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Vier zauberhafte Schwestern und ein magisches Geheimnis An einem Sonntagmorgen aufzuwachen und Geburtstag zu haben, ist toll. Aber geradezu unglaublich ist es, plötzlich magische Kräfte zu haben! Sky kann ihr Glück kaum fassen. Ein Wink mit dem Zeigefinger genügt, und ihre Teddybären schweben durch die Luft! Komischerweise sind ihre drei großen Schwestern kein bisschen überrascht. Denn auch Flame, Marina und Flora haben magische Kräfte. Leider müssen sie sie vor der Welt verbergen, um sie nicht zu verlieren. Die vier Schwestern schwören, ihre Kräfte nicht zu missbrauchen und sie nur für das Gute einzusetzen. Doch ihr Schwur wird auf eine harte Probe gestellt, als die unheimliche Glenda in der Stadt auftaucht. Denn diese fiese Person hat fest vor, den Schwestern zu schaden … - Der erste Band der erfolgreichen Serie - Voller Magie und Abenteuer - Mit vielen zauberhaften Vignetten und einem Familienstammbaum von Franziska Harvey»Ein sonniges Buch voller Mädchenträume.« Frankfurter Allgemeine Zeitung Alle Bände der Serie: Band 1: Vier zauberhafte Schwestern Band 2: Vier zauberhafte Schwestern und der magische Stein Band 3: Vier zauberhafte Schwestern und das Geheimnis der Türme Band 4: Vier zauberhafte Schwestern und ein Geist aus alten Zeiten Band 5: Vier zauberhafte Schwestern und die große Versöhnung Band 6: Vier zauberhafte Schwestern und die fremde Magie Band 7: Vier zauberhafte Schwestern und die uralte Kraft Band 8: Vier zauberhafte Schwestern und die geheimnisvollen Zwillinge Band 9: Vier zauberhafte Schwestern und die Weisheit der Eulen Band 10: Vier zauberhafte Schwestern und die unsichtbare Gefahr Prequel 1: Vier zauberhafte Schwestern – Wie alles begann: Flame und die Kraft des Feuers Prequel 2: Vier zauberhafte Schwestern – Wie alles begann: Marina und die Kraft des Wassers Prequel 3: Vier zauberhafte Schwestern – Wie alles begann: Flora und die Kraft der Erde Alle Bände bei Antolin gelistet
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Seitenzahl: 228
Sheridan Winn
Mit Vignetten von Franziska Harvey
Vier zauberhafte Schwestern und ein magisches Geheimnis
An einem Sonntagmorgen aufzuwachen und Geburtstag zu haben, ist toll. Aber geradezu unglaublich ist es, plötzlich magische Kräfte zu haben! Sky kann ihr Glück kaum fassen. Ein Wink mit dem Zeigefinger genügt, und ihre Teddybären schweben durch die Luft! Komischerweise sind ihre drei großen Schwestern kein bisschen überrascht. Denn auch Flame, Marina und Flora haben magische Kräfte. Leider müssen sie sie vor der Welt verbergen, um sie nicht zu verlieren. Die vier Schwestern schwören, ihre Kräfte nicht zu missbrauchen und sie nur für das Gute einzusetzen. Doch ihr Schwur wird auf eine harte Probe gestellt, als die unheimliche Glenda in der Stadt auftaucht. Denn diese fiese Person hat fest vor, den Schwestern zu schaden …
Der erste Band der erfolgreichen Serie voller Magie und Abenteuer – mit vielen zauberhaften Vignetten von Franziska Harvey
»Ein sonniges Buch voller Mädchenträume.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Alle Bände der Serie:
Band 1: Vier zauberhafte Schwestern
Band 2: Vier zauberhafte Schwestern und der magische Stein
Band 3: Vier zauberhafte Schwestern und das Geheimnis der Türme
Band 4: Vier zauberhafte Schwestern und ein Geist aus alten Zeiten
Band 5: Vier zauberhafte Schwestern und die große Versöhnung
Band 6: Vier zauberhafte Schwestern und die fremde Magie
Band 7: Vier zauberhafte Schwestern und die uralte Kraft
Band 8: Vier zauberhafte Schwestern und die geheimnisvollen Zwillinge
Band 9: Vier zauberhafte Schwestern und die Weisheit der Eulen
Band 10: Vier zauberhafte Schwestern und die unsichtbare Gefahr
Prequel 1: Vier zauberhafte Schwestern – Wie alles begann: Flame und die Kraft des Feuers
Prequel 2: Vier zauberhafte Schwestern – Wie alles begann: Marina und die Kraft des Wassers
Prequel 3: Vier zauberhafte Schwestern – Wie alles begann: Flora und die Kraft der Erde
Weitere Informationen finden Sie unter www.fischerverlage.de/kinderbuch-jugendbuch
Sheridan Winn lebt in Norwich, England, und arbeitet als freie Kinderbuchautorin und Journalistin für bekannte Magazine und Zeitungen. Sie hat zwei erwachsene Kinder und eine Enkelin und ist selbst in einem großen Haus voller geheimnisvoller Schränke und schrulliger Tanten aufgewachsen. Das Haus hieß Littlewood House, stand auf einem riesigen Grundstück und hat sie auf die Idee gebracht, diese Geschichte zu schreiben. Genau wie die Cantrip-Mädchen ist Sheridan Winn eine von vier Schwestern – die alle an die Kraft der Magie glauben.
Franziska Harvey, geboren 1968, studierte Illustration und Kalligraphie und arbeitet als freie Illustratorin für verschiedene Verlage und Agenturen. Sie lebt mit ihrer Familie in Frankfurt am Main.
[Widmung]
Die vier zauberhaften Schwestern - Steckbriefe ...
... und ihre Familie
Sky macht eine Entdeckung
Schneckenalarm!
Ein Schatten über Cantrip Towers>
Die Tür in der Mauer
Grandma, die Primaballerina
Prominente Schnecken
Flames Pling-Moment
Neuigkeiten und ein Albtraum
Zauberei im Klassenzimmer
Seltsame Begebenheiten
Vorahnungen
Der Plan
Das Schulkonzert
Der Magische Kreis
Nach dem Konzert
Ein Samstag auf Cantrip Towers
Für meine Eltern,
Alan & Janet Ebbage,
in Liebe und Dankbarkeit
Und in Erinnerung an Littlewood House
Flame Cantrip trat ihre leuchtend rote Bettdecke beiseite und streckte die Beine aus. Sie strich sich das dichte kupferfarbene Haar aus dem Gesicht, öffnete das eine Auge und hielt das andere weiter geschlossen: Sie wollte langsam aufwachen. Etwas Lilafarbenes leuchtete ihr entgegen. Sie öffnete nun doch beide Augen und musterte das lila Ding eingehend: Es war ihr neuer BH.
Flame war die Älteste der vier Cantrip-Schwestern und am Tag zuvor dreizehn geworden. Außerdem trug sie seit kurzem einen BH. Er hing direkt neben ihrem Bett über einer Stuhllehne. Er war aus helllila Spitze, hatte gepolsterte Körbchen und Stickereien in Neonpink. Lustige Erfindung, so ein BH, dachte sie und rümpfte die Nase.
Sie schloss die Augen wieder und genoss es, in ihrem weichen Bett zu liegen. Der frische Duft eines Sommermorgens wehte durch das offene Fenster hinein. Sie fühlte einen warmen Luftzug über ihr Gesicht streichen und hörte die Vögel draußen im Garten singen.
Es war Sonntag, der zehnte Juni. Am Vortag hatten sie und ihre kleine Schwester Sky Geburtstag gehabt und gemeinsam eine Party im geräumigen Esszimmer von Cantrip Towers gefeiert. Es war einer der schönsten Tage ihres Lebens gewesen. Sie hatten stundenlang gefeiert. Flame hatte mit Quinn getanzt, während bunte Lichter über die Zimmerdecke huschten und der DJ hinter seinem Pult auf- und absprang.
Cantrip Towers war erleuchtet gewesen und voller Leben. Die Gäste spazierten fröhlich lachend von Zimmer zu Zimmer. Der Garten hatte etwas Magisches gehabt. Mum und Dad hatten Hunderte silbrig-weiße Lichter in den Bäumen und Büschen drapiert. Die Familie und die siebzig Gäste hatten unglaublich leckere Dinge vom Grill gegessen und auf dem Rasen gepicknickt. Und dann hatten sie getanzt. Sie hatten so viel Spaß gehabt.
Flame streckte ihre Hände aus und musterte ihre langen Finger. Sie kribbelten und wurden warm. Sie lächelte.
Es steckt jede Menge Kraft in diesen Händen, dachte sie.
Auf derselben Etage, hoch oben im zweiten Stock von Cantrip Towers, lag Sky, die jüngste der Cantrip-Schwestern, in ihrem Bett. Sie liebte ihr Zimmer mit seinen rosafarbenen Wänden und dem taubengrauen Teppich. Sie liebte es, wie die Sonne am Morgen durch die Fenster hineinströmte. Sky dachte an die Party, die sie am Abend zuvor gefeiert hatten. Sie war glücklich.
Neun! Sie war neun Jahre alt!
Oh, da war es schon wieder, dieses seltsame Kribbeln in ihren Fingern. Sie hatte es am Tag zuvor auch schon gespürt.
Sky hob ihre Hände und musterte sie: Sie waren weich und rosig, mit kleinen Grübchen auf den Handrücken, genau wie immer. Sie drehte sie um und betrachtete die feinen Linien, die sich über ihre Handflächen zogen. Das Kribbeln begann aufs Neue.
Ihre Finger fühlten sich ganz heiß an und vibrierten leicht.
Sky sah ihren rechten Zeigefinger an und deutete damit auf sechs kleine Teddybären aus Plüsch, die auf dem Regal neben ihrem Bett saßen.
Einer seltsamen Eingebung folgend, hob sie den Finger eine Winzigkeit an.
Die Teddybären stiegen wie auf Kommando in die Luft und schwebten ein paar Zentimeter über dem Regal. Als sie ihren Finger wieder senkte, fielen die Bären zurück an ihren angestammten Platz.
Das ist verrückt, dachte Sky. Ihre Teddybären hatten sich bewegt!
Sie musterte ihren Finger erneut: Es war der gleiche rosige Kinderfinger wie am Tag zuvor.
Sie sah sich im Zimmer um. Alles schien genau wie immer zu sein.
Sie streckte ihren Finger ein zweites Mal aus und hob ihn an. Erneut schwebten die Teddys in der Luft. Als sie den Finger senkte, fielen sie auf das Regal zurück.
Sky hob ihren Finger ein drittes Mal, und dieses Mal wackelte sie damit. Die Teddybären hoben vom Regal ab – und tanzten in der Luft.
Dann deutete sie mit ihrem heißen, kribbelnden Finger auf ein Buch, das auf dem Boden neben ihrem Bett lag. Es begann, in die Luft zu steigen. Sie bewegte ihren Finger auf ihren Körper zu und das Buch schwebte durch die Luft zu ihr herüber. Dann ließ sie ihren Finger wieder sinken und das Buch fiel sanft auf das Bett.
Sie wiederholte das Ganze. Sie ließ das Buch über dem Bett schweben, aber dieses Mal zog sie blitzschnell ihren Finger weg. Das Buch landete mit einem gedämpften Knall auf dem Teppich.
Sky Cantrip klatschte begeistert in die Hände und beschloss, ihren Schwestern davon zu erzählen.
»Bist du schon wach?«, rief Sky, als sie die Tür zu Flames Zimmer öffnete. Sie ging über den dunklen marineblauen Teppich, an einigen Regalen vorbei, in denen unzählige Bücher fein säuberlich nebeneinander aufgereiht standen.
»Hmm … geht so«, gähnte Flame. »Was ist denn los?«
»Ich muss dir ein Geheimnis verraten«, sagte Sky und kletterte zu ihrer Schwester ins Bett.
Flame lächelte und setzte sich auf. Sie wusste, was ihre kleine Schwester ihr erzählen wollte.
Sky wedelte mit den Händen in der Luft, während sie beschrieb, wie sie ihre Teddybären und das Buch in der Luft hatte schweben lassen.
Das Gelächter aus Flames Zimmer weckte Marina und Flora. Sie kamen herüber, um zu erfahren, was los war, und setzten sich zu Flame und Sky auf die leuchtend rote Bettdecke.
»Ich kann einen Zaubertrick!«, sagte Sky atemlos. »Seht her!«
Sie zeigte mit dem Finger auf Flames lilafarbenen BH. Er löste sich von der Stuhllehne und begann, in der Luft zu schweben. Marina und Flora lachten.
»Lass ihn sofort wieder runter!«, befahl Flame. Ihre grünen Augen blitzten gefährlich. Sie war sehr empfindlich, wenn es um ihren BH ging.
Sky senkte den Finger und der BH fiel auf den Stuhl zurück.
»Ist das nicht lustig?«, sagte sie.
Die Mädchen lächelten ihre hübsche kleine Schwester an. Sie hatte feines blondes Haar, riesige graue Augen und eine niedliche Stupsnase.
Sky musterte ihren Finger. »Er kribbelt ganz doll«, sagte sie.
Einen Moment lang betrachteten ihre großen Schwestern sie schweigend.
Dann sagte Flame: »Sky, wir müssen dir etwas erzählen.«
»Was denn?«, fragte Sky.
»Du hast magische Kräfte«, antwortete Flame. »Alle Cantrip-Schwestern haben welche.«
»Soll das heißen, ihr drei könnt alle, was ich kann?«, wollte Sky wissen.
»Nicht genau dasselbe, aber etwas Ähnliches. Ja.« Flame nickte.
»Oh«, sagte Sky enttäuscht. »Also bin ich nicht die Einzige?«
»Nein, Süße.« Marina strich ihr übers Haar und lächelte ihr offenherziges Lächeln.
»Und ich dachte schon, ich könnte endlich mal was, das ihr anderen nicht könnt.« Sky schob die Unterlippe vor und stützte das Kinn in ihre Hand.
Marina lachte. »Es gibt jede Menge Dinge, die nur du kannst, aber Zaubern gehört nicht dazu!«
»Und was könnt ihr für Tricks?«, fragte Sky herausfordernd und hob ihr Kinn wieder an.
Marina öffnete den Mund, um ihre Frage zu beantworten, doch Flame kam ihr zuvor.
»Jede von uns besitzt eine magische Kraft, die auf den vier Elementen basiert«, erklärte sie.
»Warum tust du das ständig?«, fragte Marina empört und warf ihre dunklen Locken zurück.
»Was denn?«, fragte Flame.
»Mir ins Wort fallen, kurz bevor ich etwas sagen will!«
»Ich wollte Sky nur von unseren Kräften erzählen«, sagte Flame. »Es tut mir LEID!«
Einen Moment lang herrschte Stille, während Flame und Marina, zwischen denen nur ein Jahr Altersunterschied lag, einander wütend anfunkelten.
»Ach, kommt schon! Hört auf damit«, bat Sky. »Sagt mir lieber, was ein Element ist!«
»Die vier Elemente, aus denen die Welt besteht, sind Feuer, Wasser, Erde und Luft«, erklärte Flame. »Unsere Kräfte sind mit jeweils einem dieser Elemente verbunden. Mein Element ist das Feuer: Ich kann Dinge brennen und schmelzen oder leuchten lassen. Ich kann Blitze erzeugen und einen ganzen Raum mit Licht füllen – aber nur, weil ich inzwischen dreizehn bin und meine Kräfte gewachsen sind.«
»Wow!« Sky blinzelte.
»Mein Element ist das Wasser«, sagte Marina.
»Weil du blaue Augen hast?«, fragte Sky.
»Vielleicht hängt es damit zusammen«, erwiderte Marina. »Aber meine magische Kraft bewirkt, dass ich alles Flüssige kontrollieren kann und fühle, wenn Wasser in der Nähe ist. Ich kann zum Beispiel einen Fluss entstehen oder Flüssigkeiten zu Eis erstarren lassen. Oder etwas austrocknen, bis kein Tropfen Wasser mehr darin ist.«
Skys Kinnlade fiel herunter.
»Mein Element ist die Erde«, sagte Flora.
»Ich schätze, das ist der Grund, warum du so gerne im Garten hilfst«, bemerkte Sky.
»Da hast du sicher recht.« Flora lächelte sanft. »Mit meiner Kraft kann ich Gegenstände in der Erde verschwinden lassen. Ich kann Dingen Wurzeln wachsen lassen, sodass sie sich nicht mehr rühren können. Ich kann versteckte Gegenstände finden, indem ich meine Hände über eine Oberfläche bewege und fühle, was darunter verborgen ist.«
Sky starrte Flora fasziniert an.
»Mach deinen Mund zu. Du siehst aus wie ein Goldfisch!«, sagte Marina.
»Wenn wir an den vier Enden eines Kompasses stünden, würde ich im Osten stehen, der das Feuer verkörpert«, fuhr Flame fort. »Marina stünde im Süden, der Himmelsrichtung für Wasser; Flora würde im Westen stehen und die Erde repräsentieren; und dein Platz, Sky, wäre im Norden. Zusammen bilden wir einen Kreis – und unsere Kräfte sind im Gleichgewicht.«
Sky sah ihre drei Schwestern an, als handle es sich um Wesen von einem fremden Planeten. Dieses Gerede über Elemente und Gleichgewicht war ganz schön seltsam.
Sie schloss ihre Augen. Wenn ich sie öffne, dachte sie, wird alles so sein wie immer. Wir werden zum Frühstück nach unten gehen, und niemand wird jemals wieder irgendwelche magischen Kräfte erwähnen.
Sky öffnete ihre Augen und sah, dass ihre drei Schwestern sie erwartungsvoll ansahen. »Also gut. Und was ist meine magische Kraft?«, fragte sie.
»Dein Element ist die Luft«, erklärte Flame. »Du wirst in der Lage sein, starken Wind heraufzubeschwören und Dinge fliegen zu lassen.«
»Gigantastisch!«
Die Cantrip-Schwestern lachten.
»Und seit wann könnt ihr zaubern?«, fragte Sky.
»Seit unserem neunten Geburtstag, genau wie du!«, antwortete Flora, die zehneinhalb war.
»Oh«, sagte Sky, »ihr habt mir nie davon erzählt.«
»Wir mussten damit warten, bis du auch neun wirst und deine eigenen magischen Kräfte bekommst«, erklärte Flora.
»Kann ich deshalb seit heute Dinge in der Luft schweben lassen?«, fragte Sky nachdenklich.
»Genau, und weil du kurz vor Mitternacht geboren bist und gestern um diese Zeit schon im Bett warst, hast du deine Kräfte erst heute entdeckt«, sagte Flame.
Die vier Schwestern schwiegen einen Moment.
»Hör zu, Süße, da ist noch etwas«, sagte Flame dann.
»Was denn?«
»Es ist wirklich ungeheuer wichtig, dass deine magischen Kräfte ein Geheimnis bleiben. Du darfst niemandem davon erzählen – noch nicht einmal Mum und Dad.«
»Aber ich möchte Mum davon erzählen«, protestierte Sky. »Ich erzähle ihr immer alles.«
»Ich weiß«, sagte Flame. »Aber das darfst du diesmal nicht. Ich meine es ernst.«
»Warum nicht?«
»Weil Mum und Dad keine magischen Fähigkeiten haben, und wenn sie wüssten, was wir alles können, würde ihnen das Angst machen«, erklärte Flame. »Die einzigen Menschen, die verstehen, wie es ist, magische Kräfte zu haben, sind diejenigen, die selbst welche besitzen. Das ist einfach so.«
»Ich würde es Mum trotzdem gerne erzählen.« Sky schob ihre Unterlippe vor.
»Ich weiß, es ist schwer«, sagte Flora. »Vielleicht kannst du es eines Tages tun – wenn du größer bist –, aber im Moment geht es leider nicht.«
»Und wer hat sonst noch magische Kräfte?«, fragte Sky.
»Grandma«, sagte Marina. »Zumindest hatte sie welche, als sie jung war.«
»Grandma?«, quietschte Sky. »Das glaub ich nicht!«
Ihre Schwestern lachten.
»Grandma hat mir an meinem neunten Geburtstag erzählt, was das Kribbeln in meinen Fingern zu bedeuten hatte«, sagte Flame. »Sie war zu uns gezogen, nachdem Großvater gestorben war, und brachte mich an diesem Abend ins Bett. Sie saß hier auf meinem Bett, genau wie wir gerade. Sie fragte mich, ob meine Finger kribbelten, und ich erzählte ihr, dass sie sich den ganzen Tag schon so seltsam angefühlt hätten. Ich hatte sie geschüttelt, aber das Kribbeln war immer stärker geworden.
Da verriet Grandma mir, dass ich magische Kräfte hätte, genau wie sie. Ich verstand nicht, wovon sie redete – ich dachte, sie macht Witze. Ich sagte zu ihr: ›Unsinn, Grandma, so etwas passiert doch nur im Märchen! Menschen haben keine magischen Kräfte!‹ Aber sie meinte es ernst«, fuhr Flame fort. »Sie erzählte mir, dass ich nur meinen Finger auszustrecken bräuchte und mich auf das Kribbeln konzentrieren sollte und ich würde in der Lage sein, meine magischen Kräfte zu gebrauchen.
Sie sagte, es sei sehr wichtig, die Kräfte geheim zu halten. Als ich sie nach dem Grund fragte, sagte sie: ›Wenn die Leute herausfinden, dass du magische Fähigkeiten hast, wird das deine Kräfte schwächen. Wenn du sie behalten willst, darfst du sie nur im Verborgenen anwenden.‹ Sky, Grandma ist der einzige Mensch auf der ganzen Welt, abgesehen von uns dreien, mit dem du über deine Kräfte reden darfst.«
Sky hatte Flame die ganze Zeit über angestarrt. Sie hatte ihre Augen inzwischen so weit aufgerissen, dass es aussah, als könnten sie jeden Moment herauskullern.
»Puh! Gott sei Dank kann ich überhaupt jemandem davon erzählen.« Sky dachte kurz nach. »Aber wenn Grandma magische Kräfte hat, warum haben Mummy und Daddy dann keine?«
»Das wissen wir nicht – es ist einfach so.« Marina zuckte mit den Schultern. »Grandma hat uns erzählt, die magischen Kräfte seien ein Erbe der Cantrip-Familie. Manche der Cantrips haben sie, manche nicht. Ich glaube nicht, dass Dad welche hat, und Mum ist schließlich keine geborene Cantrip.«
»Hatte Sidney Cantrip magische Kräfte?«, fragte Sky.
Sidney Cantrip war ihr Ur-Urgroßvater.
»Grandma sagt ja.« Flora nickte und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr.
»Marina, hast du das Kribbeln auch gespürt, als du neun geworden bist?«, fragte Sky.
»Ja«, antwortete Marina. »Flame hat mir verraten, was es damit auf sich hatte. Zuerst dachte ich, jeder hätte magische Kräfte, doch dann habe ich von Grandma gelernt, dass wir etwas Besonderes sind.«
»Was ist mit dir, Flora?«
»Genau dasselbe«, erwiderte Flora. »Ich hatte Glück. Ich konnte mit Flame, Marina und Grandma reden. Ich schätze, für Flame war es viel schwerer, weil sie die Erste war.«
Die drei jüngeren Schwestern guckten Flame an. Sie schwieg einen Moment, dann nickte sie.
»Das war es«, sagte sie zustimmend. »Ich habe mich oft als Außenseiterin gefühlt, weil ich anders war als alle anderen. Jetzt weiß ich, dass ihr drei so seid wie ich, und das ist toll.«
»Wir sind alle ein bisschen anders!«, sagte Marina, und ihre Schwestern lachten.
»Ich kann mir vorstellen, dass unsere Kräfte sehr viel stärker werden, jetzt, da Sky ihre auch hat«, sagte Flame. »Ich glaube, es könnten … Dinge geschehen.«
»Was für Dinge?«, fragte Marina.
»Ich weiß es nicht«, sagte Flame. »Ich habe einfach das Gefühl, dass sich von jetzt an vieles ändern wird, weil wir nun alle unsere magischen Kräfte haben.«
»Du siehst manchmal Dinge, die in der Zukunft liegen, oder?«, fragte Marina.
»Hmm.« Flame nickte.
»Wow!«, rief Sky. »Das hört sich nach jeder Menge Spaß an!«
»Hör zu, Sky«, sagte Flame. »Da ist noch eine Sache, an die du stets denken musst. Sie ist sehr wichtig.«
Sky blickte in die Gesichter ihrer älteren Schwestern. Sie sahen alle drei furchtbar ernst aus.
»Wir dürfen unsere Kräfte nur einsetzen, um Gutes zu tun – niemals, um jemanden zu verletzen oder ihm zu schaden«, fuhr Flame fort. »Und du darfst nicht leichtfertig mit ihnen umgehen. Das könnte gefährlich sein.«
Sky schaute stirnrunzelnd nach unten auf ihre Hände. »Ist gut«, versprach sie.
»Du wirst dich bald daran gewöhnt haben«, sagte Flame und umarmte ihre Schwester.
Die vier Cantrip-Schwestern saßen mit gekreuzten Beinen und einander zugewandten Gesichtern auf Flames Bett.
»Wir bilden einen Kreis«, sagte Flame. Sie saß kerzengerade da, wie eine Tänzerin. Dann richtete sie den Blick nach unten und überlegte kurz. »Ich glaube, wir sollten uns an den Händen fassen.«
»Okay.« Die anderen waren einverstanden. Eine nach der anderen ergriff die Hand der Schwester neben sich. Als Flame Marinas Hand nahm, war der Kreis geschlossen.
Flame konzentrierte sich und schloss die Augen.
»Wir rufen unsere Kräfte«, sagte sie. »Wir rufen sie JETZT!«
Einen Moment lang passierte gar nichts. Marina, Flora und Sky sahen sich an und grinsten. Flame hielt ihre Augen weiter geschlossen.
»Es fühlt sich ganz kribbelig an.« Sky kicherte.
Dann, urplötzlich, ohne jede Vorwarnung – Wuuusch! Ein Blitz aus funkelndem blauem Licht fuhr in ihre Arme und pulsierte durch den Kreis, den sie mit ihren Händen geschlossen hatten.
»Wahnsinn!«, flüsterte Marina.
»Cool!«, hauchte Flora.
»Es ist wunderschön!«, rief Sky.
»Das ist der Magische Kreis«, sagte Flame lächelnd und öffnete ihre Augen. »Grandma hat mir erzählt, dass das passieren könnte. Sie sagte, wenn wir alle einen Kreis bildeten, würde das unsere Kräfte verstärken. Was auch immer geschieht, wir Schwestern müssen zusammenhalten – nur so können wir den Magischen Kreis zum Leben erwecken.«
Die vier Schwestern sahen sich an, dann blickten sie auf das leuchtend blaue Licht, das immer noch durch ihre Arme und Hände pulsierte. Eine Weile spürten sie die Kraft, die von dem Licht ausging, während sie den Magischen Kreis aufrechterhielten. Dann ließen sie einander los, und das Licht erlosch.
Die Cantrip-Schwestern saßen staunend auf dem Bett. Sie schwiegen. Flame und Marina schüttelten ihre Hände aus, als wollten sie sie lockern. Flora starrte abwechselnd auf ihre Handflächen und Handrücken. Sky stupste einen ihrer Finger an.
Dann drehte Flame sich zu ihrer kleinen Schwester um und sah ihr tief in die Augen. Sky blinzelte Flame an.
»Du sagst gleich etwas sehr Wichtiges zu mir«, sagte Sky. »So ernst guckst du immer, wenn du etwas Wichtiges sagen willst.«
Marina und Flora lächelten.
Flame nickte. »Sky, versprichst du mir, dass du das hier geheim halten und deine Kräfte nie missbrauchen wirst?«
»Ich verspreche es«, sagte Sky atemlos.
Auf Cantrip Towers hatten schon immer Cantrips gewohnt. Die Cantrip-Schwestern waren dort geboren, genau wie ihr Vater und ihr Großvater und wiederum dessen Vater vor ihm.
Sidney Cantrip, der bekannte Süßwarenfabrikant und Ur-Urgroßvater der Schwestern, hatte das prachtvolle Landhaus 1910 erbaut. Seit damals waren vier Generationen von Cantrip-Kindern das Geländer der breiten Mahagonitreppe heruntergerutscht. Unzählige Male war vom Dachboden bis in den Keller hinunter Verstecken gespielt worden. Endlose Fangenspiele auf dem hügeligen Rasen und zwischen den hohen Bäumen hatten eine Generation nach der anderen in Atem gehalten. Und stets gab es etwas Neues zu entdecken.
Cantrip Towers war ein Wahrzeichen der Region, seine hohen, runden Türme konnte man schon von weitem sehen, und es war ein glückliches Heim. Zugegeben, es besaß nicht mehr die gleiche Ausstrahlung wie zu Sidneys Zeiten – ein paar der Möbel sahen ein wenig mitgenommen aus, und es gab Zimmer, denen ein neuer Anstrich gut getan hätte – aber jeder, der dort zu Besuch war, konnte das Glück spüren. Und die sieben Cantrips, die inzwischen dort lebten, liebten ihr Zuhause.
Cantrip Towers war eine Welt für sich. Und jede Nacht, während sich die Familie in Erwartung des Schlafes in ihre Betten kuschelte, hätte man meinen können, das alte Haus zufrieden seufzen zu hören.
An diesem speziellen Sonntagmorgen, dem Tag nach der Geburtstagsparty der Mädchen und der Morgen, an dem Sky ihre magischen Kräfte entdeckt hatte, sangen die Vögel, und der Himmel war strahlend blau. Alle Bewohner von Cantrip Towers gingen gut gelaunt ihren Beschäftigungen nach.
Flame saß auf den steinernen Stufen, die von der Küche hinunter in den Garten führten, und las Zeitung. Sie machte sich ständig über alles Mögliche ihre Gedanken und wollte wissen, was in der Welt vor sich ging. Die Sonne ließ ihr kupferfarbenes Haar aufleuchten, als sie hochsah und sich umblickte. Sie liebte die Ruhe und den Frieden, die im Garten herrschten.
Flora schob eine Schubkarre über den Rasen. Sie trug einen alten Strohhut. Es machte ihr großen Spaß, Gemüse aller Art anzupflanzen, im Garten war sie am glücklichsten.
Ihr Vater, Colin Cantrip, Urenkel von Sidney Cantrip und ein hochgewachsener Mann mit freundlichem Wesen, ging dicht hinter ihr. Er trug eine Palette Zucchinisetzlinge. Flora sah ihrem Vater verblüffend ähnlich: Sie hatte sein kastanienbraunes Haar und seine sanften braunen Augen geerbt.
Hinter ihnen her hoppelte Bert, der Dackel. Kurz darauf verschwanden Dad und Flora hinter der großen Buchsbaumhecke, die den Gemüsegarten umgab.
Währenddessen bereitete Marilyn, die Großmutter der Mädchen, in der großen Küche mit dem Steinfußboden das Gemüse für das Sonntagsessen vor. Man konnte sehen, dass sie früher einmal Balletttänzerin gewesen war, so gerade und aufrecht wie sie sich hielt. In ihrer Jugend war sie für ihre Schönheit berühmt gewesen. Inzwischen hatte ihr einst kupferfarbenes langes Haar einen hellen, graublonden Farbton angenommen und war zu einem modischen Bob geschnitten. Ihre Augen aber waren immer noch leuchtend grün, wie eh und je, und ihr schlanker Körper hatte nichts von seiner Anmut verloren.
Marina stand an der Küchenanrichte und sortierte das Besteck, das sie am Abend zuvor benutzt hatten. Als lebhafteste der Cantrip-Schwestern sang und tanzte sie bei der Arbeit. Sie liebte es, mit den Armen in der Luft herumzuwirbeln und ihre Füße tanzen zu lassen. In Gedanken war sie immer auf der Bühne und sang vor Tausenden von Leuten.
Sky saß neben dem großen Küchenherd, der noch mit Kohle geheizt wurde, auf einem riesigen alten Windsorstuhl. Sie streichelte Pudding, die getigerte Katze, die auf ihrem Schoß lag. Währenddessen beobachtete sie, wie ihre Mutter einen Brotteig auf dem Küchentisch knetete. Von allen Cantrip-Schwestern sah Sky mit ihren weichen Gesichtszügen und dem feinen blonden Haar ihrer Mutter am ähnlichsten.
Ottalie Cantrip lächelte ihrer jüngsten Tochter zu. Sie war zur Hälfte Französin und eine begeisterte Köchin. Jeden Sonntagmorgen zog der Geruch ihres frisch gebackenen Brots durchs ganze Haus und in den Garten hinaus. Die Cantrip-Familie liebte das.
Doch der sonntägliche Frieden sollte nicht lange anhalten.
Plötzlich kam Dad quer über den Rasen auf das Haus zu gerannt. Flora war ihm dicht auf den Fersen. Flame sprang auf, als er an ihr vorbei in die Küche stürmte.
»Was ist passiert?«, fragte Flame.
»Schnecken!«, rief er, während seine Arme wie Windmühlenflügel kreisten.
»Schnecken?«, fragte Mum entsetzt und fuhr sich mit dem Handrücken über das Gesicht, das im Nu vollkommen mehlverschmiert war.
»Ja, Schnecken! Sie sind überall!«, schnaufte Dad. »Sie sind bei uns eingefallen! Die größten Schnecken die du jemals gesehen hast! Große, riesige perlmuttfarbene Schnecken kriechen durch den ganzen Gemüsegarten und fressen einfach alles auf! Komm und sieh es dir an!«
Er drehte sich um und hastete in den Gemüsegarten zurück. Die Mädchen rannten hinter ihm her. Mum und Grandma überließen das Essen sich selbst und folgten ihnen.
Wenige Augenblicke später stand die Cantrip-Familie inmitten der akkurat gezogenen Reihen der Gemüsebeete. Es gab Salat mit krausen Blättern, mit großen, glatten Blättern, knackigen grünen Salat, Salat mit gewellten rötlichen Blättern – Dad und Flora zogen alle möglichen Sorten. Und nicht nur Salat: Kohl, Tomaten, Möhren, Kartoffeln und vieles mehr bauten sie ebenfalls an. Der Gemüsegarten von Cantrip Towers war legendär.
Aber jetzt, das war nicht zu übersehen, krochen riesige gefräßige Schnecken überall darin herum.
»Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie solche Schnecken gesehen«, sagte Dad und deutete auf eines der Tiere, das sich gerade durch einen großen runden Salatkopf fraß. »Wo, um Himmels willen, sind die bloß hergekommen?«
»Igitt!«, rief Flame und wich zurück.
»Bäh«, schüttelte sich Marina.
Mum und Grandma schauten auf die Schnecken hinunter, waren jedoch nicht bereit, auch nur einen Schritt näher zu treten.
Flora dagegen kniete sich zwischen die Pflanzen und streichelte eines der schleimigen Monster. Sie ekelte sich als Einzige nicht vor Schnecken.
»Wie sind sie hierher gekommen, Dad?«, fragte sie. »Gestern waren sie noch nicht da.«
»Das ist mir ein Rätsel.« Dad schüttelte den Kopf. »Aber wenn wir sie nicht schleunigst loswerden, wird nicht viel von unserem Gemüse übrig bleiben. Guckt nur, wie schnell sie sich durch den Salat fressen!«
Er deutete auf einen Salatkopf, von dem nur noch der Stumpf übrig war.
Die Lage war ernst: Die Cantrips waren eine große Familie und konnten ihren Gemüsegarten nicht einfach den Schnecken überlassen. Ihnen fehlte es an nichts, aber sie waren auch nicht reich. Colin arbeitete als Architekt und Ottalie als Musiklehrerin, doch das Schulgeld für ihre vier Töchter und die ständigen Instandhaltungskosten von Cantrip Towers waren eine große Belastung für die Familienkasse. Das Gemüse wurde dringend gebraucht.
Trotzdem zogen sich Mum und Grandma wieder in die Küche zurück. Das Mittagessen musste vorbereitet werden, und keine von beiden hatte vor, sich stattdessen um die Monsterschnecken zu kümmern.
Dad kniete sich neben eine der Schnecken und starrte sie an.
»Malakologie«, verkündete Flame, die dicht hinter ihm stand.
»Wie bitte?«, fragte Dad und drehte sich um, damit er sie über seine Schulter hinweg ansehen konnte.