Wenn Corinna hasst (Western) - Pete Hackett - E-Book

Wenn Corinna hasst (Western) E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Die Reiter hatten sich rund um die Ranch verteilt. Dichtes Gebüsch verdeckte sie. Der Himmel war bewölkt. Die Nacht war finster. Die Finsternis schien Unheil zu verkünden. Die Pferde stampften. Gebissketten klirrten. Sekundenlang erfüllte das metallische Knacken die Dunkelheit, als die Reiter ihre Colts spannten. Eine heisere Stimme rasselte: "All right, Leute, holen wir uns die verdammten Viehdiebe!" Sie trieben die Pferde an. Rumorender Hufschlag trieb vor ihnen her und schlug über der Ranch zusammen. Und dann begannen die Colts dumpf zu dröhnen. Grelle Mündungslichter stießen wie glühende Speerspitzen aus den Läufen... Es schepperte, krachte und klirrte. Der Lärm steigerte sich zum höllischen Inferno. Ehe die Bewohner der Ranch richtig wach wurden, waren die Angreifer schon von ihren Pferden gesprungen. Drei - vier Mann drangen ins Haus ein, einige in den Anbau, in dem die beiden Cowboys der Simpson Ranch schliefen. Türen flogen unter wuchtigen Tritten auf. Keith Simpson war, als die Hölle aufbrechen schien, aus dem Schlaf gerissen worden. Er war wie gelähmt. Belle, seine Frau, saß aufrecht im Bett. Im Raum war es dunkel. "O verdammt!", entfuhr es dem Mann, als er seine Erstarrung überwand. Er sprang aus dem Bett und rannte in die Küche, wo sein Gewehr war. Er schaffte es nicht. Eine schneidende Stimme ließ ihn unter der Schlafzimmertür versteinern. "Keine Chance, Simpson. Wenn du eine falsche Bewegung machst, verwandeln wir dich in ein Sieb."

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Seitenzahl: 151

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Wenn Corinna hasst …

Western von Pete Hackett

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author  www.Haberl-Peter.de

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956172663

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Über den Autor

Wenn Corinna hasst …

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G. F. Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G. F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

Wenn Corinna hasst …

Die Reiter hatten sich rund um die Ranch verteilt. Dichtes Gebüsch verdeckte sie. Der Himmel war bewölkt. Die Nacht war finster. Die Finsternis schien Unheil zu verkünden.

Die Pferde stampften. Gebissketten klirrten. Sekundenlang erfüllte das metallische Knacken die Dunkelheit, als die Reiter ihre Colts spannten.

Eine heisere Stimme rasselte: "All right, Leute, holen wir uns die verdammten Viehdiebe!"

Sie trieben die Pferde an. Rumorender Hufschlag trieb vor ihnen her und schlug über der Ranch zusammen. Und dann begannen die Colts dumpf zu dröhnen. Grelle Mündungslichter stießen wie glühende Speerspitzen aus den Läufen …

Es schepperte, krachte und klirrte. Der Lärm steigerte sich zum höllischen Inferno. Ehe die Bewohner der Ranch richtig wach wurden, waren die Angreifer schon von ihren Pferden gesprungen. Drei – vier Mann drangen ins Haus ein, einige in den Anbau, in dem die beiden Cowboys der Simpson Ranch schliefen. Türen flogen unter wuchtigen Tritten auf.

Keith Simpson war, als die Hölle aufbrechen schien, aus dem Schlaf gerissen worden. Er war wie gelähmt. Belle, seine Frau, saß aufrecht im Bett. Im Raum war es dunkel. "O verdammt!", entfuhr es dem Mann, als er seine Erstarrung überwand. Er sprang aus dem Bett und rannte in die Küche, wo sein Gewehr war.

Er schaffte es nicht. Eine schneidende Stimme ließ ihn unter der Schlafzimmertür versteinern. "Keine Chance, Simpson. Wenn du eine falsche Bewegung machst, verwandeln wir dich in ein Sieb."

Ein Schwall Atemluft quoll aus dem Mund des Small Ranchers. "Was wollt ihr?", fragte er mit brüchiger Stimme. Er spürte das Unheil plötzlich tief in seiner Seele.

Aus dem Nebengebäude, in dem die beiden Cowboys schliefen, war Geschrei zu hören. Dann donnerten Colts. Die Detonationen verschmolzen zu einem einzigen, Ohren betäubenden Knall.

Einer riss ein Streichholz an und hielt es an den Docht der Lampe, die über dem Tisch von der Decke hing. Die kleine Flamme blakte. Geisterhafte Licht- und Schattenreflexe huschten über die Einrichtung und die Männer. Riesengroß und verzerrt wurden ihre Schatten gegen die Wände geworfen.

"Wir sind der Spur einiger Rustler gefolgt, Simpson", erklang es kalt, als der Schussdonner in der Stille versunken war. "Sie trieben mehr als zwei Dutzend Rinder von der Weide der Sandy Arroyo Ranch ab. Und wohin, glaubst du, hat die Fährte uns geführt?"

In einem der anderen Zimmer war plötzlich das Weinen eines Kindes zu vernehmen. Ein zweites stimmte ein.

"Verdammt, Parker", knirschte Simpson. "Deine Männer haben an die 30 Tiere mit meinem Brand abgeknallt, nur weil sie über den Fluss auf deine Weide rannten. Ich habe mir nur geholt, was mir zusteht. Schadenersatz sozusagen."

"Du hast meine Rinder gestohlen!", versetzte Jeff Parker kalt und unduldsam. "Du weißt, was mit Viehdieben geschieht?"

Neben Simpson erschien Belle. Sie trug ein langes, weißes Nachthemd aus grobem Leinenstoff. Ihr dunkles Haar war offen. Im vagen Licht schienen ihre Augen zu glühen. Sie rief erregt: "Wir haben das Recht auf unserer Seite, Parker. Du hast unsere Rinder töten lassen, und Keith hat sich …"

Die Frau brach ab. Das Weinen der Kinder hatte sich verstärkt. Es zerrte an den Nerven. Aber schon gleich begann sie auf's Neue: "Warum willst du nicht einsehen, Parker, dass auch wir das Recht haben, am Fluss zu leben. Du hast dich uns immer feindlich gesinnt gezeigt. Dabei haben wir dir nie etwas Unrechtes getan."

"Ihr seid diebisches Gesindel!", herrschte Jeff Parker sie an. "Viehdiebe werden in Texas gehängt. Du bist eine Frau, Belle, darum werde ich dich verschonen. Solltest du aber morgen noch hier sein, dann wird es für dich hart. – Schafft Simpson hinaus, Männer!"

Die Weidereiter packten den Mann. Er trug nur rote, ausgewaschene Unterwäsche. Er versuchte, sich ihnen zu entwinden, ein gehetzter Ton kämpfte sich in ihm hoch und brach aus seiner Kehle. Aber er hatte keine Chance. Blitzschnell wurde er überwältigt. Sie schleppten ihn zur Tür.

"Nein!", schrie Belle entsetzt, mit kippender Stimme. "Neiiin! Gütiger Gott, Parker, wir haben zwei Kinder. Du kannst Keith doch nicht …" Ihre Stimmbänder versagten. Es wollte einfach nicht über ihre Lippen. Sie brachte nur noch ein ersterbendes Wimmern zustande.

Keith Simpson konnte sich losreißen. Er schlug um sich, trat und traf einen der Kerle. Ein lästerlicher Fluch erschallte. Simpson rannte aus dem Haus. Die drei Weidereiter folgten ihm brüllend.

Auf dem Ranchhof standen ihre Pferde. Zwei Kerle hielten Hank Snyder, einen der Männer Simpsons fest. Zwei weitere stürzten sich auf Keith, als sie ihn aus dem Haus fliehen sahen. Sie rissen ihn zu Boden. Die Arme wurden dem Small Rancher auf den Rücken gedreht, eine dünne Lederschnur um seine Handgelenke geschlungen. Dann zerrten sie ihn auf die Beine.

Jeff Parker trat aus dem Haus. Eine seiner Reiter rief rau: "Bob Dermitt hat auf uns geschossen. Nun, der hat's schon hinter sich."

Aus dem Haus kam Belle. Sie warf sich vor Parker auf die Knie. Weinend flehte sie: "Bitte, Parker, lass Keith und Hank leben. Sie treiben morgen deine Rinder zurück. Mein Gott, es war kein Diebstahl. Lass sie …"

Ihr Weinen rührte den Rancher nicht. Mit dem linken Arm fegte er sie in den Staub. Verzweifelt schrie Belle auf.

Keith Simpson und Hank Snyder wurden unter eine alte Linde bugsiert. Über einen der ausladenden, waagrechten Äste flogen Lassos, an deren Enden die Schlingen bereits geknüpft waren. Zwei Pferde wurden herangeführt. Simpson und Snyder wurden hinaufgehoben. Einer der Reiter schwang sich auf sein Pferd und ritt neben Simpson. Er streifte ihm die Schlinge über den Kopf und zog sie um den Hals etwas zu.

Keith Simpsons Atem ging schwer und rasselnd. Das Grauen hatte ihn im Klammergriff. Die Angst war schwindelerregend. "Das ist Mord, Parker", würgte er hervor. "Man wird dich dafür zur Rechenschaft ziehen."

"Wer, Simpson, wer soll mich zur Rechenschaft ziehen?", kam es brechend aus dem Mund Jeff Parkers. "Es gibt kein Gesetz in unserem Landstrich. Also muss ich auf meine Weise für Recht und Ordnung sorgen. An euch beiden werde ich ein Exempel statuieren."

Zwischenzeitlich lag auch um Hank Snyders Hals der Strick. Snyder war zu keinem Gedanken, zu keiner Reaktion fähig. In seinen Ohren dröhnte das Blut, sein Herz hämmerte wie rasend gegen die Rippen. Sein Hals war pulvertrocken. Sein Atem flatterte.

Belle schleppte sich heran. Niemand rührte ihr verzweifeltes Weinen. Als wären die Herzen der Kerle, die um die beiden Pferde mit den Todgeweihten herumstanden, zu Stein erstarrt.

In diesem Moment riss die Wolkendecke auf. Fahles Mondlicht ergoss sich über die Szene. Schweiß rann über die bleichen Gesichter Keith Simpsons und Hank Snyders. Ihre Lippen zuckten. Die Todesangst irrlichterte in ihren Augen.

"Es geht nicht um die Rinder", keuchte Keith Simpson. "Dass ich mir Schadenersatz für meine erschossenen Longhorns von deiner Weide holte, kam dir nur gelegen. Der wahre Grund ist doch, dass du die Siedler und Small Rancher an deinen Weidegrenzen nicht duldest. Parker, hör auf damit. Ich …"

"Spar dir deinen Atem für's Hängen, Simpson!", zischte Parker. Dann gab er mit der Rechten ein Zeichen.

Zwei seiner Cowboys rissen ihre Hüte von den Köpfen und schlugen damit den Pferden auf die Hinterteile. Erschreckt sprangen die Tiere vorwärts. Die Stricke spannten sich. Simpson und Snyder rutschten über die Kruppen der Pferde. Ein Ruck ging durch den dicken Ast. Die Blätter erzitterten.

"Neiiin!", schrie Belle gequält auf. "Mörder …"

Dann brach sie besinnungslos zusammen.

Die Körper der beiden Gehenkten schaukelten eine Weile, dann hingen sie schlaff an den Seilen.

"Reiten wir!", kommandierte Jeff Parker.

Sie warfen sich auf ihre Pferde und stoben in die Nacht hinein.

*

Als Belle Simpson zu sich kam, graute der Morgen. Das erste Licht des Tages schimmerte über den Bergen im Osten und begann den Himmel rot zu färben.

Bei Belle kam die Erinnerung. Sie stemmte sich hoch und hob den Blick. Sie sah die verzerrten, starren Gesichter ihres Mannes und Hank Snyders. Erneut überkam sie das Grauen. Ein verlöschender Ton entrang sich ihr. Trauer und Schmerz überwältigten sie. Sie schlug die Hände vor das Gesicht. Ihr Körper erbebte. Eine Flut von Tränen schwemmte den Staub von ihren Wangen. Sie taumelte hoch. Wie im Trance wankte sie ins Haus. Sie ging in den Raum, in dem die beiden Kinderbetten standen. Die kleinen waren vor Erschöpfung wieder eingeschlafen, nachdem sie sich in der Nacht fast die Lungen aus dem Hals geschrien hatten.

Es waren ein Junge und ein Mädchen. Der Junge war vier, das Mädchen drei Jahre alt. Sie strich über die gelösten Gesichter. Eine Welt war für Belle zusammengestürzt. Sie war an den Geschehnissen der Nacht zerbrochen.

Sie wankte in die Küche und holte ein großes Brotmesser. Dann musste sie erneut den Anblick der beiden Gehenkten ertragen. Sie schnitt sie von den Stricken. Die Körper fielen schwer auf den Boden. Ein Schluchzen entrang sich Belle. Sie ließ das Messer fallen und ging in den Anbau. Quer über seiner Bunk lag Bob Dermitt. Eine Kugel hatte seine Brust zerfetzt. Die gebrochenen Augen des Cowboys starrten zur Decke hinauf. Am Boden lag sein Colt.

Ihre Beine wollten Belle kaum noch tragen. Sie wankte hinaus. Die ersten Sonnenstrahlen sickerten ins Land. Sie holte einen Wagen aus der Remise und spannte zwei Pferde davor. Dann schleppte sie die Leichen heran und wuchtete sie auf die Ladefläche. Zuletzt holte sie Bob Dermitt. Sie holte aus einem Schuppen eine Plane und breitete sie über die Toten.

Belle ging ins Haus, um sich und ihre Kinder anzuziehen. Eine halbe Stunde später saßen sie und die beiden Kleinen auf dem Wagenbock. Belle trieb die Pferde an. Sie lenkte das Gespann zu dem Reit- und Fahrweg, der dem schmalen Fluss folgte und in Seminole endete.

In den Büschen am Wegrand summten die Bienen. Vögel zwitscherten. Auf den Gräsern lag noch der Tau. Die beiden Kinder plapperten. Belles Blick war starr nach vorn gerichtet. Das alles erreichte nur den Rand ihres Bewusstseins.

Nach zwei Stunden tauchte vor Belle die Stadt auf. Es war zwischenzeitlich heiß geworden. Sie lenkte das Gespann zwischen die ersten Häuser. Menschen blieben auf den Gehsteigen stehen. Sie erkannten, dass unter der Plane Körper lagen und folgten dem Zug. Beim Saloon hielt Belle an. Ihre Augen waren gerötet vom Weinen, ihre Lider waren entzündet. Sie war bleich. Dunkle Schatten lagen unter ihren Augen.

Sie erhob sich und stand auf dem Wagenbock. Mit einer Stimme, die ihr selbst fremd vorkam, rief sie weithin hallend: "Vergangene Nacht war Jeff Parker mit seinen Reitern bei uns auf der Ranch. Sie haben meinen Mann und Hank Snyder gehängt. Bob Dermitt erschossen sie."

Sie stieg auf die Ladefläche und zog die Plane von den Getöteten. Ein Raunen ging durch die Menge. Anteilnahme und Ergriffenheit zeigten die einen, die anderen tiefes Erschrecken und Beklemmung.

Ein großer Mann in Weidereitertracht kam aus dem Barber Shop. Er war um die 30, schlank und geschmeidig. Blonde Haare lugten unter seinem schwarzen, breitrandigen Stetson hervor. An seiner rechten Seite steckte ein 44er Colt im Holster.

Er starrte über die Köpfe hinweg auf Belle Simpson. Er sah die Betroffenheit und die Bestürzung in den Gesichtern und setzte sich in Bewegung. Er bahnte sich eine Gasse durch die Menschenmenge. Dann stand er vor dem Wagen. Seine Miene verschloss sich. Über seiner Nasenwurzel bildeten sich zwei steile Falten. Seine Lippen wurden schmal.

"Wer hat das getan, Belle?", fragte er abgehackt, mit einer Stimme, die rau war wie Sandpapier.

"Jeff Parker und seine Sattelwölfe", versetzte die Frau. Dann erzählte sie stockend und immer wieder von Weinkrämpfen geschüttelt, was sich zugetragen hatte.

Steve Cooper, der große, blondhaarige Mann, unterbrach sie kein einziges Mal. Als sie geendet hatte, sagte er laut: "Es wird Zeit, dass sich die Siedler und Kleinrancher an den Flüssen zusammenschließen und Parker die Stirn bieten. Er hat heute Nacht angefangen das Land von uns zu säubern. Und er wird weitermachen. Wenn wir uns ihm nicht geschlossen entgegenstellen, gibt es an den Flüssen bald nur noch die Sandy Arroyo Ranch und die Broken Arrow Ranch."

Jemand rief im Hintergrund. "Aber lasst die Stadt aus dem Spiel, Cooper. Seminole lebt von den großen Ranches. Tragt euren Zwist nur nicht in die Town. Wir wollen uns da raushalten."

Ein herber Zug setzte sich in Steve Coopers Mundwinkeln fest. "Sicher", murmelte er dann. "Ich hab völlig vergessen, dass diese Stadt vor Parker kuscht. – Okay, Belle. Ich glaube nicht, dass dich und deine Kinder hier irgendjemand aufnimmt. Wenn es jemand tut, muss er nämlich den Zorn Jeff Parkers fürchten. Ich nehme dich mit auf meine Ranch. Dort begraben wir auch die Toten. Warte hier auf mich. Ich hole nur mein Pferd."

Steve eilte davon.

Die Menschenrotte löste sich auf. Belle hatte sich wieder auf den Wagenbock gesetzt. Sie hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen. Ihre Schultern zuckten unter trockenem Schluchzen.

Dann kam Steve Cooper zurück. Er ritt einen hochbeinigen Rotfuchs. Bei dem Fuhrwerk saß er ab. Er leinte das Tier an den Wagen, stieg auf die Ladefläche und deckte die Toten wieder zu. Dann setzte er sich neben Belle auf den Wagenbock, nahm die Zügel und griff nach der Peitsche.

"Hüh!" Die Peitsche knallte wie ein Revolverschuss. Die beiden Pferde zogen an. Rumpelnd begann das Fuhrwerk zu rollen. Die eisenumreiften Räder quietschten in den Naben. Der Wagen holperte über die Brücke, die westlich der Stadt den Fluss überspannte. Steves Ziel war der Northfork des Mustang Draw. An einem Knie des Flusses, 12 Meilen von Seminole entfernt, lag die Ranch Steve Coopers. Bezeichnender Weise hatte er ihr den Namen Northfork Ranch gegeben.

Als die Sonne im Südwesten stand, erreichten sie die Ranch. Einige Rinderrudel waren ihnen begegnet, die zum Fluss zur Tränke zogen. Es waren Longhorns und sie trugen den Brand Steve Coopers. Ein N auf einer Wellenlinie.

Die drei Cowboys, die Steve beschäftigte, waren auf der Weide. Steve brachte Belle und die beiden Kinder ins Haus und zeigte ihnen das Zimmer, das sie bewohnen sollten. Dann versorgte er die Pferde. Schließlich ging er in den Schuppen und holte eine Harke und eine Schaufel.

Als sich die Abenddämmerung über das Land ausbreitete, hatte er die drei Toten begraben. Lange stand Belle mit ihren Kindern vor dem Grab ihres Mannes. Ihre Tränenkanäle waren versiegt. Sie starrte auf den flachen Hügel, als wäre sie der Gegenwart total entrückt.

Schließlich kehrten sie ins Haus zurück. Belle setzte sich in der Küche auf einen Stuhl. Auf ihren Schoß kroch die dreijährige Jenny. Billy, der Junge, holte sich einige Holzscheite von der Feuerstelle und spielte damit auf dem Fußboden.

Steve nahm einen Eimer und holte Wasser vom Brunnen. Er schüttete es in einen Topf, der auf dem gemauerten Herd stand, dann machte er Feuer. Mit erloschenem Blick beobachtete ihn Belle. Steve stellte eine Pfanne auf die Herdplatte und schlug einige Löffel Fett hinein. Dann wandte er sich Belle zu. Er sagte: "Wenn meine Männer von der Weide zurückkommen, reite ich los. Ich reite zu jeder einzelnen Farm und zu jeder Ranch. Es geht nicht anders. Seit Monaten setzt uns Parker zu. Es kam zu vereinzelten Übergriffen. In der vergangenen Nacht aber hat er das Fass zum Überlaufen gebracht. Ich werde jeden Siedler und jeden Small Rancher davon überzeugen, dass wir uns zusammenschließen und Jeff Parker Einhalt gebieten müssen."

"Es gab schon einmal eine Versammlung", sagte Belle matt. "Herausgekommen ist dabei nichts. Jeder denkt, dass ihn Parker verschont. Eines besseren werden sie erst belehrt, wenn es zu spät ist. So wie Keith …"

"Ich muss es versuchen", beharrte Steve auf seinem Standpunkt.

Er begann, Speck zu schneiden und warf die dünnen Scheiben in das brutzelnde Fett. Dann schlug er Eier darüber.

Die drei Cowboys kamen. Fassungslos hörten sie, was Steve zu berichten hatte.

Nach dem Abendessen ritt Steve los.

*

Hügelland umgab Steve. Er ritt nach Westen. Am Westfork des Mustang Draw lag die Ranch John Freemans. John und sein kleiner Bruder Wes bewirtschafteten die Ranch alleine. Steve legte die fünf Meilen in anderthalb Stunden zurück. Er schonte sein Pferd. Denn von der Freeman-Ranch aus wollte er weiter nach Norden zu Mae Buchanan und ihrem Bruder Glenn.

Die Heimstätter am westlichen Mustang Draw und am McKenzie Draw mussten verständigt werden, außerdem Joe Forrester, Cole Steward und Jack Flynn auf ihren Ranches. Aber in einer Nacht und alleine war das nicht zu schaffen.

Steve hoffte, dass ihm die Freeman-Brüder und Glenn Buchanan einige Wege abnahmen.

Sie alle waren der Sandy Arroyo Ranch, die Jeff Parker am östlichen Seitenfluss des Mustang Draw errichtet hatte, ein Dorn im Auge. Und oben am McKenzie Draw saß Phil Madsen auf der Broken Arrow Ranch, und Madsen scheute kein Mittel, um sich dort oben zu behaupten und ein Rinderimperium zu gründen.

Aus einem Fenster des Hauses der Freeman-Brüder fiel Licht. Der pochende Hufschlag war den beiden nicht entgangen. John Freeman angelte sich sein Gewehr und riegelte eine Patrone in den Lauf. Wesley holte sich einen Colt. Während John zur Tür ging, baute sich Wes neben dem Fenster auf.

Die Silhouette des Reiters wurde vom Mond- und Sternenlicht umrissen. John Freemans raue Stimme trieb ihm entgegen. Freeman rief: "Stopp! Wer bist du? Was treibt dich her?"

"Ich bin's, Steve Cooper!", erwiderte dieser und ritt vor das Ranchhaus.