Was ist Leben? - Renée Schroeder - E-Book

Was ist Leben? E-Book

Renee Schroeder

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Beschreibung

Über die RNA, den Ursprung allen Lebens, die in diesen Zeiten in aller Munde ist: Die Biochemikerin Renée Schroeder erklärt, was man über das Molekül wissen muss und welche Chancen die einschlägige Forschung eröffnet. Leben ist ein Prozess, der von einer starken Energiequelle getrieben wird. Einige Atome und Moleküle sind besonders gut geeignet, diese Energie umzusetzen, um ihre eigene Komplexität zu erhöhen und um Strukturen aufzubauen, die in der Lage sind, sich selbst zu vermehren. Sie können diese komplexe Organisation auch aufrechterhalten, indem sie Information generieren und vermitteln. Die Ribonukleinsäure, kurz RNA genannt, konnte diesen Prozess in Gang setzen. Mit ihrer Hilfe wird nun auch der Kampf gegen Covid-19 gefochten: Als mRNA findet sie sich in einigen neuen Impfstoffen. Ihr Einsatz im Vakzin bedeutet einen Quantensprung in der Immunologie.

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Seitenzahl: 69

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WIENER VORLESUNGEN

Band 201

Vortrag

am 24. März 2021

Copyright © 2021 Picus Verlag Ges.m.b.H., Wien

Alle Rechte vorbehalten

Grafische Gestaltung: Dorothea Löcker, Wien

ISBN 978-3-7117-3021-3

eISBN 978-3-7117-5458-5

Informationen zu den Wiener Vorlesungen unter

www.wienervorlesungen.at

Informationen über das aktuelle Programm

des Picus Verlags und Veranstaltungen unter

www.picus.at

RENÉE SCHROEDER

WAS IST LEBEN?

DIE GESCHICHTE DES VIELSEITIGENMOLEKÜLS RNA

PICUS VERLAG WIEN

Die Wiener Vorlesungen

Nur eine aufgeklärte Öffentlichkeit, die freien Zugang zu validen Informationen und aktuellen Wissenschaftskonzepten hat, ist in der Lage, sich differenziert mit den gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit auseinanderzusetzen. Mit dem unverwechselbaren Wissenschaftsformat Wiener Vorlesungen leistet die Stadtregierung nun bereits seit mehr als drei Jahrzehnten einen wertvollen demokratiepolitischen Beitrag. Offen für alle, niederschwellig und zugleich hochkarätig werden hier die neuesten Erkenntnisse, Ideen und Fragestellungen aus Wissenschaft und Forschung präsentiert und diskutiert.

Als Forschungsstandort und Universitätsstadt hat die Stadt Wien eine Spitzenposition im mitteleuropäischen Raum inne und sieht es auch in ihrer Verantwortung, Impulsgeberin für aktuelle und zukunftsrelevante Auseinandersetzungen zu sein. So beziehen die Wiener Vorlesungen die Öffentlichkeit in den wissenschafts- und technologiepolitischen Diskurs mit ein und verhandeln Themen, die für die Stadt und ihre Bewohnerinnen und Bewohner besonders relevant sind.

Neu in der langen Geschichte ist das Format Wiener Vorlesungen online – geschuldet natürlich den mit der Covid-19-Pandemie einhergehenden Einschränkungen. Doch aus der Not wurde hier eine Tugend: Mittlerweile sind alle Veranstaltungen jederzeit nachträglich abrufbar und es kann somit auch zeitversetzt an der Diskussion aktuellster Fragestellungen partizipiert werden. Denn gerade in der Krise wurde sichtbar, welche Bedeutung vertrauenswürdige Konzepte der Wissensvermittlung während des Überangebots an Meldungen haben, das allzu oft von Halbwissen, Unwissen und Falschwissen geprägt ist. Das zeitgemäße Veranstaltungsformat trägt dazu bei, Dimensionen abzuschätzen, Fragen zu bewerten und schlussendlich Entscheidungen für das eigene Handeln zu treffen. Eine fundierte Informationsbereitstellung und der öffentliche Diskurs über die Voraussetzungen und Folgen von Forschung ist gerade heute von zentraler Bedeutung.

Besonders wichtig in diesem Zusammenhang ist die breite Diskussion des Nicht- beziehungsweise Noch-nicht-Wissens geworden, das gute Wissenschaft auszeichnet und zu ihrem Selbstverständnis zählt. Mit dieser Ungewissheit des Nicht-Wissens bewusst umzugehen und diese mit der Gesellschaft zu teilen, ist ein weiteres wichtiges Anliegen der Wiener Vorlesungen.

An unterschiedlichen Schauplätzen – denn auch bei ausschließlichen Online-Vorlesungen sollen verschiedene Orte der Stadt zu Stätten der Bildung werden – lädt das Dialogforum prominente Denkerinnen und Denker, den Nachwuchs der Wissenschaft und insbesondere Wissenschaftlerinnen ein, ihre Erkenntnisse und Einsichten über Fachgrenzen und Generationen hinweg mit der Bevölkerung zu teilen.

Um von den Wiener Vorlesungen zu profitieren, ist kein Studium nötig! Das ideale Publikum zeichnet sich durch große Wachheit und unbändige Neugier auf das Unbekannte und brennende gesellschaftliche Fragen aus. Bei kontrovers zu diskutierenden Themen ist dies umso entscheidender. Wenn hier individuelle Echokammern aufgebrochen werden, die ansonsten zu einer Engführung der Wahrnehmung führen können, hat das niederschwellige Wissenschaftsformat sein Ziel erreicht und den demokratiepolitischen Auftrag aufs Beste erfüllt.

In diesem Sinne freue ich mich, dass die Wiener Vorlesungen mit dieser Publikation nun auch schriftlich vorliegen und einen noch weiteren Adressat*innenkreis erreichen.

Veronica Kaup-Hasler

Stadträtin für Kultur und Wissenschaft

INHALT

Vorwort

Auf der Suche nach einer allgemeingültigen Definition des Lebens

Der Ursprung des Lebens

Ursuppen

Was ist RNA?

Henne, Ei und die RNA-Welt-Theorie

Was RNA alles kann

Nachwort

Glossar

Referenzen

Bildnachweise

Die Autorin

WAS IST LEBEN?

DIE GESCHICHTE DES VIELSEITIGEN MOLEKÜLS RNA

Vorwort

Was ist Leben? Mit dieser Frage haben sich schon viele Menschen auseinandergesetzt. Anscheinend, so habe ich gelesen, gibt es noch keine allgemeingültige Definition dafür. Das wundert mich! Daher möchte ich diese Lücke schließen. Natürlich kann eine klare Definition für das, was wir Leben nennen, formuliert werden. Und genau das ist das Ziel dieses Buches.

Es ist meine feste Überzeugung, dass man am besten erkennt, was Leben ist, wenn man dessen Entstehung versteht. Also werde ich den Versuch wagen, möglichst verständlich und nach aktuellem Stand des Wissens den Ursprung des Lebens zu beschreiben.

Darüber hinaus möchte ich Ihnen jene Moleküle vorstellen, die diesen Prozess in Gang gesetzt haben könnten und heute noch steuern. Das ist das nächste Ziel dieses Buches: dass Sie die Ribonukleinsäure, das Molekül des Lebens, kennenlernen und vieles über sie erfahren werden – damit Sie meine Faszination dafür teilen können. Die Geschichte der Entstehung des Lebens ist zweifelsohne ein wichtiger Bestandteil der Allgemeinbildung und sollte jedem Menschen zugänglich sein.

Eine Warnung vorweg: Wenn man den Ursprung des Lebens und die Evolution erforscht, gibt es eine scharfe Grenze: Man wird nie nachweisen können, dass es wirklich so war. Wir können nur zeigen, dass es chemisch möglich ist, also dass es so gewesen sein könnte. Nicht mehr! Man kann dann viele Argumente finden, die eine Hypothese unterstützen, diese zusammenfassen und auf diesen Grundlagen ein möglichst genaues Bild des Vorgangs formulieren. Zweifel werden immer bleiben – und das ist gut so. So funktionieren die Wissenschaften – eine Annäherung an die Realität ohne die Sicherheit, dass man sich nicht irrt.

Das Leben und die Vorgänge, die es steuert, zu verstehen ist eine anstrengende Aufgabe. Sie lohnt sich aber in mehrfacher Hinsicht, denn je besser wir Dinge verstehen, desto besser können wir damit umgehen und brauchen sie nicht zu fürchten. Hier möchte ich Marie Curie zitieren: Man braucht nichts im Leben zu fürchten, man muss nur alles verstehen.

Ich habe diesem Buch bewusst den gleichen Titel gegeben wie Erwin Schrödinger vor bald achtzig Jahren seinem. Ich entschuldige mich gleich für dieses anmaßende Verhalten, doch ich tue das aus großer Bewunderung für diesen innovativen interdisziplinären Denker und hoffe, dass dadurch sein Werk wieder mehr in Erinnerung gerufen wird.

Ich hatte die große Ehre und Freude, im Jahre 2010 in Dublin die jährliche Schrödinger-Vorlesung zu halten (https://www.tcd.ie/Physics/news-events/events/schro-dinger). Und das im selben Saal, in dem er früher seine Vorlesungen hielt. Unter den Zuhörern waren Menschen, die in ihrer Studienzeit Erwin Schrödingers Vorlesungen bereits besucht hatten. Dieser Abend war einer der aufregendsten Höhepunkte meines Berufslebens!

Ich möchte dem Team der Wiener Vorlesungen danken, dass ich die Möglichkeit bekam, diese Vorlesung zu halten und anschließend dieses kleine Buch zu schreiben. Die Wiener Vorlesungen sind ein sehr kostbarer Wiener Schatz und beleuchten das kulturelle Niveau dieser wunderbaren Stadt.

Je höher die Bildung einer Bevölkerung, desto besser funktioniert deren Zusammenhalt, desto höher die Freude, dort zu leben und desto höher die Qualität des Lebens. Da ist Wien ein Vorbild für die Welt. Das soll so bleiben.

Bildung ist Nahrung für den Geist. Zur Bildung sollten nicht ausschließlich Literatur, Kunst und Geschichte gehören, sondern auch und vor allem die Naturwissenschaften. Denn diese werden entscheidend für das Überleben der Menschheit sein. Die Naturwissenschaften wecken die Neugierde, Zusammenhänge zu verstehen, und erleichtern wichtige Entscheidungen im Leben. In diesem Sinne hoffe ich, dass dieses Buch Ihnen freudige Momente bereiten wird.

Das Glossar ist eine Sammlung jener Begriffe (kursiv gedruckt im Text), die Ihnen vielleicht nicht so geläufig sind. Die Definitionen dieser Begriffe und die kurze biografische Vorstellung der WissenschafterInnen, die wesentliche Beiträge zum Verständnis des Lebens und der RNA-Welt beigetragen haben, soll Ihnen das Lesen leichter machen.

In der Referenzliste finden Sie spannende Artikel, Bücher und Vorträge, um sich in manche Themen vertiefen zu können, die hier zu kurz gekommen sind.

Ganz besonders möchte ich Ursel Nendzig danken für das Korrekturlesen und die guten Kommentare!

Viel Freude und Begeisterung auf der Reise in die RNA-Welt!

Auf der Suche nach einer allgemeingültigen Definition des Lebens

Das Phänomen »Leben« kann aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Es gibt viele Annäherungsmöglichkeiten, um es zu beschreiben. Jeder kann sich mit solch einer Übung beschäftigen. Ich möchte eine Definition finden, die allgemein anerkannt werden kann, und diese mit den Augen der Wissenschaft betrachten. Dazu möchte ich auch einige NaturwissenschafterInnen zu Wort kommen lassen.

Ich werde es tunlichst meiden, mich ins Literarisch-Deskriptive zu begeben und möglichst jene Eigenschaften des Lebens beschreiben, die eindeutig wissenschaftlich bearbeitet werden können, auch wenn die Kunst sehr ansehnliche und wertvolle Beiträge zur Beschreibung des Phänomens Leben beigetragen hat.

Los geht’s!

Das Leben ist ein Prozess, keine Substanz!

Darüber können sich alle einig werden. Also können wir versuchen, diesen Prozess zu beobachten und zu beschreiben, möglichst multidisziplinär.

Ich fange mit der Physik an.

Erwin Schrödinger