Vollmond - Christa Garbe - E-Book

Vollmond E-Book

Christa Garbe

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Beschreibung

Hier wird die Geschichte des tapferen Mäuserichs "Flitzer" erzählt, der schon als kleines Mausekind nur Unsinn im Kopf hatte und nicht auf seine Eltern hören wollte.

Dies bringt ihm immer wieder gefährliche und spannende Situationen ein, die es alleine oder zusammen mit Freunden zu meistern gilt. 

Dann aber steht das größte Abenteuer seines Lebens an: wird er sich mit seinen Freßfeinden verbünden, um eine lebensgefährliche Situation zu lösen und wird er mutig genug sein, seinem schlimmsten Feind die Stirn zu bieten? 

Dieses Märchen ist - ganz im Stil von Christa Garbe - dem Mut einzelner gewidmet, die über sich selbst hinauswachsen. Die an das Gute in anderen Menschen glauben und die sich selbst immer wieder neu erfinden, um ihren Weg im Leben zu finden. 

christa-garbe.de

Von Christa Garbe sind bereits diverse Märchen als Bücher und eBooks sowie MC/CD veröffentlicht worden.


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Veröffentlichungsjahr: 2020

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Christa Garbe

Vollmond

Die Abenteuer eines tapferen Mäuserichs

Für Anschi Tischendorf. In herzlicher Freundschaft und liebevoller Erinnerung an Werner Blaebst BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Auf ins erste Abenteuer

Als der kleine Mäuserich Flitzer geboren wurde, ahnte niemand, was für wilde Abenteuer in seinem Leben auf ihn warteten. Er war so winzig, hilflos und klein, dass seine Mäuse-Eltern meinten, ihn niemals großziehen zu können. Acht Mäuse-Geschwister drängten sich in dem warmen Nest zusammen, das die Mäuse-Eltern in einem Feld, weit weg von der großen Stadt, gebaut hatten.

 

Natürlich hieß das klitzekleine Mäuslein nicht von Anfang an 'Flitzer', doch im Laufe der Wochen entwickelte sich endlich auch das Jüngste der Familie. Sowie es ein wenig zu Kräften gekommen war, strebte es aus dem schönen, warmen Nest in einen der Gänge Richtung Tageslicht. Wie oft zogen die Eltern es am rosa Öhrchen zurück zu den anderen. Es war ihnen ein Rätsel, warum das Jüngste, das noch nicht einmal die Augen richtig geöffnet hatte, ständig davon krabbelte! Doch als das Kleine sehen konnte wurde es noch schlimmer! Ständig war es unterwegs nach oben - aber immer wieder erwischten es die Eltern. So kam das Mäuschen zu seinem Namen: Flitzer.

 

Natürlich ahnte es nichts von den vielen Gefahren, die oben lauerten. Die Alten konnten so oft es ging von Katzen, Füchsen, Raubvögeln und den Maschinen der Menschen erzählen, die den Ackerboden bearbeiteten - nichts konnte Flitzer davon abhalten, nach oben zu flitzen! Er wollte die Welt endlich erleben! Es gab dort so unendlich viel zu sehen und zu schnuppern ... zu probieren, wie dieses oder jenes schmeckte, sich den Wind um die Nase wehen zu lassen, im Sonnenschein mit den Geschwistern herumzutollen - es war einfach herrlich!

 

Und eines frühen Sommertages, als die Sonne genau in den vorderen Gang des Nestes fiel, war kein Halten mehr: Flitzer rannte nach oben, dem Licht entgegen. Überrascht stoppte er am Eingang. Es sah plötzlich alles ganz anders aus! Dicht an dicht standen nun die Halme der Ähren und wiegten sich im Morgenwind. Einige Körner, die aus den reifen Ähren gefallen waren, lockten ihn nun ganz hervor. Er rannte zwischen den Halmen umher und sammelte und fraß und sammelte und fraß. Kreuz und quer über das Feld, suchte er die leckeren Kerne zusammen. Immer das Näschen schnuppernd erhoben im Winde: wo lag noch mehr? Sein Bauch rundete sich - müde legte Flitzer sich zwischen die gelben Ähren nieder und schlief ein. Er hatte wirklich Glück: da er so winzig war, entdeckte ihn die streunende Dorfkatze nicht!

 

Ferne Geräusche, die immer näher kamen, schreckten ihn schließlich auf. Was war das? Er schnupperte kurz: ein fremder Geruch wehte zu ihm herüber! Lauter und lauter polterte etwas in seine Richtung. Erschrocken sprang Flitzer auf. Der Lärm tat seinen Ohren weh, nie zuvor hörte er etwas so Furchterregendes. Er rannte und rannte - so schnell ihn seine kurzen Beine trugen. Doch immer näher kam dieser Lärm! Im letzten Moment rutscht er in eine verlassene Maulwurfkammer und blieb zitternd liegen. War er hier sicher? Er wusste es nicht.

 

Der Mähdrescher polterte mit Getöse über ihn hinweg - dann verklang der Lärm langsam. Flitzer hatte nun große Mühe sich aus diesem rettenden Versteck heraus zu arbeiten, denn die Maschine hatte das Erdreich fest zusammengedrückt. Oh, das war so mühsam! Und keine Eltern oder Geschwister, die helfen konnten! Verzagt hielt Flitzer inne. Dann versuchte er einen anderen Ausweg zu finden und kroch vorsichtig witternd weiter und immer weiter. Langsam knurrte nun doch wieder sein Magen - doch außer einer vertrockneten Raupe und trockenen Gräsern gab es hier unten nichts. Er musste unbedingt wieder nach oben! Also begann er wieder zu graben.

 

Nun hatte er langsam Erfolg - hier war die Erde weicher, nicht so fest zusammengedrückt, wie vorhin. Mit einem erleichterten Piepser durchbrach er die Oberfläche - endlich oben!

 

Verwundert sah er sich um. Alles sah wieder ganz anders aus! Die Sonne war längst untergegangen und in der Dämmerung konnte er nichts Vertrautes entdecken. Verzagt blieb er hocken und putzte sich erst einmal, bis er sein Fell von all der Erde befreit hatte.

 

Nächtliche, ungewohnte Geräusche ließen ihn erschrocken zusammenzucken und ängstliche Blicke hin und her werfen. Es wurde ihm schmerzlich bewusst, dass er alleine war. Das war eine neue Erfahrung, die ihm gar nicht gefiel! Zum Glück fand er etliche Getreidekörner ringsumher, doch dann zog er sich vorsichtshalber in den Gang zurück, aus dem er sich gerade mühsam herausgearbeitet hatte. Der Schrei einer Eule, die auf Futtersuche war, ließ ihn sofort in Deckung kriechen. Nach einer Weile des Horchens schlief der kleine Flitzer ein - und träumte dem neuen Abenteuer entgegen.

 

 

Neue Freunde in stürmischen Zeiten

Frierend und vollkommen durchnässt wachte er in der Nacht erschrocken auf. Ein heftiges Gewitter mit Starkregen und Hagelschlag prasselte auf die Erde nieder. Seine kleine Höhle war schon fast vollgelaufen! Wie ein Sturzbach rann das Wasser über ihn hinweg. Starr vor Schrecken saß er da - dann sprang er entsetzt auf! Blitz und Donner im selben Moment versetzte den kleinen Mäuserich so in Panik, dass er durch Regen und Hagel davon raste! Das heißt, er kam kaum vorwärts blieb immer wieder im Schlamm stecken. Hagelkörner schlugen ihm hart auf Rücken und Kopf - es war ganz, ganz schrecklich!

 

Doch dann erreichte er den Waldrand und kroch unter einen umgefallenen Baum - endlich geschützt vor dem tobenden Unwetter. Sein kleines Herz klopfte vor Anstrengung und Angst. Doch allmählich beruhigte er sich und schlief wieder ein.

 

Ein lautes 'Platsch' weckte Flitzer und erschrocken sprang er auf, als er sah, was da neben ihm Unterschlupf gefunden hatte. „Quak", machte die dicke Kröte und schaute ihn mit ihren Glubschaugen neugierig an. Flitzer trippelte zur Seite - nie zuvor sah er ein solches Wesen.

„So ein schlimmes Unwetter Hagel habe ich noch nie erlebt! Ich dachte, gleich werde ich platt gehagelt!" Bevor der Mäuserich eine Frage stellen konnte quakte wie Kröte weiter: „Ich war gerade aus meinem Teich zum Waldrand gekrochen, um dort die fetten Mücken zu fangen, als das Unwetter losbrach und mir mit diesen riesigen Hagelkörnern fast den Rücken zerhauen hat!"

 

Bevor Flitzer antworten konnte, kam ein pitschnasses Eichhörnchen unter den Stamm gekrochen. Verwundert sah es sich um: Nanu, dies war doch seine Fluchthöhle! Die Kröte war erschrocken zur Seite gehüpft, so gut das in der Enge des Unterschlupfes überhaupt möglich war. Flitzer, zunächst auch verunsichert, fiepte versöhnlich: „Hier ist doch Platz für alle!". „Aber es ist meine Höhle!", ärgerte sich das Eichhörnchen. „Nun, solange das Unwetter tobt ist es nun auch unsere Höhle! Quak!" Die dicken Glubschaugen traten der Kröte fast aus dem Kopf. „Na gut, aber dann verschwindet ihr!" knurrte das Eichhörnchen und putzte sich die Hagelkörner aus dem buschigen Schwanz.

 

Flitzer rückte soweit es ging in die äußerste Ecke. Wo war nur seine Familie? Ratlos sah er hinaus in den langsam nachlassenden Regen. Die Kröte beschloss, das jetzt sehr enge Versteck zu verlassen. Ja, der Regen fiel jetzt nur noch sanft, jetzt konnte sie es wagen. Besorgt bemerkte Flitzer, dass die Kröte sich auf den Weg machen wollte. Auf keinen Fall konnte er es sich vorstellen, mit dem unfreundlichen Eichhörnchen alleine zurück zu bleiben.

 

 

 

Flitzer kann „alles“! … Wirklich ???

„Warte!" piepste er kläglich, „warte auf mich - ich komme mit!" Erstaunt blieb die Kröte hocken, „Ich gehe zurück zu meinem Teich, da kannst du nicht mit ... oder kannst du schwimmen und tauchen?"

 

Flitzer stockte: Schwimmen und Tauchen? Was war das? Egal - er würde es lernen. Eifrig nickte er der Kröte zu. Vor Staunen glubschten ihre Augen so dick wie nie zuvor. Eine Maus, die schwimmen konnte? Das wollte sie sehen! So nickte sie und hüpfte weiter Richtung Waldteich. Flitzer machte sich keine Sorgen, er war ja jetzt groß - er konnte alles! Die Kröte würde ihm schon zeigen was das war: 'schwimmen und tauchen'.

Ach, kleiner Mäuserich, du musst noch viel lernen auf dieser Welt!

 

Vielfältiges Gequake tönte ihnen entgegen - der Teich war nicht mehr weit. Der Regen war vorbei und weiße Nebelschwaden verbargen das Gewässer. Dann waren sie da und die Kröte ließ sich mit einem gewaltigen Platsch ins Wasser sinken, kam aber gleich wieder hoch, um zu schauen, ob der Mäuserich tatsächlich schwimmen konnte! Flitzer tat es der Kröte nach - er war fest davon überzeugt, dass er alles konnte, denn er war ja jetzt groß!

 

Doch zu seinem großen Entsetzen versank er tiefer und tiefer im See! Verzweifelt strampelte er mit allen vier Beinchen - doch es half ihm nichts. Abwärts sank der kleine Körper. Erschrocken platschte die Kröte herbei, tauchte tief herunter, zog den halb ertrunkenen Flitzer nach oben und warf ihn ins Ufergras. Einige Frösche hüpften herbei: „Ist er tot?" Die Kröte antwortet nicht - sie wusste es nicht. War ihr aber auch eigentlich egal. Er hatte behauptet er könne schwimmen und sogar tauchen … und nun? Mitleidige Frösche klopften Flitzer auf den Rücken, immer heftiger, bis er auf einmal einen Schwall Wasser aus dem Mäulchen spie und endlich Luft bekam. Zu ihrer Verblüffung merkte die Kröte, dass sie froh war, ihn wieder lebendig zu sehen. Dann schimpfte sie ganz schrecklich mit Flitzer, weil er behauptet hatte er könne schwimmen und tauchen. Die anderen Frösche versuchten sie zu beruhigen. Sie sahen doch, wie elend sich der Kleine fühlte.

 

Plötzlich tönte von Ferne der Schrei eines Habichts! Im Nu waren alle im Wasser verschwunden - nur Flitzer saß zitternd vor Kälte da. Der Schrei des Habichts, der Futter für seine Jungen suchte, tönte nun gefährlich nahe. Im selben Moment erinnerte sich Flitzer an die Worte seiner Mutter, die ihn vor dem Habicht gewarnt hatte. Panisch blickte er sich um - wohin konnte er fliehen? Vor ihm die Wasserfläche, die er erschaudernd sah, weit hinter ihm der Waldrand, den er nie und nimmer rechtzeitig erreichen konnte! Völlig erstarrt saß Flitzer da, unfähig sich in Sicherheit zu bringen! Die Kröte, die unter einem großen Seerosenblatt in Sicherheit saß, sah mit Schrecken den erstarrten Mäuserich im Gras hocken. Mit einem lauten „Quaaaaaak” arbeitete sie sich aus dem Seerosengewirr heraus und erreichte Flitzer in dem Moment, als der Habicht diese leckere Beute entdeckte und pfeilschnell herab stieß.

 

Die Kröte schnappte sich Flitzer und verschwand mit ihm unter dem Seerosenblatt, wobei sie dafür sorgte, dass Flitzer mit dem Kopf über Wasser blieb. Die anderen Frösche, die die Rettungsaktion erschrocken verfolgt hatten, machten viel Lärm und Gespritze im Wasser, um den Habicht abzulenken. Und das hatte Erfolg! Der Habicht - seiner Beute plötzlich beraubt - drehte im letzten Moment ab, irritiert durch die Spritzerei im Wasser.

 

Glück gehabt kleiner Flitzer! Der wehrte sich geradezu panisch gegen die Kröte, voller Angst noch einmal im Wasser zu versinken. Er wusste nicht, dass sie ihn vor einem schnellen Tod hatte retten wollen. Entnervt warf die Kröte ihn zurück ins Gras, aber erst nachdem sie sich überzeugt hatte, dass der Habicht fort war! Benommen von all diesen Aufregungen blieb der Mäuserich erst einmal liegen. Was war denn bloß geschehen? Er wusste es nicht. Langsam rappelte er sich auf und trippelte in Richtung Waldrand. Besorgt sah die Kröte ihm nach. Was wird er nun wieder anstellen? Leise quakend sank sie ins Wasser zurück.

 

An diesem Abend dauert es lange, bis im Teich Ruhe eintrat! Erst als die kleine Teichnixe nach oben kam und das Abendlied für Mutter Erde sang, war es auf einmal ganz still - selbst die Grillen fielen in tiefen Schlaf. Flitzer fand unter einer Dornenhecke ein Plätzchen - die Augen fielen ihm zu, als ihn die leisen, lieblichen Töne des nächtlichen Gesangs erreichten.

 

Er schlief die ganze Nacht, den ganzen Tag und noch eine weitere Nacht. Dann erwacht er plötzlich. Er kroch unter seinem Blätterbett hervor und schaut sich verwirrt um: wo war er hier und was hatte ihn geweckt? Da hörte er, wie die Spottdrossel sang:

„Die Maus, die Maus, die Maus,

die hat ein Dornenhaus,

da kommt sie niemals raus!

Die Maus die Maus die Maus!"

 

Flitzer schüttelte die letzten Blätter aus seinem Fell. Hatte er richtig gehört? „Die Maus, die Maus, die Maus …."

Er hob seinen Kopf und schaute sich um. Ja, er lag unter einer Dornenhecke… aua - ja, es piekste ihn. Er hatte sich zu hoch aufgerichtet. Geduckt kroch er weiter.