Von Nebelfeuer und Abendwogen - Troy Dust - E-Book

Von Nebelfeuer und Abendwogen E-Book

Troy Dust

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Beschreibung

Es gibt Träume, die zu Staub zerfallen, und Wünsche, die zu einem Fluch werden. Doch es gibt auch Schrecken, die tiefe Ruhe schenken, und Verzweiflung, die Kraft spendet. Und bei alledem erkennt man bei einem Blick auf die Natur, wie nichtig man doch ist und welcher Zauber einen umgibt - Licht, Schatten und das Nichts.

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Seitenzahl: 134

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Inhalt

Das Blau am Nachthimmel

Teil 1 – Nebelreich

Der Galgenfürst

Nachtschauder

Die Sage aus den Winterbergen

Am Wasserbecken

Winterliches Abendlied

Nebelschemen

Die Qualenmaid

Teil 2 – Morgenwind

Die Erzählung von der kleinen Phantasie

Papier und Feder – Der Lauf der Dinge

Der Feuerahorn

Papier und Feder – Aus Fleisch und Blut

Morgenstille im Nebel

Papier und Feder – Erinnerung an Wolken

Die Waldlichter

Worte im Wind

Der kleine Tod

Am Meer oder Nach dem Regen

Ein Moment am Fenster

Papier und Feder – Die Luft am Abend

Die Jagd

Papier und Feder – An den Gräbern

Das Gras und der Wind

Papier und Feder – Das Blatt der Wahrheit

Die Schüsseln am Waldrand

Teil 3 – Sonnenspiel

Abendregenmelodei

Der Mondglanz im Tau

Hoffnungsmelodie

Blätterwind

An einem trüben Morgen

Waldgedanken

Regeneration

Himmelfeuerglanz I – Abendwogen

Frühlingsmorgentraum

Sommerblütentraum

Nachtszene

Moment im Gras

Die Adler und die Ruhe

Regennacht

Vergänglichkeit des Schönen

Das Wunder der Nacht

Nachttau

Über den Frühling

Über den Sommer

Himmelfeuerglanz II – Samurai

Über den Herbst

Über den Winter

Die Birken

Jahreszeiten

Spätsommermorgen

Ein Sturm in der Nacht

Bilder des Jahres

Moment am Meer

An den Wald

Herbstwindtraum

Wintertagtraum

Himmelfeuerglanz III – Sternentuch

Regen über den Weizenfeldern

Der Zitronenfalter

Geburt der Hoffnung

Schneeflocken

Im Birkenhain

Taugedanke

Das welke Blatt

Teil 4 – Nachtglanz

Sonnenaufgang am Meer

Das kleine Lied am Wegesrand

Unter dem Sternenhimmel

Der Tod namens Winter

Spaziergang in die Nacht

Der rote Horizont

Die Nebelhörner

Hoffnung in der Kälte

In den klaren Wind

Sandstein

Vorgewitterstimmung

Die Raben im Frost

Der Moorwindtraum

Dein Herz in meinen Händen

Der Leuchtturmfluch

Frost und Dunkelheit

Grimme Stund

Die saftig grünen Frühlingswälder

Vom Lichte

Blick ins Nichts

Das Wispern aus dem Dunkel

Das Nebelmeer

Das Totenfeuer

Blick zu den Sternen

Die Schönheit in der Sehnsucht

Der Fluch

Letztes Sonnenlicht

Wie ein fauler Traum

Die schwarze Kammer

Ein Licht im Schneegestöber

Totentanz

Die letzte Schlacht

Das Dunkel in den Märchen

Vom Frost

In den Nebelwäldern

Kleines Lächeln

Darf ich denn träumen

Schattenlied

Vierfaltigkeit

Zwiegespräch am stillen See

Hoffnung

An einem lauen Nebelmorgen

Die silberne Vogelfeder

Galgenwald

»Da alles Trug ist in dieser Welt, Ist der Tod die einzige Wahrheit.«

Yamamoto Tsunetomo ›Hagakure – Das Buch des Samurai‹ Aus dem zehnten Kapitel, Kenzo Fukai

Das Blau am Nachthimmel

Es gab in jener Nacht ein merkwürdiges Leuchten hoch über dem Horizont. Es war ein blasser, ein kaum sichtbarer Hauch, der in seinem winzigen Zentrum grauweiß glühte und dann in eine dunkelblaue Tönung überging, die sich wiederum sanft im umliegenden Schwarz der Wolken verlor. Der Schein, welcher elliptisch und etwa dreimal so breit wie hoch war, trat deutlicher hervor, wenn man ihn nur aus dem Augenwinkel heraus und nicht direkt betrachtete. Da es neben der Erscheinung keine weitere Lichtquelle gab, wirkte das Bild noch geheimnisvoller, als es ohnehin schon war. Und während in der Höhe der tosende Wind dröhnte, wusste ein Teil von mir, dass es sich nicht nur um den Mond hinter den Wolken handelte, sondern um ein Zeichen: Etwas stand bevor.

Der Abendwind spielt völlig sanft

Teil 1 – Nebelreich

Der trübe Schleier

Legt sich sanft auf die Natur

Und verwandelt sie

Der Galgenfürst

Meine Schritte führten mich

Des Nachts über ein Feld

Fort von einem Gelage

Mit Gesang und Wein

Kein Silberglanz am Himmel

Nur das weite Sternenzelt

Für mich kaum sichtbar

Der dunkle schiefe Pfad

Glühwürmchen tanzten heiter

Zum fernen Festgesang

Und zum Klang der Grillen

Welcher mich umgab

Links und rechts die Ähren

Still und ruhig im sanften Wind

Eine warme Sommernacht

Duftend rein für Leib und Herz

So taumelte ich leicht

Auf dem Weg zu meinem Heim

Hinfort vom Dorf

Hinaus zum Wald

In meinen Ohren schien es fast

Als gäben die Grillen eine Melodie

Rhythmisch und immer lauter

Immer näher aus dem Feld

Ich hielt kurz inne

Warf einen Blick zurück

Doch der Pfad lag still

Im zarten Weizenmeer

Wohin ich blickte

Im schwachen Sternenlicht

Ich war allein

Auf meinem Marsch

Mal warm dann frisch

Berührte der Wind mein Haar

Ein lieblicher Schauer

Ließ mich erbeben

Die kleinen Lichter

Sie waren plötzlich fort

Und der Gesang der Grillen

Lauter denn je

Es war nicht mehr weit

Der halbe Weg lag hinter mir

Als ich erneut hielt

Nachdenklich und fragend

Meine Augen suchten geschwind

Rundherum alles ab

Doch nur Feld und Pfad

Nur Stern und Dunkelheit

Die Melodie der Grillen

Tosend und fast fürchterlich

Verstummt war das Fest

Unter ihrem Klang

Waren sie vielleicht Boten

Singend und auch lachend

Sprachen sie zu mir

Und verfluchten sie mein Herz

Gehen die Langen um

An diesem Ort

Hier im dunklen Sommerchor

Flüsterte mein Geist zu mir

Baumhoch und knochendünn

Einen Galgenstrick als linke Hand

Der rechte Unterarm sensengleich

Halsschlank der lange Kopf

Der hölzerne Orden

Des Galgenfürsten Schar

Rückte sie heran

Um mich zu rauben

Langsam setzte ich den Weg fort

Und sah mich immer wieder um

Denn wäre ich gerannt

Hätten sie mich gesehen

Bewegten sich die Bäume

Die am Horizont ruhten

Oder schlich bedrohlich

Etwas zu mir heran

Sollte diese Nacht

Meine letzte sein

Würde ich grausam enden

Am alten Strick

War das Fest vielleicht verstummt

Weil alle starben durch die Langen

Und erwartete mich im Wald

Das Ende am Holz

Von schauderhaften Gedanken

Wurde ich geleitet

Und doch erreichte ich sicher

Irgendwann mein Heim

Der Galgenfürst thront im Dunkel

Die Langen sind sein Wald

Niemand hat ihn je gesehen

Und doch schleicht er durch die Nacht

Nachtschauder

Unruhig gebettet

In schwarzem Raum

Ein junger Knabe

Wach im Traum

Regennacht und Donnergrollen

Windes Stöhnen aus dem Wald

Unterwelt empor gekrochen

Herbstes Luft furchtbar kalt

Das rechte Ohr am Kissen

Der Rücken an der Wand

Die Augen unstet tanzend

Zügellos der Verstand

An seinen Geist getragen

Schritte im feuchten Laub

Durch den festen Schnee

Aus dem kalten Winterstaub

Er hebt sein Haupt

Um zu lösen das Knirschen

Um zu verbannen sogleich

Des Unheils teuflisches Pirschen

Doch kaum liegt der Schädel

Ertönt dunkler Nachtgesang

Des Hexers Jenseitsmelodei

Des Lebens Trauerklang

Vom Throne der Nacht

Fließt leise die Sage

Mit Großmutters Stimme

Wispert die Klage

„Hüte Dich des Nachts

Vor dem Fensterglas

Denn etwas geht um

Und schleicht durch das Gras“

„Es haucht Dir Neugier ein

Lockt Dich zu einem Blick

Und zieht um Dein Leben

Einen festen Galgenstrick“

„Denn wenn nahe dem Nichts

An der Scheibe Dein Gesicht

Aus der Finsternis heraus

Das wilde Grauen bricht“

„Mit den Schlangen im Antlitz

Fällt es Dich rasend an

Um zu füllen Deine Kehle

Zu fressen die Augen dann“

„Namenlos der Schauder

Wurmgesichtig die blutige Wut

Langsam und grauenvoll

Entfacht des Todes Glut“

„Und wenn Du in Deiner Kammer dann

Leblos am Boden bist

Schleicht der Dämon hinfort

Nach seiner höllischen List“

„Drum scheue ein jeder

Fenster und Tor

Zur nächtlichen Stunde

Sieh Dich vor“

Mit diesen Worten

Die Erinnerung entgleitet

Und in des Kindes Ohr

Das widerliche Wesen schreitet

So dreht es sich

Auf den Rücken geschwind

Sieht über sich Schrecken

Obwohl nachts ganz blind

Tanzende Fratzen

Und tote Leute

Wurmgrauens Treiben

Und blutige Beute

Über den Kopf

Zieht der Knabe die Decke

Ein schützender Burgwall

Eine dornige Hecke

Das traurige Lied im Gebälk

Und des Sturmes Lachen

Lassen immer wieder

Neues Entsetzen erwachen

Schleppt sich etwas durch die Nacht

Um nach seinem Leib zu streben

Oder ist es schon bei ihm

Es lässt sein Herz erbeben

Und so schaudert das Kind

Ohne sich zu regen

In seiner kleinen Kammer

Wartend auf den Morgensegen

Die Sage aus den Winterbergen

Sie geht schon immer heimlich um

Die Sage aus den Bergen

Wo sie irgendwo zugegen sind

Des Winters weiße Schergen

Von irgendwo weit oben dort

Aus den tiefen Wäldern

Schleichen sie des Nachts herab

Zu den brachen Feldern

Das Totenfeuer zieht mit ihnen

Des Winters wahrlich kalte Glut

Aus dem Schnee wie Knochenstaub

Des Frostes steinern raue Wut

Wehe dem der sie erblickt

Er verfällt dem dunklen Grausen

Und seine Schreie bleiben ungehört

In des Windes Brausen

Tosend wird der Leib gepackt

Man sieht ihn niemals wieder

Doch man erinnert sich an ihn

Beim Klang der alten Lieder

Denn wo die Bäume ragen hoch

In weißer Anmut und in Pracht

Dort irgendwo verenden sie

In der ewig kalten Wintersmacht

Wandersmann so hüte Dich

Vor der gar zornigen Dunkelheit

Verlasse spät das Wirtshaus nicht

In der fürchterlichen Winterszeit

Viele Leben gingen schon

Verweht wie ein Pfad im Wind

Drum alle die den Schrecken kennen

Am Abend in ihren Häusern sind

Hoffnungslos ist man verloren

Wenn der Blick am Abgrund ist

Dorniges Eis auf allem liegt

Und die arme Seele frisst

Solltest Du doch einmal irren

Einsam verloren zu später Zeit

Eile schnell in den nächsten Ort

Die Henker sie sind nicht sehr weit

Und hast Du ihren Ruf vernommen

Der frostig steigt hinauf zum Mond

Flüchte nur so schnell zu kannst

Vor dem Feuer das in den Bergen thront

So erinnert Euch zu jeder Zeit

An dieses kleine Lied

Vom Totenfeuer des klaren Winters

Das mit den weißen Wölfen zieht

Am Wasserbecken

Sie stand an der schmalen Seite des Beckens und blickte hinab in das dunkle Wasser, welches in seiner Ruhe endlos kalt wirkte. Da es nur ab dem Frühjahr bis zum Ende des Sommers gepflegt und gereinigt wurde, hatten sich an den gerade abfallenden Wänden Algen gebildet, während auf der Oberfläche zahlreiche Herbstblätter trieben, die sich auch auf dem umliegenden Rasen befanden, und von denen immer wieder das eine oder andere still und unbemerkt im Nichts verschwand. Es war so finster, dass man nicht sehr tief blicken und den Grund nur erahnen konnte, obwohl das Wasser recht klar war.

Der trübe Morgen ließ sie in ihren Gewändern zittern, da in der vergangenen Nacht der erste Frost die warme Jahreszeit verabschiedet hatte. Das satte Gras lag nun von einem feinen Eishauch bedeckt da, während sich an einigen Stellen der weitläufigen Gartenanlage Dunstschwaden am Boden bewegten. In der Ferne hingegen verlor sich zunehmend alles im Nebel; die Wälder jenseits der Mauern des Anwesens waren nur noch dunkle, blaugraue Schemen, was den geisterhaften und unwirklichen Eindruck, der den Wäldern in dieser Gegend selbst an hellen Tagen anhaftete, verstärkte. Diese Stimmung war auf die einsame Lage und die Moore zurückzuführen, von denen es in der Umgebung mehrere gab und um welche sich so manche Gruselgeschichte rankte.

Das graubraune Granitbecken lag mit seinen schmalen Seiten parallel zum Herrenhaus und war rund fünf Meter breit, fünfzehn Meter lang und drei Meter tief. Die etwa zwanzig Zentimeter starken Wände waren eben geschlagen, aber nicht glatt geschliffen, verfügten über abgerundete Ecken und schlossen genau mit der Oberkante der Erde ab, womit sie sich nahtlos in das Bild des Gartens einpassten. Außer an der kurzen Seite, die dem Haus zugewandt war, war das Becken von Bäumen umgeben – Ahorn und Buche –, die jeweils zirka zwei Meter vom Rand entfernt und vom Abstand her untereinander gleichmäßig aufgeteilt waren, so dass sich eine angenehme Optik ergab. Die Kronen bildeten im Sommer ein wundervolles Blätterdach, in dem Vögel sangen und welches ein zauberhaftes Spiel von Licht und Schatten auf das Wasser warf.

Sie fand es sehr schön. Sie konnte das Wasser beobachten, nachdenken und träumen, sie konnte entspannt in einem Buch lesen, ihre Staffelei aufbauen und malen, an heißen Tagen Abkühlung finden und im Winter über das Eis gleiten. Sie konnte aber auch nur verweilen, ohne etwas zu tun, und ihrem Geist und ihrer Seele Ruhe gönnen, von der es – wie durch eine magische Fügung – an diesem Ort mehr als genug gab. Daran konnte auch die Tatsache nichts ändern, dass sie von dem Vorfall wusste, der sich vor vielen Jahrzehnten hier am Becken zugetragen hatte.

Der damalige Besitzer dieses überaus prachtvollen Stückchens Erde hatte sich eines Tages ohne jegliche Vorwarnung am zweiten Baum auf der rechten Seite erhängt und zugleich den Grund für diese Tat mit in sein Grab genommen. Zwar hatten sich zahlreiche Personen mit dem Fall befasst, doch niemandem war es auch nur ansatzweise gelungen, einen Hinweis darauf zu finden, was ihn letztendlich dazu veranlasst hatte, ein Seil zu knüpfen und den letzten Weg zu gehen. Mit den Jahren entstanden aus den vielen Vermutungen regelrechte Schauergeschichten, die – man konnte es nicht abstreiten – immer wieder dazu verleiteten, sich Gedanken zu machen, nach Gründen zu suchen oder neue Details in die bestehenden Gerüchte einzuflechten.

Ihr machten die Erzählungen vom umgehenden Geist und dem angeblich seither auf dem Haus liegenden und lediglich schlafenden Fluch keine Angst. Sie wollte gar nicht daran denken, wie viele Menschen ahnungslos in Häusern lebten, deren Wände schon Grausamkeiten gesehen hatten, die einen Mord mit einem Beil wie eine sanfte Kerzenflamme wirken ließen. Natürlich bot die gesamte Atmosphäre genügend Spielraum, um anfällige Personen in den Wahnsinn zu treiben, aber sie zählte nicht zu ihnen. Sicher, auch sie hatte ihre schwachen Momente, in denen ein Schatten ihr Herz schneller schlagen ließ, in ihren Augen jedoch gab es keinen Anlass, der den Zorn der Unterwelt dazu verleitet hätte, ihr das Leben zur Hölle zu machen. Und so nahm sie den Freitod des Mannes und die damit verbundenen Erfindungen hin, ohne sich bei ihren Ausflügen im Garten oder in den Räumen verunsichern zu lassen.

Sie hob ihren Blick und sah sich fröstelnd um. Alles wirkte in der schweren Stille leblos und unheilvoll lauernd, so als würde die Ruhe nur der Vorbote für etwas Unbekanntes sein. An jeder anderen Stelle hätte sie in diesem Augenblick möglicherweise einen Anflug von Ängstlichkeit gehabt, doch nicht am Wasserbecken. Obwohl es auf der einen Seite unheimlich schien, strahlte es auf der anderen eine Sanftheit aus, die beinahe in eine Verlockung überging, die sie sich nicht erklären konnte.

Nach einiger Zeit wandte sie sich schließlich gedankenverloren ab, um zurück ins Haus zu gehen, da sie die unangenehme Kälte bereits durchgefroren hatte. Vielleicht würde sie den Nachmittag hier verbringen, wenn es das Wetter zuließ, um sich mit der alten Geschichte zu befassen, die auch sie nicht mehr loslassen wollte. Oder sie würde auf das Wasser schauen und die bunten Blätter betrachten, nur um die frische Luft zu genießen; sie war sich aber noch nicht sicher, wie sich die Dinge ergeben würden.

Winterliches Abendlied

Höre Kind die alte Klage

Vom Winterfrost im tiefen Wald

Die Unterwelt speit raue Winde

Die Totenfeuer brennen kalt

Der ewige Fluch der Nachtgedanken

Liegt trauerschwer am harten Grund

Die Untoten streben lautlos empor

Aus dem schauderhaften Höllenschlund

Die rostigen Ketten brechen

Und entfachen die unheilige Glut

All derer die grundlos starben

Und auferstehen mit grimmiger Wut

Hörst Du die Posaunen tönen

Die Hörner der fernen Nebelmacht

Siehst Du die glänzende Finsternis

Die schleichend am Horizont erwacht

Wenn des Tages Angesicht

Langsam erstickt im Flammenmeer

Laufe um ihr zu entkommen

Der stillen Nacht ohne Wiederkehr

Die fahlen Klauen packen Dich

Und ziehen Deinen Leib nach unten

Hinab ins eisige Reich des Grauens

In die dornenumrankten Herzenswunden

Blindheit wird Dich strafen

Deine Stimme wird vergehen

Während Qualen Dich zerreißen

Und zornig faule Winde wehen

Eines Tages dann im Winter

Wirst auch Du dem Schnee entsteigen

Unwissende an den Händen nehmen

Und ihnen all die Schrecken zeigen

Der Nachthirte wird Dein Gott

Die Winterberge sein Weltenthron

Nacht wird Mutter, Frost der Vater

Und Du willenlos der blasse Sohn

Drum hüte Dich vor den Mächten

Deren Heim die Schatten sind

Behalte in Dir meine Worte

Und nun ruhe sanft mein braves Kind

Nebelschemen

Allein ich dachte in

Meiner Kammer so dahin

Dachte nach wer ich bin

Forschte nach meinem Sinn

Und während ich so gedacht