzsche, die Stadt verlassen hat, besser sehen, wie hoch sich ihre Türme über die Häuser erheben?

PIRMIN A. BREIG, Basel, im Oktober 2017

Über Europa allgemein

In der griechischen Mythologie wird Europa als Tochter des phönizischen Königs Agenor und der Telephassa beschrieben. Da sich Zeus, der Göttervater, in sie verliebte und sie deshalb, wie er meinte, in Besitz nehmen wollte, entführte er sie. Er entführte sie, indem er sich als Stier zeigte und sie so auf den Rücken nahm, also wohl verführte. Die Mutter von Europa, Telephassa, machte sich gemeinsam mit ihren Söhnen, den Söhnen Kadmos, Phoinix und Kilix, auf den Weg, ihre Tochter zu suchen, jedoch vergeblich. Europa schien verloren und auch die Mutter samt ihren Söhnen. Denn es war die Bedingung, erst dann gemeinsam wieder zurückzukehren, wenn sie Europa gefunden hätten.

Der Name Europa kann, aus dem Altgriechischen übersetzt, als »die mit der weiten Sicht« (auch Vorsehung?) oder als »die mit dem umfassenden Gesicht« beschrieben werden. Wenn Europa als »die mit dem umfassenden Gesicht« verstanden wird, kann dies vielleicht auch heissen, dass sie die mit dem menschlichen Antlitz ist?

Über die Schweiz und Europa

In meiner Schrift über Basel und die Schweiz1 schildere ich, wie die Schweiz Gefahr läuft, ihre eigentliche Bedeutung zu verlieren, wenn sie ihre Aufrechte vergisst und sich nur noch von ihrer Waagrechten bestimmen lässt. Die Waagrechte und die Senkrechte bilden gemeinsam das Kreuz, wie es die Schweiz selbst als Symbol in ihr Wappen aufgenommen hat – und als Symbol Ausdruck des Menschen ist. Die Schweiz könnte, wenn sie sich im Sinne des Kreuzes verstünde, Grundlage für Europa sein. Leider wird sie zurzeit von Kräften bestimmt, die Europa ablehnen und die Schweiz von Europa abschotten wollen, obwohl sich das Land, geografisch gesehen, selber inmitten Europas, also in dessen »Herzen«, befindet.

Über Europa und die Gesetze der Senkrechten