Weisheit to go - Albert Kitzler - E-Book
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Albert Kitzler

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Beschreibung

Philosophie für die Pause zwischendurch Unterwegs mit den großen Denkern der Antike: Wie schon der erfolgreiche Vorgängerband "Philosophie to go", so verknüpft auch "Weisheit to go" die Erfahrungen der Menschen von heute mit der Weisheit bedeutender antiker Philosophen aus Ost und West. Der Unruhe, dem Stress und der Oberflächlichkeit unseres Alltags setzt Albert Kitzler die zeitlosen Wahrheiten von Seneca, Sokrates, Buddha, Konfuzius, Laotse und anderen Philosophen aus Rom, Griechenland, Indien und China entgegen. Das verändert unseren Blick auf die großen und kleinen Fragen des Lebens, hilft inmitten von Hektik und Zeitdruck, die eigene Mitte zu finden und anstehende Aufgaben glücklicher, gelassener und bewusster zu erledigen. Dr. Albert Kitzler, Jahrgang 1955, Philosoph und erfolgreicher Medienanwalt, gründete 2010 "Maß und Mitte – Schule für antike Lebensweisheit", wo er Seminare, Matineen und philosophische Urlaube anbietet. Seine bisherigen Bücher "Wie lebe ich ein gutes Leben?", "Philosophie to go", "Denken heilt!" und "Vom Glück des Wanderns" wurden von den Lesern mit Begeisterung aufgenommen.

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Seitenzahl: 231

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Albert Kitzler

Weisheit to go

Große Philosophie für kleine Pausen

Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.

Über dieses Buch

Unterwegs mit den großen Denkern der Antike: Wie schon der erfolgreiche Vorgängerband »Philosophie to go«, so verknüpft auch »Weisheit to go« die Erfahrungen der Menschen von heute mit der Weisheit bedeutender antiker Philosophen aus Ost und West. Der Unruhe, dem Stress und der Oberflächlichkeit unseres Alltags setzt Albert Kitzler die zeitlosen Wahrheiten von Seneca, Epikur, Buddha, Konfuzius und anderen großen Denkern entgegen. Das verändert unseren Blick auf die großen und kleinen Fragen des Lebens, hilft inmitten von Hektik und Zeitdruck, die eigene Mitte zu finden und den Alltag glücklicher, gelassener und bewusster zu gestalten.

Inhaltsübersicht

Vorwort

Leben mit alten Weisheiten

Wie sollen die »Worte der Weisheit« gelesen werden?

Zur Gestaltung dieses Buches

Stille

Schaffe Leere bis zum Höchsten! Wahre die Stille bis zum Völligsten!

Der Mensch ist glücklich, wenn seine Seele still und ruhig ist, weil sie durch keinerlei Erregung gestört wird.

Wem stille Ruhe ward zuteil, den fechten keine Leiden an …

Stille entsteht, wenn der Mensch völlig in sich selbst ruht. Diese Stille ist schöpferisch.

Sokrates schätzte die Stille ebenso wie die Unterhaltung.

Wenn du von deinem Weg abirrst, dann zieh dich in einen stillen Winkel zurück und komme wieder zu dir selbst!

Für den Stillen öffnet sich das Innerste des Hauses.

Maßhalten

Bei allem, was der Mensch tut, sollte er eine Waage bei sich haben.

Wahre die richtige Mitte; solch Maß ist in allem das beste.

Der Stamm, der größer als sein rechtes Maß ist, von dem wird das Zuviel weggeschnitten.

Wer in Fülle und Leere das rechte Maß wahrt, der kommt ans Ziel.

Dem Gewinn ein Maß zu setzen tut not!

Der Weise verringert, was er zu viel hat, und vermehrt, woran es ihm mangelt.

Maßlose Hoffnungen macht sich, wer unverhofften Erfolg hat.

Umsetzung von Weisheit

Etwas lernen und sich immer wieder darin üben – schafft das nicht Freude?

Das Wesen der Weisheit liegt nicht im Wort, sondern in der Tat.

Übe, was du gelernt hast, und du wirst das Leid hinter dir lassen und Freude ernten.

Wer weise leben will, muss sich innerlich wandeln.

Erkennen ist nicht schwer, nur Handeln ist schwer.

Das praktische Yoga besteht aus Disziplin, Selbsterkenntnis und Hinwendung zur höchsten Form des Gewahrseins.

Die Menschen sagen alle: Ich weiß, und handeln doch anders.

Selbstbeherrschung

Ich komme vom Himmel, um deinem leidenschaftlichen Drang ein Ende zu machen.

Wer sich selbst bezwingt, ist unbezwingbar.

Selbstbeherrschung und Ausdauer sind die höchsten aller Güter.

Nachlässigen und verkehrten Gewohnheiten erlaubt der Weise nicht, von seinem Leib Besitz zu ergreifen.

Die Selbstbeherrschung führt zu Glück und innerer Ruhe.

Über sich selbst unbedingte Gewalt zu haben, führt zum Seelenfrieden und zur schrankenlosen Freiheit.

In der selbstbeherrschten Seele zeigt sich die Harmonie von Vernunft und Gefühl.

Glück

Wenn mein Herz mit mir einig ist und die Seele auf mich hört, so werde ich glücklich sein.

Weisheit ist Glück.

Stets Vorsicht üben ist die Wurzel jeden Glückes.

Dass wir sterblich sind, ist unser Glück.

Glück entspringt der inneren Haltung und kommt nicht von außen.

Im Glück sei mäßig, im Unglück besonnen.

Keine Tür gibt es für Glück und Unglück, der Mensch ruft sie selber herein.

Musik

Musik und Lieder sind die harmonischen Elemente der Menschlichkeit.

Die Lieder erheben den Menschen. Die Musik macht ihn vollkommen.

Singend erschuf Gott die Welt. Das Singen bereitete ihm Freude.

Musik heilt Krankheiten.

Dann ging er in sein Zimmer und spielte die Zither, um seine Gefühle zu lösen.

Darum bewirkt die Musik die Einheit und festigt so die Harmonie.

Die Musik ist die große Gleichstimmerin der Welt, der Leitfaden zu Maß und Harmonie.

Selbstsorge

Wer nicht sein Inneres pflegt, sondern sein Äußeres, macht der es nicht verkehrt?

Hättest du dich ernstlich bemüht, dich selbst zu erziehen, wäre dir Weisheit geschenkt worden.

Wohin, ihr Menschen? Ihr kümmert euch nur um Geld, aber vernachlässigt euch selbst.

Die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit ist das Wichtigste. Am Äußeren soll man weder hängen noch es ablehnen.

Für andere arbeiten wir viel, für uns selbst wenig.

Des Weisen Tun ist seine Brust, nicht Augenlust.

Hütet, was in euch ist!

Pflicht

Das Werk zu tun sei dein Beruf, nicht kümmre dich’s, ob es gelang.

Ich aber tue meine Pflicht; alles andere geht mich nichts an.

Worin der Weise sein eigentliches Wesen sieht, das ist Liebe und Pflicht und Ordnung und Weisheit.

Wer die Weisheit liebt, geht seinen Berufsgeschäften nach, bleibt ihr aber in seiner ganzen Lebensweise stets verbunden.

Der Weise erzieht sich selbst zur gewissenhaften Erfüllung seiner Pflichten.

Bleibe dir selbst treu, und du wirst glücklich werden!

Liebe ist der Weg, Pflicht die Herberge, Leben Wanderschaft.

Dankbarkeit

Ich habe drei Schätze: Liebe, Genügsamkeit, Selbstbescheidung.

Nie murrt er über etwas, was auch immer geschieht.

In der stillen Tiefe eines Seelenlebens findet sich das Gute. Denn nichts erzeugt so viel Freude wie die Dankbarkeit.

Die Kindesehrfurcht ist die große Grundrichtung in der Welt.

Wenn dir dein Leben nicht erscheint wie eine einzige große, unverdiente Freude, so nur deshalb, weil dein Geist ein falsches Ziel hat.

Stolz und Hochmut ist das Verderben ihrer Besitzer. Wer sein Herz selbst erkennt, den kennt das Glück.

Dankbarkeit ist eine Jagd, die Wohltaten fesselt.

Zorn

Schlafe dich aus, ehe du sprichst, der Sturm bricht sonst los wie ein Feuer im Stroh.

Wenn sich Zorn und Hass hervortun, ist die Seele nicht in der rechten Verfassung.

Der Zorn ist das Tor zur Hölle.

Gewöhne dich, über den Zorn Herr zu werden.

Wie Pilze aus dem Boden, so entspringt der Zorn dem Gemüt.

Geläutert von Begier und Zorn …

Wie ein überschwänglicher Jubel ist der Zorn eine Maßlosigkeit.

Einfachheit

Nicht hungern, nicht dürsten, nicht frieren.

Nach all dem Schnitzen und all dem Gestalten muss man sich wieder zur Einfachheit halten.

Was wahr, einfach und aufrichtig ist, das ist der Natur des Menschen am gemäßesten.

Schlicht ist die Rede, die im Dienst der Wahrheit steht.

Erheben sich die Begierden, so würde ich sie bannen durch Einfachheit.

Des Weisen Weg ist schmucklos, aber man wird seiner nie müde; er ist einfach, aber geordnet.

Die Würde eines Menschen liegt in der Einfachheit des Gedankens und der Wachheit des Geistes.

Körper

Denn bei allem, was die Menschen treiben, spielt der Körper eine Rolle.

Er hatte auch Sport getrieben und seinen Körper auf Ausdauer trainiert, und das Ziel seiner Übungen war, von keinem anderen abhängig zu sein.

Leiden, Gemütsstörung, Körperschwäche, unnatürliches Ein- und Ausatmen sind die Begleiterscheinungen eines zerstreuten Geistes.

Der Weise pflegt seinen Körper, damit er leistungsfähig bleibt.

So also herrscht der Weise: Das Herz leeren. Den Bauch füllen. Stärken die Knochen. Schwächen den Willen.

Sportliche Betätigung steigert die Genüsse des Lebens.

Wo ein Körper ist, da ist auch Leiden, da ist der Tod.

Gegensätze

Die Menschen wissen nur, dass das Leben eine Freude ist, aber nicht, dass es auch bitter ist.

Wenn es keine hohen und tiefen Töne gibt, dann gibt es auch keine Harmonie.

Das Gegensätzliche zieht sich an durch gegenseitige Liebe und Eintracht. Dazu verhilft die Musik.

Die Gegensätze sind der Ursprung der Dinge.

Keine Ebene, auf die nicht ein Abhang folgt.

Sich bilden heißt alles so lernen wollen, wie es geschieht.

Zahllose Widersprüche besitzen, das heißt Reichtum.

Demut

Mein Sohn, in Demut ehre dich selbst, beurteile dich, wie du es verdienst.

Wir lernen aus den Worten und Taten unserer Ahnen.

Wessen Sinne in Ruhe sind, den beneiden selbst die Götter.

Darum weist er Macht von sich und wählt Demut.

Siegle deine Worte mit Schweigen und dein Schweigen mit dem rechten Augenblick.

Wir vermeiden Fehler, wenn wir auf ein Vorbild schauen und uns schämen.

Was du Gutes vollbringst, das schreibe den Göttern zu, nicht dir.

Aufrichtigkeit – Authentizität

Wer wagt es, sich selbst die Wahrheit zu sagen?

Keine Freude ist größer, als Aufrichtigkeit zu finden, blickt man sich selbst ins Herz.

Gerechtigkeit beachtet, ihr Herrscher, und macht eure Worte gerade.

Mit innerlich Fernstehenden reden, wobei man einem die Verlegenheit am Gesicht ansieht, das ist etwas, worauf ich mich nicht verstehe.

Man soll zeigen, dass die Lehre der Lebensweise entspricht.

Wer in der Wahrhaftigkeit gründet, dem gelingt es.

Wer nicht aufrichtig ist, besitzt keine wahre Substanz.

Lust

Lust schlägt in Wut um, Wut in Lust.

Die Sinnenlust ganz anders wirkt: sie ist erst Nektar, Gift am Schluss.

Genussreicher ist das Brot, wenn das Herz glücklich ist als Reichtum mit Kummer.

Nur der Weise vermag sich ganz zu freuen.

Fliehe die Lust, die Unlust gebiert.

Es ist nicht möglich, lustvoll zu leben, ohne dass man vernunftgemäß, schön und gerecht lebt … noch vernunftgemäß, schön und gerecht, ohne lustvoll zu leben.

Die Menschen essen, weil es ihnen Freude macht, aber aus diesem selben Grund mit Essen aufhören, kommt ihnen nicht in den Sinn.

Mitmenschlichkeit

Wer sich richtig um sich selbst kümmert, der kümmert sich auch um die anderen.

Er ist zufrieden und gütig. Darum vermag er Liebe zu üben.

Der Weise verkörpert das höchste Ideal an Menschlichkeit.

Sie sehen sich in einem jeden und einen jeden in sich.

In dem Verhalten zu den Nächsten wird die Grundlage für Menschlichkeit geschaffen.

Besitzen wir nicht von Natur aus so etwas wie Treue, Liebe, Hilfsbereitschaft und Geduld gegeneinander?

Meditieren wir über die Menschlichkeit, so werden wir stark.

Überheblichkeit – Hybris

Drum erhebe sich nimmer ein Mensch und frevele nimmer; sondern genieße, was ihm die Götter bescheren, in Demut!

Der Weise kennt keinen Hochmut. Er kennt nur das Bestreben, besser zu werden.

Zeus, misch dem Guten auch ein Unglück bei!

Erkenn den Rhythmus, der im Menschenleben herrscht!

Die Philosophie verdrängt die auf bloßem Schein beruhende Einbildung.

Erhebe dich nie über andere Menschen!

Sinne nicht über den menschlichen Horizont hinaus.

Gelassenheit – Duldsamkeit

Halte denn aus, mein Herz, auch in unerträglichen Leiden!

Gott ist es, der dem Weisen Geduld verleiht im Unglück.

Wir gehen und wissen nicht, wohin, wir bleiben und wissen nicht, wo.

Es gibt nichts, was Hoffnung oder Furcht verdient, weil doch alles einmal aufhören wird.

Beachte ihn nicht, dann straft er sich selbst.

Von dem, was ist, hat Gott das eine in unsere Hand gegeben, das andere nicht.

Denn die Erkenntnisse, in seinem Inneren gewonnen, lassen den Weisen äußere Dinge leichtnehmen.

Verdinglichung

Wer viel besitzt, darf sich von seinem Besitz nicht zum Ding machen lassen.

Die Ungebildeten wandeln unter den Gebildeten wie die Toten unter den Lebenden.

Das Weiche siegt über das Harte. Das Schwache siegt über das Starke.

Wer nur für seinen Besitz sorgt, wird zu Stein.

Das starre Stehenbleiben beim Hergebrachten hat Verderben zur Folge.

Jenseits von Reden und Schweigen wohnt das Erleben.

In der Gewöhnung an euren Besitz verwachst ihr mit ihm!

Mitte

Der Weise hält sich an Maß und Mitte.

Mit fester Kraft besetzt die Mitte!

Der Vollendete wandelt auf dem mittleren Pfad.

Achte auf die Mitte!

Das Beste ist die unserer Individualität entsprechende Mitte.

Zu viel ist ebenso falsch wie zu wenig.

Wer die Mitte wahren kann, verdient höchsten Ruhm.

Verzicht – Entsagung

Gott gibt uns dieses, und jenes versagt er.

Man leiste mit bezähmtem Sinn Verzicht auf seines Handelns Frucht.

Wer viel sammelt, verliert notwendig Wichtiges.

Der wahrlich große Mensch hat sein Ich eingebüßt und erreicht den Gipfel der Selbstbeschränkung.

Wer sich freiwillig der Lust enthält, ist weise, wer ihrer nicht bedarf, ist glücklich.

Leersein ist Fasten des Herzens.

Jedem Ansturm gewachsen ist die Seele, die auf alles Äußere verzichtet hat.

Natur

Des Menschen Kraft und Lebensfreude fließen aus der Natur, dem Urgrund seines Lebens.

Selbsterkenntnis ist die Erkenntnis der in uns wirkenden Natur und führt zur Seelenruhe.

Wer die Natur erkennt und ihr folgt, wird frei von Sorgen.

Gott und Natur sind ein und dasselbe.

Echte Wahrheitssucher lieben die Natur und finden in ihr das eigene Wesen.

Das höchste Richtmaß vernachlässigt nicht die tatsächlichen Naturverhältnisse.

In Wahrheit handelt in der Welt nur die Natur.

Gerechtigkeit

Die größte Frucht der Gerechtigkeit ist die Beruhigtheit.

Gerechtigkeit bedeutet »Jedem das ihm Zukommende« gewähren.

Der Mensch sollte seine Seelenteile sowohl untereinander wie mit sich selbst befreunden und in diesem Zustand halten.

Gerechtigkeit führt überall zur Eintracht.

Bedenke, dass alles, was geschieht, gerechterweise geschieht.

Weinend wandert das Recht durch die Städte.

Wenn die Oberen Gerechtigkeit walten lassen, so kommen Staat und Haus in Ordnung.

Leiden – Leidenschaften

Ich irre von Leiden zu Leiden, denn noch hab ich die Heimat nicht berührt.

Weil sie vor allem das Vergängliche und Bedrückende im Leben sahen, meinten die indischen Weisen, dass alles Leiden ist.

»Wieso kann ich dem Leid nicht entgehen?«, fragte der Fürst von Lu.

Leiden entsteht, wenn die Harmonie des naturgemäßen Zustands im Körper gestört wird.

Der Erleuchtete kennt nicht Tod, nicht Krankheit, nicht Leiden.

Menschen von Charakter, Scharfsinn, Klugheit und Weisheit haben in der Regel lange in Not und Elend gelebt.

Das beste Haus ist das, welches die geringste Einrichtung braucht.

Übung

Das Wichtigste bei der Weisheit ist, dass man sie immer wieder übt und anwendet.

Die Gewöhnung führt zu der Fähigkeit, etwas zu tun, die Kenntnis der Theorie dagegen nur zu der Fähigkeit, darüber zu reden.

Der inneren Dämonen wird nur Herr, wer Maß hält und sich ständig darin übt.

Auch der Weise ist nicht vollkommen und übt sich ständig.

Es heißt, eine Alte habe jeden Tag ein Kälbchen hochgehoben und am Schluss einen Ochsen getragen.

Alle Menschen sagen: Ich weiß, und sind doch nicht imstande, auch nur einen Monat danach zu leben.

Der Weise trainiert seinen Körper auf dem Sportplatz und die Seele durch Erziehung.

Tapferkeit, Mut

Tapfer ist nicht nur, wer über seine Feinde, sondern auch wer über seine Lüste siegt.

Zur Lebensweisheit gehört, dass der Mensch standhaft bei dem verharrt, was er für richtig erkannt hat.

Man übe Yoga mit frohem Mut und äußerster Entschlossenheit.

Weisheit, Menschlichkeit, Mut: Diese drei sind die immer wirksamen Geisteskräfte auf Erden.

Der Weise ist ein Krieger gegen Lust und Leid.

Ein großes Unglück ist es, ein Unglück nicht ertragen zu können.

Ein tapferes Herz in übler Zeit ist ein Kamerad für seinen Herrn.

LITERATUR ZUM EINSTIEG

Verzeichnis der verwendeten Literatur

Dank

 

 

 

»Die Wahl der natürlichen Eltern steht nicht in unserer Macht, aber die der geistigen.«1

 

Seneca

 

 

 

Meinen Lehrern

 

Sokrates, Platon, Aristoteles,

Seneca, Musonius Rufus, Marc Aurel,

Laotse, Konfuzius, Zhuangzi,

den Verfassern der Upanishaden, Buddha, Patañjali

u.a.

 

 

 

»Das Wasser fließt so glatt dahin, und doch hat es unermessliche Tiefen:

Darin gleicht es der Weisheit.«

 

Buch der Riten, Sitten und Gebräuche

Vorwort

Ich freue mich, nach meinem Buch »Philosophie to go. Große Gedanken für kleine Pausen« nunmehr einen zweiten Band mit kommentierten »Worten der Weisheit« vorlegen zu können. Der Verlag und ich haben uns dazu entschlossen, nachdem »Philosophie to go« eine sehr positive Aufnahme bei den Lesern gefunden hat. Die hier vorgelegte Sammlung von »Worten der Weisheit« enthält ausgewählte Zitate aus dem antiken Weisheitswissen in Orient und Okzident. Bald nach Gründung meiner Schule für antike Lebensweisheit »Maß und Mitte« im Jahr 2010 habe ich damit begonnen, die »Worte der Weisheit« über einen täglichen, kostenlosen Newsletter an eine ständig wachsende Zahl Interessierter zu versenden, die ich auf diesem Weg an das antike Weisheitswissen und die Kunst der guten Lebensführung heranführen möchte. Ich halte die überlieferten Weisheitserfahrungen der Völker der Welt, wie sie von den großen Denkern, Weisen und Heiligen in Worte gefasst wurden, für das vielleicht wertvollste kulturelle Erbe, das wir besitzen. Sie zeigen uns, wie ein gutes Leben gelingen kann. Denn es lehrt uns, gut zu leben.

 

Bis heute (Herbst 2019) sind zu rund 90 Themen über 3000 »Worte der Weisheit« erschienen. Fast täglich erhalte ich Zuspruch von Leserinnen und Lesern, wofür ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken möchte. Das vorliegende Buch enthält eine kleine Auswahl aus den »Worten der Weisheit« der letzten neun Jahre.

 

Zu 27 Themenfeldern werden je sieben Zitate besprochen. Die Themen sind überwiegend neu. Ein kleiner Teil der Themen ist identisch mit denen des ersten Bandes, die Zitate sind freilich alle neu. Zur Erläuterung des Buches darf ich auf das Vorwort des ersten Bandes verweisen, wo alles Wesentliche gesagt worden ist. Dort habe ich ausgeführt:

 

Der Titel »Philosophie to go« scheint ein Widerspruch in sich zu sein, denn Philosophie wie die Weisheit ist ihrem Wesen nach »den Schritt anhalten«, zur Ruhe kommen, sich sammeln, nachdenken oder, wie die Inder sagten, sich zu den Füßen des Lehrers hinsetzen und zuhören. Aber seit den alten Chinesen, in deren Philosophieren die Suche nach dem »rechten Weg« (Tao, Dao) im Zentrum stand, bis hin zu Heidegger, der sein Denken – wie Platon – als ein »Unterwegs-Sein« verstand, war Philosophieren auch immer bewegt und bewegend. So passt es doch wieder, wenn wir einen Titel gewählt haben, der auch diejenigen Menschen »abholen« möchte, die nur noch unterwegs Zeit finden, über sich und ihr Leben nachzudenken.

 

Das Buch ist aus einem »Newsletter« entstanden, den ich seit Januar 2011 jeden Morgen unter dem Titel »Worte der Weisheit« per E-Mail an Interessierte verschicke. Es sind unvergängliche Lebensweisheiten und Einsichten aus den bedeutendsten Werken antiker Denker in Ost und West. Ich habe sie jeweils mit kurzen Kommentaren versehen, die ihren Inhalt, ihre Aktualität und Relevanz für unser Leben erläutern. Vielen Lesern haben sie Kraft, Inspiration und Anregungen gegeben, manchen auch Trost und Halt in schwierigen Zeiten. […]

Leben mit alten Weisheiten

Mich haben die Einsichten, Weisheiten, Anschauungen und Philosophien großer Denker und Weiser mein Leben lang begleitet. Sie haben meine Sichtweise verändert, meine Freude am Leben gesteigert, mich vor Schaden bewahrt, haben mir über existenzielle Tiefpunkte hinweggeholfen und die Kraft gegeben zu ertragen, was ich nicht ändern kann. Sie haben mich davon abgehalten, einseitig und unaufmerksam zu leben, meinem Körper zu schaden, übermäßig zu arbeiten, zu selbstbezogen zu handeln. Sie haben mir die Kraft und den Mut gegeben, gegen den Strom zu schwimmen, materiellen Verlockungen zu widerstehen, auf Macht und Ansehen zu verzichten, mich regelmäßig zu sammeln, Ruhe und Stille zu suchen, Freundschaften zu pflegen, auf die Schönheiten des Alltags zu achten und anderes mehr. Sie haben mein Leben zu dem gemacht, was es ist. Ich bin weit davon entfernt, ein Weiser zu sein. Was ich aber Gutes in meinem Leben errungen habe, das verdanke ich zum großen Teil einer immer wieder aufgenommenen und fortgeführten Beschäftigung mit dem antiken Weisheitsdenken. Ich werde diesen Weg fortsetzen und mich weiter mit dem beschäftigen, was mein Wohlbefinden beeinträchtigt. Um zu lernen, gut zu leben, braucht es das ganze Leben (Seneca). Aber ich weiß, dass jeder noch so kleine Erfolg mich zufriedener machen wird.

 

Alles, was ich auf diesem Weg gewonnen habe, entwickelte sich erst im Laufe der Zeit, nach vielen Erfahrungen, Erfolgen wie Enttäuschungen, Erfüllungen wie Versagungen, Begegnungen wie Trennungen. Lange geschah der Einfluss eher unbewusst. Erst sehr spät erkannte ich, dass wir »Weisheiten« auch bewusst einüben können und sogar müssen, wenn wir unsere Lebensqualität verantwortungsvoll und kontinuierlich verbessern wollen. Zu dieser Einsicht gelangte ich, als ich anfing, die vielen guten Gedanken, auf die ich während der Lektüre philosophischer Bücher stieß, systematisch zu sammeln, mir das Wichtigste herauszuschreiben, einzuprägen und im täglichen Leben »auszuprobieren«. Einzelne Spruchweisheiten, gelungene Formulierungen, Bilder oder Anekdoten wurden allmählich so präsent in meinem Denken und Bewusstsein, dass sie mir in konkreten Lebenssituationen sofort gegenwärtig sind und meine Reaktion im Denken, Fühlen und Handeln positiv beeinflussen. So fällt mir häufig das »Nichts zu sehr!« ein und hält mich davon ab, etwas zu übertreiben, etwa zu viel zu essen oder zu trinken. »Achtsam zuhören und nicht viel reden« (Kleobulos von Lindos) kommt mir in den Sinn, wenn ich in einem Gespräch zu viel von mir selbst erzähle und die anderen nicht ausreichend zu Wort kommen lasse. Immer wenn ich etwas tun möchte, was »man« gewöhnlich nicht tut, fällt mir Diogenes ein, der auf die Frage, warum er das Theater stets durch den Ausgang betrete, antwortete, »dass er dies sein ganzes Leben so gehalten habe«. Begegnet mir jemand missmutig, zornig oder aggressiv, fällt mir ein Ausspruch eines japanischen Weisen ein: »Lass dich durch die Dummheit der anderen nicht ärgern« (Kaibara Ekiken), oder: »Warte mit deiner Reaktion, bis der Zorn verflogen ist« (Pythagoras), oder: »Wende deinen Blick auf dich selbst und prüfe, ob du nicht ähnliche Fehler hast« (Marc Aurel). Die kontinuierliche Beschäftigung mit weisen Gedanken veränderte im Laufe der Zeit meine verinnerlichten Denk- und Verhaltensmuster, sodass sich heute Zorn, Ärger und Aggression zumeist im Aufwallen bereits wieder verflüchtigen. Ich bin kein empfindungsloses Neutrum geworden. Aber ich ärgere mich bei solchen Gelegenheiten nicht länger und kann souveräner und gelassener reagieren. Aus den guten Gedanken wurde eine Haltung, die mir Halt und Gleichmut gibt. Dadurch wird der Aggression des anderen die Spitze genommen, das Gespräch gerät in konstruktive Bahnen oder schaukelt sich zumindest nicht weiter hoch. Ich bin sehr froh darüber, für meinen persönlichen Bereich den Streit, also die aggressive Konfrontation (nicht Konflikt und Auseinandersetzung) aus der Welt geschafft zu haben. So erfüllte sich für mich ein Wort des Konfuzius und Laotse, wonach »der Weise keinen Streit kennt«.

 

Gelingt es mir aber einmal nicht, die Ruhe zu bewahren, dann denke ich an Seneca, der empfahl, abends vor dem Schlafengehen den Tag Revue passieren zu lassen, um sich zu loben für das Gelungene und sich zu ermahnen für das, was noch weiter geübt werden sollte. Drohe ich schließlich auch in dieser Bemühung nachzulassen, motiviert mich vielleicht der Satz aus dem I Ging, »die Dauer ist die Art des Weisen«, eine bewährte Übung wieder aufzunehmen, bis sie endlich zu einer festen Gewohnheit und Lebenshaltung geworden ist.

 

Diese Beispiele aus meinem persönlichen Lebensbereich sollen genügen, um die Wirkungsweise und den Nutzen von komprimierten philosophischen Gedanken zur Lebensführung zu veranschaulichen. Ich führe sie nicht an, weil ich mir als besonders weise vorkomme. Wie jeder Leser versuche ich jeden Tag aufs Neue, das Beste aus meinem Leben zu machen, manchmal mit mehr, manchmal mit weniger Erfolg. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass der hier beschriebene Umgang mit den Einsichten und Weisheiten großer Denker uns allen helfen kann, mit den Schwierigkeiten und Herausforderungen des Lebens besser zurechtzukommen sowie seine Schönheiten bewusster wahrzunehmen und freudvoller zu genießen.

 

Es sollte natürlich nicht so sein, dass wir uns bei jeder Gelegenheit fragen, was würde Sokrates oder Konfuzius jetzt machen (obwohl das manchmal helfen kann). Am besten ist es ohnehin, überhaupt nicht mehr über das, was zu tun ist, nachdenken zu müssen und aus einer reifen und gefestigten Mitte heraus intuitiv das Richtige zu tun. Aber bis dahin ist es ein langer Weg. Andererseits ist es eine Tatsache, dass jeder von uns tagtäglich unzählige kleine und größere Entscheidungen trifft und dabei stets bewusst oder unbewusst Abwägungen vollzieht: Bleibe ich noch zehn Minuten im Bett liegen, oder mache ich ein wenig Gymnastik? Esse ich eine weitere Portion? Fahre ich mit dem Auto, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrrad? Arbeite ich eine Stunde länger, oder fahre ich nach Hause? Gehe ich laufen, oder schaue ich TV? Nehme ich mir Zeit für meine Kinder, für meinen Partner oder für mich? All diese Entscheidungen haben Einfluss auf unser Wohlbefinden. Immer können wir uns gut oder weniger gut entscheiden. Je besser wir es lernen, überhaupt darüber nachzudenken, uns bewusst zu entscheiden und uns dabei von weisen Gedanken leiten zu lassen, umso besser bekommen wir unser Leben in den Griff und umso näher kommen wir uns selbst. Um uns aber »weise« zu entscheiden, brauchen wir Weisheitswissen, das abrufbar und möglichst präsent und verinnerlicht ist. Dieses Weisheitswissen in einer Form zu präsentieren, die die nötige Kompaktheit besitzt und trotzdem nicht an der Oberfläche bleibt, ist eines der Ziele der vorliegenden Sammlung.

Wie sollen die »Worte der Weisheit« gelesen werden?

Die Leserinnen und Leser können das Buch an jeder beliebigen Stelle aufschlagen und mit der Lektüre beginnen. Jede Seite ist in sich abgeschlossen und aus sich heraus verständlich. Den inneren Zusammenhang, der zwischen den einzelnen Texten und Themen besteht und sich in der Gesamtschau zu dem Ideal einer weisen und gelungenen Lebensführung zusammenschließt, werden die Leser im Laufe der Zeit selbst erkennen …

 

Die Zitate stammen aus sehr alten Quellen, die teilweise nur bruchstückhaft überliefert sind und deren Übersetzung bisweilen große Schwierigkeiten bereitet, zumal wir vieles nur aus zweiter oder dritter Hand besitzen. Für den Umgang mit den nachstehenden Zitaten bedeutet dies, dass der Leser auf den Kern der Aussagen achten und darüber nachdenken sollte, was der Autor sagen wollte und welche Lebenssituationen er vor Augen hatte. Einwände lassen sich viele finden, zumal der erläuternde Kontext und die Begründungen hier regelmäßig fehlen. Es ist leichter, eine Weisheit zu »widerlegen«, als ihren tiefen Sinn mit all dem Ungesagten und nur Angedeuteten angemessen zu verstehen und die Relevanz für unser Leben zu erkennen. Was Horaz den Lesern seiner Satiren vorhielt, gilt von jeder der hier ausgewählten Weisheiten: Von dir und deinem Leben sprechen sie.2

 

Wir werden daher am meisten Nutzen aus den Zitaten ziehen, wenn wir wohlwollend interpretieren und nicht leichtfertig Dinge, Aussagen und Lebenssituationen unterstellen, die der Autor nicht im Sinn hatte. Sokrates hat einmal empfohlen, die Worte von Weisen nicht allzu schnell und leichtfertig beiseitezulegen, sondern sorgfältig zu überlegen, ob sie nicht wirklich etwas Wichtiges enthalten.3