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Viele Aufschieber sind Meister darin, sich selbst zu täuschen. Sie machen sich nicht nur vor, dass sie gleich mit der Arbeit beginnen werden – sie täuschen sich oft auch jahrelang über die eigene Unzufriedenheit hinweg. All denen, die gerne aufschieben, soll dieses Buch dabei helfen, die eigenen Ziele zu erreichen, Freude an der Arbeit zu entwickeln und die Freizeit ohne schlechtes Gewissen zu genießen. In diesem Buch erfahren Sie, wie man •Arbeiten und die Prüfungsvorbereitung anpackt, anstatt sie vor sich herzuschieben. •Noten durch effektive Lernstrategien verbessert. •dranbleibt, wenn es schwierig wird. •sich beim Schreiben und Lernen unnötigen Aufwand erspart, indem man sich auf das Wesentliche fokussierst. •sich in kürzerer Zeit mehr merkt. •die Freizeit wieder genießen kann. •mit Freude und Interesse lernen und studieren kann. Die Aufschieberitis, auch Prokrastination genannt, ist wie der innere Schweinehund ein hartnäckiger Gegner. Es braucht viel Übung, um es mit ihm aufzunehmen. Manchmal muss man ihn austricksen, indem man sich mit anderen zum Lernen verabredet oder ihn mit dem Gedanken "Ich mache mal nur zehn Minuten" in falscher Sicherheit wiegt. Manchmal gewinnt man, indem man ihn überrumpelt und all seine Willenskraft sammelt und sich fest vornimmt, durch alle negativen Gefühle hindurchzugehen. Dann wieder ist es wichtig zu erkennen, wann man dem Kampf aus dem Weg gehen sollte, um stattdessen mit Hilfe richtiger Pausen und echter Freizeit Kräfte zu sammeln. Das Buch besteht aus zwei Teilen: Fehlen Ihnen Motivation, Kraft und Wille, um sich auf die nächsten Prüfungen vorzubereiten oder wissen Sie nicht, wo Sie mit dem Lernen beginnen sollen? Werden Sie beim Schreiben immer wieder von Selbstzweifeln übermannt? Falls Sie also Prüfungen vorbereiten oder eine Arbeit schreiben müssen, die Arbeit jedoch vor sich herschieben, können Sie gleich mit dem ersten Kapitel einsteigen. Dieser erste Teil des Buches besteht aus einer Vielzahl von kurzen Übungen, die den Einstieg erleichtern und dazu motivieren, dranzubleiben. Die Übungen helfen dabei, sich im Laufe des Lesens besser kennenzulernen. Sie werden merken, unter welchen äußeren Bedingungen Sie am besten lernen, welche Strategien beim Einstieg in die Arbeit helfen und wie das Lernen und Schreiben vielleicht sogar so viel Freude bereiten können, dass man nicht mehr auf den Druck von Deadlines angewiesen bist. Sind Sie gerade unter Druck, weil Prüfungen anstehen oder der Abgabetermin einer Arbeit näher rückt? Oder müssen Sie ein Thema für eine Seminar-, Bachelor- oder Masterarbeit finden? Dann profitieren Sie am meisten, wenn Sie mit dem zweiten Teil beginnen. Hier lernt man Strategien kennen, die dabei helfen, sich bei der Prüfungsvorbereitung auf das Wesentliche zu fokussieren und schriftliche Arbeiten geschickt anzulegen. Der Kampf gegen die Aufschieberitis lässt sich langfristig nur gewinnen, wenn man neue Gewohnheiten aufbaut und sich nach und nach eine hilfreiche Einstellung zu Arbeit und Freizeit zulegt. Das braucht Zeit und ein wenig Geduld. Aber mit diesem Buch ist der erste Schritt bereits getan.
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Seitenzahl: 159
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Fabian Grolimund
Vom Aufschieber
zum Lernprofi
Bessere Noten, weniger Stress,
mehr Freizeit
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2018
Alle Rechte vorbehalten
www.herder.de
Umschlaggestaltung: Gestaltungssaal, Rosenheim
Umschlagmotiv: © theromb – 123RF
Abbildungen im Innenteil: Clémence Haller
E-Book-Konvertierung: Carsten Klein
ISBN E-Book 978-3-451-81318-4
ISBN Print 978-3-451-60035-7
Impressum
Hole das Maximum aus diesem Buch heraus
Teil I
Tausche Müllzeit gegen Lern- und Freizeit
Nimm dir frei
Nutze kurze, effektive Arbeitseinheiten
Beginne nur kurz
Hüte dich vor der Flow-Falle
Schreibe eine Have-done-Liste
Arbeite à la carte
Verbringe dein Leben nicht auf dem Beifahrersitz
Stell dich deinen Dämonen
Befreie dich vom Sollen und Müssen
Behindere dich nicht selbst, nur um klug zu wirken
Hole dir Feedback ein
Überwinde die Angst vor Erfolg
Finde deine Berufung
Engagiere dich
Sei kein Rebell
Schone deine Willenskraft
Nutze deine Prime-Time
Werde produktiv: durch Pausen und ein kurzes Nickerchen
Lass Routinen für dich arbeiten
Stähle deinen Willen
Pfeif auf positives Denken
Überwinde jedes Hindernis
WOOPe dich ins Ziel
Zusammenfassung: Die Aufschiebeformel
Teil II
Mach dir das Leben leichter. Mit den richtigen Strategien ...
Gehe Arbeiten geschickt an
Informiere dich, wie und was geprüft wird
Nutze die Lernstrategien der Profis
Bleib dran
Literatur
Über den Autor
Dieses Buch soll dir dabei helfen:
deine Arbeiten und die Prüfungsvorbereitung anzupacken, anstatt sie vor dir herzuschieben.deine Noten durch effektive Lernstrategien zu verbessern.deine Freizeit ohne schlechtes Gewissen zu genießenund mit Freude und Interesse zu studieren.Bist du gerade unter Druck, weil Prüfungen anstehen, der Abgabetermin einer Arbeit näher rückt? Oder sollst du ein Thema für eine Seminar-, Bachelor- oder Masterarbeit finden? Dann profitierst du am meisten, wenn du mit dem zweiten Teil beginnst. Ab Seite 153 lernst du Strategien kennen, die dir dabei helfen, dich bei der Prüfungsvorbereitung auf das Wesentliche zu fokussieren und schriftliche Arbeiten geschickt aufzugleisen.
Falls du Prüfungen vorbereiten oder eine Arbeit schreiben solltest, die Arbeit jedoch vor dir herschiebst, steigst du besser gleich mit dem ersten Kapitel ein. Der erste Teil des Buches besteht aus einer Vielzahl von kurzen Übungen, die dir den Einstieg erleichtern und dich dazu motivieren, dranzubleiben. Wenn du die Übungen machst, wirst du dich im Laufe des Buches besser kennenlernen. Du wirst merken, unter welchen äußeren Bedingungen du am besten arbeiten kannst, welche Strategien dir beim Einstieg in die Arbeit helfen und wie dir das Lernen und Schreiben vielleicht sogar so viel Freude bereiten können, dass du nicht mehr auf den Druck von Deadlines angewiesen bist.
Vielleicht willst du noch etwas über mich wissen? Ich heiße Fabian Grolimund oder einfach Fabian (ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn wir uns duzen), bin Psychologe und leite gemeinsam mit Stefanie Rietzler die Akademie für Lerncoaching in Zürich, die Weiterbildungen in Lerncoaching für Fachpersonen sowie Seminare für Studierende, Eltern und Kinder anbietet.
Die Zeichnungen in diesem Buch stammen von der Illustratorin Clémence Haller.
Aber genug von uns. In diesem Buch geht es schließlich um dich! Wir wünschen dir für dein Studium alles Gute und hoffen, dass dir dieses Buch auf deinem Weg ein hilfreicher Begleiter wird.
Macher gönnen sich Freizeit
Aufschieber stehlen sich Freizeit
Sabrina und Tom, die im letzten Kapitel kurz zu Wort kamen, stehlen sich Freizeit. Ihr schlechtes Gewissen nagt an ihnen und verhindert, dass sie sich bewusst freinehmen, einen Nachmittag lang absichtlich chillen, Snowboarden gehen oder sich mit Freunden treffen.
Stattdessen nehmen sie sich ständig vor, zu arbeiten. Aufschieber sind gefangen in einem Teufelskreis:
Sabrina schildert die Zusammenhänge wie folgt: »Ich komme nach Hause und weiß, dass ich lernen müsste. Im Bus habe ich mir das fest vorgenommen. Aber wenn ich die Bücher sehe, gerate ich unter Druck. Ich weiß, dass ich knapp dran bin, und habe keine Ahnung, wo ich anfangen soll. Dann höre ich diese Stimme in meinem Kopf: Mach dir noch kurz einen Tee, dann läuft es vielleicht besser. Nach dem Tee läuft es nicht besser. Sobald ich die Bücher sehe, spüre ich wieder diesen Druck – und dann fällt mir auf, dass mein Schreibtisch nicht aufgeräumt ist. Ich mache mir vor, dass ich so nicht lernen kann, und fange an, aufzuräumen. In dem Moment, wo ich mich entschließe, das Lernen noch etwas aufzuschieben, fühle ich mich erleichtert – aber danach quält mich das schlechte Gewissen umso mehr!«
Geht es dir ähnlich?
Aufschieber lernen, dass sie den Druck für einen Moment verringern können, indem sie sich anderen Aufgaben zuwenden.
Psychologen sprechen in diesem Fall von Verstärkung. Ein Verhalten – zum Beispiel das Aufschieben – wird häufiger, wenn es belohnt wird. Aufschieben wird dabei meist negativ verstärkt: Es wird dadurch belohnt, dass etwas Unangenehmes wegfällt. Es ist der Abfall von Druck und die damit verbundene, kurzfristige Erleichterung, die du unmittelbar nach dem Aufschieben erfährst, die das Aufschieben so attraktiv machen.
Langfristig steigt durch das Aufschieben die Anspannung. Das schlechte Gewissen nimmt zu. Aber dein Unterbewusstsein hat bereits gelernt, wie es damit umgehen kann: durch Aufschieben, durch Wegschauen, durch Ablenkung.
Das ist so, als würdest du auf Zahnschmerzen reagieren, indem du zum Schmerzmittel greifst. Der Schmerz lässt ein paar Stunden nach, aber das Loch wird größer.
Damit das schlechte Gewissen sie nicht zu sehr quält, nehmen sich Aufschieber nicht wirklich frei. Sie gönnen sich nur kurze Schonfristen – mit Dingen, die ins folgende Raster passen:
Nur kurz …Damit ich lernen kann, muss ich zuerst …Das muss schließlich auch gemacht werden …Gewählt werden also Aktivitäten, bei denen man sich vormachen kann, dass sie kaum Zeit in Anspruch nehmen, eine Vorbereitung für die Arbeit darstellen oder ebenfalls wichtig sind.
Diese haben aber keinen Erholungswert und bringen dich nicht vorwärts: Müllzeit-Alarm!
Du machst einen ersten Schritt in die richtige Richtung, wenn du anstelle solcher Spielchen wieder echte Freizeit einplanst.
Wenn du dir richtige Freizeit einplanst, kannst du dich erholen und neue Kraft tanken. Auf der anderen Seite weißt du: Meine Arbeitszeit ist begrenzt! Wenn ich mir Arbeitszeit eingeplant habe, muss ich sie auch nutzen – danach steht etwas anderes auf dem Programm.
Mach gleich jetzt deine zweite Übung!
Übung 2: Plane deine Freizeit
Nimm deine Agenda hervor. Plane für jeden Tag der nächsten Woche mindestens eine schöne Aktivität ein: ein Treffen mit Freunden, einen Kinobesuch, ein bewusst eingeplanter »Gammelabend« vor dem Fernseher, Sport oder einen Nachmittag, den du mit deinem Hobby verbringst. Dein Wochenende solltest du mindestens zur Hälfte mit Freizeit verplanen. Geh in den Zoo, ins Museum, Ski fahren, shoppen, unternimm etwas mit Freunden oder reserviere dir einige Stunden für dein Buch oder einen Film.
Und jetzt kommt der Hammer: Halte dich an deine Freizeitpläne, auch wenn du nicht gearbeitet hast!
Ach ja … wenn du dir freinimmst: Hör auf, all diese Bücher mit dir rumzuschleppen, die du doch nicht liest. Du wirst sie auf dem Skilift oder im Schwimmbad nicht auspacken! Ich weiß… Gewissensberuhigung. Das schadet dir! Du verwandelst Freizeit in Müllzeit. Nimm einen spannenden Roman mit.
Kreuze am Ende der Woche an, wie nützlich diese Übung für dich war:
1
2
3
4
5
Macher setzen sich kleine Ziele und erreichen sie
Aufschieber geben große, aber leere Versprechen ab
Weißt du, was Aufschieber besonders gerne zu sich sagen?
Das lohnt sich doch gar nicht!
Aufschieber gehen davon aus, dass arbeiten nur dann sinnvoll ist, wenn man große Zeitfenster dafür reserviert hat.
»In vierzig Minuten kommt der Bus – es hat keinen Wert, noch anzufangen.«»In einer Stunde essen wir – da komme ich nicht mehr richtig rein.«»Die Zugfahrt dauert nur eine halbe Stunde – das bringt’s doch nicht, dafür meine Sachen auszupacken.«Natürlich gilt das nur, solange der Prüfungstag noch nicht da ist. Dann lohnt es sich selbstverständlich auch noch in der Klopause davor zu büffeln.
Tina war eine Meisterin dieser Kunst, wie der folgende Ausschnitt aus einem Training zeigt:
Fabian: Es fällt dir an manchen Tagen sehr schwer, dich auf die Prüfung vorzubereiten?
Tina: Ja, dann mache ich einfach zu wenig oder gar nichts und bin abends völlig frustriert.
Fabian: Und quälst dich mit der Frage, warum du nichts gemacht hast?
Tina: Genau. Manchmal könnte ich anfangen zu weinen, so verzweifelt bin ich. Die Prüfung ist schon bald und ich muss das alles bis dahin in meinen Kopf packen.
Fabian: Was hast du denn bis jetzt für Antworten auf die Frage »Warum habe ich nichts gemacht?« gefunden?
Tina: Also … das sind eher Selbstvorwürfe als Fragen.
Fabian: Aha, dann stellen wir uns diese Frage heute ernsthaft. Was müsstest du morgen tun, um einen blöden Tag zu haben, an dem du nichts zustande bringst und abends frustriert zu Bett gehst?
Tina: Ja, wenn ich das wüsste, würde ich es doch nicht tun.
Fabian: Vielleicht finden wir es heraus. Schließlich kennst du dich schon ziemlich lange. Wie müsstest du einen miesen Tag beginnen? Was müsstest du nach dem Aufstehen als Erstes tun?
Tina: Ähm … ich müsste … ich würde so gegen neun Uhr aufstehen und dann in der Küche unserer WG mit dem Lernen beginnen.
Fabian: Was passiert dann?
Tina: Wenn meine WG-Kollegin hört, dass ich die Kaffee-Maschine einschalte, steht sie auch auf. Und dann plaudern wir. Meist geht das bis elf Uhr. Dann denke ich, dass es sich eh nicht mehr lohnt, vor dem Mittagessen noch anzufangen. Also gehen wir zusammen einkaufen. Danach kochen und essen wir. Nach dem Essen bin ich müde – dann schauen wir meist etwas fern. Dabei habe ich so ein schlechtes Gewissen, dass ich mich wie gelähmt fühle.
Fabian: Und dann vor dem TV sitzt und denkst: Noch fünf Minuten, dann fange ich an?
Tina: Ja, oder noch kurz eine rauchen und dann geht’s los.
Fabian: Es geht dann aber nicht los?
Tina: Nein. Ich sage mir: Du bist so eine faule Nuss! Jetzt ist es schon vierzehn Uhr und du hast noch nichts gemacht. Vergiss es – jetzt kommst du eh nicht mehr rein. Der Tag ist gelaufen.
Fabian: Was sagst du dir dann?
Tina: Dass ich am nächsten Tag um acht Uhr in der Bibliothek bin und richtig ranklotze. Aber inzwischen glaube ich mir das selbst nicht mehr …
Dieser Kreislauf ist ebenfalls typisch für Aufschieber: Sie nehmen sich sehr viel vor. Sie wollen um acht Uhr in der Bibliothek sein, den ganzen Nachmittag lernen, an einem Tag fünf Seiten schreiben. Aber bitte erst morgen!
Ist der nächste Tag da, gelingt es ihnen (natürlich!) nicht, den großen Plan umzusetzen.
Ich hatte Aufschieber im Training, die sich den Wecker auf sieben Uhr stellen und beim ersten Klingeln auf Snooze drücken. Sie dösen weiter bis um neun Uhr. Bis dahin ist alles normal – das mache ich auch. Was das Ganze zum Problem macht, ist der Gedanke nach dem Aufstehen: »Jetzt hast du wieder verpennt – jetzt lohnt es sich nicht mehr!«
Diese Geschichte habe ich tatsächlich von mehreren Studierenden mit Aufschiebeproblemen gehört. In einer Art »Ganz-oder-gar-nicht-Mentalität« legen sie nicht um zehn oder elf Uhr los, sondern lassen den Tag sausen und hoffen auf ein Wunder am nächsten Tag.
Andere stehen tatsächlich so früh auf, werden aber wieder schlapp, wenn sie an das unmenschliche Pensum denken, das sie sich für diesen Tag aufgebürdet haben. Ehrlich gesagt: Ich würde auch im Bett bleiben, wenn ich mir vorgenommen hätte, den ganzen Tag in der Bibliothek zu sitzen.
Am Ende des Tages hat der Aufschieber ein schlechtes Gewissen. Und was tut er dagegen? Sich für den nächsten Tag, die nächste Woche noch mehr vornehmen. Geht es dir auch so? Dann steckst du in diesem Teufelskreis:
Mit der Zeit passiert etwas Tragisches: Jedes Mal, wenn du dich nicht an deinen Plan hältst, büßt du ein wenig von deinem Selbstwertgefühl ein. Noch schlimmer wird es, wenn du anderen (Professoren, Assistenten, Eltern, Freunden oder dem Partner gegenüber) Versprechen abgibst, die nicht einzuhalten sind.
Du beginnst, dich für einen Versager zu halten, und dein Umfeld traut dir nichts mehr zu. Manche retten sich in dieser Phase in Galgenhumor, andere verlieren vollends die Hoffnung.
Es gibt einen Weg aus diesem Teufelskreis: Gib dir und anderen kleine Versprechen ab!
So klein, dass du sie garantiert einhalten kannst. Profitiere von der folgenden Aufwärtsspirale:
Je länger du schon aufschiebst und je mehr Schwierigkeiten du hast, dich an die Arbeit zu wagen, desto kleiner sollte die Aufgabe sein. Nimm dir vor, fünf oder zehn Minuten zu lernen oder ein paar Gedanken für die anstehende Arbeit zusammenzutragen.
Ich weiß, dass du Einwände hast. Ich höre dich laut und deutlich sagen: »Was soll das bringen?«
Vertrau mir. Einerseits sind zehn Minuten mehr als nichts. Auf der anderen Seite stärkt jede erledigte Aufgabe, jedes eingehaltene Versprechen dein Selbstvertrauen und dein Selbstwertgefühl. Du beginnst wieder an dich zu glauben und kannst dir mit der Zeit mehr vornehmen.
Aufschieber unterschätzen zudem gewaltig, wie sehr sich kurze Arbeitseinheiten aufsummieren.
Ein Student schilderte mir, dass er aufgrund seiner vielen Aktivitäten wie Sport und Musik kaum Zeit habe, zu lernen. Lediglich am Wochenende könne er Zeit finden, dann sei er jedoch zu müde, um noch »stundenlang« zu lernen. Da er in Bern wohnte und in Fribourg studierte, stellte ich ihm die Frage, ob er nicht die Zugfahrt nutzen könnte, um zu lernen. Sofort musste ich mir den Einwand anhören, dass sich eine Zugfahrt von zwanzig Minuten dafür nicht lohnen würde. Auf meine Frage, ob er bereit wäre, dies zu überprüfen, willigte er jedoch ein.
Wir stellten in der nächsten Sitzung fest, dass es ihm gelang, sich pro Zugfahrt circa fünf Folien einzuprägen. Wieder kam der Gedanke: »Fünf Folien – das lohnt sich doch nicht!« Wie sich aber herausstellte, war er in dieser Woche vier Mal die Strecke Fribourg-Bern hin- und zurückgefahren – insgesamt acht Zugfahrten. Das ergibt bei fünf Folien immerhin vierzig Folien! Er war erstaunt, als er feststellte, dass er für die Prüfung im schwierigsten Fach lediglich hundertzwanzig Folien zu lernen hatte – und er sich durch das Lernen während der Zugfahrten in drei Wochen den gesamten Stoff dieses Fachs bereits einmal gut durchsehen könnte.
Ein anderer Student der Gruppe meinte: »Beim Lernen mag das gelten – aber ich muss eine Arbeit schreiben. Ich brauche Zeit, um ›reinzukommen‹ – bei Arbeiten bringt das nichts!« Um seine These zu untermauern, erwähnte er ein »Produktivitäts-Buch«, in dem er gelesen habe, dass man für solch komplexe Tätigkeiten mehrstündige Blöcke reservieren müsse.
Aber auch beim Schreiben gilt: In zwanzig oder zehn Minuten lässt sich einiges machen! Du könntest: