Vom Koma zum Hirntod - Klaus Schäfer - E-Book

Vom Koma zum Hirntod E-Book

Klaus Schäfer

4,9

Beschreibung

Zunächst ist es Koma. Dann wird binnen weniger Tage Hirntod festgestellt. Wenn bei einem Patienten der Hirntod festgestellt wird, haben Ärzte und Pflegekräfte der Intensivstation die Aufgabe, den Hirntoten angemessen zu versorgen, die Hinterbliebenen zu begleiten und dabei auf die eigene Psychohygiene zu achten. Das Buch liefert wertvolle Informationen zum pathophysiologischen Zustand des Hirntods, zur Behandlung und Pflege der Hirntoten und zum Umgang mit deren Hinterbliebenen. Der medizinische Vorgang der Hirntoddiagnostik und der Prozess bis zum Ende der intensivmedizinischen Maßnahmen werden ebenso erklärt, wie rechtliche und organisatorische Voraussetzungen zur Möglichkeit der Organentnahme. In seiner allgemein verständlichen Sprache handelt es sich zudem um ein Aufklärungsbuch für all diejenigen, die sich umfassend und sachlich korrekt über den Prozess und die Folgen des Hirntods informieren wollen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 319

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,9 (16 Bewertungen)
15
1
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Autor

 

Klaus Schäfer, war von 1999 bis 2014 Klinikseelsorger und ist Fachautor. Seit Januar 2014 baut er die Internetseite www.organspende-wiki.de auf.

Klaus Schäfer

Vom Koma zum Hirntod

Pflege und Begleitung auf der Intensivstation

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

Es konnten nicht alle Rechtsinhaber von Abbildungen ermittelt werden. Sollte dem Verlag gegenüber der Nachweis der Rechtsinhaberschaft geführt werden, wird das branchenübliche Honorar nachträglich gezahlt.

 

 

Piktogramme

www.organspende-wiki.de (Durch Eingabe im Suchfeld, des unter dem Symbol stehenden Begriffs, gelangen Sie zum entsprechenden Artikel im Organspende-Wiki.)

Wichtiger Hinweis

 

 

 

1. Auflage 2017

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-033088-7

E-Book-Formate:

pdf:       ISBN 978-3-17-033089-4

epub:    ISBN 978-3-17-033090-0

mobi:    ISBN 978-3-17-033091-7

Für den Inhalt abgedruckter oder verlinkter Websites ist ausschließlich der jeweilige Betreiber verantwortlich. Die W. Kohlhammer GmbH hat keinen Einfluss auf die verknüpften Seiten und übernimmt hierfür keinerlei Haftung.

Inhalt

 

 

 

Geleitwort (Dag Moskopp)

Geleitwort (Hermann Brandenburg)

Abkürzungsverzeichnis

Teil I Allgemeines zu Koma und Hirntod

1 Einleitung

1.1 Vorbemerkungen

1.2 Bedeutung dieses Buches

1.2.1 Studien

1.2.2 Aussteiger

1.2.3 Praxis

1.2.4 Eigene Einstellung

2 Darstellung der Situation

2.1 Allgemeine Informationen

2.2 Die vier Phasen zum Hirntod

2.3 Wie ein Blitz aus heiterem Himmel

2.4 Der unsichtbare Tod

3 Künstliche Beatmung erzeugt Hirntote

Teil II Komapatienten

1 Grundwissen über Koma

1.1 Ursachen des Komas

1.1.1 Primäre Gehirn-Erkrankungen

1.1.2 Stoffwechselstörungen (metabolisches Koma)

1.1.3 Hormonstörungen (endokrines Koma)

1.1.4 Intoxikation

1.1.5 Kreislaufschock

1.2 Komatiefen

1.2.1 Allgemeine Skala

1.2.2 Glasgow-Koma-Skala

1.3 Künstliches Koma

1.4 Natürliches Koma

2 Weitere neuronale Schädigungen

2.1 Locked-in-Syndrom

2.2 Akinetischer Mutismus

2.3 Basilaris-Thrombose

2.4 Apallisches Syndrom (SRW)

2.5 Minimally conscious state

2.6 Lähmende Erkrankungen

2.6.1 Guillain-Barré-Syndrom

2.6.2 Myasthenie

2.6.3 Amyotrophe Lateralsklerose

2.6.4 Poliomyelitis

2.6.5 Muskelhypotonie

2.6.6 Stupor

2.6.7 Kommunikation mit ihrer Umwelt

2.7 Übersicht der neuronalen Schädigungen

3 Pflege der Komapatienten

3.1 Pflegeschulen

3.1.1 Schule der Grundbedürfnisse

3.1.2 Schule der Interaktion

3.1.3 Humanistische Schule

3.1.4 Ergebnisorientierte Schule

3.2 Aufgabe des interdisziplinären Teams

4 Übergang zum Hirntod

Teil III Hirntote

1 Grundwissen über Hirntod

1.1 Chronik des Hirntodes

1.2 Das Todeskriterium

1.2.1 Die vier Ebenen des Todes

1.2.2 Wer oder was ist der Mensch?

1.3 Ursachen des Hirntodes

1.4 Kaskade des neuronalen Zelltodes

1.4.1 Die ischämische Kaskade

1.4.2 Die ischämische Kaskade bei Hirninfarkt

1.4.3 Die ischämische Kaskade bei Hirntod

1.4.4 Zum Hirntod führende Ursachen

1.4.5 Durchblutungsstopp des Gehirns

1.4.6 Autolyse des Gehirns

1.4.7 Störung der Blut-Hirn-Schranke

1.5 Der Individualtod

1.6 BÄK

1.6.1 Erklärung zum Hirntod

1.7 Schweiz: Es gibt nur den einen Tod

2 Hirntoddiagnostik

2.1 Chronik der Hirntoddiagnostik (HTD)

2.1.1 Vorgeschichte

2.1.2 Entscheidungshilfen

2.1.3 Richtlinien

2.2 Durchführung der Hirntoddiagnostik

2.2.1 Allgemeines zur Hirntoddiagnostik

2.2.2 Hinweise auf Hirntod

2.2.3 Die Voraussetzungen

2.2.4 Die klinische Diagnostik

2.2.5 Nachweis der Irreversibilität

2.2.6 Apparative Zusatzdiagnostik

2.3 Hirntoddiagnostik in anderen Ländern

3 Der Hirntote

3.1 Todeszeitpunkt

3.2 Hirntod als pathophysiologischer Zustand

3.2.1 Mensch als psychosomatische Einheit

3.2.2 Schmerzen der Hirntoten

3.2.3 Intermediäres Leben/Lazarus-Zeichen

3.2.4 Tötung/Mord?

3.3 Halb- und Unwahrheiten über Hirntod

3.4 Fehldiagnosen und »lebende Hirntote«

3.4.1 Bücher von angeblichen Hirntoten

3.4.2 Angebliche Fehldiagnosen

3.4.3 Fehldiagnosen im Licht von »Donation after cardiac death«

3.4.4 Echte Fehldiagnosen

3.5 Sprachliche (Un-)Korrektheit

3.5.1 Wirkung und Aussagekraft von Wörtern

3.5.2 Bedeutung korrekter Ausdrucksweise bei den Profis

3.5.3 Tod, der große Wandler

3.5.4 Den Hirntod feststellen

3.5.5 Hirntote korrekt benennen

3.5.6 Beiwörter zum Hirntod

3.5.7 Den Blutkreislauf künstlich aufrechterhalten

3.5.8 Schwangere Hirntote würden am Leben gehalten

3.5.9 Schwangere Hirntote ließe man sterben

3.5.10 Ende der künstlichen Beatmung

3.6 Würde der Hirntoten

3.6.1 Die Würde des Menschen

3.6.2 Würde der (Hirn-)Toten

3.6.3 Würde der Organspender

3.6.4 In Würde sterben

3.7 Präzisierung des Menschenbildes

3.7.1 Geschichte des Herzens

3.7.2 Geschichte des Gehirns

3.7.3 Herz oder Gehirn?

3.7.4 Das neue Menschenbild

4 Die drei Wege

4.1 Vorliegende Schwangerschaft

4.1.1 Historisches Beispiel

Exkurs: Unbemerkte Schwangerschaften

4.1.2 Geburt des Kindes

4.1.3 Schwangere Hirntote in der aktuellen Diskussion

4.1.4 Schwangere Hirntote auf der Intensivstation

4.1.5 Die Medien

4.2 Organ- und Gewebespende

4.2.1 Gesetzliche Grundlage

4.2.2 Statistische Zahlen

4.2.3 Rolle der Profis

4.2.4 Ablauf einer TX

4.2.5 Gewebespende

4.2.6 Umschalten vom Hirnödem zu den Organen

4.2.7 Gute organprotektive Intensivtherapie

4.2.8 Herausforderung für die Profis

4.2.9 Die Hinterbliebenen

4.2.10 Übergabe an die Organentnahme

4.2.11 (Un-)Sichtbare Erfolge

4.3 Ende der Therapie

4.3.1 Die erste Abschiednahme durch die Hinterbliebenen

4.3.2 Das Abschalten der künstlichen Beatmung

4.3.3 Die zweite Abschiednahme durch die Hinterbliebenen

5 Die Entscheidungsfindung

5.1 Rechtliche Grundlagen

5.2 Schritte der Entscheidungsfindung

5.3 HTD dient dreifach dem Leben

5.4 Wege zur Entscheidungsfindung

5.4.1 Schriftliche Zustimmung und Uneinigkeit bei den Hinterbliebenen

5.4.2 Unsichere Zustimmung der Hinterbliebenen

5.5 Hirntote Kinder

5.6 Abwägung

5.6.1 Gründe gegen eine Zustimmung zur Organentnahme

5.6.2 Gründe für eine Zustimmung zur Organentnahme

5.6.3 Organmangel ist tödlich

5.6.4 Vertrauensverlust

Teil IV Kommunikation und Seelsorge

1 Kommunikation mit Angehörigen

1.1 Allgemeines

1.1.1 Das direkte Wort

1.1.2 Das indirekte Wort

1.1.3 Das nicht gesprochene Wort

1.1.4 Die Emotionen

1.1.5 Grundregel

1.1.6 Kommunikation als interdisziplinäre Aufgabe

1.1.7 Hirntod und Organspende als emotionsgeladene Themen

1.2 Es ist alles offen

1.2.1 Bei klarem Befund

1.2.2 Vor der Diagnostik

1.2.3 Nach der Diagnostik

1.3 Es gibt keine Rettung

1.4 Liegt Hirntod vor?

2 Kommunikation mit den Hinterbliebenen

2.1 Grundsätzliches

2.1.1 Gute Gesprächsatmosphäre schaffen

2.1.2 Hinterbliebene immer auf deren Informationsstand abholen

2.1.3 Die Reihenfolge beachten

2.1.4 Immer die Todesnachricht hintenanstellen

2.1.5 Sich bei der Überbringung der Todesnachricht Zeit nehmen

2.2 Vorbereitung des Gesprächs

2.3 Durchführung des Gesprächs

2.4 Beendigung des Gesprächs

2.5 Vor der Durchführung der HTD

2.6 Verweigerung der HTD

2.7 In den Stunden der HTD

2.7.1 Sekundäre Hirnschädigung

2.7.2 Fromme Angehörige

2.7.3 Themen Hirntod und Organspende

2.8 Nach Feststellung des Hirntodes

2.8.1 Frage um Organspende

2.8.2 Beispiele zur Erklärung des Hirntodes

2.9 Kommunizieren der drei Wege

2.9.1 Ende der Therapie

2.9.2 Organspende

2.9.3 Geburt des Kindes

2.10 Fragen und Antworten

2.10.1 Fragen zum Hirntod

2.10.2 Fragen zur Organtransplantation

3 Seelsorge

3.1 Aktueller Überblick

3.1.1 Christentum

3.1.2 Islam

3.1.3 Judentum

3.1.4 Buddhisten

3.1.5 Hinduismus

3.2 Seelsorge für die Hinterbliebenen

4 Sonstiges

4.1 Hirntote Kinder

4.1.1 Umgang mit den Eltern

4.1.2 Erinnerungen schaffen

4.1.3 Umgang mit sich selbst

4.2 Umgang mit Grenzen

4.2.1 Das Leben in Grenzen

4.2.2 Das Team

4.2.3 Die Hinterbliebenen

4.3 Hilfen

4.4 Therapieziel Hirntod

4.5 Rückblick

4.6 Aufklärungsarbeit vor Ort

Anhang

1 Infos

1.1 Adressen

1.1.1 DSO-Rufnummern für ein Konsil

1.1.2 DGFG

1.1.3 Selbsthilfegruppen

1.2 Links

1.2.1 Transplantationsgesetz (TPG)

1.2.2 Richtlinie zur Feststellung des Hirntodes (2015)

1.2.3 DSO – Arbeitsmittel für Krankenhäuser

1.2.4 Allgemeine Informationen zu Hirntod und Organtransplantation

1.3 Gemeinsame Erklärungen

1.3.1 1994 – DGNI, DGN, DGNC, DPG

1.3.2 1998 – DGNI, DGN, DGNC, BÄK

1.3.3 2001 – DGNI, DGN, DGNC, BÄK, WB-BÄK

1.3.4 2012 – DNGI, DGN, DGNC

1.3.5 2014 – DNGI, DGN, DGNC

1.3.6 2015 – DGNI, DGN, DGNC

1.4 Ergebnisse der Deutschen Meisterschaft 2016

2 Kurz und knapp

2.1 Checkliste: Gesprächsführung

2.2 Flyer: Hirntod

2.2.1 Kaskade des Hirntodes

2.2.2 Zustand Hirntod

2.2.3 Zweck der Hirntoddiagnostik (HTD)

2.2.4 Nach Feststellung des Hirntodes

2.2.5 Die Organentnahme

2.2.6 Ablauf einer TX

2.2.7 Ablauf einer Organtransplantation

Glossar

Literatur

Stichwortverzeichnis

Geleitwort

Dag Moskopp

 

Pater Klaus Schäfer SAC legt mit diesem Buch einen weiteren, respektablen Mosaikstein an sein unermüdliches Gesamt-Engagement für die gute Sache eines Christenmenschen in einem veritablen »Reformationsjahr« vor: Er klärt Laien auf. Er engagiert sich in deutscher Sprache. Er lässt sich nicht davon abschrecken, dass namhafte Gremien wie der »Deutsche Ethikrat« und die »Bischofskonferenz« zwar prinzipiell ähnlich gerichtet sind, aber doch noch immer zu wenig konkret für eine seriöse Angelegenheit bewegen können. Er setzt in seiner bemerkenswerten Art sach- und literaturkundig da an, wo eigentlich seit der unvergleichlichen Rede von Papst Pius XII vom 24.11.1957 hätte dringlich intensiver von noch mehr Christen angeknüpft werden sollen.

Das Konzept des Hirntodes wurde zwischen dem 27.08.1952 (Ibsen-Tag) und dem 11.03.1960 (Wertheimer-Tag) in Europa vollumfänglich entwickelt (Moskopp, D.: Nervenheilkunde 2017; S. 36: im Druck). In dieser Zeit spielte postmortale Organspende KEINE Rolle. Die Feststellung des Hirntodes ist eine Sache um ihrer selbst Willen – im besten Plotin’schen Sinne. Es handelt sich um die sicherste medizinische Diagnose; wenn man sich an die Vorgaben der Bundesärztekammer, publiziert seit dem 09.04.1982, hält, ist keine einzige Fehldiagnose bekannt geworden. Und jeder, der nur ansatzweise ein Gespür für die Komplexität einer Intensivstation hat, weiß, dass alle menschliche Erfahrung dafür spricht, dass jede falsch positive Diagnose bekannt geworden wäre.

Bei der Bundesärztekammer existiert neben dem quasi-normgebenden »Wissenschaftlichen Beirat« auch eine »Prüfungs- und Überwachungskommission« (der Schreiber dieser Zeilen gehört dort der Arbeitsgruppe »Hirntoddiagnostik« an). Insofern ist auch institutionell größtmögliche Sicherheit und Transparenz gegeben.

Ich persönlich unterstütze Pater Klaus Schäfer SAC, wo immer es mir möglich ist, und biete auch gern Interessierten an, zu Rückfragen, die sich aus dem Studium seines wertvollen Buches ergeben, zur Verfügung zu stehen.

Prof. Dr. med. Dag Moskopp

Direktor der Klinik für Neurochirurgie

Vivantes-Klinikum im Friedrichshain

Landsberger Allee 49

10249 Berlin

[email protected]

Geleitwort

Hermann Brandenburg

 

Der Autor des hier vorgelegten Buches, Klaus Schäfer SAC ist Mitglied der Pallottiner und Rektor der Niederlassung in Bruchsal. Er ist ein engagierter Anhänger des Hirntodkonzepts und argumentiert vor dem Hintergrund naturwissenschaftlich-medizinischer Evidenz. Der Hirntod ist für ihn der Tod des Menschen, diese Sicht der Dinge zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch. Sowohl theoretisch-wissenschaftliche wie praktische Hintergründe, Bedingungen und Konsequenzen des Umgangs mit Hirntoten und ihren Angehörigen werden ausführlich und sehr kompetent dargestellt. Der Autor skizziert dabei nicht nur die Studienlage, er verfügt über Erfahrungen auf Intensivstationen, kann die Herausforderungen klar beschreiben. Und er gibt auch Antworten, beispielsweise im Hinblick auf die Kommunikation mit Angehörigen oder im Pflegeteam. Mit der Kritik des Hirntods setzt sich der Autor ebenfalls auseinander. Die Einwände werden allerdings zurückgewiesen oder begründet relativiert. Bedenken im Hinblick auf die Integrationsfunktion des Gehirns oder die Sicherheit der derzeitigen Hirntoddiagnostik werden aus Sicht des Autors nicht zugelassen.

Dies bringt den Schreiber des Vorworts in eine gewisse Verlegenheit, denn er kann und will nicht verschweigen, dass ihm die Argumente der Befürworter des Hirntods nicht in allen Punkten zwingend einleuchten. In jedem Fall ist die Verunsicherung der Pflegenden (und der Angehörigen) umfassend in den Blick zu nehmen. Denn sie befinden sich in einem doppelten Dilemma: Stimmen sie dem Hirntodkonzept zu, dann bleibt ihnen eine Irritation im Hinblick auf die »Lebendigkeit« der ihnen anvertrauten Hirntoten nicht erspart. Ihre pflegerische Praxis wird durch die Lebensanmutung dieser Gruppe in Frage gestellt. Rituale des Übergangs vom Leben zum Tod bleiben in der Regel versagt. Denn der Todeszeitpunkt wird durch die letzte geleistete Unterschrift dokumentiert, kann aber durch kein Erleben gestützt werden. Pflegerisches Handeln wird als ethische Praxis dann in Frage gestellt, wenn es den Pflegenden nicht gelingt, die Pflege Toter als Aufgabe der Pflege wahrzunehmen. Und das zweite Dilemma entsteht durch Zweifel am Hirntodkonzept. Stimmen Pflegende nicht zu und halten den Hirntoten für einen (noch lebenden) sterbenden Patienten, dann besteht der pflegerische Auftrag in der würdevollen Begleitung dieser Personen und ihrer Angehörigen. Diese Absicht wird jedoch von jenen in Frage gestellt, die dem Hirntodkonzept folgen. Und das scheint die Mehrheit zu sein. Konsequenz: Pflegende dürfen und sollen ihre Verunsicherung hörbar machen und damit Einfluss nehmen auf die aktuelle Diskussion um Hirntod und Organspendepraxis. Auch wenn diese Problemstellungen nicht im Vordergrund der vorgelegten Publikation stehen, sie würden vom Autor nicht in ihrer Relevanz geleugnet werden.

Aber warum habe ich ein Vorwort für eine Schrift verfasst, deren grundlegenden Prämissen ich nicht immer folgen kann? Vor allem aus folgenden Gründen:

•  Das Buch ist gut und engagiert geschrieben;

•  Die Sachkenntnis des Autors ist unbestritten;

•  Interdisziplinäre Perspektiven werden zugelassen und erweitern den Horizont;

•  An der Substanz und Ernsthaftigkeit der Argumentationsführung besteht kein Zweifel;

•  Die Veröffentlichung wird den kritischen Diskurs befruchten, das wird dem Thema insgesamt zugutekommen.

Und was kann ein Buch mehr leisten als einen substantiellen Beitrag zur Auseinandersetzung mit einem wichtigen Thema liefern? Und das tut die vorliegende Schrift zweifelsohne.

Aus den vorgetragenen Gründen wünsche ich Klaus Schäfer und seinem Buch vollen Erfolg. Möge es die Auseinandersetzung um Hirntod und Organentnahme nach vorne bringen und in Wissenschaft und Praxis konstruktiv aufgenommen werden.

Univ.-Prof. Dr. Hermann Brandenburg

Dekan der Pflegewissenschaftlichen Fakultät an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar

Abkürzungsverzeichnis

 

 

 

BÄK

Bundesärztekammer

BMG

Bundesministerium für Gesundheit

D/A/CH

Deutschland, Österreich und Schweiz« – da diese drei Nationen den Hirntod als Gesamthirntod definiert haben, besitzen sie vergleichbare Richtlinien zur Feststellung des Hirntodes (Hirntoddiagnostik Teil III, Kap. 2).

DCD

donation after cardiac death (Spende nach Herztod)

DGN

Deutsche Gesellschaft für Neurologie

DGNC

Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie

DGNI

Deutsche Gesellschaft für Neurointensiv- und Notfallmedizin

DIZG

Deutsches Institut für Zell- und Gewebeersatz

DPG

Deutsche Physiologische Gesellschaft

DSO

Deutsche Stiftung Organtransplantation

DTG

Deutsche Transplantationsgesellschaft

EEG

Elektroenzephalografie (Aufzeichnung der Gehirnströme)

ET

Eurotransplant

HTD

Hirntoddiagnostik

Jb

Jahresbericht

MAP

mean arterial blood pressure

MCS

minimally conscious state

NHBD

non-heart-beating donation (Spender ohne schlagendes Herz) Siehe: DCD

NFR

Nozizeptiver Flexorreflex

OCR

Okulozephaler Reflex

SAMW

Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften

SGI

Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin

TPG

Transplantationsgesetz

TX

Transplantation

VOR

Vestibulookulären Reflex

WB-BÄK

Wissenschaftlicher Beirat der Bundesärztekammer

ZNS

Zentralnervensystem (Gehirn und Rückenmark)

ZMD

Zentralrat der Muslime in Deutschland e. V.

ZVK

Zentralvenenkatheter

 

 

 

 

Teil I    Allgemeines zu Koma und Hirntod

1          Einleitung

1.1       Vorbemerkungen

 

Sprache ist eine große Quelle für Missverständnisse.

(Antoine de Saint-Exupéry)

Damit es in diesem Buch nicht allzu viele Missverständnisse gibt – sie sollten die Zahl Null nicht wesentlich überschreiten – seien einige wichtige Vorbemerkungen vorangestellt.

Geschlecht

Auch wenn mit »Arzt«, »Krankenpfleger«, »Patient«, »Hirntoter« und »Seelsorger« … immer die männliche Form angesprochen ist, so gilt sie in allen Fällen in gleicher Weise auch für die weibliche Form.

 

Komapatient

Als »Komapatient« wird in diesem Buch jeder bewusstlose Patient bezeichnet, auch wenn bei ihm bereits der Hirntod eingetreten, aber noch nicht festgestellt ist.

 

     IHA

Hirntod

Seit der 4. Fortschreibung der Richtlinie zur Feststellung des Hirntodes soll für »Hirntod« der Begriff »irreversibler Hirnfunktionsausfall« verwendet werden. In diesem Buch wird aus verschiedenen Gründen weiterhin der Begriff »Hirntod« verwendet, unter anderem weil er trefflicher den Tod des Menschen ausdrückt.

 

Hirntoter

Als »Hirntoter« wird in diesem Buch der Mensch bezeichnet, bei dem mit Abschluss der HTD der Hirntod festgestellt wurde. Solange dieser Abschluss der HTD nicht erfolgt ist, wird er Patient bzw. Komapatient genannt.

 

Profi

Als »Profi« werden in diesem Buch die in Intensivstationen tätigen Ärzte und Pflegekräfte bezeichnet. Im erweiterten Sinn können so auch die auf den Intensivstationen tätigen Psychologen und Seelsorger verstanden werden.

 

Kommunikation

Die Texte der Kommunikation in diesem Buch sollen keine Vorschriften sein, sondern anregende Beispiele, an denen man sich orientieren kann.

 

1.2       Bedeutung dieses Buches

 

Es begann mit Koma und endete mit der Feststellung des Hirntodes. Beim normalen Tod erfolgt hierauf die Mitteilung des Todes. Das stehende Herz zeigt jedem medizinischen Laien an, dass der Mensch gestorben ist. Beim Hirntod ist vieles anders:

•  Das Herz der Hirntoten schlägt noch. Damit ist der Hirntod ein unsichtbarer Tod.

•  Gleich nach Feststellung des Hirntodes ist bei Frauen im gebärfähigen Alter abzuklären, ob eine Schwangerschaft vorliegt. Das Leben eines ungeborenen Kindes sollte gerettet werden.

•  Wenn keine Schwangerschaft vorliegt und der Hirntote transplantierbare Organe besitzt, ist über die Hinterbliebenen der Wille des Hirntoten zur Frage der Organspende abzuklären.

•  Wenn keine Schwangerschaft vorliegt und keine Organspende möglich ist, wird die künstliche Beatmung beendet.

Dies ist ein hierarchischer Ablauf, der schon für die Profis schwer genug ist. Doch dies alles soll auch noch in guter Weise den Hinterbliebenen kommuniziert werden. Wie ist es medizinischen Laien zu vermitteln, dass mit dem Hirntod der Mensch tot ist, auch wenn sein Herz noch schlägt? Was wird als Hirntoter bis zur Organentnahme oder Geburt des Kindes gepflegt und behandelt? Wie sind die spontanen und reflektorischen Bewegungen zu verstehen? Selbst das Abschalten der künstlichen Beatmung bei Hirntoten ist eine völlig andere Situation, als bei anderen Toten.

Dieses Buch soll auf verschiedenen Ebenen Ärzte und Pflegekräfte auf diesem Weg vom Koma zum Hirntod, bis zum Verlassen des Hirntoten aus der Intensivstation gut begleiten. Dies geschieht auf folgende Weise:

•  Es wird die physiologische Entwicklung des Hirntodes von den Ursachen bis zur Autolyse des Gehirns in verständlicher Weise beschrieben.

•  Es werden Hilfestellungen genannt, wie der pathophysiologische Zustand des Hirntodes und seine Tragweite medizinischen Laien vermittelt werden kann.

•  Es werden für den gesamten Weg – solange der Patient bzw. der Hirntote auf der Intensivstation liegt – Beispiele genannt, wie die Kommunikation mit den Angehörigen der Patienten und den Hinterbliebenen der Hirntoten erfolgen kann.

•  Es wird die geschichtliche Entwicklung des Hirntodes in seinen wichtigsten Stationen und die der HTD beschrieben.

•  Es wird die Durchführung der HTD in ihren Grundzügen beschrieben.

•  Es werden die Möglichkeiten der seelsorglichen Begleitung für die Angehörigen der Patienten und der Hinterbliebenen der Hirntoten aufgezeigt.

Damit ist das Buch ein Wegbegleiter für jeden Profi, von der Aufnahme des bewusstlosen Patienten auf die Intensivstation bis zum Verlassen des Hirntoten von der Intensivstation.

Mit fundiertem Fachwissen erleben Ärzte und Pflegekräfte ihre Arbeit mit Komapatienten und Hirntoten sowie die Kommunikation mit deren Angehörigen und Hinterbliebenen als weniger belastend. Dies belegen verschiedene Studien. Die Profis arbeiten daher mit Fachwissen auch ihrer eigenen Psychohygiene zu.

Ärzte und Pflegekräfte sind in unserer Gesellschaft in der Aufklärung über Koma und Hirntod Multiplikatoren mit sehr hoher Fachautorität. Durch ihren persönlichen Kontakt mit den Menschen stehen sie in der ersten Reihe bei der Aufklärung um Hirntod und Organspende. Mit fundiertem Fachwissen können sie dieser wichtigen Aufgabe gut gerecht werden.

Um den Prozess vom Koma zum Hirntod möglichst gut zu begleiten, ist zudem ein unbedingtes Vertrauensverhältnis zwischen Ärzten und Angehörigen Voraussetzung. »Es braucht einen einfühlenden und respektvollen Umgang des medizinischen Personals, der die Zweifel und Bedenken ernst nimmt, religiösen, ethischen und medizinischen Fragen nicht ausweicht, sondern gründlich und umfassend informiert« (Schrom 2017).

1.2.1     Studien

Verschiedene Studien beschäftigen sich mit den Belastungen der Pflegekräfte, die durch die Betreuung von Hirntoten auftreten. In ihnen »wurde herausgefunden, dass das Hirntodkonzept von den in die Pflege involvierten Personen grundsätzlich akzeptiert wird. Auffallend ist aber, dass die meisten Studienteilnehmer angaben, dass es ihnen schwer falle, ab der gestellten Diagnose ›Hirntod‹ den Menschen als Leiche zu betrachten und zu behandeln« (Hinterleitner 2010, S. 57).

Zahlreiche Studien belegen die daraus resultierende Schwierigkeit für Pflegekräfte, Hirntote zu pflegen. Tote pflegt man nicht, höchstens Sterbende. Aus diesem Paradoxon scheint es keinen Ausweg zu geben. So ist es nicht verwunderlich, dass der Bundesvorstand des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe e. V. (DbfK) am 8.2.2014 ein »Positionspapier zu Organspende und Organtransplantation« verabschiedete, in dem es heißt:

»Es ist bekannt, dass Hirntote nicht so aussehen, wie man sich Leichen vorstellt, da sie Lebensphänomene (Reflexe, Hormonausschüttung, Herzschlag, …) zeigen. Der Hirntod wird daher von Kritikern immer wieder als sog. ›Teiltod‹ des Menschen bezeichnet. Daraus resultiert eine für Pflegende problematische Situation.

Der Ethikkodex der Pflege fordert, dass Patienten als ganze Menschen würdevoll zu behandeln sind und zwar sowohl bei derSterbebegleitungals auch bei der kurativen Pflege. Diese Ausrichtung scheitert im Falle der Transplantation von Organen hirntoter Spender. Die Pflegenden sollen dem Patienten einen würdevollen Tod ermöglichen und zugleich einen ›Toten‹ wie eine lebende Person pflegen, damit die Organe im optimalen Zustand bleiben.

Zu fordern ist neben einer kritischen Diskussion über den Hirntod die Förderung einer genuinen Ausbildung im Bereich Transplantationspflege, damit sich Pflegende zum Zweck der eigenen, professionellen Selbstverständigung und zur Verbesserung der Versorgung von Spendern und Empfängern mit den besonderen Bedingungen der Transplantation auseinandersetzen können« (DBfK 2014).

Sterben und Tod wird in unserer Gesellschaft tabuisiert. Beim Hirntod kommt hinzu, dass es ein unsichtbarer Tod ist. Das macht für Profis den Umgang mit dem Hirntoten, den Hinterbliebenen und der Situation selbst sehr schwer (vgl. Hiemetzberger 2006, S. 112)

Wenn dann noch eine schwangere Hirntote über Wochen oder Monate auf der Intensivstation gepflegt werden soll, damit das ungeborene Kind hoffentlich lebend entbunden werden kann, ist der Gipfel der Schwierigkeit erreicht. Unvorbereitet und planlos kann dies zu einer üblen Medienschlacht werden, so wie im Jahre 1992 bei Marion Ploch. Fachwissen führt zu kompetentem Umgang mit dem Thema, der schwangeren Hirntoten, den Hinterbliebenen, der Öffentlichkeit und sich selbst. Unsicherheiten werden damit aufgelöst (vgl. Echinger 2014).

Verschiedene Studien belegen, dass fundiertes Fachwissen die Selbstsicherheit im Umgang im Team wie auch mit den Angehörigen von Patienten und Hinterbliebenen von Hirntoten erhöht. Kommunikation ist gelungener und glaubwürdiger. Dies trägt auch zur eigenen Psychohygiene bei (vgl. dazu Conrad 2002; Echinger 2014; Hiemetzberger 2006).

1.2.2     Aussteiger

Es gibt Profis, die jahrelang auf einer Intensivstation gearbeitet haben und nach längeren oder häufigeren Kontakten mit Hirntoten aus ihrem Beruf ausgestiegen sind. Ihre Aussagen zeigen, dass sie den pathophysiologischen Zustand des Hirntodes nicht umfassend verstanden haben.1 Mit einem sachlich korrekten Verständnis von Hirntod, hätten sie nicht wegen ihrer Anfragen und Zweifel am Hirntod den Beruf wechseln müssen.

1.2.3     Praxis

Arbeit

Die Kernarbeit der Profis der Intensivstationen ist die Behandlung und die Pflege der Patienten bzw. der Hirntoten. Nach der Feststellung des Hirntodes wechselt sich für die Ärzte das Behandlungsziel. Es geht nicht mehr darum, den Hirntod eines Komapatienten zu vermeiden, sondern einen Funktionserhalt der Organe sicher zu stellen. Das Pflegepersonal erfährt keine derartige Veränderung. »Die meisten interviewten Pflegepersonen gaben an, dass die Pflege hirntoter Patienten für sie kein fachspezifisches Problem darstelle, da sie sich eigentlich nur unwesentlich von der Pflege intensivpflichtiger Patienten unterscheidet« (Hinterleitner 2010, S. 68). Dies erschwert es dem Pflegepersonal, Hirntote als Tote anzuerkennen.

Kommunikation

Neben der Kernarbeit gibt es für die Profis der Intensivstation eine sekundäre, aber auch wichtige Aufgabe. Das sind die Gespräche mit den Angehörigen der Komapatienten und den Hinterbliebenen der Hirntoten. Solange in diesen Gesprächen Hoffnung vermittelt werden kann, kann man dies zum Alltagsgeschäft zählen. Wenn aber medizinisch zu erkennen ist, dass der Patient auf den Tod zusteuert oder dieser bereits eingetreten ist, wird es schwierig. »Die Betreuung der Angehörigen wird von allen Pflegepersonen als extrem belastend angegeben« (Hinterleitner 2010, S. 71).

Weiter schreibt Andrea Hinterleitner hierzu: »Da die Gespräche mit den Angehörigen oft zu großer Unsicherheit führen und emotional sehr belastend für das Personal sind, werden diese Situation gerne vermieden, es wird so zu sagen versucht, sich ›ein Hintertürchen, einen Fluchtweg offen zu lassen‹. Beispielsweise werden Gespräche zwischen ›Tür und Angel‹ geführt, das Personal lässt sich anfunken, oder es wird das Gespräch mit dem psychisch stabilsten Familienmitglied geführt, auch wenn dieses nicht der nächste Ansprechpartner ist« (Hinterleitner 2010, S. 54f).

Es ist fatal, wenn in der Klinik die Berufsgruppe der Ärzte neben der Berufsgruppe der Pflegenden arbeitet, ohne sich gegenseitig abzusprechen. Bei Patienten und Angehörigen kann dies den Eindruck der Inkompetenz erzeugen. Dadurch schwindet das Vertrauen in die Klinik und in die Behandlung.

Auf der Intensivstation, wo es oft um Leben oder Tod geht, kann dieser Vertrauensschwund im Falle des Todes bei den Hinterbliebenen einen irreversiblen Schaden anrichten. Die schwerste der aufkommenden Fragen lautet: »Hätte man bei einem kompetenteren Team das Leben des Verstorbenen noch retten können?«

Im Falle des Hirntodes können die Folgen ähnlich schwerwiegend sein wie bei anderen Todesfällen. Dies trifft insbesondere zu, wenn der Hirntote auf eine Organentnahme vorbereitet werden soll oder wenn die schwangere Hirntote bis zur Geburt ihres Kindes weiterhin intensivmedizinisch versorgt wird.

Es genügt ein Teammitglied, das der allgemeinen Richtung des interdisziplinären Teams entgegenhandelt, was nicht einmal bewusst erfolgen muss. Das kann auch »nur« gelebte Überzeugung sein, wenn man zu Hirntoten spricht, weil man die irrige Meinung vertritt, dass Hirntote noch etwas wahrnehmen würden.

Wurde in solch fundamentalen Bereichen der Kommunikation, die das Verständnis des Hirntodes betreffen, ein Fehler begangen, ist das damit geschädigte Vertrauen kaum wiederherzustellen. »Es muss gesagt werden, dass es nach einer fehlgeschlagenen ersten Kommunikation fast unmöglich ist, wieder eine gemeinsame Gesprächsbasis zu finden, da das Vertrauen in die Kompetenz der Ärzte sowie in die Feststellung des Todes meist verloren gegangen ist« (Hinterleitner 2010, S. 54).

Es ist daher äußerst wichtig, dass das gesamte Team im Umgang mit Hirntoten und deren Hinterbliebenen einen einheitlichen Umgang pflegt. Dies schafft Sicherheit und Vertrauen unter den Hinterbliebenen.

1.2.4     Eigene Einstellung

Die eigene Einstellung gegenüber dem Hirntod ist ausschlaggebend für die persönliche Entscheidung, ob man im Falle des Hirntodes bereit ist, seine Organe zu spenden. Als Profi ist die eigene Einstellung gegenüber dem Hirntod auch ausschlaggebend, wie man mit Hirntoten und deren Hinterbliebenen umgeht. Daher ist fundiertes Fachwissen über den Hirntod eine unerlässliche Basis für jeden Profi.

Auf dem 12. Kongresses der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) wurden die 4.694 TeilnehmerInnen per Fragebogen zu Hirntod und Organspende befragt. 1.045 Fragebögen konnten ausgewertet werden, darunter waren 2/3 von Ärzten beantwortet:

81 % befürworteten die eigene Organspende im Falle des Hirntods (84 % Ärzte, 75 % Pflegekräfte). Einen Organspendeausweis hatten 47 % des medizinischen und 44 % des pflegerischen Personals. 46 % der Befragten gaben an, bei entsprechender Indikation selbst ein Organ annehmen zu wollen, davon lehnten aber 16 % eine postmortale Spende eigener Organe ab. Hauptgründe waren die Ablehnung des Hirntodkonzepts, Angst vor Missbrauch in der Transplantationsmedizin und die Verletzung des Körpers durch Organspende. Die Diskussionen im vorangegangenen Jahr hatten bei 48 % der Ärzte und 41 % der Pflegekräfte zu einer vorwiegend negativen Veränderung ihrer Einstellung zur Organspende geführt. Als wesentliche Gründe für die geringe postmortale Organspende wurden unzureichende Aufklärung, Organisationsmängel in der Transplantationsmedizin und Ängste genannt. Bessere Informationen – ein Viertel sah hier auch Bedarf für Ärzte –, Transparenz und Vertrauen in gute klinische Praxis würden wieder Vertrauen schaffen.

So erschreckend diese Zahlen erscheinen mögen, die Umfrage wurde am Ende des Skandaljahres 20122 durchgeführt. Damit standen auch viele Profis der Organspende kritisch gegenüber. Dieses Vertrauen gilt es, wieder zurückzugewinnen, beginnend bei den Profis.

1     Vgl. hierzu: http://www.kath.net/news/42914 (12.10.16); https://www.youtube.com/watch?v=6qFxhrVZikQ (12.10.16); http://www.kath.net/news/37913 (12.10.16); https://www.frauenrat.de/fileadmin/user_upload/zeitschrift/2013-2/Organspende.pdf (12.10.16).

2     Im Jahr 2012 wurden in mehreren TX-Zentren Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe der Organe festgestellt, u. a. in Bremen, Göttingen, Leipzig, München, Regensburg und Tübingen.

2          Darstellung der Situation

 

 

2.1       Allgemeine Informationen

 

Die Betreuung von Komapatienten gehört zur alltäglichen Arbeit auf der Intensivstation. Doch zuweilen stellt sich die Frage, ob hier Hirntod vorliegt. Die HTD bringt es schließlich ans Licht. Hier liegt ein Hirntoter. Wie ist auf diesem Wege mit den Angehörigen umzugehen? Wie kann man selbst mit dieser seltenen Situation umgehen? Was für ein Zustand ist Hirntod?

Hierzu kann man zwei grundsätzliche Haltungen haben:

•  Selbstsicherheit:Die Haltung der Selbstsicherheit sagt, dass man immer wieder Hirntote auf der Station hat und dass man im Umgang mit dem gesamten Thema daher Routine hat. Mitunter geben ausgearbeitete Standards der Klinik Sicherheit. Ist dies wirklich das Optimale, oder lässt sich hier noch das eine oder andere verbessern?

•  Unsicherheit:Die Haltung der Unsicherheit sagt, dass nur alle paar Jahre ein Hirntoter auf der Intensivstation liegt. Möge dann ein anderer aus dem Team sich darum kümmern.Was ist jedoch, wenn alle aus dem Team so denken?

Hirntote liegen mit sehr unterschiedlicher Häufigkeit auf den Intensivstationen. Die Kategorie der Klinik ist hier ausschlaggebend. Die DSO unterscheidet zwischen Universitätskliniken (Kategorie A), Kliniken mit Neurochirurgie (Kategorie B) und Kliniken ohne Neurochirurgie (Kategorie C). Alle diese Kliniken sind mit mindestens einer Intensivstation ausgestattet und können damit Hirntote haben.

Der Jahresbericht 2015 der DSO gibt auf Seite 84 hierzu an: In Deutschland gibt es 38 Universitätskliniken. Aus diesen kamen 276 Organspender. Durchschnittlich sind dies 7,3 Organspender pro Klinik im Jahr 2015. Aus den 124 Kliniken mit Neurochirurgie kamen 368 Organspender, durchschnittlich 3,0 je Klinik im Jahr 2015. Aus den 1.165 Kliniken ohne Neurochirurgie kamen 233 Organspender, durchschnittlich 0,2 je Klinik im Jahr 2015 (Tab. 1).

Die Gesamtzahl der Hirntoten insgesamt wird mit 3 bis 5 Mal mehr angegeben. Es darf davon ausgegangen werden, dass die Gesamtzahl der Hirntoten sich etwa im gleichen Zahlenverhältnis auf die Kliniken der verschiedenen Kategorien verteilen. Dies zeigt auf, mit welch großen Unterschieden der Häufigkeit von Hirntoten auf den verschiedenen Kliniken liegen.

KategorieAnzahl KlinikenAnzahl OrganspenderDurchschnitt Organspender pro Monat

Tab. 1: Kategorie der Klinik

 

2.2       Die vier Phasen zum Hirntod

 

Alle Hirntoten kamen als Komapatienten auf die Intensivstation. Dabei durchläuft das Personal der Intensivstation mit ihnen vier Phasen bis zum Hirntod (Tab.2):

1. Phase2. Phase3. Phase4. Phase

Tab. 2: Die vier Phasen zum Hirntod

1.  Phase – Der KomapatientDie Pflege von Komapatienten gehört zum Alltag auf der Intensivstation. Alle versuchen nach Kräften, das Leben des Komapatienten zu retten und seine Gesundheit wiederherzustellen. Hierzu behandeln die Ärzte den Komapatienten, die Pflegekräfte pflegen ihn. Niemand vermag zu sagen, wie es letztlich endet.

2.  Phase – Ein Hirntoter?Tage bis wenige Wochen nach der Aufnahme auf der Intensivstation stellt sich die Frage, ob Hirntod vorliegt. Die Anzeichen wie tiefes Koma, lichtstarre weite Pupillen und kein Würgen beim Absaugen des Schleims deuten darauf hin. Eine Hirnschädigung ist medizinisch gesichert. Andere Ursachen, die einen Hirntod vortäuschen könnten, können ausgeschlossen werden.

3.  Phase – Durchführung der HirntoddiagnostikZur Klärung des unbekannten Zustandes wird eine HTD durchgeführt. Nur sie bringt den unsichtbaren Hirntod ans Licht. Dabei müssen zwischen der 1. und 2. klinischen Diagnostik bei primärer, supratentorieller Hirnschädigung mindestens 12 Stunden liegen, bei sekundärer Hirnschädigung mindestens 72 Stunden. Durch apparative Diagnostik kann diese Wartezeit abgekürzt werden.

4.  Phase – Der HirntoteAnhand der HTD wurde der Hirntod festgestellt. Datum und Uhrzeit vom Ende der HTD wird auf dem Totenschein eingetragen. Damit kann die künstliche Beatmung abgeschaltet werden, worauf binnen weniger Minuten das Herz stehen bleibt, es sei denn, dass eine Organentnahme möglich ist.

 

2.3       Wie ein Blitz aus heiterem Himmel

 

Die meisten Hirntoten kamen als Komapatienten künstlich beatmet auf die Intensivstation. Dort versucht man, das Leben zu retten und die Gesundheit wiederherzustellen. Am Ende musste man den Hirntod feststellen. Die Hinterbliebenen der Hirntoten erleben dies in weitaus drastischerem Maße. Für sie wurde der Angehörige meist mitten aus dem aktiven Leben gerissen, war nicht mehr ansprechbar und endete im Hirntod. Für sie kam es wie der Blitz aus heiterem Himmel:

Ursachen des Hirntodes

Die vier großen zum Hirntod führenden Ursachen sind intrakranielle Blutungen (58,5 %) (DSO 2015, S. 57), ischämisch-hypoxische Hirnschäden (15,7 %), Schädelhirntraumen (14,1 %) und Hirninfarkte (10,1 %). Diese Ereignisse erfolgen plötzlich. Es gibt hierzu keine für Laien erkennbare Vorwarnung. Der Mensch wird plötzlich aus dem aktiven Leben herausgerissen. Die Ursache ist so schwerwiegend, dass alle ärztliche Hilfe den Hirntod nicht abwenden kann. Doch dies kann zu Beginn der Behandlung niemand sagen. Die Profis versuchen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln den drohenden Tod abzuwenden und die Gesundheit wiederherzustellen. Irgendwann müssen sie jedoch feststellen, dass Hirntod vorliegt.

Für die Hinterbliebenen der Hirntoten stellt sich dies wie folgt dar: Ihr Angehöriger nahm noch voll am Leben teil. Das zum Hirntod führende Ereignis riss ihn binnen Minuten bis Sekundenbruchteilen aus dem aktiven Leben und ließ ihn das Bewusstsein verlieren. Die ersten Tage auf der Intensivstation waren voller Hoffnung auf Gesundung. Doch dann stand die Frage um Hirntod im Raum. Die durchgeführte HTD brachte binnen Stunden die Bestätigung, ja es liegt Hirntod vor.

Für die Hinterbliebenen wurde ihr Angehöriger plötzlich aus dem Leben gerissen. Es gab keinen Abschied. Es gab kein letztes Danke. Es gab keine guten Wünsche. Ging man im Streit auseinander, ist keine Aussöhnung mehr möglich. Dazu kommt noch, dass es schwer zu fassen ist, dass jemand tot sein soll, der doch noch vor wenigen Tagen mitten im Leben stand.

 

2.4       Der unsichtbare Tod

 

Hirntod ist ein unsichtbarer Tod, denn Hirntote unterscheiden sich rein äußerlich in nichts von Komapatienten. Wenn ein Hirntoter und ein Komapatient nebeneinander auf der Intensivstation liegen, vermag niemand ohne das Ergebnis der HTD zu sagen, wer von beiden der Hirntote ist.

»Manchmal sind es nur diskrete klinische Veränderungen bei bewusstlosen Patienten, die auf den Eintritt in den irreversiblen Hirntod hindeuten«, beschreibt es Lutz Fricke (2005, S. 80), Leiter des Lübecker Transplantationszentrums in seinem Artikel »Postmortale – und Lebendnierenspende aus medizinischer Sicht«.

Daher ist es auch für so manchen Profi schwer, Hirntote als Tote anzusehen. Müssen sie doch für die Stunden bis zur Organentnahme oder im Falle einer vorliegenden Schwangerschaft für die Wochen bis zur Geburt des Kindes intensivmedizinisch weiter behandelt werden. Alleine das Ziel hat sich geändert. Bis zur Feststellung des Hirntodes war die Gesundung des Patienten im Blick. Dies ist mit Hirntod nicht mehr erreichbar. Ist eine Organspende möglich, wird organprotektiv weiterbehandelt, damit die Organe nicht geschädigt werden. Hierfür gibt es auf jeder Intensivstation einen Ordner der DSO mit den anzustrebenden medizinischen Werten. Liegt eine Schwangerschaft vor, ist eine ausgewogene Homöostase sicherzustellen, damit das Kind sich in einer möglichst natürlichen Umgebung gesund entwickelt. Ansonsten hat sich für die Profis nichts geändert. Das macht es für einige von ihnen schwer, den Hirntod als Tod des Menschen anzuerkennen. Ihr medizinisches Fachwissen kann ihnen eine wichtige Hilfe sein, Hirntote als Tote anzusehen, auch wenn deren Herz noch schlägt.

Hinterbliebene, die über Tage und Wochen ihren Angehörigen auf der Intensivstation besuchten, haben es mit dem Verständnis des Hirntodes schwerer. Ihnen fehlt das medizinische Fachwissen. Für sie zeigt sich kein Unterschied vom Koma zum Hirntod. Dass die meisten Hirntoten plötzlich aus dem gesunden Leben herausgerissen wurden, macht die Situation für die Hinterbliebenen noch schwieriger. Gestern war ihr Angehöriger noch ein Komapatient. Heute soll er ein Hirntoter sein. Tote stellen wir uns anders vor. Ohne Puls, kalt und wachsfarben. Hirntote weisen nichts von dem auf. Sie haben Puls, sind warm und haben eine rosa Hautfarbe. Hinterbliebene müssen den Worten der Ärzte glauben, dass ihr Familienmitglied wirklich hirntot ist.

Wenn auch nur ein Teammitglied den Hirntod nicht als Tod des Menschen ansieht und den Hinterbliebenen nach der Feststellung direkt oder indirekt vermittelt, dass der Hirntote noch etwas wahrnehmen könne, löst dies bei den Hinterbliebenen große und völlig unnötige Unsicherheit aus. Daher ist es so wichtig, dass das Klinikpersonal – insbesondere auf den Intensivstationen – über den pathologischen Zustand »Hirntod« umfassend informiert ist.

3          Künstliche Beatmung erzeugt Hirntote

 

 

 

Um 1920 entwickelte der US-amerikanische Ingenieur Philip Drinker für Polio-Patienten den Vorläufer der »Eisernen Lunge«. Der Patient wird bis zum Hals in einen Holzzylinder gesteckt und am Hals luftdicht abgeschlossen. Der im Holzzylinder erzeugte Unterdruck sorgte für das Einatmen, der Überdruck für das Ausatmen. Das Grundprinzip wurde bei allen Verbesserungen beibehalten. Patienten verbrachten Jahrzehnte in der Eisernen Lunge. Die Australierin Jane Middleton verbrachte infolge einer Polio-Erkrankung 60 Jahre in der Eisernen Lunge, bis sie im Jahr 2009 im Alter von 80 Jahren verstarb.3

     Beatmung

Die künstliche Beatmung, wie sie heute noch praktiziert wird, geht auf die Poliomyelitis-Epidemie im Jahr 1952 und den dänischen Anästhesisten Björn Ibsen zurück. Vor 65 Jahren machte er ein zukunftsweisendes Experiment

     Björn Ibsen

Am 26.08.1952 drohte ein 12-jähriges Mädchen an schwerer Poliomyelitis zu ersticken. Am Folgetag unternahm Ibsen unter den Augen des Ärzteteams des Blegdam-Hospitals, die Behandlung der Patientin. Während er die Tracheotomie durchführte, geriet das Kind in Atemnot und Panik. Somit konnte es von Ibsen zunächst nicht intubiert werden. Ibsen versetzte das Kind in ein künstliches Koma, um die Bronchospasmen zu unterdrücken. Ibsens Kollegen nahmen daraufhin an, dass die Behandlung gescheitert war und verließen den Saal. Ibsen saugte den Lungenschleim ab und führte anschließend die manuelle Beatmung der Patientin mittels eines mit Sauerstoff gefüllten Blasebalgs durch. Nach dieser Demonstration Ibsens wurden binnen drei Tagen alle Poliopatienten mit Atembeschwerden manuell beatmet. Auf dem Höhepunkt der Epidemie wurden hierzu 250 Medizinstudenten und 260 Krankenschwestern eingesetzt. Die Mortalitätsrate der Patienten mit Atembeschwerden am Bledgdams-Hospital sank daraufhin von 87 % auf 25 %.

Im Jahr 1953 rettete Björn Ibsen einem Kind mit Tetanus durch 17-tägige künstliche Beatmung das Leben. In Folge dessen erhielt er den Auftrag, eine eigene Anästhesieabteilung für schwerkranke Patienten zu schaffen. 1954 war diese errichtet. Sie wird als weltweit erste Intensivstation angesehen.

Rasch ersetzten die ersten mechanischen Geräte die manuelle Beatmung. Damit war eine ermüdungsfreie Beatmung über Tage und Wochen kein Problem mehr. Diese Beatmungsgeräte hielten Einzug auf den nach dänischem Vorbild eingerichteten Intensivstationen. War die künstliche Beatmung dafür geschaffen, für Tage und Wochen einen lebensbedrohlichen Zustand des Patienten zu überbrücken, stellte man bald fest, dass die künstliche Beatmung auch ihre Grenzen hat. Diese Grenzen sind nicht technischer, sondern physiologischer Natur.

Rasch erkannte man, dass es bestimmte Komapatienten gibt, die trotz künstlicher Beatmung nach wenigen Tagen und Wochen unausweichlich einen irreversiblen Herzstillstand erleiden. Es stellte sich die ethische Frage, ob diese Komapatienten ohne Aussicht auf Besserung unbedingt bis zum unausweichlichen Herzstillstand künstlich beatmet werden müssen. Mit dieser Frage wandten sich einige Ärzte an Papst Pius XII. (*1876/1939-1958). Dieser lehnte im Jahr 1957 die Verpflichtung ab, bei aussichtslosen Patienten die Therapie der künstlichen Beatmung unbedingt fortzusetzen. Gleichzeitig hielt er fest, dass es den Ärzten obliege, den Zeitpunkt des Todes festzulegen.