Vielbeinige Außerirdische: Zwei Science Fiction Romane - Alfred Bekker - E-Book

Vielbeinige Außerirdische: Zwei Science Fiction Romane E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende SF-Romane: (349) Exodus der Ontiden (Luc Bahl) Ukasis Hölle (Alfred Bekker) Robert Ukasi lag gefesselt am Boden. Er blickte auf. Ein durchdringender Geruch hing in der Luft. Blut, Schweiß und etwas, das auf keinen Fall menschlich war. Dann – ein Laut, von dem man nicht hätte sagen können, ob er einem Seufzen oder dem Gegeneinanderschaben von Beißwerkzeugen entstammte. Was geschieht, geschieht eben, dachte Ukasi. Es gibt keine Hoffnung, keinen Trost und keine Gewissheit. Nicht einmal in der Mathematik, denn in Wahrheit ist das Universum doch chaotisch… Es siegen weder das Gute noch die Logik. Der spinnenartige Wsssarrr kroch über den Boden und war etwa drei Meter von Ukasi entfernt. Mit unterschiedlich langen Beinen drehte sich der Wsssarrr den menschlichen Körper mehrfach herum, den er zu sich herangezogen hatte. Es war der Körper einer Frau. Die Frisur hatte sich gelöst. Das Haar hing zum Teil herab, der Rest wurde noch durch ein paar Nadeln zusammengehalten. Vom Gesicht war nicht mehr viel zu erkennen.

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Luc Bahl, Alfred Bekker

Vielbeinige Außerirdische: Zwei Science Fiction Romane

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Inhaltsverzeichnis

Vielbeinige Außerirdische: Zwei Science Fiction Romane

Copyright

Die Mission

Mission Space Army Corps 33: Exodus der Ontiden: Chronik der Sternenkrieger

Übersicht Chronik der Sternenkrieger

Ukasis Hölle

Vielbeinige Außerirdische: Zwei Science Fiction Romane

Luc Bahl, Alfred Bekker

Dieser Band enthält folgende SF-Romane:

Exodus der Ontiden (Luc Bahl)

Ukasis Hölle (Alfred Bekker)

Robert Ukasi lag gefesselt am Boden. Er blickte auf. Ein durchdringender Geruch hing in der Luft. Blut, Schweiß und etwas, das auf keinen Fall menschlich war.

Dann – ein Laut, von dem man nicht hätte sagen können, ob er einem Seufzen oder dem Gegeneinanderschaben von Beißwerkzeugen entstammte.

Was geschieht, geschieht eben, dachte Ukasi. Es gibt keine Hoffnung, keinen Trost und keine Gewissheit. Nicht einmal in der Mathematik, denn in Wahrheit ist das Universum doch chaotisch… Es siegen weder das Gute noch die Logik.

Der spinnenartige Wsssarrr kroch über den Boden und war etwa drei Meter von Ukasi entfernt.

Mit unterschiedlich langen Beinen drehte sich der Wsssarrr den menschlichen Körper mehrfach herum, den er zu sich herangezogen hatte.

Es war der Körper einer Frau. Die Frisur hatte sich gelöst. Das Haar hing zum Teil herab, der Rest wurde noch durch ein paar Nadeln zusammengehalten. Vom Gesicht war nicht mehr viel zu erkennen.

Copyright

in CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

COVER A.PANADERO

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

Die Mission

Vier Science Fiction Romanserien - ein Kosmos!

CHRONIK DER STERNENKRIEGER - die kontinuierlich fortlaufende SF-Serie über die Abenteuer des Raumschiffs Sternenkrieger. Bislang 47 Romane.

CHRONIK DER STERNENKRIEGER EXTRA - Extra-Romane und Stories aus dem Sternenkrieger-Universum. Bislang 4 Titel.

COMMANDER REILLY - das kontinuierlich fortlaufende Prequel über die Abenteuer des Raumschiffs Sternenkrieger unter seinem ersten Kommandanten. Bislang 22 Romane.

MISSION SPACE ARMY CORPS - Romane aus dem Sternenkrieger Kosmos über die Abenteuer des Raumschiffs Sternenkrieger und anderer Schiffe des Space Army Corps der Humanen Welten in den Weiten der Galaxis. Mehr als 30 Titel in Vorbereitung.

Im Verlauf des 23.Jahrhunderts wird die Menschheit durch Angriffe aggressiver Alien-Zivilisationen bedroht. Die Raumschiffe des Space Army Corps stellen sich diesen Bedrohungen entgegen und erforschen die Weite des Alls.

Mission Space Army Corps 33: Exodus der Ontiden: Chronik der Sternenkrieger

von Luc Bahl

Der achtzehnseitige Würfel klackte vernehmlich in der Feinhand des Gardisten. Er schüttelte den kleinen, fast kugelförmigen Gegenstand mit theatralischer Heftigkeit, bevor er ihn auf die spiralförmig abwärts führende Bahn warf, die sich bedächtig um ihre Achse drehte. Alles hing von diesem Wurf ab. Alles. Er ballte die Fäuste und auch sein Gegenspieler beobachtete gebannt, wie der Würfel in der rotierenden Bahn zum Spielfeld rollte, das seinerseits über achtzehn Vertiefungen verfügte. Noch bevor der Würfel auf das eine, das von allen Göttern gesegnete Feld zurollte, sah er den entsetzten Blick seines Gegners und feixte triumphierend.
Aber erst als die Stimme in seinem Rücken sprach, verstand er, dass das Entsetzen in diesem Blick nicht einem verlorenen Spiel galt.
»Exekutieren!«, sagte die Stimme hinter ihm mit eisigem Klang. »Sofort!«
***
»Wir sind doch nicht im Krieg!«, schimpfte Zkx’ttr. »Der Vorfall ist bis an die Ohren Ihrer Majestät gedrungen …«
»Der Vorfall, wie Sie zu sagen belieben, diente nur einem, nämlich der Sicherheit Ihrer Majestät«, erwiderte der Flügeladjutant von oben herab. »Und dafür bin ich verantwortlich und nicht Sie, Herr Minister!«
Zkx’ttr schnarrte seine Stimmstäbe empört gegen die Barten. Ein Ausdruck höchster Fassungslosigkeit.
»Hat es Ihnen die Sprache verschlagen, Herr Minister? Das tut mir aufrichtig leid …« Ein höhnischer Zug umspielte die Fühler von Kukk’tar. »Auch wenn es Sie schmerzt«, fuhr der Flügeladjutant ungerührt fort, »muss ich Ihnen in allem widersprechen. Meine Männer und ich sind immer im Krieg, wenn es um die Sicherheit Ihrer Majestät geht. Auch wenn Ihre Majestät selbst das anders sehen sollte. Ich nehme meine mir übertragenen Befehle sehr ernst. Was man in diesem Palast leider nicht von jedem sagen kann …«
»Die armen Burschen hätten zumindest einen Prozess verdient, das ist – wie gesagt – auch die Meinung der Königin.« Der Minister stieß seine Worte mit aller Schärfe hervor, erst danach spürte er, wie sich die Chitinplatten seines Gesichts ineinander verkeilten.
»Wen meinen Sie mit Ihrem Vorwurf, Adjutant …«, fragte Zkx’ttr ungläubig.
Die ebenso geschickte wie bösartige Beleidigung war mit einem Verzögerungseffekt in das Bewusstsein des Ministers gedrungen.
Und tatsächlich legte Kukk’tar nach. »Die pflichtvergessenen Elemente aus der Leibgarde meinte ich nicht damit, Herr Minister. Denn die sind tot und können kein Unheil mehr anrichten. Das haben Sie schon ganz richtig erkannt …«
Etwas Lauerndes hatte sich in die Worte des Befehlshabers der königlichen Leibgarde geschlichen. Mit einem leisen Knirschen lösten sich die Gesichtsplatten des Ministers wieder voneinander. Ein Ausdruck von unendlicher Trauer umschattete jetzt seine Augen.
»Sie wollen es also wirklich?«, fragte er leise.
Bestätigend scharrte der Flügeladjutant mit dem rechten Vorderbein. Seine Fühler hatten sich in gespannter Erwartung fast an den Hinterkopf geschmiegt.
»Sie haben mich in meiner Ehre gekränkt. Sie sind wirklich der unverbesserliche Rüpel, wie man sich allerorten erzählt, weder würdig ihres Titels noch ihres Amts …«
»Bravo!«, entgegnete Kukk’tar. »Für so einen alten Mann sind Sie noch ganz schön lernfähig …«
»Schwätzen Sie nicht dumm herum. Sie mögen jünger und stärker sein als ich, aber bilden Sie sich nur nicht allzu viel darauf ein. Selbst wenn Sie mich besiegen, wird es nicht mehr lange dauern, bis Sie Ihrem Meister gegenüberstehen …«
»Ich kann es kaum erwarten, Herr Minister. Doch zuerst sind Sie dran … Wann darf ich Ihre Vertreter erwarten?«
»Lassen Sie sich überraschen! Sie eingebildeter Schnösel!« Zkx’ttr wandte sich abrupt um und lief mit schnellen Schritten den schattigen Arkadengang entlang, der zu seinen Gemächern führte.
»Ich liebe Überraschungen!«, rief ihm Kukk’tar nach. Seine eisige, messerscharfe Stimme brach sich an den Säulen und Wänden und vervielfältigte sich zu einer Kaskade von Echos, von der er hoffte, dass sie den Minister noch bis in seine Träume verfolgen möge.
Zufrieden drehte auch er sich um und schritt gemächlich die Treppe hinab, die in den Hof hinter seiner Kommandatur führte.
Er kannte den Ehrbegriff des Ministers nur zu gut und war sich deshalb völlig sicher, dass sich Zkx’ttr dem aussichtslosen Duell stellen würde.
Im Hof angekommen, scharrten seine Hinterbeine zufrieden über den sandigen Grund. Sie alle bekamen Angst vor ihm, und das war gut so. Sollten sie zittern und sich fürchten. Der Minister hatte Unrecht gehabt, das hatte er ihm deutlich zu verstehen gegeben. Doch es kam nicht darauf an, ihn zu überzeugen. Viel sinnvoller war es, ihn aus dem Weg zu räumen. Oh ja, sie waren im Krieg und das schon seit Langem, nur hatte es das Volk der Ontiden immer noch nicht begriffen. Aber selbst das entsprach exakt seinen Vorstellungen.
Er begrüßte die aktuelle Entwicklung, er empfand Genugtuung. Noch zu keiner Zeit war es für ihn so gut gelaufen wie jetzt. Dank der Ernennung zum Flügeladjutanten und der damit verbundenen Befehlsgewalt über die Hof-Leibgarde der Königin hatte er nach langer Zeit mit seiner kleinen Schwester gleichgezogen, die – und das wurmte ihn immer noch – lange vor ihm zur Prinzessin geadelt worden war.
Die Königin hatte Qua’la damit praktisch adoptiert und in ihre Familie aufgenommen. Das war für Kukk’tar ein empfindlicher Schlag gewesen, bedeutete dies nicht zuletzt, dass auch Qua’las unwürdiger Ehemann dem direkten Schutz der Königin unterstand. Jetzt, nach seiner Ernennung zum Flügeladjutanten, war streng genommen Kukk’tar selbst für D’kohs Schutz zuständig. Sicher, das waren alles nur Formalien, aber nun ließ sich D’koh noch schlechter fordern als zuvor.
Der Adjutant erlaubte sich, während er über den Hof schritt, eine Reminiszenz an das alte Rittergeschlecht, aus dem seine Familie hervorgegangen war. Zu den Grundtugenden der alten Kämpen gehörte einst eine schon sprichwörtliche Geduld. Kukk’tar wusste, dass er in dieser Hinsicht noch viel würde lernen müssen, aber er wusste auch, dass er nur abzuwarten brauchte. Er war sich sicher, dass seine Zeit kommen würde.
Der schmale Durchgang führte ihn aus dem Hof auf den weitläufigen Platz hinter der wuchtigen Schlossanlage. Von zwei Seiten wurde er von flachen Gebäuden gesäumt, in denen die Leibgardisten untergebracht waren. Hinten begrenzte eine hohe Mauer den Platz, vor der das Gestell für unehrenhafte Hinrichtungen stand. Niemand hatte es gewagt, sich seinem Befehl zu widersetzen. Noch immer steckten die Rümpfe der beiden Hingerichteten in den Spottschellen. Derart gefesselt war es den Delinquenten unmöglich gewesen, sich zu bewegen geschweige denn sich ihrer Bestrafung zu entziehen.
Die Asche ihrer zerstrahlten Köpfe lag in kleinen Häufchen vor den Körpern. Es war windstill, schon seit Tagen. Sein Befehl hatte gelautet, dass die Torsi der beiden Hingerichteten so lange in ihrer entwürdigenden Position zur Abschreckung stehen zu bleiben hätten, bis ihnen die Gnade der Windgöttin zuteil würde.
Er kannte die Wetterprognose. Nichts deutete darauf hin, dass in Kürze ein laues Lüftchen die Asche wegwehen würde. Und auch das war gut so in seinen Augen.
*
Schon zweimal hatten sich ihre Wege gekreuzt. Kein Wunder in den engen Schächten und Gängen, die durch die verschiedenen Decks des Sondereinsatzkreuzers STERNENKRIEGER II führten. Die nicht ganz ein g betragende künstliche Gravitation an Bord ermöglichte es in bestimmten Bereichen zu joggen. Eine durchaus erwünschte Freizeitbeschäftigung, denn sie gewährleistete, dass die Besatzungsmitglieder fit blieben.
So weit die Theorie.
In der Praxis sah es etwas anders aus. Die Mehrzahl der Crew wie auch der Offiziere zog das Joggen in den besagten Gängen den Laufbändern in den Sport- und Trainingsräumen vor. Obwohl Letztere ein abwechslungsreiches Multimediaprogramm boten, dass jedem Läufer die Illusion vermitteln konnte, inmitten grüner, schattiger Wälder unterwegs zu sein, entlang idyllischer Bäche und Felder, auf denen das ganze Jahr über der Weizen kopfhoch und gelb kurz vor der Ernte stand.
Die verwinkelten Gänge quer durch das Schiff, bei denen man immer aufpassen musste, um sich nicht den Kopf oder die Arme an Leitungen und Kanten anzuhauen, waren trotz dieses Angebots eindeutig beliebter. Mittlerweile so beliebt, dass manchmal ein regelrechtes Gedränge herrschte. Wer normalen Dienst tat, nahm Umwege in Kauf, um nicht über den Haufen gerannt zu werden. Das ganze war ein mühsam ausgehandelter Kompromiss. In bestimmten Gängen war Joggen erlaubt; in anderen, die für die Versorgung und den Betrieb des Schiffes wichtig waren, streng verboten. Und insgesamt galt diese Regelung auch nur während des Normalbetriebs. Bei Alarm, Übungen und während Kampf- und anderen Einsätzen wurden derartige Regelungen automatisch außer Kraft gesetzt.
Natürlich hatten diese Einschränkung dazu geführt, dass die erlaubten Wege zu bestimmten Zeiten wie Schichtende so stark frequentiert waren, dass viele wieder die Lust verloren, ihre Körper auf diese Weise in Form zu halten.
In unregelmäßigen Abständen schlüpfte auch Bruder Guillermo aus seiner Kutte und rannte – nur bekleidet mit Shirt und Shorts – durch die Gänge. Da er sich seine Zeit im Gegensatz zu den anderen freier einteilen konnte, passte er solche Gelegenheiten ab, zu denen der eine Teil der Besatzung schlief und der andere schuftete. Allerdings gab es neben ihm noch eine Reihe weiterer Crew-Mitglieder, die auf Grund ihrer Aufgaben andere Schichteinteilungen hatten. Etwa die Zivilisten an Bord, die in den beiden Kantinen und der Wäscherei beschäftigt waren oder die Marines.
Bei den ersten beiden Begegnungen hatten sie sich freundlich lächelnd aneinander vorbeigedrängt. Es war jedes Mal fast die gleiche Stelle gewesen, nicht ganz ungefährlich, da kurvig und eng. Aber sie waren ja Profis – vor allem, was das Joggen im Weltraum anbelangte.
Beim dritten Mal jedoch rumpelten sie frontal aufeinander und Bruder Guillermo fand sich auf einmal mit einem Paar weich gepolsterten Brüsten konfrontiert, zwischen denen er den Bruchteil eines Augenblicks befürchtete, versinken zu müssen wie in einem Sumpf.
Ihre Beine hatten sich ineinander verhakt und so ruderten seine Arme eine Zeitlang hilflos durch die Luft, bevor er endgültig das Gleichgewicht verlor. Guillermo kam sich vor wie eine aus heiterem Himmel gestürmte Festung. Auch die weichgepolsterte Person, mit der er kollidiert war, schwankte heftig und sackte dann mit einem Geräusch, dass der Olvanorer überhaupt nicht zu deuten wusste, auf ihn drauf.
Mittlerweile meinte er jede Faser ihres leicht verschwitzten Körpers genau spüren zu können. Und er spürte noch etwas. Feuergleich schoss ihm das Blut ins Gesicht und als stünde er neben sich, wusste Guillermo mit einer quälenden Präzision, dass sein Kopf aussah wie eine überreife Tomate. Doch – und das war noch um einiges schlimmer – war nicht das Einzige, was er in diesem Moment spürte. Als er in das Gesicht der Joggerin blickte, sah er in ihren erstaunt aufgerissenen Augen, dass auch sie es spürte, spüren musste, schließlich lag sie so dicht auf ihm, dass es ihm nicht nur den Atem verschlug.
Bruder Guillermo wäre in diesem Augenblick am liebsten im Boden des Gangs versunken. Wäre am liebsten durch eine der zahllosen Leitungen, die durch das Schiff führten, diffundiert, hätte sich am liebsten aufgelöst in eine der namenlosen Substanzen, die durch die Rohre gepumpt wurden, so peinlich war ihm dieser Zwischenfall. Sein Verstand war seit dem Zusammenstoß völlig blockiert, er vermochte keinen klaren Gedanken zu fassen, ja ihm fiel noch nicht einmal der Name der jungen Frau ein, die es sich auf ihm bequem zu machen schien.
Genau das war es.
Entsetzt bemerkte er, dass die Joggerin offensichtlich gar keine Anstalten machte, aufzustehen und ihn aus seiner misslichen Lage zu befreien. Und die verräterische Schwellung zwischen seinen Beinen, auch sie hinterging ihn, verriet ihn schnöde, stellte ihn mit Macht bloß, denn auch sie ließ sich nicht wegleugnen, noch dachte sie daran zu verschwinden. Zu allem Überfluss sah er ein seltsames Aufblitzen in den dunkelblauen Augen über sich, dann teilte ein breites Grinsen das Gesicht und schließlich, endlich, nach einer ewig erscheinenden Zeitdauer erhob sich die junge, hübsche Frau, sprang geschmeidig auf und … lief mit einem kurzen, trockenen Lachen weiter.
Guillermo lag weiter auf dem Rücken und lauschte den Schritten hinterher, die sich rasch entfernten. Auf einmal waren ihm drei Dinge sonnenklar: Ihm fiel ihr Name wieder ein und wo sie auf dem Schiff beschäftigt war; er war sich, kaum hatte sie sich wieder entfernt, sicher, dass sie absichtlich mit ihm zusammengestoßen war, und er wusste, dass er eine winzige Ewigkeit lang in die schönsten Augen geblickt hatte, die er je gesehen hatte. Anders konnte er sich seine plötzliche körperliche Reaktion auch nicht erklären.
Und genau damit begannen seine Probleme …
*
Wie jeden Abend standen sie vor dem Brutkasten. Drei Eier schwammen, dunkelrot angestrahlt, inmitten einer silbrigen Flüssigkeit. Auch die Schale der Eier war grau-silbern marmoriert. Im Vergleich zu den ausgewachsenen Ontiden waren die Eier winzig klein. Wenn man eines vorsichtig hochnahm, konnte man es in die Handfläche eines Feinarms legen.
»Wieder sind es drei Stück …«, murmelte D’koh und ärgerte sich im gleichen Moment, den Gedanken ausgesprochen zu haben. Vorsichtig blickte er zu Qua’la herüber und sah, dass sich für Momente ein Schatten über ihre Augen legte.
»Wir tun unser Bestes«, sagte sie, »und können nur hoffen.«
Auch ihr erstes Gelege hatte aus drei Eiern bestanden. Aber nur aus zwei von ihnen war ein lebhaftes Geschwisterpaar geschlüpft, das mittlerweile schon die dritte Häutung hinter sich hatte und in Kürze mit der Hypnoschulung beginnen würde. Zurzeit befanden sie sich in der Obhut einer Vorschule, die sie auf diesen wichtigen Lebensabschnitt vorbereiten sollte.
Die halb ausgesprochene, halb unterdrückte Befürchtung war natürlich, dass sie wieder eines der Eier verlieren würden. Die bisherigen Untersuchungen hatten sie zwar beruhigt, aber auch bei ihrem ersten Gelege hatte anfangs alles gut ausgesehen. Erst kurz vor dem prognostizierten Schlüpfzeitpunkt hatte das dritte ihrer Kinder ohne jegliche Vorwarnung alle Lebenszeichen eingestellt. Eine sofort von außen vorgenommene Öffnung des Eis konnte es nicht mehr retten.
D’koh hatte sich lange mit Selbstvorwürfen überhäuft, weil er Qua’la während der Zeit der Eiablage alleine gelassen hatte. Es war irrational. Die meisten werdenden Mütter bei den Ontiden lehnten die Anwesenheit der Väter während der Eiablage ab. Später beim Beobachten und unter Umständen bei der Unterstützung des Schlüpfens geschah dies im Kreis der Familie, die sich sofort um die Kinder kümmerten. Das Legen der Eier jedoch galt als tief religiös-mythischer Vorgang, bei dem in der Regel nur noch eine Priesterin mit ihrer Legehelferin anwesend war.
D’koh erinnerte sich, dass ihm Qua’la nach seiner Rückkehr immer ausgewichen war, wenn er sie gefragt hatte, ob sich die Priesterin zu einer traditionellen Prophezeiung während der Eiablage habe hinreißen lassen. Bis vor Kurzem hatte er ihr Schweigen dahingehend gedeutet, dass die Priesterin gar nichts gesagt hätte. Prophezeiungen waren die Ausnahme und in ihren aufgeklärten Zeiten wagte ohnehin niemand, sich öffentlich dazu zu bekennen, dass er an derart urzeitliche Rituale glaubte.
Vielleicht hat die Priesterin ja doch etwas gesagt, überlegte D’koh, aber es war negativ, vielleicht hat sie den Tod eines Kindes angedeutet … Er wusste, es würde für immer Qua’las Geheimnis bleiben. Es war sinnlos, sie deshalb zu bedrängen. Vielleicht würde sie es ihm irgendwann einmal anvertrauen, aber darauf durfte er nicht hoffen. Er musste ihr so oder so vertrauen, etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Andererseits bedrückte ihn die Ungewissheit von Zeit zu Zeit, und das war dann immer auch der Moment, in dem er sich Vorwürfe machte, nicht bei ihr gewesen zu sein.
Als Qua’la die jetzigen Eier zur Welt brachte, war er zumindest im Nebenzimmer gewesen und unmittelbar nach der Ablage hatte man ihm erlaubt, zu ihr zu kommen. Allein das war ein gutes Zeichen!
Biologisch war der Zeitpunkt zur Fortpflanzung bei Ontiden ziemlich kurz, was nicht nur mit der insgesamt geringen Lebenserwartung zusammenhing. Umso größer war bei allen ontidischen Eltern der Wunsch, jedes Gelege ohne Verluste durch die Brutzeit zu bringen. Aber auch nach dem Schlüpfen waren die Kinder noch sehr gefährdet. In grauer Vorzeit hatte es Fressfeinde gegeben. Ihnen waren die Kleinen zum Glück schon lange nicht mehr ausgesetzt. Schon die Eier waren damals oft gestohlen worden. Heute bedrohten speziell während der Phasen der wachstumsbedingten Häutungen Infektionen und Verletzungen die Kinder.
Wie bei fast jeder galaktischen Spezies blieb auch bei den Ontiden ungeachtet technologischer oder gesellschaftlicher Fortschritte die Elternschaft ein archaisches Abenteuer mit ungewissem Ausgang.
D’koh wechselte abrupt das Thema. »Seit die Königin in einem Anfall mentaler Umnachtung deinen werten Bruder zum Flügeladjutanten ernannt hat, hört man wirklich nur noch schlimme Dinge über ihn …«
»Sprich nicht so …«, schnappte Qua’la und starrte D’koh wütend ins Gesicht.
»Nicht so über deinen Bruder?«
»Nicht so über ihre Majestät, die Königin! Sei froh, dass dich hier niemand hört …«
»Du weißt, dass ich so etwas auch öffentlich äußern würde, wenn es wichtig und von allgemeinem Interesse wäre.«
»O ja, das weiß ich«, seufzte Qua’la und ihre Fühler flatterten voller Sorge. »Aber zum Glück ist Kukk’tars Ernennung eine reine Familienangelegenheit.«
»Familienangelegenheit! Dass ich nicht lache. Ich frage mich wirklich, welcher Höllendämon die Königin geritten hat, um ihn – ausgerechnet ihn! – derart auszuzeichnen.«
»Du weißt, dass ich die Letzte bin, die Kukk’tar für eine derartige Aufgabe für geeignet hält. Es fällt mir nicht leicht, das zu sagen, er ist schließlich mein Bruder. Und notfalls sage ich ihm das auch ins Gesicht. Aber die Motivation für die Königin ist dennoch leicht nachzuvollziehen …« Sie stockte einen Moment.
»Für mich nicht«, erwiderte D’koh trotzig.
»Sie ist in erster Linie dem gesellschaftlichen Ausgleich verpflichtet. Auf Dauer wäre es nicht gut gegangen nur mich in ihre Familie aufzunehmen und mit dem Titel einer Prinzessin zu adeln.«
»Für mich warst du schon immer eine Prinzessin, spätestens seit dem Augenblick, als ich dir das erste Mal begegnet bin«, unterbrach sie D’koh.
Mit ihren beiden Feinarmen berührte sie ihn sanft am Kopf. »Schmeichler … Du weißt, was ich meine. Deine Zärtlichkeit bedeutet mir auch viel mehr als der Titel. Aber die Königin muss alle gesellschaftlichen Strömungen berücksichtigen. Ganz besonders dann, wenn die Kluft mitten durch eine Familie geht.«
»Mag sein«, sagte D’koh in einem Tonfall, der deutlich machte, dass er mit den Worten seiner Frau überhaupt nicht einverstanden war. »Es war ein Fehler, ein großer, tödlicher, verhängnisvoller Fehler, Kukk’tar zum Flügeladjutanten und Oberbefehlshaber der Leibgarde zu machen …«
»Der Hof-Leibgarde«, präzisierte Qua’la.
»Leibgarde ist Leibgarde«, erwiderte D’koh. »Wie kann man nur einen ehemaligen Putschisten so nahe an die Königin heranlassen, noch dazu in einer derart verantwortungsvollen Position? Ich begreife das einfach nicht … Die Königin gefährdet sich damit selbst, holt sich ihren eigenen potentiellen Schlächter ins Haus!«
Qua’la stieß ein paar unartikulierte Protestlaute aus. »Die Hof-Leibgarde beschützt ausschließlich Teile des königlichen Anwesens. So dumm wäre ihre Majestät niemals, ihre persönliche Sicherheit in die Hände eines Mannes wie Kukk’tar zulegen. Es ist im Grunde ein Repräsentationsposten, nicht mehr und nicht weniger.«
»Aber …«
»Moment, D’koh. Ich bin noch nicht fertig. Ich kenne das höfische Protokoll etwas besser als du, deshalb kann ich dir versichern, dass die Gelegenheiten, zu denen mein Bruder die Königin überhaupt einmal zu Gesicht bekommt, äußerst selten sein werden. Nur zu ganz bestimmten offiziellen Anlässen und vielleicht mal zu einer Feierlichkeit. Aber dann wird ihre Majestät ganz besonders gut bewacht. Von ihren eigenen handverlesenen Kämpfern. Und glaub mir, mit denen würde sich auch ein Raufbold wie Kukk’tar nicht anlegen. Denn auch mein Bruder ist alles andere als dumm …«
»Wohl gesprochen, Prinzessin«, sagte D’koh nicht ohne Spott. »Was mir jedoch mindestens ebenso große Sorgen bereitet, ist die Tatsache, dass dein werter Bruder seine Stellung schon jetzt schamlos ausnutzt. Zwei Gardisten hat er aus völlig nichtigem Anlass hinrichten lassen …«
»Das ist in der Tat sehr, sehr schlimm …«, erwiderte Qua’la leise. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.«
»Es ist empörend und es ist mindestens ebenso empörend, dass das Gesetz ihm in diesem Fall formell sogar recht gibt. Er hat die beiden Gardisten beim Achtzehner-Würfeln erwischt. Zweifellos ein Dienstvergehen. Und das fällt in seine Zuständigkeit. Jeder weiß, beim Wacheschieben wird Wache geschoben und nicht gespielt.«
»Aber jeder andere Vorgesetzte hätte es mit ein paar Wochen Haft geahndet, schlimmstenfalls mit einer Degradierung oder Suspendierung«, sagte Qua’la. »Ich weiß, dass es nicht viel bedeutet, aber seine unverhältnismäßige Härte werde ich ihm nie verzeihen. Nie!«
Gedankenverloren starrten sie in den Brutkasten. Ohne es auszusprechen war ihnen beiden klar, dass sie mit aller Macht, die ihnen zur Verfügung stand, dafür sorgen wollten, ihre Kinder zu besseren Ontiden zu erziehen. Die unruhigen Fühlerbewegungen Qua’las verrieten D’koh, dass sie sich zutiefst wegen ihres Bruders schämte.
»Falls ich ihm irgendwann noch einmal begegnen sollte«, fuhr Qua’la fort, »und das wird sich kaum vermeiden lassen, werde ich mich jedenfalls nicht scheuen, ihn wegen seines Verhaltens zur Rede zu stellen. Selbst wenn die Königin persönlich danebensteht …«
»Dann wollen wir mal hoffen, dass das recht bald der Fall sein wird«, sagte D’koh düster.
»Wieso?«
»Weil sonst deine Liste, die du mit Kukk’tar zu besprechen hast, so lang sein wird, dass sie jedes Protokoll sprengt …«
»Was willst du damit sagen, D ‘koh?« Qua’las Stimme bekam einen aufgeregten Unterton.
»Ganz einfach meine Liebe«, erwiderte D ‘koh, »er macht ohne zu zögern da weiter, wo er mit der Hinrichtung der beiden Gardisten aufgehört hat …«
Qua’la starrte ihn mit großen Augen an. Es war offensichtlich, dass sie keine Ahnung hatte, worüber er gerade sprach. »Hat er etwa weitere Todesurteile vollstrecken lassen?«
»Im übertragenen Sinne kann man deine Frage mit Ja beantworten. Ich sehe, du weißt noch nichts. Dein Bruder wurde von Minister Zkx’ttr wegen seiner Härte im Fall der Gardisten zur Rede gestellt und er muss dabei den alten Mann derart beleidigt und provoziert haben, dass Zkx’ttr nichts anderes übrig blieb, als Kukk’tar zum Duell zu fordern …«
»Was!« Qua’las hektische Bewegungen mit Fühlern und Feinarmen verrieten ihre Fassungslosigkeit. »Das überlebt Zkx’ttr nicht. Woher weißt du das? Der Kampf muss unbedingt verhindert werden!«
»Woher ich das weiß? Qua’la – Nachrichten und Informationen sind mein Geschäft. Und verhindern – unmöglich! Du kennst den Ehrenkodex des Adels besser als ich.«
D’koh schaute auf die schmale Zeitleiste des stummgeschalteten Bildballons.
»Es ist ohnehin schon zu spät«, sagte er. »Der Waffengang beginnt in weniger als einer halben Stunde.«
»Wo?«, rief Qua’la. »Weißt du, wo …?«
D’koh scharrte bestätigend mit dem rechten Vorderbein.
»Dann sag es mir«, forderte Qua’la energisch.
D’koh starrte Qua’la nachdenklich an. »Ich werde nicht zulassen, dass sich meine Frau zwischen die kampfwütigen Kontrahenten eines Ehrenhandels wirft. Niemals!«
*
Er hätte es sich eigentlich denken können, aber als er eine weitere Runde durch die Gänge der STERNENKRIEGER lief, rannte sie ihm nicht mehr über den Weg und somit auch nicht noch einmal über den Haufen.
Rana Quaid. Ihr Name war ihm in dem Augenblick eingefallen, als ihre sich entfernenden Schritte nicht mehr zu hören waren. Seines Wissens gehörte sie zur kleinen, überschaubaren Anzahl Zivilisten, die an Bord Dienst taten. In Kriegszeiten war das Space Army Corps of Space Defence notorisch knapp an Personal. Daher war man auf jene Angestellten ausgewichen, die normalerweise auf Docks arbeiteten.
Bruder Guillermo empfand sich selbst ja auch eher als Zivilist, obwohl er formell wie ein Offizier behandelt und eingestuft wurde. Als er schließlich in seine Kabine zurückkehrte, schnaufte er zwar wie ein Walross nach dem Tauchgang, aber die lästige Erregung war endlich abgeklungen.
»Mach dir bloß nichts vor«, zischte er. Seine Gedanken, die seit dem Zusammenstoß um nichts anderes kreisten, waren aussagekräftig genug, um sich selbst Lügen zu strafen.
An Schlafen war nicht zu denken, deshalb schaltete er den Monitor des Kabinenrechners ein und rief nur wenige Augenblicke später die allgemein zugänglichen Personaldaten seiner heftigen Begegnung auf.
»Rana Quaid, 27«, las er neben ihrer Fotografie, »Systemanalytikerin.«
Gehört also zu Erixons Trupp, dachte er, offen verblüfft darüber, dass das Space Army Corps jemand ohne militärischen Hintergrund in diese Position ließ. Das musste am Krieg liegen.
Oha!
Er hatte rasch die Stationen von Studium, Praktika und übriger Ausbildung überflogen.
»Schrieb sich ursprünglich für ein halbes Jahr auf der Space Army Corps Akademie ein, hat dann aber ans Turing-College in Oxford gewechselt.«
Also gibt es doch einen militärischen Hintergrund, auch wenn sie diesen Karriereweg wieder geschmissen hat. Vielleicht ja nur vorübergehend, wer weiß?
Ansonsten enthielt die offizielle Crew-Seite keine weiteren Einträge. Name, Alter, Bild, Rang und Aufgabe waren Vorschrift, weitere Informationen konnte man freiwillig beisteuern, konnte es aber auch bleiben lassen. Für den Bruchteil einer Sekunde wischte eine vage Vorstellung durch seinen Schädel. Sie bestand im Wesentlichen aus dem Bild einer Zweierkabine, in der die Systemanalytikerin in just diesem Moment ebenfalls vor einem Monitor saß und Informationen über einen gewissen Olvanorer las.
»Bild dir bloß keine Schwachheiten ein«, knurrte Guillermo laut und verscheuchte diese Vorstellung wie ein lästiges Insekt.
Entweder hat sie Dienst und muss sich zwangsläufig mit ganz anderen Dingen beschäftigen oder sie hat frei, dann liegt sie längst in Morpheus Armen …
Das altmodische Bild einer heidnischen Gottheit des Schlafes ärgerte ihn im gleichen Moment, als es ihm durch den Kopf schoss. Es war unsinnig, aber ihm behagte die Vorstellung überhaupt nicht, Rana Quaid in irgendwelchen Armen zu wähnen und sei es nur in denen einer Fantasiegestalt.
»Ich fürchte, ich muss dringend an meiner geistig-emotionalen Stabilität arbeiten, sonst bin ich in kürzester Zeit durch den Wind …« Bruder Guillermo drehte sich in die Richtung des kleinen Spiegels, der an seiner Spindtür hing, um einen Blick auf sein Spiegelbild zu erhaschen. Was er sah, gefiel ihm nicht sonderlich. Zerzauste, ungekämmte Haare, die in allen Richtungen von seinem Kopf abstanden, nervös schauende Augen, die das, was sie sahen, gar nicht sehen wollten, aber dennoch dazu gezwungen wurden.
»Ich bin bereits durch den Wind«, seufzte er und ließ die Schultern sinken. Im Grunde wusste er auch genau warum. Und die Antwort auf diese Frage hatte nur in zweiter Linie etwas mit Rana Quaid zu tun. Natürlich auch, aber das war, wie so oft, nur die halbe Wahrheit …
*
Die letzten Reste der Dämmerung wurden von der Schwärze der Nacht verschluckt. Noch immer war es drückend heiß und die fast undurchdringliche Dunkelheit wurde nur von einem rötlich-gelbem Schein durchbrochen, der zwar ebenfalls Hitze ausstrahlte aber nicht hell genug war, um mehr als die unmittelbare Umgebung zu erleuchten.
Schwarz vor Schwarz ließen sich die hohen Bäume eher erahnen, als wahrnehmen. Das Licht der nächtlichen Gestirne wurde von breiten Wolkenfeldern verschluckt, die schon den ganzen Tag über den Himmel verhüllt hatten. Darunter hatte sich eine stickige Schwüle festgesetzt, die auch während der Nacht nicht weichen würde. Für Lebewesen, deren Metabolismus auf die regelmäßig Zufuhr von Selen angewiesen war, bedeutete dieses Klima eine kaum spürbare Beeinträchtigung ihres Stoffwechsels, schließlich atmeten Ontiden nicht, konnten sogar in luftleerem Raum überleben und wesentlich niedrigere oder auch höhere Temperaturen ertragen.