Die Welt in Trauer - Klaus Schäfer - E-Book

Die Welt in Trauer E-Book

Klaus Schäfer

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Beschreibung

Die Welt zerfleischte sich in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts auf dem europäischen Kontinent zweimal auf das blutigste. Alleine während des Ersten Weltkrieges starben rund 17.000.000 Menschen auf den Schlachtfeldern. So sind es reine Verlustzahlen, doch dahinter stehen "Gefallene", die nie wieder aufgestanden sind, weil sie tot sind. Davon zeugen noch heute die Kriegsgräberstätten. Über sie sagte Albert Schweitzer: "Die Soldatengräber sind die großen Prediger des Friedens." Auf britischen Soldatenfriedhöfen werden nicht nur die die Namen und die Lebensdaten des Toten genannt. Die meisten weisen auch einen letzten Gruß der Hinterbliebenen an den Toten auf. Daran wird deutlich: Um diesen zumeist jungen Mann trauern seine Eltern, seine Geschwister, seine Ehefrau und zuweilen auch seine Kinder. Gleiches gilt auch für die vielen "unbekannten Soldaten" (siehe Bild der Titelseite), die namenlos bestattet wurden, zuweilen auch, weil sie bis zur Unkenntlichkeit entstellt waren. Diese Inschriften auf britischen Grabsteinen gelten in gleicher Weise auch für die Kriegstoten aller Nationen.

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Seitenzahl: 85

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0 Vorspann

0.1 Inhaltsverzeichnis

0.2 Vorwort

0.2.1 Vorwort

0.2.2 Foreword

0.2.3 Avant-propos

Zum Buch

1.1 Zum Buch

1.2 About the book

1.3 À propos du livre

Die Grabinschriften / The epitaphs

Fazit

3.1 Rückblick und Ausblick

3.2 Review and outlook

3.3 Rétrospective et perspectives

0.2 Vorwort

0.2.1 Vorwort

Vorwort von Wolfgang Schneiderhan,

Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.

Am 11. November 1918 endete der Erste Weltkrieg und damit eine weltumspannende Gewalteskalation, die rund 17 Millionen Menschen das Leben kostete. Wir gedenken der vielen Menschen, Soldaten wie Zivilpersonen, die dieser Krieg vor über hundert Jahren gewaltsam aus dem Leben gerissen hatte.

Da so viele große Schlachten des Ersten Weltkrieges in Belgien und Frankreich stattfanden, liegen dort heute hunderte, teilweise sehr große Kriegsgräberstätten. Ihr Anblick, diese kaum fassbare Menge der Gräber lassen niemanden unberührt. Und jedes einzelne Grab ist ein Appell an die Entwicklung und Bewahrung von Dialogbereitschaft, Solidarität und gegenseitigem Verständnis.

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge errichtet und pflegt die deutschen Ruhestätten der Kriegstoten im Ausland. Er steht für ein Gedenken, das den Menschen und sein Schicksal beleuchtet, das die Angehörigen tröstet und die Gesellschaft auffordert, immer wieder über Krieg und Gewalt, aber vor allem den Weg zum Frieden nachzudenken.

Die Kriegsgräberstätten aller Nationen werden mit zunehmendem Abstand zu den Weltkriegen aber auch zu besonderen historischen Lernorten. Der Volksbund hat es sich zum Ziel gesetzt, an diesen Lernorten jungen Menschen den unverbrüchlichen Wert von Frieden, Freiheit und Demokratie zu vermitteln.

Großbritannien hat zwischen 1914 und 1918 viele Hunderttausend Soldaten verloren, von denen ein großer Teil auf Friedhöfen in Belgien und Frankreich ruht. Die Besonderheit der britischen Kriegsgräber besteht darin, dass viele Hinterbliebene ihren Toten einige letzte Worte mitgegeben haben. Wir finden diese kurzen, häufig sehr anrührenden Erinnerungszeichen auf zahlreichen Grabstelen. Dem vorliegenden Buch kommt die verdienstvolle Aufgabe zu, eine Vielzahl dieser Inschriften zu sammeln, ihre Übersetzung zu liefern und so eine Ahnung von der tiefen Trauer der Angehörigen zu vermitteln. Jede der im Buch dokumentierten 400 Gravuren unterscheidet sich von der anderen. Jede hebt einen besonderen Menschen aus der unfassbaren Zahl der Toten hervor – einen Menschen, an den man denkt, der nicht vergessen ist – bis heute.

Ich halte es für ein wichtiges Anliegen, diesen Inschriften und damit den Kriegsgräberstätten des Ersten Weltkrieges verstärkte Aufmerksamkeit zu widmen und sie einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Eine Aufgabe des Volksbundes ist die Bewahrung der Erinnerung und die Mahnung zum Frieden. Es ist nicht wichtig, ob diese Mahnung von einem deutschen, einem französischen, einem belgischen oder russischen Grab ausgeht. Wichtig ist, dass sie sichtbar bleibt. Dieses Buch leistet dazu einen wertvollen Beitrag.

Wolfgang Schneiderhan

Im März 2021

0.2.2 Foreword

Foreword by Wolfgang Schneiderhan,

President of the German War Graves Commission

The First World War ended on 11th November 1918. Until then, that world-spanning escalation of violence had cost the lives of about 17 million people. We remember the vast number of people - soldiers and civilians - who were violently robbed of their lives by that war over a hundred years ago.

Since many of the First World War battles took place in Belgium and France, hundreds of war cemeteries can be found there, some of which are quite large. The sight of the unbelievable amount of graves inevitably affects every visitor. Each grave is a plea for solidarity, mutual understanding, and an ongoing readiness to engage in dialogue.

The German War Graves Commission builds and maintains the final resting places for German war dead. Its mission is a form of commemoration which shines a light on individual fates, comforts bereaved family members, continuously challenges society to remember the horrors of war, and encourages people to never lose sight of the path to peace.

The widening time gap between the presence and the times of the world wars accentuates the importance of war cemeteries as historical learning environments. The German War Graves Commission wants to use these special places to teach young people the steadfast value of peace, freedom, and democracy.

Great Britain lost many hundreds of thousands of soldiers between the years of 1914 and 1918, the majority of whom have found their last resting places in French and Belgian cemeteries. The uniqueness of the British war graves lies in the fact that bereaved family members have marked the graves of their loved ones with parting words. These short and often very touching signs of commemoration can be found on many of the British graves. This book presents a wealth of these inscriptions with respective translations in order to try and convey an inkling of the poignant grief of the mourners. Each and every one of the 400 engravings that this book documents is different. Each one highlights the life of a special person and distinguishes them from the inconceivable number of dead – a human being that is remembered until today.

I think it is a very important objective to give special attention to these inscriptions and ultimately to the war cemeteries of the First World War, thus making them more accessible to a broader public. One of the tasks of the German War Graves Commission is the preservation of memories and an admonition of peace. It is not important whether this admonition proceeds from a German, a French, a Belgian, or a Russian grave. However, it is of major importance that it remains visible and can still be experienced. This book certainly helps to keep the memories alive.

Wolfgang Schneiderhan

March 2021

0.2.3 Avant-propos

Préface de Wolfgang Schneiderhan,

Président de la Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.

Le 11 novembre 1918, la Première Guerre mondiale a pris fin et avec elle une escalade mondiale de la violence qui a tué environ 17 millions de personnes. Nous nous souvenons des nombreuses personnes, soldats et civils, que cette guerre a violemment arraché à la vie il y plus de 100 ans maintenant.

Étant donné que de nombreuses batailles majeures de la Première Guerre mondiale ont eu lieu en Belgique et en France, on y trouve aujourd'hui des centaines de cimetières militaires dont certains très grands. Leur aspect, le nombre ahurissant de tombes, ne laisse personne indifférent.

Chaque simple tombe est un appel au développement et à la préservation de la volonté de dialogue, de la solidarité et de la compréhension mutuelle.

Le Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge aménage et entretient, les tombes des morts de guerre allemands situées en dehors du territoire national. Il incarne une mémoire qui met en lumière l'individu et son destin, qui réconforte les proches et appelle la société à réfléchir encore et encore sur la guerre et la violence, mais surtout sur le chemin de la paix.

Avec le temps de plus en plus important qui nous sépare des conflits mondiaux,les sépultures de guerre de toutes les nations deviennent maintenant des lieux particuliers d'apprentissage historique. Le Volksbund s'est fixé pour objectif d'utiliser ces sites pédagogiques pour enseigner aux jeunes la valeur inestimable de la paix, de la liberté et de la démocratie.

La Grande-Bretagne a perdu plusieurs centaines de milliers de soldats entre 1914 et 1918, dont un grand nombre reposent dans des cimetières en Belgique et en France.

La particularité des tombes de guerre britanniques repose sur le fait que de nombreuses familles endeuillées ont adressé à leurs défunts quelques dernières pensées. On retrouve ces brefs témoignages du passé, souvent très émouvants, sur de nombreuses stèles funéraires. Ce livre a la précieuse mission de rassembler un grand nombre de ces inscriptions, d'en proposer la traduction et de rendre ainsi compte de la profonde tristesse des proches. Chacune des 400 gravures documentées dans le livre est différente de l'autre. Chacune met en lumière une personne particulière parmi le nombre inconcevable de morts - une personne dont on se souvient, que l'on n'oublie pas – et ce jusqu'à aujourd'hui.

Je considère qu'il est de la plus haute importance de consacrer une attention particulière à ces écrits, et par conséquent aux cimetières militaires de la Première Guerre mondiale, et ainsi de les rendre accessibles à un large public. L'une des tâches du Volksbund est de préserver la mémoire et d’exhorter à la paix. Il importe peu que ce rappel émane d'une tombe allemande, française, belge ou russe. L'important est qu'elle reste visible. Ce livre apporte une contribution précieuse à cet égard.

Wolfgang Schneiderhan

Mars 2021

Cimetiére Militaire du Dud Corner

Loos-en-Gohelle (F)

GPS-Position: 50.46022/2.77097

20.616 britische Soldaten / British soldiers / Soldats britanniques

1 Zum Buch

1.1 Zum Buch

Mit etwa 25 Jahren war ich als Soldat mit weiteren ca. 40 Kameraden für eine Woche auf dem Soldatenfriedhof von Noyers-Pont-Maugis, ca. 5 km südlich von Sedan. Dort liegen über 14.000 Tote des Ersten und 12.788 Tote des Zweiten Weltkriegs. Auf dem Gedenkstein eines Kameradengrabes steht: "In einem gemeinsamen Grabe ruhen hier 4.938 deutsche Gefallene des Ersten Weltkrieges, 4.847 blieben unbekannt!" – Diese Worte verdeutlichen das Grauen dieses Krieges. "Gefallene" ist zwar ein gängiger Begriff, doch er stellt eine Beschönigung des Sachverhalts dar. "Schlacht, abgeschlachtet wie Vieh", so bezeichnete es Herr Schenk, mein Klassenlehrer der 7. und 9. Klasse, ein Veteran des Zweiten Weltkriegs mit einer Beinprotese.

Mit Wasser und Wurzelbürste schruppten wir das Moos von den Grabsteinen, auf deren Vorder- und Rückseite die Daten von 3 "gefallenen" Soldaten standen. Ich rechnete das Alter dieser Männer aus, sie waren meist jünger als ich. Ich erinnerte mich in mein Leben zurück, wo ich im Leben stand, als dieser hier sein Leben lassen musste. Manchmal hatte ich mich dabei bis in meine Lehrzeit zurück zu erinnern.

Auf den deutschen Grabsteinen steht „gefallen“, doch diese jungen Männer stehen nicht wieder auf. Auf britischen Grabsteinen heißt es öfter „sleep“, doch von diesem Schlaf gibt es kein Erwachen. In diesem Sinn schrieb ein deutscher Soldat des Ersten Weltkrieges in einem Brief nach Hause, dass er britische Soldaten in einen Schlaf schickt, aus dem es kein Erwachen gibt. - Alles Euphemismen, um an der Grausamkeit des Krieges nicht verrückt zu werden. Irgendwie musste man mit dem Grauen des Krieges weiterleben.