Was keiner wissen konnte - Susan Sloan - E-Book
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Was keiner wissen konnte E-Book

Susan Sloan

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Beschreibung

Ein perfides Spiel in den eigenen vier Wänden: der fesselnde psychologische Roman »Was keiner wissen konnte« von Susan Sloan als eBook bei dotbooks. Valerie Marsh ist angeklagt, ihren Mann nach fast fünfzig Jahren Ehe hinterrücks erschlagen zu haben. Wie konnte es zu dieser grausigen Tat kommen? Nach außen führten die beiden eine perfekte Ehe: Jack ist erfolgreicher Ingenieur, Valerie kümmert sich um die Kinder, gemeinsam bewohnen sie ein großes Haus im sonnigen Kalifornien. Doch hinter der bürgerlichen Fassade lauert ein Abgrund aus Frust, Hass, Gewalt und Abhängigkeiten. Wer ist wirklich verantwortlich für diese Bluttat? Wer ist Opfer, wer ist Täter? Jetzt als eBook kaufen und genießen: der raffinierte psychologische Roman »Was keiner wissen konnte« von Susan Sloan. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 598

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Über dieses Buch:

Valerie Marsh ist angeklagt, ihren Mann nach fast fünfzig Jahren Ehe hinterrücks erschlagen zu haben. Wie konnte es zu dieser grausigen Tat kommen? Nach außen führten die beiden eine perfekte Ehe: Jack ist erfolgreicher Ingenieur, Valerie kümmert sich um die Kinder, gemeinsam bewohnen sie ein großes Haus im sonnigen Kalifornien. Doch hinter der bürgerlichen Fassade lauert ein Abgrund aus Frust, Hass, Gewalt und Abhängigkeiten. Wer ist wirklich verantwortlich für diese Bluttat? Wer ist Opfer, wer ist Täter?

Über die Autorin:

Susan Sloan wurde in New York geboren und lebt heute im Nordwesten der USA, auf einer kleinen Insel vor Seattle. Neben ihrer Karriere als Romanautorin kümmert sich Susan Sloan in ihrer Freizeit um in Stich gelassene Haustiere. Ihre Spannungstitel wurden in mehrere Sprachen übersetzt und feierten weltweit Erfolge.

Bei dotbooks veröffentlichte Susan Sloan ihre Romane »Schuldlos schuldig« und »Denn alle Sicherheit ist trügerisch«

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eBook-Neuausgabe November 2020, Mai 2024

Die amerikanische Originalausgabe erschien erstmals 2003 unter dem Originaltitel »Behind Closed Doors« bei Warner Books, New York. Die deutsche Erstausgabe erschien 2007 unter dem Titel »Was keiner weiß« bei Knaur.

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 2003 by Susan Sloan

Copyright © der deutschen Erstausgabe 2007 Knaur Taschenbuch. Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München.

Copyright © der Neuausgabe 2020 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/New Africa und AdobeStock/Geber 86

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (CG)

ISBN 978-3-98952-324-1

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Susan Sloan

Was keiner wissen konnte

Roman

Aus dem Amerikanischen von Angela Stein

dotbooks.

Für Ron Montan ...der mich davon überzeugt hat,dass ich es schaffen kann.

Danksagung

Wie immer danke ich herzlich meiner Agentin, Esther Newberg. Ferner bin ich folgenden Menschen zu großem Dank verpflichtet: Pamela und Peter Teige sowie Dan und Nancy Mack, die immer die richtigen Informationen für mich bereithielten, wenn ich sie brauchte. Bob Arnold für seinen gewaltigen Rechercheeinsatz. John und Virginia Hilden, die mir Seattle schenkten. Dr. med. Bruce Nitsche und der Krankenschwester Cathy Greenawalt, die mir alle meine medizinischen Fragen beantworteten. Susan Roth von »Author's Edge«, die wie immer einen unschätzbaren Beitrag zum Buch geleistet hat.

Juni 2000

Stille trat ein in dem Gerichtssaal in der vierten Etage, jene Stille, die immer einsetzt am Ende einer Verhandlung, vor der Urteilsverkündung, wenn das erbitterte Gefecht der Gegner beendet ist und das Warten beginnt.

Die San Mateo County Hall of Justice war ein reines Zweckgebäude, das nichts von der Wärme oder dem historischen Charme des alten Gerichtsgebäudes nebenan ausstrahlte, das man zu einem Museum gemacht hatte. Die Gerichtssäle in dem achtstöckigen Neubau wirkten funktional, nicht prachtvoll, sodass auch die Rechtsprechung dort eher formal und weniger traditionsverbunden zu sein schien.

Für die Zuschauer standen in diesem Gerichtssaal vier Reihen gepolsterter Klappstühle zur Verfügung. Gegenüber befand sich die Richterbank, flankiert von der amerikanischen und der kalifornischen Flagge. An der Wand dahinter prangte das Staatswappen, doch die Richterbank wies keinerlei Dekor auf und wirkte höchstens durch ihre schiere Größe eindrucksvoll. Die zwölf Geschworenen konnten sich in bequemen Sesseln niederlassen. Vor den Sitzplätzen der Anwälte war der Boden mit Teppich ausgelegt, dahinter mit Linoleum. Sämtliche Wände waren mit Mahagoni getäfelt.

Der Raum wies keinerlei Fenster auf, entweder aus Sicherheitsgründen oder weil man sich abschirmen wollte. In die Decke war eine wuchtige Lichtschiene mit grellen Strahlern eingelassen. Zwei Drittel der Strahler wurden nun ausgeschaltet, und das Personal entfernte schweigend sämtliche Überreste der Verhandlung, die hier stattgefunden hatte – Karten, Dokumente, Fotografien, Beweisstücke wurden in Kartons verstaut und hinausgetragen. Geschworene und Zuschauer waren schon längst verschwunden.

Valerie O'Connor Marsh saß stumm am Tisch der Verteidigung, einem auf Hochglanz polierten Mahagonitisch neben dem Geländer, vor dem die Anwälte saßen. Sie trug ein schlichtes Kleid, fast im selben Grauton wie ihre Haare. Es war ein paar Minuten nach drei Uhr an einem Donnerstagnachmittag Anfang Juni, und sie wusste, dass es eigentlich keinen Sinn hatte, hier zu sitzen. Stunden oder gar Tage konnten vergehen, bevor die Geschworenen über ihr Schicksal entschieden. Nebenan gab es einen kleinen Raum, in dem sie sich mit ihrem Anwalt und ihrer Familie aufhalten und warten konnte. Sie konnte sogar nach Hause gehen. Der Gerichtsdiener würde ihren Anwalt in Kenntnis setzen, sobald die Zeit gekommen war, und der wiederum würde ihr Bescheid geben. Doch es kam ihr vor, als würde es ihr nicht mehr aus eigener Kraft gelingen aufzustehen.

Die vergangenen vier Tage hatten sie ausgelaugt, und nun fühlte sie sich sonderbar distanziert von allem. Beinahe so ähnlich wie an jenem Abend vor acht Monaten in ihrer Küche. Dieser Abend schien ihr nun so lange her zu sein wie ein ganzes Leben, und so war es in gewisser Weise auch, denn er stellte das Ende des Lebens dar, das Valerie vierundvierzig Jahre lang geführt hatte. Sie war nun zweiundsechzig Jahre alt.

Sie grübelte nicht über das Urteil nach, denn das lag nicht in ihren Händen. Gott würde über ihr Schicksal entscheiden. Gott und zwölf Männer und Frauen, denen sie in der letzten Woche zum ersten Mal in ihrem Leben begegnet war. Nein, was ihr zu schaffen machte, war die Frage, wie es ihr nun gelingen sollte, in dem kleinen Ort an der Küste, in dem sie wohnte, weiterzuleben ... jetzt, da alle Bescheid wussten.

Valerie hatte ihren Anwalt inständig gebeten, nicht vor Gericht zu gehen, sondern mit dem Staatsanwalt eine Absprache zu treffen. Er wollte nichts davon hören, da er fest davon überzeugt war, dass sie den Prozess gewinnen würden. Doch in seinem Bemühen, sie zu retten, hatte er ihr Privatleben der Öffentlichkeit preisgegeben. Und es war so unerträglich für Valerie gewesen, hilflos miterleben zu müssen, wie ihr qualvolles Leben mit Jack in allen Einzelheiten vor Fremden dargelegt wurde, dass sie das nur durchstand, indem sie sich einredete, hier werde über eine Person und eine Familie gesprochen, die sie gar nicht kenne.

Doch natürlich entgingen ihr die Blicke der Zuschauer im Gerichtssaal nicht, sie las die Artikel über den Prozess in der Zeitung, sah die Berichte im Lokalfernsehen und lief rot an vor Scham. Wäre Selbstmord nicht eine Todsünde gewesen, so hätte sie gewiss nicht gezögert, ihrem Leben ein Ende zu bereiten, anstatt diese Demütigung zu ertragen.

»Sagen Sie, Mrs. Marsh, hat Ihr Ehemann vor dem Abend des sechsundzwanzigsten Oktober schon einmal einen Menschen zu Tode geprügelt?« Sie hörte noch die forsche Stimme des Staatsanwalts.

Valerie hatte ihren Zorn gezügelt. »Nicht dass ich wüsste«, sagte sie.

»Und weshalb glaubten Sie dann, dass er es an diesem Abend tun würde?« Valerie hatte nicht geantwortet. Sie saß nur da und starrte den Mann aufgebracht an. »Euer Ehren, würden Sie bitte die Zeugin anweisen, die Frage zu beantworten?«

»Mrs. Marsh«, sagte der Richter ruhig, »Sie müssen diese Frage beantworten.«

»Ich weiß nicht genau«, brachte sie mühsam hervor, wobei sie die Hände so angespannt zu Fäusten ballte, dass ihre Nägel sich in ihre Handflächen bohrten. »Mein Mann war eben gewalttätig, und wenn er getrunken hatte, wusste man nie, was er als Nächstes tun würde. Ich konnte es nicht darauf ankommen lassen.«

»Auf was konnten Sie es nicht ankommen lassen, Mrs. Marsh?«, hakte der Staatsanwalt nach. »Sich diese Chance entgehen zu lassen, endlich zu tun, was Sie vielleicht schon seit vielen Jahren tun wollten?«

Ihr Verteidiger hatte natürlich Einspruch erhoben, doch es war schon zu spät. Diese Bemerkung hatte sich den Leuten im Gerichtssaal bereits eingeprägt. Valerie sah es an den Blicken der Geschworenen, hörte es am erschrockenen Murmeln der Zuschauer. Und so saß sie nun in dem leeren Raum an diesem Tisch, die Arme um sich geschlungen, als wolle sie verhindern, dass sie in Stücke zerfiel, und starrte ins Leere.

Teil I1955

Kapitel 1

Valerie verliebte sich in Jack Marsh, als sie ihm zum ersten Mal begegnete. Das ereignete sich im Sommer 1955, nachdem Valerie die Highschool abgeschlossen hatte. Sie war aus Rutland in Vermont, wo sie lebte, zu ihrer Schwester gefahren, die in North End in Boston wohnte.

Marianne war Valeries älteste Schwester und auch ihre Lieblingsschwester. Sie war verheiratet mit Tommy Santini, einem gutmütigen Bär von einem Mann, der als Koch in einem italienischen Restaurant namens Bertolli's arbeitete und Marianne versprochen hatte, dass sie eines Tages ein eigenes Lokal haben würden.

»Es wird irisch-italienische Küche geben«, sagte er gern im Scherz, »Corned Beef und Pizza mit Kohl.«

Tommy war auf einem Ohr taub und sprach deshalb immer besonders laut und nachdrücklich. Den Hörschaden hatte er sich bei einem Bombenangriff in Korea zugezogen, wo er zwei Jahre lang als Koch beim mobilen Feldlazarett im Einsatz war, weshalb er immer noch gerne Anekdoten aus der Messe zum Besten gab. Eines Abends im Juli, als er gerade wieder zu Hochform auflief, klingelte es an der Tür, und als Valerie zur Tür ging, stand Tommys jüngerer Bruder Joey in Begleitung eines Freundes, Jack Marsh, vor der Tür. Die beiden alberten herum und klopften Sprüche und waren offenbar darauf aus, zum Essen eingeladen zu werden.

»Diese beiden Teufelskerle waren zusammen in Korea«, erklärte Tommy, nachdem er alle vorgestellt hatte. »Jetzt arbeiten sie bei Federal Airlines. Haben es schlau angestellt und sich zur Flugzeugwartung einteilen lassen. Sind nie an die Front gekommen und haben ihren Arsch gerettet. Und jetzt sind alle Fluglinien scharf auf sie.«

Valerie sah, wie sich unter Jack Marshs Sommerhemd die Muskeln abzeichneten. Er sah kraftvoll und stark aus, und ihr wurde ganz schwindlig.

Marianne legte noch zwei Gedecke auf. Bei ihnen gab es immer genug zu essen, denn Joey brachte oft seine Freunde mit. Doch Valerie konnte kaum einen Bissen essen und den Blick nicht von dem jungen Mann ihr gegenüber abwenden. Er war in vielerlei Hinsicht das völlige Gegenteil von ihr. Seine Haare waren schwarz, ihre hellblond, seine Augen sonderbar gelblich, ihre hellblau. Seine Haut schimmerte nussfarben, weil er so viel draußen arbeitete, sie dagegen bekam sofort einen Sonnenbrand, wenn sie sich dem grellen Licht auch nur zehn Minuten aussetzte.

Valerie verstand wenig von der Unterhaltung an diesem Abend. Sie schnappte einzelne Fetzen des Gesprächs auf wie »das Jet-Zeitalter«, Namen wie Boeing und McDonnell Douglas und die Ansicht, dass Düsenjets die Flugzeuge der Zukunft seien. Jack schien das alles sehr aufregend zu finden, ihr dagegen bedeutete das wenig.

Sie hatte nicht den Eindruck, dass er sie überhaupt zur Kenntnis nahm. Er schaute selten zu ihr herüber und wechselte an diesem Abend bestimmt nicht mehr als zehn Worte mit ihr. Doch eine Woche später rief er an und fragte, ob sie mit ihm ins Kino gehen wolle. Sie war so aufgeregt, dass sie fast abgelehnt hätte. Aber dann sagte sie doch zu. Sie trug ein gestreiftes rückenfreies Sommerkleid und hängte sich einen Pullover um. Er kam in Jeans, einem eng anliegenden T-Shirt und einer dünnen Windjacke.

Während des Films legte er ihr beiläufig den Arm um die Schultern, und als sie danach die Tremont Street entlangschlenderten zur Eisdiele, hielten sie sich an der Hand. Sie sahen ihr Spiegelbild in einem Ladenfenster und schnitten Grimassen, aber Valerie erkannte sich selbst kaum wieder. Neben Jacks wuchtiger Gestalt wirkte sie noch zarter und schmaler als sonst. Sie fand den Anblick berauschend und dachte, dass er sie bestimmt beschützen konnte vor allem Bösen, das sie dort draußen in der großen Welt erwarten mochte.

Nach diesem Abend sahen sie sich fast täglich; oft gingen sie gemeinsam ins Kino oder schlenderten durch die schmalen Straßen im North End, die eher nach Italien zu gehören schienen als nach Amerika. Sie besichtigten Paul Reveres Haus und die Old North Church. Sie gingen am Charles River spazieren. Einmal am Zahltag führte Jack sie in das vornehme teure Restaurant Locke-Ober aus, und manchmal wanderten sie auch zum Boston Common und lauschten dort im Park der schwungvollen Calypso-Musik, die durch Sänger wie Harry Belafonte bekannt geworden war.

Eines Nachmittags überquerten sie den Charles und streiften in Cambridge im Harvard Yard umher, hoch erhobenen Hauptes, als seien sie Studenten von dort. Doch eigentlich gefiel Valerie Harvard nicht besonders gut. Die Gebäude sahen kalt und abweisend aus.

Manchmal gingen sie auch mit Joey oder Kollegen von Jack gemeinsam aus und amüsierten sich prächtig. Doch am liebsten blieben sie unter sich. Gelegentlich, wenn Valerie Jack zum Reden ermunterte, sprach er auch ein bisschen über sich. Er erzählte ihr von seiner Mutter, die gestorben war, und seinem Vater, der keinen Lebensmut mehr hatte, und sie schilderte ihm das Leben in einer neunköpfigen Familie.

»Und wie war das, keine Mutter zu haben und nur mit deinem Vater aufzuwachsen?«, fragte sie.

»Frei«, antwortete er. »Und wie war es, mit so vielen Geschwistern aufzuwachsen?«

»Beengt«, sagte Valerie, und sie lachten.

Er berichtete von Kansas City, und sie beschrieb ihm Rutland.

»Wieso bist du zur Luftwaffe gegangen?«, erkundigte sich Valerie.

»Ich hab mich als Kind oft am Heart Airport aufgehalten«, antwortete Jack. »Flugzeuge haben mich schon immer fasziniert. Vielleicht, weil ich mir vorstellen konnte, einzusteigen und wegzufliegen.«

»Und wohin wolltest du fliegen?«

»War mir egal«, sagte er. »Ich hatte diesen Job nach der Schule, im Viehhof. Eines Tages kommt der Chef zu mir und fragt mich, ob ich voll dort arbeiten möchte, wenn ich mit der Highschool fertig bin. Da dachte ich mir plötzlich, dass ich mein Leben lang in diesem Kaff hängen bleiben würde. Deshalb hab ich das nächstbeste Flugzeug genommen, als ich mit der Schule fertig war, Hauptsache weg. Wie sich rausstellte, landete ich in Korea.«

»So ging es mir nie«, sagte Valerie nachdenklich.

»Du magst Rutland, wie?«

Sie hatte noch nie länger darüber nachgedacht, doch nun schien ihr die Antwort glasklar. »Es ist meine Heimat«, sagte sie. »Wo ich auch hingehe, wo ich auch leben würde, Rutland wird immer meine Heimat bleiben.«

»Muss schön sein, wenn man so ein Gefühl hat zu einem Ort«, sagte er langsam. »Erzähl mir mehr.«

Wenn er über sich selbst sprach, musste man ihm jedes Wort aus der Nase ziehen, aber über Flugzeuge konnte Jack endlos reden. Er hielt Valerie stundenlange Vorträge über Flügelspannweite, Luftdruck und Landeanflüge.

Am Ende ihres dritten gemeinsam verbrachten Abends küsste er sie zum ersten Mal, fast beiläufig. Sie rochen beide nach Knoblauch von den Spaghetti, die sie bei Bertolli's gegessen hatten, dem Restaurant, in dem Tommy arbeitete. Nach Knoblauch und Chianti. Valerie fand, dass dieser Kuss wunderbar schmeckte. Es war nicht der erste Kuss ihres Lebens, doch der erste, bei dem ihr heiß und kalt und ganz schwummrig zugleich wurde, und sie wünschte sich, dieser Zustand würde nie enden.

Marianne und Tommy waren nicht sicher, was sie von dieser Liebschaft halten sollten. Jack Marsh war zwar ein Freund von Joey, aber er war anders, älter, gerissener. Sicher ein netter Kerl, aber nicht der richtige Mann für Valerie. Marianne war insgeheim froh, als die Sommerferien vorüber waren und ihre Schwester nach Rutland zurückkehrte.

Doch Valerie war untröstlich. In ihren kühnsten Träumen hätte sie niemals zu hoffen gewagt, dass ein Mann, der so attraktiv, weltläufig und großartig war wie Jack Marsh, sich für eine unscheinbare Person wie sie interessieren würde. Und doch war es so.

Gewiss, sie hatten niemals über eine gemeinsame Zukunft gesprochen, aber sie war sicher, dass er ebenso empfand wie sie. Wieso hätte er sie sonst mit solcher Leidenschaft geküsst und berührt? Sie hatte sich selbst und auch ihn mehr als einmal zur Ordnung rufen müssen, bevor sie zu weit gingen. Er drängte sie nicht, wenn sie ihre Kleidung in Ordnung brachte, und am nächsten Tag kam er wieder.

Sie kannten sich erst seit sechs Wochen, doch die hatten sie hauptsächlich gemeinsam verbracht. Jack hatte ausreichend Zeit, um über ihrer beider Zukunft zu sprechen. Doch das hatte er nicht getan. Er verabschiedete sich von ihr und sagte, er würde ihr schreiben oder sie vielleicht einmal besuchen kommen, wenn er es einrichten konnte.

Valerie war am Boden zerstört. Sie war nicht nach Boston gereist, um dort einen Ehemann zu finden, hatte aber dennoch das Gefühl, mit leeren Händen heimgekehrt zu sein.

Im Herbst, als sich das Laub in Vermont leuchtend goldfarben und rostrot verfärbte, sann Valerie darüber nach, was sie mit ihrem Leben anfangen wollte. Sie wusste, dass man von ihr erwartete, zu heiraten und eine Familie zu gründen, doch die jungen Männer aus Rutland, mit denen sie aufgewachsen war, kamen ihr nun so jung und langweilig vor. Sie erzählte niemandem von Jack, wanderte aber so ruhelos durch das große Haus, das schon betagt gewesen war, als ihre Mutter als junge Braut dort einzog, dass ihre Eltern sich zunehmend Sorgen um sie machten.

Dann, an einem Sonntagnachmittag im November, an dem die Familie sich nach Kirchgang, Besuchen und Mittagsmahl in dem Wohnzimmer mit den durchgesessenen Sofas und Sesseln und den fadenscheinigen Teppichen versammelte, stand Jack Marsh plötzlich unangekündigt vor der Tür. Als Valeries Vater ihm öffnete, nahm Jack seinen ganzen Mut zusammen und sagte: »Guten Tag, Sir, mein Name ist Jack Marsh, und ich möchte Ihre Tochter heiraten.«

Valerie erinnerte sich an jedes Detail dieses Tages, dieser Situation. Wer an welcher Stelle saß und welches Gesicht machte – ihr Vater sah bestürzt aus, ihre Mutter hoch erfreut. Valerie wusste auch später noch genau, wer was sagte und was alle anhatten – sie trug zum Beispiel das rosa Wollkleid mit dem selbst genähten Spitzenkragen. Und sie entsann sich auch noch genau an das lodernde Feuer im Kamin an diesem kühlen Tag und an das lodernde Feuer in ihrem Inneren.

Sie kam sich vor wie die Prinzessin, die in einem Turm gefangen gehalten und nun von ihrem Prinzen gerettet wurde. Allerdings war das Leben kein Märchen. Das hatte ihr Vater oft genug betont. Er hatte ihr gesagt, dass das Leben aus harter Arbeit, Enttäuschungen, Anstrengung und Kompromissen bestünde und im besten Fall vielleicht einem kleinen bisschen Glück. Und wenn man sich rechtschaffen ins Zeug legte, bekam man sein Märchen vielleicht dann im Jenseits. Das sagte auch Pater Joseph, der Gemeindepriester, und Valerie glaubte ihm.

Sie hatte sich amüsiert über den kuhäugigen und benebelten Gesichtsausdruck, der sich bei ihren Schwestern eingestellt hatte, als sie eine nach der anderen »den Richtigen« gefunden und dabei die Schwächen und Nachteile des Betreffenden völlig übersehen hatten. Valerie empfand sie als dumm und kurzsichtig und sagte sich, dass sie niemals so blind sein würde. Und sie war auch gewiss nicht blind, nicht wahr, als ihr Vater mit Jack Marsh ins Wohnzimmer marschiert kam.

»Kennst du diesen Mann, Valerie?«, fragte ihr Vater barsch. »Er behauptet, dass er dich heiraten möchte.«

»Ja, Vater«, antwortete Valerie atemlos, »ich kenne ihn.«

»Dann könntest du uns allmählich ins Bild setzen, was das alles zu bedeuten hat.«

»Ich habe ihn in Boston kennen gelernt«, sagte Valerie und wurde puterrot.

»Wir wurden uns von Ihrer Tochter Marianne vorgestellt«, ergänzte Jack. »Ich bin ein Freund ihres Schwagers Joey.« Er brachte einen Blumenstrauß zum Vorschein, den er hinter seinem Rücken versteckt hatte, und es gelang ihm, in der Gruppe von Verwandten Valeries Mutter auszumachen. »Darf ich Ihnen das überreichen, Mrs. O'Connor«, sagte er formvollendet, »als eine kleine Entschuldigung dafür, dass ich hier so hereingeplatzt bin?«

»Wir haben uns in Boston oft getroffen«, fuhr Valerie fort, nachdem die überraschten Ausrufe und das aufgeregte Gemurmel sich gelegt hatten und man sich wieder ihr zuwandte.

»Und haben uns verliebt«, verkündete Jack.

Valerie blickte ihn überrascht an. »Das hast du aber nie gesagt.«

»Es ist mir wohl erst klar geworden, als du weg warst«, erwiderte er mit charmantem Grinsen. »Boston war plötzlich völlig reizlos.«

Jack wandte sich an Valeries Vater. »Deshalb bin ich nun hier, in der Hoffnung, dass Sie mir gestatten, Ihre Tochter zu ehelichen, Sir.«

Martin O'Connor war ein scharfsinniger vierschrötiger Mann mit einem fast kahlen Schädel, buschigen Augenbrauen und einem durchdringenden Blick, der schon manchen Verehrer das Fürchten gelehrt hatte. Er hatte unlängst seinen dreißigsten Hochzeitstag gefeiert und bislang fünf seiner neun Kinder den Segen für die Ehe gegeben. Valerie war seine Jüngste, ein unkompliziertes folgsames Mädchen, das jedoch eine verletzliche Seite hatte, die er bei seinen anderen Kindern nicht sehen konnte. »Nun, das sollte ich –mir wohl in Ruhe überlegen, wie?«, entgegnete er.

Martin war gerecht, aber streng und unnachgiebig, und er duldete keine Widerrede in der Familie. Sein Wort galt immer. Gottesfürchtig erzogen, war er der Überzeugung, dass man Kinder verwöhnte, wenn man sie nicht züchtigte. Deshalb wussten alle seine Kinder, wie sein Handrücken oder sein Gürtel sich anfühlten, denn davon machte er Gebrauch, so oft er es für notwendig hielt.

Über die Jahre war manch eines der Kinder mit wundem Hintern in die Schule geschlichen und hatte die harten Schulbänke ertragen müssen, doch keines von ihnen hatte je ein Wort darüber verloren.

»Was hier im Haus geschieht, bleibt auch im Haus«, hatte Martin angeordnet. »Darum geht es in einer Familie.« Von allen Lektionen, die Valerie für ihr zukünftiges Leben in ihrem Elternhaus lernte, prägte sich diese wohl am nachhaltigsten ein.

Durch Fleiß und harte Arbeit war es Martin gelungen, den fast brachliegenden Granitsteinbruch, den er von seinem Vater übernommen hatte, zu einem der erfolgreichsten Unternehmen von Rutland zu machen. Er überstand sogar die Flut von 1947, durch die viele andere Betriebe zugrunde gingen. Im Laufe der Jahre hatte Martin mit zahlreichen Menschen zu tun gehabt und sich den Ruf erworben, ein bodenständiger und ehrlicher Geschäftsmann zu sein, der Menschen so gut einschätzen konnte wie Granit. Und er war keineswegs sicher, was er von dem jungen Mann halten sollte, der sein Anliegen so forsch auf seiner Türschwelle vorgetragen hatte. Martin konnte jedoch sein Missfallen nicht recht in Worte fassen. Der Bursche sah gut aus, war charmant und machte einen schlauen gewitzten Eindruck, und Valerie hatte sichtlich ihr Herz an ihn verloren. Doch irgendetwas an Jack Marsh ließ Martin keine Ruhe, und seine Instinkte hatten ihn in fünfundfünfzig Jahren noch nie getrogen.

Es hatte allerdings den Anschein, als sei er in dieser Hinsicht allein mit seiner Meinung. Seine Frau Charlotte, eine sehr vernünftige Frau, die in vielerlei Hinsicht ebenso klug war wie er, schien hingerissen von dem jungen Mann und reagierte äußerst erfreut auf ihn. Und Valerie, das arme Kind, schwebte förmlich und sah ziemlich dämlich aus in ihrer Hingabe. Sogar seine beiden älteren Söhne, Marty und Kevin, nüchterne und verlässliche Jungen, hatten lauthals über Marshs Witze gelacht und angeboten, ihm zu zeigen, was Rutland alles zu bieten hatte.

»Wie du meinst, Martin«, sagte Charlotte fügsam, als sie spätabends zu Bett gingen und die Ereignisse des Tages erörterten. »Mir scheint er ein feiner junger Mann zu sein. Doch Valerie ist eben unsere Jüngste, und mir war immer klar, dass es dir schwer fallen würde, sie aus dem Haus gehen zu lassen.«

Martin dachte über die Worte seiner Frau nach. Er schätzte ihre Meinung. Sie nahm Dinge wahr, die ihm entgingen, vor allem, was die Mädchen betraf. Während er versuchte, seine Gefühle zu ordnen, schlief er ein.

Aber als er am nächsten Morgen erwachte, hatten sich seine Bedenken keineswegs verflüchtigt. Und sie begleiteten ihn den ganzen Tag, bei seiner Unterredung auf der Bank, seinem Mittagessen mit den Knights of Columbus und während der Gespräche mit seinen Kunden. Schließlich ging er zwei Stunden früher als gewöhnlich nach Hause, was er sonst nie tat, nur um mit Valerie über die Wiesen hinter dem Haus zu spazieren, wie sie es oft getan hatten, als sie noch klein war.

»Ich glaube nicht, dass du mit ihm glücklich wirst, Flachskopf«, sagte er; so hatte er sie als Kind immer genannt wegen ihrer langen blassblonden Haare. »Er ist nicht wie wir.«

Doch Valeries Augen leuchteten, und sie lächelte ihn strahlend an, als sie erwiderte: »Er hat mich doch schon glücklich gemacht, Vater, siehst du das nicht?«

Natürlich sah er es. »Aber was weißt du über ihn?«, fragte er. »Was weißt du über seine Familie?«

»Da gibt es nicht viel zu erzählen. Jack ist ein Einzelkind. Seine Mutter kam aus einer kleinen Stadt auf dem Land in Iowa, sein Vater aus einem Waisenhaus in St. Louis. Er hat für eine Fleischfabrik in Kansas City gearbeitet, wo Jack auch aufgewachsen ist. Die Eltern sind beide schon tot.«

»Dennoch, sechs Wochen«, erwiderte Martin. »Das ist nicht lang.«

»Wirst du mir verbieten, ihn zu heiraten?«, fragte Valerie und biss sich nervös auf die Lippe.

Nach einem Verbot stand ihrem Vater der Sinn. Er wusste, dass er es tun konnte, und das Nein lag ihm förmlich auf der Zunge. »Was kannst du in sechs Wochen schon über sein Leben in Erfahrung bringen?«, fragte er stattdessen.

»Ich glaube, er hat es nicht leicht gehabt«, antwortete Valerie. »Er war ziemlich auf sich allein gestellt. Aber was spielt das für eine Rolle? Ich weiß, dass er ehrlich und achtsam und fleißig ist. Marianne und Tommy können dir das bestätigen. Und ich glaube, dass er gut für mich sorgen wird.«

»Das ist immerhin etwas«, räumte Martin ein. »Doch vergiss nicht, die Ehe ist ein Bündnis für lange Zeit. Für dein ganzes Leben, im Guten wie im Schlechten. Wir sind Katholiken, wir können nicht wie die anderen einen Fehler begehen und ihn dann ausbessern.«

»Mach dir keine Sorgen, Vater, ich begehe keinen Fehler«, versicherte ihm Valerie in jenem Brustton der Überzeugung, wie er typisch ist für junge und unerfahrene Menschen. »Jack mag nicht der Mann sein, den du dir vorgestellt hast, aber er ist der Mann, mit dem ich mein Leben verbringen möchte und der sein Leben mit mir verbringen möchte, wie es auch aussehen mag. Ich liebe ihn, und ich glaube ihm, wenn er sagt, dass er mich auch liebt. Das ist doch schon ein sehr guter Anfang, nicht wahr?«

Sechs Wochen später heirateten Valerie und Jack, während der Sonntagsmesse in St. Stephen, der Gemeindekirche, in der ihre Eltern getraut worden waren, in der drei Schwestern und zwei Brüder von Valerie geheiratet hatten, in der sie selbst getauft und eingesegnet worden war und ihre Erstkommunion bekommen hatte, und in Anwesenheit der gesamten Gemeinde, die Valerie schon seit ihrer Kindheit kannte.

Jacks Eltern waren auch katholisch gewesen. Wäre seine Mutter nicht gestorben, so hätte er wohl eine katholische Erziehung bekommen und wäre vielleicht Messdiener geworden. Doch da sein Leben anders verlaufen war, hatte er nie eine Kirche betreten und konnte mit Religion nichts anfangen. Er versprach Valerie, dass sie ihre Kinder aufziehen dürfe, wie sie wolle, falls sie Kinder bekommen würden. Er sagte, das sei ihm gleichgültig.

Pater Joseph hatte deshalb, wenn auch widerstrebend, eingewilligt, die beiden in der Kirche zu trauen. Valerie war ungemein dankbar dafür. Ihr Glaube bedeutete ihr sehr viel, und ihr lag ungeheuer viel daran, kirchlich und mit allen Sakramenten getraut zu werden. Sie hätte Jack auch anderswo geheiratet, selbst wenn sie dann von zu Hause hätte weglaufen müssen. Doch das wäre nicht so vollkommen gewesen, wie sie sich den ersten Tag ihres neuen Lebens wünschte.

Es blieb nicht viel Zeit für Vorbereitungen, und so trug Valerie das enger genähte Hochzeitskleid ihrer Schwester Cecilia, an dem sie selbst mitgearbeitet hatte. Es war aus Seide, mit Spitze verziert und hatte einen weiten Rock, und Valerie schwebte damit förmlich durch die Reihen. Mit ihrem seidigen Haar und ihrem strahlenden Lächeln sah sie wie eine Prinzessin aus, und Jack, der stattlich und eindrucksvoll wirkte in seinem geliehenen Frack, hätte durchaus ein Prinz sein können.

Die Leute raunten: »Eine Liebe wie im Märchen ...«

»Eine Märchenhochzeit ...«

»Der Beginn einer märchenhaften Ehe ...«

Kapitel 2

Das frisch verheiratete Ehepaar Marsh verbrachte seine Hochzeitsnacht im Château du Lac am Lake Champlain, in einer Suite, die größer war als Mariannes Wohnung in Boston. Die Räume waren mit antiken amerikanischen Möbeln ausgestattet, darunter einem eleganten Sekretär, einem aufwändig mit Schnitzwerk verzierten Schrank und einem riesigen Pfostenbett, das dem von Valeries Eltern glich. Valerie konnte sich gut vorstellen, dass George Washington schon hier übernachtet hatte, obwohl sie wusste, dass es dieses Hotel zu Washingtons Lebzeiten noch nicht gegeben hatte.

Dort abzusteigen war fürchterlich teuer und riss ein beträchtliches Loch in Jacks Ersparnisse, aber Valerie hatte ihr Leben lang davon geträumt, ihre Hochzeitsnacht in diesem Hotel zu verbringen, und Jack wollte sich großzügig zeigen. Außerdem bekam man einen Preisnachlass, da es Winter war, außerhalb der Hauptsaison. Und sie blieben schließlich nur eine Nacht. Am Montagmorgen würden sie zum Flughafen außerhalb von Burlington fahren und von dort aus nach Seattle fliegen, dem Hauptsitz von Federal Airlines, wo Jack in der Wartungsabteilung arbeiten sollte.

Das war der bittere Teil. Von ihren Besuchen bei Marianne in Boston abgesehen, hatte sich Valerie noch nie weiter als eine halbe Stunde Fahrzeit von ihrem Elternhaus entfernt. Sie freute sich zwar auf ihr neues Leben, aber Rutland und ihre Familie zu verlassen, war furchtbar für sie.

Jack dagegen kam das sehr gelegen. Er hatte kein Interesse daran, dass ein Haufen Fremder sich in seine Ehe einmischte. Man nahm unter Tränen und mit dramatischen Umarmungen Abschied.

»Ich dachte, du würdest in Boston bleiben, in der Nähe von Marianne«, hatte Martin gesagt, als er von dem Umzug hörte; ihm kamen wieder erhebliche Zweifel daran, ob er recht getan hatte, Valerie die Ehe mit einem Mann zu gestatten, über den niemand Näheres wusste.

»Das dachte ich auch«, entgegnete Valerie, der es vorkam, als läge Seattle am Ende der Welt. »Aber Jack sagt, er könne sich dieses Angebot nicht entgehen lassen.«

Ihr Vater seufzte. »Tja, ihr müsst wohl dorthin gehen, wo er seine Arbeit hat«, räumte er ein. »Ich wünschte nur, es wäre nicht so weit weg.«

Kurz vor zehn Uhr abends trafen sie im Château du Lac ein.

»Sie können immer noch zu Abend essen«, versicherte ihnen der Empfangschef. »Die Küche ist bis zehn Uhr dreißig geöffnet.«

Doch die beiden waren noch satt vom Empfang und dem sechsgängigen Menü bei der Hochzeitsfeier und lehnten dankend ab.

»Ganz wie Sie wünschen«, sagte der Empfangschef und verbeugte sich formvollendet.

Ein Boy brachte das Paar zu seiner Suite und zog sich dann dezent zurück. Auf einem Tischchen im Wohnzimmer erwartete die Jungvermählten eine große Flasche Champagner in einem eisgefüllten Kühler. Zwei edle Kristallflöten standen daneben, und am Kühler lehnte eine Karte mit Silberrand und der Aufschrift MIT BESTEN WÜNSCHEN DER HOTELLEITUNG. Die junge Braut errötete heftig, als sie die Karte las.

»Meinst du, die wissen es?«, flüsterte sie.

Jack gluckste. »Was denn? Dass das unsere Hochzeitsnacht ist? Natürlich wissen sie das. Das hier ist die Hochzeitssuite, nicht wahr? Was sollten wir denn sonst hier?«

Doch Valerie fand die Vorstellung nicht angenehm, dass wildfremde Menschen nun wussten, was sie hier tun würden. Hatte der Mann an der Rezeption sie beim Einchecken nicht amüsiert betrachtet und der Empfangschef sich nicht etwas zu höflich verbeugt? Und hatte der Page, der ihre Koffer zum Zimmer trug, nicht ein Grinsen unterdrücken müssen, als Jack ihm Trinkgeld gab? Sie sah plötzlich vor ihrem geistigen Auge sämtliche Hotelangestellten grinsen und kichern und lief mit hochrotem Kopf ins Badezimmer.

»Könnte doch viel schlimmer sein, weißt du«, hörte sie Jacks Stimme durch die Tür. »Sie könnten glauben, wir seien nicht verheiratet.«

Daran hatte Valerie nicht gedacht. Sie stellte sich vor, wie der Sheriff von dem argwöhnischen Empfangschef benachrichtigt wurde und dann hier hereinstürmte, um sie zu verhaften, weil sie unverheiratet ein Zimmer teilten. Und wie Jack dann in aller Seelenruhe ihre Heiratsurkunde zu Tage förderte und Genugtuung verlangte für diese Beleidigung seiner Braut. Die Vorstellung brachte sie zum Lachen, und ihr wurde bewusst, dass Jack von nun an für immer da sein und sie beschützen würde.

Es klopfte leise an die Tür. Als sie öffnete, lächelte Jack sie erwartungsvoll an. Er hatte sein Sakko und seine Krawatte abgelegt und begann sein Hemd aufzuknöpfen.

Valerie wurde plötzlich schüchtern. Sie hatte ihn schon öfter ohne Hemd gesehen, in Badehose am Fluss, an heißen Augustabenden auf Mariannes kleinem Balkon, an schwülen Nachmittagen, wenn er an seinem Chrysler arbeitete. Doch das war etwas ganz anderes gewesen. Sie merkte plötzlich, dass sie ihm nicht in die Augen schauen konnte. Stattdessen blickte sie an sich hinunter, auf ihr beiges Seidenkostüm.

»Warte noch einen Augenblick«, murmelte sie und schloss die Tür zum Badezimmer. Ihr Mund fühlte sich trocken an, ihre Zunge war schwer und rau. Sie spielte mit den Knöpfen ihrer Kostümjacke, und zum ersten Mal wurde ihr bewusst, dass der Mann vor dieser Tür fast ein Fremder für sie war, jemand, dem sie vor knapp vier Monaten begegnet war.

Wer war er eigentlich? Was machte sie hier mit ihm? Und was würde sie jetzt tun?

Valerie war so gefesselt gewesen von der Vorstellung zu heiraten, dass sie sich keine Gedanken darüber gemacht hatte, was nach der Hochzeit passieren würde. Erschrocken stellte sie fest, dass sie tatsächlich, ihren Aussagen gegenüber ihrem Vater zum Trotz, so gut wie nichts über diesen Mann wusste, den sie geheiratet hatte. Sie hatte keine Ahnung, welche Musik er gerne hörte oder welche Bücher er gerne las – sie wusste nicht einmal, ob er überhaupt Musik und Bücher mochte. Geschweige denn, woran er den lieben langen Tag dachte.

Valerie empfand den fast unwiderstehlichen Drang davonzulaufen. Doch stattdessen knöpfte sie ihren Rock auf, ließ ihn zu Boden fallen und legte ihn dann ebenso ordentlich zusammen wie die Jacke. Sie hatte keine Ahnung, was Jack gerne aß, ob er Allergien hatte, ob er bei geschlossenem oder offenem Fenster schlafen wollte, ob er den Deckel wieder auf die Zahnpastatube schraubte und den Toilettendeckel schloss. Sie fragte sich, ob er nachlässig oder ordnungsliebend war. Sie wusste nicht einmal, ob er eine Lieblingsfarbe hatte.

Valerie zog ihren seidenen Unterrock, ihre Strümpfe und ihren Strumpfbandhalter aus. Als sie in ihrer weißen Baumwollunterwäsche dastand, bekam sie eine Gänsehaut. Dann fiel ihr schlagartig ein, dass ihr hübsches neues Spitzennegligé, das sie eigens für diesen Anlass angeschafft hatte, in ihrem Koffer im Zimmer lag. Jetzt konnte sie es wohl kaum noch holen.

Sie sah sich in dem großen altmodischen Badezimmer um. Hier gab es nur Handtücher, und sich in eines von denen zu wickeln, kam ihr wenig verführerisch vor. Schließlich zog sie ihre Unterwäsche aus, streifte den Unterrock wieder über und betrachtete sich in dem goldgerahmten Spiegel über dem Waschbecken. Ihre Wangen glühten so rosa, als wäre sie den ganzen Tag in der Sonne gewesen, und ihre Augen glänzten.

Valerie wusste wenig über den Mann, der dort draußen auf sie wartete, aber sie würde sich wohl in Kürze mit ihm in dieses prachtvolle Pfostenbett legen und zur Frau werden. Was auch immer das bedeuten mochte.

Es war nicht so, dass sie gar nichts über Sex wusste. Wer als Jüngstes von neun Geschwistern aufwächst, erfährt unweigerlich etwas darüber. Außerdem hatten ihre Mutter und ihre Schwester ihr auch das eine oder andere erzählt; ins Detail gingen sie dabei allerdings nicht.

»Er hat vielleicht Bedürfnisse, die du nicht immer teilst oder verstehst«, hatte Charlotte gesagt. »Doch du solltest dennoch immer versuchen, sie zu befriedigen, weil du ihn liebst und weil es deine Pflicht ist.«

»Männer sind leicht zufrieden zu stellen«, raunte Cecilia. »Das meiste machen sie ohnehin selbst. Du bist im Grunde einfach bloß da. Spaß macht es, wenn du rausfindest, was dir gefällt.«

»Sieh zu, dass es am Anfang nicht zu schnell geht«, riet ihre Schwester Elizabeth. »Männer achten nicht so darauf, aber für Frauen kann es sehr wichtig sein.«

»Erwarte nicht, dass gleich von Anfang an alles perfekt ist«, sagte Marianne. »Man braucht viel Geduld und Übung. Und mach dir keine Sorgen« – sie zwinkerte Valerie zu –, »wenn du erst mal dabei bist, denkst du auch nicht mehr darüber nach, wie lächerlich es aussieht.«

Valerie wusste, dass sie alle es gut mit ihr meinten, und hörte aufmerksam zu. Nur ist es leider so, dass man etwas zwar wissen kann, aber trotzdem nicht weiß, wie es sich anfühlt. Und das sollte sie in Kürze erfahren.

Sie holte tief Luft und öffnete die Tür. Jack lag schon im Bett. Er hatte die Kissen ans Kopfende geschoben und lehnte sich dagegen. Valerie sah seine breite behaarte Brust. Neben dem Bett stand die geöffnete Champagnerflasche, und er hielt ihr ein gefülltes Glas hin. Als sie es nahm, sah sie, dass die Flasche schon halb leer war.

Valerie fühlte sich ein wenig besser, weil sie daraus schloss, dass Jack offenbar auch nervös war. Sie sah sich um. Seine Kleider lagen zusammengefaltet auf einem Stuhl. Seinen Bademantel hatte er ordentlich an einen der Bettpfosten gehängt. Sie lächelte in sich hinein.

Im Kamin gegenüber loderte ein Feuer und verbreitete einen warmen Schein, das einzige Licht im Raum. Valerie fand das alles ungeheuer romantisch, als sie zwischen die Laken glitt. Das Bett war so groß, dass noch drei Leute Platz gefunden hätten. Sie rutschte zu Jack hinüber. Er schenkte sich Champagner nach und stieß mit ihr an.

»Auf uns«, sagte er. Sie sah, dass er keine Pyjamahose trug.

»Auf uns«, erwiderte sie, plötzlich heiser.

Jack leerte sein Glas in einem Zug, und Valerie merkte bestürzt, dass auch sie den Champagner in sich hineinschüttete, obwohl sie ihn eigentlich Schluck um Schluck trinken wollte. Das perlende Getränk glitt in ihre Kehle und schien durch ihren Körper zu fließen und sogar noch in den Zehen ein Kribbeln auszulösen. Jack goss ihnen beiden nach, und diesmal gelang es Valerie, kleine Schlucke zu trinken. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nie mehr als ein Glas Sekt getrunken und merkte nun die Wirkung des Alkohols, denn auch bei dem Empfang hatte sie natürlich mit allen Leuten angestoßen. Sie fühlte sich leicht und unbeschwert. Jack und sie unterhielten sich über die Hochzeit und die Feier und das Wetter und allerhand belanglose Dinge, die ihnen in den Sinn kamen.

Als sie ihr Glas austrank, hatte Jack die Flasche geleert. Er nahm ihr das Glas ab, stellte es auf den Nachttisch und wandte sich zu ihr.

»Okay«, sagte er und gluckste, »dann wollen wir doch mal schauen, was ich hier habe.«

Valerie hielt den Atem an, als Jack sie umfasste. Sie hatte auf diesen Augenblick gewartet, seit sie sich kennen gelernt hatten. Er begann sie zu küssen, vorsichtig und tastend, und sie schauderte wohlig. Sie wusste, was als Nächstes kommen würde, die sanften Zärtlichkeiten, aus denen allmählich der überwältigende Höhepunkt entstehen würde, von dem sie schon gehört hatte.

Doch sie irrte sich. Gerade als sie dachte, sie würde gerne den Rest ihres Lebens in diesem wunderbaren Zustand verbringen, schob Jack ihr die Zunge so tief in den Mund, dass sie fast zu würgen begann, und hielt ihren Kopf so fest, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte. Als sie schon glaubte, ohnmächtig zu werden, ließ er sie plötzlich los und presste sich auf sie, wobei sie merkte, wie ihr Unterrock zerriss. Das Verlangen, das er in ihr geweckt hatte, verwandelte sich in Übelkeit, und sie musste sich beherrschen, um sich nicht zu übergeben.

Jack schien jedoch nichts davon zu bemerken, und bevor sie recht merkte, was geschah, hatte er ihre Beine gespreizt und drängte sich zwischen sie.

»Jetzt«, murmelte er mit erstickter Stimme.

Valerie hätte nie geglaubt, dass etwas so wehtun konnte. Ihre Mutter und ihre Schwestern hatten ihr erzählt, dass das erste Mal ein bisschen schmerzhaft sein könnte, aber auf diese Schmerzen war sie nicht vorbereitet. Ihre Mutter hatte ihr gesagt, dass die Schmerzen nur am Anfang aufträten, doch bei ihr war das anders.

Es war qualvoll vom ersten Moment an, bis er sich aus ihr zurückzog. Valerie fühlte sich, als sei sie innerlich zerfetzt worden, und biss sich so fest auf die Unterlippe, dass sie zu bluten begann. Schließlich konnte sie nicht anders, ein Schrei entfuhr ihr. Den hielt Jack jedoch offenbar für einen Lustschrei, denn er stieß noch härter zu, bevor er dann erschauderte, schwitzend und ächzend auf ihr zusammenbrach und beinahe sofort einschlief.

Valerie konnte kaum atmen unter seinem Gewicht, doch sie wartete, wie ihr schien eine Ewigkeit, um ihn nicht zu wecken. Dann wand sie sich behutsam unter ihm hervor, stieg aus dem Bett und stolperte ins Badezimmer. Mit zitternden Händen schloss sie die Tür ab und sank auf den kalten Kachelboden wie eine Lumpenpuppe.

Zitternd blieb sie dort liegen. Heiße Tränen rannen über ihre Wangen, ihr Inneres fühlte sich wund an, und ihre Schenkel waren mit Blut und klebrigem Zeug verschmiert. Was ihr wie eine Ewigkeit geschienen hatte, waren tatsächlich kaum fünf Minuten gewesen. Doch Valerie konnte einfach nicht glauben, dass dieses Erlebnis irgendetwas mit dem Liebesakt zu tun haben konnte. Das hätte ihr doch gewiss irgendjemand gesagt, wenigstens ihre Mutter oder Marianne. Sie hätten ein solches Geheimnis nicht vor ihr verborgen und sie damit so hilflos dieser Situation ausgeliefert.

Wahrscheinlich stimmte irgendetwas nicht mit ihr. Die Übelkeit, der Abscheu, das konnte nicht normal sein. Es war ausgeschlossen, dass Mädchen sich bis zur Ehe auf das freuten, was sie gerade erlebt hatte. Sex diente der Fortpflanzung, doch Mutter Natur hatte diesen Vorgang so angelegt, dass er von beiden Seiten genossen werden konnte; das hatte Valerie jedenfalls gelernt, und niemand hatte ihr je Grund gegeben, daran zu zweifeln. Aber das hatte sie nun nicht erleben dürfen, und sie empfand eine niederschmetternde Enttäuschung.

Sie fragte sich, ob es wohl an der Wirkung des Champagners gelegen hatte. Aber dann hätte Jack doch ebenso davon betroffen sein müssen. Er hatte viel mehr davon getrunken als sie. Wenn man von den körperlichen Unterschieden absah – waren Männer und Frauen wirklich so anders?

Ihr Verstand sagte ihr, dass das nicht der Fall sein konnte. Aber Valerie spürte, dass etwas ganz und gar nicht stimmte an ihrer Lage, und wusste, dass sie den Grund dafür finden musste, bevor es zu einer Wiederholung kam. Sie zog ein Handtuch von der Stange, wand es um sich und begann nachzudenken.

Sie liebte Jack, daran zweifelte sie nicht, und sie wollte ihm körperlich nahe sein. Zumindest glaubte sie das aufgrund der Gefühle, die er zu Anfang in ihr erweckt hatte.

Er hatte ihr gesagt, dass er sexuelle Erfahrungen hatte, woraus sie geschlossen hatte, dass er wusste, was er tat. Deshalb, schlussfolgerte sie, konnte es nicht an ihm liegen. Er hatte offensichtlich erwartet, dass sie ... nun, sie wusste nicht genau, was er erwartet hatte, doch es schien etwas zu sein, das sie ihm nicht geben konnte. Und die Tatsache, dass niemand sie auf eine derartige Quälerei vorbereitet hatte, bestätigte Valeries Überzeugung, dass offenbar mit ihr selbst etwas nicht stimmte.

Sie dachte lange darüber nach, erwog Möglichkeiten, verwarf sie wieder, während ihr Ehemann in dem riesigen Pfostenbett schlief und sich am Himmel über dem Lake Champlain die Morgendämmerung ankündigte. Nachdem Valerie alle anderen Erklärungen ausgeschlossen hatte, blieb ihr nur noch eine: Sie musste frigide sein. Eine dieser Frauen, die keine Lust beim Sex empfinden konnten und über die sie manchmal etwas aufgeschnappt hatte. Die Erwartungen, mit denen sie herangewachsen war, beruhten offenbar auf falschen Annahmen. Sie hatte das Verlangen und die ersten Regungen empfunden, doch dann hatten sich die ehelichen Freuden, von denen ihre Schwestern geschwärmt hatten, nicht eingestellt.

Das war dann eben nicht zu ändern, beschloss Valerie. Wenn es so war, würde sie es irgendwie durchstehen; jedenfalls wollte sie nicht, dass man sich über sie den Mund zerriss und sie womöglich bemitleidete. Sie würde es lernen, ihrem Mann Befriedigung zu verschaffen und nicht an sich selbst denken, und niemand brauchte die schreckliche Wahrheit je zu erfahren. Jack konnte seine ehelichen Rechte einfordern, wann immer ihm der Sinn danach stand, und mit Gottes Hilfe würde sie es wenigstens ertragen lernen, wenn sie schon keine Freude daran hatte. Doch wenn möglich nicht in den nächsten Stunden.

Valerie rappelte sich auf und ließ sich ein Bad ein. Das warme Wasser tat ihr gut, und sie seifte sich gründlich ein, wusch die Spuren dieser Nacht von ihrer Haut. Dann schlich sie in Schlafzimmer zurück, nahm im grauen Morgenlicht so geräuschlos wie möglich frische Kleider aus ihrem Koffer und zog sich rasch an, wobei sie Jack nicht aus den Augen ließ. Doch sie hätte sich nicht zu sorgen brauchen, er rührte sich kein einziges Mal. Dann schlüpfte sie in ihre Stiefel, nahm Mantel und Schal und ging zur Tür. Im letzten Moment kehrte sie noch einmal um und schrieb eine Notiz für Jack.

»Jack, Liebling, konnte nicht mehr schlafen. Wollte dich nicht wecken. Es ist so ein schöner Morgen. Bin spazieren gegangen. Bis zum Frühstück. In Liebe, Val.«

Einen Augenblick später eilte sie den Korridor entlang. Sie hatte das Unvermeidliche hinausgeschoben, für ein Weilchen jedenfalls.

Valerie wanderte den verschneiten Weg am See entlang, bis ihr so kalt war, dass sie ihre Schmerzen weniger spürte. Dann ging sie in den Wald hinein, horchte auf den Gesang der Vögel. Ein Reh starrte sie erschrocken an, fragte sich vielleicht, was sie so früh am Morgen hier zu suchen hatte. Valerie lächelte und blieb reglos stehen, bis das Tier merkte, dass ihm keine Gefahr drohte, und in Ruhe wegging.

Es war ein klarer frischer Morgen, wie geschaffen für Beschwingtheit und unbeschwertes Lachen. Doch Valeries Herz fühlte sich schwer an. Sie kehrte absichtlich erst spät ins Château du Lac zurück, sodass nur noch Zeit für ein kurzes Frühstück blieb, bevor sie zum Flughafen fahren mussten.

Es gelang ihr zu lächeln, als man ihnen ein Tablett mit luftigen Omeletts, Croissants und heißer Schokolade aufs Zimmer brachte, und sie gab sich heiter, während sie ihre Sachen packte. Doch als sie dann in dem großen Chrysler saß und Jacks starke Hände auf dem Lenkrad ruhen sah, verließ sie beinahe der Mut. Die Klänge von Autumn Leaves im Radio retteten sie. Sie liebte diesen Song, zu dem Jack und sie in Boston im letzten Sommer getanzt hatten, vor hundert Jahren, wie ihr schien.

In diesem Moment griff Jack nach ihrer Hand und drückte sie. »Ich erinnere mich«, sagte er.

Zum ersten Mal an diesem Tag trat ein wahrhaftiges Lächeln auf Valeries Lippen. Es war eine kleine Geste, das wusste sie, aber manchmal konnten die kleinen Dinge vieles verändern. Er war ein guter Mann, und sie liebte ihn so sehr. Sie hätte gerne mit ihm über den Abend gesprochen, doch natürlich war das unmöglich. Er würde enttäuscht sein und sie für eine Niete halten. Womöglich liebte er sie dann nicht mehr, und das konnte sie auf keinen Fall riskieren.

Kapitel 3

Jack Marsh kam in einer Wohnung im dritten Stock eines schäbigen Mietshauses im Osten von Kansas City zur Welt, an einem ungewöhnlich kalten Novembertag des Jahres 1930. Seine Mutter lernte er nicht mehr kennen. Sie starb bei der Geburt. Der Hebamme gelang es nicht, die Blutung zu stillen.

Er wurde von seinem Vater und einer Reihe vulgärer Frauen aufgezogen, die so häufig wechselten wie die Jahreszeiten, meist dann, wenn er sich gerade an sie gewöhnt hatte. Es waren nette Frauen, und Jack war es einerlei, ob sie vulgär waren, denn sie gaben ihm zu essen, zogen ihn an, kümmerten sich um ihn und brachten ihn jeden Abend mit einem Gutenachtkuss zu Bett, manchmal sogar mit einem Schlaflied.

Seinen Vater sah er selten. Tom Marsh ging frühmorgens zur Arbeit und kam spät am Abend aus den Bars nach Hause. Manchmal war Jack noch wach und hörte, wie er, noch betrunkener als gewöhnlich, die Treppe hinaufstolperte. Manchmal hörte er auch, wie die Frau ihn ermahnte. Dann drückte er sein Kissen auf die Ohren, denn er wusste, was als Nächstes kam – Flüche, Geschrei, Schläge. Und am nächsten oder übernächsten Tag packte die Frau ihre Sachen und umarmte Jack zum Abschied, meist weinend, mit blutiger Nase oder geschwollenem Auge. Und in Kürze zog die nächste Frau ein.

»Frauen sind alle gleich«, behauptete sein Vater und zwinkerte dabei. Doch schon als kleiner Junge wusste Jack, dass seine Mutter nicht so gewesen war wie alle anderen und dass sein Vater sich betrank, um das zu vergessen.

Vom ersten Tag an, als Ellen Marsh Tom anlächelte und ihn seine elende Kindheit in einem Waisenhaus vergessen ließ, war sie seine ganze Kraft gewesen, sein inneres Gleichgewicht, sein einziger Daseinsgrund. Ohne sie hatte sein Leben keinen Sinn, bestand nur noch aus aufeinander folgenden Zeitabschnitten, die man irgendwie durchstehen musste.

Jack war sechs Jahre alt, als sein Vater ihn zum ersten Mal schlug.

Er begegnete seinem Sohn um zwei Uhr nachts auf dem Weg zur Toilette und schlug auf ihn ein, bis Jacks Lippe aufplatzte, seine Nase blutig und ein Auge geschwollen war. Als der Junge zu Boden stürzte, trat Tom ihm noch in die Rippen.

»Warum tust du das?«, fragte die Frau.

»Einfach so«, antwortete Jack lallend. Doch Jack kannte den Grund, auch mit sechs Jahren schon: Ellen war wegen ihm gestorben. Er hatte seine eigene Mutter umgebracht, den einzigen Menschen, den sein Vater je geliebt hatte. Später hielt Tom seinen Sohn schluchzend im Arm und klagte, dass nur er ihm noch von Ellen geblieben war. Er gelobte, ihn nie wieder zu schlagen. Und tat es doch. Und im Lauf der Jahre begann Jack das Schluchzen danach mehr zu hassen als die Schläge selbst.

Die Frau nahm sich seiner an, wusch seine Verletzungen, verband seine Wunden und erfand Geschichten für ihn, damit er die Schmerzen vergaß.

Er hatte nur wenige Freunde. Respektable Familien waren entsetzt über die Verhältnisse, in denen Tom lebte, und luden Jack nicht zum Spielen ein. Die Jungen aus anderen Familien steckten dagegen ständig in Schwierigkeiten, und mit denen wollte Jack nichts zu tun haben. Er gewöhnte sich daran, allein zu sein. Es machte ihm nicht allzu viel aus. Manchmal ging die Frau mit ihm in den Zoo oder in den Park, wo er an der Kanone aus dem Bürgerkrieg Soldat spielte und Matrose, wenn er sein Spielzeugschiff im Teich schwimmen ließ. Oder sie spazierten zum Hafen, wo er den echten Schiffen nachsehen konnte, die das Wasser des Missouri aufwühlten.

Und bis zu seinem zwölften Lebensjahr verbrachte er jeden Sommer bei den Eltern seiner Mutter auf einer Farm in Iowa. Die Großeltern waren spröde freudlose Menschen, die lediglich ihrer Christenpflicht nachkamen, denn sie waren von vornherein gegen diese Ehe gewesen und verabscheuten den Jungen, der ihre Tochter das Leben gekostet hatte. Am Ende dieses letzten Sommers brannte nachts das Farmhaus nieder, und die beiden alten Leute kamen bei dem Feuer um. Nur ihrem Enkel war es gelungen zu entkommen.

»Was für ein Segen, dass der Junge überlebt hat«, raunten die Nachbarn, als sie zusahen, wie die Feuerwehr mit den Flammen rang.

Auch Jack beobachtete das Geschehen. Das Höllenfeuer, dachte er. Jemand hatte ihm fürsorglich eine Decke umgelegt, aber er fröstelte dennoch in seinem dünnen Pyjama. Es war nicht so, dass er sich über den Tod seiner Großeltern freute. Er war nur froh, dass er nicht mehr nach Iowa kommen musste.

Sie hatten nie genug Geld. Was Tom nicht in Alkohol umsetzte, reichte kaum für die Miete. Die Frau arbeitete manchmal, dann gab es Kleidung und für eine Weile zu essen. Das Essen war schlicht, aber gut, und die Kleidung aus zweiter Hand, aber robust. Dennoch fror Jack nicht selten im Winter und ging häufig hungrig zu Bett.

Als er fünfzehn war, arbeitete er nach der Schule im Schlachthof. Er wurde schlecht bezahlt, durfte aber so viele Reste, wie er tragen konnte, mitnehmen. Nach ein paar Monaten war er kräftig und muskulös, und die Kinder aus wohlhabenden Familien, deren alte Kleidung er auftrug, unterließen es nun, ihn deshalb zu hänseln.

Als er sechzehn Jahre alt war, hatte er sein erstes sexuelles Erlebnis mit einer Hure, die in den Bars von East Kansas City anschaffen ging. Das war ihm einerlei. Sie begegnete ihm an einem Abend, als das Geschäft ohnehin schlecht war, und nahm ihn mit auf ihr schäbiges Zimmer. Er hatte kein Geld bei sich, aber er gefiel ihr, und sie arbeitete manchmal umsonst, wenn sie nicht viel zu tun hatte.

Er hatte schon seit einiger Zeit Erektionen und war auch dahinter gekommen, was man damit anfangen konnte, aber es gefiel ihm wesentlich besser, wenn jemand anderer sich damit befasste. Sie brachte ihn zum Höhepunkt bei diesem ersten Treffen, und weil es sie amüsierte, dass sie seine erste Frau war, beschäftigte sie sich auch den Rest der Nacht mit ihm.

»Komm mich mal wieder besuchen«, sagte sie, als er aufbrach.

Er umarmte sie und versprach es ihr, doch das Versprechen hielt er nicht.

Jack war nicht unintelligent, aber die Schule lag ihm nicht sonderlich. Er arbeitete gerne mit den Händen, baute, bastelte, reparierte. Und er liebte Flugzeuge, seit er mit zehn Jahren mit der damaligen Frau seines Vaters am Flughafen zugesehen hatte, wie die schlanken Maschinen abhoben und landeten. Damals hatte er begonnen, den Park langweilig zu finden, und der Flughafen war ein kostenloses und unterhaltsames Programm für einen Jungen seines Alters. Später begann er dann eisern zu sparen, um sich Aeronautikzeitschriften und Modellflugzeuge kaufen zu können.

Mit sechzehn wollte er von der Schule abgehen, aber sein Lehrer in Werken überredete ihn durchzuhalten, bis er seinen Abschluss machen konnte.

»Du möchtest doch Flugzeugmechaniker werden, nicht wahr?«, fragte der Lehrer. Jack nickte. »Dafür brauchst du ein Studium«, erklärte ihm der Lehrer. »Du musst ein Diplom machen. Bevor du achtzehn bist, nimmt dich sowieso niemand. Und dann, glaube mir, ist der beste Weg, um das zu lernen, was du lernen möchtest, zur Armee zu gehen.«

Außer der Frau war der Lehrer der erste Mensch, der sich je um Jack gekümmert hatte. Jack hörte auf ihn und machte im Juni 1948 sein Diplom. Zwei Wochen später meldete er sich zur Luftwaffe. Nach der Grundausbildung schickte man ihn auf die Schule, auf der Flugzeugmechaniker ausgebildet wurden.

Die Frau packte seine Habseligkeiten zusammen und steckte ihm noch eine Tüte mit selbst gebackenem Kuchen in die Tasche, als er nicht hinschaute. Dann zupfte sie ihm ein imaginäres Staubkorn von seiner abgetragenen Jacke, rückte seine Krawatte zurecht und sah den kräftigen jungen Mann mit den lockigen schwarzen Haaren und den sonderbar gelben Augen lächelnd an.

»Du siehst deinem Vater so ähnlich«, sagte sie und umarmte ihn, etwas zu fest vielleicht, denn sie wusste, dass er nicht mehr wiederkommen würde. »Er ist ein echter Herzensbrecher, und ich wette, du wirst mal genauso einer.«

Die Air Force war das Beste, was Jack Marsh je erlebt hatte. Sie gab ihm viel mehr als nur Arbeit, auch die Ausbildung, die er sich wünschte, drei reichliche Mahlzeiten am Tag. Sie gab ihm ein Zuhause. In der Air Force spielte es keine Rolle, aus welcher Familie man stammte und wie viel Geld man hatte. Hier galten alle gleich viel, alle trugen die gleiche Kleidung, und die war nagelneu.

Der Korea-Krieg brach aus, bevor Jacks vierjährige Ausbildung beendet war, und nun hatte er eine Mission. Er war immer mindestens hundertfünfzig Kilometer von Kampfhandlungen entfernt, doch sein Einsatz war für den Krieg ebenso wichtig wie die Männer, die mit Gewehren auf dem Rücken an der Front durchs Gras krochen. Sein Krieg fand in der Luft statt. Jack wusste alles über den B-52-Bomber. Er konnte ihn im Schlaf zerlegen und wieder zusammensetzen, er konnte ihn auf Höchstleistungen tunen. Die Piloten, die darauf angewiesen waren, dass diese Flugzeuge sie heil zum Ziel und wieder zurückbrachten, begannen immer öfter, nach ihm als Mechaniker zu verlangen.

Im April 1951 erhielt Jack einen Brief von der Frau, in dem sie ihn benachrichtigte, dass sein Vater im Sterben lag. Sie schrieb, dass seine Leber den Dienst versagt hatte und die Ärzte meinten, das läge am Alkoholkonsum. Wie du mir, so ich dir, dachte Jack. Er hätte Sonderurlaub bekommen können. Er hätte nach Hause fahren können. Stattdessen verbrachte er drei Tage in Tokio mit ein paar Kumpeln.

Einen Monat später wurde er zum Oberfeldwebel und Truppführer befördert. Bei Kriegsende hatte er ein exzellentes Team um sich und galt als der beste Mann auf dem Gebiet der Flugzeugwartung.

Im Juni 1952 verließ Jack die Armee gemeinsam mit einem Freund aus Boston namens Joey Santini, dessen Onkel für Federal Airlines arbeitete. Der Onkel war überzeugt davon, dass man für Joey und Jack mit ihren Erfahrungen gewiss einen Platz in der Wartungsmannschaft finden würde, und so war es auch. Die Fluggesellschaft brauchte erfahrene Männer, die ihre Ausbildung beim Militär gemacht hatten. Jack fing noch einmal von vorn an, aber das machte ihm nichts aus. Hauptsache, er arbeitete mit Flugzeugen. Und Boston war so gut wie jeder andere Ort.

Er bezog ein möbliertes Zimmer in einem alten Mietshaus an der Bennet Street, nicht weit vom North End, wo Marianne und Tommy Santini wohnten. Nach der Arbeit traf er sich gerne mit den Leuten aus seiner Mannschaft, und ein- oder zweimal die Woche nahm Joey ihn mit zu seinem Bruder Tommy, wo es immer etwas Gutes zu essen gab.

In dem Sommer, in dem Jack Valerie O'Connor kennen lernte, hatte Federal Airlines die erste Boeing 707 in Auftrag gegeben, und Jack hoffte, dass er zu den Glücklichen gehören würde, die zum Lehrgang für die Jetwartung in Seattle in Washington ausgesucht würden, wo Boeing und Federal Airlines ihren Hauptsitz hatten.

Valerie war ein zartes kleines Ding, das aussah, als könne sie bei einem heftigen Windstoß jederzeit auseinander brechen. Als sie sich zum ersten Mal begegneten, gab sie kaum ein Wort von sich, aber Jack hatte nicht besonders viel übrig für redselige Frauen, und er fand sie irgendwie reizend. Er war aufgeregt an diesem Abend wegen der Boeings, und es gefiel ihm, wie sie an seinen Lippen hing. Sie kam ihm vor wie eine kleine Schwester, die mit großen Augen zu ihm aufblickte.

Jack fühlte sich gut, wenn er mit ihr ausging und sie mit seinen Geschichten von all den Orten, an denen er schon gewesen war, beeindrucken konnte. Sie schien seine Worte förmlich aufzusaugen. Bald merkte er, dass sie sich in ihn verguckt hatte. Er versuchte ein paar Mal, das auszunutzen, aber darauf ließ sie sich nicht ein. Wegen ihrer katholischen Erziehung wollte sie wohl auf den Ehering warten. Das war nicht weiter wichtig, er machte keinen Druck. Er wusste, wo er hingehen konnte, um zu bekommen, was er brauchte. Es gab Orte und Frauen, wo Sex ein simpler Austausch ohne Verbindlichkeiten war. So wie es ihm zusagte. Er traf sich fast täglich mit Valerie. Warum auch nicht, sagte er sich. Er hatte nichts anderes vor. Aber sie hatte irgendetwas an sich, das ihm ans Herz wuchs. Er merkte, dass er während der Arbeit häufig auf die Uhr sah, weil er es nicht erwarten konnte, sie wiederzusehen. Es passte ihm nicht, dass er so abhängig von ihr war, aber er konnte nichts daran ändern, und er war erleichtert, als sie am Labor Day wieder nach Vermont zurückkehrte.

Das heißt, er war so lange erleichtert, bis sie tatsächlich fort war. Dann erinnerte ihn nämlich alles an sie. Ein bestimmtes Parfüm, ein Kichern irgendwo, Eis mit Pekannüssen, Popcorn, ein romantischer Song, Mädchen mit langen seidigen blonden Haaren. Er begann, zu viel zu trinken und zu lange abends in Bars herumzuhängen. Wozu sollte er auch nach Hause gehen? Er war ja doch allein dort. Und wenn er allein war, musste er immerzu an sie denken. Aber wenn er betrunken war, hatte er Ruhe vor ihr.