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Dieser Band führt in die Welt und in die Glaubenserfahrung der ersten christlichen Gemeinden ein. Er richtet sich an interessierte Menschen in christlichen Gemeinden und darüber hinaus. Im Mittelpunkt stehen kurze Hinführungen zu den Schriften des Neuen Testaments mit Angaben zu Inhalt, Entstehungsumständen und Kommunikationssituationen im Hintergrund der Texte. So entsteht ein Gang durch die Geschichte der ersten Christen von Jesu Geburt bis zur nachapostolischen Zeit mit den ersten Christenverfolgungen. Dazu werden die Lebensläufe wichtiger neutestamentlicher Personen skizziert (Jesus von Nazareth, Paulus, Petrus, Barnabas). Kurze Abrisse zum Judentum und zur nichtjüdischen Welt, zu Inhalten des christlichen Glaubens nach neutestamentlichem Zeugnis sowie Hinweise zur Bedeutung des Neuen Testaments für den christlichen Glauben heute ergänzen die Schrifterschließung.
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Seitenzahl: 102
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Theologie für die Gemeinde
Im Auftrag der Ehrenamtsakademie
der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens herausgegeben von Heiko Franke und Wolfgang Ratzmann
Gedruckt mit Unterstützung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirchen Deutschlands (VELKD)
Band II/2
Matthias Rein
Von Bethlehem bis zum neuen Jerusalem
Glaubenserfahrung im Neuen Testament
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2015 by Evangelische Verlagsanstalt GmbH · Leipzig
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Cover: Kai-Michael Gustmann, Leipzig
Coverbild: Brotvermehrungskirche in Tabgha, Mosaik: Vier Brote und zwei Fische (Foto: Berthold Werner)
Layout und Satz: Steffi Glauche, Leipzig
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017
ISBN 978-3-374-04346-0
www.eva-leipzig.de
Cover
Titel
Impressum
Auftakt
1 Umwelt
1.1 Palästina zur Zeit Jesu
1.2 Die antike Welt zur Zeit Jesu – der Hellenismus
2 Personen und Geschichte
2.1 Jesus aus Nazareth
2.2 Die erste nachösterliche Gemeinde – Jakobus und Petrus
2.3 Die Gemeinde in Antiochia – Barnabas
2.4 Der Apostelkonvent – Petrus und Paulus
2.5 Tarsus – Jerusalem – Ephesus – Rom: das Missionswerk des Paulus
2.6 Die nachapostolische Zeit
3 Texte
3.1 Aufbau, Name, Anordnung
3.2 Material, Text, Sprache, Übersetzung
3.3 Die Geschichtsbücher: Evangelien und Apostelgeschichte
3.3.1 Das Evangelium nach Matthäus: Der Immanuel und das Tun der besseren Gerechtigkeit
3.3.2 Das Evangelium nach Markus: Der Gottessohn und sein Weg ans Kreuz
3.3.3 Das Evangelium nach Lukas: Der Heiland sucht das Verlorene
3.3.4 Das Evangelium nach Johannes: Der erhöhte Christus als Licht der Welt
3.3.5 Die Apostelgeschichte: Die Ausbreitung des Evangeliums durch den Heiligen Geist in aller Welt
3.4 Die Sammlung der Paulus-Briefe
3.4.1 Der Römerbrief: Gott wirkt Gerechtigkeit im Glauben an Juden und Heiden
3.4.2 Der 1. Brief des Paulus an die Korinther: Das Zusammenleben der Christen in einer Gemeinde
3.4.3 Der 2. Brief des Paulus an die Korinther: Die Kraft Christi und die Schwachheit des Apostels
3.4.4 Der Brief des Paulus an die Galater: Kein anderes Evangelium als das von Jesus Christus!
3.4.5 Der Brief des Paulus an die Epheser: Christus – Haupt seines Leibes – der Kirche
3.4.6 Der Brief des Paulus an die Gemeinde in Philippi: Ein Freundschaftsbrief aus dem Gefängnis
3.4.7 Der Brief des Paulus an die Kolosser: Christus – Ebendbild des unsichtbaren Gottes und Schöpfungsmittler
3.4.8 Der 1. Brief des Paulus an die Gemeinde in Thessalonich: Trost in Betrübnis
3.4.9 Der 2. Brief des Paulus an die Gemeinde in Thessalonich: Was vor dem Kommen Christi geschieht
3.4.10 Die Briefe des Paulus an Timotheus und Titus: Die Kirche als Haus Gottes
3.4.11 Der Brief des Paulus an Philemon: Der Apostel bittet um Wiederaufnahme eines Sklaven
3.5 Die »katholischen« Briefe
3.5.1 Der 1. Brief des Petrus: Christen als Fremde in der Welt
3.5.2 Der 2. Brief des Petrus: An der göttlichen Natur Anteil bekommen
3.5.3 Der 1. Brief des Johannes: Bleibt in der Liebe!
3.5.4 Der 2. und der 3. Brief des Johannes: Bleiben in der Wahrheit und in der Liebe
3.5.5 Der Brief an die Hebräer: Dem Hohepriester Christus im Glauben nachfolgen
3.5.6 Der Brief des Jakobus: Seid aber Täter des Wortes und nicht Hörer allein!
3.5.7 Der Brief des Judas: Festhalten an Glaube, Gebet, Liebe, Barmherzigkeit
3.6 Die Offenbarung des Johannes: Das Lamm Gottes siegt und führt die Seinen in das neue Jerusalem
4 Themen
4.1 Die neue Erfahrung: Christus
4.2 Gott
4.3 Glaube – Taufe – Abendmahl
4.4 Die Kirche
5 Warum das Neue Testament lesen?
5.1 Gotteswort und Menschenwort im Neuen Testament
5.2 Schrift-Autorität und Christus-Autorität – Grundsätze und Grenzen der christlichen Schriftauslegung
5.3 Die angemessene Haltung bei der Bibellektüre
Weiterführende Literaturhinweise
Editorial zur Reihe
Bildnachweis
Zum Autor
Weitere Bücher
Fußnoten
Wie kamen die Paulus-, Petri-, Jakobusstraße, die Thomaskirche, das Andreas- und Johannesviertel in unseren Städten zu ihren Namen? Warum sind Weihnachten, Ostern und Pfingsten in europäischen Ländern Feiertage? Warum hängt da einer am Kreuz in der Kirche? Was bedeutet das Dreieck mit dem Auge ganz oben auf dem Altar? Was bedeutet »Kyrie eleison« im Refrain eines Popsongs? Was sind eigentlich die Werte des christlichen Abendlandes? Christliche Symbole, Bräuche und Inhalte begegnen uns in Europa tagtäglich – wo haben sie ihren Ursprung und welche Inhalte verbinden sich damit? Wer danach fragt, stößt auf die Schriften des Neuen Testaments, die zusammen mit der Schriftensammlung des Alten Testaments die Heilige Schrift der Christen sind. Sie bilden die Grundlage für den Glauben und die Weltsicht aller Christen auf dem Globus seit 2000 Jahren. Und sie haben die abendländische Kultur, Gesellschaft und das Sozialgefüge entschieden geprägt.
Dieses Büchlein versucht, den Entstehungskontext und Inhalt der Schriften des Neuen Testaments in kompakter Form zu beschreiben. Es versteht sich als kurz gefasste Einführung und will zum Lesen der neutestamentlichen Schriften einladen. Zugleich verweist es auf weiterführende umfangreiche Literatur zum Neuen Testament.
Christen in aller Welt lesen das Neue Testament als Heiliges Buch. Sie gewinnen daraus Lebensorientierung und Handlungsanleitung. Dazu ist es auch für jedermann verständlich. Es gibt Zeugnis von Jesus Christus und den ersten Christen. Lassen Sie sich einladen und erfahren Sie selbst, was uns die ersten Christen von Jesus aus Nazareth übermittelt haben, was die Christen über Gott und die Welt dachten und wie sie als Nachfolger Christi lebten.
Zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. stellte sich die politische und religiöse Situation in der Region Palästina folgendermaßen dar: Israel wurde von König Herodes dem Großen von 40 (bzw. 37) bis 4v.Chr. regiert. Er verstand sich als Förderer des Judentums. Er baute einen Königspalast und ein Amphitheater in Jerusalem, legte den Grundstein für den Neubau des nach ihm benannten herodianischen Tempels, gründete die hellenistische Stadt Cäsarea am Meer und trat als hellenistischer Herrscher auf, der eng mit den römischen Herrschern kooperierte. Nach seinem Tod wurde das Königreich auf seine drei Söhne aufgeteilt. Landesherr der nördlichen Provinzen Peräa und Galiläa wurde Herodes Antipas (4v.Chr. bis 39n.Chr.). Er war mit Herodias verheiratet und Landesherr des Jesus aus Nazareth. Im südlichen Zentrum Israels, in den Provinzen Judäa mit Jerusalem, Samaria und Idumäa, herrschte Archelaus (Mt 2,22). Diese Region wurde 6n.Chr. nach Unruhen unter direkte römische Verwaltung gestellt. Im östlichen Jordanland herrschte Philippus (4 v. – 34n.Chr.; Lk 3,1; Mk 6,17). Später übernahm Herodes Agrippa, Enkel von Herodes des Großen und Bruder der Herodias, die Herrschaft im Norden und nach und nach im ganzen Land (bis 37–44n.Chr.). Die Juden konnten ihr Land selbst verwalten. Sie waren vom römischen Herrscherkult befreit und genossen Privilegien. Der Hohepriester war oberster Verwalter des Landes. Er vertrat das Volk gegenüber dem römischen Statthalter, der seine Residenz in Cäsarea am Meer hatte. Der Hohepriester saß dem Hohen Rat (Synhedrium, 70 Mitglieder) vor, der Hohe Rat verwaltete den Tempel, das geistige und politische Zentrum des Judentums. Immer wieder kam es zu Aufständen gegen die verhassten Römer. Dies mündete in den Jüdischen Krieg (67–70n.Chr.), in dem die Römer nach einem Aufstand der Zeloten Jerusalem und den Tempel eroberten und zerstörten.
Zwischen 37v.Chr. und 96n.Chr. herrschten folgende Kaiser in Rom: Augustus, Tiberius, Gaius, Claudius, Nero, Vespasian, Titus, Domitian. In dieser Zeit wurde der Kaiserkult zunehmend forciert (Aufstellung von Kaiserstatuen zur Verehrung in den oströmischen Provinzen), wurden Juden aus Rom ausgewiesen, begann die Christenverfolgung in Rom und darüber hinaus wurde Jerusalem erobert und der Tempel zerstört, zuletzt wurden die Juden aus Palästina vertrieben. Verschiedene römische Statthalter vertraten den Kaiser in den jüdischen Provinzen: Quirinius (Lk 2,2), Pontius Pilatus (Lk 13,1 u. ö.), Antonius Felix (Apg 24,25f.), Porcius Festus (Apg 25f.).
Zur Zeit Jesu lag die Macht über den Tempel in den Händen der Sadduzäer, einer religiösen Partei innerhalb des Judentums. Sie stellten den Tempelkult und die Tora in die Mitte des religiösen Lebens. Sie bemühten sich um gute Kontakte zu den Römern und um Ruhe und Ordnung in Jerusalem. Mit der Zerstörung des Tempels gingen sie unter. Die Essener bildeten eine feste religiöse Gemeinschaft innerhalb des Judentums, sie lebten zum Teil in abgeschiedenen Gemeinschaften (Qumran). Sie grenzten sich von der »unreinen Welt« ab und wollten als Söhne des Lichtes allein Gott dienen. Auch sie gingen im Zuge der Jüdischen Kriege unter. Die Zeloten führten in Erwartung einer nahenden Gottesherrschaft und im Einsatz für die Tora einen bewaffneten Kampf gegen die römischen Besatzer für den alleinigen König Jahwe. Den Pharisäern war die Frömmigkeit im Alltag besonders wichtig. Sie relativierten die Alleinstellung des Tempels und setzten sich darüber mit den Sadduzäern auseinander. In Fragen der Auferstehungshoffnung, nach dem Jüngsten Gericht und der Messiaserwartung unterschieden sie sich von den Sadduzäern. Elemente ihrer Theologie und Frömmigkeit fanden Eingang in die Strömung des rabbinischen Judentums, die nach der Tempelzerstörung das Judentum ohne Tempel prägte.
In der Schlacht bei Issos (333v.Chr.) besiegte der makedonische König Alexander der Große die Perser und schuf die Grundlagen der griechischen Herrschaft bis nach Indien. Griechische Sprache, griechisches Denken, griechische Bildung und Weltvorstellung und auch das griechische Steuersystem gewannen überall Einfluss, der Hellenismus entstand. Das machte sich auch in Israel bemerkbar. Unter dem König AntiochusIV. (167–142v.Chr.) wurde der Jerusalemer Tempel dem Zeus Olympios geweiht. Darauf brach ein Aufstand unter Führung der Makkabäer los. Der zunehmende Einfluss der griechischen Kultur, Denkweise und Religion vollzog sich aber auch weniger geräuschvoll. Die frühen judenchristlichen Gemeinden kommunizierten selbstverständlich in der Welt- und Handelssprache Griechisch (neben der Volkssprache in der Region Palästina Aramäisch und der Amtssprache Latein), Männer im Umkreis Jesu trugen griechische Namen (Andreas), Steuer- und Zollfragen spielten auch in Galiläa eine Rolle – ein Beleg für die effizient strukturierte Verwaltung. Christen reisten von Stadt zu Stadt und konnten sich jeweils problemlos vor Ort verständigen. In den Schriften des Neuen Testaments wurden alttestamentliche Texte von Judenchristen in griechischer Sprache zitiert und schriftlich fixiert. Nach dem Aufstieg des Römischen Reiches setzte sich der Einfluss des Hellenismus in der antiken Welt fort. Allerdings entwickelten sich nun auch neue religiöse Strömungen.
Abb.1: Palästina zur Zeit Jesu
Die Religiosität in der hellenistischen Welt bildete vor der Zeitenwende neue Formen aus. Die alten griechischen Gottheiten verschmolzen mit den römischen Gottheiten. Sie wurden weiter im Bewusstsein gehalten, ihnen zu Ehren errichtete man aber keine neuen Tempel mehr, ausgenommen Zeus als kosmischen All- und Reichsgott. Aufschwung erlebte vor allem in oströmischen Regionen der Herrscher- bzw. Kaiserkult. Dem Kaiser in Rom wurden Beinamen wie Soter (Heiland) oder Epiphanes (sichtbarer Gott) verliehen, Götterstatuen wurden für die Kaiser errichtet und diese kultisch verehrt. Mit der Verehrung des Kaisers als Gott begründete und legitimierte man die Staatsgewalt und die Einheit von politischem und sozialem Gemeinwesen religiös. Die offizielle Staatsreligion forderte von den Bürgern des Reiches Anerkennung und verhielt sich zugleich tolerant gegenüber anderen Religionen. Wenn Christen die Anerkennung des Kaisers als »Soter« verweigerten, stellten sie die religiösen Grundlagen des Gemeinwesens und seine Ordnung in Frage und trafen auf Unverständnis und Gegenwehr der antiken Gesellschaft.
Abb.2: Der östliche Mittelmeerraum in neutestamentlicher Zeit
Daneben fanden sogenannte Mysterienkulte großer Zulauf. Von solchen Gottheiten wie Asklepios, Isis und Osiris, Hermes, Kybele erhoffte man sich Heilung, Schutz und Erfolg im privatem Leben sowie Rettung im Jenseits. Man schloss sich festen (Kult-)Gemeinschaften an und praktizierte in verschiedener Weise subjektive Frömmigkeit. Auch das Christentum setzte sich mit diesen Strömungen auseinander und bildete Züge einer Erlösungsreligion aus.
Jesus von Nazareth stammte dem Namen nach aus einer Familie in Nazareth. Sein Vater war Handwerker (Lk 4,22; Joh 1,46), er hatte Brüder und Schwestern, deren Namen uns teilweise überliefert sind und die in der späteren Geschichte der christlichen Gemeinde eine Rolle spielen (Mk 3,31–35; 6,3; Gal 1,19; 2,1–14).
Mt 2,1 zufolge wurde Jesus in Bethlehem zur Zeit der Herrschaft von König Herodes geboren. Nach Lk 2,1–21 verließen Maria und Josef ihren Wohnort Nazareth und gingen nach Bethlehem wegen einer Volkszählung, die Cäsar Augustus (31v.Chr. bis 14n.