Wenn das Wochenende 7 Tage hat - Herb Stumpf - E-Book

Wenn das Wochenende 7 Tage hat E-Book

Herb Stumpf

4,7

Beschreibung

Nach dem erfolgreichen Buch "Ausstieg mit Mitte 50 - Frühpensionierung als Chance zum Neubeginn" bearbeitet Herb Stumpf in dem vorliegenden Werk das Thema "Berufsende und Älterwerden" in einer sehr ganzheitlichen Sichtweise. Seit Ersterscheinen 2008 ist dies (2023) bereist die fünfte komplette Überarbeitung. Amüsant, spannend und zugleich detailliert beschrieben, vermittelt er das notwendige Sachwissen und führt durch alle wichtigen Themen: - Die wesentlichen Punkte zu Formalitäten und zur Altersfinanzierung - Die geistig-seelischen Abläufe und die Fragen nach dem Sinn - Veränderungen im persönlichen und sozialen Umfeld - Das Finden neuer Inhalte und Ziele für einen erfüllten Lebensherbst Dabei sind sowohl persönliche Erfahrungen des Autors als auch die Fragen und Lösungskonzepte von Teilnehmern/innen seiner zahlreichen Seminare zu diesem Komplex mit eingeflossen. Dieses Buch bietet eine Fülle von Denkanstößen für alle, die den Schritt in den Lebensabschnitt "nach dem Beruf" vor sich haben oder auch schon angegangen sind.

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Inhaltsverzeichnis

Worum es geht

Wenn das Wochenende 7 Tage hat

Warum ich dieses Buch schreibe

Man kann den Abend des Lebens nicht nach demselben Programm leben wie den Morgen!

Die Hierarchie der Bedürfnisse – und was jetzt dran ist

ERSTER TEIL

Der äußere Prozess

A. Formalitäten und was man beachten sollteWie man aus seinem Berufsleben heraus kommt – verschiedene Möglichkeiten und formale VoraussetzungenAltersteilzeit: Es gibt sie immer nochAbfindung oder Entlassungsentschädigung und der Mythos vom „Goldenen Handschlag“Abfindung „Nein Danke?“Vorsicht Fallen!Arbeitslos und nix wie hin zur Agentur für ArbeitSchon wieder eine FalleWie lange gibt es Arbeitslosengeld I?Und wie viel Geld bringt Arbeitslosengeld I?Hinweis für Personen mit einer privaten KrankenversicherungArbeitslos und gleich in Rente?Hinweis für Selbstständige und Freiberufler„Die Wege des Herrn sind unergründlich“ – die in die Rente verschiedenMit welchem Alter kann ich in Rente gehen?Gibt es dabei Ausnahmen?Gibt es auch Sonder-Altersgrenzen?FrührenteMütterrenteGibt es Sonderregeln bei Erwerbsminderung?Kann ich über das 65. Lebensjahr hinaus arbeiten?Kommt die Rente automatisch oder muss ich einen Antrag stellen?Stimmt alles, was im „Versicherungsverlauf “ der „Renteninformation“ steht, die ich von meinem Rentenversicherungsträger bekomme?Mit wie viel Rente kann ich rechnen?Falsch: „Auf meine Rente gibt es keine Abzüge wie Steuern oder Kranken- und Pflegeversicherung“… und wie ist es mit der Steuer?Witwenrente für die Ehefrau und den EhemannUnd was ist mit Betriebsrenten?Was ist bei Betriebsrenten/-pensionen zusätzlich zu beachten?Werden Betriebsrenten bzw. Betriebspensionen regelmäßig erhöht?Weitere Formalitäten, die (nicht nur) mit dem Älterwerden verbunden sindB. Finanzierung des AltersAllgemeine BetrachtungenAlterssicherung in Deutschland -RentnereinkommenKassensturz und HaushaltsbuchStudien sagen: Mehrzahl der Rentner ist zufrieden und Reiche leben längerDie gesetzliche RenteIst die gesetzliche Rente der „Deutschen Rentenversicherung“ sicher?Viel Nachgeplapper, verschiedene Lügen und die leidige Frage: „Wer soll denn diese Renten noch bezahlen?“Und was ist mit der Höhe der Rente?Durchschnittsrenten und der geschönte StandardrentnerFaire Rentenerhöhungen – aber nur in den letzten JahrenWitwenrente: Nicht immer ausreichend!Betriebspensionen – eine betriebliche oder betrübliche Rente?„Die Rendde sind sischä“ – aber wie steht´s mit den betrieblichen Renten?Pensionen nennt man die Renten der Beamten und PolitikerFelix Austria et Helvetia und das Renteneintrittsalter in EuropaWarum ist vieles in Deutschland nicht möglich?Berufsständische Versorgungswerke, Landwirte, Selbstständige, Freischaffende und KünstlerPensionsschonkost oder Diäten für PolitikerSonderrechte ungehemmtAllerbeste Altersvorsorge im VorstandsbereichRentenreform möglich?Kuscheln in trauter EintrachtPrivate Rentenversicherung – ja oder nein?Nullzinspolitik zu Lasten der BürgerKassiert Vater Staat auch die privaten Renten ab?Frührente ohne Abschläge durch Ausgleichszahlungen an die DRVBankauszahlplan als Alternative zur privaten RentenversicherungWohin mit meinem Geld?Dauer der Anlage – und Gedanken zum EuroAktien, Fonds und GoldWeiter Anlass zur BeunruhigungGold, Silber und wieder die EZBWas bleibt denn noch?Immobilien: vermietet oder eigengenutzt, Immobilienfonds, ImmobilienrenteLeibrente, Rückwärts- oder Umkehrhypothek und andere Möglichkeiten

ZWEITER TEIL

Der innere Prozess

Geist – Körper – SeeleBis in´s Detail bestimmt, mit einem Schlag vorbeiGeistHappiness is a State of MindSeeleLoslassen ist schwerKörperDer Körper hat immer rechtInhalt – Ziel –Sinn des LebensInhalt des LebensZiel des LebensSinn des LebensQuellen des Glücks und der Zufriedenheit1. Lust und Freude – aber nicht nur2. Lebenslang aktiv3. Soziale Beziehungen und das HöhereWerte im WandelIch war einmal – doch was bleibt, ist die PersönlichkeitLoriot, Schmidt, Spiller, StumpfÜber Gott, den Tod und ein Leben danachSuche nach schlüssiger Antwort ist müßig

DRITTER TEIL

Die Umsetzung

Wann und wie: Der richtige Zeitpunkt zu gehen und verschiedene VariantenLike a Rolling StoneAbschluss als ChanceVeränderungen und ÜbergängeBereitschaft zur VeränderungVeränderungen im sozialen UmfeldBestandsaufnahmeVerschiedenartige soziale Beziehungen erfüllen unterschiedliche BedürfnisseMenschen aus dem beruflichen Umfeld mitnehmenHäuschen im Süden und ganze Kuh kaufen oder nur ein Glas Milch?Alternative Wohnformen im AlterDie persönliche StandortbestimmungWas gibt mir mein Job?Wer bin ich persönlich (unabhängig von meinem Job)?Was habe ich im Leben erreicht?Was habe ich mir erfüllt?Was will ich noch erreichen?1. Fortsetzer, Umsteiger, Freiwillige, Hobbyisten und Mußemenschen2. Sozialer Bereich und freiwillige Dienste3. Oder nur noch das Hobby und die Muse?Vielleicht auch Allrounder?Verschiedene AktivitätsbereicheLeinen los!Rituale zum AbschiedAbstand nehmen und Batterien ladenVeränderungen in der PaarbeziehungAlterssex oder was?Libido kann sinkend sein - muss aber nichtSich nicht gehen lassenWenn das Wochenende 7 Tage hatEin normaler TagesablaufWas war davor?In eigener Sache

Adressen und Literaturhinweise

Worum es geht

Wenn das Wochenende 7 Tage hat

„Im Ruhestand muss man nicht mehr tun, was sich rentiert, sondern kann das tun, was sich lohnt.“(Ernst Reinhardt, Schweizer Publizist)

Für viele Berufstätige ist das Wochenende das lang ersehnte Ziel am Ende einer Arbeitswoche. Wie aber ist das, wenn ein langes Arbeitsleben insgesamt zu Ende geht und der Montag sich wenig vom Samstag oder Sonntag unterscheidet?

Ein Wochenende ohne Ende, das bedeutet für den einen die Erfüllung eines lang ersehnten Traums, für den anderen mag es ein Horrorszenario sein. Ein Leben ohne feste Arbeit, ohne klar definierte Strukturen, ohne den gewohnten Status, die damit verbundene Macht und Sicherheit, das kann man als ein hohes Maß an Freiheit sehen – oder auch als ein Leben ohne Sinn und Inhalt. Beide Sichtweisen, wenn auch völlig unterschiedlich, sind von grundlegender Bedeutung, und in jedem Fall völlig individuell.

Häufig ist der Schritt in die Rente oder Pensionierung mit großen Ängsten und Unsicherheiten verbunden, in jedem Fall taucht eine Menge an sachlichen und emotionalen Fragen auf, die sehr individuell beantwortet werden wollen. Diese zu verdrängen oder sich mit der Situation nicht rechtzeitig auseinanderzusetzen, wird schwerlich in einen gelungenen Übergang vom Berufsleben in die Zeit danach führen. Schließlich begibt man sich nach vielen Berufsjahren in einen völlig neuen Lebensabschnitt, den man selbst noch nie durchlebt haben kann. Der eigentliche Abschied vom Job passiert dabei häufig von heute auf morgen, aber ähnlich wie bei einer Reise in ein neues Land beginnt der eigentliche Trip nicht mit dem Herumdrehen des Wohnungsschlüssels, sondern mit der durchdachten Vorbereitung. Dabei geht es in diesem Fall nicht nur um Geld, Gesundheit und Sicherheit, sondern in erheblichem Maße auch darum, wie man diese wesentliche Veränderung seelisch und geistig verarbeiten kann und wie man die Weichen für die verbleibenden Jahre neu zu stellen vermag.

Es geht in diesem Buch nicht nur um die relative kurze Zeitspanne des Übergangs vom Beruf in die Pension oder Rente, sondern insgesamt um die vielen Fragen, die mit dem Prozess des Älterwerdens und dem Alter an sich zu tun haben. Dieser gewichtige Komplex und die damit verbundenen Aspekte der „dritten Lebensphase“ sollen unter verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet werden. Es soll angehenden Rentnern mit Erfahrungen von denen helfen, die diesen Weg, so wie ich selbst, bereits gegangen sind oder sich mittendrin befinden. Gleichermaßen möchte es auch denjenigen Anregungen geben, die schon in dieser Phase „Leben nach dem Beruf “ stecken, aber dennoch den einen oder anderen Aspekt nochmals betrachten wollen.

Die Fragen an das Leben und die damit verbundenen Lebensinhalte sind im Alter um die sechzig und danach in vieler Hinsicht ganz anders als diejenigen in den Zeitabschnitten davor. Die ersten fünfundzwanzig Lebensjahre waren verknüpft mit den eigenen Eltern und dienten der Vorbereitung auf einen Beruf, den man dann häufig, in verschiedensten Facetten, drei oder auch vier Jahrzehnte ausübte. Damit einher ging in der Regel die Gründung einer eigenen Familie, oder der Versuch, das private Leben mit einem oder verschiedenen Partnern möglichst freudvoll zu gestalten. Lange Jahre, bis weit in die Lebensmitte hinein, schien alles oder zumindest vieles möglich zu sein, und ein Ende unabsehbar. Diese Sichtweise ändert sich in aller Regel so um die fünfzig, und spätestens um die sechzig wird klar, dass es nicht mehr um all das geht, was bisher wichtig war, sondern dass andere Prioritäten gesetzt werden müssen. Die eigenen Realitäten sind schlicht und einfach anders als die, um die es in den Zeitabschnitten davor ging. Da kann sein, dass man spürt, dass die eigene Kraft und Gesundheit nicht mehr die der früheren Jahre ist, es kann sein, dass man in seinem Job nicht mehr gewollt oder gebraucht wird, es können auch wesentliche familiäre Veränderungen sein, wie der Wegzug der Kinder oder der Verlust einer Partnerin oder des Partners. Das Leben verläuft bekanntlich nicht statisch, sondern dynamisch, nur ist die Dynamik in den späteren Jahren eine andere als in der Jugend und in der Lebensmitte. Die Auswirkungen sind ebenso entsprechend anders. Das Glas ist inzwischen weder halb leer, noch halb voll. Es geht viel mehr darum, sich der letzten verbleibenden Schlucke bewusst zu sein, und diese noch möglichst intensiv zu genießen. Diese unausweichliche Erkenntnis kann negativ behaftet sein, muss es aber nicht! Und zwar dann nicht, wenn man sich darauf einlässt, sich dem Alter nicht entgegenstellt, und diesem Lebensabschnitt die positiven Seiten abgewinnt, die dieser durchwegs bieten kann. Das kann zum einen die berühmte Entdeckung der Langsamkeit sein, oder auch die Weisheit, dass man nicht mehr tun muss, was sich rentiert, sondern was sich lohnt. Für einen selbst – oder auch für andere.

Warum ich dieses Buch schreibe

„Tun“ ist schöner als „Nichtstun“

Als ich mich mit knapp 56 Jahren, von dem Computerkonzern Hewlett-Packard in die sogenannte Frühpensionierung verabschieden ließ, habe ich diesbezüglich ein erstes Buch geschrieben („Ausstieg mit Mitte 50 – Frühpensionierung als Chance zum Neubeginn“) und in der Folge zu dieser Thematik zahlreiche Seminare für Einzelpersonen und Unternehmen abgehalten. Die positiven Rezensionen, die Rückmeldungen meiner Leser und Seminarteilnehmer/innen haben mich ermutigt, in diesem Bereich weiter zu arbeiten. Davor, auf meinem eigenen Weg in diesen neuen Lebensabschnitt, lagen aber eine ganze Reihe von Fehltritten, in die ich aufgrund von mangelnden oder auch falschen Informationen hinein tappte und korrigieren musste. Logischerweise mangelte es mir auch an Praxis, da ich diese Lebensphase ja selbst erst noch durchleben musste.

Diesen Weg einer völligen Neuorientierung nach einem langen Berufsleben bin ich in einer Reihe von Jahren persönlich gegangen, und habe dabei für mich neue, befriedigende Lösungen gefunden. Dabei konnte ich aus Tiefen, die damit leider verbunden waren, eine Menge lernen und teilweise in völlig neue Höhenflüge verwandeln.

Meine eigenen Erfahrungen und die Fülle von Erkenntnissen, sowie die Themen, welche die Teilnehmer/innen meiner Seminare intensiv beschäftigt haben, sind somit in dieses Buch – in dem es um den gut geplanten Umstieg in die Rente oder Pension geht – mit eingeflossen.

Mir persönlich hat diese erfüllende, neue Tätigkeit, die Begleitung von Menschen in ihr Leben nach dem Beruf, ganz wesentliche und positive Impulse gegeben, mir den Blick in die individuellen Schicksale und Wege vieler Frauen und Männer geöffnet, wofür ich mich an dieser Stelle bei diesen für ihre Offenheit und Ehrlichkeit ganz herzlich bedanken möchte. Es ist mir ein Anliegen und eine große Freude, diese und meine eigenen Erfahrungen an ein erweitertes Publikum weiter geben zu können.

Ich habe festgestellt, inzwischen bin selbst verrentet, dass mich das Thema „Rente/Pensionierung“, verbunden mit dem Älterwerden an sich, noch immer sehr beschäftigt. Die wesentliche Frage, „Wie gestalte ich mein Leben hier und jetzt“, muss ich ständig neu und flexibel beantworten. Ich habe durch den Ausstieg aus dem Berufsleben zwar ein enormes Stück Freiheit erhalten – aber die Struktur, die definierte Aufgabe, die Zielsetzungen, die mir ein fester Arbeitsplatz gegeben hatten, fehlen dafür völlig. Ich kann zwar tun und lassen was ich will, doch die Verlockung „nichts zu tun“ ist dabei sehr groß. So sollte ich erfahren, dass das „Tun“ deutlich schöner ist, als das „Nichtstun“. Das Tun ist nämlich das eigentliche Leben, wogegen sich das Nichtstun schnell in Öde, Leere, Langeweile verwandelt. Letzteres kann bekannterweise tödlich werden! Zur buchstäblichen „tödlichen Langeweile“ ausarten.

Im Berufsleben nicht mehr gebraucht oder auch nicht mehr gewollt zu werden ist zunächst einmal „Ablehnung“, in jedem Fall eine Verletzung. Dabei ist es egal, ob einen die Firma in Rente schickt, weil man das magische Alter erreicht hat an dem alle zu gehen haben oder sollen. Vielleicht kommt man jedoch auch selbst zu dem Entschluss, sein Arbeitsleben zu beenden, weil man nicht mehr will oder kann. Die Konsequenzen sind die gleichen und ähneln häufig einer Situation, die man schon als Kind im Sandkasten erlebt hat, verbunden mit einem Gefühl, das man ebenso kennt: Wenn die Anderen mit einem plötzlich nicht mehr spielen wollten. Man selbst war schlagartig außen vor und mit sich selbst alleine. Damals konnte man beleidigt und wütend schreien, vielleicht auch zurückgezogen eine Weile schmollen – irgendwann ging jedoch das Spiel von vorne los. Man war ja schließlich jung und die Palette der Möglichkeiten erschien endlos. In diesem fortgeschrittenen Alter funktioniert das anders. Man geht eher still und leise und es ist mehr als sinnvoll, gut vorbereitet zu sein, denn die Möglichkeiten sind nicht mehr endlos und die verbleibenden Tage schon gar nicht. Man ist gut beraten, sich dabei auf seine ureigenen Kräfte zu beziehen, nämlich auf das, was und wer man selbst - nämlich persönlich und außerhalb seines Berufslebens ist. Nun zählen insbesondere die eigenen Stärken und die persönlichen Interessengebiete. Denn in jedem Fall muss man im Pensionsalter für sich selbst einen neuen Platz und eine neue Rolle finden. In erheblichen Maß muss man sich sogar völlig neu definieren.

Schon die Bezeichnung „Rentner“ oder „Pensionär“, mit der man von heute auf morgen konfrontiert wird, ist in diesem Kulturraum negativ besetzt, nämlich abwertend! Inzwischen gibt es sogar Bestseller zu diesem Thema, z. B. mit dem unverschämten Titel „Die gierige Generation – Wie die Alten auf Kosten der Jungen abkassieren“ (Bernd W. Klöckner, Eichborn) oder auch so genannte, aber durchaus fragwürdige Sozialwissenschaftler, wie einen Reimer Gronemeyer, der in seinem Buch „Die Entfernung vom Wolfsrudel“ die Alten gar als „gierige Greise, als unersättliche Parasiten“ bezeichnet. Derartige Kraftsprüche auf unterstem Niveau garantieren wohl eine höhere Auflage, zudem erwecken sie durchwegs Medieninteresse. Dem Umsatz dienen diese Geschmacklosigkeiten damit allemal. Auch „Das Methusalem Komplott“ von Frank Schirrmacher (Spiegel-Buch, 2004) war ein recht medienwirksamer Titel, in dem auf grelle Art und Weise die Folgen der demographischen Entwicklung aufgezeigt, und sowohl den Jungen vor den Alten, als auch den Alten vor den Jungen, mit hoher Polemik fragwürdige Ängste eingeflößt werden. Übrigens steht unter „Komplott“ im Duden „heimlicher Anschlag, Verschwörung“. Man mache sich dazu bitte seine eigenen Gedanken! Lösungen wird man in diesen Werken ohnehin vergeblich suchen, genauso wenig, wie man diese von den Politikern und damit von der Gesellschaft erhoffen darf. Das Rezept für ein gelungenes Alter muss man leider, wie so häufig im Leben, schon für sich selbst finden. Denn das hat sehr viel damit zu tun, wie man persönliches Glück und Zufriedenheit definiert, und dies in einer gewissen Unabhängigkeit von Geld und Status.

Man kann den Abend des Lebens nicht nach demselben Programm leben wie den Morgen!

Wer sich aus seinem Berufsleben verabschiedet, für den geht es im Wesentlichen darum, sich in diese begrifflich negativ besetzte Schublade „Rentner oder Pensionär“ erst gar nicht packen zu lassen, bzw., sich möglichst schnell durch neues Tun und Kreativität daraus zu entfernen!

Dies schafft man nicht durch „Warten auf Godot“, Aussitzen oder mit Resignation über das Ende eines aktiven und möglicherweise sehr erfüllten Berufslebens, sondern nur durch eine solide Vorbereitung und – darauf aufbauend – durch neue Inhalte, die Freude und vor allem Zufriedenheit bereiten. Es ist auch klar, dass man den Abend des Lebens nicht nach dem selben Programm leben kann wie den Morgen!

Sich dieser Erkenntnis zu verschließen, sie zu verdrängen, wäre grundsätzlich falsch. Denn irgendwann ist es soweit! Das Finale eines Berufslebens kann plötzlich und unerwartet kommen – beispielsweise durch Betriebsschließungen oder Betriebsverlegungen, durch Personalabbau oder auch geplant, im Regelalter irgendwo zwischen 65 und 67 oder mittels Frühpension ab 63. Selbständige und Freiberufler „dürfen“ etwas länger, beispielsweise Firmeninhaber, Rechtsanwälte oder Ärzte, aber irgendwann merken auch diese, dass die eigene Kraft immer schwächer wird und dass Leben gut woanders stattfinden kann. Ein berufliches Ende zu verleugnen oder auf unbestimmte Zeit vor sich her zu schieben, hieße das Alter oder den unaufhaltsamen Prozess des Älterwerdens an sich zu verleugnen - dessen Ende mit voller Sicherheit der Tod ist. Es hieße aber auch, eine enorme Chance zu verschenken, nämlich die eines Neuanfangs, eines Lebensabschnitts, in dem es nicht mehr ums Materielle, ums Aufbauen geht, verbunden mit viel Stress und mit Sich-verbiegen-müssen, sondern ums Konsolidieren. Es handelt sich um eine Zeit, in der man sich seinem eigenen geistigen und seelischen Wachstum widmen kann, in der man all das genießen sollte – sofern man noch bei einigermaßen guter Gesundheit ist – was man in den vielen Jahren davor geschaffen hat. Wobei man davon durchwegs noch eine Menge an Positivem weiter geben kann (nicht nur Geld!). Was Sie in jedem Fall erreicht haben, ist ein großes Stück an Freiheit und Selbstbestimmung - die zu nutzen Sie möglicherweise wieder erlernen müssen!

„Wie man in den Beruf hinein geht, dafür gibt es viele Helfer. Wie man aber wieder heraus kommt – dafür gibt es wenige“, hat mir ein guter Freund gesagt, als ich selbst diesen Schritt vollzog. Tatsache ist, die meisten Menschen haben vor dieser Lebensphase erhebliche Angst und begehen sie mit großer Unsicherheit, weil die Frage „Was kommt jetzt?“ im Vorfeld nur schwer zu überschauen ist. In aller Regel ist jeder Einzelne für diese gewaltige Veränderung schlecht oder gar nicht vorbereitet. Illusionen und Wünsche, oft auch Bedenken und Ängste, trüben den Blick in die Zukunft, eine Krise scheint häufig vorprogrammiert. Es ist irgendwie so, als ob man in ein neues, leeres Haus zieht – und dieses muss nun völlig neu eingerichtet werden. Wenn man Glück hat, hilft einem bei der Planung ein vertrauter Lebenspartner, aber im Wesentlichen muss man die alten Kisten alleine verpacken und die neuen Möbel für sich selbst aussuchen. Es sind zwar in aller Regel noch ein paar weitere Menschen mit involviert, möglicherweise die eigenen Kinder, die Ehefrau oder der Ehemann, den eigentlich Schritt in diese „dritte Lebensphase“ macht jedoch zunächst jeder mit sich alleine.

Die vielen Fragen, die da plötzlich auftauchen „Wie fülle ich meine Tage sinnvoll“, „Reicht mein Geld“, „Wer bin ich ohne meinen Job“, etc., die muss schließlich jeder mit sich selbst austragen und dafür passende, individuelle Antworten finden. Es gibt hierzu Straßenkarten und Wegweiser, jedoch keine Patentrezepte.

Diesen Weg möglichst strukturiert zu begehen, ihn aus allen relevanten Winkeln zu beleuchten, die wesentlichen und richtigen Fragen zu stellen und auch neue Denkrichtungen anzuzeigen, ist das Anliegen dieses Buchs. Es versucht Ihnen Anstöße und Richtungen aufzuzeigen - namentlich für die innere Verarbeitung und die geistige Vorbereitung auf diesen neuen Lebensabschnitt. Das Buch soll Ihnen aber auch ein sachlicher Ratgeber mit vielen praktischen Tipps sein, um in der schwierigen Situation des Berufsausstiegs, für sich selbst einen befriedigenden und individuellen Einstieg in einen völlig neuen Lebensabschnitt zu finden.

Der erste Teil befasst sich mit den formellen und finanziellen Vorbereitungen des Berufsabschieds, der zweite Teil ist der inneren Phase, den geistig-seelischen Aspekten dieses Prozesses gewidmet, gefolgt vom dritten Abschnitt, einer Themenreihe mit häufigen Fragen und dem Versuch von Antworten, die auf dem Weg in die Pensionierung sowie auch generell im Verlauf des Älterwerdens auftauchen können. Es obliegt Ihnen, diese Abschnitte zunächst in dieser Reihenfolge, oder auch unabhängig von einander zu lesen.

Aufgrund der konstanten Nachfrage sowie der positiven Reaktionen der Leser halten Sie inzwischen die fünfte, überarbeitete Ausgabe in der Hand, in der ich versucht habe, wichtige Reformen und Neuigkeiten (bis Ende 2022) mit aufzunehmen.

Unvollständigkeiten oder Fehler, die sich eingeschlichen haben können, bitte ich zu entschuldigen. Wesentliche Neuerungen versuche ich einigermaßen zeitgemäß und aktuell auf meinem blog unter: www.50plusconsulting.de zu beschreiben.

Die Hierarchie der Bedürfnisse – und was jetzt dran ist

„Viele Wege entstehen erst beim Gehen –

aber allen gemeinsam ist der erste Schritt!“

Bevor man (oder frau!) bezüglich seiner/ihrer bevorstehenden (oder auch schon erfolgten) Verrentung oder Pensionierung in einen wilden Aktionismus verfällt, ist es ratsam sich erst einmal zu besinnen, wo man im Leben – so im Alter zwischen Ende fünfzig und Mitte sechzig eigentlich steht, welche Bedürfnisse man sich inzwischen erfüllt hat und was eigentlich noch so dran sein könnte oder sollte. Eine umfassende individuelle Standortbestimmung werden wir erst im zweiten Teil vornehmen; zunächst aber möchte ich anhand der Maslow‘schen Bedürfnispyramide diese nur einleiten und gewissermaßen ein begriffliches, gemeinsames Fundament legen. Sie werden rasch merken, wie eng diese Bedürfnisse mit unserem Berufsleben zusammenhängen und durch dieses abgedeckt werden.

Abraham H. Maslow (1908 - 1970) gehörte zu den Gründervätern der Humanistischen Psychologie, deren Ziel die seelische Gesundheit und die menschliche Selbstverwirklichung ist. 1954 veröffentlichte er sein hierarchisch angeordnetes Fünf-Stufen-Modell von allgemein gültigen Bedürfnissen, die aufeinander aufbauen und in ihrer Reihenfolge befriedigt werden wollen. Diese grundsätzlichen Bedürfnisse sind jedem Menschen angeboren, werden aber im Laufe der persönlichen Entwicklung unterschiedlich beeinflusst und ausgeprägt. Sie steuern ursächlich unsere Motivation und unser Handeln, solange sie unbefriedigt bleiben. Dabei kann sich erst nach der Befriedigung der jeweiligen unteren Ebene die nächst höhere Stufe entfalten. Die einzelnen Abschnitte stellen nicht zwangsläufig eine zeitliche Entwicklung dar, sondern eher eine sich stets ablösende Gewichtung der Bedürfnisse.

5. Selbstverwirklichung

4. Wertschätzung und Anerkennung

3. Soziale Beziehungen

2. Sicherheit

1. Körperliche Grundbedürfnisse

Jeder kennt sie genau, diese körperlichen Grundbedürfnisse: Wir brauchen Luft zum Atmen, wir können maximal fünf Tage ohne Wasser leben, etwa vier Wochen ohne Essen, spätestens nach 24 Stunden brauchen wir den regelmäßigen Schlaf, der Körper braucht Wärme und damit ein Dach über dem Kopf, und die Hormone zur Fortpflanzung – bekannt als Sexualtrieb – können beim durchschnittlich veranlagten Mensch auch nur begrenzte Zeit unterdrückt werden. (Selbst katholische Priester sollen damit Probleme haben…)

Haben wir das alles einigermaßen befriedigt, wollen wir dafür Sicherheit, wir streben nach festen Spielregeln, Gesetzen, definierten Grenzen, nach einem festen Job, kaufen uns Versicherungen, wir planen, haushalten und legen Vorräte an – ganz wie schon zur Steinzeit, um festzustellen, „alleine ist es im Himmel nicht schön“. Wir brauchen also soziale Beziehungen und finden sie auch: Erst einen Partner oder eine Partnerin – zunächst des Triebs und des Liebesgefühls wegen, dann aber wird der Kreis sehr rasch erweitert, wir brauchen zusätzliche Personen – früher im Team zum Jagen, für den Ackerbau, die Viehzucht – heutzutage für unsere Geschäfte, unseren Job, für die Erhaltung unserer Gesundheit. Im Beruf sind es Kollegen und Kolleginnen, Geschäftspartner, wir brauchen den geistigen Austausch, wir brauchen Kommunikation und Information. Sicher fallen Ihnen dabei auch einige Personen ein, die man eigentlich nicht braucht … (ich frage mich beispielsweise, ob wir wirklich mehr als 700 Bundestagsabgeordnete brauchen oder dieses Heer von hoch bezahlten Bürokraten in der Europäischen Union. Ihnen fällt vielleicht Ihr letzter Chef ein…). In jedem Fall streben wir nach einem Freundeskreis, nach einer Familie, nach intellektuellem Kontakt. Wir entwickeln positive Gefühle wie Liebe, Nächstenliebe und Fürsorge – aber leider auch das Gegenteil. „Wo Menschen sind, da menschelts“ – und schon befinden wir uns zurück in Stufe 2, denn zur Absicherung der Liebe und Partnerschaft erfinden wir die Ehe, für den Umgang miteinander einen Kodex und einen Haufen Gesetze, für deren Erfindung brauchen wir Politiker, für die Umsetzung Richter und Rechtsanwälte, weil wir die ganze Arbeit nicht mehr alleine erledigen können, gründen wir Unternehmen, für die Absicherung unseres Jobs wollen wir Gewerkschaften… Es wird immer komplexer und komplizierter!

Aber nun, da wir schon so eine ganze Menge erreicht haben, wollen wir, dass dies auch gesehen wird! Wir streben klar nach sozialer Anerkennung, nach Wertschätzung. Und so kommen Begriffe wie Status, Hierarchien, Macht, Prestige und Karriere ins Spiel, wir streben nach beruflichen und sportlichen Auszeichnungen, heften uns gerne Medaillen an die Brust, freuen uns über unsere Titel – und merken lange nicht, dass wir wie ein Hamster in einem merkwürdigen runden Käfig laufen. Angepasst, konform, konsumfreudig, sind gute Staatsbürger - die wir auch sein sollen. Der Bauch ist längst voll, das Konto einigermaßen, die Partnerschaft fängt zu kriseln an, die Kollegen und Freunde bekommen den Touch des allzu vertrauten – auf einmal will man mehr, man will woanders hin.

Plötzlich ist es da, dieses Wort „Selbstverwirklichung“, und will nicht mehr aus dem Kopf. „Wie geht es weiter?“ „Was ist da sonst noch?“ sind so typische Fragen, die beantwortet werden wollen. Man schaut sich um, entdeckt seine Individualität, man will seinen tieferen Talenten nachgehen, man interessiert sich für die verschiedenen Künste und stellt immer neue Fragen. Irgendwann tauchen interessante Philosophien auf, häufig erst politischer Art, dann im Bereich der Ethik, der Moral und ganz oft der Religionen, der Spiritualität, etwas, das höher und weiter ist als man selbst. Immer wieder taucht die Frage auf, ob man denn wirklich den richtigen Beruf erlernt hat oder ob man sich in seiner Firma oder jetzigen Tätigkeit weiter entwickeln kann, wie lange all dies noch so weiter gehen kann, „ob das schon alles war“. Irgendwann fängt man damit zu spielen an, versucht sich selbst, will nicht nur unbeteiligter Zuschauer oder braver Konsument sein. Und es macht Spaß! Weil man endlich auf der höchsten Stufe angelangt ist – nämlich mehr und mehr bei sich selbst. Doch ein Jeder verspürt dabei auch Ängste, weil Fragen Antworten verlangen, manche Antworten jedoch unbequem sind, weil sie Veränderungen nach sich ziehen würden. Und Veränderungen sind wiederum in vielen Fällen so eine Sache, weil sie Ungewissheiten, Risiken und Unvertrautes beinhalten, was bei vielen Menschen instinktiv eine große Scheu hervorruft. Selbstverwirklichung ist häufig etwas, wovon man träumt und gerne täte – und dann siegt doch dieses Bedürfnis nach Sicherheit. Oder man lässt es siegen …

Anmerkung:

Maslow hat etwas später diese fünf auf acht Ebenen erweitert – zwischen Wertschätzung und Selbstverwirklichung hat er das „Kognitive“ (Neues, Wissen, Erkennen) und „Ästhetik“ (Ordnung, Schönheit) als eigene Stufe benannt, über die Selbstverwirklichung setzte er „Transzendenz“ (Spiritualität, Höheres Bewusstsein). Diese Begriffe sind wichtig im Einzelnen genannt zu werden, sie passen jedoch auch alle in den Bereich „Selbstverwirklichung“, nämlich als Voraussetzung oder als Teil dieser höchsten Stufe. Wegen der Überschaubarkeit bleibe ich weiterhin in der etwas vereinfachten Darstellungsform.

Es wäre befriedigend, könnte man, nachdem man sich zu dieser Sphäre der Selbstverwirklichung einmal hochgearbeitet hat, dort auf Dauer verbleiben. Geht aber nicht oder nur selten. Denn irgendwann kommt ein Crash. Immer wieder mal im Leben, genau wie an der Börse! Ein Unfall, eine Krankheit, der Job ist weg, die Ehe ist kaputt, das Bankkonto wird geteilt, der Gürtel muss enger geschnallt werden. Status, Titel, Prestige, Macht … alles relativ, alles vergänglich.

Auch die Pensionierung kommt. Unausweichlich. Ständig stellt uns das Leben vor neue Situationen und Herausforderungen, stets reagieren wir nach demselben Mechanismus. Unser Geist und unser Handeln gehen sofort eine oder auch zwei Stufen tiefer. Die grundsätzlichen Bedürfnisse der Bereiche 1 bis 3 müssen ständig und dauerhaft befriedigt werden, dann erst geht’s wieder nach oben. Wer urplötzlich zur Arbeitsagentur gehen muss, weil er seinen Job verloren hat, wird nicht vorher ins Museum gehen und sich an Picasso ergötzen. Im Vordergrund stehen wieder erst eine bezahlte Beschäftigung, als Voraussetzung zur Befriedigung der Grundbedürfnisse, und folglich deren Absicherung. Dann erst kommen erneut Wertschätzung (auch der Selbstwert, die Bestätigung) und der freie Luftraum der eigenen Verwirklichung.

Somit durchlaufen wir sämtliche Stufen immer wieder zeitversetzt, bleiben nie ganz oben, erreichen nie den Zustand einer Konstanten. Häufig bleiben wir viel zu lange auf einer Stufe hängen, ohne zu merken, dass wir eigentlich weitergehen könnten oder sollten. Etwas anderes wäre dran – wir machen aber lieber die Augen zu, verharren in der Trägheit, lassen das Leben lieber an uns vorbei ziehen, machen uns selbst was vor, bleiben in der Bequemlichkeit. Dennoch: Wir bewegen uns wellenförmig, im Modus einer Sinuskurve. Festhalten bringt nichts. Auch nicht am Job, am Beruf, in dem man selten noch ab fünfzig, noch seltener mit sechzig gewollt ist – auch wenn es finanziell und vor allem politisch opportun wird, dass man bis siebenundsechzig oder gar darüber hinaus arbeiten soll. Doch keiner hat gesagt, wo dafür die Jobs herkommen und ob alle dazu rein körperlich, oder auch geistig und fachlich in der Lage sind!

Es bietet sich daher an, in dieser Lebensphase des beruflichen Ausstiegs Bilanz zu ziehen, ehrlich und kritisch mit sich selbst; eine Bestandsaufnahme des Ist-Zustands mit aller Sachlichkeit zu machen – aber insbesondere unter Einbeziehung aller nicht gelebten Träume und Wunschschlösser. Denn dafür gäbe es jetzt viel Zeit – und nicht immer ist deren Realisierung mit Geld verbunden!

Gehen wir´s somit an, mit dem nächsten Schritt: Viele Wege entstehen erst beim Gehen – aber allen gemeinsam ist der erste Schritt! Tun wir also diesen ersten Schritt, indem wir versuchen, bei der eigentlichen Trennung von unserem bisherigen Arbeitsleben möglichst wenig falsch zu machen. Die folgenden Abschnitte in diesem Buch sollen dafür ein Leitfaden sein, der allerdings auf ihre individuelle, sehr persönliche Situation jeweils abgestimmt werden muss!

Damit schauen wir uns zunächst an, frei nach Maslow, wie wir unsere materiellen Grundbedürfnisse, unsere zukünftige Existenz finanzieren und möglichst gut geplant einen hoffentlich noch langen Lebensabend absichern können. Zu diesem Fundament darf aber nicht nur ein voller Bauch gehören, sondern mindestens gleichwertig, eine solide Vorbereitung von Geist und Psyche. Eine Überprüfung des bisherigen Wertgefüges darf dabei nicht fehlen. Diese Bereiche schließen sich somit folgerichtig und ausführlich an die Kapitel „Formalitäten“ und „Finanzierung“ an. Danach sind Sie eingeladen, Ihr soziales Umfeld zu untersuchen, Ihre jetzigen und künftigen Kommunikationspartner zu betrachten, und schließlich versuchen Sie herauszufinden, wo neue sinnvolle Herausforderungen liegen könnten, die Ihnen die erforderliche Bestätigung und Wertschätzung – auch ohne die bisherigen Tätigkeiten – zu schenken vermögen.

Irgendwann werden Sie wahrscheinlich feststellen, dass nun plötzlich enorm viel Zeit für Sie selbst da ist, für die weitere Entwicklung, für persönliches Wachstum, für vieles, was man immer tun wollte, aber aus verschiedenen Gründen nicht tun konnte. Sie werden merken, dass Sie ein ungeheures Stück Freiheit geschenkt bekommen haben mit diesem Abschied vom Beruf – dass man sich an diese Freiheit aber erst mühsam gewöhnen muss. Schließlich hatten andere Prioritäten, Notwendigkeiten und Strukturen bisher den Alltag geprägt und fremdbestimmt. Vieles fällt nun von einem ab. Aber es ist dennoch so wie mit dem Fisch, der sein Leben lang im Aquarium verbracht hat und dann ins offene Meer darf: Er muss sich an sein neues Leben erst gewöhnen. Auch Freiheit und Unabhängigkeit wollen gelernt sein. Und gut geplant! Aber sich auf diesen Prozess mit ganzem Herzen einzulassen – das lohnt sich!

ERSTER TEIL

Der äußere Prozess

A. Formalitäten und was man beachten sollte

Wie man aus seinem Berufsleben heraus kommt – verschiedene Möglichkeiten und formale Voraussetzungen

„Drum prüfe, wer sich ewig bindet ...“(Friedrich Schiller, Das Lied von der Glocke)

In diesem Abschnitt versuche ich die wesentlichen Punkte zu beschreiben, die man sorgfältig betrachten möge, wenn man sich von seinem Berufsleben, und damit von seiner Firma oder auch aus einer selbstständigen Tätigkeit, verabschiedet. Dies betrifft insbesondere die verschiedenen Arten eines permanenten Abschieds aus dem Job sowie den daraus resultierenden Umgang mit den Krankenkassen, der Rentenversicherung, gegebenenfalls mit der Arbeitsagentur und anderen Behörden. Dabei kann ich weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch für die Genauigkeit meiner Hinweise erheben, da sich namentlich gesetzliche Gegebenheiten laufend verändern. Auch will ich nur eine Übersicht anbieten, verweise aber auf Adressen, wo man genaue und vor allem aktuelle Informationen einholen kann. Für die Leser in der Schweiz und in Österreich gelten diesbezüglich ohnehin andere Bedingungen. Es ist daher in jedem Fall sinnvoll, sich individuell und personenbezogen mit seiner jeweiligen Behörde, Versicherung oder auch einem Rentenberater auseinander zu setzen! Auf Friedrich Schillers geflügeltes Zitat sei verwiesen, obgleich ursprünglich in anderem Zusammenhang verfasst, handelt es sich doch auch beim Gang in den so genannten dritten Lebensabschnitt um eine Reihe von anstehenden Entscheidungen, die, ähnlich eines ehelichen Ja-Worts, in der Folge etwas Unumstößliches haben.

Am klarsten – längst nicht am einfachsten (!) – ist die Situation für Selbstständige oder Freiberufler. Sie übergeben oder liquidieren ihre Firma, und wenn sie nicht Pleite gehen, bestimmen sie den Termin diesbezüglich selbst, ansonsten der Insolvenzverwalter. In den meisten Fällen erübrigt sich ein eventuell notwendiger Gang zur Arbeitsagentur; bezüglich Krankenversicherung und Rentenversicherung ergeben sich oft Überschneidungen zu dem was Arbeitnehmer beachten sollten, weil viele Freiberufler und Selbständige eine Teil ihres Berufslebens als Angestellte verbracht haben.

Beamte haben auch nicht viele Möglichkeiten. Ihre „Firma“, also unser Staat, ist im Prinzip schon längst bankrott, aber sie existiert dennoch weiter, obwohl der Schuldenberg, den dieser Arbeitgeber angehäuft hat, nie mehr zurückzahlbar ist. Aber anders als ein privates Unternehmen kann der Staat bei knappen Einnahmen die Steuern oder Gebühren erhöhen, und damit die Einnahmen. Die Kontrollen der Ausgaben werden von eigenen Staatsdienern (den Rechnungshöfen) durchgeführt – was jedoch noch nie viel am Verhalten dieser Geldvernichtungsmaschinerie geändert hat. Zwar können ein paar Köpfe abgewählt werden, aber der Staat an sich nicht – und einen Wettbewerber, anders als jeder Privatbetrieb, muss dieser Arbeitgeber auch nicht fürchten. Inzwischen hat diese Institution sage und schreibe die unvorstellbare Summe rund 2.000.000.000.000 € (das sind 2.000.000 Millionen oder 2.000 Milliarden oder kurz und ungut 2,00 Billionen) Schulden angesammelt. Jedoch die Politiker dreschen Sprechblasen, wie dieser Riesenberg jemals getilgt werden soll – in Realität also nie! Schließlich braucht man ständig Wahlgeschenke und außerdem ist, laut Bibel, Geben viel seliger als Nehmen. Steuereinnahmen werden verschleudert, als ob es nicht nur unser aller Geld wäre, sondern auch noch unsere Schulden, die an nachfolgende Generationen weiter gereicht werden müssen. Der einzelne Bürger kann höchstens mit den Füßen abstimmen – aber er wird rasch merken, dass woanders die Uhren auch nicht anders ticken. Siehe die Euro-Krise der Jahre 2010/2011 und folgende, verbunden mit den enormen Schulden, namentlich der Südeuropäer und der Iren, für die wir zwar überhaupt nichts können, aber jetzt noch zusätzlich, in einer Form von europäischer Solidarität, aufkommen müssen. Dank eines Euros, der mit viel Enthusiasmus, aber wenig Realitätssinn und ohne großen Sachverstand, viel zu schnell eingeführt wurde. Also, bleiben wir lieber hier und vererben nicht nur unsere Güter, sondern auch unsere Schulden – und Sünden. Daher der Name „Erbsünde“, verwandt mit „Erbgut“ oder auch „Erblast“. Zum Glück und Trost für die Erbengeneration, dies sei hier angemerkt, ist die gesamte Erbmasse dennoch weitaus höher als der Schuldenberg dieser Hinterlassenschaft. Das Privatvermögen der Deutschen liegt nämlich bei über 5 Billionen Euro – und das muss schließlich genauso vererbt werden, in Realität etwa 400 Milliarden pro Jahr!

Aber zurück zum Ausstieg aus dem Beruf: Beamte haben ihren Status bekannterweise auf Lebenszeit. Ein absoluter Sonderfall! Ein Beamter kann – falls ihm oder ihr dieses Modell angeboten wird – genauso wie ein Angestellter, zum Arbeitsende das Modell der Altersteilzeit wählen (siehe folgende Beschreibung), er kann aufgrund von Krankheit vorzeitig pensioniert werden, ansonsten scheidet er in der Regel im Alter von irgendwo zwischen 65 und 67 aus und geht nahtlos in Pension. Er (oder Sie) könnte zwar, wie jeder Mensch, seinen Job beliebig kündigen und ausscheiden wann er will – aber im fortgeschrittenen Alter ist dies die totale Ausnahme und bedarf deswegen keiner weiteren Erläuterung.

Bei Angestellten und Arbeitern sind die Möglichkeiten des Abschieds vom Berufsleben am vielfältigsten und damit auch die Zahl der Punkte, auf die man genau achten sollte, am zahlreichsten. Auf diesen Komplex soll nun im Folgenden eingegangen werden. Die anderen Berufsgruppen mögen bei Nichtzutreffen über einzelne Hinweise hinweg lesen.

Die Finanzierung des Alters ist dagegen völlig neutral zu betrachten, unabhängig von einer beruflichen Zugehörigkeit und auch davon, ob Sie ein Leser in Deutschland, in Österreich, in der Schweiz oder auch in Südtirol sind. Diesem Themenbereich ist deshalb ein eigener Abschnitt gewidmet.

Altersteilzeit: Es gibt sie immer noch

Hinweis: „Weiterhin möglich und beliebt.“

Seit 1. Januar 2010 ist die bis dahin gültige Form der Altersteilzeit im Wesentlichen abgeschafft, da die Bundes-Arbeitsagentur ihre Fördermittel für Aufstockungen zum Gehalt und zur Rentenversicherung für Neuverträge ab diesem Datum eingestellt hat. Trotzdem gibt es Altersteilzeit noch – jedoch in abgewandelter Form für bestimmte Beamten- und Lehrergruppen, sowie unterschiedliche Industriebereiche, wie dem der IG-Metall , der Chemie, oder auch im Bereich von Verdi. Sie kann angeboten werden – muss dies aber nicht! Es besteht also nicht notwendigerweise ein Anspruch für jede Person.

Ursprünglich war die zum 1. August 1996 eingeführte Altersteilzeit für den gleitenden Übergang der Arbeitnehmer in den Ruhestand gedacht. Die Mehrheit der Betroffenen entschied sich jedoch für das sogenannte Blockmodell und damit zu einem vorzeitigen Ausstieg aus dem Berufsleben. Für die Inanspruchnahme der Fördermittel der Bundesagentur für Arbeit war Voraussetzung, dass der Arbeitgeber die Stelle für jeden „Altersteilzeiter“ mit einem Arbeitslosen oder zuvor Ausgebildeten wieder besetzt. In Praxi wurde jedoch die Belegschaft gekürzt oder verjüngt. Über zwei Drittel der Arbeitgeber verzichteten daher auf die Fördermittel und bezahlten die entsprechenden Aufstockbeträge aus eigener Tasche. Somit hat sich also für Beschäftigte, die beispielsweise im Tarifbereich der IG-Metall beschäftigt sind, wenig geändert. Wer bei Google das Stichwort „IG Metall Altersteilzeit“ eingibt, findet diesbezüglich eine detaillierte Beschreibung der neuen Regelung, zum neuen „Tarifvertrag zum flexiblen Übergang in die Rente (FlexÜ)“. Analog : „Verdi Altersteilzeit“ oder auch bei der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft „GEW Altersteilzeit“. Nachdem die Bedingungen je nach Tarifbereich und Arbeitgeber schwanken, muss hier auf eine allgemein gültige Beschreibung verzichtet werden. Man sollte vielleicht wissen, dass dieses Angebot nicht jedem Arbeitnehmer angeboten werden muss, sondern in der Regel auf einen bestimmten Prozentsatz der Gesamtbelegschaft beschränkt vergeben wird. Es handelt sich also um ein „Kann-Angebot“ und nicht um einen fixen Anspruch.

Generell scheint sich dabei das Modell der maximal sechsjährigen, bzw. minimal 24-monatigen ATZ durchgesetzt zu haben. Will heißen – sie können im Blockmodell die ATZ frühestens mit Lebensalter 57 beginnen, drei Jahre voll, wie bisher arbeiten, dann drei Jahre „Die-Arbeit-los-sein“ und mit 63 in den vorgezogenen Ruhestand überwechseln. Dabei werden Ihnen pro Monat des vorgezogenen Ruhestands 0,3 % Rente dauerhaft, also für den Rest Ihres Lebens, abgezogen. Oder (im obigen Fall) ohne Abzug: „Reguläres Rentenalter (65+) minus 6 Jahre“. Voraussetzung: Sie haben 35 Jahre Beitrags- bzw. Anrechnungszeiten.

Dabei werden Ihnen im Durchschnitt der Modelle etwa 85% Ihres bisherigen Netto-Monatsgehalts überwiesen werden, bei entsprechenden Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung. Letztere „darf “ (nicht „muss“) Ihr Arbeitgeber auf 100 % Ihres bisherigen Einkommens aufstocken, damit die (leicht) reduzierten Überweisungen an die RV zu keinen (geringfügigen) Abschlägen der späteren Rente führen.

Bei alten ATZ-Verträgen (vor dem 31.12.2009), bei denen die Bundesagentur für Arbeit mittels Aufstockbeträgen beteiligt war, galten für „Altersteilzeiter“ in der passiven ATZ bei Nebentätigkeiten gewisse Hinzuverdienstgrenzen. Da es diese Aufstockung durch die BA seit 1.1.2010 nicht mehr gibt, gilt nur noch die allgemein gültige Meldepflicht einer Nebentätigkeit beim Arbeitgeber. Dieser muss üblicherweise jeder Nebentätigkeit zustimmen! Den entsprechenden Passus diesbezüglich werden Sie in Ihrem Arbeitsvertrag finden. Er gilt so lange, wie Ihr Arbeitsverhältnis besteht (also auch in der passiven ATZ). Zum Beginn einer möglichen Frührente ab 63 gelten dann andere Regeln (dazu mehr im Kapitel zur Frührente).

Entsprechend flexibler könnte damit auch – nur bei beidseitigem Einvernehmen – eine Unterbrechung der ATZ (bisher max. ein Jahr) im Bedarfsfall geregelt werden. Zusätzliche und namentlich betrieblich bedingte Informationen erhalten Sie bei Ihrer Personalabteilung oder auch beim Betriebsrat oder der Personalvertretung.

Übrigens: Muss man nach Beendigung der ATZ zwangsläufig in Rente gehen? Nein! Vielleicht soll man, vielleicht wird es erwartet. Ist Ihre ATZ beendet, ist damit auch Ihr Arbeitsverhältnis beendet und sind Sie ein freier Mann oder Frau – und können sich folglich auch arbeitslos melden – quasi „dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung stehen“. Was durchwegs finanzielle Vorteile haben könnte! Allerdings müssen Sie dann mit Vermittlungsversuchen der Arbeitsagentur rechnen, was im Einzelfall durchwegs nervig werden kann. Auch in Ihrem Arbeitsvertrag könnten Bedingungen vermerkt sein, wie z. B. eine Abfindung, die nur ausbezahlt wird, falls Sie nach der ATZ in Rente gehen. Bitte genau überprüfen!

Das Konstrukt der Altersteilzeit ist nur eine von mehreren Möglichkeiten um Personal zu reduzieren. Solange Personal abgebaut werden muss, die Firmenkassen voll und betriebsbedingte Kündigungen schwierig oder gar ausgeschlossen sind, wird man voraussichtlich weiterhin verstärkt auf ein Werkzeug zurück greifen, das es schon sehr lange gibt, nämlich dem der Zahlung einer Abfindung, bzw. wie es im Amtsdeutsch heißt, einer „Entlassungsentschädigung“. Diese soll im Folgenden etwas genauer betrachtet werden.

Abfindung oder Entlassungsentschädigung und der Mythos vom „Goldenen Handschlag“

Eine Abfindung für die Aufgabe eines Arbeitsplatzes kann grundsätzlich und völlig altersunabhängig ausgehandelt werden. Sie ist auch davon unabhängig, ob die Voraussetzungen zu einer betriebsbedingten Kündigung vorliegen oder nicht. Es „darf “ immer gezahlt werden – solange ein Arbeitgeber dazu in der Lage ist. Wenn er tatsächlich pleite ist, ist auch nichts mehr zu holen. Wenn eine Firma von einer anderen Firma übernommen wird, tritt diese – außer im Vergleichsfall – voll in die Verpflichtungen der ersten ein. Bei großen Unternehmen werden Abfindungszahlungen in aller Regel zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung verhandelt und haben damit weitgehend Allgemeingültigkeit. Bei kleinen Firmen ist der oder die Betroffene meist auf sich alleine gestellt. In dieser Situation sei auf jeden Fall, bevor es zu einer Unterschrift kommt, das Hinzuziehen eines kundigen Rechtsanwalts empfohlen, mit dem ausgewiesenen Spezialgebiet „Arbeitsrecht“.

Für die Höhe einer Abfindung gibt es keine fixe Rechtsgrundlage. Die durchschnittliche Höhe der Abfindung liegt industrieweit jedoch bei 0,67 Monatsgehältern pro Jahr der Firmenzugehörigkeit. Kommt es allerdings zum Prozess, entscheiden Arbeitsgerichte meist nach der Formel: „Pro Jahr der Firmenzugehörigkeit ein halbes Monatsgehalt“; macht also bei zehn Jahren in Lohn und Brot 5 Monatsgehälter. Gelegentlich kommt dazu ein bestimmter „Sockelbetrag“, der, je nach Finanzkraft eines Unternehmens, zwischen „sehr mager oder null“ und „sehr gut“ angesiedelt sein kann. Im Streitfall wird Ihr Arbeitgeber sich um so „kulanter“ geben, je klarer die von ihm ausgesprochene Kündigung im Bereich der Unwirksamkeit liegt. Im umgekehrten Fall dürfte es schwierig sein, überhaupt eine Abfindung zu erhalten. Der Rat eines qualifizierten Rechtsberater dürfte sich im Zweifelsfall also schnell auszahlen!

Die absolute Summe einer Abfindung erweist sich allerdings häufig als Blender, auch wenn sie satt im fünfstelligen Bereich angesiedelt ist, denn Grausamkeiten und Realitäten müssen betrachtet werden! Zunächst zur Grausamkeit: Früher gab es reelle Freibeträge, aber zur Erinnerung sei erwähnt, als der linke (man beachte den Doppelsinn!) Herr Lafontaine unter Rot-Grün 1998 Finanzminister wurde, war – obwohl er nur ein sehr kurzes Gastspiel gab – eine seiner ersten Amtshandlungen die drastische Reduzierung dieser Freibeträge. Schwarz-Rot führte diese unfaire Praxis auf Kosten derjenigen, die für ihr Alter tatsächlich jeden Cent benötigen konsequent fort, und verfügte die völlige Streichung zum Januar 2008. Aus die Maus! Heißt im Klartext: Die Abfindung wird im Jahr des Zuflusses, also der Zahlung, voll auf Ihr bis dahin angelaufenes Jahresentgelt addiert und erreicht damit sehr schnell einen Steuersatz, der im Höchstbereich von 42 % angesiedelt sein kann, plus eventuell „Reichensteuer“ von 3 %, plus (im gegebenen Fall) Kirchensteuer. Es entfallen zwar keine zusätzlichen Sozialabgaben, falls Sie die Beitragsbemessungsgrenzen erreicht haben, einen Großteil kassiert in jedem Fall der Staat. Für diese unsoziale Staatsabzocke gibt es nur wenige Möglichkeiten, um die Steuerlast zu mildern:

Erstens: Sie verteilen den Zufluss der Abfindung so, dass zumindest der größte Teil auf das Jahr entfällt, in dem Sie nicht mehr (oder nur ein paar Tage oder Monate) arbeiten und damit das Gesamteinkommen aus angelaufenen Arbeitsentgelt und Abfindung auf zwei Kalenderjahre verteilen. Damit können Sie im Einzelfall den Höchststeuersatz mildern. Voraussetzung dafür ist jedoch die Zustimmung des Arbeitgebers!

Zweitens: Sie haben unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit des so genannten „Fünftelungsverfahrens“ nach § 34, EStG, das Ihre Steuerlast im gegebenen Fall leicht senken kann. Eine Abhandlung geht über den Rahmen dieses Buchs hinaus, ich empfehle deshalb dringend und in jedem Fall die sachkundige Bewertung durch einen Steuerberater! Eine erste Berechnung können Sie über einen „Abfindungsrechner“ machen, den Sie leicht über Google finden, wenn Sie diesen Suchbegriff eingeben.

Drittens: Die so genannte „Rürup-Rente“, die vor allem für Arbeitnehmer ab 50 interessant ist. Zahlt ein 55-jähriger aus einer höheren Abfindung einmalig rund 37.000 € ein, so kann er ab 65 mit einer Zusatzrente von etwa 300 € pro Monat rechnen. Einen guten Teil der Einzahlungssumme kann dabei steuerlich verrechnet werden. Ein Rechenbeispiel diesbezüglich findet sich mittels Google-Suchbegriff „Rürup-Rente Abfindung“. Einen guten Überblick bietet auch Wikipedia.

Viertens: Fortschrittliche Unternehmen haben ein sogenanntes „Zeitwertkonto“ (auch „Langzeitarbeitszeitkonto“ genannt). Hier können nicht genommene Urlaubstage, manchmal auch Sonderzahlungen (Weihnachtsgeld, Boni) „eingezahlt“ werden und später (z. B. zum Berufsende) genommen werden. ACH-TUNG: In Abstimmung mit dem Finanzamt (!) können dort auch Abfindungen eingebucht werden – so dass in Realität ihr Arbeitsverhältnis deutlich länger läuft, obwohl sie früher „frei“ sind. Ihr jährlicher Steuersatz dürfte dann einigermaßen stabil bleiben und die Abfindung nicht zu beinahe 50% ans Finanzamt fließen. Damit verbunden oder separat sollten Sie über die folgende Möglichkeit nachdenken:

Fünftens: Verwendung von Abfindungszahlungen zum Ausgleich von Rentenkürzungen: