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Die besten Porträts aus 10 Jahren FrauenTaschenKalender Frauen – das schwache Geschlecht? Von wegen! Lassen Sie sich mit hineinnehmen in 40 inspirierende Geschichten von starken Frauen, die etwas Besonderes gewagt oder erreicht haben. Frauen aus anderen Jahrhunderten genauso wie Frauen von heute. Frauen, die Grenzen überwunden, Hosen angezogen, ihre Klugheit bewiesen und mit dem Mut ihres Herzens gehandelt haben. Und deren Glauben und Entschlossenheit zeigen: Frauen können die Welt bewegen! Mit Porträts von Margarete Steiff, Malala Yousafzai, Magda Trocmé, Katie Davis Majors, Maria von Wedemeyer, Heidi Baker, Sophie Scholl, Eva-Maria Admiral, Anna Nitschmann, Asia Bibi und vielen mehr
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Seitenzahl: 110
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© 2021 Brunnen Verlag GmbH Gießen
www.brunnen-verlag.de
Umschlaggestaltung: Daniela Sprenger
Satz: DTP Brunnen
ISBN Buch 978-3-7655-0758-8
ISBN E-book 978-3-7655-7587-7
Frauen können die Welt bewegen!
ÜBER GRENZEN GEHEN
Margarete Steiff
Hetty Overeem
Lilias Trotter
Katherine Johnson
Jackie Pullinger
IM NAMEN DER GERECHTIGKEIT
Juliane von Krüdener
Gil Won-Ok
Malala Yousafzai
Antoinette Brown Blackwell
Pandita Ramabai
MIT DEM MUT DES HERZENS
Magda Trocmé
Katie Davis Majors
Gertrud Kurz
Maria von Wedemeyer
Heidi Baker
Lisa Misraje Bentley
Sophie Scholl
LEBENSWENDE
Friederike Garbe
Heike Bausch
Eva-Maria Admiral
Helma Bielfeldt
Soheila Fors
AUSGEZEICHNET
Helen Keller
Isabel und Melati Wijsen
Anna Nitschmann
Selma Lagerlöf
Else Beitz
Florence Nightingale
Wangari Maathai
VERGEBEN HEIßT NICHT VERGESSEN
Asia Bibi
Jeanne Bishop
Kim Phuc Phan Thi
Alice Herz-Sommer
WEIL JEDER MENSCH WERTVOLL IST
Inge Kimmerle
Christine Bronner
Ruth Pfau
Hannah Brencher
Lea Ackermann
Carolin Neufeld
Cicely Saunders
Literaturhinweise
Seit mehr als zehn Jahren beschäftige ich mich nun schon intensiv mit den Lebensgeschichten unterschiedlicher Frauen. Frauen, die große Bekanntheit erlangt und Auszeichnungen erhalten haben. Frauen, die es bis in die Geschichtsbücher geschafft haben oder in die modernen Nachrichten – und Frauen, die eher unbekannt geblieben sind. Allen ist gemeinsam: Sie haben etwas bewältigt oder bewegt. Haben Grenzen überwunden und ihr Herz weit geöffnet. Waren mutig, haben Neues gedacht und gewagt.
Ihre spannenden Lebensgeschichten, die ich hier zusammen mit Andrea Specht nacherzähle, erscheinen nun schon seit 2011 im „FrauenTaschenKalender“. Zwölf Frauen werden in jedem Jahr vorgestellt, jeden Monat eine. Vielleicht gehört dieser besondere Taschenkalender schon lange zu Ihnen, vielleicht machen die „Weltbewegerinnen“ Sie auch auf ihn neugierig.
Wenn ich mich in den vergangenen Jahren hineinlas in die Lebensgeschichten der Frauen, die uns vorangegangen sind, manchmal viele Jahrhunderte vor uns gelebt haben, war ich oft erschüttert, empört, ja, fassungslos, wie hart der Weg für die Frauen war. Kaum zu fassen, wie lange sie von den Universitäten ferngehalten wurden oder nicht auf die Kanzel durften, ja, als Mädchen noch nicht einmal die Erlaubnis hatten, lesen und schreiben zu lernen. Mit viel Einsatz haben sie die Freiheit erkämpft, die mir, meinen Töchtern, meinen Enkeltöchtern wie selbstverständlich in die Wiege gelegt wurde: die Gaben und Möglichkeiten zu leben, die unser Schöpfer in uns hineingelegt hat.
Ich gestehe gern: Die Beschäftigung mit diesen Frauen hat mich verändert, sie hat meinen Blick neu geschärft für den Kampf der Frauen um Bildung, Mitspracherecht, später Wahlrecht und Gleichberechtigung. Es begeistert mich bis heute, was diese mutigen Frauen erreicht haben. Oft waren sie noch sehr jung. Manchmal vermeintlich zu alt. Fast immer brauchten sie einen sehr langen Atem.
Sie halten also echte Inspirationsgeschichten in Ihren Händen – 40 Frauenporträts in der bewährten Vielfalt. Viel Freude an der Lektüre!
Ihre Claudia Filkermit Andrea Specht
MARGARETE STEIFF
Vier Tage bangen die Eltern der kleinen Margarete um ihr Leben. Was für eine Erleichterung, als das Fieber endlich sinkt! Aber die Kraft kehrt nicht wieder in Margaretes Körper zurück. Die Beine und der linke Arm gehorchen ihr nicht mehr. Jahre später diagnostizieren Ärzte bei ihr Kinderlähmung. Im Leiterwagen wird sie durch den Ort gezogen, auf eine Decke gesetzt, von wo sie sehnsüchtig die anderen Kinder beim Spiel beobachtet. Wird sie ihr ganzes Leben lang auf die Hilfe anderer angewiesen sein?
Aber die besorgten Eltern unterschätzen die Durchsetzungskraft ihrer Tochter. Margarete beeindruckt durch ihr Selbstbewusstsein. Und sie schaut nicht auf das, was sie nicht kann, sondern auf das, was sie kann. Als „Inklusion“ noch ein unbekanntes Fremdwort ist, drängt sie zielstrebig darauf, die Schule der gesunden Kinder zu besuchen. Von vielen Händen getragen und geschoben glänzt sie dort mit überdurchschnittlichen Leistungen. Natürlich setzt sie wie so oft ihren Kopf durch und besucht später die Nähschule. Gegen den erklärten Willen des Vaters, der sie vor der Enttäuschung bewahren will, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Trotz ihres schweren Handicaps lernt sie hervorragend Schneidern. Und wer kauft die erste Nähmaschine am Ort? Natürlich Margarete, denn wenn sie etwas ganz besonders ausgeprägt besitzt, dann ist es ein tüchtiger Geschäftssinn. Und sie hat Visionen. Denkt groß. „Geht nicht“ gibt’s nicht.
1877 gründet sie eine Schneiderei unter dem elterlichen Dach. Bald hat sie eine angestellte Näherin und ist spezialisiert auf Kinder- und Damenbekleidung. „Konfektionsware“ heißt das neue Zauberwort. Sie ersetzt teure maßgeschneiderte Kleidung.
Manchmal braucht man zum ganz großen Erfolg auch eine ordentliche Portion Glück. Margarete Steiffs großer geschäftlicher Durchbruch kommt, als sie schon einen florierenden Familienbetrieb führt. Der Verkaufsschlager sind Nadelkissen in Tierform, die sich als beliebte Spielzeuge herausstellen. Elefanten sind der Knüller. Schon bald sind die niedlichen Tiere als Spielzeuge beliebt, denn weiches Spielzeug war bis dahin unbekannt.
Margarete nutzt bald wieder eine neue Idee: Sie betreibt einen Versandhandel. 1902 ist Teddys Geburtsstunde. Ihr kreativer Neffe Richard entwickelt einen Stoffbären mit beweglichen Armen und Beinen aus besonders flauschigem Plüsch. Etwas ganz Neues! Auf der Leipziger Messe soll der kleine Bär bekannt gemacht werden. Was für ein Glück: Er findet auch den Weg über den Atlantik und wird dort zum durchschlagenden Erfolg. Der kleine Bär erobert sogar das Herz des amerikanischen Präsidenten „Teddy“ Roosevelt. Das ist der Startschuss einer unglaublichen Teddykarriere.
Das Unternehmen wächst und Margarete bleibt mittendrin. Fährt jeden Tag im Rollstuhl durch die lichtdurchfluteten Fabrikhallen. Ihre warmherzige, freundliche Art motiviert die Mitarbeiterinnen und hält auch in schwierigen Zeiten das riesige Familienunternehmen zusammen. Vielleicht ist ein Geheimnis ihres Lebens nicht der Knopf im Ohr, der die Qualität ihrer Plüschtiere und somit den Firmenerfolg schützen soll, sondern ihr Konfirmationsspruch: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
Eine Zusage, mit der Margarete oft hadert und die sie gleichzeitig hält.
(CF)
MARGARETE STEIFF,
1847–1909, baute trotz ihrer Behinderungein Unternehmen von Weltrang auf.
HETTY OVEREEM
„Wissen Sie … ich bin völlig vom Hocker. Ich habe so lange nichts mehr mit Gott zu tun gehabt. Und nun, hier, plötzlich sind Sie da. Aber so anders. So einfach. Nur da. Nur mit einem Esel. Nur Kaffee machen und was reden und sonst nichts … Das haut mich um. Wenn Gott so ist … Ja, dann sollte ich mich vielleicht doch mal wieder an ihn wenden.“ Während die junge Frau so zu der Pfarrerin in Treckinghose und Wanderschuhen spricht, krault sie die langen Eselsohren. „Und – wie schnell läuft der Esel?“ „Zwei Kilometer pro Stunde Spitzenleistung.“
Wie oft hat Hetty Overeem diese Antwort in den vergangenen drei Jahren schon gegeben, seit sie mit Esel Speedy und Hund Barou durch die Schweiz wandert? Das ungewöhnliche Dreiergespann „on tour“ ist überall ein Hingucker.
Das mit dem „Geht in alle Welt“ hat Hetty Overeem ganz wörtlich genommen: Geht – nicht fahrt! Die Wanderpfarrerin ist so gemächlich unterwegs, dass andere sich für ein oder zwei Kilometer auch mal dazugesellen können. Ein Stück des Weges mitlaufen.
Ihr Tipi baut Hetty überall dort auf, wo sie mit Esel und Hund hinkommt. „Kirche kommt zu dir. So wie Jesus zu dir kommen will.“ So oder so ähnlich sagt es die Pfarrerin schon mal zu einem Menschen, der sich in ihr Tipi locken lässt. Manchmal reicht sie auch „nur“ einen Kaffee, den sie auf dem Gaskocher kocht, oder lädt zu einem Käsefondue ein.
Es gibt Tage, da platzt das Tipi aus allen Nähten, manchmal sitzen da nur zwei Menschen, wenn die Pfarrerin eine Andacht hält. Lieder, Gebete, uralte Texte von den Wüstenvätern, besondere Texte, die Hetty in Ägypten entdeckt hat. Die Wanderpfarrerin erlebt mit ihnen immer wieder Erstaunliches: dass sie auf eigentümliche Weise dem Menschen von heute ins Herz sprechen.
Manchmal sagen die Leute: „In die Kirche will ich nicht, aber über Gott reden, das will ich. Jetzt mit Ihnen.“ Lange hatte sie als „normale“ Pfarrerin in Lausanne gearbeitet. Dann hat’s „gekribbelt im Bauch“ und sie beschloss aufzubrechen und sich auf diesen ungewöhnlichen Weg zu machen. Ihre provokante Botschaft: Jesus ruft uns heraus, aus dem Luxus, der Kontrolle, dem Komfort, den Gottesbildern, die uns wegbringen von ihm.
Und es funktioniert: Im Tipi ist kein Amt zwischen ihr und den Leuten. Hier fühlt Hetty sich auf eigentümliche Weise den Menschen näher. Wenn Unbekannte ihr Zelt betreten, bringen sie manchmal einen tiefen Schmerz mit. Zuhören ist Hettys erste Aufgabe, aber auch Fragen stellen. Hetty vertraut auf Gottes Geist, der auch ihre Worte gebrauchen möchte.
Im Winter bewohnt die Pfarrerin in der Metrostation Lausanne eine kleine Hütte, an der Leute rastlos vorbeihasten. Aber auch hier bleibt Hetty Hetty: isst, singt, betet, hört zu, fragt nach. Ist wach für Gottes Inspiration. Und spricht in die Herzen der Menschen.
Durch ihre eigenen Fragen und Ungewissheiten ist die Pfarrerin ganz nah bei denen, die sie in ihrem Tipi, in ihrer Hütte besuchen. Mit ihren Zweifeln im Gepäck.
(CF)
HETTY OVEREEM,
geb. 1956, ist eine niederländischeevangelische Theologin und Autorin.
LILIAS TROTTER
Sie hätte eine der größten lebenden Künstlerinnen ihrer Zeit in England werden können. Ihr Talent stimmte sogar den harschen Kunstkritiker John Ruskin um, der bis dahin davon überzeugt war, Frauen könnten nur liebliche und minderwertige Kunst vollbringen. Doch als er die „ungeschulten“ Zeichnungen von Lilias Trotter zu Gesicht bekommt, ist er von der umwerfenden Gabe gefesselt, die in der 25-Jährigen schlummert.
Ruskin möchte Lilias als Mentor fördern, unterrichten und zu Bekanntheit bringen. Der Preis ist für Lilias hoch: Sie muss sich für die Kunst aufgeben. Nach schwerem innerem Kampf entscheidet sich die junge Frau gegen die reizvolle Perspektive, ihr Potenzial zur vollen Entfaltung zu bringen. Sie will kompromisslos für Gott und sein Reich leben.
Wohlhabend im viktorianischen London aufgewachsen, engagiert sie sich bereits als junge Frau – wie viele Töchter aus höherem Haus – für wohltätige Zwecke. Stark geprägt durch geistliche Bewegungen und Aufbrüche wie die Keswick-Konferenzen und die Evangelisationen Dwight L. Moodys, ist ihr Glaube von völliger Hingabe an Gott und den Dienst am Nächsten geprägt. Bei ihrem Einsatz für Arbeiterinnen und Prostituierte fühlt sie sich in ihrem Element. Bis sie mit 34 Jahren bei einer Missionskonferenz klar Gottes Ruf nach Algerien hört. Doch aufgrund ihrer schlechten Gesundheit nimmt keine Missionsorganisation Trotter an. So macht sie sich mit zwei anderen Frauen auf eigene Faust auf den Weg.
In Algier angekommen, kennen die drei Engländerinnen keine Menschenseele, sprechen kein Wort Arabisch und wissen auch nicht, wo sie beginnen sollen. Ganz auf Gott geworfen, beten sie, studieren eifrig die Landessprache und knüpfen erste Kontakte. Bald ziehen sie aus dem französischen Quartier, in dem sonst alle Europäer wohnen, in das enge, von Leben überfließende arabische Viertel und laden zu verschiedenen Treffen ein. Erste Muslime vertrauen ihr Leben Jesus an, mehr Mitarbeiter kommen hinzu.
Doch Lilias spürt ein Drängen, Gottes Licht dorthin zu bringen, wo es noch keine Missionsarbeit gibt. Unerschrocken machen sich die Frauen auf lange, teils lebensbedrohliche Reisen in die Sahara – unter sengender Hitze, auf Kamelen und in Zelten campierend. Lilias und ihre Begleiterinnen erobern die Herzen der Wüstenbewohner, die Menschen sehnen sich nach mehr Literatur, bitten die Frauen, bei ihnen sesshaft zu werden und ihnen mehr zu erzählen von dieser wunderbaren Erlösung.
Am Ende ihrer 40-jährigen Hingabe an die Menschen in Algerien ist die Arbeit auf 30 Mitarbeiter gewachsen und ganze 13 Missionsstationen sind in noch „unerreichten“ Wüstenregionen etabliert. Die unter Lilias’ Leitung 1907 gegründete Missionsgesellschaft „Algiers Mission Band“ hat in ihrem Vorgehen und ihrer gelebten Liebe für die Araber einen kulturintegrativen Ansatz bewiesen, der seiner Zeit weit voraus war:
Unter anderem gab es ein arabisches Café, in dem christliche Veranstaltungen stattfanden, von Trommeln begleitete, rezitativisch vorgetragene Bibellesungen, illustrierte Karten mit kalligrafierten Bibelversen auf Arabisch, Stickkurse für Mädchen und andere Angebote, die Zugang zu den Herzen und Traditionen der arabischen Muslime fanden.
Bis heute orientieren sich Programme und missionarische Kurse an den innovativen Ansätzen von Lilias Trotter.
(AS)
ISABELLE LILIAS TROTTER,
1853–1928, Missionspionierin unter den MuslimenAlgeriens, Künstlerin und Verfasserinillustrierter Andachtsbücher.
KATHERINE JOHNSON
Die neuen Rechenmonster, diese riesigen, Hallen füllenden IBM-Computer, waren den amerikanischen Astronauten der NASA nicht ganz geheuer. Keinesfalls wollten sie ihnen allein ihr Leben anvertrauen. Zu anfällig waren die Maschinen für Stromausfälle oder andere Störungen. Zwar waren die Computer für die bemannte Umrundung der Erde mit jeder notwendigen Gleichung programmiert worden. Doch der Astronaut John Glenn, der den Flug bestreiten sollte, beharrte: „Get the girl“ – „lasst das Mädchen holen“.
Mit dem „Mädchen“ meinte er niemand anderes als Katherine Johnson, immerhin schon Anfang vierzig. Die Afroamerikanerin hatte sich in den vergangenen Jahren bei der NASA als erstklassige Mathematikerin bewährt. Sie sollte alle Ergebnisse der Computer nachrechnen. „Nur wenn sie sagt, dass sie stimmen, bin ich bereit zu fliegen“, beharrte der Astronaut. Katherine rechnete – und die NASA-Mission wurde schließlich ein großer Erfolg.
Schon als junges Mädchen zeigte sich Katherines außergewöhnliche mathematische Begabung. Alles zählte und rechnete sie, beeindruckte die Lehrer mit ihrem Wissensdurst und ihrer schnellen Auffassungsgabe. Zwei Klassen übersprang sie und schloss bereits mit 18 Jahren das College