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Erst nach dem Tode der Eltern wurde dem Autor bewusst, wie wenig er über das Leben seiner Vorfahren wusste. Dies weckte ein Bedürfnis mehr über die eigene Herkunft zu erfahren. Die Geschichte der eigenen Ahnen mag für Außenstehende wenig spektakulär erscheinen, so lieferten die Recherchen aber auch im vorliegenden Fall einige Überraschungen in der Familiengeschichte. Wesentlichste Quelle für die Familienforschung sind die Kirchenbücher der Kirchengemeinden, insbesondere für die Zeit vor Einrichtung der Personenstandsregister 1875. In der Regel beginnt die Kirchenbuchführung in Baden und auch Ostpreußen nach dem Dreißigjährigen Krieg. Finden sich in den ältesten Kirchenbüchern meist nur sehr dürftige Informationen, werden die jüngeren Eintragungen zunehmend systematischer, ergiebiger und informationsreicher. Die zusammengefasste Familiengeschichte des Autors beleuchtet die väterliche Linie Siegel mit Ursprung im Elztal-Gebiet in Baden. Die hier berücksichtigten angeheirateten Nebenlinien Fehser und Merkle stammen aus dem benachbarten Rheintal. Die großmütterliche Linie Kasslack hatte ihren Ursprung in Ostpreußen. Alle Vorfahrenlinien lebten in dörflichen Gemeinschaften, sie waren keine Städter. Die Sippen Siegel und Kasslack spielten weder politisch noch gesellschaftlich eine herausragende Rolle und werden kaum in den Geschichtsbüchern eine Erwähnung finden, aber sie prägten und veränderten mit vielen anderen ihrer Nachbarn als bodenständige Tagelöhner, Bauern oder Handwerker, ihre nähere Umgebung, ihre Heimat, über sprichwörtlich viele Jahrhunderte in nachhaltiger Weise.
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Seitenzahl: 748
„Die Gegenwart ist wie eine Koralleninsel, die über das Wasser hinausragt, aber aufgebaut ist sie aus Millionen toter Korallen unter der Oberfläche, die niemand sieht. Genauso ist unsere alltägliche Welt aufgebaut aus Abermillionen von Ereignissen und Entscheidungen der Vergangenheit… Der Mensch sitzt auf dem Gipfel eines Berges, der die Vergangenheit ist. Und er bemerkt es überhaupt nicht. Er wird bestimmt von dem, was er nie sieht, worüber er nie nachdenkt, was er einfach nicht weiß.“
Michael Crichton,
in seinem Roman: „Timeline - eine Reise in die Mitte der Zeit“
1 Vorbemerkung
2 Einleitung
2.1 Kurzer historischer Blick auf Baden und das Elztal
2.2 Konfession
3 Erläuterungen zur Personen-Bezifferung
4 Die Badischen Linien
4.1 Etymologie und Ursprung des Namens Sigel/Siegel
4.2 Ein Seitenblick auf Siegel in Sachsen
4.3 Weitere Familiennamen badischer Vorfahren
4.4 Hauptlinie Siegel aus dem Elztal
4.5 Zweig Fehser (Ringsheim)
4.6 Zweig Merckle/Franz (Oberhausen-Rheinhausen)
5 Die Ostpreußischen Linien
5.1 Kurzer historischer Rückblick auf Ostpreußen
5.2 Bedeutung des Namens Kasslack u.a. ostpreußischer Namen
5.3 Zweig Kasslack/Arnswald (Ostpreußen)
5.4 Zweig Kasslack/ Frenzel / Krüger (Ostpreußen)
6 Die Ahnen
6.1 Ahnenliste Siegel
6.2 Implex oder Ahnenschwund
am Beispiel von 10.11.9.6. Michaelis Trenkhlin aus Elzach
6.3 Ahnenliste Fehser (Ringsheim-Baden)
6.4 Ahnenliste Merkle – Franz (Nieder- Oberhausen Baden)
6.5 Ahnenliste Kasslack – Frenzel/Krüger (Ostpreußen)
7 Nachfahren
7.1 Nachfahren des Jacob Sigel (1668 - 1733), Erben des Siegelhofs
7.2 Nachfahren des Mathias Sigel (1668-1714) Linie Untersimonswald II
7.3
Nachfahren des Michell Sigel (1674-1754)
Stammvater der Bleibach Linie...
7.4 Nachfahren des Johann Siegel (1736-1810) in Unterspitzenbach
7.5 Ungeklärte Verknüpfung des Johann Siegel in Unterspitzenbach
7.6 Nachfahren des Franz Sales Siegel (1850 – 1894) aus Heimbach
8 Übersichtstabelle aller Vor- und Nachfahren
einschließlich ihrer Geschwister und deren Ehegatten
8.1 Sortierung nach Generations-Codierung
8.2 Alphabetische Sortierung
9 Schlussbemerkungen
10 Zeichen und Abkürzungen
11 Anhang weitere Fotos & Dokumente
12 Quellen
13 Ortsdatenblätter
14 Register
14.1 Namensregister
14.2 Ortsregister
14.3 Sachregister
Danksagung
Der vorliegende Text nutzt vorrangig die Schreibweise Siegel, obwohl in den frühen Kirchenbüchern grundsätzlich Sigel als Familienname aufgeführt wurde.
Die Chronik beschäftigt sich einerseits mit den Vorfahren der Linie Johann Siegel (1886-1967) geboren in Kenzingen Emmendingen/Baden, wenn auch der Autor als Enkel selbst als Proband in der Chronik auftritt. Des Weiteren werden die weiblichen Familienzweige Fehser aus Ringsheim und Merckle aus Oberhausen/Baden behandelt. Andererseits wird ebenfalls die Linie der Ehefrau des Johann Siegel zurückverfolgt. Auguste Charlotte Kasslack (1888-1924) war die Nachfahrin der im Kreis Friedland in Ostpreußen beheimateten Familien Kasslack und Frenzel. Zudem wird der Versuch unternommen, einige Nebenlinien – Nachfahren von Geschwistern direkter Vorfahren Siegel im Gebiet Spitzenbach, Bleibach, Untersimonswald nachzuverfolgen.
Ziel ist es eine Ahnenforschung zu betreiben, welche die Verwandtschaftsverhältnisse der Familie Siegel und ihrer Nebenlinien klärt. Gleichzeitig soll der Versuch unternommen werden, die Geschichte der Familie – mag die Familie in gesellschaftlicher und politischer Hinsicht auch unbedeutend gewesen sein – in ihrem historischen lokalen Umfeld darzustellen.
Motivation:
Familienforschung liegt im Trend, die Frage ist nur wozu, warum, wie kommt man zu diesem arbeitsaufwändigen und auch nicht ganz billigen Hobby?
Die Frage nach dem Wozu und Warum ist bereits mit der obigen Frage beantwortet: ganz einfach ein Hobby. Und da Hobbies bekanntlich positive Freizeitgestaltungen sind, geschieht die mit dem Hobby verbundene „Arbeit“ in keiner Weise als Zwang, sondern vollkommen freiwillig. Außerdem nimmt man dann auch leichter die damit verbundenen Kosten in Kauf. Wenn man sich dann auch noch eine längere Zeit mit diesem Hobby beschäftigt hat, kommt ein gewisser Suchtfaktor hinzu, der den Ehrgeiz antreibt, ungelöste Probleme anzugehen und offenen Enden (tote Punkte) als solche nicht einfach hinzunehmen.
Ausgangspunkt war vielleicht das Vorhandensein eines alten Fotoalbums meiner Großmutter mütterlicherseits. Leider waren die Fotos aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts nicht beschriftet; glücklicherweise konnte meine Mutter (geb. Hüvelmeyer) aber noch die meisten Personen namentlich zuordnen, wenn auch die Jahresangaben zu den Aufnahmedaten fehlten. Die Foto- und Datenlage zur Familie Siegel war hingegen noch geringer und bot so gut wie keinen Ansatz für weitere Nachforschungen.
Bis dahin war ich überzeugt, ein echter Westfale zu sein, da Vater in Dortmund geboren wurde und Mutter und Großeltern mütterlicherseits eine lange Ahnengeschichte im Münsterland hatten (Siegel 2020), getreu dem Motto der Dichterin Annette von Droste Hülshoff (1797-1848):
"Ich bin ein Westfale, und zwar ein Stockwestfale, nämlich ein Münsterländer – Gott sei Dank! füge ich hinzu....."
Doch da sollte ich mich getäuscht haben. Erst ein Hinweis aus der Geburtsurkunde meines Vaters, dass mein Großvater aus Kenzingen/Baden stammte, verblüffte mich, da ich meinen Großvater nie kennengelernt hatte. Das gab den endgültigen Anreiz nun doch mehr über den Ursprung der eigenen Familie zu erfahren. Dies geschah in der Annahme, dass es so viele Vorfahren ja nicht sein könnten und sich relativ schnell ein Überblick verschaffen ließe. Doch hier hatte ich mich schon wieder gewaltig geirrt.
Trotz umfangreicher jahrelanger Recherchen bleibt aber vieles auch weiterhin im Dunkeln und so werden auch in dieser Familienchronik viele Zusammenhänge nicht beantwortet und Vorfahrenlinien nicht lückenlos nachgewiesen werden können. Somit stellt das Buch eine Zwischenbilanz dar und keineswegs den Endpunkt der Forschung.
Und warum nun die Datensammlung auch noch als Buch zusammenzuschreiben, wo doch die Daten so schön auf dem Computer gespeichert und die schriftlichen Kopien sorgsam in Ordnern abgelegt sind?
Da Johann Wolfgang von Goethe zu allen Lebenslagen einen weisen Spruch anzubieten hat, kann auch hier eine Antwort in seinem Geiste gegeben werden:
,,Es ist nicht genug zu wissen,
man muß es auch anwenden;
es ist nicht genug zu wollen,
man muß es auch tun."
Die Möglichkeit erschien mir nicht unwahrscheinlich, dass die mühsam gesammelten Daten später einmal aus Mangel an Erben und mangelndem Interesse im Altpapier landen könnten. Das Wissen über die Familiengeschichte wäre wieder ausgelöscht. Also erschien die Option einer Internetseite oder eines Buches sinnvoll, um die Datensammlung auch anderen potentiell Interessierten zugänglich zu machen.
Ich habe die Buchform auf Papier gewählt, weil ich überzeugt bin, dass Papier gegenüber der digitalen Form immer noch den Vorteil der Haltbarkeit hat. Eigene berufliche Erfahrungen, die mit dem Arbeiten auf Lochkarten begannen, über Magnetband, Floppy Disks hin zu CD/DVD und USB Sticks, haben mich gelehrt, dass Hardware Medien nach einiger Zeit nicht mehr unbedingt lesbar waren. Ebenso durch die Entwicklung verschiedener Computersprachen oder Datenformate musste ich erleben, dass Datenbanken in einer „veralteten“ Sprache oder Version nicht mehr problemlos/verlustfrei transformierbar waren. Dies führte verschiedentlich zu erheblichen und unwiederbringlichen Verlusten wertvoller Daten. Das Buch wird mich überleben, eine Webseite sicherlich nicht. Das gute alte Buch wird auch in 50 und mehr Jahren noch lesbar sein, wenn es denn jemanden interessieren sollte.
Und noch ein Hinweis: Ich werde in dem Text keine Gendersprache verwenden, es wird keine Ahninnen oder Vorfahrinnen geben. Für mich ist selbstverständlich, dass Ahnen und Vorfahren grundsätzlich Menschen beiderlei Geschlechts sind. Gendersprache ist eine Ideologie und erhöht die sprachliche Komplexität, statt die Feinheiten der deutschen Sprache sensibel und grammatikalisch korrekt zu behandeln, sie ist nicht nachvollziehbar und erschwert nur die Kommunikation. Ich schließe mich der Meinung an, dass sich in einer Gesellschaft augenscheinliche Benachteiligungen kaum ändern werden, nur weil neben "dem Metzger" auch "die Metzgerin" miterwähnt werden muss. Ich bezweifle, dass ein geschriebenes oder gesprochenes Sternchen wirklich hilft, die Gleichberechtigung zu verbessern. Grundsätzlich für die deutsche Rechtschreibung ist das amtliche Regelwerk vom Rat für deutsche Rechtschreibung ausschlaggebend. Dieses Regelwerk fixiert die amtliche Norm und bildet damit gleichsam den „Urmeter“ der deutschen Rechtschreibung. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat den Gender-Ideolog*innen auf seiner Sitzung nach 2018 erneut eine Abfuhr erteilt. Das Gendersternchen und andere Markierungen einer „geschlechtergerechten“ Sprache werden nicht in das Regelwerk aufgenommen. Der Bericht der Arbeitsgruppe über die Schreibentwicklung seit 2018, der vom Rat zustimmend zur Kenntnis genommen wurde, ist auf der Internet-Website des Rats www.rechtschreibrat.com veröffentlicht.
2.1 Kurzer historischer Blick auf Baden und das Elztal
Die Geschichte Badens wie auch Ostpreußens lässt sich in keiner Weise auch nur annähernd in einer Familienchronik widergeben. So dient dieses Kapitel auch nur dazu einen groben historischen Rahmen abzustecken, um einen Eindruck davon zu gewinnen, unter welchen politischen und zum Teil Umwelt-Bedingungen die Vorfahren lebten.
Das Elztal liegt im mittleren Schwarzwald NE von Freiburg und deren Bewohner lebten von daher schon im Abseits der deutschen oder gar europäischen Geschichte. So ganz stimmt dieses Bild jedoch auch nicht, denn immer wieder kam es zu politischen Ereignissen, die ihre indirekten aber manchmal auch ganz direkten Auswirkungen selbst bis ins abgelegene Elztal hatten, meist nicht unbedingt zum Vorteil der ansässigen Bewohner. Auf lokal begrenzte Ereignisse soll zusätzlich noch bei der späteren Beschreibung der Generationenfolge hingewiesen werden.
Das Elztal sowie Simonswälder Tal gehörten mit Freiburg zur alemannischen Gaugrafschaft Breisgau. Politisch umfasst der Breisgau die Rheinebene, die Vorberge des Schwarzwaldes und des Kaiserstuhls und die Westhänge des südlichen Schwarzwaldes, mit seinen Seitentälern, z.B. Elz- und Glottertal. Ursprünglich reichte der Breisgau vom Rhein bei Basel im Süden bis zum Flüsschen Bleiche zwischen Kenzingen und Herbolzheim. Dort grenzte der Breisgau an die alemannische Gaugrafschaft der Mortenau (heute Ortenau).
Im 12. Jahrhundert errang das Geschlecht der Zähringer im heutigen Südwestdeutschland und in Teilen der Schweiz eine bedeutende Machtstellung. Sie betrieben in ihrem Einflussbereich eine aktive Siedlungspolitik und gründeten zahlreiche Städte, Dörfer und Klöster. Dazu gehört unter anderem die Gründung des adeligen Frauenklosters St. Margarethen (Waldkirch) zwischen 918 und 926, als sich das gesamte Elztal unter der Herrschaft der Alemannenherzöge befand.
Daneben erfolgte die Gründung der Dynastie der badischen Markgrafen ab dem Jahre 1112 durch den Ausgleich der Zähringer mit den Staufern um das Herzogtum Schwaben mit dem neuen Herrschaftszentrum in Baden-Baden. Im 12. und 13. Jahrhundert bauten die Badener als Parteigänger der Staufer ihre territoriale Herrschaft zwischen dem Nordschwarzwald und dem Breisgau weiter aus. Dadurch wurde Baden zu einem bedeutenden Territorium zwischen den habsburgischen Besitzungen in Breisgau und Ortenau. Zwischenzeitlich spaltete sich um 1212 die Markgrafschaft Baden-Hachberg von der Markgrafschaft Baden ab. Stammburg war die Hochburg auf dem Hachberg bei Emmendingen. Die selbständige Existenz der Markgrafschaft endete 1415 vor der Reformation. Später war Baden-Hachberg Teil der Markgrafschaft Baden-Durlach, in der 1556 die Reformation eingeführt wurde.
Abb. 1 Der zerstreute Besitz der Markgrafschaft Baden-Durlach im Breisgau mit allen Territorien von 1535 bis 1771, siehe dazu auch Karte Abb. 2 unten zum Streubesitz der Habsburger
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Markgrafschaft_Baden-Durlach
Von Lencer - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4903896
Im Breisgau starb 1218 das zähringische Herzogshaus aus. Freiburg kam unter die Herrschaft der Grafen von Urach, die sich nun Grafen von Freiburg nannten. Zwischen 1214 und 1296 behinderte vor allem in Westeuropa kein größerer Krieg die Weiterentwicklung der Gesellschaft, so dass sich die Bevölkerung im anfangs dünn besiedelten Europa von 900 bis 1300 vervierfachte.
Im Sommer 1349 wütet die Pest am Oberrhein. Die Pandemie trat nach heutigem Wissensstand zuerst in Zentralasien auf und gelangte über die Handelsrouten nach Europa. Aus dem östlichen Mittelmeerraum (Türkei 1347) verbreitete sich die Krankheit über Frankreich (1348) nach Süddeutschland (1349). Für das Gebiet des heutigen Deutschland wird geschätzt, dass mindestens jeder zehnte Einwohner infolge der Pest ums Leben kam. Andere Schätzungen gehen von bis zu 30% aus.
Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzer_Tod: und Vasold (2003)
1368 erkaufte sich die Stadt Freiburg ihre Freiheit von den Grafen von Freiburg, und unterstellte sich mit allen Besitzungen den Habsburgern; die Landgrafschaft Breisgau folgte ab 1369. Das Oberamt Breisgau gehörte bis 1805 (Friede von Preßburg) zu Vorderösterreich im Herzogtum - später Erzherzogtum - Österreich. Die Markgrafschaft Baden bestand daneben als gleichwertiges Territorium im Heiligen Römischen Reich. Neben Emmendingen gehörte auch Ringsheim zur Markgrafschaft, das in späteren Jahren für die eigene Familienchronik von Bedeutung ist.
Neben der überregionalen Geschichte haben regionale Ereignisse einen mindestens ebenso großen Effekt auf die Lebensumstände der Vorfahren. Daher soll noch einmal ein Blick zurück in der Zeit auf das Elztal geworfen werden. Nachdem es dem Zähringer Burkhard II. (917-925) gelungen war, sich als „Herzog von Schwaben” durchzusetzen und die Anerkennung des Königs zu finden, gründete er gemeinsam mit seiner Gemahlin Reginlind in Waldkirch das Frauenkloster St. Margaretha. Ihrer Tochter Gisela wurde als erster Äbtissin die Leitung übertragen. Zur Ausstattung des Klosters gehörte ein umfangreicher Besitz rund um den Mooswald sowie das Elztal, das ab dieser Zeit flussaufwärts erschlossen wurde.
König Otto III. übertrug 994 dem Frauenkloster St. Margarethen das Recht sich frei einen Schirmvogt auszuwählen und einen solchen allenfalls auch wieder abzusetzen. Im Umfeld der Zähringer bewegte sich auch die Familie der Schwarzenberger, woraus sich eine gewisse Bedeutung des Geschlechts ableiten lässt. Die Schwarzenberger wurden einerseits vom Kloster St. Margarethen als Vögte eingesetzt, andererseits verfügten sie gleichzeitig über ausgedehnte Eigengüter im Raum Waldkirch. Die Auseinandersetzungen zwischen Vögten und Kloster im 15. Jahrhundert legen den Schluss nahe, dass die Schwarzenberger schon damals ihre Rechte auf Kosten des Klosters sukzessive ausgedehnt hatten.
Vor 1283 gründeten die Herren von Schwarzenberg die Stadt Waldkirch, die sie dann um 1290 mit dem Freiburger Stadtrecht ausstatteten. Zur gleichen Zeit kam es zu einer erblichen Aufteilung des Besitzes. An die Herrschaft Schwarzenberg gingen neben der Schwarzenburg die Orte Siensbach, Siegelau, Oberglottertal, Unterglottertal, Heuweiler, Katzenmoos und Unter-Yach sowie die Freivogtei über das Kloster St. Margarethen. An die Herrschaft Kastelberg gingen 1290 neben der Kastelburg die Orte Oberwinden, Simonswald, Bleibach, Gutach, Riedern, Kohlenbach und Kollnau. Bereits um 1330 hatten die Habsburger die Lehenshoheit über die Herrschaft Schwarzenberg erlangt. 1567 kaufte Erzherzog Ferdinand von Österreich die verschuldete Herrschaft Schwarzenberg und vereinigte sie mit der Herrschaft Kastelberg zur vorderösterreichischen Kameralherrschaft Kastelberg-Schwarzenberg. Das Elztal wurde für die nächsten 250 Jahre österreichisch.
Abb. 2 Vorderösterreich um 1780 mit den zerstreuten Habsburger Besitzungen darunter Freiburg und das Elztal
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Vorder%C3%B6sterreich Licensed under the GFDL by the author
Zu dem ursprünglichen Hausgut der Grafen von Habsburg im Elsass, Sundgau und im Aargau erwarben sie 1368 Freiburg und die Landgrafschaft Breisgau. Nach der Verlagerung ihres Besitz- und Herrschaftsschwerpunkts ins Herzogtum Österreich waren die Vorlande ein zerstückeltes und kleinteiliges Anhängsel der Habsburgermonarchie. Scherzhaft sprach man von der „Schwanzfeder des Kaiseradlers“.
Bei allen habsburgischen Herrschaftsteilungen bis in die frühe Neuzeit kamen die Vorlande an diejenige Linie, die Tirol beherrschte, gehörte damit zu Oberösterreich im damaligen Sprachgebrauch und wurde somit vom fernen Innsbruck aus regiert. Der örtliche Verwaltungssitz für den Breisgau war das Oberamt Breisgau in Freiburg. Die Zuständigkeit reichte von Herbolzheim und Triberg im Norden über Breisach, Krozingen und Waldshut mit dem Waldvogteiamt bis Laufenburg und südlich des Rheins inklusive des heutigen Fricktales und am Ostrand des Schwarzwalds (Villingen und Bräunlingen).
Wie die Karte von 1780 zeigt, war der Habsburger Besitz sehr zersplittert, ebenso wie auch die Markgrafschaft Baden (siehe Abb. 3 Karte von Baden 1803 unten). Dies sollte später nach der Erbteilung der Markgrafschaft Baden 1535 auch Auswirkungen auf die Konfessionszugehörigkeit haben.
1525 war im Bauernkrieg eine von reformatorischen Forderungen zumindest teilweise beeinflusste Revolte ausgebrochen. Im gleichen Jahr mussten sich Waldkirch und Kastelburg dem Bauernhaufen ergeben. Doch wurde der Aufstand im deutschen Südwesten vom Schwäbischen Bund und dem Haus Habsburg militärisch niedergeschlagen.
1535 kam es zur Erbteilung in die Markgrafschaften Baden-Durlach und Baden-Baden. Die Markgrafschaft Baden-Durlach umfasste ein Gebiet am mittleren Oberrhein um die Städte Pforzheim und Durlach sowie die Markgrafschaft Hachberg um Emmendingen und ein als Markgräfler Land bezeichnetes Gebiet am südlichen Oberrhein zwischen Müllheim und Lörrach.
30jähriger Krieg
Die ersten beiden Perioden, die böhmisch-pfälzische von 1618 bis 1623 und die dänisch-niedersächsische von 1625 bis 1629 waren überwiegend Glaubenskriege zwischen Katholiken und Protestanten. Hingegen waren die schwedische Periode von 1630 bis 1635 und die schwedischfranzösische politische Eroberungskriege auf deutschem Boden gegen das Haus Habsburg. Bis etwa 1632 machte sich der Krieg im Elztal überwiegend durch Kriegssteuern und Truppenaushebungen bemerkbar. Jedoch führten ab 1621 klimatische Bedingungen im heutigen Baden-Württemberg zu einer Verschärfung der Situation. Kälte und zu starke Niederschläge sorgten ganze acht Jahre lang für Missernten. Diese hatten so extreme Teuerungen zur Folge, dass sich viele Menschen die Nahrung nicht leisten konnten und den Hungertod starben. Am Ende dieser Periode forderte die Pest von 1629 nochmals viele Opfer im Elztal (Wetzel 1912).
Nach der Schlacht bei Leipzig 1631 rückten die Schweden auf Süddeutschland vor. Anfang 1632 zogen die Schweden durch den Elsass, überschritten bei Straßburg den Rhein und drangen vorübergehend bis in die Ortenau vor. Im Juni 1634 überfielen Württembergische und Markgräfler Soldaten Simonswald und plünderten und brandschatzten den Ort. 1636 blieb auch die Stadt Waldkirch nicht vom 30-jährigen Krieg verschont und wurde zerstört. 1638 kam es zu weiteren Kampfeshandlungen im Breisgau. Am 11.4. wird Freiburg, am 12.8. Kenzingen und am 17.12. Breisach eingenommen.
In den Friedensverträgen von 1648 werden die beiden Markgrafschaften Baden-Baden und Baden-Durlach zu selbständigen Landesherrschaften des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" und steigen dadurch zu souveränen Fürstentümern mit landeshoheitlicher Gewalt auf.
1653 kam es zu einem Bauernaufstand in einigen Schweizer Kantonen, der bald darauf niedergeschlagen wurde. Viele Schweizer Bauern flüchten danach in den deutschen Breisgau, was die Wiederbesiedlung der entvölkerten Dörfer in der Gegend zugutekam. Ohne diesen Zuzug wären die Verluste durch den 30-jährigen Krieg nicht annähernd auszugleichen gewesen.
1672 – 1679 „Holländischer Krieg"
Mit dem Ziel einer Hegemonie über Europa und einer Ausweitung des französischen Herrschaftsraums im Norden auf Kosten Hollands entfachte der französische König Ludwig XIV den „Holländischen Krieg". 1675 – 1677 marschierten französische Truppen in den Breisgau ein und die Bewohner wurden wieder stark in Mitleidenschaft gezogen. Die französischen Truppen zerstörten 1675 die Burg Lichteneck, 1676 die Stadt Emmendingen und das Kloster Wonnental bei Kenzingen. Im November 1677 besetzten sie die Stadt Freiburg. Die Stadt wurde daraufhin zur Festung ausgebaut. Beim Friedensschluss von Nimwegen 1678 wurden Freiburg und Breisach Frankreich zugesprochen.
1688 – 1697 "Pfälzischer Erbfolgekrieg"
Die französische Expansionspolitik führte von 1688 an erneut zu militärischen Auseinandersetzungen mit Österreich und dessen Verbündeten. Auslöser waren (unberechtigte) Gebietsforderungen Frankreichs. Im Frieden von Rijswijk 1697 fielen Freiburg und Breisach wieder an das Reich. Dagegen wurden das Elsass und Straßburg französisch.
https://www.hugv-denzlingen.de/hugv_ortsgeschichte_17_jahrhundert.html
Das 18. Jahrhundert war geprägt von großen politischen und militärischen Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft in Europa zwischen den Großmächte Frankreich, Österreich, Preußen und Russland. Auch Freiburg war aufgrund seiner strategisch wichtigen Lage oft direkt betroffen und bekam dies immer wieder mit Truppendurchmärschen, Einquartierungen, Plünderungen und Kontributionszahlungen zu spüren, was unweigerlich zur Verarmung der gesamten Region führte.
1701 bis 1714 folgte der Spanischen Erbfolgekrieg. Kaiser Leopold von Österreich und König Ludwig XIV. von Frankreich hatten für den vakanten spanischen Thron jeweils einen eigenen Anwärter präsentiert. Auch wenn Spanien weit weg schien, brachten die darauf folgenden militärischen Auseinandersetzungen dem Oberrheinland, besonders den badischen Markgrafschaften, Plünderungen, Brandschatzungen und Verheerung.
Gleichzeitig herrschte auch der Markgraf wie sein Vorbild Ludwig XIV absolutistisch. Er und seine Regierung befahlen und nachgeordnete Verwaltungsstrukturen, wie das Oberamt Emmendingen als untere Verwaltungsbehörde, hatten für die Ausführung der Befehle zu sorgen. Vögte waren in den Gemeinden als "Ortsvorgesetzte" eingesetzt, sie sorgten für die Ordnung in der Gemeinde und die fristgerechte Ablieferung der Abgaben. Ohne Genehmigung des Markgrafen durfte nichts verändert und auch nichts neu geschaffen werden.
1771 wurden beide Badische Markgrafschaften wieder vereint. 1783 folgte der badische Markgraf Karl Friedrich dem Vorbild Kaiser Josephs II. (1781/82) und hob die Leibeigenschaft in der Markgrafschaft Baden auf. Damit tritt auch in den landesherrlichen Dörfern die staatsrechtliche Stellung gleichberechtigter Bürger an die Stelle lehensherrlicher Untertänigkeit. In den Kronländern der Donaumonarchie hatte es zuvor bereits große Unterschiede in Hinblick auf die Leibeigenschaft gegeben. So besaßen die Bauern in Tirol und in der Gegend des Vorarlbergs viele Freiheiten, die sie im restlichen Österreich nicht hatten. Und zu Tirol gehörte auch das Elztal im Breisgau.
Im Juni 1783 brach der Vulkan Laki auf Island aus; der Ausbruch dauerte 8 Monate. Die ungeheuren Aschemengen und die giftige Aerosolwolke, die in der Atmosphäre weltweit verteilt wurden, blockierten wie ein Schirm die Sonneneinstrahlung und führten so den Temperatursturz herbei. Die Kälte und extreme Schneemengen im Winter 1783/84 schränkten die Agrarproduktion in solch erheblichem Maße ein, dass es zu gravierenden Versorgungsengpässen kam und Hungersnöte in ganz Europa auslöste. Das darauf folgende Frühjahrs-Hochwasserereignis wird als eine der größten Naturkatastrophen der frühen Neuzeit in Mitteleuropa angesehen. Die Laki-Eruptionen gehören somit zu den folgenschwersten der letzten 2000 Jahre.
14. Juli 1789 Beginn der französischen Revolution
Im selben Jahr greifen die Unruhen auch auf die rechte Rheinseite über. In Endingen wurde zum Aufstand und Widerstand aufgerufen. In der Ortenau brachen an mehreren Orten Unruhen aus. Die vorderösterreichische Regierung in Freiburg berichtete nach Wien, dass Unruhen auch schon in den Herrschaften St. Peter, St. Märgen u.a. auftraten.
Ab 1792 kam es zu den sogenannten Koalitionskriegen zwischen der Republik Frankreich und europäischen Verbündeten (Preußen, Spanien, England, Österreich, Niederlande etc.).
Ab 1794 brachten Truppenbewegungen der Koalitionskriege im letzten Jahrzehnt mit wiederholten Einquartierungen und Kontributionszahlungen nochmals große Not für die Menschen. 1796 wurden in der Schlacht von Emmendingen die französischen Truppen von den kaiserlichen Truppen geschlagen. In mehreren weiteren Gefechten bei Bleibach, Waldkirch, Denzlingen, Emmendingen, Köndringen, Riegel und Malterdingen unterlagen die Franzosen und mussten sich über den Rhein zurückziehen. Nach wechselnden Erfolgen beider Seiten kam es am 8. Februar 1801 zum Friedensschluss von Lunéville zwischen Österreich und Frankreich.
Bei Austerlitz (Mähren) gewann Napoleon am 2. Dezember 1805 die “Drei-Kaiser-Schlacht” gegen Zar Alexander von Russland und den deutschen Kaiser Franz II. von Habsburg. Als Folge musste Habsburg im Frieden von Preßburg seine gesamten “Vorlande”, wozu auch fast das ganze Elztal gehörte, endgültig abtreten.
Abb. 3 Die Entstehung des Kurfürstentums Baden mit dem Inkrafttreten des Reichsdeputationshauptschlusses im April 1803 (Großherzogtum ab 1806). Selbst zu dieser Zeit wird noch die ehemalige räumliche Zersplitterung der Herrschaftsgebiete u.a. der Markgrafschaft Baden und dem Habsburger Breisgau (Vorderösterreich) deutlich.
Quelle https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/65/Baden-1803-1819.png und
https://de.wikipedia.org/wiki/Kurf%C3%BCrstentum_Baden
In den Jahren zwischen 1800 und 1810 erzwang Napoleon die Neuordnung Deutschlands. Die drei Hauptstationen dieser territorialen Revolution waren der Reichsdeputationshauptschluss von 1803, der Preßburger Frieden von 1805 und die Rheinbundakte von 1806. Unter dem Druck Napoleons wurde das Alte Reich zerschlagen und verschwand innerhalb weniger Jahre von der Landkarte. Zurück blieben vor allem die Gewinner Baden, Württemberg und Hohenzollern. Sie waren das Produkt französischer Interessen oder verdankten im Falle Hohenzollern ihre Weiterexistenz napoleonischer Gunst. Dazu trugen eine geschickte Politik – der rechtzeitige Anschluss an Napoleon und, als sich seine militärische Niederlage abzeichnete, der rechtzeitige Abfall von ihm – maßgeblich bei. Die deutschen Fürsten, die ihre Gebiete links des Rheins verloren, sollten mit Gebieten innerhalb des Reichs entschädigt werden. Dabei kam vor allem kirchlicher Besitz in Frage, den es zu säkularisieren galt, aber auch kleinere weltliche Gebiete allen voran die Reichsstädte.
In einer zweiten Phase des napoleonischen Länderschachers (Frieden von Preßburg vom 26. Dezember 1805) wurden die vorderösterreichischen Lande aufgeteilt. Österreich musste die Grafschaft Tirol und Vorarlberg von Vorderösterreich an das neugeschaffene Königreich Bayern, den Breisgau an das Kurfürstentum Baden abtreten. Der Rest von Vorderösterreich wurde unter Baden und dem ebenfalls ab 1. Januar 1806 zum Königreich erhobenen Württemberg aufgeteilt. Am 1. August 1806 unterzeichneten in Paris 16 Reichsstände, darunter Bayern, Baden, Württemberg und die beiden hohenzollerischen Fürstentümer Hechingen und Sigmaringen die Rheinbundakte und erklärten damit ihren förmlichen Austritt aus dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Fünf Tage später legte Kaiser Franz II. die Kaiserkrone nieder. Das Reich war erloschen.
Nach fast 900 Jahren Bestand wurde 1806 das Chorherrenstift Waldkirch säkularisiert. Sämtliches Eigentum des Stifts einschließlich der Meierhöfe im Elztal ging in den Besitz des Staates Baden über.
1813/14 schleppten die Soldaten der „Große Armee“ auf dem Rückzug vom Russlandfeldzug eine Art „Nervenfieber“ oder den so genannten »Flecktyphus« ein. Der eingeschleppte »Flecktyphus« löste eine im Oberrheingebiet wütende Typhusepidemie aus.
1815 war Napoleon erfolgreich geschlagen, Europas Mächte trafen sich in Wien, um über die Folgen der napoleonischen Ära zu beraten und Europa neu zu ordnen. Württemberg und Baden konnten sicherzustellen, dass die Großmächte ihre im Vergleich kleinen Länder nicht auflösten und einer der Großmächte zuschlugen. Als nunmehr unumschränkter Souverän trat Karl Friedrich von Baden dem Rheinbund bei und wurde mit dem Titel Großherzog belohnt.
Quelle https://www.landeskunde-baden-wuerttemberg.de/landesgeschichte_ueber.html
Die Ergebnisse des Wiener Kongresses von 1815 hatten zwar für Ruhe und Ordnung in Europa gesorgt, neue Ideen und Forderungen nach Verwirklichung einer republikanischen Staatsform wurden aber durch die Politik weiterhin im Keim erstickt. In Baden war die liberale Bewegung stärker als in anderen deutschen Ländern. 1818 erhielt das Großherzogtum eine eigene Verfassung, die als die fortschrittlichste und liberalste Verfassung in Europa galt, so wurden z.B. die allgemeinen Menschenrechte garantiert.
Der Ausbruch des Tambora Vulkans im fernen Indonesien im April 1815 war der stärkste seit Menschengedenken. Er führte zu weltweiten Klimaveränderungen so dass das Jahr 1816 für Nordamerika und Europa als das „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichte einging. Als Folge trat ein ungewöhnlich kalter Wetterverlauf in Europa auf. Schwere Unwetter und Überschwemmungen und Schneefall in höheren Lagen das gesamte Jahr hindurch führten in Mitteleuropa teilweise zu Missernten oder sogar Ernteausfällen. Am stärksten betroffen war das Gebiet unmittelbar nördlich der Alpen im Elsass, Baden, Württemberg, Bayern. Hier erreichte der Getreidepreis im Juni 1817 das Zweieinhalb- bis Dreifache des Niveaus von 1815 (Post 1974).
Für die Deutsche Revolution von 1848/49 lassen sich mehrere Ursachen feststellen: Zum einen wurden aus Frankreich Anfang des Jahres 1848 revolutionäre Ereignisse gemeldet, die das Bürgertum zum Aufbegehren gegen die repressive Ordnung brachten; zum anderen verschärfte die schlechte Versorgungsgrundlage aufgrund der großen Kartoffelfäule die Stimmung bei der Landbevölkerung. Preußische Truppen, die nach Baden entsandt worden waren, zerstörten rasch durch ihre militärische Übermacht die Hoffnung auf eine republikanische Zukunft. Die Auswanderung nach Amerika nahm nach dem Hunger- und Revolutionsjahr 1848 deutlich zu und erreichte wegen der weiterhin desaströsen wirtschaftlichen Lage um 1854 ihren absoluten Höhepunkt.
1870 stellten Preußen und Frankreich Ansprüche auf die Besetzung des vakanten spanischen Thrones. Frankreich versuchte mit allen Mitteln, einen Hohenzollern auf Spaniens Thron zu verhindern, um nicht geographisch von Preußen eingeschlossen zu sein. Nach Frankreichs Kriegserklärung mussten Baden und Württemberg trotz ihrer Bedenken Frankreich den Krieg erklären. Militärisch führte der Krieg durch Einsatz modernster Waffentechnik und vor allem aber durch den schnelle Nachschub und die Verlegung der Truppen über die neu gebauten Eisenbahnlinien zum raschen Erfolg. Im Spiegelsaal von Versailles wurde die Gründung des Deutschen Reiches verkündet. Mit der Einsetzung des preußischen Königs Wilhelm als Deutschem Kaiser wurde Deutschland zum Nationalstaat.
Quelle https://www.landeskunde-baden-wuerttemberg.de/kaiserreich#c57861
Baden konnte in der Zeit des Kaiserreiches keine eigenständige Außenpolitik mehr betreiben. Das Großherzogtum hatte bereits kurz nach der Reichsgründung seine diplomatische Vertretung in Berlin geschlossen. Das Reich, de facto also der Kaiser und die preußische Regierung, vertraten Deutschland nach außen.
2.2 Konfession
Wesentliche Bedeutung für die Entwicklung des Elztals hatte die Gründung des Klosters St. Margarethen. 1178 bestätigte Papst Alexander III. dem Waldkircher Kloster weitreichenden Grundbesitz in der Umgebung des Elztals, so in Waldkirch, Bleibach, Ober- und Niederwinden, Simonswald, Elzach, Prechtal und Denzlingen. Um 1112 war der Schirmvogt Conrad von Waldkirch. Dieser baute auf dem Schwarzenberg die Schwarzenburg und nannte sich seither Conrad von Schwarzenberg. Damit war das Geschlecht derer von Schwarzenberg entstanden, die vom 12. bis zum 15. Jh. im Elztal lebten und regierten.
1431 verstirbt die letzte Waldkircher Äbtissin Agatha von Üsenberg in Armut. Kardinallegat Julianus als Präsident des Basler Konzils verfügte daraufhin die Umwandlung des Frauenklosters in ein Augustiner-Chorherrenstift. Die kaiserliche Bestätigung erfolgt im Mai 1434.
1546 mündeten die aus der Reformation entstandenen politischen Streitfragen in eine militärische Konfrontation zwischen der protestantischen und der katholischen Partei. Nach der Niederlage des Schmalkaldischen Bundes (ein Verteidigungsbündnis protestantischer Fürsten und Städte) gegen die kaiserlichen Truppen 1547/48 verstärkte sich auch im Südwesten wieder der Einfluss der katholischen Position. Schließlich legte der Augsburger Religionsfriede von 1555 fest, dass der Landesherr die Religion der Untertanen bestimmt („cuius regio, eius religio“). Daraufhin erließ Markgraf Karl II. 1556 die protestantische Kirchenordnung für Baden. Die Einwohner der Markgrafschaft Hachberg, und ebenso Denzlingen und Emmendingen, mussten zur „neuen Lehre“, dem neuen Bekenntnis in der württembergischen Form, übertreten und wurden evangelisch.
Trotzdem behauptete sich die alte Kirche im Südwesten zunächst weit besser als in anderen Reichsteilen, was vor allem auf die starke Stellung des Hauses Habsburg zurückzuführen war. Neben den vorderösterreichischen Landen verwalteten die der katholischen Kirche treu bleibenden Habsburger zwischen 1520 und 1534 auch das Herzogtum Württemberg. Die Gleichstellung des protestantischen Bekenntnisses mit dem alten Glauben führte für mehrere Jahrzehnte zu einer erfolgreichen Befriedung der aus der Reformation entstandenen politischen Streitfragen. In Folge der Augsburger Regelungen verfestigten sich die Konfessionsgrenzen im Südwesten dauerhaft.
Quellen:
https://www.hugv-denzlingen.de/hugv_ortsgeschichte_17_jahrhundert.html
https://www.leo-bw.de/web/guest/themen/landesgeschichte/reformation-im-sudwesten/die-reformation-imsudwesten/einfuhrung
1590 (13.-17. Juni) „Emmendinger Religionsgespräch"
Markgraf Jacob III. von Baden-Hachberg war von den drei Fürstensöhnen derjenige, der sich in der Zeit der Konfessionalisierung wieder dem katholischen Glauben zuwandte. Der ältere Bruder, Ernst Friedrich, entschied sich für den Calvinismus, während der jüngere Georg Friedrich (Markgrafschaft Baden-Durlach), lutherisch blieb. Der tiefreligiöse Markgraf ließ in den Jahren 1589 und 1590 zwei Kolloquien abhalten, das erste in Baden zwischen württembergischlutherisch und katholischen Theologen, das zweite in Emmendingen, dem Hauptort der Hachberger Markgrafschaft. Nach dem „Emmendinger Religionsgespräch", beschloss Markgraf Jacob III. den katholischen Glauben wieder einzuführen. Dies erregte in Deutschland sehr großes Aufsehen, denn er war der erste regierende evangelische Fürst in Deutschland, der nach 1555 zum Katholizismus übertreten wollte. Der bis dahin kerngesunde 28jährige Markgraf erkrankt jedoch unmittelbar danach und verstarb kurz darauf. Die Markgrafschaft Baden-Hachberg fiel nach Jakobs Tod an seinen protestantischen Bruder Ernst Friedrich, der die Reformation wieder einführt.
Eine weitere Einführung der Reformation für die Markgrafschaft Baden-Baden verhinderte aber der Kaiser um 1594. Die Ereignisse um Jakob III. in Emmendingen sind ein Beispiel für die damalige zunehmende Polarisierung in Glaubensfragen. Die so geschürten Spannungen zwischen den Konfessionen sowie die Machtansprüche deutscher Regenten und Duodezfürsten lösten knapp drei Jahrzehnte später den Dreißigjährigen Krieg aus.
Quellen
https://www.leo-bw.de/web/guest/themen/landesgeschichte/reformation-im-sudwesten/die-reformation-imsudwesten/einfuhrung
https://www.hugv-denzlingen.de/hugv_ortsgeschichte.html
Die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg
In den Friedensverträgen von 1648 werden die beiden Markgrafschaften Baden-Baden und Baden-Durlach zu selbständigen Landesherrschaften des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" und stiegen dadurch zu souveränen Fürstentümern mit landeshoheitlicher Gewalt auf. Am 21.10.1771 wurden beide badischen Markgrafschaften nach 256 Jahren unter Markgraf Karl Friedrich von Baden-Durlach wieder vereint. Trotz unterschiedlicher Konfessionen - Baden-Baden war katholisch, Baden-Durlach evangelisch - und großer Schulden von Baden-Baden, gelang es dem toleranten und reformfreudigen Markgrafen Karl Friedrich die neuen katholischen Untertanen zu integrieren.
Die unterschiedliche Konfessionszugehörigkeit im Südwesten des Reiches spiegelt sich auch in dem Nebeneinander und Wechsel der Kirchenbücher wider. Während in Teilen des Breisgau die Gemeinden durch ihre Zugehörigkeit zu Vorderösterreich grundsätzlich katholisch waren, waren sie in benachbarten Gemeinden der Markgrafschaft lutherisch. Katholisch war das ganze Oberland bis auf das im Winkel des Rheins bei Basel gelegene, von katholischen Gebieten rings umschlossene baden-durlachische „Markgräfler Land“ von Lörrach bis Müllheim, in einzelnen Teilen bis vor Freiburg reichend, mit etwa 80 alten lutherischen Pfarreien. Sonst lagen im Oberland zerstreut in geschlossen katholischen Gebiet nur noch zwei ehemals schweizerische lutherische Pfarreien. 1780 starb Kaiserin Maria Theresia. Ihr Sohn Joseph II. wurde Alleinregent. Er schaffte 1781 die Leibeigenschaft ab und das Toleranzedikt gestattete erstmals die freie Religionsausübung nichtkatholischer Christen in Österreich. Aber erst seit 1863 besitzt z.B. Waldkirch eine eigene evangelische Gemeinde, mit Filialen Bleibach, Buchholz, Gutach, Kollnau, seit 1953 mit Altsimonswald, Haslachsimonswald, Obersimonswald, Siegelau, Siensbach, Suggental, Untersimonswald, Wildgutach. Davor wurden Lutheraner von Denzlingen aus betreut.
Auch die reformationsgeschichtlichen Vorgänge der einzelnen Landesteile, ja jedes Einzelorts, sind unter Umständen für die Familienforschung beachtlich. Der Übergang zur Reformation ist meist nicht auf einmal vollzogen worden und oftmals kam mehrfacher Bekenntniswechsel vor. Die Bekenntniszugehörigkeit des Einzelorts hat sich seit dem 18. Jahrhundert kaum geändert. Auch der Zusammenschluss zum Land Baden hat zunächst noch jahrzehntelang keine größeren Änderungen gebracht. Das 1. Konstitutionsedikt vom 14. Mai 1807 verfügte, dass Taufen, Trauungen, Beerdigungen in der Regel nur der Ortspfarrer vornehmen durfte, daher wurden die Kirchenbücher der vorherrschenden Konfession auch für die anderen Bekenntnisse zuständig. Dieser sogenannte Pfarrbann bestand bis 1844 und selbst Ortsteile, die schon von alters her Filialen von Nachbarpfarreien waren, mussten die Einträge im Kirchenbuch des Mehrheitsbekenntnisses am Ort vornehmen. Das Kirchenbuch des Mehrheitsbekenntnisses ist daher bis 1844 bei der Suche nach Vorfahren anderer Konfession immer hinzuzuziehen. Erst die Großstadtentwicklung und die Umsiedlungen seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und schließlich die Eingemeindungen brachten die starke Vermischung der Bekenntnisse mit sich, wie sie heute besteht (Franz 1957).
Beim Kultur- oder Kirchenkampf in Baden zwischen 1860 und 1876 ging es um die Frage, wie die Rolle des Staates und der Kirchen klar zu definieren und festzulegen sei. Die Liberalen im Lande empfanden die Vorrechte der Kirche als überkommen. Insbesondere die konfessionelle Schule wollte der badische Staat abschaffen, denn die Schüler wurden nach dem Lehrplan der Kirche und streng nach Konfessionen in jeweils getrennten Bekenntnisschulen unterrichtet. Ebenso gab es Streit über die Zivilehe, Eheschließungen konnten nur kirchlich legitimiert werden, Scheidungen gab es zumindest offiziell nicht. In einem Staatsvertrag zwischen dem badischen Staat und der katholischen Kirche sollte die Schulaufsicht an den Staat fallen, die Kirche sich auf seelsorgerische Belange konzentrieren und sich nicht an der politischen Diskussion beteiligen. Im Gegensatz dafür würde die Kirche vom Staat dauerhaft entschädigt. Es kam zwar nicht zur abschließenden Ratifizierung des Konkordats, doch in der Folge wurden wesentliche Bestimmungen übernommen.
Quelle https://www.landeskunde-baden-wuerttemberg.de/kaiserreich#c57861
Anders verlief der Kultur- oder Kirchenkampf in Preußen. Preußen und somit auch Ostpreußen war 1525 frühzeitig zum Protestantismus übergetreten. Die politische und konfessionelle Zugehörigkeit in Ostpreußen stellte sich über die Zeit als relativ stabil dar.
Dort nahm der Kulturkampf Mitte der 1870er Jahre jedoch ernsthafte Züge an. Katholiken wurden nicht mehr in den Staatsdienst übernommen und gesetzlich benachteiligt, Pfarrer wurden angeklagt, inhaftiert und saßen teils über Jahre im Gefängnis. Auf der Seite Preußens spielte die staatskirchliche Tradition eine zentrale Rolle. Der bis 1806 ganz überwiegend protestantische Staat mit einem König, der gleichzeitig Haupt der Landeskirche war, stand der Haltung der katholischen Kirche mit Unverständnis gegenüber. Erst 1850 kam es zu einer teilweisen Selbstverwaltung der Kirchen und 1873 zu einer wirklichen Kirchenverfassung in Preußen. Das Übergehen der katholischen Interessen führte zur Mobilisierung der Katholiken, nicht zufällig gründete sich im Dezember 1870 in Preußen und auch in Baden die politische Partei „Zentrum“, die gegen den Kulturkampf anging und die katholischen Interessen öffentlich einforderte.
Heute werden die Begriffe „protestantisch“ (geprägt aus der Fremdwahrnehmung durch die römische Kurie) und „evangelisch“ (geprägt aus der Selbstwahrnehmung der Gemeindemitglieder und ihrer Landeskirchen) in der deutschen Umgangssprache austauschbar verwendet. Jedoch bezeichnen sich die deutschen in der Tradition der Reformation stehenden Kirchen selbst als „evangelisch“ und nicht als „protestantisch“.
4.1 Etymologie und Ursprung des Namens Sigel/Siegel
Der Name: Siegl, Sigel, Sigell und Sygel taucht erstmals 1244/58 als Sigel und 1329 als Sygil auf. Es ist ein Name, der sich entweder auf Sieg oder auf das Siegel bzw. Segel bezieht. Je nach Quelle werden verschiedene – aber im Grundsatz nur leicht voneinander abweichende – Bedeutungen und Ursprünge des Namens angeführt. Nach Nied (1938), der besonders die südwestdeutschen Familiennamen untersuchte, gibt es zwei Hauptbedeutungen:
a. die Benennung nach Rufname. Es liegt dabei ein Diminutiv mit dem Suffix –el vor.
b. die Benennung nach Beruf zu mittelhochdeutsch sigel ‘Siegel, Stempel’. Es handelt sich um
einen indirekten Berufsnamen für den Siegelbewahrer, einen Kanzleibeamten, meist deren Vor-
steher, der Schriftstücke besiegelt, oder einen Siegelhersteller.
In Einzelfällen könnte der Name auf einen anderen Ursprung zurückgeführt werden:
c. Eine Benennung nach Beruf zu mittelhochdeutsch sigel , segel ‘Segel’. Es handelt sich dann um einen indirekten Berufsnamen für den Segelnäher.
d. Benennung nach Rufname. Es handelt sich um ein Patronym zu einer Rufnamenkurzform
mit dem Namenglied althochdeutsch sigu, altsächsisch *sigi ‘Sieg’ und einem Zweitglied zu Voll-
formen wie Sigilant, Sigiloh, Siegwald.
Quelle: http://www.namenforschung.net/dfd/woerterbuch/suche/?tx_dfd_search%5Bname%5D=503&tx_dfd_search%5Bsearchterm%5D=Siegel&tx_dfd_search%5Btype%5D=1&tx_dfd_search%5Baction%5D=searchdetails&tx_dfd_search%5Bcontroller%5D=Names&cHash=cf78ecaaddde3367d7b0d7bdeb0d3fa6
Nach Bahlow (1990) geht der Name ursprünglich als bayrisch-österreichische Schreibweise auf den Namen „Siegel“ zurück, der wiederum abgeleitet wird:
a. als Berufsübername für den mittelalterlichen Hersteller von Siegeln, Stempeln oder dem Siegler von Urkunden oder Waren selbst (mittelhochdeutsch "sigel" (Siegel, Zeichen, Stempel). Dies kann denjenigen meinen der damit Urkunden siegelte, aber auch den Hersteller solcher Siegelstempel. Alte Erwähnungen sind beispielsweise: "Sigel Sparwenzagel, 1274 in Worms", oder "Sigel (Sigismund) Botteling, 1412 in Glatz", und "Sigel (Sifrit) Houbet, Ritter, 1237 aus der Pfalz". Sowie Sigel Purghart 1502 in Tirol.
(Quelle: http://www.ahnenforschungbenz.de/namen.htm)
b. als Koseform aus alten deutschen Rufnamen (Patronym) mit dem Namenswort „sigu“. Siegl, Siegel, Sigl war einst eine beliebte Kurzform zu Sieghard auch zu anderen Sieg-Namen wie Siegmund, Siegward. (Quelle: https://forebears.io/de/surnames/sigl). Zu den Patronymika lässt sich noch anfügen, dass z.B. althochdeutsch. „sigu“ gleich „Sieg“ zusammen mit dem althochdeutschen „beraht“ gleich „glänzend“ für Siegbert stand. Als Kurzform mit l-Suffix gleich Siegel entstand dann im bayrisch.-österreichischem Sprachgebrauch Siegl.
Siehe auch Quelle: http://hugo.wp11062724.server-he.de/art_lehrernamen_bedeutung_apr.2013.pdf
Brechenmacher (1963) fügt hinzu, dass die Kurzform Sigel zuweilen unmittelbar vom Vornamen Sigiloh (Siegloch!) entstand; so etwa 1329 bei Sigels zu Villingen (Freiberger Urkunden Buch. VNr. 332.) oder um 1400 bei Konrad Siegel, Dekan zu Niederbühl in Baden.
Bei der Recherche zur Familie Siegel konnten Nachweise sowohl in den evangelischen Kirchenbüchern Sachsens gefunden werden wie auch im mehrheitlich katholischen Baden und evangelischen Teilen Württembergs. Als weiteres Herkunftsgebiet ließ sich Bayern feststellen.
Kirchenbücher stellen eine zentrale Säule in der Familienforschung dar. Sie wurden schon recht früh geführt und dienten der Aufschreibung der Täuflinge. Die rechtliche Grundlage für die Führung der Taufregister bietet das ältere Sacrarnentariurn Gelasianurn aus dem späten 6. Jahrhundert. Im 12. Jahrhundert entwickelten sich in den Klöstern aus den Diptychen der Antike die Totenannalen, die aber nicht alle Verstorbenen aufzeichneten, daher nur eine Vorstufe zu den späteren Totenregistern darstellen. In dieser Zeit wurde es als wichtiger erachtet, die Osterbeichten zu registrieren und die Namen der Beichtenden aufzuschreiben. 1406 erließ Bischof le Barbu von Nantes ein Statut, dass die Namen der Taufpaten und der Täuflinge von allen Seelsorgern aufgeschrieben werden sollen. Die Vorschrift von Nantes wurde in den folgenden Jahrzehnten von weiteren Bistümern übernommen. Dekrete zur Führung von Trauungsregistern sind vor 1500 nicht bekannt. Die Totenbücher gehen jedoch ins 14. Jahrhundert zurück. In Deutschland erließ als erster der Bischof von Konstanz 1435 eine Bestimmung zur Einführung der Taufbücher. Innerhalb des deutschen Sprachgebietes stammt das älteste Kirchenbuch aus Basel (Bistum Konstanz), das die Taufen 1490-1498 enthält. Erst 1563 hatte das Konzil von Trient Taufbücher und Ehebücher verbindlich für die ganze römisch-katholische Kirche eingeführt. Auch wenn es vorher bereits Kirchenbücher gegeben hatte – seit dem Konzil musste jede Pfarrei diese Bücher führen, aber nachfolgende ständige Wiederholung der Anordnung beweist, dass Kirchenbücher in der Praxis offensichtlich nur schleppend eingeführt wurden. In den Gebieten, in denen sich die Reformation durchsetzen konnte, wurden von Anfang an Kirchenbücher geführt. Diese sind damit teilweise bis zu 50 Jahre älter. (Börsting (1938) und Internet-Portal "Westfälische Geschichte" http://www.westfaelische-geschichte.de
Die moderne Verbreitung des Namens Siegel sowie die bis zum 30jährigen Krieg zurückreichenden Kirchenbucheinträge zeigen einen interessanten Aspekt auf. Danach gab es zwei Schwerpunkte in der Verbreitung des Namens: das heutige Baden-Württemberg und Sachsen/Thüringen. Die Durchsuchung der Kirchenbücher ergab, dass in Bayern die ältesten Nachweise des Namens um 1530 aus dem katholischen Ansbach (Mittelfranken) stammten. Hier war die Schreibweise „Siegel“ durchgehend eingehalten worden. Gleiches gilt für die Region Chemnitz und Annaberg im Erzgebirge, wo um 1360 auf jeden Fall aber zwischen 1410 und 1440 der Name „Siegel“ regelmäßig auftrat. In Baden Württemberg konnte dagegen eine unterschiedliche Schreibweise festgestellt werden. Im Stuttgarter Gebiet trat „Siegel“ um 1500 auf und fast alle späteren Einträge in den evangelischen Kirchenbüchern nutzten die Schreibweise „Siegel“. Demgegenüber blieb das badische Untersimonswald (Freiburg im Breisgau) unter österreichischer Herrschaft katholisch. Hier war zu Beginn die Schreibweise in den katholischen Kirchenbüchern „Sigel“. So waren auch die eigenen Vorfahren anfangs (ab 1635) „Sigel“ und erst mit Johann und dessen Sohn Alexander Sigel/Siegel (* 1781) wechselte die Schreibweise innerhalb von zwei Generationen zu „Siegel“.
Abb. 5 Noch heute lassen sich die Schwerpunkte des Ursprungs des Familiennamens Siegel innerhalb Deutschlands deutlich erkennen;
Quelle Karte: Heuser, Rita, Siegel, in: Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands, URL: < http://www.namenforschung.net/id/name/503/1 >
4.2 Ein Seitenblick auf Siegel in Sachsen
Wie die vorangegangene Abb. 5 zeigt, gibt es allein wegen der Häufung des Namens Siegel in Sachsen einen guten Grund auch hier auf den Ursprung der Sippe Siegel kurz einzugehen. Glücklicherweise ist die Sippe Siegel in Sachsen genealogisch bereits sehr gut untersucht worden.
Die ersten Siedler kamen in der Mitte des 12. Jahrhunderts ins sächsische Erzgebirge. Es waren Bauern deren Heimat an der Pregnitz in Franken lag. Das beweisen identische Ortsnamen und Flurbezeichnungen bis in die heutige Zeit (Auerbach, Hartenstein, Thalheim, Lauterhofen, Krottensee wie auch der Ort Eibenstock. Bei der Besiedlung setzte sich der Ort Eibenstock aus 12 fränkischen Hufen, einschließlich drei Freihöfen zusammen. Zur Herkunft der Siegel gibt es verschiedene Erklärungsversuche. Die früheste Überlieferung von Familiennamen findet sich für das Erzgebirge im sogenannten Totenbuch der Zwickauer Franziskaner, dessen Ursprung auf die Jahre 1460/62 geschätzt wird. In diesem Totenbuch wurden die Spender des Klosters eingetragen. Insgesamt werden hier 987 Familiennamen erwähnt. Der Familienname Siegel erscheint nur einmal und zwar mit einem Georg Siegel aus dem Ort Breitenbrunn.
In diesem Totenbuch wurden für Eibenstock die Familien Heinrich Hirse, Hans Meisner, Oswalt Steinel, Nickel Brotmann, Konrad Steiger, Nickel Lorenz Jacob Treibaus, Hans Walther, Lorenz Rau, Sigel Brotmann, Konrad Steiger, Peter und Lorenz Eybenstock sowie Hermann Fischer erwähnt, insgesamt waren es 12 Familiennamen. Der Familienname Siegel erscheint hier noch nicht, aber er taucht als Vorname bei Sigel Brotmann (1400–1460) auf, der 1460 mit seiner Frau Anna in Eibenstock lebte (Bauer 2002a).
In historischen Quellen aus Eibenstock aus der Zeit zwischen 1527 und 1542 findet sich der Name Siegel häufig, der Name Brotmann kommt aber nicht mehr vor. Es ergeben sich somit zwei Möglichkeiten, entweder die Siegel sind eventuell aus Breitenbrunn in Eibenstock zugewandert oder sie stammen aus Eibenstock wobei der Familienname Siegel aus dem Vornamen des Sigel Brotmann entstanden ist. Bauer (2006) fasst die Diskussion zusammen, indem er feststellt, dass ein urkundlicher Nachweis nicht vorliegt, dass der Familienname Siegel aus dem Vornamen der Brotmann Familie hervorgegangen ist. Er stellt jedoch mehrere Gründe zusammen, warum dies die wahrscheinlichste Erklärung sei. Ein Enkel des Sigel Brotmann wäre demnach ein Hans Siegel (~1450-1508) gewesen (Bauer 2006).
Für die Siegel aus Eibenstock ist Hans Siegel der erste sichere Stammvater († ~1508). Er war Zinnseifner, also ein Bergmann, der Zinn-Seifenlagerstätten abbaute. Für die Nachkommen des Hans Siegel lässt sich eine relativ gesicherte Stammliste erstellen und wird bei Bauer (2002a) ausführlich für vier Generationen dargestellt und durch weitere Personen in Bauer (2002b) ergänzt. Dabei reichen die Geburtsdaten bis etwa 1565 und die Sterbedaten bis 1626.
Hans Siegel (~1450-1508) hatte vermutlich sechs Söhne: Wolf (1480-1545), Lorenz (14831556), Paul (1485-1559), Hans (1490-1557), Jakob (1495-1543) und Melchior (~1490-1563). In der Schatzung von 1530 sind Erhart, Hans, Jocoff, Lorenz und Wolf Siegel als Grundbesitzer in Eibenstock genannt, in der Eibenstocker Rainung (eine Besichtigung und Feststellung einer Flurgrenze) um 1539 werden Lorenz, Hans, Valten, Oswald und Jocoff Siegel als Grundbesitzer aufgeführt (Bauer (2002a, 2002b, 2007).
Aus den Quellen scheint ersichtlich, dass die Siegel als Besitzer des mittleren Freihofs in Eibenstock 1532 durch Lorenz Siegel auch im Besitz der am Dorfbach gelegenen Gotteshausmühle warten. Die älteste Mahlmühle (Türkenmühle) scheint Ende des 16. Jahrhunderts an die Familie Siegel gelangt zu sein. Die Siegel waren im 16. Jahrhundert mit die bedeutendste Familie in Eibenstock. Sie bekleidete die höchsten Ämter und waren Bergmeister, Schöppen und Richter (Bauer 2002b, 2006). Mit dem Niedergang des Bergbaus hatten sich die Siegel bis ca. 1660 durch den Besitz der Freihöfe aber die Möglichkeit geschaffen, neben der Landwirtschaft auch bestimmte Handwerke auszuüben. Der Freihof hatte u.a. das Recht auf freies Backen und Schlachten sowie freies Brauen. So ist es nicht verwunderlich, dass in den folgenden Generationen mehrere Siegel den ursprünglichen Nebenerwerb zum Haupterwerb machten und als Fleischer/Fleischhauer in Erscheinung treten (Bauer 2004).
Waren die ersten Siegel im Erzgebirge in der vor-reformatorischen Zeit noch „katholisch“, so änderte sich dies im Jahr 1527, als Kurfürst Johann im ernestinischen Teil Sachsens Kirchenvisitationen durchführen und eine Evangelisch-Lutherische Landeskirche aufbauen ließ. Der Kurfürst hatte als "oberster Bischof", dem die Superintendenten direkt unterstanden, nun auch die geistliche Gewalt im Lande inne. Diese Einheit von Staat und Kirche endete in Sachsen erst mit dem Untergang der sächsischen Monarchie im Jahr 1918.
Quelle https://www.dresden-und-sachsen.de/geschichte/05_reformation_moritz.htm
Schlussfolgerung:
Geht man vom bayrischen bzw. bayrisch-österreichischen Ursprung des Namens Siegel aus, dann erfolgte eine mögliche Ausbreitung nach NE ins damalige Sachsen (heute Thüringen/Sachsen) einerseits und andererseits nach Westen ins Badische und Württembergische. Eine frühe Trennung der Sippen Siegel (protestantische Länder) und Sigel (katholisch) wäre demnach schon lange vor der Reformation eingetreten. Die sächsischen und württembergisch/badischen Siegel haben im Endeffekt aber wahrscheinlich keinen gemeinsamen Ursprung. Zwar zeigt die Untersuchung der sächsischen Linie, dass diese ursprünglich aus Franken stammte, doch hatte sich der Familienname Siegel erst nach der Niederlassung im sächsischen Erzgebirge herausgebildet und etabliert. So muss eher davon ausgegangen werden, dass der Familienname in Sachsen und Baden mehrfach und unabhängig voneinander entstanden ist.
Ausgangspunkt für die vorangegangenen Überlegungen war die Frage, ob die Sippen Siegel aus Baden und Sachsen denselben Ursprung haben oder vielleicht die eine Familie sich von der anderen aus Bayern ableiten lässt. Da die ältesten direkten Nachweise der eigenen badischen Familie Sigel aus der Zeit 1635-1661 während des bis kurz nach dem 30-jährigen Krieg stammen (z.B. Heirat der Söhne des Johann Sigel 1661) können wir uns für die eigene Familienforschung daher auf die Entwicklung der Familie Siegel aus dem Badischen beschränken. Dabei ist jedoch eine wesentliche Einschränkung zu beachten. Es werden nicht alle Zweige der Nachfahren des Johann Sigel (um 1630) in der Ahnentafel bis in die Jetztzeit verfolgt, auch wenn einige Linien für Bleibach und Untersimonswald für einige Generationen ansatzmäßig betrachtet werden konnten. In diesem Beitrag konzentriere ich mich aber auf die Vorfahrenlinie des Johann Siegel (* 1886 Kenzingen, † 1967 Berlin) und seiner Ehefrau Auguste Charlotte Kasslack (* 1888 Klein Schönau/Ostpreußen, † 1924 Dortmund). Außerdem wird der Versuch unternommen die Nachfahren der Geschwister des Franz-Sales Siegel (Urgroßvater 1850-1893) möglichst vollständig aufzulisten.
4.3 Weitere Familiennamen badischer Vorfahren
Die deutschen Familien- und Geschlechternamen sind noch verhältnismäßig jung. Erst im 12. bis 14. Jahrhundert bildeten sie sich heraus und wurden vom Vater auf den Sohn vererbt. Die Elemente aber, aus denen sie sich ursprünglich gebildet haben, gehen zeitlich viel weiter zurück und sind oftmals regional geprägt.
Im Folgenden sollen kurz alle Familiennamen direkter Vorfahren aus dem Badischen mit ihrer Bedeutung gelistet werden. Dazu wurden folgende Quellen herangezogen:
Bahlow (1967), Brechenmacher (1963), Heintze (1903), Nied (1938), Socin (1903), Wetzel (1912). Diejenigen in Fettdruck treten gehäuft unter den Vorfahren auf. Folgende Familien waren überwiegend im Elztal-Simonswäldertal ansässig:
Ambs, Ams mhd. Ameis oder Omeis für emsig;
Beck, oberdeutsch bis ins Südthüringisch reichend, Kurzform für Bäcker;
Becher(er) vom mhd. becherer dem Pechsammler oder Pechbrenner;
Burger ist ein vollberechtigter Bürger der Burg (= Stadt); zuweilen aber auch aus dem Vornamen Burghart entstanden;
Eble Kurzform des Vornamens Eberhard vom ahd. ebur oder mittelhochdeutschen eber für der Eber;
Ferner, evtl. Wohnstätten-Name zu mhd. vorhe "Föhre" (Kiefer),
Hug aus dem ahd. hugu und mhd. huge für „ein denkender Geist“;
Joos, leitet sich vom Taufnamen Jodocus ab (keltisch der Kämpfer), der Name breitet sich bereits seit dem 11. Jahrhundert von Südwesten her aus;
Kern, ehrender Übername für einen tüchtigen, kernhaften Menschen, im mhd. ist kern öfters fast ein Held;
Krieg, Übername abgeleitet aus dem mhd. kriec für Streit, Hader, Zank;
Kuri vom Taufnamen Quirinus, 1587 gab es einen Bauern Wolf Kuri im oberen Glottertal;
Lehmann, Inhaber eines Lehengutes, Der Lehensmann war auch ein Standesname, der über die gesellschaftliche Stellung des Namensträgers etwas aussagt. Lehnsmänner waren zumeist Adlige, allerdings mit eher geringerem Besitz;
Pfaff, kirchlicher Name für den Geistlichen von mhd. pfaffe;
Rinckwald oder Ringwald vom ahd. rhing und mhd. Rinc für den Panzerring/Spange demnach Berufsname für den Rinkenmacher;
Schill leitet sich ab vom ahd. scilt für den Schild, also jemanden, der einen Schild hat und demnach wehrhaft ist;
Schüssler, Berufsbezeichnung für den Schüsselmacher, vom mhd. schüzzeler;
Stratz, oberdeutsch-schwäbisch für aufgeblasener Mensch;
Trenkle nach Essen- oder Trinkgewohnheit benannt;
Volk, Kurzform eines mit Volk- beginnenden Vornamens wie Volkhart oder Volkmar; als Vorname war Folke (von Fulke) im 12. – 14. Jahrhundert noch sehr häufig;
Wehrle, abgeleitet aus dem Vornamen Werner, trat als Familienname 1585 bei Georg Wehrlin aus Basel auf;
Wiss, Wyss alemannische Form von Weiß;
Zimpfel, von Zimpel, zimpeln, benimmt sich zimperlich;
Weitere Namen deren Bedeutung eindeutig ist oder zu denen keine Erklärung gefunden wurde sind Ferenbach, Kanstinger, Miller, Rimpoldt, Weber und Wernet.
In der Ringsheimer Linie finden sich folgende Familiennamen:
Cornel, Patronym des Taufnamens Kornelius;
Fehser in den meisten Fällen deutet der Name auf den Dinkelbauern hin, mhd. vese steht für Dinkel;
Köhler, mhd. koler der Kohlenbrenner, im Süden herrschte eigentlich die ältere Form mit o vor, im Norden und Osten mit ö;
Lachmann, von Lachenmann als Flurbezeichnung für die Geländeart,;
Nägele, gedeckter Berufsname für den Nagelschmied;
Rösch, mhd. resch oder rösch für munter, frisch, rührig;
Des Weiteren treten auf Bohlhaim, Bremler, Disch/Teusch /Thea/Teuch, Fix, Hassur, Singer, Schnell.
Schließlich ergänzt die Oberhausen-Rheinhausen Linie die badisch Familiennamen Liste mit Ehret, vom Vornamen Ehrhart einem deutschen Heiligennamen;
Franz, nach dem Taufnamen Franciscus;
Gass, der in der Gasse; es gab ein Züricher Rittergeschlecht, das In Gassen genannt wurde (1209, 1219); 1442 ein Clewin Gaßmann in Waldkirch;
Haffner, Hinweis auf das Hafnergewerbe, mhd. für Kachel, irdenes Gefäß;
Krais, Kreiß, der Lärmer, zu mhd. kreiß, kreisch für Schrei, Lärm;
Mercklin oder Merckle geht zurück auf das althochdeutsche marka, das für Grenze steht, Mercklin ist also jemand, der an der Grenze wohnt;
Ehret ist ein meist im Breisgau verbreiteter Name meint den heiligen Erhart (Ehrhart);
Sedler, im oberdeutschen ein Flurname für Sedel vom mhd. sedel dem Sitz;
Schindler, Berufsbezeichnung für den Schindelmacher, Schindeldecker;
außerdem sind zu nennen Bößpflug, Buselmeyer, Hägle, Jäger, Metzger und Meyer.
4.4 Hauptlinie Siegel aus dem Elztal
Die dokumentierte Geschichte der Familie Siegel aus dem Elztal und der näheren Umgebung beginnt etwa während des Dreißigjährigen Krieges in Unter- bzw. Obersimonswald. Der früheste Nachweis laut FamilySearch betrifft einen Joannes(1) Siegel der 1637 in Waldkirch getauft wurde.
Von April bis August 1634 litt insbesondere Simonswald unter den Überfällen der schwedischen Besatzung von Freiburg. Im Frühjahr 1634 hatten die Simonswälder Bauern anfänglich die schwedischen Truppen im Tal zurückschlagen können, doch nach mehrmaligen vergeblichen Versuchen nahmen die Schweden Ende Juni fürchterlich Rache und plünderten und zerstörten Untersimonswald weitgehend, wobei sie auch vor der Kirche nicht Halt machten (Wetzel 1912, Rambach 1989), was wahrscheinlich zum Verlust der Kirchenbücher führte. Möglicherweise mussten die Simonswälder Sigel zur Taufe ihrer Kinder um 1637 nach Waldkirch ausweichen.
Joannes(1) Eltern waren Michael Sigeler und Catharina Frönl. Die eigene Lesart der Namen unterscheidet sich dabei von der Transkription bei FamilySearch (siehe nachfolgende Abschrift und Abb. 6).
https://www.familysearch.org/ark:/61903/1:1:QBDR-PLZM
Name Joannes Seigel
Name des Vaters
Michael Seigel
Name der Mutter
Theresia Frönl
Art des Ereignisses
Birth
Datum des Ereignisses 20 Mar 1637
Ereignisort Waldkirch, Baden, Deutschland
Eltern und Geschwistern von Joannes Seigel
Michael Seigel - Vater
Theresia Frönl - Mutter
Quelle:
"Deutschland, Baden, Erzbistum Freiburg, katholische Kirchenbücher, 1678-1930," database, FamilySearch (https://familysearch.org/ark:/61903/1:1:QBDR-PLZM : 16 January 2019), Joannes Seigel, 20 Mar 1637; citing Baptism, Waldkirch, Baden, Deutschland, , Erzbischöfliches Archiv Freiburg (Archbishop's Archives), Germany.
Nummer des digitalen Ordners 007991359
Aufnahmenummer 00092
Abb. 6 Auszug aus dem Kirchenbuch von Waldkirch aus dem Jahr 1637, der Eintrag zur Taufe des Joannes(1) Sigel findet sich in der unteren Zeile
Gegenüber der Transkription von FamilySearch ist die eigene Lesart des Namens Sigeler und nicht Seigel wie in der Abschrift oben angegeben. Als Eltern werden Michael Sigeler und Catharina (und nicht Theresia) Frönli genannt, sowie die Taufpaten Martin Pfäff und Catharina Kaiser.
Ein weiterer Nachweis im Kirchenbuch von Untersimonswald erwähnt den ersten direkten Vorfahren Johann(2) Sigel im Jahr 1661. Johann stammte aus dem Nonnenbachtal östlich von Obersimonswald. Sein Sohn Johann Conrad heiratete 1661 in Untersimonswald Anna Maria Tochter des Georg Stratz. Johann Conrad wurde demnach wahrscheinlich in den 1630er Jahren geboren. Die Kirchenbücher für Untersimonswald beginnen 1635 für die Taufen und 1655 für die Eheschließungen, so dass keine früheren Daten nachweisbar sind.
Abb. 7 Kirche St. Sebastian in Untersimonswald (Foto V. Siegel 2011)
Über viele Jahrhunderte war die Gemeinde mit dem Kloster St. Margarethen in Waldkirch verknüpft. Nach der Säkularisation ging die Kirche an den Großherzog von Baden, der auch die Pfarrer ernannte. Dies änderte sich erst mit der Neuregelung der Patronatsrechte im Jahre 1861. Die ältesten Daten in den Akten reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück, wo das "gotshus ze sant Margarethen ze Waldilch meieramt in dem Sigmannswald" erwähnt wird. Die älteste vorhandene Jahreszahl 1522 ist im Glockenturm angebracht. Die ursprüngliche Kirche im gotischen Stil umfasst der heutige Chor mit dem Turm, der unvollendet blieb. Im Jahre 1739 begann man mit der Erweiterung der Kirche. Spätestens 1756 besaß die 1742 erbaute Kirche eine kleine Orgel. Der heutige Altar in Barock erhielt eine Statue des Kirchenpatrons St. Sebastian. 1976 wurde die Pfarrkirche innen und 1986 außen renoviert.
Weitere Sigel sind bereits im Kirchenbuch von Untersimonswald nachzuweisen, wie die Heirat eines Johannes Sigel (10.1.b.) mit Gertruda Wagner im Juni 1657 (Abb. A1). Er handelt sich dabei um den Bruder des Johann Conrad Sigel.
Ein Sterbeeintrag liegt für einen Martin Sigel aus dem Oktober 1635 vor. Da sein Vater Georg namentlich genannt wird, kann davon ausgegangen werden, dass Martin bereits im Kindesalter verstarb. Georg müsste dann zumindest in den 1610er Jahren geboren und damit gleichaltrig mit Michael Sigel/er und Johann(2) Sigel sein.
Eine Beziehung von Johann(2) Sigel (Vater von Johann Conrad) zu den beiden anderen Namensvettern Georg und Michael konnte nicht geklärt werden, wenn auch bei der damals doch geringen Bevölkerungsdichte und der örtlichen Nähe die Vermutung naheliegt, dass es sich um Brüder oder Cousins gehandelt haben wird. Es besteht jedoch auch die theoretische Möglichkeit, dass es sich um zwei verschiedene Familien handelte, denn auch in folgenden Generationen taucht in Waldkirch der Name Sigeler zeitgleich neben Sigel des Öftern auf. Möglich ist auch, dass erst mit diesen Kirchenbucheinträgen die unterschiedliche Namensschreibweise eingeführt wurde, die dann in den folgenden Generationen beibehalten und nebeneinander benutzt wurde.
Laut Wehrle H.J. (2018 pers. com. siehe Abb. im Anhang Abb. A2) findet die erste Erwähnung der Sippe Siegel mit einem Johann Sigel bereits um 1611 statt und dann wieder um 1649 im Bürgerverzeichnis des Stifts St. Margarethen in Waldkirch. 1649 beginnen die Standesbücher. Es zeichnet sich daher ab, dass Johann(2) Sigel mit seinem Sohn Johann Conrad als Stammvater der eigenen Ahnenreihe anzusehen ist. Außerdem kann davon ausgegangen werden, dass die Sippe Sigel bereits in den 1610er Jahren in Untersimonswald etabliert war.
Abb. 8 Auszug aus dem Kirchenbuch von Untersimonswald aus dem Jahre 1661 über die Eheschließung von Johann Conrad Sigel (10.1.9.1.), Sohn des Johann Sigel, mit Anna Maria Stratz, Tochter des Georg Stratz
Die Gemeinde Simonswald im Schwarzwald liegt als Streusiedlung im unteren Tal der Wildgutach und in deren Seitentälern. Urkundlich erscheint Untersimonswald erstmals im Jahr 1223. Im Mittelalter zählte Untersimonswald zu den Besitzungen des Frauenklosters St. Margarethen in Waldkirch und bildete mit Nachbarorten ein eigenes großes Meiertum. Über vier Jahrhunderte war Untersimonswald damit Teil der Landgrafschaft Breisgau, das zu Vorderösterreich innerhalb der habsburgischen Besitzungen gehörte (Abb. 2).
Im 14. und 15. Jahrhundert grassierte im Ort die Pest und forderte zahlreiche Opfer. Im Jahre 1550 siedelte sich eine Eisenschmelze im Ort an und ließ die Bevölkerungszahl anwachsen. Später wurde das Werk aufgelöst und nach Kollnau verlegt. Geblieben sind nur noch die Familiennamen von damals: Stratz (siehe Ahnenliste), Bockstahler, Nopper (siehe Ahnenliste), alles Holzfäller aus dem Tirolerland. Große Verluste musste der Ort auch 1634 verzeichnen, trotz der anfänglichen Siege der Simonswälder gegen die Schweden.