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Humorvoll-bissige, witzig-ironische Geschichten über den Alltag unter Mitmenschen, Männern und Kindern Eine Frau sein ist kein Sport und schon gar nicht olympisch, aber oft schweißtreibend genug. Im Dauerlauf zwischen Haushalt und Beziehungskisten, zwischen Eheleben und Kindererziehung kann einem schon manchmal die Luft ausgehen, die frau zum Lachen braucht. Denn kein Problem, vor das einen der ganz normale Wahnsinn des Familienalltags stellt, ist so ernst, dass es sich nicht mit Humor lösen ließe. Das beweist Christine Nöstlinger auf ihre unnachahmliche Weise, voller Witz und Gelassenheit, mit einem liebevoll ironischen Blick auf das Leben und seine kleinen wie größeren Herausforderungen.
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Seitenzahl: 58
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Was ein Mann nicht alles kann
Eine Frau sein ist kein SportTeil 3
herausgegeben von Hubert Hladej
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
www.residenzverlag.at
2. Auflage 2011
© 2011 Residenz Verlagim Niederösterreichischen PressehausDruck- und Verlagsgesellschaft mbHSt. Pölten – Salzburg
Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten.Keine unerlaubte Vervielfältigung!
ISBN ePub (Einzelgeschichte):978-3-7017-4260-8
ISBN ePub (Gesamtausgabe):978-3-7017-4245-5
ISBN Printausgabe:978-3-7017-1575-6
Was ein Mann nicht alles kann
Die Prachtexemplare
Ein Traummann
Sie lässt mich ja nicht!
Senkrechte Helden
Was schenkt Vati Mutti?
Wer kann sich was leisten?
Herr M. weiß Bescheid
Ausgleichshalber!
Flotter Käfer, netter Wurm
Wahr hingegen ist ...
Sie können es!
Meier und Meier
Chefköche und Pfannenschläger
Mann ist selten „man“
Perfekter Zweit-Papa
Der Überstundentrick
Neues von der Familie?
Ja, wo sind sie denn wieder?
Ein Rosenstrauß
Reden liegt ihm nicht
Geben Sie nach?
Vorsicht bei der Rücksicht!
Gewisse gesellige Menschen ...
Herr M. und der Ruhestand
Wer suchet ...
Armer Herr Meier!
Nächtliches Ausgehverbot für Männer
Nur eine Prise vom Alkohol
Wahre (Männer-)Freundschaft
„Hasi, soll ich Geschirr trocknen?“
Die Statistik belegt, dass unsere werten Ehemänner ihre »Bärenkräfte« immer noch äußerst sparsam im Haushalt einsetzen. 7:1,5 für die Ehefrauen steht im Moment das Haushalts-Match. Aber das ist ja nur der Durchschnitt!
Da sehr viele Männer daheim gar keinen Finger rühren, es sei denn, sie lehren den Sohn das »Fingerhakln«, muss es viele andere Männer geben, die weit emsiger im Haushalt tätig sind. Und diese guten, braven Einsichtigen, die kochen und einkaufen, Kinder betreuen und Wäsche in die Waschmaschine stopfen, die sollte man auch gehörig loben.
Aber nachdem man sie gehörig gelobt hat, darf man vielleicht doch an die stolzen Besitzerinnen der Prachtexemplare ein paar kleine, bescheidene Fragen stellen.
Also: Falls, liebe gnädige Frau, eines Ihrer Kinder den Brechdurchfall kriegt und es bei ihm – wie man so anschaulich sagt – »vorn und hint gleichzeitig losgeht« und das arme, kranke Kind am stillen Örtchen die Entscheidung treffen muss, für welches Bedürfnis es die porzellanene Muschel verwenden soll, also entweder »das von vorn« oder »das von hinten« nicht einfach von der Klospülung entfernt werden kann, wer putzt es dann vom Boden und vom Kinde weg? Sie oder Ihr Prachtexemplar?
Und wenn Ihr Mann, das elitäre Kochgenie, sechs Stunden lang den Kalbsfond am sanften Köcheln gehalten hat und ihn dabei gewaltig anbrennen ließ, wer macht dann den Gusseisentopf von schmierigem Fett, Sülzigem, verbrannten Knochen und schwarzer Bodenkruste frei? Sie oder Ihr Fond-Koch?
Und wie steht es mit dem Einkaufen, wenn zwei Feiertage drohen, an denen jeweils mehrere Gäste angesagt sind? Wer schreibt dann zusammen, was alles zu kaufen ist? Sie oder Ihr Prachtexemplar? Und wer trägt die Schuld, wenn auf der Liste etwas vergessen wurde?
Na eh klar! Für die wirklich unappetitlichen Arbeiten ist so ein Prachtstück halt doch zu sensibel, die schafft er nicht einmal mit Gummihandschuhen und Mundschutz! Und so komplizierte Einkaufsprobleme, die kann er nicht koordinieren, dafür hat er zu viel anderes im Kopf!
Man darf also vermuten, dass es zwar männliche Prachtexemplare gibt, die daheim fünfzig Prozent der Hausarbeit übernehmen. Aber halt den angenehmeren Teil. Hundert Prozent von der Grausarbeit und von der Verantwortung fürs ganze Werkel bleiben halt doch meistens der Ehefrau.
Meine Oma schwärmte gern von Rudolfo Valentino und stieß damit bei Töchtern und Enkelinnen auf blankes Unverständnis. Meine Mutter wiederum hatte es mit Willi Forst und erntete dafür weder bei ihren Töchtern noch bei den Enkelinnen mehr als Gelächter. Wenn ich – rückerinnernd – erzähle, welch »toller Mann« Jean Marais in seinen besten Jahren gewesen sei, zuckt mein Nachwuchs mit den Schultern und schaut in der Zeitung nach, wo man einen Film mit Alain Delon sehen könnte.
Jede Frauengeneration hat eben, modischen Trends entsprechend, andere Vorstellungen vom »Mann der Träume«. Aber es gibt einen Kino-Mann, der ist anscheinend für alle Frauengenerationen maßgeschneidert: Humphrey Bogart!
Um in den Genuss von zwei Stunden Bogart zu kommen, pilgerte meine Oma noch in reifen Jahren quer durch Wien. Um »Bogi« wieder zu sehen, nimmt meine Mutter gegen ihre üblichen Gewohnheiten sogar den Nachtfilm-Termin wahr. Entgeht mir aus Unachtsamkeit ein Bogart-Film, bin ich traurig. Und meine Töchter hätten gern einen Video-Recorder, weil sie dann zweimal die Woche »Casablanca« sehen könnten. Da dies nicht nur in meiner Familie so ist, also nicht als seltene Erbkrankheit abgetan werden kann, muss man fragen: Was macht Herrn Bogart zum Dauerbrenner? Der Körperbau kann es nicht sein. Schließlich agiert Humphrey Bogart nicht grundlos im Trenchcoat. Bogart in der Badehose wäre ein Jammer. Sein edles Antlitz? Wohl kaum! Es hat schon aparter geraffte Knitterfalten in hageren Männergesichtern gegeben, und keine Henne hat danach gekräht. Ist es etwa seine Mimik? Da selbige nicht vorhanden ist, kann sie es nicht sein, die Frauenseelen zum Vibrieren bringt.
»Er hat eben diese unheimliche Ausstrahlung«, hört man von Bogart-Fans aller Altersgruppen. Was strahlt denn da? Vor allem strahlt da Einsamkeit! Ein »lonely wolf«, kaum fähig zur Kommunikation, kaum fähig, Trauer oder Freude zu zeigen, trabt da über die Leinwand. Natürlich hat er Gefühle. Aber er zeigt sie nicht. Höchstens, dass er hin und wieder einen Mundwinkel verzieht. Er bleibt »cool« und besäuft sich, wenn er gar nicht mehr zurechtkommt mit sich und den anderen. Aber auch nach zwei Flaschen Bourbon torkelt H. B. natürlich nicht, wird auch nicht laut, erzählt auch nicht dem Barkeeper von seinen Sorgen.
Er ist so ein echter »Wie’s-innen-aussieht-geht-keinen-wasan-Mann«. Eine Frau, die mit so einem Typ zusammenleben müsste, hätte ein sehr spannendes Leben. Jeden Morgen, wenn er sich von ihr verabschiedet, dürfte sie sich fragen: »Kommt er am Abend wieder, oder sehe ich ihn nie mehr im Leben?«
Im wirklichen Leben sind Frauen an solchen Männern kaum interessiert. Warum halten sie ihnen dann im Kino jahrzehntelang die Treue? Aus dem gleichen Grund, aus dem Männer – nun auch schon seit Jahrzehnten – der Monroe die Treue halten.
Man träumt nämlich nur sehr selten von dem, was einem wirklich gut täte. Leider, leider!
Sagt die Erika: »Der Erich rührt im Haushalt nicht den kleinsten Finger!«
Erwidert der Erich: »Ich würde ja gern, aber sie lässt mich nicht!«
Faucht die Erika den Erich an: »Das ist doch die Höhe! Wann, bitte, hätte ich dich je nicht lassen?«
Faucht der Erich zurück: »Jedes Mal, wenn ich was tun will!«
Und dann wendet er sich mir zu und zählt sämtliche Versuche der letzten Tage auf, im Haushalt mehr als den kleinsten Finger zu rühren. Vorgestern wollte er die Erdäpfel für den Schmarrn schälen, aber die Erika hat ihm die zu schälende Knolle entrissen und gesagt, sie mache das lieber selber. Gestern wollte er die Knackwürste schneiden, aber bevor er dazu gekommen ist, hatte es Erika schon erledigt. Und heute wollte er ein Fenster putzen, doch Erika habe ihn vom Fenster einfach weggejagt.
So geht das jeden Tag, Jahr um Jahr! Er will, sie lässt ihn nicht!