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In 'Vom ehelichen Leben' präsentiert der berühmte Reformator Martin Luther seine Gedanken zur Ehe und zur ehelichen Liebe. Luther argumentiert für die Bedeutung der Ehe als göttliche Institution und spricht sich für gegenseitige Liebe und Respekt zwischen den Ehepartnern aus. Seine Schrift ist von einem klaren und direkten Stil geprägt, der typisch für seine reformatorischen Schriften ist. Dabei verbindet er theologische Überlegungen mit praktischen Ratschlägen für ein gottgefälliges Eheleben. Luther adressiert damit ein zeitlos relevantes Thema und liefert einen Einblick in die sozialen Normen und moralischen Werte seiner Zeit. Als prominentes Mitglied der Reformation prägt Luther auch in diesem Werk die Diskussionen seiner Zeit.
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Mir graut und ich predige nicht gern vom ehelichen Leben, deshalb, weil ich befürchte: wo ich’s einmal recht anrühre, wird’s mir und andern viel zu schaffen geben. Denn der Jammer ist durch das päpstliche verdammte Gesetz so schändlich verwirrt, dazu haben sich durch das nachlässige Regiment des geistlichen wie des weltlichen Schwerts so viel gräuliche Missbräuche und irrige Fälle darin begeben, dass ich nicht gern drein sehe, noch gern davon höre. Aber angesichts der Not hilft kein Scheuen, ich muss hinan, die elenden, verwirrten Gewissen zu unterrichten und frisch dreingreifen. Ich teile diese Predigt in drei Teile.
Aufs erste wollen wir sehen, welche Personen miteinander die Ehe schließen können. Und auf dass wir dazu einen passenden Eingang machen, nehmen wir uns den Spruch 1. Mose 1, 27 vor: »Gott schuf den Menschen, als Mann und Weib.« Auf Grund dieses Spruches sind wir sicher, dass Gott die Menschen in die zwei Teile geteilt hat: dass Mann und Weib oder ein Er und Sie sein soll. Und das hat ihm so gefallen, dass er’s selbst ein gutes Schöpfungswerk nennt (1. Mose 1, 31). Darum wie Gott seinen Leib einem jeden von uns geschaffen hat, so muss er ihn haben, und es steht nicht in unserer Gewalt, dass ich mich zu einem Weibsbild oder du dich zu einem Mannsbilde machest, sondern wie er mich und dich gemacht hat, so sind wir: ich ein Mann, du ein Weib. Und solch gutes Schöpfungswerk will er geehrt und als sein göttlich Werk unverachtet (gehalten) haben, dass der Mann das Weibsbild nicht verachte noch verspotte, und umgekehrt (auch) das Weib den Mann nicht, sondern dass ein jeglicher des andern Bild und Leib als ein göttlich gut Werk ehre, das Gott selbst wohl gefällt.
Zum zweiten. Da er Mann und Weib gemacht hatte, segnete er sie und sprach (1. Mose 1, 28) zu ihnen: »Seid fruchtbar und mehret euch.« Aus dem Spruch sind wir gewiss, dass Mann und Weib zusammen sollen und müssen, dass sie sich mehren. Und dies ist ja so ernst zu nehmen wie das erste, und noch weniger zu verachten noch zu verlachen als das erste, sintemal Gott hierzu seinen Segen gibt und etwas über die Schöpfung (hinaus) tut. Deshalb: so wenig wie es in meiner Macht steht, dass ich kein Mannsbild sei, ebenso wenig steht es auch bei mir, dass ich ohne Weib sei. Und umgekehrt: so wenig wie es in deiner Macht steht, dass du kein Weibsbild seiest, ebenso wenig steht es auch bei dir, dass du ohne Mann seiest.
Denn es ist nicht ein freies Ermessen oder Ratschluss, sondern ein notwendig, natürlich Ding, dass alles, was ein Mann ist, ein Weib haben muss, und was ein Weib ist, muss einen Mann haben. Denn dies Wort, da Gott spricht: »Seid fruchtbar und mehret euch«, ist nicht ein Gebot, sondern mehr als ein Gebot, nämlich ein göttlich Werk, das zu verhindern oder zu unterlassen nicht bei uns steht, sondern es ist ebenso notwendig, wie dass ich ein Mannsbild sei und notwendiger als Essen und Trinken, Reinigung des Leibes, Schlafen und Wachen. Es ist eine (dem Menschen) eingepflanzte Natur und Art ebenso wohl wie die Gliedmaßen, die dazu gehören.
Darum gleichwie Gott niemand gebietet, dass er Mann oder Weib sei, sondern es schafft, dass sie so sein müssen, ebenso gebietet er auch nicht, sich zu mehren, sondern schafft es, dass sie sich mehren müssen. Und wo man dem wehren will, da ist’s dennoch ungewehrt und geht doch durch Hurerei, Ehebruch und stumme Sünde seinen Weg, denn es ist Natur und nicht freies Ermessen hierin.