Wenn überhaupt, dann höchstens kaum - Wolfgang Schierlitz - E-Book

Wenn überhaupt, dann höchstens kaum E-Book

Wolfgang Schierlitz

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Beschreibung

Das Leben bietet viele Tücken - die Kunst ist, darüber zu lachen. Wolfgang Schierlitz ist Meister dieser Kunst. Er greift Alltagsprobleme auf und verpackt sie in lustige, treffsichere und oft etwas bissige Geschichten. Wegen des vergessenen Handys begibt er sich auf die abenteuerliche Suche nach einem Münztelefon. Philosophisch wird er bei dem Gedanken an unsere immer älter werdende Gesellschaft. Muss tatsächlich ein Säugling allein bald neun Greise erhalten? Mit viel Humor schildert der Autor Anekdoten aus dem täglichen Leben. Am Ende des Buches wird sich der Leser denken: Genau so geht's mir auch!

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Veröffentlichungsjahr: 2015

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LESEPROBE zu Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2013

© 2015 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheimwww.rosenheimer.com

Lektorat und Satz: Bernhard Edlmann Verlagsdienstleistungen, Raubling Titelillustration: Sebastian Schrank, München Illustrationen im Innenteil: Hendrik Müller

Worum geht es im Buch?

Wolfgang SchierlitzWenn überhaupt, dann höchstens kaum

Das Leben bietet viele Tücken – die Kunst ist, darüber zu lachen. Wolfgang Schierlitz ist Meister dieser Kunst. Er greift Alltagsprobleme auf und verpackt sie in lustige, treffsichere und oft etwas bissige Geschichten. Wegen des vergessenen Handys begibt er sich auf die abenteuerliche Suche nach einem Münztelefon. Philosophisch wird er bei dem Gedanken an unsere immer älter werdende Gesellschaft. Muss tatsächlich ein Säugling allein bald neun Greise erhalten? Mit viel Humor schildert der Autor Anekdoten aus dem täglichen Leben. Am Ende des Buches wird sich der Leser denken: Genau so geht’s mir auch!

Inhalt

In Freundschaft (Wolf Euba)

Wolfgang Schierlitz – ein Sprachbegeisterter (Rainer W. Janka)

Beziehungskrisenalarm

Dornenvögel oder Bundesliga?

Emotionale Intelligenz

Romantik

Jodler-Romantik

Minoisch-mystische Kräfte – Abwechslungsreiche Verlustmeldungen

Venedig

Was schwelt denn da?

Bestellung aus dem Universum

Trotzdem

Gesellschaftliches mit beschränkter Haftung

Die Gerüchteküche

Schlauberger

Translation

Der Neandertaler lebt!

Land-Art

Tag der offenen Stalltür

Eingeladen

Jägerlatein

Antifaltenwirksam

Konjunkturprogramm für Fettzeller

Zu Gast beim großen Moderator

Füßiologie

Bis ans Ende der Welt

Trekking oder all inclusive?

Unser Leben als Globetrottel

Abenteuerurlaub

Ansichts-Sachen

La Cucaracha

Bis zum Knie im Ganges

Zakynthos-Urlaub

Artgerechte Touristenhaltung

Unausweichlich

Erscheinungen und Erkenntnisse

Ein Vogel kommt selten allein

Spätzwiebelgotisch

Erscheinungen

Bilder einer Ausstellung

Bildungslücke

Staade Zeit

Noch staadere Zeit

Truthahn und Kürbiskuchen

Der Pressefotograf

Die Spätfolge der Jugend ist das Alter

Alter-Nativen

Allwissend

Zeichnen und Wunder

Generationenprobleme

Familiensaga

Ganzheitliche Erziehung

Kinderlogik

Bub an der Tankstelle

In Freundschaft

Was ihm alles einfällt, dem Wolfgang Schierlitz!

Liebenswürdige Frotzeleien. Blitzsaubere Pointen. Hinterfotzige Spaßetteln. Süffig Gereimtes.

Aber: Was fällt ihm eigentlich ein?!

Nonsens pur, erwartet der Leser vielleicht. Aber die kleinen Betrachtungen über nervende Zeiterscheinungen und -genossen inklusive aktueller Ärgernisse sind gewiss no nonsense, sondern liebevoll zubereitete satirische Schmankerl. Al dente, wie sich’s gehört.

Lieber Wolfgang, ganz, ganz viele geneigte Leser auch für dieses Buch wünscht dir sehr herzlich

dein Wolf Euba

(Wolf Euba, »die Stimme des Bayerischen Rundfunks«, † 24. Januar 2013)

Wolfgang Schierlitz – ein Sprachbegeisterter

»Es ist eigentlich um das Sprechen und Schreiben eine närrische Sache; das rechte Gespräch ist ein bloßes Wortspiel. Der lächerliche Irrtum ist nur zu bewundern, dass die Leute meinen – sie sprächen um der Dinge willen. Gerade das Eigentümliche der Sprache, dass sie sich bloß um sich selbst bekümmert, weiß keiner. Darum ist sie ein so wunderbares und fruchtbares Geheimnis – dass wenn einer bloß spricht, um zu sprechen, er gerade die herrlichsten originellsten Wahrheiten ausspricht.«

Es mag hoch gegriffen sein, den romantischen Dichter und Sprachphilosophen Novalis, eigentlich Friedrich von Hardenberg, als Kronzeugen für den Rosenheimer Sprachjongleur Wolfgang Schierlitz anzurufen. Dass aber das Sprechen eine »närrische Sache«, das ernst gemeinte Gespräch eigentlich nur »ein bloßes Wortspiel«, die Sprache – ob Hochdeutsch oder Bairisch – ein »fruchtbares Geheimnis« ist; dass man dann, wenn man spricht, nur um zu sprechen, die »originellsten Wahrheiten« formuliert: All das beweist Wolfgang Schierlitz in seinem Werk.

Er ist ein Wortverdreher im kreativsten Sinn. Er verdreht die Worte so oft und so lange, bis man sinnen-schwindlig wird und sich neue Sinnbedeutungen eröffnen. Er kennt die Magie, die dadurch entsteht, dass man etwas immer wieder vor sich hinspricht – so oft, bis das Hör-Gewohnte sich ungewöhnlich anhört.

Und so trifft auch die Schlussbemerkung des Novalis’schen »Monologs«, dem das obige Zitat entnommen ist, auf Wolfgang Schierlitz zu: »Denn ein Schriftsteller ist ein Sprachbegeisterter.«

Doch Wolfgang Schierlitz kennt auch die Magie des Sprachalltags, der Schwafel-Banalität, der Unendlichkeit des Plapperns. Erkennt die Absurdität so mancher Unterhaltungen, gerade im Paarbeziehungs-Alltag: ein Ephraim Kishon aus Rosenheim. Die Dialoge mit der »lieben Frau und Lebensgefährtin« sind köstliche Beispiele des gekonnten Aneinandervorbeiredens und beleuchten nur zu oft die von Loriot bekannte Tatsache, dass Männer und Frauen einfach nicht zusammenpassen. Schierlitz macht es hier wie ein Schmetterlingssammler: Er spießt Szenen aus dem häuslichen und öffentlichen Gesellschaftsleben auf und stellt sie in Buch-Schaukästen aus.

Er ist aber auch ein praktizierender Kenner der bayerischen Art des sprachlichen Hinhaltens – vor allem, indem man sich dumm stellt. Dadurch provoziert man den sonst so wortgewaltigen Sprech-Partner oder auch ‑Gegner zu weiteren sprachlichen Exaltationen, treibt ihn auf die Palme. Dort bleibt dieser fassungslos sitzen, während der Bayer sich unten feixend ins Fäustchen lacht und dabei ganz unschuldig tut.

Das ist eine Abart des bayerischen Fatalismus: Bloß nicht aufregen, bloß sich nicht echauffieren, bloß nichts zu ernst nehmen: Es gibt keine endgültigen Wahrheiten. Aber wenn es sie gäbe, spricht man sie ganz beiläufig aus: Wolfgang Schierlitz gehört zu der gar nicht so seltenen Spezies der bayerischen Philosophen, die auch aus der bairischen Sprache ihre Weisheiten destillieren: Ein Sprachbegeisterter eben, der weiß, dass Sprache und Geist und Begeisterung zusammengehören.

Rainer W. Janka

Beziehungskrisenalarm

Dornenvögel oder Bundesliga?

Epoche um Epoche zieht sich durch die Geschichte unserer Menschheit. Eine davon ist die Romantik. Und die meisten Frauen sind ihr von damals bis auf ewig verfallen. Weil ich aber ab und zu im Fernsehen die Bundesliga anschaue, behauptet sie, meine Angebetete, ich sei unromantisch. Nur weil sie immer Die Dornenvögel sehen will.

»Du könntest auch einmal von mir träumen!«

»In der Zeit könnte aber auch ein Tor fallen.«

Trotzdem ließ ich das nicht auf mir sitzen. Umgehend habe ich mir die gesamte Abteilung der Romantik gründlich vorgenommen. Um zu wissen, was eine Frau ahnt, habe ich Grillparzer gelesen: Die Ahnfrau.

Ich habe mir Schiller und Goethe kommen lassen. Gesamtausgabe. Ich meine: Gesamtausgabe, fünf Euro für zwei Reclamhefte. Da scheue ich keine Kosten. Nicht von der Steuer absetzbar.

Das eine heißt: Die Leiden des jungen Werther.

»Gibt es da auch einen etwas Älteren?«, habe ich die Buchhändlerin gefragt.

»Dann können Sie Der alte Mann und das Meerhaben.«

Als ob das Romantik wäre.

Ich war in den Museen der Welt. Louvre. Centre Pompidou. Prado. Uffizien. Alte und Neue Pinakothek. Kann man sich alles mit Kunstbildbänden in der Bücherei ausleihen. Und: Heimatmuseum Rosenheim. Aber persönlich.

Ich habe die Bilder alle auswendig gelernt. Caspar David Friedrich: Frühlingserwachen. Und die musikalischen Offenbarungen!

Johannes Brahms: Draculas Nachtgesang. Oder so ähnlich.

Silcher und Eichendorff: In einem schwülen Grunde. Da steht eine Mühle. (Heute ist dort eine Mülldeponie.)

Dann kam mein großer Auftritt. Ich ließ die Bundesliga außen vor. Meine liebe Frau und Lebensgefährtin bügelte vor dem Fernseher. Der Hund schlief träumend im Lehnstuhl. (Hab ihn ausnahmsweise nicht verjagt, aus meinem Fernsehsessel!) Es liefen die romantisch-erotischen Abenteuer des Giacomo Casanova. Giacomo Casanova war gerade in den Bleikammern von Venedig. Unfreiwillig. Aber selbst dort formte er poetischerotische Sätze. Das konnte ich nun auch. Ich räusperte mich einfühlsam. Meine liebe Lebensgefährtin blickte fragend auf:

»Schon wieder Bundesfußball?«

»Nimmermehr! Aber sprich, Geliebte, was fühlst du, wenn die Nachtigall und die Lerche den länger werdenden Tag verkünden? Wenn die prallen Knospen aufbrechend ein Frühlingsahnen in dir erwecken? Was denkst du, wenn der Winter mit letzten Tränen hinfort schmelzen muss?«

»Dann wird’s höchste Zeit für Sommerreifen.«

Ich war verletzt wie ein waidwunder Hirsch. Am liebsten wäre ich zu Casanova in die Bleikammer. Aber der war inzwischen frei und vergnügte sich auf das Romantischste mit einer Komtesse. Es war Winter geworden. Schneeflocken trieben sanft. Es war arschglatt. Die Komtesse fuhr in einer Kutsche vor. Er stieg zu ihr in das Gefährt. Dann flüsterte Casanova: »Hoffentlich Winterreifen, sonst bleib ich da.«

Seitdem haben wir mehrere Fernseher. Einen für die Bundesliga. Und einen für die Dornenvögel.

Ich muss jetzt aber nachschicken: Jede Ähnlichkeit, auch mit Personen, oder gar mit meiner lieben Frau, ist rein zufällig. Sonst wäre der größte Ärger vorprogrammiert.

Emotionale Intelligenz

Meta-emotionale Kompetenzen werden immer wichtiger.

Das wissen Frauen schon lange.

Die Verständigung in der Partnerschaft scheitert oft an fehlender geistiger Zuständigkeit. Frauen verwechseln zwar immer wieder rechts und links, Verlierer aber sind auf lange Sicht die Buben. Weil sie immer noch Kraft mit Intelligenz verwechseln. Da bleibt dann oft nur noch die Hilfsschule.

Und so entsteht Polarisierung.

Frauen übernehmen die faktisch-mathematischen Fähigkeiten immer häufiger. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie die Macht generell ergreifen, wenn die Männer sie unachtsam irgendwo hingelegt haben.

Neuerdings suchen Männer diese emotionalen Defizite auszugleichen, überziehen aber, indem sie in romantische Gefilde abdriften. Frauen kontern souverän-männlich.

Das erzeugt intergeschlechtliche Verständigungsschwierigkeiten:

Er: Rede, Mädchen, allzu liebes – willst du, dass ich komme, wenn die Sterne grüßen?

Sie: Du, i hab’s jetz glei, wart a bissl, dann mach i den Staubsauger aus.

Er: Wenn so lind dein Aug mir schauet, letzte Trübe flieht, welche mich umgrauet.

Sie: Hast jetz heut scho wieder dei’ greisligs Hemd und die oide Hosn anzogn!

Er: Sieh, wie ist die Welt so klar, blickt der Mond hernieder, die du meine Liebe bist, liebe du mich wieder!

Sie: Du, der neue Bodybuilder im Fitnessstudio, der schaut vielleicht guat aus!

Er: Es bebet das Gesträuch, erschüttert von der Liebe!

Sie: Hast jetz du die Nachtkastltür schon wieder offen lassn!

Er: Nachtigall, die singt so schön, wenn die Sterne funkeln. Liebe mich, geliebtes Herz, küsse mich im Dunkeln!

Sie: Kannst du noch mal ’s Licht einschaltn, i hab mei’ Gebiss noch net raustan.

Fazit: Das Gehirn von Frauen und Männern arbeitet sehr unterschiedlich!

Romantik

Ein romantischer Mensch hat einfach viel mehr vom Leben! Er erlebt alles intensiver – die Liebe, die Trauer.

Eine SMS der Geliebten lässt ihn jauchzen.

Eine Nachricht vom Finanzamt rührt ihn zu Tränen: »Wir haben Ihr Konto in Liechtenstein gefunden!«

Ich war noch ein Bub, ein Bonsai, circa einen Meter hoch, da erlebte ich meine Frühromantik. Auf Bairisch. Meine Mutter sang das berühmte Lied vom verliabtn Buam, der seinem Madl ein Edelweiß holt, aus der überhängenden Wand. Und jetzt kommt der romantische Kick: Es haut’n obi!

Die Hochromantik – wie könnte es anders sein – traf mich mitten in der Pumpertät: Vico Torriani, Addio, donna Grazia!

Aber dann wurde es wirklich ernst. Mich erfasste eine späte Romantik.

Ich nahm die Picke auf, ich stieß ins Horn! Ich war der Nachtwächter des Romantikers Bonaventura. Ich bangte um den Schatten von Peter Schlemihl und seine Liebe zur Forstmeisterstochter. Ich war der Taugenichts von Eichendorff. Und da glaub ich heute noch meine wahre Identität gefunden zu haben!

Und – ich wollte Dramatiker werden. Oder Schauspieler. Ich griff nach Höherem. Nicht einfach nur Ringelnatz: »Die Nonnen schwitzen in den Klöstern, ’s wird Östern.« Oder: »Drüben am Walde kängt ein Guruh, warte nur, balde känguruhst auch du!« – Nein! Ich griff nach dem Höchsten: Faust! Osteraufmarsch!

Ich sprach vor.

»Na – dann machn Se mal.«

Ich schicke voraus: Damals gab es noch keine Rechtschreibreform. Man schrieb und sprach noch sinnvoll. Zum Beispiel das Wort: Thal. Man schrieb und sprach es noch mit Th.

Ich holte tief Luft. Mindestens zehn Minuten. Dann legte ich los:

»Vom Eise befreit sind Strom und Weiher durch des holden Frühlings belebenden Blick. Im Thaale – grünet Hoffnungsglück. Der coole Winter, der alte Geier, zog sich in rauh’re Gefilde zurück. Von dort her sendet er fliehend nur ohnmächt’ge Schauer gefrorenen Eises in Streifen über die grünende Flur. Aber die Sonne duldet kein Weißes. Überall regt sich Wachstum und Streben, alles will sie mit Farbe bekleben. Doch an Bluumen, an Bluumen, an Bluumen – fehlt’s im Revier.«

Leider aber: Die Jury schüttelte sämtliche Köpfe. »Das ist doch kein Faust. Das ist ein ganz grober Fäustling!«

Seitdem überlasse ich die Romantik kompetenteren Fachkräften.

Jodler-Romantik

Wo – so frage ich – findet man denn heute noch natürliche, echte Dummheit? Außer vielleicht – im Musikantenstadl.

Aber – alles Erdverbundene, Wahre entschwindet, für immer.

Wir sprechen heute wieder über Land und Leute. Diesmal – Menschen der Berge!

Berge! – Oh wie hoch sie sind! Wie sie gen Himmel ragen! Und oh wie klein ist doch der Mensch!

Berge! Wie sie sich aufgefaltet haben!

Und dazu einfältig fromm der Mensch in rauer Landschaft. In kargen Verhältnissen. Aber er singt, er juchzt, er jodelt! In dieser unbequemen Gegend!

Lautmalerei, dort, wo der Wildbach rauscht – Überschlag der Stimme von der Brust in den Kopf.

Boarischer Plärr-Juchza – niederösterreichischer Alm-Dudler – steirischer Alp-Hullaza …

Wir befinden uns in der Selbstbedienungsklause Oim-Roserl.

Oim – das ist die Alpe, die Alm. Ja, ein Vorposten der Kultur.

Die Alm – sehen wir doch einmal nach im Almanach! Oder fragen wir einfach die alte Katharina – die oide Kath. Sie war ein Leben lang Sennerin auf der Alm und lebt heute noch von Almosen.

»Liebe Katharina, wie war das denn früher mit der Almromantik?«

»Ja mei.«

»So erzählen Sie doch. Hatten Sie oft männlichen Besuch?«

»Freili. Ganz oft.«

»Wie romantisch. Was war dann?«

»Kinder.«

»Wie viele haben Sie denn?«

»I glaub, zehne. – Oder zwölfe.«

»Was sind die denn geworden?«

»Alle unehelich.«

»Ja, liebe Katharina, da haben Sie’s ja doll getrieben da oben! Da waren Sie ja eine richtige – Alma Mater. Eine erotische Hochschule!«

»Ja, schoo. Da hab i gjodlt!«

»Was waren denn das für Burschen, ich meine, die Väter?«

»Ein Wuidschütz, ein Jager, und den andern darf i net verratn, hat er gsagt. Im Beichtstuhl.«

»Ein Wuidschütz, ein Jager, und – offensichtlich ein Würdenträger! Wie romantisch!«

»Mei – des war halt eahna Beruf, gell!«

»Und was war dann?«

»Nachher hat einer den andern daschossn, und der Dritte hat sie eingrabn.«

»Wie romantisch! Waren denn noch andere Burschen im Spiel?«

»Du tätst mir aa gfalln.«

»Aber, liebe Katharina! – Mikrofon aus!«

So weit die Sennerin Katharina.

Wie heißt’s in dem lyrisch-erotisch-melancholischen Alpenlied: »Auf de Oima, do gibt’s Koima.« – Auf den Bergmatten, da weiden die Kälber.

Welche Symbolkraft! Jugend. Fortpflanzung. Rind und Kind.

Es war ein Schütz in seinen besten Jahren! – Und was hat er geschützt? – Den Jaga und das Wuidbret.

Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd, weil der alt Pfarrer net auffikimmt!

Und wenn – dann weiß ma’s aa net, was der taat.

So manches Kind ist sogar – vom Herrn Prälat!

Minoisch-mystische Kräfte – Abwechslungsreiche Verlustmeldungen

Die meisten griechischen Inseln sind nicht sehr groß. Trotzdem enden die meisten auf »os«. Bis auf Kreta. Das ist die größte und heißt nicht »Kretos«. Durch diese Merkmale kann man sie mit den anderen nicht verwechseln.

Wir haben viele dieser Inseln im Urlaub besucht, und ich habe sie schon alle durcheinandergebracht. Aber nicht Kreta. Dort haben wir eine versteckte Bucht, die erreicht man nur zu Fuß durch eine romantische Schlucht. Unten kommt dann überraschend – das Mittelmeer.

Ich weiß, das klingt jetzt alles sehr verlockend. Aber so ein Urlaub hat auch seine verlustreichen Seiten. Besonders wenn eine sogenannte hohe See nach einem Sturm von Afrika herüberschwappt.

Neulich im Urlaub auch. Der Wellengang erhob sich auf ziemlich genau zwei Meter und 39 Zentimeter. Als Heimwerker hat man nämlich immer einen Meterstab dabei.

Meine liebe Lebensgefährtin ist sonst eher schreckhaft. Sie hat Angst vor jeder Wurzel, die im Meer schwimmt, weil sie meint, das ist ein Haifisch. Treibholz ist noch dazu weiß, und den Film hat sie auch gesehen.

Auch fürchtet sie sich vor Meerestiefen, die ihre Oberweite übersteigen.

Aber mit diesen tosenden Wellen muss eine minoisch-mystische Kraft auf sie übergegriffen haben. Weil, sie wollte unbedingt hinein. Das wurde mir unheimlich. Kein Mensch traute sich hinein. Also ich jedenfalls nicht. Ich glaube, sonst war auch niemand da.

Trotzdem schlug sie meine eindringliche Warnung in den stark blasenden Wind.

Die erste große Welle entriss ihr einen ihrer Badeschuhe.

Ich warnte stärker.

Die zweite große Welle entwand ihrem Kopf die Taucherbrille. Der Kauf dieser Taucherbrille war für mich sowieso rätselhaft geblieben. Wahrscheinlich hatte sie sie für eine Sonnenbrille gehalten.

Ich warnte noch stärker.

Die dritte große Welle zog den Bade-Body in die Kniekehlen hinunter. Von dort war er trotz verzweifelter Anstrengung kaum noch nach oben zu bewegen, weil ungefähr ein Zentner Kies und Sand das Textilteil beschwerten.

Nun warnte ich aber händeringend und verzweifelt vor Verlust von Leib und Leben.

»Was willst du dem Meer noch alles opfern?«, rief ich in das furchtbare Brausen hinein. Sie hörte mich nicht.

Bevor jedoch die nächste große Welle eine weitere Trotztat meiner lieben Lebensgefährtin heraufbeschwören konnte, hatte ein völlig neuer Vorgang an anderer Front ihre unheimliche Energie zum Erliegen gebracht.

Die Luftmatratze, ein geschmackvoll buntes Touristengerät, war zum Leben erwacht. Sie bäumte sich auf und segelte geschmeidig über uns hinweg.

Dann trieb sie mit affenartiger Geschwindigkeit hinaus auf das offene Mare mediterraneo, wo kein Grund mehr war und keine Wiederkehr.

Alle Tatkraft meiner lieben Lebensgefährtin war angesichts dieser Katastrophe gebrochen. Lange noch blickten wir ernst und schweigsam zum Horizont, wo uns ein letztes, grellbuntes Aufleuchten im sterbenden Abendschein Abschied nehmen ließ von dem guten Stück.

Teilnehmend legte ich einen Arm um die Schulter meiner lieben Lebensgefährtin. Weil ich ihn gerade frei hatte.

Heimlich, aber nur ganz kurz, dachte ich an die Gepäckerleichterung beim Rückmarsch. Aber nur ganz kurz und ohne äußere Freudenregung.

Schwermütig fasste meine liebe Lebensgefährtin wieder Fuß. Das war auch nötig, weil ja noch eine gute Stunde Fußmarsch bevorstand.

Ich wollte dann noch den zweiten Badeschuh als Opfergabe dem Mittelmeer übergeben. Für eine heile Rückkehr.

Aber eine Protestwelle ihrerseits hielt mich davon ab.

Meine liebe Lebensgefährtin hatte tatsächlich den starken Glauben, der furchtbare Ozean würde den ersten Badeschuh wieder freigeben. Und die Taucherbrille auch.

Von diesem starken Glauben überwältigt, sagte ich, dass vielleicht auch der Wind bald drehen und die Luftmatratze wieder erscheinen würde.

Doch da zweifelte sie bitterlich.

Aufgrund der kurzweiligen, zeitvertreibenden Erlebnisse war uns völlig entgangen: Der ereignisreiche Tag neigte sich zur Neige. Es wurde höchste Zeit zum Aufbruch. Und weil das Tageslicht schon stark entwichen war, warnte ich erneut.

Umsonst. Aus purem Trotz verstauchte sich meine liebe Lebensgefährtin zu guter Letzt auch noch den Knöchel.

Nun war ich selber im wahrsten Sinne des Wortes der Leidtragende, weil ich unterstützend eingreifen musste.

Einerseits tut man das sehr gerne, andererseits ist es schon auch anstrengend. Aber Hilfsbereitschaft ist alles im Leben.

Es wurde dann noch ein beschwerlicher Weg. Nur eine Taverne brachte etwas Linderung, weil wir den Knöchel und mich mit Ouzo behandelt haben.

Später, das heißt zu Hause, haben wir unsere besten Freunde eingeladen zum griechischen Abend.

Das ist eine bunte Mischung aus Sirtaki, Schafskäse, Diaschau, Leinwand und Ouzo.

Die kommen gerne, die Freunde, zu diesem Happening. Behaupten sie jedenfalls.

Aber es bleibt ihnen ja nichts anderes übrig. Weil wir sonst beleidigt sind.

Es gibt einen herbmundigen Retsina. Manche murren dann hintenrum, dass er ihnen den Mund so zusammenzieht.

Andere trinken den ganzen Ouzo zusammen und hüpfen auf einem Fuß umher wie der Sorbas.

Aber ich sage auch nichts, wenn jemand nach 500 Dias einschläft.

Meine liebe Lebensgefährtin erzählt dann alles Mögliche, obwohl ich es besser weiß.

Jedoch die wahren Abenteuer behalte ich für mich, um ja keine Beziehungskrise heraufzubeschwören.

Venedig

Anlässlich einer Hochzeit waren wir neulich verpflichtet, nach Venedig hinunterzugondeln. Venezia – das ist nämlich die Stadt der Heiratsnarrischen und der Gondeln.

Man wird sich jetzt vielleicht schon an dieser frühen Stelle fragen: Ja, wieso waren die denn verpflichtet?

Unser Nachbar hat uns da sofort durchschaut. »Aha«, sagte er, »das ist eure eigene Hochzeit, stimmt’s?«

Er verdreht immer alles. Auch sonst ist der so ein Depp! Musste der unser geheimnisvolles Sakrament sofort lüften!

Er – der Nachbar – war es auch, der sprach: »Nehmts euch fei’ a Mittel gegen Prellungen mit!«

Ich fragte: »Wieso?«

»Da drunt – in dieser Mafia-Gegend – is noch a jeder prellt wordn!«

Ich selbst kannte dieses sagenhafte Venezia nur kurz aus längeren, umständlichen Erzählungen von einem Bekannten – von unserem Nachbarn.

Wir verwendeten zu dieser Reise das Auto. Bis zum Südende des Lago di Garda. In Venedig bräuchte man nämlich ein Amphibienfahrzeug. Deshalb wollten wir mit der Bahn dann den Rest bewältigen. Weil wir die Fahrkarten auch schon gekauft hatten!

Die wunderbare Reise entwickelte sich folgendermaßen:

So etwa auf dem Brenner oben machte ich einen Riesenspaß: »Du, geliebte Primadonna«, sprach ich heiter zu meiner bekanntlich musikbegabten Frau, »jetzt haben wir das Klavier vergessen!«

»Haha – Spaßvogel wieder, gell.«

»Jaa – Riesenspaß, weil, auf dem Klavier liegen unsere Bahnfahrkarten.«

Am malerischen Lago di Garda, dort wo er beginnt, war unsere Meinung etwas gespalten, streitartig. Schließlich sind wir zwei völlig verschiedene Menschen. Ich wollte rechts hinab, sie eher links hinunter. Sehenswürdig sind leider, leider beide Seiten.

Uneinig kamen wir überein, erst einmal zu übernachten.

Das Wetter war freundlich durchwachsen. Gegen 19.30 Uhr Abendrot.

Es setzte sich dann fort am nächsten Morgen ab sieben Uhr früh bis gegen 8.30 Uhr als Morgenrot.

Von dort ging es dann Zug um Zug seitlich tiefer hinein in das wunderschöne Bella Italia. Der Name Bella ist mir sehr gut bekannt wegen eines früheren Hundes.

Aber, Hund beiseite, umgehend waren wir bald darauf in der stark durchnässten Lagunenstadt.

Wasser, so weit das Auge reicht. Von einem Palazzo bis zum anderen. Und wieder zurück.

Genauso wunderbar hat es damals auch Goethe erlebt. Und vor drei Wochen unser Nachbar. Er sagte auch, dass die Leute dort gerne singen, obwohl alles überschwemmt ist.

Alles, was wir zu Hause im Führer gewälzt hatten, traf auch ein. Sogar der nicht abzubildende, starke, aber schlechte Geruch.

Wir bestiegen ein Vaporetto – ein Wasser-Verbindungs-Kanal-Schiffs-Fahrzeug – und genossen die fremden Laute. Ich tippte auf Italienisch.

»Nix da«, sagte meine sprachgewandte Angetraute, »das ist Japanisch.«

Also – ich hätte jetzt die paar Tausend Kilometer Unterschied nicht so gemerkt.

Später stiegen wir wieder aus – und das mehrmals. Bis wir uns erinnerten, dass wir auch zu Fuß da waren.

Dann hörten wir – tagelang – mit der Besichtigung nicht mehr auf. Wir haben keine Ruhe mehr gegeben. Bis dann ein Fuß nach dem anderen rebelliert hat.

Trotzdem habe ich – unter Schmerzen – einmal bemerkt, sogar als Reim:

Siehst du, sogar am Canal Grande

treffen wir einen Haufen Unbekannte.

Zwischendurch suchten wir lang – ich glaube, es war sogar ewig lang – unser Hotel, in dessen Mauern wir hineingebucht hatten. Es hieß, anscheinend nach einer bayerischen Besitzerin: RESI DENZ.

Mehrmals, ich glaube fünfmal, waren wir nahe daran gewesen, es zu finden. Bis wir es dann gefunden haben.

Des Suchrätsels frappante Lösung: Das Hotel war hinter einem Gerüst verborgen.

»Schau«, sagte mein Herzblatt, »jetzt renovieren die extra wegen uns das gesamte Hotel. Wäre doch nicht nötig gewesen!«

Als ich, wissensdurstig wie ich bin, aus dem Fenster blickte, auf die Piazza hinab, um zu sehen, wo wir da fünfmal vorbeigelaufen waren, traf mich völlig unverhofft ein Mörtelbatzen im Genick. Und da sagen manche Leute, die Italiener sind faul, die arbeiten nix!

Im Laufe der weiteren unermüdlichen Besichtigungen machte ich eine interessante Entdeckung. Diese Lagunenstadt ist mindestens zweimal überschwemmt: einmal ganz normal mit Hochwasser und einmal mit diesen saublöden Touristen!

»So wie wir«, sagte meine liebe Frau.

Aber alles war fröhlich gestimmt.

Häufig breiteten sich überall Juwelier-Geschäfte aus. Schmuck, Geschmeide, Ohrringel, Diademe und ähnliche Preziosen.

Meine bessere Hälfte war ganz begeistert. Ja, man kann schon sagen: Sie war direkt aus dem Häusl!

Ich habe ihr dann auch was gekauft – eine Tüte Erdnüsse.

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