Vor und nach der Jägerprüfung - Teilausgabe Landbau/Waldbau, Naturschutz & Hege - Herbert Krebs - E-Book

Vor und nach der Jägerprüfung - Teilausgabe Landbau/Waldbau, Naturschutz & Hege E-Book

Herbert Krebs

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Beschreibung

Diese Teilauflage von "Vor und nach der Jägerprüfung" umfasst die Teilbereiche Landbau/Waldbau, Naturschutz & Hege.  "Vor und nach der Jägerprüfung" ist der   unverzichtbare Begleiter für jeden Jäger - sowohl für die Prüfungsvorbereitung als auch als Nachschlagewerk - jetzt ganz aktuell auf dem neuesten Stand des Jagdrechts.

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Impressum

 

© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2020

© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2020

Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.

 

Projektleitung: Christine Weidenweber und Elena Gabler

Lektorat: Christine Weidenweber

Bildredaktion: Daniela Laußer

Covergestaltung: independent Medien-Design, München. Horst Moser (Artdirection)

eBook-Herstellung: Lena-Maria Stahl

 

ISBN 978-3-96747-039-0

3. Auflage 2022

 

Bildnachweis

Fotos: AdobeStock, alamy, Arndt H., Arndt H./Pforr, Arndt S.E., Baatz, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Benjes, Berberich, Bernard Golden/Alamy Stock Photo, Bernsdorff, Bilstein, Biosphoto/juniors@wildlife, Blaser Jagdwaffen GmbH, Blaser Group, Blome, Breuer, commons.wikimedia.org -/coniferconifer, -/Volbu1, -/Elf at English Wikipedia, -/Martina Nolte, Danegger, Deutz, Dieter Schütz/pixelio.com, dlv-Jagdmedien, Doerenkamp, dpa, Dynamit Nobel, Eiber, Eisenbeiss, Ernst M., fotolia.com/Alexandra Giese, -/Annatronova, -/Berchtesgaden, -/Eudyptula, -/Genut, -/Johannes D. Mayer, -/Martina Berg, -/Otsphoto, -/Photohunter, -/Ricant Images, -/Wolfgang Kruck, Funke, Gerlach, GettyImages, Hahn, Haumann/Skogstad, Hausen, Hecker, Hespeler, Hess, Hilpisch, Hirsch, HORSCH Maschinen GmbH, Höfer, Höfer M., Hofmann A., Hopf, Ignatzi, Irmen/Mackenberg, Jegen, Jesse, Judith/juniors@wildlife, Juniors/E. Krämer, -/M. Wegler, Kalden, Kelle, Kellerer, Klein & Hubert, Konrad, Krewer, Kuczka, Lapinski, Laußer, Lebacher, Leica Camera AG, Limbrunner, Mahlke, Maier, Marek, Markmann, Matwijow, mauritius images, mauritius images/age fotostock/Berndt Fischer, -/age fotostock/Hugo Alonso, -/Arterra Picture Library/Alamy, -/imageBROKER/Alfred & Annaliese Trunk, -/imageBROKER/Frank Sommariva, -/imageBROKER/Stefan Huwiler, -/Nature in Stock/Alexander Koenders, -/nature picture library/Bernard Castelein, -/nature picture library/Nick Upton, -/nature picture library RF/Andy Trowbridge, -/Prisma/Bernhardt Reiner, -/Radius Images, -/Vic Pigula/Alamy, Meopta Sports Optic, Meyer, Meyers, Migos, Minden Pictures – Tim Zurowski/BIA - Morerod, Muhr, Nagel, nature picture library, Otto, Pforr, Pieper, Pirsch-Archiv, Quedens, Rauwolf, Reb, Reinhard, Riedel, Rogl, Röhrsheim, Schendel, Schiersmann, Schilling, Schlude, Schmidt&Bender Zielfernrohre, Schulz, Schwenen, Seidl, Seilmeier, shutterstock, -/A.von Dueren, -/Bildagentur Zoonar GmbH, -/Branislav Cerven, -/Catalin Petolea, -/Jakub Mrocek, -/Maciej Olszewski, -/Romuald Cisakowski, -/Rostislav Stach, -/Stephan Morris, Siedel, Spönlein, Steimer, Steimer/Kaltenbach, Steiner Optik, Steinhauser, Stöcker, Süß, Synatzschke, Tierfotoagentur.com/J. Hutfluss, -/K. Mielke, -/M. Rohlf, Teppe, Teppe/Schwenen, Tierfotoagentur.de/R. Richter, Tierpath. Inst. d. Univers. München, Thiermeyer, thinkstockphotos.de/mirceax, Trötschel, Urbach, Urban, Volkmar, Volmer, Waltmann, Wandel, Weidinger, Wernicke, Willner, Witte, Wölfel, Wothe, www.deutsch-langhaar-jagdhunde-in-wahlitz.de, www.djv-shop.de, www.dn-defence.com, www.frankonia.de, www.hummeljakob.de, www.nachtsichttechnik-jahnke.de, www.ponsse.com, www.rws-munition.de, www.schiesskino-rudolph.de, www.schlehbusch.de, www.swarovskioptik.com, www.zeiss.de, Zeininger, Zeitler

Zeichnungen: Angelika Brauner, Claus Caspari, Barbara von Damnitz, Hermut Geipel, Bruno Hespeler, Birte Keil, Franz Lechner, Jörg Mair (Jahreszyklen u. a.), Gerold Wandel, Anina Westphalen, Dr. Jörg Mangold

Verbreitungskarten aus BLV Jagdlexikon

 

Syndication: www.seasons.agency

GuU 7-039 12_2020_01

 

Das vorliegende eBook basiert auf der 66. Auflage der Printausgabe.

 

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GRÄFE UND UNZER Verlag

I•Hege

Allgemeines

Historische Entwicklung der Hege: Menschheitsgeschichte war lange Zeit ausschließlich Jagdgeschichte. Seit die Jägerkultur sesshaft wurde und mit Ackerbau und Tierzucht begann, veränderte der Mensch die Naturlandschaft in eine Kulturlandschaft.

In der Karolingerzeit wurde die Waldrodung geordnet, Bannforste für die Jagd unter Schutz gestellt und die Feldflur nach der fränkischen Landordnung (Dreifelderwirtschaft) genutzt. Die Sprachwurzel für den Begriff »Hege« findet man im Wort »hegan«, was so viel wie »mit einem Hag, also mit einer Hecke umgeben« bedeutet.

Der Begriff der Hege findet sich ab dem Mittelalter. Sie wurde in den Bannforsten mit dem Ziel verfolgt, zum einen trächtige oder brütende Wildtiere vor einer Überbejagung zu schützen, zum anderen diente sie aber auch zur Steigerung der Wildbestände und Jagdmöglichkeiten in den herrschaftlichen Bannforsten.

Alte bäuerliche Kulturlandschaften waren geprägt von einem Mosaik aus kleinparzellierten Feldern. Diese vielfältige Feldflur in enger Vernetzung, d. h. mit vielen Grenzlinien, bot eine heute fast unvorstellbare Mannigfaltigkeit an Lebensräumen für Pflanzen und Tiere. Noch im 18. Jahrhundert wurde sogar eine Verordnung zur Umgrenzung (Hag) der Fluren mit Hecken erlassen.

In der vorindustriellen Kulturlandschaft vor dem 19. Jahrhundert erreichte die Kulturlandschaft den größten Artenreichtum. Mit dem Wegbrechen der landesherrlichen Jagdhoheit infolge der Revolution 1848 war nun das Jagdrecht an das Eigentum von Grund und Boden gebunden. Eine breite Masse der Bevölkerung erlangte die Möglichkeit zu jagen, jedoch ohne das traditionell kulturelle Verständnis von Weidgerechtigkeit, der Selbstbeschränkung und Fürsorgepflicht dem Wild gegenüber, das der Adel über Jahrhunderte entwickelte. Innerhalb kurzer Zeit führte dieser Wandel in der Jagdgeschichte zum Aussterben etlicher Wildarten.

Aus dem Bedürfnis heraus, die stark dezimierten Wildbestände zu regenerieren, entstanden in der Folge ordnende Jagdgesetze. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts vollzog sich auch ein kultureller Wandel des Naturverständnisses. Man begann, auch andere Wildtiere, die keinen jagdlichen Nutzen hervorbrachten, zu hegen (= Vorläufer der Naturschutzbewegung). Wurde bisher nur Fleischjagd betrieben oder Raubwild zum Schutze des eigenen Viehs verfolgt, entwickelte sich zumindest in Deutschland die Trophäenjagd bei der jagenden Stadtbevölkerung.

Die Einbürgerung und Verbreitung von Tierarten wie Damwild, Mufflon, Fasan und Waschbär unterstreicht zu dieser Zeit das übliche Verständnis von Hegemaßnahmen zur Fleisch- und Pelznutzung, aber auch für die Trophäenvielfalt. Die zunehmende Ausrichtung der Hege auf den Schutz einzelner Arten unter Berücksichtigung von Nutzungsansprüchen anderer Naturnutzer an die Kulturlandschaft ist eine gesellschaftliche Entwicklung nach 1950. So erklärt sich auch die allgemein übliche Fütterung des Wildes in Notzeiten als hegerische Selbstverständlichkeit.

Mit der Ausbreitung von Neozoen, etwa Waschbär, Mink und Marderhund, umfasst der Hegebegriff zunehmend auch Schutzmaßnahmen für die einheimische Fauna, um einer Artenverdrängung vorzubeugen. Ein gezieltes Vorgehen gegen Tierseuchen wie Tollwut, Maul- und Klauenseuche oder Schweinepest ­beeinflusst seit Mitte des 20. Jahrhunderts ebenfalls die Hege­bemühungen.

Hegemaßnahmen wurden immer dringender, je mehr die Naturlandschaft in eine Kulturlandschaft umgewandelt wurde, je mehr Menschen den Lebensraum von Wildpflanzen und Wildtieren für sich beanspruchten. Die lebendigen Bilder aus der historischen Kulturlandschaft kennen wir noch, heute sind sie Vorbild für den Naturschutz, für die Renaturierung der Industrielandschaft und für die Hege.

Hege bedeutet nicht Zucht möglichst starker Trophäen und nicht das Erreichen möglichst großer Strecken, sondern in erster Linie den Erhalt sowie die Verbesserung der Lebensbedingungen bedrängter Arten.

Maßnahmen und Ziele der Hege

Unter dem Begriff Hege werden heute im Jagdrecht alle Maßnahmen zusammengefasst, die die Lebensgrundlagen von Wildarten betreffen. Nach §1 Abs. 2 Bundesjagdgesetz hat die Hege »die Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepassten, artenreichen und gesunden Wildbestandes sowie die Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen« zum Ziel. Beeinträchtigungen einer ordnungsgemäßen Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft, insbesondere durch Wildschäden, sollen durch entsprechende Hegemaßnahmen gering gehalten werden.

Wichtige Hegemaßnahmen sind heute die Bereitstellung genügender Äsungsflächen mit natürlicher Äsung von günstiger Qualität, die Schaffung von Winterdeckung und die Vernetzung von Lebensräumen in einer ausgeräumten Feldflur sowie die Ausweisung von ausgedehnten Wildruhezonen. Von diesen Maßnahmen profitieren nicht nur die Wildarten, sondern in beträchtlichem Maße alle wild lebenden Tierarten. In landwirtschaftlich intensiv genutzten Regionen lastet jedoch auf dem Jagdpächter vielfach ein beträchtlicher finanzieller Druck, um an geeignete Flächen in ausreichender Zahl zu gelangen.

Auch heute noch ist die Wildfütterung in artenarmer land- und forstwirtschaftlicher Intensivnutzung dringend angebracht, sofern nicht landesrechtliche Vorschriften der einzelnen Bundesländer diese gesetzlich einschränken oder gänzlich verbieten.

Die Pflicht zur Hege erstreckt sich nicht nur auf Arten mit Jagd- und Schonzeiten, sondern auch auf die Wildarten, die eine ganzjährige Schonzeit (ohne jagdliche Nutzungsmöglichkeit) genießen.

Zur Realisierung dieser Aufgabe sind Jagdpächter und Besitzer von Eigenjagden re­gional in Hegegemeinschaften zusammengeschlossen.

1 | Zu welcher Zeit wurden die Grundlagen für die heutige Hege und Jagd gelegt?

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

2 | Wer ist zur Hege verpflichtet?

Der Grundeigentümer (Jagdgenossenschaft) und der Jagdausübungsberechtigte (Revier­inhaber bzw. -pächter).

3 | Welche Ziele verfolgt jagdliche Hege ­heute?

Es geht um Arterhaltung und Artenvielfalt und um die Erhaltung, Verbesserung und Schaffung von Lebensräumen und Lebensbedingungen insbesondere bedrängter Arten.

4 | Was ist natürliche Äsung und was ist ­Fütterung?

Natürliche Äsung wächst im Lebensraum und steht qualitativ und quantitativ in Abhängigkeit vom Wildbestand sowie von der Land- und Forst­wirtschaft. Der Jäger kann dem Wild ­zusätzliche (künstliche) Äsung (Wildacker) anbieten oder über die Winterfütterung in den ­Bestand einbringen. Insbesondere mit letzterem nimmt er Einfluss auf natürliche Abläufe wie Kondition, Wildschäden, Parasitenbefall, Wintersterblichkeit und Stickstoffeintrag.

5 | Welche natürliche Äsung bietet der Wald dem Schalenwild im Winter?

Triebmasse der Waldbäume und Sträucher (z. B. Brombeere, Heidelbeere), Baumfrüchte (z. B. Eicheln), Gräser (meist dürr), Kräuter und Wurzeln.

6 | In welcher Jahreszeit ist der Nahrungsbedarf des Schalenwildes am geringsten?

In den Wintermonaten nach der Wintersonnenwende.

7 | Was benötigt das Wild im Winter vordringlich?

Ruhe, und zwar vor Jagddruck ebenso wie vor ­Erholungssuchenden, damit es den Energie­verbrauch artgemäß drosseln kann.

8 | Mit welchen Maßnahmen können Revierteile beruhigt werden?

Vor allem durch Besucherlenkung, die freiwillige Einrichtung von Wildruhezonen (in denen die gesamte Jagd langfristig ruht) oder durch die behördliche Ausweisung von Wildschutz­gebieten.

9 | Wie kann der Jäger zur Ruhe im Revier beitragen?

Mit einer störungsarmen und effektiven Inter­vallbejagung unter Berücksichtigung der natürlichen Aktivitätsphasen des Wildes, insbesondere durch Vermeidung von Abschüssen in größeren Familienverbänden.

Das Jagdverbot zur Nachtzeit (BJagdG § 19), z. B. für Rot- und Rehwild, hat nur dann einen Sinn, wenn im Wald auch die Nachtjagd auf Schwarzwild unterbleibt.

Loipen sollen in ihrem Verlauf die Bedürfnisse des Wildes berücksichtigen; darüber zu informieren ist Sache der Jäger.

Reviergestaltung

Die Reviergestaltung durch den Jäger nimmt wichtige Aufgaben wahr, wenn es darum geht, in der heutigen Kulturlandschaft insbesondere für die »Verlierer« eines modernen, technisierten Strukturwandels förderlich einzugreifen. Ihre oberste Zielsetzung muss es sein, im Rahmen der durch die Gesellschaft vorgegebenen Entwicklung unserer Landschaft – vornehmlich in der Feldflur – möglichst rasch wieder ökosystemgerechte Lösungen zu erreichen. In den zunehmend kleineren Reviereinheiten ist insbesondere im Aufgabenbereich der Revierentwicklung und Reviergestaltung eine starke Koordination durch die Hegegemeinschaften notwendiger denn je zuvor.

Die Möglichkeiten für den Flächenerwerb sind allerdings in einem Pachtrevier begrenzt. So muss der Jagdausübungsberechtigte entweder Grundflächen anpachten oder kaufen. Beides ist in der Regel schwierig, da die Nutzfläche überall und täglich beträchtlich schrumpft. Im Falle der Pachtung soll der Vertrag so verfasst sein, dass ein »Rückbau« der Reviergestaltung nach Ablauf der Jagdpacht ausgeschlossen ist. Der Werterhalt einer ökologisch besser gestalteten Pachtfläche ist auch für den Grundstückseigentümer von Nutzen, z. B. die Streuobstbäume auf der Wildwiese. Bewährt haben sich in der jüngsten Vergangenheit verschiedene agrarpolitische Fördermaß­nahmen, etwa in Form von Ackerrandstreifen, langfristige Flächenstilllegungen oder beim Zwischenfruchtanbau.

Vor Jahren bot die von der EU bestimmte ­Flächenstilllegung reelle Chancen für das Nie­derwild. Inzwischen werden aber die meisten ­ehemals stillgelegten Flächen zur Gewinnung von Biomasse (nachwachsende Rohstoffe) genutzt. Zwar hat die EU neue Agrarreformen ­verabschiedet, doch inwieweit das sogenannte »Greening« umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Unter »Greening« ist das Erbringen konkreter zusätzlicher Umwelt­leistungen durch Landwirte zu verstehen.Dazu gehört der Erhalt von Dauergrünlandflächen (Wiesen, Weiden), eine verstärkte Anbaudiversifizierung (größere Vielfalt bei der Auswahl der angebauten Feldfrüchte) sowie die Bereitstellung sogenannter »ökologischer Vorrangflächen« auf Ackerland. Nach wie vor ist die Industrialisierung und Technisierung der Landwirtschaft der entscheidende Faktor beim rasanten Artenschwund in der Feldflur.

Wo es um kostenintensive und aufwendige Maßnahmen, wie die Schaffung von Hecken, Feldgehölzen oder gar Feuchtgebieten, geht, ist der Jäger gut beraten, andere Interessengruppen (Gemeinde, Naturschutz, Bürgerinitiativen) als Verbündete zu gewinnen.

Beispiele für Reviergestaltungsmaßnahmen

Im Feld:

• Anlage von Hecken und Feldgehölzen → Äsung, Einstand, Trittsteine und Windschutz für Niederwild und nicht jagdbare Arten

• Verjüngung von Hecken und Feldgehölzen (immer sektionsweise) → Gewinnung von Prossholz (s. >) zur Äsung sowie von Steckhölzern zur Neuanlage von Hecken und Material für Benjeshecken, vor allem aber zur Heckenpflege

• Anlage von Benjeshecken → schnelle Deckung für Niederwild und Singvögel (später Nachbesserung und Beschleunigung durch Zupflanzung (modifizierte Benjeshecke)

• Anlage von Wildäckern → Äsung für Niederwild, Entlastung des Waldes vom Äsungsdruck, Bejagungshilfe

• Schaffung /Förderung von Zwischenfrucht → Äsung und Deckung für Niederwild im Herbst und Winter

• Schaffung von unbewirtschafteten Randstreifen entlang von größeren Schlägen, Gräben oder Hecken (lockere Einsaat verschiedener attraktiver Äsungspflanzen) → vernetzte Deckung, sichere Brutmöglichkeit und Äsung für Niederwild

Im Wald:

• Anlage von Wildäckern → vorwiegend Äsung für Schalenwild

• Wildwiesen → Äsung für Schalenwild und Hase und Gewinnung von Winterfutter (Heu, Silage)

• Pflege (Mahd, Düngung) von Abteilungslinien, Schneisen, Rückegassen und Erdwegen → Äsung für Schalenwild und Hase

• Ansaat von Lagerplätzen und ähnlichen Flächen mit Wildackerpflanzen oder Dauergrün → Äsung für Schalenwild und Hase

• Ansaat (Zwischensaat) von Kulturflächen → Äsung für die Dauer von 2 bis maximal 3 Jahren

Wasser/Ufer:

• Schwellstufen für Restwasser in Gräben → Wasser für Fasan, Enten, Rallen u. a.

• Uferbepflanzung an Gräben und Bachläufen → Schaffung von Brutmöglichkeit und Ruhezonen

• Überlegte, dosierte Fällung von Ufergehölzen → Verjüngung der Begleitgehölze, Schaffung von Brutdeckung am Ufer, Deckung für Enten im Wasser, Bereitstellung von Sonnenplätzen für Enten über dem Wasser

• Neubau von Kleingewässern → Entenansiedelung, Brutgelegenheit für Wasservögel, Raststation (Ufergehölze) für jagdbare und nichtjagdbare Arten, Landschaftsgestaltung

• Zonierung (Nutzungsbereiche) größerer Gewässer, Planung geregelter Zugänge → Schaffung von Ruhezonen für Wasserwild

Wildäsungsflächen heute

Heute bestimmen sowohl in der Landwirtschaft als auch zum Teil in der Forstwirtschaft moderne, vielfach hoch technisierte Anbau- und Ernte­methoden die Zusammensetzung der einzelnen Kulturen. Auf immer knapper werdenden Flächen wird der Ertrag bis zum Optimum getrimmt. Konkurrenz in Form von natürlicher Begleitflora wird bewusst über Düngung, Pflanzenschutz oder Anbaudichte verdrängt.

Dem Jäger ist heute weniger an einer hohen Schalenwilddichte gelegen als vielmehr an der Verbesserung der Kondition des ihm anvertrauten Wildes. Eine gekonnte Gestaltung und Aufwertung des Wildlebensraumes ist dabei der Schlüssel zum Erfolg, denn die Verbesserung des Äsungsangebotes (aber auch der Deckung für die Niederwildarten in der Feldflur) ergibt ge­sundes und kräftiges Wild. Gleichzeitig tragen Wild­äsungsflächen mit ihrem vielseitigen und bevorzugten Äsungsangebot zu einer drastischen Verminderung von Schäl- und Verbissschäden bei. Zusätzlich beeinflussen geschickt angelegte Äsungs- und Deckungsflächen in einem beträchtlichen Umfang das Raum-Zeit-Verhalten des Wildes und verkürzen dadurch die Verweildauer der Tiere in den schadensträchtigen Intensivanbauflächen. Wildäsungsflächen dienen aber nicht nur der Minderung von Waldwildschäden, sondern erfüllen auch einen wesentlichen Beitrag zur Beobachtung und Feststellung des Wildbestandes sowie zur dezenten Bejagung in ansons­ten unübersichtlichen Waldbeständen.

Der Begriff »Wildäsungsfläche« ist als Sammelbegriff zu verstehen, der sowohl den Wild­acker, die Wildwiese als auch Prossholzflächen meint.

Während der Wildacker in aller Regel mit ­energiereichen landwirtschaftlichen Früchten jährlich neu bestellt wird und einer intensiven Bearbeitung und Düngung bedarf, stellt man mit dem perennierenden Süßgras-Klee-Kräuter-Aufwuchs einer Wildwiese vornehmlich den großen Wildwiederkäuern dauerhaft Äsung zur Verfügung. Gezielt angelegte Prossholzflächen bestehen aus Sträuchern und Weichhölzern, die das Schalenwild verbeißen und schälen soll, um aus forstlichen Schlägen herauszubleiben.

Möglichst artenreiche Mischungen eignen sich für Wildäcker am besten.

Wildäcker

10 | Ist der Jäger verpflichtet, Äsungsflächen anzulegen?

Nein, er ist nicht konkret verpflichtet, zumal er immer das Einverständnis des Grundeigentümers braucht.

11 | Ist es sinnvoll, Wildäcker für Rehwild im Feld anzulegen?

Ja, denn Rehe, die im Feld satt werden, verbeißen im Wald weniger!

12 | Wie sollten Wildäsungsflächen in Form und Größe in einem Niederwildrevier beschaffen sein?

Es sollten viele kleine Flächen (0,1 – 0,5 ha) mit langen Saumzonen sein, die mosaikartig im Revier verteilt sind. Es gilt, den Grenzlinienanteil wieder deutlich zu erhöhen. Ferner sollten sie Trittsteinbiotope sein und die Vernetzung zu ­anderen ökologischen Nischen herstellen, wie z. B.Hecken, Feldholzinseln, Streuobstwiesen.

13 | Warum liegt man mit der Wahl einer Saatgutmischung bei den oft wenig bekannten Standortverhältnissen eines Wild­ackers meist richtig?

Mit der Wahl einer artenreichen Saatgutmischung setzen sich einige Pflanzenarten, entsprechend den Standortverhältnissen, durch, unterversorgte werden zurückbleiben, zumal wir ja häufig ohne Bodenuntersuchung arbeiten.

Mit einer artenreichen Mischung werden die Bedürfnisse des Wildes nach vielseitiger Nahrung befriedigt. Außerdem gibt es keine Probleme mit mangelnder Selbstverträglichkeit der Pflanzen­arten beim wiederholten Anbau. Schließlich bietet die Mischung dem Wild über einen längeren Zeitraum attraktivere Äsung, als es bei Mono­kulturen mit demselben Reifezeitpunkt der Fall wäre.

14 | Welche Flächen bieten sich im Wald zur Einsaat an?

Lichtreiche Schneisen, Leitungstrassen, Holz­lagerplätze, Erdwege und gerodete Waldflächen.

15 | Was ist ein mehrjähriger Wildacker?

Ein Acker, der mit winterharten, ausdauernden (perennierenden) Pflanzen bestellt ist.

16 | Welche Äsungspflanzen sind mehrjährig?

Alle Gräser, viele Kräuter, Topinambur, Dauerlupine,Waldstaudenroggen und einige Kleearten.

17 | Welche Kreuzblütler eignen sich für den Wildacker?

Ölrettich, Raps, Rübsen, Senf und die Futterkohlarten.

Unter den Kohlarten sind es der Markstammkohl und der westfälische Furchenkohl.

Markstammkohl

Sonnenblume

Futtermalve

Buchweizen

Esparsette

Hirse

18 | Wie erhöhen Sie den pH-Wert einer Äsungsfläche?

Mit einer Kalkdüngung.

19 | Welche Leguminosenarten eignen sich für den Wildacker?

Kleearten (auch 1-jährige), Wicken, Erbsen, Bohnen und Süßlupinen.

20 | Was sind Körnerleguminosen oder ­Hülsenfrüchte?

Ackerbohne, Sojabohne, Futtererbse, Wicken (Winter-, Sommerwicke) und Lupinen.

Von den »Süßlupinen« ist erstens die Weiße ­Lupine (pH 6,5 – 7,0) und zweitens die Gelbe Lupine für kalkarme Böden (pH 4,5 – 6,0) ­geeignet. Die Blaue Lupine dient zur Grünwurzeldüngung und als Deckungspflanze ­(Pionierpflanze).

21 | Welche Wildackerpflanzen bieten besonders gute Deckung für die Niederwildarten?

Mais, Topinambur, Kohl, Hirse und die Sonnen­blumen.

22 | Welche Wildackerpflanzen werden vom Rehwild besonders gerne genommen?

Buchweizen, Kulturmalve, die meisten Leguminosenarten und Futterkohlsorten.

Ungestörte Daueräsungsflächen sind im Rotwildrevier besonders wichtig.

Wildwiesen

23 | Welche Flächen sind für Rotwild im Waldrevier sinnvoll?

Wildwiesen und begrünte, gepflegte Schneisen, Abteilungslinien und ähnliche Flächen, die dem Wild möglichst ganztägig in Einstandsnähe zugänglich sein sollten, damit es seinen natürlichen ernährungsphysiologischen Rhythmus einhalten kann.

24 | Was sind Daueräsungsflächen?

Es handelt sich um Wildäcker mit perennierenden Äsungspflanzen, Klee-Gras-Flächen (Acker-Futterbau), Wildwiesen und andere Flächen mit Gräser-Leguminosen-­Kräuter-Aufwuchs (z. B. ausreichend sonnenbeschienene Abteilungslinien).

25 | Welche Nutzungsmöglichkeiten bieten Wildwiesen?

Sie werden vom Wild als Äsungsflächen genutzt und dienen in der Regel gleichzeitig der Silage- und Raufuttergewinnung für die Notzeitfütterung im Winter.

26 | Was sollte eine Wildwiese im Rotwild­oder Schwarzwildrevier von einer solchen im Rehwildrevier unterscheiden?

Für Rotwild größere Flächen mit vielen Ober- und Untergräsern, Wiesenblumen/Kräutern und Kleearten. Für Rehwild viele kleine, verstreut liegende Flächen mit unterschiedlichen Kräutern, Kleearten, wenigen Süßgräsern und vielen Wiesenblumen. Für Schwarzwild mittelgroße Flächen mit vorwiegend Klee und Hafer oder Sommerweizen, um den hohen Bedarf an Eiweiß zu decken.

27 | Welche Kleeart zeigt eine wertvolle und richtig gedüngte Wildwiese an?

Der wilde, ausdauernde Wiesenrotklee ist eine Zeigerpflanze für besten Boden und ein ausgewogenes Kalium-Phosphor-Verhältnis. Mit einer hohen Stickstoffdüngung verschwindet der Wiesenrotklee und die Gräser überwiegen. Die Wildwiese sollte erst gemäht werden, wenn der Samen vom Wiesenrotklee reif ist, damit sie sich ständig ­regenerieren kann.

28 | Was sind Weiserpflanzen (Bioindikatoren)?

Wildpflanzen, die auf eine bestimmte Boden­reaktion hinweisen, im Acker (A) sind sie zahlreicher als im Grünland (G).

Übersicht wichtiger Weiserpflanzen

Versauert: Heidelbeere, Besenginster, Torfmoose, Bärlapp, Roter Fingerhut, Sauerklee, Wurmfarn

Mäßig sauer: Efeu, Tollkirsche, Fuchskreuzkraut, Brombeere, Himbeere, Weidenröschen, Busch­windröschen

Basenhaltig: Sumpfdotterblumen, Waldschachtelhalm, Engelwurz, Blutweiderich, Mädesüß, Baldrian

Basenreich: Pulverholz, Liguster, Bärlauch, Springkraut, Brennnessel, Bingelkraut

Kalkreich: Weißdorn, Schwarzdorn, Wolliger Schneeball, Schwalbenwurz, Pfirsichblättrige ­Glockenblume, Leberblümchen

• Staunässe in Krume und Untergrund: Ackerschachtelhalm, Ackerminze (A); Huflattich (A/G), Binse (G)

• Bodenverdichtung und saurer pH-Wert: Ampfer­arten (A/G), Stiefmütterchen, Echte Kamille (A), Scharfer Hahnenfuß, Binse (G)

• Schlechte Gare: Ackerkratzdistel, Hunds­kamille (A), Knötericharten (A/G)

• Gute Bodenstruktur und neutraler pH-Wert: Ackerwinde, Lichtnelke (A), Gelbklee, Löwenzahn, Salbei (G).

29 | Welche Nährstoffe begünstigen das Kräuterwachstum?

Phosphor und Kalium.

30 | Welcher Nährstoff begünstigt das Massenwachstum der Gräser?

Stickstoff.

Prossholzflächen

31 | Was ist Prossholz?

Sammelbegriff für holzige Zweige samt Rinde und Knospen, die sich als (Winter-)Äsung für Elch-, Reh-, Rot-, Dam-, Muffelwild, Feldhase und Wildkaninchen eignen.

32 | Welche Holzarten eignen sich besonders für den Prossholzanbau?

Vor allem die schnellwüchsigen Weidenarten, die auch das Wild im Revier verbeißt, sowie Espe, Eber­esche, Robinie, Schwarzer und Roter Holunder.

33 | Welche Probleme ergeben sich beim Prossholzanbau?

Früher Totverbiss durch das Wild, Mäusefraß, Unterdrückung durch Begleitflora. Ist das Prossholz dem Äser entwachsen, muss es alljährlich für das Wild verjüngt werden.

34 | Wie kann der Jäger dezentralisiert ohne Pflanzung für Prossholz sorgen?

Durch Auslegen von Astmaterial, das beim Obstbaumschnitt, bei Landschaftsgärtnern oder bei Pflegemaßnahmen am Straßenrand in großer Menge anfällt.

35 | Was sind natürliche Weich- oder Prossholzflächen?

Naturnah aufgebaute Waldränder, Kultur­flächen mit reichlich Anflug an Lichthölzern wie Weide oder der (kaum noch vorhandene) Niederwald mit seinen Stockausschlägen.

36 | Welche Pflege ist für Prossholzflächen wichtig?

Das Wild äst bevorzugt nur die Spitzen der neuen Jahrestriebe. Deshalb muss das Prossholz regelmäßig zurückgeschnitten werden.

37 | Wie können die meisten Weidenarten vermehrt werden?

Um die meisten Weidenarten zu vermehren, können vor der Kätzchenblüte Stecklinge geschnitten werden. Im Vorfrühling, nach dem ­Bodenfrost, werden die Stecklinge dann schräg zu zwei Dritteln in die Erde gesteckt.

Schaffung von Lebensräumen

Allgemein: In den gründlich ausgeräumten Feldfluren einer intensiven großflächig betriebenen Landwirtschaft kommt bei der Biotophege der Schaffung insbesondere von Deckungsmöglichkeiten eine weitaus wichtigere Bedeutung zu als zusätzliche Äsungsmöglichkeiten. Agrarpolitische Förderprogramme ermöglichen es dem Jäger in enger Absprache mit dem Landwirt, zumindest kurz­fristig für die Herbst- und Wintermonate größere Deckungsflächen für das Niederwild und andere feldbewohnende Arten bereitzustellen. Meist geschieht das durch den gezielten Anbau von Zwischenfrüchten in Reinkultur oder in unterschiedlichen Mischungen.

Zusätzlich erlauben eigens für das Wild eingesäte Ackerrandstreifen, Lerchenfenster oder Uferschutzstreifen eine weitere lineare Vernetzung wichtiger Trittsteinbiotope in der Agrarlandschaft. Graswege und geschotterte Wirtschaftswege mit ungespritztem Bankett bieten hauptsächlich den Feldhühnern Möglichkeiten zur Nahrungssuche und zum Hudern.

Feldholzinseln und Hecken: Richtig strukturierte Feldholzinseln und Hecken mit ausgedehnten Saum-, Mantel- und Kernzonen bringen Deckung und Äsung, Möglichkeiten zum Brüten, Setzen und zur Jungenaufzucht von unzähligen Tierarten. Sie stellen in unserer heutigen grundlegend veränderten Kulturlandschaft die letzten übrig gebliebenen Kleinode dar.

Waldränder: Aber auch die Übergänge von einer intensiven Agrarsteppe zum reinen Wirtschaftswald lassen meist zu wünschen übrig. Stufig aufgebaute Waldaußen- und -innenränder bieten nicht nur wichtigen Lebensraum für die gesamte Flora und Fauna, sondern haben zusätzlich eine erhebliche Bedeutung für den Forstschutz, den Naturschutz und die Betriebssicherheit des Waldes. Sie puffern schädigende Bodenreaktionen, Erosionen durch Wasser und Wind sowie Immissionen ab und nehmen insbesondere für die Wildarten sicherheitsrelevante Sichtschutz­auf­gaben wahr. Ganz nebenbei verschönern sie das Landschaftsbild und tragen so mit einem angenehmen Psychotop wesentlich zur Erholung des Menschen in der Kulturlandschaft bei.

In den meisten Forstverwaltungen hat erfreulicherweise ein Umdenken stattgefunden. Artenreiche Wälder, durchsetzt von Bäumen verschiedener Altersklassen, sind nun gefragt. Frühe pflegende Eingriffe sorgen für reichlich Lichteinfall am Boden und fördern so nicht nur die wald­baulich interessante Naturverjüngung, sondern ebenso eine ökologisch wertvolle Begleitflora in Form von Sträuchern und krautigen Pflanzen als begehrte Äsung für Schalenwild, Hase und Kaninchen. Stabile Waldränder und ein hoher Anteil an Mast tragenden Waldbäumen tragen ebenfalls zu einem erhöhten Äsungs- und Nahrungs­angebot unserer heimischen Fauna bei.

Gewässer: Ob Fließgewässer, Seen, Teiche oder Tümpel – sie sind für die Artenvielfalt einer Region stets von herausragender Bedeutung. Sie dienen der gesamten Flora und Fauna, also nicht nur dem jagdbaren Wild, als Biotop, vielen bedrohten Wasservögeln als wichtige Rast- und Brutplätze und dem Wild als eine Möglichkeit zum Schöpfen und Baden. Wassermangel führt gerade bei den großen Schalenwildarten zur Abwanderung aus dem Revier oder erhöht Wildschäden an Rüben und Kartoffeln drastisch.

Hecken und Feldgehölze

38 | Was ist eine Hecke und was ist ein Feldgehölz?

Hecken sind lineare Anpflanzungen oder Sameneintrag von Baum und Straucharten mit hohem Regenerationsvermögen.

Feldgehölze sind kleine Waldstücke oder Buschgruppen aus Laubholzarten. Beide sind für viele Bewohner der offenen Landschaft ein wichtiges Requisit des Biotops.

39 | Aus welchen Zonen setzt sich eine Hecke, ein Feldgehölz oder Waldrand zusammen?

Saum-, Mantel- und Kernzone.

40 | Welche Aufgabe hat die Saumzone?

Die Saumzone ist ein wichtiger Lebensraum für Wildkräuter und Insekten, die wiederum Nahrungsgrundlage u.  a. für das Federwild sind. Hier findet der Hase artgerechte kräuterreiche Sommer- und Winteräsung.

41 | Welche Gehölze bevorzugen Sie für die Mantelzone?

Vor allem die Dornen tragenden Sträucher, z. B. die heimischen Wildrosen, Schwarz-, Weiß- und Sanddorn und Stechpalme (Ilex) als immergrüne Deckungsstrauchgruppen.

42 | Welche Straucharten wählen Sie zur Anlage einer Hecke?

Autochthone (einheimische) Arten wie: Heckenrosen, Schwarz-, Weißdorn, Schneeball, Roter, Schwarzer Holunder, Haselnuss, Pfaffenhütchen, Hartriegel, Liguster, Himbeere, Brombeere u. a.

43 | Welche Bäume bevorzugen Sie für die Kernzone?

Früchte tragende Bäume, z. B. Vogelbeere, Wildkirschen, Holzapfel, -birne, Feldahorn, Linde, Schwarzerle, Hainbuche. Nadelholz sollte nicht oder nur sehr sparsam verwendet werden (z. B. Eibe). Die Bäume der Kernzone sollten sehr weit gepflanzt werden, um ein Ausdunkeln darunter zu vermeiden.

44 | Für welche Wildarten sind Hecken und Feldgehölze von besonderer Bedeutung?

Für die meisten Niederwildarten.

45 | Was erhöht den Wert einer Hecke?

Die Pflanzenvielfalt, eine Vernetzung mit anderen Biotopen und eine regelmäßige Pflege. Alle 8 – 15 Jahre wird die Hecke in Abschnitten »auf den Stock gesetzt« (kniehoch zurückgeschnitten).

Je älter Hecken sind und je weiter die Bewirtschaftungsintervalle auseinanderliegen, umso ­geringer ist die Artenvielfalt im Heckenkern und in der Mantelzone infolge der Ausdunkelung.

Übersicht Sträucher und Bäume für Hecken und Feldgehölze

Randzone: niedrige Sträucher, die Dornen tragen oder sehr dicht wachsen → heimische Wildrosen, Brombeere, Himbeere, Liguster

Mantelzone: mittelhohe bis hohe Sträucher*, die unten dicht bleiben, mit und ohne Dornen → Weißdorn, Schwarzdorn, Pfaffenhütchen, Wolliger Schneeball (eher trockene Standorte); Weiden, Gewöhnlicher Schneeball, Hart­riegel (eher frischfeuchte Standorte)

Kernzone: hohe Sträucher** bis niedrige Bäume → Hasel, Vogelbeere, Feldahorn, Hainbuche, Robinie (eher trockene Standorte); Roterle, Baumweide (eher frischfeuchte Standorte)

**Je schmäler eine Hecke, umso niedriger muss sie sein.

** Die Kernzone soll oben dicht und unten licht sein.

Pfaffenhütchen werden gerne verbissen.

Der Liguster liebt frische Standorte.

Holunder trägt alljährlich überreich Beeren.

Die Eberesche beansprucht viel Licht.

Profil einer Waldrand- und Heckenzone

46 | Welche Funktionen haben Hecken und Feldgehölze für Vögel?

Sie sind Brut- und Aufzuchtplätze, Nahrungsplätze, Schlafplätze und Raststationen beim ­Vogelzug.

47 | Wie wirken Hecken auf Beutegreifer?

Die Beutegreifer bejagen die Heckenstreifen bevorzugt, vor allem, wenn es nur wenige im Revier gibt. Vorsorglich sollte deshalb hier die Fangjagd Anwendung finden.

Benjeshecken bieten sofort Deckung.

48 | Welche Wildarten werden bei der Neuanlage einer Hecke wodurch zum Problem?

Feldhase, Kaninchen und Rehwild verbeißen und Rehböcke fegen.

Was sind Feuchtgebiete?

Feuchtwiese (einmalige Mahd) → Nasswiese (einmalige Mahd oder alle 2 Jahre) → Bruchwald (wird meist durch Gräben entwässert).

Graben (künstlich) → Bach (natürlich) → Fluss.

Temporäre Kleinstgewässer (einfache Bodenvertiefungen, Radspuren usw.) → Tümpel (starke Wasserstandsschwankungen) → Teich (Naturteich, Kunstteich) → See (natürlich oder angestaut) → Niedermoor (zugewachsener See) → Hochmoor (Endstufe mit einsetzender Mineralisierung und Bewaldung).

49 | Sie pflanzen eine Hecke und haben Rehwild im Revier. Was müssen Sie tun?

Bei hohem Rehwildbestand ist anfangs meist Zäunung erforderlich. Ansonsten werden Jungbäume und Sträucher verbissen und gefegt. Sinnvoller als jeder Zaun ist das breite Auslegen von Heckenschnittgut. Das erschwert dem Rehwild nicht nur den Zugang zum Pflanzmaterial, sondern bietet als Reisigschlauch bereits vielen Heckenbrütern einen sicheren Nistplatz und schützt die Pflanzen vor Sonneneinstrahlung und Austrocknung.

Daneben erspart es vielfach Pflegemaßnahmen wie Mulchen oder Ausmähen.

50 | Was ist eine Benjeshecke?

Ein locker aufgeschichteter Wall aus Ästen und Zweigen, in dessen Schutz Sträucher und Bäume wachsen sollen, deren Samen durch Anflug und Vogelkot eingetragen werden. Eine Boden­bearbeitung und Beipflanzung beschleunigt den Erfolg.

51 | Welche niedrigen Straucharten sind wichtige Winter-Äsungspflanzen?

Himbeere, Brombeere und die meisten Zwerg­sträucher wie Heidekraut, Heidelbeere, Preiselbeere oder Schneeheide.

Schaffung und Pflege von Feuchtgebieten

52 | Wer profitiert von neu geschaffenen Feuchtflächen?

Etwa 320 in Deutschland vorkommende höhere Tierarten hängen in ihrer Existenz vom Wasser ab. Dieses muss nicht nur in ausreichender Menge und Güte vorhanden sein, sondern auch ausreichend Nahrung enthalten. Zu den Tierarten gehören die Fische, fast alle Frösche, Kröten, Molche sowie alle Sumpf- und Wasservögel. Allein im Röhricht leben über 20 gefährdete ­Vogelarten.

53 | Wie heißt die Grundregel für die Neu­anlage von stehenden Gewässern?

Auf keinen Fall dürfen Fließgewässer – auch nicht kleinste Rinnsale, die ganzjährig Wasser führen – angestaut werden. Jedes Anstauen zerstört die Fließwasserbiologie!

54 | Was müssen Sie vor dem Bau eines Teiches tun?

Die Zustimmung des Grundeigentümers einholen. Für Genehmigung und Planfeststellungsverfahren (§ 31 WHG) ist das Wasserwirtschaftsamt mit der Unteren Naturschutzbehörde oder Landespflegebehörde zuständig.

55 | Wie muss der Boden beim Bau eines Teiches beschaffen sein?

Der Boden muss wasserundurchlässig sein oder eine Tondichtung bekommen.

56 | Was ist ein »Himmelsteich«?

Ein Himmelsteich ist ohne Zulauf durch ein Fließgewässer oder Quelle. Verdunstung und Versickerung werden durch Niederschläge ausgeglichen. Künstlich angelegte Folienteiche sind störanfällig, teuer und nicht zu empfehlen.

57 | Wie soll die Uferlinie eines Teiches sein?

Reich an Grenzlinien mit vielen Ausbuchtungen.

58 | Was ist ein Grundwasserteich?

Der Grundwasserteich wird durch nachdrückendes Grundwasser gespeist.

59 | Worauf kommt es beim Profil eines Teiches an?

Das Teichprofil soll sich vom Ufer allmählich in die Tiefe absenken: von der Weichholzzone (Erlen, Weiden), Röhricht-, Schwimmblatt-, Tauchblattzone bis zu Tiefenalgen und Muschelschalen.

60 | Welche Pflanzen der Flachwasserzone kennen Sie?

Röhricht, Schilf und Seggen.

61 | Was sind Schwimmblattgesellschaften?