Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Ein Sheriff muss eine Stadt zähmen - ein Job für einen harten Hund.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 159
Veröffentlichungsjahr: 2014
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Wenn der Teufel Terror macht
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956172618
Cover
Titel
Impressum
Wenn der Teufel Terror macht
Joe Duncan feixte und stieß hämisch hervor: „Seht an, Freunde, der Gehilfe unseres Marshals. Er stolziert daher wie ein Pfau – ja, wie ein richtiger, aufgeblasener Pfau. Weiß der Satan, worauf er so stolz ist. Vielleicht darauf, dass ihn der Narr Lane Carson aus der Gosse geholt hat?“
Duncan lehnte mit der Schulterspitze an einem der Tragepfosten des Saloonvorbaus und hielt die Arme vor der Brust verschränkt. Höhnisch fixierte er Matt Gregor, der am Saloon vorbeischreiten wollte, der jetzt aber stehen blieb. Das Blut schoss dem großen Jungen in den Kopf und färbte sein Gesicht dunkel. Er presste die Lippen bitter aufeinander, so dass sie nur noch einen dünnen Strich bildeten.
Die Kerle auf dem Vorbau gehörten zu Tex Jeffords Revolvermannschaft. Matt wusste nur zu gut, dass sie von der niederträchtigen, brutalen Sorte waren, skrupellos, verkommen und von Lasterhaftigkeit geprägt. Ein unruhiges, sündiges Leben hatte tiefe Spuren in ihre kantigen Gesichter gegraben.
Dale Turner, der in einem Schaukelstuhl saß und die Beine auf dem Vorbaugeländer liegen hatte, lachte ironisch auf und rief herausfordernd: „Du vergleichst ihn mit einem stolzen Pfau, Joe. Ich halte ihn für einen Maulesel. Ja, einen Maulesel, dem irgendein Verrückter einen Stern angeheftet hat. Was meinst du, Swift?“
Swift Frazer zeigte die Zähne, legte beide Hände auf das Geländer, musterte Matt höhnisch von oben bis unten, dann meinte er: „Ja, Maulesel gefällt mir. Vielleicht können wir ihm eines Tages einen Sattel auflegen und auf ihm seinen Boss aus dem Land jagen.“
Die drei Kerle lachten wild und wiehernd und ließen dabei Matt Gregor nicht aus den Augen. In dem Deputy wallte Zorn hoch. Seine Lippen sprangen auseinander, aus seinem Mund brach es wütend: „Ihr drei nehmt den Mund ja mächtig voll. Es ist wohl so, dass ihr euch in der Überzahl stark und mächtig fühlt. Aber Lane und ich und noch ein paar Männer dieser Stadt, die Ruhe und Frieden in Trail City sicherstellen möchten, werden euch das Maul schon zur rechten Zeit stopfen. Und dann sehen wir, wer wen aus der Town jagt.“
Ihre Mienen veränderten sich schlagartig. Ein böser Ausdruck trat in ihre Augen, das Aufblitzen in ihnen mutete an wie ein Signal. Plötzlich verströmten sie nur noch Härte und Gnadenlosigkeit. Joe Duncan schnappte: „Hört, hört! Die kleine Kröte, die am Suff fast vor die Hunde gegangen wäre, beißt um sich wie ein getretener Straßenköter. Man sollte ihn auf seine richtige Größe zurechtstutzen.“
„Oder ihn auf einen Drink einladen!“, grunzte Swift Frazer. „Yeah, das ist es. Wir trinken einen mit ihm. – Das ist eine Einladung, Deputy. Wenn du nicht annimmst, dann ist das eine Beleidigung, und wir lassen uns nicht beleidigen.“
Zwingend starrte er Matt Gregor an.
Die drei Revolverschwinger und Schläger warteten auf seine Reaktion. Matt Gregors dunkler Punkt in der Vergangenheit war die Trunksucht. Lane Carson hatte ihn davor bewahrt, endgültig dem Alkoholismus zu verfallen. Viel Geduld war notwendig gewesen, Nachsicht und ein unbeugsamer Wille. Schließlich aber war Matt von der Flasche losgekommen. Doch nun …
Die Kerle auf dem Vorbau hatten eine herausfordernde Haltung eingenommen. Sie belauerten den jungen Deputy und dieser ahnte, dass er sich nun durchsetzen musste, oder sie inszenierten ein übles Spiel mit ihm. Er sah sie der Reihe nach an und schüttelte den Kopf:
„Ich werde nicht mit euch trinken. Und ihr wisst auch, warum. Jeder Schluck Brandy würde mich zurückwerfen, ich würde wieder im alten Fahrwasser landen.“ In seinen Blick schlich sich der Ausdruck von Trotz und Widerwillen. „Außerdem seid ihr nicht die Burschen, mit denen ich mich an den Tresen stellen möchte. Also lasst mich in Ruhe.“
Er setzte an, um weiterzugehen, aber da stieß sich Joe Duncan vom Vorbaupfeiler ab, tauchte unter dem Geländer hindurch und sprang in die Fahrbahn. Staub schlug unter seinen Stiefeln auseinander.
Dale Turner hatte die Beine vom Geländer genommen und saß jetzt aufrecht im Schaukelstuhl. Er blähte die Nasenflügel, als er grollend hervorstieß: „Reiß ihm das Stück Blech vom Hemd, Joe!“
Joe Duncan versperrte Matt Gregor den Weg. Unruhe erfasste den Deputy. Sein hilfesuchender Blick huschte an dem Gunslinger vorbei die Straße hinunter. Aber die wenigen Passanten achteten nicht auf das, was sich vor dem Saloon zutrug. Noch war die Auseinandersetzung nur verbal, und so interessierte sich kaum jemand dafür. Und wenn doch jemand etwas bemerkte, dann zeigte er es nicht. Denn niemand wollte sich mit Tex Jefford und seinen zweibeinigen Wölfen anlegen. Von Lane Carson, dem Townmarshal, war nichts zu sehen.
Jetzt sprang auch Swift Frazer auf die Straße. Er baute sich hinter Matt auf und stemmte die Arme in die Seiten. Seine Mundwinkel waren nach unten gezogen und verliehen seinen Zügen einen brutalen Ausdruck.
Ein Ochsengespann rumpelte vorbei. Der Mann auf dem Bock schwang die Peitsche. Die Räder mahlten im Staub. Irgendwo bellte ein Hund. Es war noch vor der Mitte des Vormittags und Trail City war ziemlich ruhig.
Joe Duncan streckte die Hand nach dem Sechszack an Matts Weste aus. Matt atmete etwas schneller. Sein Herz hämmerte einen wilden Rhythmus gegen seine Rippen. Die Angst kam wie ein Guss eisigen Wassers. Ja, er fürchtete die Gunslinger Tex Jeffords. Doch trotz aller Furcht – demütigen wollte er sich von ihnen nicht lassen. Matt wich einen Schritt zurück und Duncan griff ins Leere. Aber Matt prallte gegen Swift Frazer und trat ihm auf den Fuß. Frazer fluchte lästerlich und versetzte Matt einen Stoß in den Rücken, der Matt nach vorne taumeln ließ. Reflexartig schlug er Joe Duncans Hand zur Seite, die wieder nach dem Stern griff.
Da trat ihm Swift Frazer von hinten in die linke Kniekehle. Matt brach ein und versuchte, sein Gleichgewicht zu bewahren. Er spürte den Ruck, mit dem ihm Duncan den Stern herunterriss. Duncan lachte schrill auf und schleuderte das Symbol des Gesetzes auf die Straße. Verächtlich spuckte er daneben in den Staub. Dann fauchte er: „Und jetzt trinken wir gemeinsam auf Tex Jeffords Wohl, mein Junge. Wir leeren eine ganze Flasche. Vorwärts, in den Inn mit dir. Na los, schwing die Hufe hinein!“
Matt hatte sich wieder gefangen. Er stand aufrecht vor Duncan. Sie wollten ihn zerbrechen, weil er zu Marshal Lane Carson hielt. Lane hatte es sich in den Kopf gesetzt, die wilde, lasterhafte Town am Ende des Cattle-Trails zu zähmen. Tex Jefford hingegen konnte sie nicht sündig genug sein. Er wollte Geld verdienen – viel Geld, wollte die Treibherdencowboys rupfen wie Weihnachtsgänse. Je ausgelassener die Cowboys sein durften, desto lockerer saß bei ihnen der Dollar. Und um ihre Dollars ging es Tex Jefford. Er konnte keinen Marshal brauchen, der die Stadt sittsam und friedlich machen wollte.
Doch daran dachte Matt in dieser Minute nicht. Er kämpfte gegen seine Angst an, seine Rechte legte sich auf den Coltknauf, mit sprödem Tonfall und stoßweise entrang es sich ihm: „Ich habe Dienst – und ich will nicht mehr trinken – außerdem …“
„Mach keine Zicken, Kleiner!“, schnaubte Frazer hinter Matts Rücken. Swift Frazer packte den Deputy am Kragen. „Du leistest uns jetzt Gesellschaft. Es wird ein feiner Spaß, du wirst es sehen. Pfeif auf Lane Carson. Er ist nicht dein Vater. Seine Tage hier sind gezählt.“
Matt spürte den heißen Atem des Burschen in seinem Nacken. Unwillkürlich zog er den Kopf zwischen die Schultern, als hätte ihn der Atem des Bösen berührt. Härter umklammerte seine Hand den Revolverknauf. Und mit dem nächsten Impuls riss er das Eisen aus dem Halfter. Es war kein verstandesmäßiges Handeln, seine Reaktion war aus der Angst und der Verzweiflung geboren.
Ein harter Schlag mit der Handkante lähmte seinen Arm. Matts Daumen rutschte von der Hammerplatte. Unvermittelt und brutal wurde seine Hand mit dem Colt herumgedreht. Siedender Schmerz zuckte bis unter Matts Hirnschale, dann entfiel ihm der Revolver und versank halb im Staub. Matt stöhnte, umklammerte mit der Linken sein schmerzendes Handgelenk und krümmte sich etwas nach vorn. Swift Frazer, der ihn noch am Westenkragen gepackt hielt, schubste ihn herum und wollte ihn zu den Stufen bugsieren, die auf den Vorbau führten.
Da erschallte ein rasiermesserscharfes, klirrendes Organ: „Jetzt ist es genug! Finger weg von Matt, Frazer!“
Das letzte Wort hing noch in der Luft, als Lane Carson endgültig hinter der Hausecke hervortrat, von der aus er alles beobachtet hatte. Er hielt eine Winchester im Hüftanschlag. Hart krümmte sich sein Zeigefinger um den Abzug. Lanes Gesicht war verschlossen, mutete an wie versteinert. Nur in seinem Blick zeigte sich der Zorn, der in ihm wütete.
*
Langsam näherte Lane Carson sich. Dale Turner erhob sich fast bedächtig aus dem Schaukelstuhl. Aus engen Lidschlitzen, zwischen denen es drohend glitzerte, starrte er dem Marshal entgegen. Auf dem Stern an Lanes Brust brach sich das Sonnenlicht.
Auch Joe Duncan und Swift Frazer fixierten den Marshal düster und abweisend. Fast widerwillig hatte Frazer die Hand von Matts Westenkragen genommen. Jetzt hing sie dicht hinter dem abstehenden Coltknauf. Frazers Handgelenk berührte ihn.
Joe Duncan knickte in der Mitte etwas ein. „Aaah, unser aufgeblasener Marshal! Na schön, Sternschlepper. Es war nur ein Spaß. Zufrieden?“
Lane war breitbeinig stehen geblieben. Um seine Augen vor dem grellen Sonnenlicht zu schützen, hatte er sich den schwarzen Stetson tief in die Stirn gezogen. Lane war ein großer, dunkelhaariger Mann, etwas Indianerhaftes ging von ihm aus. Er war schmal in den Hüften und breit in den Schultern. Seine ganze Erscheinung verriet Geschmeidigkeit und Kraft. Seine scharfgeschnittenen Züge ließen auf Willenskraft und Energie schließen. Er verstrahlte eine starke, zwingende Strömung.
Lane sagte hart und brechend: „Für diese Art von Spaß habe ich kein Verständnis, Duncan. Und weil das so ist, wirst du jetzt den Stern aufheben und ihn Matt reichen. Und dann zahlt ihr jeder dreißig Dollar Ordnungsstrafe. Wenn nicht, wandert ihr für zehn Tage hinter Gitter.“
Dale Turners rechter Mundwinkel zuckte geringschätzig in die Höhe. „Daran glaubst du doch wohl selbst nicht, Carson?“ Er spuckte die Worte regelrecht hinaus. Seine Hand verkrampfte sich um den Griff des Sechsschüssers. Weiß und spitz traten die Knöchel unter der Haut hervor. Von seiner Miene war deutlich abzulesen, dass er bereit war, es an Ort und Stelle auszutragen.
„Ich befehle dir nur einmal, den Stern aufzuheben, Duncan!“, stieg es leidenschaftslos aus Lanes Kehle. „Und ich warte noch genau drei Sekunden …“
Lane senkte die Winchester und zielte auf Joe Duncans Bein. Seine Sinne arbeiteten mit doppelter Schärfe. Er war wachsam und angespannt, denn er durfte die drei Gunslinger auf keinen Fall unterschätzen.
Matt Gregor bückte sich blitzschnell nach seinem Colt und glitt zwei Schritte zur Seite. Es knackte metallisch, als er den Hahn zurückzog. Er richtete die Mündung auf Dale Turner, der wie zu einer Salzsäule erstarrt auf dem Vorbau stand.
„Die drei Sekunden sind um, Duncan!“, peitschte Lanes Stimme.
Joe Duncan knirschte mit den Zähnen. Er machte zwei steifbeinige Schritte zu der Stelle hin, wo der Stern im Straßenstaub versunken war. Sein unheilvoller Blick hatte sich an Lane verkrallt. Der Hass, der in ihm wütete, war offenkundig. Der Gunslinger bückte sich, streckte den linken Arm aus. Er schaute schnell in die Runde, und stellte fest, dass einige Passanten aufmerksam geworden und stehen geblieben waren. Alles in ihm bäumte sich plötzlich gegen das Begreifen auf, dass er drauf und dran war, eine schmähliche Niederlage einzustecken. Und bei ihm brannte eine Sicherung durch. Als seine linke Hand in den Staub wühlte, riss seine Rechte den Colt aus dem Halfter.
Schüsse brüllten durch die Straße. Der Donnerhall staute sich sekundenlang zwischen den Häusern, ehe er sich erhob und über den Dächern zerflatterte. Aus Lanes Gewehr kräuselte ein feiner Rauchfaden. Vor dem Gesicht des Sheriff wurde eine Pulverdampfwolke vom schralen Wind zerpflückt.
Joe Duncan war schnell – so schnell, dass sein Zug mit den Augen fast nicht wahrzunehmen war. Es war eine fließende Bewegung von Hand, Arm und Schulter gewesen, und als sein Eisen losschmetterte, glaubte der Revolverschwinger schon, diesen Kampf für sich entschieden zu haben.
Aber Lane war reaktionsschnell – mehr vom Instinkt als von einem bewussten Willen geleitet -, einen Schritt zur Seite gesteppt. Duncans Geschoss fraß sich knirschend in die hölzerne Fassade eines Gebäudes. Und dann hatte Lane durchgezogen. Ein ellenlanger Mündungsblitz stieß auf Duncan zu. Der spürte den Einschlag der Kugel und wurde halb um seine Achse gewirbelt. Einige Herzschläge lang empfand er noch glühenden Schmerz, dann versank die Welt vor seinen Augen. Er kippte über die Absätze nach hinten und krachte der Länge nach hin. Staub schlug unter seinem Körper auseinander.
„Stop!“, fauchte Lane, als Swift Frazer eingreifen wollte.
Frazer, der den Sechsschüsser halb aus dem Halfter hatte, hielt inne, als Lane repetierte.
Auch Dale Turner wagte nichts, denn auf ihn zielte unmissverständlich und unverrückbar Matt Gregors Kanone.
Einige Männer drängten aus dem Saloon. Im Obergeschoss flog ein Fenster auf. Ein hagerer Mann mit pechschwarzem Haar zeigte sich. Seine Haare standen wirr vom Kopf ab, und es war deutlich, dass er soeben noch im Bett gelegen hatte. Neben ihm erschien eine rothaarige Frau. Schlaftrunken und verstört schaute sie auf die Straße hinunter.
„Hands up!“, so herrschte Lane unbeeindruckt und ohne jede Gemütsregung Dale Turner und Swift Frazer an. „Gut so“, fuhr er dann fort, als sie langsam die Hände hoben. „Matt, nimm ihnen die Sixshoter ab.“ Lane wandte den Kopf und rief einem der Männer zu, die sich schnell zusammengerottet hatten: „Hol den Doc für Duncan, Malone. Beeile dich!“
Der Mann warf sich herum und hetzte davon.
Oben, im Fenster, ließ der schwarzhaarige Mister seine Stimme erklingen. Er rief kehlig: „Was soll das, Carson? Weshalb gehen Sie auf meine Männer los? Aus welchem Grund haben Sie Duncan niedergeknallt?“
„Sie werden den Grund schon erfahren, Jefford!“, gab Lane kalt zurück. „Zunächst verfrachte ich Turner und Frazer ins Gefängnis. Wo sich mein Office befindet, das wissen Sie ja, Jefford. Wie für jeden Bürger dieser Stadt bin ich auch für Sie jederzeit zu sprechen.“
Lanes letzter Satz war gespickt mit boshafter Ironie, mit bissiger Gehässigkeit.
Er hatte zwar den Blick heben müssen, um Tex Jefford sehen zu können, aber er behielt auch Turner und Frazer im Auge. Matt hatte die beiden zwischenzeitlich entwaffnet. Er steckte sich ihre Eisen in den Hosenbund.
Ein Mann mit einer Krokodilledertasche kam angehastet und kniete bei Joe Duncan ab.
Lane winkte ungeduldig und unduldsam mit dem Gewehr. „Gehen wir.“ Noch einmal hob er den Blick. „Ich werde Ihre Männer wegen Stadtfriedensbruchs anklagen, Jefford. Auch Duncan, sobald er wieder auf den Beinen ist. Bis zur Verhandlung bleiben sie hinter Gittern. In dieser Zeit können sie darüber nachdenken, wohin es führt, wenn man sich mit dem Gesetz anlegt.“
Jefford war die Zweideutigkeit in Lanes letzten Worten nicht entgangen. Ein faunisches Grinsen spaltete seine Lippen. „Soll ich das als Herausforderung oder Drohung verstehen, Carson?“, fragte er spitz.
Lane ging nicht darauf ein. Er hörte den Doc nach einigen Männern rufen. Vorsichtig hoben sie Duncan auf und trugen ihn davon. Auf dem Vorbau des Inns nahmen einige der Kerle eine bedrohliche Haltung ein. Es waren Männer Jeffords, und es juckte ihnen in den Fingern, es dem Marshal zu zeigen. Aber Lane hatte die Winchester im Anschlag, und angesichts der Schussbereiten Waffe in den Fäusten dieses entschlossenen und kompromißlosen Mannes ließen sie sich zu nichts hinreißen.
„Der Stern!“, rief Matt.
Lane nickte. „Frazer, heb ihn auf!“
Swift Frazers Züge verkniffen sich böse. Seine Wangenmuskeln begannen zu vibrieren.
„Eins!“, stieß Lane hervor.
Matt drückte Frazer die Revolvermündung hart gegen die Rippen.
„Zwei!“
Das Wort verhallte auf der Straße. Die Menschenrotte, die zusammengelaufen war, hielt den Atem an.
„Tu was er sagt, Swift!“, geiferte oben am Fenster Tex Jefford. Seine Hände öffneten und schlossen sich.
Swift Frazer setzte sich in Bewegung. Seine Hand wühlte im Staub. Er kam wieder hoch und hielt Matt den Stern hin. Matt nahm ihn und steckte ihn in die Westentasche.
„Vorwärts!“, befahl Lane scharf.
„Wir sprechen uns noch!“, schrie Tex Jefford mit von Wut und Leidenschaft verdunkelter Stimme.
„Davon bin ich überzeugt, Jefford!“, gab Lane kalt zurück. Dann trieben er und Matt die beiden Gunslinger vor sich her zum Jail.
*
Dale Turner und Swift Frazer grinsten nur höhnisch und überheblich, als sich die Gittertür hinter ihnen schloss. „Freut euch nur nicht zu früh“, warnte Lane, dann verließen er und Matt den Zellentrakt und draußen sagte Lane grollend: „Es ist wohl so, dass Jefford seine Kettenhunde langsam von der Leine lässt. Bleib du hier, Matt, schließ die Tür ab und lass keinen herein. Ich gehe zum Judge.“
Matt holte sich eine Shotgun, klappte die Läufe auf und überprüfte die Ladung. „Ich werde mich am Fenster postieren, und sollte Jefford jemand schicken, der Verdruss bringt, dann …“
Matt schwieg vielsagend und nickte Lane grimmig zu.
Der Marshal verließ das Office. Hinter ihm knirschte der Riegel, als ihn Matt in die Halterung stieß. Die Schritte des Marshals hämmerten einen rhythmischen Takt auf den Gehsteigbohlen und entfernten sich schnell vom Office.
Das Haus des Richters lag in einer Seitenstraße fast am Ende der Stadt. Lane durchquerte den gepflegten Vorgarten, unter seinen Sohlen knirschte der Kies des Weges. Wenig später stand er dem Judge in dessen kleinem Büro gegenüber. Er erstattete Bericht. Der Richter, ein Mann um die fünfzig, kratzte sich am Kinn und murmelte: „Es muss doch einen Weg geben, sich in dieser Stadt auf einen gemeinsamen Nenner zu einigen, ehe die Gewalt eskaliert. Ihr Bestreben ist klar, Marshal. Sie wollen die Stadt mit eisernem Besen kehren und das Übel im Keim ersticken. Aber auch Jeffords Absichten sind offensichtlich. Er will Geld verdienen. Bald werden die ersten Herden mit wilden, ungezügelten Mannschaften hier eintreffen.“
Der Judge zog die Unterlippe zwischen die Zähne und begann, im Raum auf und ab zu gehen. Lane beobachtete ihn. Er hatte die Daumen in den Revolvergurt gehakt und schwieg. Von den Dollars der Texaner träumt fast jeder in der Stadt, der irgend etwas anzubieten hat, worauf die Jungs scharf sind!, schoss es ihm durch den Kopf. Ich stochere in einem Wespennest herum. Und dadurch schaffe ich mir eine Reihe von Feinden. Das ist die eine Seite. Auf der anderen steht der Teil der Einwohnerschaft, die Ruhe und Frieden will. Sie möchten nicht, dass ihre Stadt zu einem Sündenbabel wird wie Dodge City, Abilene, Junction City oder Wichita …
Die weiteren Worte des Richters hieben in sein Denken. Der Richter gab zu verstehen: „Jeffords Absichten sind nicht strafbar, Marshal. Verwerflich sicher, aber nicht strafbedroht. Ich hörte, dass Sie ein Stadtgesetz herausgeben möchten. Will Davis erzählte mir davon. Sie wollen eine Reihe von Dingen verbieten, die zu einer Stadt am Ende des Cattle-Trails gehören wie das Amen zum Gebet. Ich weiß nicht, Carson, ob Sie damit nicht gegen Windmühlenflügel kämpfen.“
„Der Vorfall heute …“
Der Richter winkte ab und blieb zwei Schritte vor Lane stehen. „Ich kann eine Verhandlung gegen die drei Kerle, die Gregor belästigt haben und vielleicht sogar versuchten, ihn zu nötigen, durchführen. Aber kann ich sie deswegen ins Zuchthaus schicken? Ich kann ihnen eine Geldstrafe aufbrummen – Jefford bezahlt sie und er und die drei Hundesöhne lachen sich ins Fäustchen.“