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Diese Kriminalgeschichte ist dem Band "Zwölf mal Polt. Kriminalgeschichten" entnommen, der ebenfalls als E-Book erhältlich ist. Der ertrunkene Japaner in der Kellergasse, gut gezielte Schüsse im Weinkeller und ein Kater auf Abwegen: Nach fünf Polt-Krimis erzählt Alfred Komarek in seinem Band "Zwölf mal Polt. Kriminalgeschichten" nun zwölf neue Geschichten rund um den Weinviertler Kult-Gendarmen. Er spannt dabei einen weiten Bogen von Simon Polts prägenden ersten Tagen im Gendarmeriedienst bis zu seinem späteren Leben als Ermittler im Ruhestand, Ehemann und Vater. Mit seinem unnachahmlichen Gespür für Landschaft und Leute des Weinviertels erzählt Alfred Komarek von den Dörfern und Kellergassen des Wiesbachtals und erlaubt seinen Leserinnen und Lesern neue Begegnungen mit Polt und den liebgewonnenen Menschen um ihn herum: mit der allwissenden Gemischtwarenhändlerin Habesam und dem Winzer Höllenbauer, mit Karin Walter, der Frau an Polts Seite - und natürlich mit seinem Kater Czernohorsky.
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Seitenzahl: 23
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Alfred Komarek
Vier Pfoten
Eine Kriminalgeschichte
Die Geschichte spielt im niederösterreichischen Weinviertel. Ortschaften und Menschen im Wiesbachtal stammen aus der Welt der Phantasie, und alles ist nur insofern wirklich, als es wirklich sein könnte. Für fachliche Unterstützung und viele gute Ideen bedanke ich mich bei Herrn Franz Enzmann, seines Zeichens Polizist und Journalist. Ganz besonders danke ich Michael Forcher, dem Verleger der ersten Stunde, für die kongeniale Arbeit an meinen Manuskripten.
Als Simon Polt aufwachte, war es noch dunkel. Durch seine Arbeit in Aloisia Habesams Kaufhaus war es ihm zur Gewohnheit geworden, gegen fünf Uhr früh wach zu sein – auch ohne Wecker. Daran hatte sich nichts geändert, obwohl Polt seit der Geburt seiner Kinder nur noch selten aushelfen konnte. Ein paar Minuten blieb er noch liegen, weil er sich so sehr darüber freute, dass neben ihm jemand lag, der zu ihm gehörte. Seine Frau schlief, die Kleinen schliefen und Polts Kater Czernohorsky lag adrett eingerollt auf der Bettbank. Polt hatte nur dieses Möbelstück aus seiner Wohnung im Hof der Höllenbauern in Karins kleines Haus gebracht, weil es nun einmal die bevorzugte Liegestatt seines vierbeinigen Weggefährten war.
Czernohorsky, nicht mehr der Jüngste und an sich allen Veränderungen in seinem wohlgefügten Dasein abhold, hatte sich allmählich doch dazu bequemt, seinen Wohnsitz zu wechseln. Polt staunte, mit welcher Sanftmut und Gelassenheit der Kater mit Anna und Peter umging, wie er all das Betasten, Zupfen, Ziehen und Zerren ertrug. Zwischen Czernohorsky und Karin hingegen war die Beziehung zwar nicht gespannt, doch von betonter Beiläufigkeit. Der Kater nahm erfreut zur Kenntnis, dass sich nun auch Karin um seine Fütterung kümmerte, vermied aber plumpe Annäherungsversuche, während sich Polts Frau schon dazu herbeiließ, ihn zu streicheln, wenn auch etwas flüchtig, ohne jede Spur katzengerechter Innigkeit und Hingabe.
Polt stieg leise aus dem Bett.
Es war exakt sechs Uhr früh, als er am Ziel eintraf. Frau Habesam war seit einem Schlaganfall vor einigen Jahren auf den Rollstuhl angewiesen. Allerdings erkannte sie in dieser Behinderung energisch auch neue Möglichkeiten und betrieb ihr Gefährt mit erstaunlicher Geschicklichkeit und Dynamik. Munter rollte sie Polt entgegen. „Ausgeschlafen, der Herr? Oder hat sich das junge Paar der ehelichen Pflichten erfreut?“
Polt stieg vom Fahrrad. „Ja, ja, und dann wachen die Kinder auf.“
„Ich sag’s ja immer, das Haus ist zu klein. Aber jetzt komm erst einmal frühstücken. Möcht wissen, warum ich das Gschäft so früh aufsperr, wenn eh keine Kunden kommen, um die Zeit.“
„Wollt ich schon lange wissen, Frau Habesam, Entschuldigung, Frau Aloisia.“
„Weil das schon immer so war. Auf irgendetwas muss Verlass sein im Dorf, wenn sich schon sonst alles ändert.“
Polt seufzte. „Sie gehören unter Denkmalschutz, Frau Aloisia. Eigentlich müssten Sie ewig leben, und noch ein bissl länger.“