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Walter Sittler spielt Erich Kästner - Das Buch zum neuen Bühnenprogramm Vom Kleinmaleins des Seins Im November ist es wieder soweit: Walter Sittler geht mit seinem neuen Kästner-Programm "Vom Kleinmaleins des Seins" auf Tournee. Im Laufe von vier Monaten wird er in 70 Städten auf der Bühne stehen und gemeinsam mit sechs Musikern das Publikum begeistern. Dieses Buch versammelt die - in der Bühnenfassung teilweise gekürzten - Originaltexte von Walter Sittlers neuem Programm. Dabei verdichten sich die amüsanten, erhellenden und ergreifenden Texte von Erich Kästner und einigen seiner Weggefährten zu einer Biografie in Selbstzeugnissen mit einem erstaunlichen Effekt: Plötzlich steht er vor uns, Erich Kästner, der Dichter und Mensch. Dieses Buch wird eingeleitet mit einem anrührenden Vorwort von Walter Sittler. "Er war ein höchst ordentlicher, sozusagen gewissenhafter, ja bürgerlicher Bohemien - mild wie ein Bräutigam und zornig wie ein betrogener Freund der Freiheit. Ein grundsätzlicher Rebell, ein radikaler Humanist. Von Natur vernünftig, war er diskret und verschwenderisch, schüchtern und verwegen. Er war ein Weltfreund. Ein konsequenter deutscher Poet." Hermann Kesten über Erich Kästner
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Seitenzahl: 187
Über seine Kindheit hat Erich Kästner eine wunderbare autobiographische Erzählung geschrieben – Als ich ein kleiner Junge war. Das Berlin der frühen Zwanziger Jahre hat er in einem Roman für Kinder festgehalten – Emil und die Detektive – und in einem Roman für Erwachsene – Fabian. Den Roman über die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte aber, den er eigentlich hat schreiben wollen, den müssen sich seine Leser selbst zusammenstellen – aus seinem Tagebuch Notabene 45, aus Briefen, Zeitungsartikeln, Glossen, aus »Reden und Vorreden«.
Sein ganzes Leben ließe sich auf diese Weise rekonstruieren. Erich Kästners Werk ist prall gefüllt mit autobiographischen Details. In fast allen seinen Texten erzählt er von sich und seiner Zeit – als einer der wichtigsten Chronisten des vergangenen Jahrhunderts, als humorvoller Beobachter und scharfzüngiger Mahner von nicht bremsbarer Aktualität. Ein dickes Buch ließe sich damit füllen, ein ganz dickes. Aber Erich Kästner mochte keine dicken Bücher, »schwer wie Ziegelsteine«. Seine ganze Liebe gehörte »den schmalen, handlichen Büchern mit ihrem Vorwort«. Ein solches haben Sie in der Hand. Es erzählt das Leben eines Weltfreundes in seinen Texten, ergänzt durch Beobachtungen seiner Freunde Carl Zuckmayer, Stefan Heym, Hermann Kesten und Luiselotte Enderle. So zusammengestellt, dass Sie es wie einen Roman lesen können – mit den Quellenangaben ganz am Schluss.
Martin Mühleis
Was auch immer geschieht:1
Nie dürft ihr so tief sinken,
von dem Kakao, durch den man euch zieht,
auch noch zu trinken!
Erich Kästner habe ich erst sehr spät in meinem Leben so richtig kennengelernt. Das lag vielleicht daran, dass mein Vater zwar Professor für Germanistik war, die Literatur des 20. Jahrhunderts ihn aber nicht wirklich interessierte. So standen die gesammelten Werke von Schiller, Fontane und Goethe bei uns im Bücherregal, von Tucholsky hingegen fand sich nur ein Bändchen und von Erich Kästner, soweit ich mich erinnere, gar keines. Möglicherweise war das aber auch mein Glück, denn dafür ist Erich Kästner in den letzten Jahren umso stärker in mein Leben getreten, und je öfter ich ihn lese, desto besser wird er. Er kommt unaufgeregt und unaufdringlich daher, seltene Eigenschaften in unserem hastigen 21. Jahrhundert, mit freundlichem Blick, aber voll unerbittlicher Klarheit. Die Gemeinheiten, die Schwächen, der ganze Wahnsinn unserer modernen Welt werden seziert und zum Betrachten ausgelegt, ohne Zynismus, Rechthaberei oder Abscheu. Dabei hegt er eine große Zuneigung, ja Liebe zu den Menschen, vor allem zu den sogenannten »kleinen Leuten«, beschreibt die Seele, Verführungen und Wünsche ebenso wie die Abgründe, den Hass und die Unterdrückung.
Kästners müheloses Durchleuchten der schillernden Oberflächen, seine radikale Sicht jeweils auf den Kern, den Ursprung, verbunden mit einer menschlichen, wirklich lebbaren, im echten Sinne unstrengen Moral, ja, auch Ethik, fasziniert mich, macht ihn mir fast unentbehrlich. Ganz nebenbei besitzt Erich Kästner eine große sprachliche Eleganz. Seine Ausdrucksweise ist sehr reich, dabei immer verständlich, nie will er mit seinem Können angeben, will nicht blenden, sondern er bleibt seinem Thema verhaftet. In diesem Buch bekommt der Leser einen Einblick in diese Welt, einen Wanderstab sozusagen, der einen Weg weisen kann, wenn er ihm denn folgen will.
Bald zweihundert Mal stand ich in den letzten Jahren in einer Bühnenbearbeitung von Kästners autobiographischer Erzählung Als ich ein kleiner Junge war auf der Bühne, und, Hand aufs Herz, es ist mir noch nie langweilig geworden. Im Gegenteil, immer neue Einblicke haben sich aufgetan. Vom Kleinmaleins des Seins wird der nächste spannende Ausflug in Erich Kästners Welt werden. Ich würde mir wünschen, dass es Ihnen dabei geht wie mir.
Walter Sittler
Dresden war eine wunderbare Stadt, voller Kunst und Geschichte und trotzdem kein von sechshundertfünfzigtausend Dresdnern zufällig bewohntes Museum. Die Vergangenheit und die Gegenwart lebten miteinander im Einklang. Eigentlich müsste es heißen: Zweiklang. Und mit der Landschaft zusammen, mit der Elbe, den Brücken, den Wäldern und mit den Gebirgen am Horizont, ergab sich sogar ein Dreiklang. Geschichte, Kunst und Natur schwebten über Stadt und Tal, vom Meißner Dom bis zum Großsedlitzer Schlosspark, wie ein von seiner eignen Harmonie bezauberter Akkord. […]2
Meine Eltern sind im Jahre 1895 nach Dresden gezogen. Mein Vater, der so gerne selbständiger Sattler-Meister geblieben wäre, wurde Facharbeiter. Das Maschinenzeitalter rollte wie ein Panzer über das Handwerk und die Selbständigkeit hinweg. Die Schuhfabriken besiegten die Schuhmacher, die Möbelfabriken die Tischler, die Textilfabriken die Weber, die Porzellanfabriken die Töpfer, und die Kofferfabriken die Sattler. Die Maschinen arbeiteten schneller und billiger. Schon gab es Brotfabriken und Wurstfabriken und Hutfabriken und Marmeladefabriken und Papierfabriken und Essigfabriken und Knopffabriken und saure Gurkenfabriken und tote Blumenfabriken. Die Handwerker lieferten ein zähes Rückzugsgefecht, und sie wehren sich heute noch. Es ist ein bewundernswerter, aber aussichtsloser Kampf.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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