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Der Wald, einst ein Ort des Schauderns und der Schrecken. Heute ein Ort der Erholung, mit Handy oder Wanderkarte sicher und gefahrlos zu betreten. Seine Höhlen sind kartographiert, seine Wege verzeichnet. Fast möchte man meinen, er habe seine alten Geheimnisse verloren. Doch noch gibt es sie, die moosigen Felsschluchten, die umrankten Ruinen, die sagenumwobenen Höhlen und knorrigen Bäume. In seinen Gedichten und Balladen erzählt der Autor von ihnen und verrät, was sie ihm in stillen Stunden zugeraunt haben. Daheim oder unterwegs, dieses Büchlein ist ein Traum für jeden Waldfreund!
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Seitenzahl: 69
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Manuel Deinert – als waschechtes Sonntagskind 1979 in Westfalen geboren, sitzt ihm der Schalk im Nacken und die Poesie in der Seele. Seit seiner Jugend schreibt er Gedichte und Lieder und seit einigen Jahren auch Kindergeschichten. Seine ersten beiden Gedichtbände sind vergriffen, und auch das Waldweben wird sicherlich viele Freunde finden.
Nur der Einsame findet den Wald. Wo ihn mehrere suchen, da flieht er und zurück bleiben nur die Bäume. (Peter Rosegger)
Waldweben
Sonntagskind
Schleichpfade
Die alte Waldmühle
Farrenlieder
Dandoline Honigbiene
Das versunkene Schloss
Nebelstimmen
Die Raben
Der vermoderte Kahn
Blanke Stämme
Die hohe Tanne
Der verwilderte Hof
Die alten Mährchen
Waldkind
Gevatter Wald
Das Flüsterchen
Die Feldlerche
Der Alte vom Farrenberg
Ein Heidemährchen
Falkenfeder
Das Echo
Tief im Bergwerk
Das versunkene Dorf
Der Schlaf der Riesen
Morgendämmerung
Der redselige Brunnen
Das Ziegenhäuschen
Waldtagebuch
Die alte Gitarre
Die kalte Eiche
Wir sind nur Gäste
Es klappert die Mühle
Der Opferstein
Das war einmal
Die grüne Einsamkeit
Der zweifelnde Mönch
Der Reiher
Von den Flurnamen
Gespräch mit einer Eiche
Nächtlicher Ruf
Die alte Waldklause
Zapfenstreich
In der Burgruine
Lehrmeister
Die Bibliothek der Grillen
Der Wildbach
Im verlassenen Steinbruch
Am Hünengrab
Endlich wieder
Die Blutfichten
Der stille See
Sagentrost
Der bescheidene Sänger
Die Mahnlinde
Bei Familie Schwarzkittel
Dunkle Wasser
Nachtwanderung
Der hohle Baum
Widerhall
Das Lied der Tiefe
Freudentaumel
Die verborgenen Stollen
Die Heidenquelle
Wurzeln
Ein Waldgleichnis
Das Herz des Berges
Der Erlengrund
Hinauf zum Licht
Der Quell der Lieder
Spuren überall
Die Büchergruft
Ruine Rabenstein
Fallende Blätter
Der gerade Weg
Das Räuberschloss
Die Geisterschlucht
Die Bergquelle
Forst
Das Steinkreuz
Kommt Zeit, kommt Pfad
Der Eichelhäher
Waldeseinsamkeit
Kraniche
Ein letztes Mal
Der Wald webt mancherlei Geschichten.
Mal wunderschön, mit Farn verwoben,
mal wild zerzaust, wenn Stürme toben.
Von Eichen, Buchen, Tannen, Fichten,
mal finster wie die Nacht und schaurig,
mal sehnsuchtsvoll, zum Seufzen traurig.
So manches weiß er zu berichten,
von Kloster-, Hof- und Burgruinen,
von alten Pfaden, Fels und Bienen.
Von Quell und Bächen mag er dichten,
von Dingen unten wie von oben –
mit Mährchen ist der Wald durchwoben.
Ich bin ein frohes Sonntagskind,
ich höre, was die Bäume sagen.
Sie plaudern gerne mit dem Wind, voll Lebenslust und Wohlbehagen. Sie rauschen nicht gedankenlos
und rascheln einfach mit den Zweigen. Ein Schwank dem Blatt, ein Witz dem Moos – ein froher Ernst ist Bäumen eigen.
Ich bin ein freches Sonntagskind,
ich höre, was die Bäche reden.
Wo immer so ein Wasser rinnt,
da trifft's und spottet's allweil jeden.
Es murmelt nicht durch Stein und Sand
und springt belanglos seinen Reigen.
Ein toller Streich dem Uferrand –
ein frecher Schalk ist Bächen eigen.
Ich bin ein weises Sonntagskind,
ich höre, was die Felsen künden.
Was immer so ein Steinahn sinnt,
ich kann es quellenklar ergründen.
Sie schlafen nicht für alle Zeit,
verhüllt in graues, tiefes Schweigen.
Sie lehren die Vergangenheit –
ein weiser Geist ist Felsen eigen.
Ich bin ein glücklich Sonntagskind,
ich höre, was die Dinge sprechen.
Verstehen kann ich Fels und Wind
und reden mit Gesträuch und Bächen.
Der Werktagsmensch vernimmt das nicht
und will mir stolz sein Lehrbuch zeigen.
Er ahnt nicht, was die Welt rings spricht –
dies Glück ist Sonntagskindern eigen.
Wer nur die breiten Wege geht,
der sieht nur das, was alle sehen.
Und was dort im Verborgnen steht,
im Reich der Eichen und der Schlehen,
das bleibt bekannt allein den Rehen.
Drum siehst du einen schmalen Pfad
ins Unterholz und Dickicht zweigen,
dann husch hinein, wenn niemand naht.
Denn wo sich Farn und Blätter neigen,
da wird der Wald dir Wunder zeigen.
Da harren Bäume, mächtig, alt,
an schilfumwachsnen, grünen Teichen.
Dort geht umher manch Moosgestalt,
und klopft es in den hohen Eichen.
Du musst nur voller Demut schleichen.
Mal wirst du unter dichtem Farn
manch halbzerfallne Mauern finden.
Und bist bereit du, zu verharr'n,
zu lauschen zwischen Fels und Rinden,
so wirst du Kraft und Ruh empfinden.
Auch Beeren und geheimes Kraut,
kannst du auf schmalem Pfad entdecken.
Du sichtest, was sonst niemand schaut,
meist Schönes, doch auch dunkle Schrecken,
dort in den Waldes heimlich Ecken.
Doch wer nur breite Wege geht,
der sieht nur das, was alle sehen.
Und was dort im Verborgnen steht,
im Reich der Eichen und der Schlehen,
das bleibt bekannt allein den Rehen.
Waldbach, komm, erzähle mir, was du einst gesehen hast.
Sitzen möchte ich bei dir
als dein still lauschender Gast.
Farn und finstre Schatten lauern
dort an deinem Uferrand,
ein paar grün bemooste Mauern –
Was wohl dort vor Jahren stand?
Eine Mühle? Ist das wahr?
Wo ist denn das Wasserrad?
Längst zerfallen! Ach, ja klar.
Führt dorthin ein schmaler Pfad?
Eine morsche Brücke find' ich
hinter dieser Felsenwand?
Ziemlich wackelig und windig?
Mancher dort bereits verschwand?
Etwas schlummert in den Ecken,
ein Geheimnis tief im Dunkeln?
Mancher wollt' es schon entdecken?
Hörst du sie nachts leise munkeln?
Ei, das klingt verlockend herrlich!
Das muss ich mir glatt beschaun.
Ich soll's lassen? Zu gefährlich?
Lieber Bach, hab nur Vertraun!
Ach, Wald, du friedlicher Geselle,
wie wohl tut mir dein Wipfelklang. Dein Harzduft kühlt mich wie die Quelle und allseits freut dein Vogelsang.
Auf Wurzelwegen
dem Moos entgegen
und leichter wird mein Gang.
Du Bach, mein fröhlicher Geselle, mit deinem klaren Tropfgesang.
Du tänzelst froh durch Felsgefälle
und säuselst unterm Farnbehang.
So frei und munter
zum Thal hinunter
und leichter wird mein Gang.
Ach Herz, du fragender Geselle,
was kümmert dich der Weltendrang?
Allein bei Felsen, Farn, Forelle
schlägst du befreit und ohne Zwang.
Nur immer wieder
die Farrenlieder
und leichter wird mein Gang.
(Ein Bienen-, Burg- und Blumenmährchen)
Am Fuße dieser Burgruine
geschah's, dass Fräulein Dandoline –
das schönste Kind der Königsbiene –
ganz plötzlich, ohne Spur, verschwand.
Ein Buntspecht wusste zu berichten,
dass sie am Abend aus dem dichten
Gebüsch kam, um Vergissmeinnichten
zu naschen, die man stets hier fand.
Der Maulwurf hatte nichts gesehen
und konnt' den Trubel nicht verstehen.
»Tja, Sommer kommen, Sommer gehen.
Und Kinder gehen irgendwann.«
So ähnlich zischelte die Schlange:
»Sind das die Bienenstockbelange?
Um ihretwegen ist euch Bange?
Was geht denn mich das Bienchen an?«
Ein Heuschreck sah sie bei der Mauer,
sie schien ganz aufgeregt und sauer,
doch wüsste er das nicht genauer.
Im Gegensatz zum Regenwurm:
»Ein dreister Drohn hat sie betrogen!
Da ist sie schmollend weggeflogen
und hat ein Schneckenhaus bezogen.
Es liegt gleich hinterm alten Turm.«
Den Bienen schien das unerklärlich,
am Burgturm war es saugefährlich.
Zwar war's am Tag dort ehrlich herrlich,
doch mit der Dunkelheit nicht mehr.
Es ging auf jenen Wiesenmatten
schier Unbegreifliches vonstatten,
sobald am Abend dunkle Schatten
sich legten auf das Blumenmeer.
Geschichten rankten sich um diese,
von Trümmern übersäte Wiese.
In einem jener Burgverliese
schien irgendwas zu leben, das
bei Nacht umherschlich bis es tagte.
Man glaubte, dass es jeden jagte,
sich selbst an große Bären wagte,
die nah genug am satten Gras.
Da hörten sie ein lautes Fluchen,
ein Schimpfen aus den hohen Buchen:
»Prinzesschen dürft ihr dort nicht suchen,
der Regenwurm erzählt nur Scheiß!«
Auf einem Ast saß Falter Walter,
ein waldbekannter Pollenspalter.
»Der Wurm ist bloß ein ungestalter,
voll schlabberiger Höhlengreis.«
Die Bienen stellten ihn zur Rede:
»Es weiß hier wirklich eine jede
von eurer alten Stammesfehde.
Drum sage uns die Wahrheit, sprich!«
»Ich sah sie bei den Wildkaninchen,
mit ihrem Freund, dem Fridolinchen.
Ein ganz schön forsches Honigbienchen,
so gar nicht fromm und königlich!«
Die Bienen schüttelten die Fühler,
der Kerl war echt ein Blütenspüler.
Zudem wurd auch der Abend kühler,
die Sonne stand schon hinterm Wald.
Man flog nochmal entlang der Mauer,
hm, irgendwie erschien sie grauer,
als fiele gleich ein Regenschauer.
So huschten sie in einen Spalt.
Der Spalt verzweigte sich in Gänge,
aus denen sonderbare Klänge