Wenn wir zusammen sind - Marc Levy - E-Book

Wenn wir zusammen sind E-Book

Marc Levy

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Beschreibung

Wenn die Liebe an die Tür klopft, muss man manche Regeln brechen ...

London. South Kensington. Mathias und Antoine glauben nicht mehr an die Liebe und vor allem nicht mehr an die Frauen, nachdem ihre Ehen gescheitert sind. Im Mittelpunkt ihres Lebens sollen nur noch ihre Kinder stehen: Louis und Emily. In ihrer neuen Wohngemeinschaft gibt es nur eine Regel: Keine Frau darf das Haus betreten! Doch eines Tages begegnet Mathias der Journalistin Audrey, in die er sich Hals über Kopf verliebt. Es gibt nur ein Problem: Wie soll er Antoine, der streng auf die Einhaltung der Regel pocht, klarmachen, dass Audrey seine große Liebe ist?

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Seitenzahl: 362

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Buch

Mathias und Antoine sind nicht nur beide um die dreißig und seit jeher beste Freunde, sondern sie sind auch alleinerziehende Väter. Um sich gegenseitig zu helfen und den Alltag besser bewältigen zu können, gründen sie eine ungewöhnliche WG. Damit das Zusammenleben reibungslos klappt, stellen Antoine und Mathias einige grundsätzliche Regeln auf, darunter die, dass keiner von ihnen einen Babysitter in Anspruch nehmen wird. Das oberste Gebot in diesem Männerhaushalt ist aber, dass keiner eine Frau mit ins Haus bringen darf. Doch es dauert nicht lange und Mathias trifft die Journalistin Audrey, in die er sich auf Anhieb verliebt. Diese Beziehung, die schon dadurch, dass Audrey in Paris und Mathias in London lebt, kompliziert genug wäre, wird durch die goldene Regel natürlich noch zusätzlich verkompliziert. So dauert es nicht lange, bis das Leben der beiden Männer gründlich ins Wanken gerät …

Autor

Marc Levy wurde 1961 in Frankreich geboren. Nach seinem Studium in Paris lebte er in San Francisco. Mit siebenunddreißig Jahren schrieb er für seinen Sohn seinen ersten Roman, Solange du da bist, der von Steven Spielberg verfilmt und auf Anhieb ein Welterfolg wurde. Seitdem wird Marc Levy in fünfundvierzig Sprachen übersetzt, und jeder Roman ist ein internationaler Bestseller. Marc Levy lebt zur Zeit mit seiner Familie in New York.

Weitere Informationen unter: http://www.slog.fr/marclevy

Von Marc Levy bereits erschienen

Solange du da bist, Am ersten Tag, Die erste Nacht, Sieben Tage für die Ewigkeit, Wo bist du?, Wer Schatten küsst, Bis ich dich wiedersehe, Die zwei Leben der Alice Pendelbury, Zurück zu dir, Mit jedem neuen Tag, Das Geheimnis des Schneemädchens, Er & Sie

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MARC LEVY

Wenn wir zusammen sind

Roman

Deutsch von Eliane Hagedorn und Bettina Runge

Die Originalausgabe erschien 2006 unter dem Titel »Mes amis, mes amours« bei Robert Laffont, Paris.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Copyright der Originalausgabe © 2006 by Editions Robert Laffont /Susanna Lea Associates

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2017 by Blanvalet in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktion: Gerhard Seidl

Umschlaggestaltung und -abbildung: © www.buerosued.de

ED · Herstellung: Sam

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-21156-1 V002

www.blanvalet.de

Für Louis,für Emily.

Paris

»Kannst du dich noch an Caroline Leblond erinnern?«

»Klar, elfte Klasse, immer in der letzten Reihe. Dein erster Kuss. Schon ein Weilchen her …«

»Sie war eine Schönheit, diese Caroline Leblond.«

»Wie kommst du jetzt gerade auf sie?«

»Na, diese Frau dort drüben beim Karussell, ich finde, sie sieht ihr ähnlich.«

Aufmerksam musterte Antoine die junge Mutter, die, in ein Buch vertieft, auf einem Stuhl saß. Von Zeit zu Zeit blickte sie kurz zu ihrem kleinen Sohn, der, an die Mähne eines Holzpferds geklammert, vor Freude juchzte.

»Sie muss aber schon über fünfunddreißig sein.«

»Wir sind auch über fünfunddreißig«, gab Mathias zurück.

»Glaubst du, das ist sie? Du hast recht, sie hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Caroline Leblond.«

»Mein Gott, war ich in sie verliebt!«

»Hast du ihr auch die Mathe-Hausaufgaben gemacht, damit sie dich küsst?«

»Widerlich, was du da sagst.«

»Wieso widerlich? Sie hat alle Jungen geküsst, die mindestens eine Drei in Mathe hatten.«

»Ich hab dir doch gerade erklärt, dass ich unsterblich in sie verliebt war.«

»Gut, dann kannst du das Kapitel jetzt abschließen.«

Antoine und Mathias, die nebeneinander auf einer Bank saßen, beobachteten jetzt einen Mann im blauen Anzug, der eine große rosafarbene Tasche neben einem Stuhl abstellte und seine kleine Tochter zum Karussell brachte.

»Ein Sechs-Monate-Fall.«

Mathias betrachtete den Beutel. Aus dem halb geöffneten Reißverschluss schauten eine Keksschachtel, ein Fläschchen und der Arm eines Plüschbären hervor.

»Drei Monate, nicht mehr. Wollen wir wetten?«

Mathias streckte die Hand aus, und Antoine schlug ein.

»Die Wette gilt!«

Das kleine Mädchen auf dem Holzpferd schien das Gleichgewicht zu verlieren, der Vater sprang auf, doch der Karussellführer hatte es schon wieder gerade gesetzt.

»Du hast verloren …«, meinte Mathias. Er trat zu dem Mann im blauen Anzug und setzte sich neben ihn. »Nicht ganz leicht am Anfang, was?«, fragte er mit vermeintlicher Anteilnahme.

Der Mann seufzte. »Das kann man wohl sagen.«

»Sie werden sehen, mit der Zeit wird alles noch komplizierter.« Mathias warf einen flüchtigen Blick auf das Fläschchen, das aus der Tasche hervorschaute. »Wie lange sind Sie schon getrennt?«

»Drei Monate …«

Mathias klopfte ihm ermutigend auf die Schulter und kehrte triumphierend zu Antoine zurück. Er machte ihm ein Zeichen, ihm zu folgen.

»Du schuldest mir zwanzig Euro!«

Die beiden Freunde entfernten sich auf einem der Wege des Jardin du Luxembourg.

»Reist du morgen nach London zurück?«, fragte Mathias.

»Heute Abend.«

»Dann gehen wir also nicht mehr zusammen essen?«

»Nur, wenn du mich im Zug begleitest.«

»Ich arbeite morgen!«

»Warum kommst du nicht einfach mit und suchst dir dort einen Job?«

»Jetzt fang nicht wieder davon an. Was soll ich denn in London machen?«

»Glücklich sein!«

KAPITEL 1

London, wenige Tage später

Antoine saß an seinem Schreibtisch und verfasste die letzten Zeilen eines Briefs. Er las ihn noch einmal durch, faltete ihn sorgfältig und steckte ihn zufrieden in seine Tasche.

Die Jalousien der Fenster, die auf die Bute Street gingen, filterten das Licht eines schönen Herbsttags und warfen es in zarten Streifen auf das honigfarbene Parkett des Architekturbüros.

Er zog das Jackett über, das er an die Rückenlehne seines Stuhls gehängt hatte, und begab sich rasch zur Eingangshalle. Unterwegs blieb er stehen, beugte sich über die Schulter seines Büroleiters und begutachtete den Plan, an dem dieser gerade arbeitete. Er schob das Lineal beiseite und korrigierte einen Winkel der Schnittzeichnung. McKenzie dankte ihm durch ein Nicken, Antoine lächelte zum Abschied, steuerte auf den Empfang zu und warf einen Blick auf seine Uhr. An den Wänden hingen Fotos und Zeichnungen von Projekten, die das Büro seit seiner Gründung realisiert hatte.

»Sind Sie ab morgen in Schwangerschaftsurlaub?«, fragte er die Empfangsdame.

»Ja, es wird Zeit, dass das Kind auf die Welt kommt.«

»Mädchen oder Junge?«

Die junge Frau strich mit der Hand über ihren runden Bauch und schnitt eine Grimasse. »Fußballer!«

Antoine trat hinter den Empfangstresen und legte den Arm um sie.

»Kommen Sie bald zurück … nicht zu bald, aber trotzdem bald! Das heißt, kommen Sie, wann Sie wollen.«

Er entfernte sich mit einem Handzeichen und stieß die Glastür auf, die zu den Aufzügen führte.

Paris, am selben Tag

Die Glastür einer großen Pariser Buchhandlung öffnete sich, und ein sichtlich gestresster Kunde trat ein. Er trug einen Hut und einen Schal um den Hals und steuerte direkt auf die Regale mit den Schulbüchern zu. Hoch oben auf einer Leiter las eine Verkäuferin Titel und Anzahl der Bücher, und Mathias notierte alles in einem Heft. Ohne Umschweife und in wenig zuvorkommendem Tonfall fragte der Kunde, wo sich die gesammelten Werke von Victor Hugo aus der Edition La Pléiade befänden.

Mathias blickte von seinem Heft auf. »Welcher Band?«, fragte er.

»Der erste«, erwiderte der Mann in einem noch schärferen Ton.

Die junge Verkäuferin verrenkte sich und zog das Buch aus dem Regal. Sie beugte sich hinab, um es Mathias zu reichen. Der Mann mit dem Hut riss es ihr aus der Hand und steuerte auf die Kasse zu. Die Verkäuferin warf Mathias einen vielsagenden Blick zu. Der legte sein Heft beiseite und eilte hinter dem Kunden her.

»Guten Tag, bitte, danke, auf Wiedersehen!«, rief er und versperrte ihm den Weg zur Kasse.

Verdutzt versuchte der Kunde, ihm auszuweichen.

Mathias entriss ihm das Buch und kehrte zu seiner Arbeit zurück, wobei er noch mehrmals lauthals wiederholte: »Guten Tag, bitte, danke, auf Wiedersehen!« Mehrere Kunden, die der Szene beigewohnt hatten, schüttelten verständnislos den Kopf. Der Mann mit dem Hut verließ wütend den Laden, die Kassiererin zuckte mit den Schultern, die junge Verkäuferin hatte Mühe, ernst zu bleiben, und der Eigentümer der Buchhandlung bat Mathias, ihn vor Geschäftsschluss aufzusuchen.

London

Antoine lief die Bute Street entlang; er näherte sich dem Zebrastreifen, ein Taxi fuhr langsam heran und blieb auf seiner Höhe stehen. Antoine dankte dem Fahrer mit einer Handbewegung, lehnte jedoch ab und steuerte den Kreisverkehr vor der Französischen Schule an. Beim Läuten der Glocke füllte sich der Hof mit einer Kinderschar. Den Ranzen auf dem Rücken, kamen ihm Emily und Louis entgegen. Der kleine Junge warf sich seinem Vater in die Arme. Emily lächelte und wollte weitergehen.

»Holt dich Valentine nicht ab?«, fragte Antoine.

»Mama hat die Lehrerin angerufen, sie kommt später. Ich soll in Yvonnes Restaurant warten.«

»Dann lass uns alle drei zusammen dorthin gehen.«

Paris

Ein feiner Nieselregen fiel auf die feucht glänzenden Bürgersteige. Mathias schlug den Kragen seines Gabardinemantels hoch und trat auf den Zebrastreifen. Ein Taxi hupte und streifte ihn fast. Der Fahrer hielt die Hand aus dem Fenster, den Mittelfinger zu einer eindeutigen Geste hochgestellt.

Mathias überquerte die Straße und betrat ein kleines Lebensmittelgeschäft. Das grelle Licht der Neonlampen löste das dumpfe Grau des Pariser Himmels ab. Er fand ein Päckchen Kaffee, zögerte vor der Truhe mit tiefgefrorenen Fertiggerichten und entschied sich schließlich für vakuumverpackten Schinken. Mit seinem Korb ging er zur Kasse.

Der Kassierer gab ihm das Wechselgeld heraus, erwiderte aber nicht seinen Gruß.

Als er die Reinigung erreichte, war das Eisengitter schon heruntergelassen. Er ging nach Hause.

London

Am Tisch des noch leeren Restaurants malten Louis und Emily in ihren Heften und verzehrten dabei ihre Crème caramel, deren Geheimnis allein die Wirtin Yvonne kannte. Sie kam aus dem Keller, gefolgt von Antoine, der eine Kiste Wein, zwei Steigen Gemüse und drei Töpfe mit Sahne nach oben schleppte.

»Wie trägst du das schwere Zeug nur rauf?«, fragte Antoine.

»Ich tu’s einfach«, erwiderte Yvonne und deutete auf die Theke, wo er alles abstellen sollte.

»Du müsstest endlich jemanden engagieren, der dir zur Hand geht.«

»Und wovon sollte ich diesen Jemand bezahlen? Ich komme schon allein kaum über die Runden.«

»Sonntag helfe ich dir zusammen mit Louis, um deinen Vorratskeller unten aufzuräumen; das ist ja eine richtige Rumpelkammer.«

»Lass meinen Vorratskeller, wie er ist, und geh lieber mit deinem Sohn zum Ponyreiten in den Hyde Park oder besichtige den Tower of London mit ihm; er träumt schon seit Monaten davon.«

»Er träumt vor allem davon, das Gruselkabinett zu sehen, das ist nicht dasselbe. Aber dafür ist er noch zu jung.«

»Oder du zu alt«, entgegnete Yvonne und sortierte die Bordeaux-Flaschen in die Regale ein.

Antoine steckte den Kopf durch die Küchentür und schielte hungrig nach den beiden großen Töpfen auf dem Herd.

Yvonne tippte ihm auf die Schulter. »Soll ich euch heute Abend einen Tisch für zwei reservieren?«, fragte sie.

»Vielleicht für drei«, erwiderte Antoine mit einem Blick auf Emily, die am Ende des Raums über ihr Heft gebeugt saß.

Doch kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, als Emilys Mutter atemlos in das Bistro gestürzt kam. Sie eilte auf ihre Tochter zu, entschuldigte sich für ihre Verspätung, eine Besprechung im Konsulat habe sie zurückgehalten. Sie fragte, ob sie mit ihren Hausaufgaben fertig sei, was ihre Tochter stolz bejahte.

Antoine und Yvonne beobachteten die beiden von der Theke aus.

»Danke«, sagte Valentine an sie gewandt.

»Gerne«, antworteten Yvonne und Antoine wie aus einem Mund.

Emily räumte Heft und Stifte in ihre Schulmappe und nahm ihre Mutter bei der Hand. Vor der Türschwelle drehten sie sich noch einmal um und winkten den anderen zum Abschied zu.

Paris

Mathias stellte den Fotorahmen auf die Küchentheke. Er berührte das Glas mit der Fingerspitze, als wollte er über das Haar seiner Tochter streichen. Eine Hand von Emily hielt die ihrer Mutter umfasst, die andere winkte ihm zum Abschied. Das war vor drei Jahren im Jardin du Luxembourg gewesen. Einen Tag, bevor seine Frau Valentine mit der Kleinen nach London gezogen war.

Er stand vor seinem Bügelbrett und fuhr mit den Fingerspitzen kurz über das Eisen, um die Temperatur zu prüfen. Im gemächlichen Tempo von einem Hemd pro Viertelstunde bügelte er seine Wäsche. Dann wandte er sich einem kleinen, in Alufolie gewickelten Päckchen zu, das er vorsichtig und mit besonderer Sorgfalt mit dem Bügeleisen bearbeitete. Als er fertig war, stellte er das Eisen auf den Sockel und zog den Stecker heraus. Er entfernte die Folie, und ein dampfender Croque Monsieur kam zum Vorschein. Er ließ ihn auf einen Teller gleiten, steuerte auf das Sofa im Wohnzimmer zu und griff unterwegs nach seiner Zeitung.

London

Während man sich an diesem frühen Abend schon an der Bar drängte, war das Restaurant selbst noch lange nicht voll besetzt. Sophie, die junge Floristin, die gleich nebenan ihren kleinen Laden hatte, trat mit einem riesigen Blumenstrauß im Arm ein. Sie sah bezaubernd aus in ihrem weißen Kittel, als sie jetzt die Lilien in einer Vase auf der Theke arrangierte. Die Wirtin deutete mit einer diskreten Geste zu Antoine und Louis. Sophie trat an ihren Tisch. Sie küsste Louis und schlug Antoines Angebot aus, mit ihnen zu essen. Sie musste noch ihren Laden aufräumen und morgen in aller Herrgottsfrühe auf dem Blumenmarkt an der Columbia Road sein. Yvonne rief Louis zu, er könne sich ein Eis aus der Tiefkühltruhe aussuchen. Das ließ sich der Junge nicht zweimal sagen.

Antoine zog einen Brief aus der Jackentasche und reichte ihn Sophie unauffällig. Sie entfaltete ihn und fing sichtlich zufrieden an zu lesen. Sie zog einen Stuhl heran, nahm dicht neben Antoine Platz und gab ihm schließlich die erste Seite zurück.

»Kannst du mit ›Mon amour‹ anfangen?«

»Du willst, dass ich ›Mon amour‹ schreibe?«

»Ja, warum nicht?«

»Nur so.«

»Was stört dich daran?«, wollte Sophie wissen.

»Ich finde es etwas zu viel.«

»Zu viel was?«

»Na, zu dick aufgetragen!«

»Ich verstehe nicht. Ich liebe ihn wirklich, ich nenne ihn ›Mon amour‹!«, beharrte Sophie.

Antoine griff nach seinem Füller und schraubte die Kappe ab.

»Du bist die Liebende, du entscheidest! Aber trotzdem …«

»Trotzdem was?«

»Wenn er da wäre, würdest du ihn vielleicht etwas weniger lieben.«

»Du gehst mir auf den Wecker, Antoine. Warum sagst du immer so was?«

»Weil es so ist! Wenn einen die Leute jeden Tag sehen, dann bemerken sie einen weniger … und am Ende gar nicht mehr.«

Sophie warf ihm einen sichtlich verärgerten Blick zu.

Antoine griff erneut nach dem Blatt und gab nach. »Na gut, wir sagen also: ›Mon amour‹…«

Er wedelte mit dem Blatt, damit die Tinte schneller trocknete, und reichte es ihr.

Sie küsste Antoine auf die Wange, stand auf und winkte Yvonne zu, die hinter der Bar beschäftigt war. Als sie schon die Tür geöffnet hatte, rief Antoine ihr nach.

»Tut mir leid wegen eben.«

Sophie lächelte und trat auf die Straße.

Antoines Handy summte. Er las Mathias’ Nummer auf dem Display und nahm das Gespräch an. »Wo bist du?«, fragte er.

»Auf meinem Sofa.«

»Du hast eine ganz belegte Stimme, oder täusche ich mich?«

»Nein, nein«, erwiderte Mathias und drehte am Ohr einer Plüschgiraffe.

»Ich habe deine Tochter eben von der Schule abgeholt.«

»Ich weiß, sie hat es mir gerade erzählt. Ich muss sie übrigens noch mal zurückrufen.«

»Fehlt sie dir so sehr?«, fragte Antoine.

»Ja und noch viel mehr, sobald ich nach einem Telefonat mit ihr den Hörer aufgelegt habe«, entgegnete Mathias mit einem Anflug von Traurigkeit in der Stimme.

»Denk daran, was für eine Chance es ist, perfekt zweisprachig aufzuwachsen, und sei froh. Sie ist reizend und glücklich dazu.«

»Ich weiß das alles, doch ihr Vater ist es sehr viel weniger.«

»Hast du Probleme?«

»Ich glaube, mein Chef setzt mich vor die Tür.«

»Ein Grund mehr, dich hier in ihrer Nähe niederzulassen.«

»Und wovon soll ich leben?«

»Es gibt auch in London Buchhandlungen, und an Arbeit fehlt es nicht.«

»Sind sie nicht ein bisschen englisch, deine Buchhandlungen?«

»Mein Nachbar gibt seine auf. Sie liegt mitten im französischen Viertel, und er sucht einen Nachfolger.«

Antoine räumte ein, dass der Laden bescheidener sei als derjenige, in dem Mathias in Paris arbeitete, doch er wäre sein eigener Herr, was in England kein Verbrechen sei … Ein zauberhafter Laden, auch wenn er etwas aufgefrischt werden müsste.

»Meinst du, dass viel zu machen ist?«

»Lass das mal meine Sorge sein«, gab Antoine zurück.

»Und wie hoch ist die Pacht?«

»Der Eigentümer wollte vor allem verhindern, dass aus seiner Buchhandlung eine Sandwich-Bar würde. Er würde sich mit einem kleinen Prozentsatz der Einnahmen begnügen.«

»Und wie definierst du ›klein‹ genau?«, wollte Mathias wissen.

»Klein! Klein wie die Entfernung zwischen deinem neuen Arbeitsplatz und der Schule deiner Tochter.«

»Ich könnte nie im Ausland leben.«

»Und warum? Glaubst du, das Leben in Paris wird schöner sein, wenn es endlich eine Straßenbahn gibt? Hier wächst der Rasen nicht nur zwischen den Schienen, es gibt überall Parks … Und, stell dir vor, heute Morgen habe ich Eichhörnchen in meinem Garten gefüttert.«

»Deine Tage scheinen ja stressig zu sein!«

»Du wirst dich schnell an das Leben in London gewöhnen, hier ist eine ganz andere Energie, die Menschen sind freundlich, und das französische Viertel, ich kann dir sagen, man glaubt, in Paris zu sein … aber ohne die Pariser!«

Und Antoine fing an, alle französischen Geschäfte rund um die Schule aufzuzählen.

»Du kannst sogar dein Sportmagazin L’Équipe kaufen und deinen Café Crème auf einer Terrasse trinken, ohne die Bute Street zu verlassen.«

»Jetzt übertreibst du aber!«

»Warum, meinst du, haben die Londoner die Straße FrogAlley getauft? Mathias, deine Tochter lebt hier und dein bester Freund auch. Außerdem erzählst du mir unentwegt, wie anstrengend Paris ist.«

Gestört vom Straßenlärm, trat Mathias ans Fenster. Ein Autofahrer wetterte gegen die Männer der Müllabfuhr.

»Moment, bleib am Apparat«, sagte Mathias und lehnte sich weit hinaus.

Er brüllte dem wütenden Fahrer zu, wenn er schon keine Rücksicht auf die Anwohner nehme, dann doch wenigstens Menschen gegenüber, die hart arbeiten müssten. Der Angesprochene aber stieß nur einen weiteren Schwall von Flüchen aus. Der Müllwagen machte Platz, und der Pkw fuhr mit quietschenden Reifen davon.

»Was war das?«, fragte Antoine.

»Nichts! Was hast du gerade über London gesagt?«

KAPITEL 2

London, einige Monate später

Der Frühling stand vor der Tür. Und obwohl sich in diesen ersten Apriltagen die Sonne noch hinter den Wolken verbarg, ließen die Temperaturen keinen Zweifel mehr daran, dass die schöne Jahreszeit nahte. Das Viertel South Kensington erwachte zu neuem Leben. Die Auslagen der Obst- und Gemüsehändler waren reich bestückt mit frischer Ware, der Blumenladen von Sophie war immer gut besucht, und bald würde Yvonne die Terrasse ihres Restaurants öffnen. Antoine war mehr als ausgelastet. Am Nachmittag hatte er zwei Termine verschieben müssen, um die Malerarbeiten in einer reizenden kleinen Buchhandlung am Ende der Bute Street zu überwachen.

Die Regale des French Bookshop waren mit Plastikplanen abgedeckt, und die Maler gaben den Wänden den letzten Schliff. Antoine sah besorgt auf die Uhr und wandte sich an seinen Mitarbeiter.

»Sie werden niemals bis heute Abend fertig!«

Sophie kam herein. »Ich komme später mit meinen Blumen vorbei«, sagte sie. »Die Malerei liebt zwar Blumen, doch die mögen keine frische Farbe.«

»So wie es hier vorangeht, komm lieber erst morgen.«

Sophie trat näher. »Er wird sich wahnsinnig freuen, auch wenn noch eine Leiter und ein paar Farbtöpfe herumstehen. Das ist doch nicht schlimm.«

»Es wird erst schön sein, wenn alles fertig ist.«

»Du bist pedantisch. Gut, ich schließe meinen Laden und gehe euch zur Hand. Wann genau kommt er an?«

»Keine Ahnung. Du kennst ihn doch, er hat es sich viermal anders überlegt.«

Auf der Rückbank eines Taxis, einen Koffer am Boden, ein Paket auf dem Schoß, lauschte Mathias dem Fahrer, ohne auch nur ein Wort zu verstehen. Aus Höflichkeit antwortete er von Zeit zu Zeit aufs Geratewohl mit einem »Yes« oder »No« und versuchte, den Blick des Chauffeurs im Rückspiegel zu deuten. Beim Einsteigen hatte er das Ziel auf die Rückseite seines Bahntickets geschrieben und es diesem Mann übergeben, der ihm trotz des offenkundigen Kommunikationsproblems und des an der falschen Seite angebrachten Lenkrads durchaus vertrauenswürdig erschien.

Die Sonnenstrahlen durchbrachen die Wolken, trafen auf die Themse und verwandelten den Fluss in ein langes silbriges Band. Auf der Westminster Bridge sah er Big Ben und die Houses of Parliament am anderen Ufer. Auf dem Bürgersteig lehnte eine junge Frau am Brückengeländer, ein Mikro in der Hand, und sprach vor einer Kamera.

»Knapp vierhunderttausend unserer Landsleute sollen den Ärmelkanal überquert und sich in England niedergelassen haben.«

Das Taxi fuhr langsam an der Journalistin vorbei und dann weiter Richtung South Kensington.

Hinter seiner Theke verstaute ein alter englischer Herr verschiedene Papiere in eine lederne Aktenmappe, die vom langen Gebrauch rissig geworden war. Er blickte sich um und holte tief Luft, bevor er sich wieder seiner Aufgabe widmete. Er betätigte behutsam den Öffnungsmechanismus der alten Registrierkasse und lauschte auf den zarten Ton des Glöckchens, während sich die Lade mit dem Geld öffnete.

»Mein Gott, wird mir dieses Geräusch fehlen«, sagte er bei sich.

Seine Hand glitt unter die Schublade, schob eine Feder zur Seite und zog sie aus den Schienen. Er stellte sie neben sich auf einem Schemel ab und beugte sich hinab, um aus dem hintersten Teil ein kleines Büchlein mit verblichenem rotem Einband herauszuziehen. Auf dem Deckel stand der Name des Autors: P. G. Wodehouse. Der alte englische Herr, der auf den Namen John Glover hörte, befeuchtete die Lippen und drückte das Bändchen an sich. Mit einer Aufmerksamkeit, die an Zärtlichkeit grenzte, blätterte er kurz darin. Dann stellte er es deutlich sichtbar auf das einzige Regalbrett, das nicht abgedeckt war, und kehrte zu seiner Theke zurück. Er schloss seine Aktenmappe und wartete, die Arme vor der Brust verschränkt.

»Geht’s Ihnen gut, Mister Glover?«, fragte Antoine mit einem Blick auf seine Uhr.

»Besser würde an Unschicklichkeit grenzen«, erwiderte der alte Buchhändler.

»Er müsste bald da sein.«

»In meinem Alter kann die Verzögerung einer unvermeidlich gewordenen Begegnung nur eine gute Nachricht sein«, meinte Glover in ruhigem Tonfall.

Ein Taxi hielt am Bordstein. Die Tür der Buchhandlung öffnete sich, und Mathias fiel seinem Freund in die Arme. Antoine hüstelte und lenkte seine Aufmerksamkeit mit einem eindringlichen Blick auf den alten Herrn, der zehn Meter entfernt am Ende des Raums wartete.

»Ach, jetzt verstehe ich, was du mit ›klein‹ meintest«, flüsterte Mathias, indem er sich umsah.

Der alte Buchhändler richtete sich auf und streckte Mathias die Hand entgegen.

»Monsieur Popinot1, nehme ich an?«, sagte er in fast perfektem Französisch.

»Nennen Sie mich Mathias.«

»Ich bin sehr glücklich, Sie hier empfangen zu dürfen, Monsieur Popinot. Am Anfang wird es sicher etwas schwer sein, sich zu orientieren, der Laden ist zwar klein, doch die Seele dieser Buchhandlung ist groß.«

»Mister Glover, mein Name ist nicht Popinot.«

John Glover deutete auf die alte Aktenmappe und öffnete sie vor Mathias. »Im mittleren Fach finden Sie alle notariell beglaubigten Dokumente. Mit dem Reißverschluss müssen Sie etwas vorsichtig umgehen, seit seinem siebzigsten Geburtstag ist er etwas kapriziös geworden.«

Mathias nahm die Mappe dankend entgegen.

»Monsieur Popinot, darf ich Sie um einen Gefallen bitten, um einen ganz kleinen nur, der mir aber immense Freude machen würde.«

»Mit dem größten Vergnügen, Mister Glover«, erwiderte Mathias zögernd, »doch erlauben Sie mir die Bemerkung, dass mein Name nicht Popinot ist.«

»Wie Sie wollen«, sagte der Buchhändler in äußerst zuvorkommendem Tonfall. »Nun also, könnten Sie mich fragen, ob ich rein zufällig ein Exemplar von Inimitable Jeeves habe?«

Mathias drehte sich zu seinem Freund um und sah ihn fragend an. Der aber zuckte nur mit den Schultern. Mathias räusperte sich und blickte John Glover so ernst wie möglich in die Augen.

»Mister Glover, haben Sie rein zufällig ein Exemplar von Inimitable Jeeves?«

Der Buchhändler trat energisch an das nicht abgedeckte Regal, griff nach dem einzigen Band, der sich darin befand, und händigte ihn stolz an Mathias aus.

»Wie Sie feststellen werden, ist der auf dem Buchdeckel vermerkte Preis eine halbe Krone; da dieses Geld leider nicht mehr gültig ist und diese Transaktion damit nur auf Gentleman-Art abgewickelt werden kann, habe ich ausgerechnet, dass der Betrag fünfzig Pence entspricht, natürlich nur, wenn Sie damit einverstanden sind!«

Fassungslos ging Mathias auf das Angebot ein, Glover überreichte ihm das Bändchen, Antoine half seinem Freund mit den fünfzig Pence aus, und der Buchhändler beschloss, dass es Zeit war, dem neuen Pächter die Örtlichkeiten zu zeigen.

Obwohl die Buchhandlung kaum mehr als zweiundsechzig Quadratmeter maß – einschließlich der Grundfläche der Regale und des kleinen Hinterzimmers, versteht sich –, dauerte die Führung eine gute halbe Stunde. Während all dieser Zeit musste Antoine seinem besten Freund die Antworten auf die Fragen einflüstern, die Mr. Glover gelegentlich auf Englisch stellte, wenn er vom Französischen zu seiner Muttersprache überwechselte. Nachdem er ihm erklärt hatte, wie die Registrierkasse funktionierte und vor allem, wie man die Lade entriegelte, wenn die Feder den Dienst verweigerte, bat der alte Buchhändler Mathias – Tradition verpflichtet –, ihn zur Tür zu begleiten. Was dieser gerne tat.

Auf der Schwelle – und nicht ohne Emotionen, einmal ist keinmal – nahm Mr. Glover Mathias in die Arme und drückte ihn an sich. »Sie müssen wissen, ich habe mein ganzes Leben in diesem Geschäft verbracht«, sagte er.

»Ich werde mich gut darum kümmern, das verspreche ich Ihnen«, erwiderte Mathias ernst und feierlich.

Der alte Buchhändler sprach ganz dicht an seinem Ohr. »Ich wurde gerade fünfundzwanzig und konnte meinen Geburtstag nicht feiern, da mein Vater die bedauerliche Idee hatte, genau an diesem Tag zu sterben. Ich muss gestehen, dass mir sein Humor immer ein Rätsel gewesen ist. Am nächsten Tag musste ich seine Buchhandlung übernehmen, sie war damals noch eine englische. Das Buch, das Sie in Händen halten, war das erste, das ich verkauft habe. Wir hatten zwei Exemplare davon vorrätig. Ich habe dieses behalten und mir geschworen, mich erst am letzten Tag meiner Tätigkeit als Buchhändler davon zu trennen. Wie ich diesen Beruf geliebt habe! Sich inmitten von Büchern zu befinden, umgeben von den Menschen, die zwischen diesen Seiten leben … Geben Sie Acht auf sie.« Mr. Glover warf einen letzten Blick auf den roten verblichenen Buchdeckel, den Mathias in Händen hielt, und sagte, ein Lächeln auf den Lippen: »Ich bin sicher, dass Jeeves über Sie wacht.« Damit wandte er sich ab und ging.

»Was hat er gesagt?«, wollte Antoine wissen.

»Nichts«, erwiderte Mathias, »kannst du einen Augenblick auf den Laden aufpassen?«

Und bevor Antoine antworten konnte, stürzte Mathias zur Tür hinaus und rannte Mr. Glover nach. Am Ende der Bute Street hatte er den alten Buchhändler eingeholt.

»Was kann ich für Sie tun?«, fragte der.

»Warum haben Sie mich Popinot genannt?«

Glover sah Mathias voller Zuneigung an. »Sie sollten sich rasch angewöhnen, zu dieser Jahreszeit nie ohne Schirm das Haus zu verlassen. Das Wetter ist nicht so rau, wie man gemeinhin behauptet, doch es regnet in dieser Stadt manchmal ganz ohne Vorwarnung.«

Mr. Glover öffnete seinen Schirm und entfernte sich.

»Ich hätte Sie gerne näher kennengelernt, Mister Glover. Ich bin stolz, Ihre Nachfolge anzutreten«, rief Mathias.

Der Mann mit dem Regenschirm drehte sich um und lächelte ihm zu. »Für den Fall, dass Sie ein Problem haben sollten, finden Sie ganz hinten in der Registrierkasse die Telefonnummer des Hauses in Kent, in das ich mich zurückziehen werde.«

Die elegante Gestalt des alten Buchhändlers verschwand um die Straßenecke. Es fing an zu regnen, Mathias sah zum bewölkten Himmel auf. Er vernahm Schritte in seinem Rücken.

»Was wolltest du von ihm?«, fragte Antoine.

»Nichts«, erwiderte Mathias und nahm ihm seinen Regenschirm ab.

Mathias kehrte in die Buchhandlung zurück, Antoine in sein Büro, und die beiden Freunde trafen sich am späten Nachmittag vor der Schule wieder.

Am Fuß des großen Baums, der die Insel im Kreisverkehr beschattete, blickten Antoine und Mathias auf die Glocke, die das Ende des Unterrichts ankündigen würde.

»Valentine hat mich gebeten, Emily abzuholen, sie wurde im Konsulat aufgehalten«, sagte Antoine.

»Warum ruft meine Ex-Frau meinen besten Freund an und bittet ihn, meine Tochter zu begleiten?«

»Weil niemand wusste, wann du ankommst.«

»Verspätet sie sich oft, wenn sie Emily von der Schule abholt?«

»Darf ich dich daran erinnern, dass du damals, als ihr noch zusammengelebt habt, nie vor acht Uhr abends nach Hause gekommen bist?«

»Bist du mein bester Freund oder ihrer?«

»Wenn du solch kindischen Blödsinn redest, frage ich mich, ob ich nicht eher dich von der Schule abhole.«

Mathias hörte ihm schon gar nicht mehr zu. Vom Schulhof aus schenkte ihm ein kleines Mädchen das schönste Lächeln der Welt. Mit klopfendem Herzen stand er auf, und auf seinem Gesicht erstrahlte dasselbe Lächeln. Während Antoine die beiden betrachtete, dachte er sich, dass nur das Leben solch eine wunderbare Ähnlichkeit hervorbringen konnte.

»Bleibst du wirklich?«, fragte die Kleine ganz atemlos von all den Küssen.

»Habe ich dich jemals belogen?«

»Nein, aber einmal ist immer das erste Mal.«

»Bist du sicher, dass du nie lügst, wenn du nach deinem Alter gefragt wirst?«

Antoine und Louis hatten sie allein gelassen. Emily hatte beschlossen, ihren Vater im Viertel herumzuführen. Als sie Hand in Hand Yvonnes Restaurant betraten, wartete Valentine schon an der Theke. Mathias näherte sich und küsste sie auf die Wange. Emily nahm an dem Tisch Platz, an dem sie gewöhnlich ihre Hausaufgaben machte.

»Bist du angespannt?«, fragte Mathias und nahm neben ihr auf einem Barhocker Platz.

»Nein«, erwiderte Valentine.

»Doch, ich sehe genau, dass du gereizt bist.«

»Vor deiner Frage war ich es nicht, doch ich kann es werden, wenn du willst.«

»Siehst du, du bist genervt!«

»Emily wünscht sich sehr, heute bei dir zu Hause zu übernachten.«

»Ich hatte noch keine Zeit, mir anzusehen, wie mein Zuhause ist. Meine Möbel kommen erst morgen an.«

»Du hast dir die Wohnung vor dem Umzug nicht einmal angesehen?«

»Alles ging viel zu schnell. Ich hatte vorher noch viel in Paris zu regeln. Warum lächelst du?«

»Einfach nur so.«

»Mir gefällt es, wenn du einfach nur so lächelst.«

Valentine zog die Augenbrauen hoch.

»Und auch, wenn deine Mundwinkel so zucken.«

»Es reicht«, sagte Valentine mit sanfter Stimme. »Brauchst du Hilfe, um dich einzurichten?«

»Nein, ich komme schon zurecht. Was hältst du davon, wenn wir morgen zusammen zu Mittag essen? Das heißt, wenn du Zeit hast.«

Valentine holte tief Luft und bestellte einen Erdbeersirup.

»Wenn du nicht angespannt bist, so bist du auf jeden Fall gereizt. Hat es damit zu tun, dass ich mich in London niederlasse?«, bohrte Mathias weiter.

»Nein, überhaupt nicht«, erwiderte Valentine und strich Mathias über die Wange. »Ganz im Gegenteil.«

Mathias’ Augen leuchteten auf.

»Warum ›ganz im Gegenteil‹?«, fragte er leise.

»Ich muss dir etwas sagen«, flüsterte Valentine. »Emily weiß noch nicht Bescheid.«

Ängstlich beugte sich Mathias zu ihr hinüber.

»Ich gehe nach Paris zurück, Mathias. Der Konsul hat mir das Angebot gemacht, eine der Abteilungen zu übernehmen. Zum dritten Mal bietet er mir jetzt einen wichtigen Posten an. Ich habe immer abgelehnt, weil ich Emily keinen Schulwechsel zumuten wollte. Ihr Leben ist hier, und Louis ist so etwas wie ein Bruder für sie geworden. Sie glaubt schon, ich hätte ihr den Vater vorenthalten wollen; sie soll mir jetzt nicht auch noch vorwerfen können, dass ich ihr ihre Freunde nehme. Wenn du nicht hierhergezogen wärst, hätte ich sicher erneut abgelehnt, doch nachdem du jetzt da bist, sieht alles ganz anders aus.«

»Du hast den Job angenommen?«

»Man kann eine Beförderung nicht viermal hintereinander ablehnen.«

»Es wäre das dritte Mal gewesen, wenn ich richtig zähle!«, meinte Mathias.

»Ich dachte, du würdest das verstehen«, sagte Valentine ruhig.

»Ich verstehe, dass du gehst, sobald ich komme.«

»Du wirst deinen Traum verwirklichen, du wirst bei deiner Tochter leben«, sagte Valentine und sah zu Emily hinüber, die eifrig in ihrem Heft malte. »Sie wird mir ganz schrecklich fehlen.«

»Und was, meinst du, wird deine Tochter dazu sagen?«

»Sie liebt dich über alles in der Welt, und gemeinsames Sorgerecht bedeutet nicht unbedingt eine Woche – eine Woche.«

»Du willst sagen, besser wären drei Jahre – drei Jahre.«

»Wir vertauschen ganz einfach die Rollen. Du schickst sie mir in den Ferien.«

Yvonne kam aus der Küche.

»Na, wie geht’s euch beiden?«, fragte sie und stellte den Diabolo vor Valentine hin.

»Großartig«, antwortete Mathias.

Yvonne sah skeptisch vom einen zum anderen und kehrte zu ihren Töpfen zurück.

»Ihr werdet glücklich zusammen sein, oder?«, fragte Valentine und sog an ihrem Strohhalm.

Mathias zupfte an einem Holzsplitter, der sich von der Theke löste.

»Wenn du’s mir vor einem Monat gesagt hättest, wären wir alle glücklich gewesen … und zwar in Paris!«

»Wird es gehen?«, fragte Valentine.

»Ja, großartig!«, knurrte Mathias und riss den Splitter ganz ab. »Ich fühle mich hier im Viertel schon wie zu Hause. Wann willst du mit deiner Tochter sprechen?«

»Heute Abend.«

»Na, großartig! Und wann fährst du?«

»Am Wochenende.«

»Großartig!«

Valentine legte Mathias einen Finger auf den Mund. »Alles wird gut, du wirst sehen.«

Antoine trat ein und bemerkte sofort die betretene Miene seines Freundes. »Wie geht’s?«, fragte er.

»Großartig!«

»Ich lass euch allein«, sagte Valentine und rutschte von ihrem Hocker. »Ich habe noch viel zu tun. Kommst du, Emily?«

Die Kleine stand auf, küsste ihren Vater, dann Antoine und lief zu ihrer Mutter. Die Restauranttür schloss sich hinter den beiden.

Antoine und Mathias saßen an der Bar. Yvonne brach das Schweigen und stellte ein Glas Cognac auf die Theke.

»Hier, trink das, eine Stärkung, eine großartige.«

Mathias sah erst Antoine, dann Yvonne an.

»Seit wann wisst ihr es?«

Yvonne entschuldigte sich; sie habe in der Küche zu tun.

»Seit einigen Tagen!«, erwiderte Antoine. »Jetzt schau mich nicht so an, es war schließlich nicht an mir, es dir zu sagen … und es war auch nicht sicher …«

»Jetzt aber wohl!«, brummte Mathias und leerte das Glas in einem Zug.

»Soll ich dir dein neues Zuhause zeigen?«

»Ich glaube, da gibt es noch nicht viel zu besichtigen«, meinte Mathias.

»Ich habe ein Feldbett aufgestellt, dort kannst du schlafen, bis deine Möbel eingetroffen sind. Komm zum Abendessen, Louis wird sich freuen.«

»Ich behalte ihn hier«, schaltete sich Yvonne ein. »Ich habe ihn seit Monaten nicht gesehen, wir haben uns einiges zu erzählen. Beeil dich Antoine, dein Sohn wartet schon auf dich.«

Antoine zögerte, seinen Freund zurückzulassen, da Yvonne ihm aber bedeutungsvolle Blicke zuwarf, fügte er sich und flüsterte ihm ins Ohr, alles würde gut werden …

»Na großartig«, erwidere Mathias.

Als Antoine mit seinem Sohn die Bute Street entlangging, klopfte er an das Schaufenster von Sophies Laden. Sie kam sofort heraus.

»Hast du Lust, mit uns zu Abend zu essen?«, fragte Antoine.

»Das ist nett von dir, aber ich muss noch mehrere Sträuße fertig machen.«

»Brauchst du Hilfe?«

Der Rippenstoß, den Louis seinem Vater verpasste, entging der jungen Floristin nicht. Sie strich über sein Haar.

»Geht nach Hause, ihr beiden. Ich kenne einen, der sich lieber einen Zeichentrickfilm anschaut, als Blumenhändler zu spielen.«

Während sie Antoine auf beide Wangen küsste, steckte er ihr einen Brief zu.

»Ich habe alles so formuliert, wie du wolltest, du musst ihn nur noch mal abschreiben.«

»Danke, Antoine.«

»Stellst du uns diesen Typen, dem ich da schreibe, eines Tages mal vor?«

»Eines Tages, versprochen!«

Am Ende der Straße zog Louis seinen Vater am Ärmel.

»Hör zu, Papa, wenn es dich langweilt, alleine mit mir zu essen, dann kannst du es mir ruhig sagen!«

Und während sein Sohn den Schritt beschleunigte, um ihn abzuhängen, rief Antoine: »Ich habe ein Essen für uns vorgesehen, da wirst du staunen: Kroketten nach Art des Hauses und Schokoladensoufflé, und das alles von deinem Vater zubereitet.«

»Ja, ja …«, entgegnete Louis mürrisch und stieg in den Austin Healey.

»Du hast wirklich einen schwierigen Charakter, weißt du«, meinte Antoine und legte ihm den Sicherheitsgurt an.

»Den habe ich von dir!«

»Und ein bisschen auch von deiner Mutter, glaub ja nicht …«

»Mama hat mir gestern Abend eine Mail geschickt«, sagte Louis, als sie die Old Brompton Road entlangfuhren.

»Geht es ihr gut?«

»Nach dem, was sie schreibt, geht es den Leuten nicht wirklich gut. Sie ist jetzt in Darfur. Wo liegt das genau, Papa?«

»Auch in Afrika.«

Sophie sammelte die Blätter ein, die sie auf den alten Terrakottafliesen ihres Ladens zusammengefegt hatte. Sie stellte den Strauß aus blassen Rosen in der Vase im Schaufenster neu zusammen und ordnete die Bastfäden über dem Tresen. Sie zog ihren weißen Kittel aus und hängte ihn an den gusseisernen Kleiderhaken. Drei Papierbogen schauten aus der Tasche hervor. Sie nahm den von Antoine verfassten Brief, setzte sich auf den Hocker hinter der Kasse und begann, die ersten Zeilen abzuschreiben.

Die meisten Gäste im Restaurant waren schon beim Dessert. Mathias speiste allein an der Theke.

Yvonne machte sich einen Kaffee und setzte sich neben ihn. »Hat’s geschmeckt? Wenn du jetzt ›großartig‹ sagst, kassierst du eine Ohrfeige.«

»Kennst du einen gewissen Popinot?«

»Nie gehört, warum?«

»Nur so«, erwiderte Mathias und trommelte mit den Fingern auf der Theke. »Und Glover, hast du ihn gut gekannt?«

»Er ist eine Persönlichkeit hier im Viertel. Ein diskreter und eleganter Mann, ein Nonkonformist. Ein Liebhaber der französischen Literatur, ich weiß nicht, welches Virus ihn befallen hat.«

»Eine Frau vielleicht?«

»Ich habe ihn immer nur allein gesehen«, gab Yvonne zurück. »Du kennst mich ja, ich stelle nie Fragen.«

»Und wie stellst du es dann an, all die Antworten zu bekommen?«

»Ich höre mehr zu, als dass ich rede.« Yvonne legte eine Hand auf die von Mathias und drückte sie liebevoll. »Du wirst dich schon eingewöhnen, mach dir da mal keine Sorgen.«

»Ich finde dich sehr optimistisch. Sobald ich zwei Worte auf Englisch sage, biegt sich meine Tochter vor Lachen!«

»Ich kann dir versichern – niemand in diesem Viertel spricht Englisch!«

»Du wusstest also von Valentines Plänen?«, fragte Mathias und leerte sein Weinglas.

»Du bist doch wegen deiner Tochter gekommen! Oder dachtest du, Valentine zurückzuerobern, indem du dich hier niederlässt?«

»Man denkt nicht, wenn man liebt. Das hast du mir schon hundertmal gesagt.«

»Du bist wohl immer noch nicht geheilt, was?«

»Ich weiß nicht, Yvonne. Sie fehlt mir oft, das ist alles.«

»Und warum hast du sie dann betrogen?«

»Das ist lange her. Das war ein dummer Ausrutscher.«

»Schon gut, aber für solche Ausrutscher, wie du es nennst, zahlt man oft ein Leben lang. Nutze dieses Londoner Abenteuer, um einen Schlussstrich unter die Sache zu ziehen. Du bist attraktiv, und wenn ich dreißig Jahre jünger wäre, würde ich dir sicher Avancen machen. Falls das Glück vorbeikommt, lass es nicht entkommen.«

»Ich weiß nicht, ob dein Glück meine neue Adresse kennt …«

»Wie viele Begegnungen hast du in den letzten drei Jahren verpatzt, weil du mit einem Fuß in der Gegenwart und mit einem in der Vergangenheit gelebt hast?«

»Was weißt du schon davon?«

»Ich sage ja nicht, dass du meine Frage beantworten sollst, sondern nur, dass du darüber nachdenken solltest. Und was ich davon weiß, das sagte ich schon – ich bin dreißig Jahre älter. Willst du einen Kaffee?«

»Nein, es ist spät. Ich gehe schlafen.«

»Findest du den Weg?«, fragte Yvonne.

»Das Haus ist gleich neben dem von Antoine. Ich bin nicht zum ersten Mal hier.«

Mathias bestand darauf, seine Rechnung zu begleichen, nahm sein Gepäck, verabschiedete sich von Yvonne und trat hinaus auf die Straße.

Die Dunkelheit hatte sich über die Stadt gesenkt, ohne dass Sophie es bemerkt hätte. Sie faltete den Brief zusammen, öffnete das Schränkchen unter der Kasse und legte ihn in eine Korkschachtel auf den Stapel mit den anderen von Antoine verfassten Briefen. Den gerade abgeschriebenen warf sie in den großen schwarzen Plastiksack zu den Blättern und abgeschnittenen Stielen. Als sie den Laden verließ, stellte sie ihn zu den Mülleimern auf den Bürgersteig.

Vereinzelte Federwolken trieben am Himmel. Den Koffer in einer Hand, das Paket unter dem Arm, lief Mathias die Old Brompton Road entlang. Er hielt einen Augenblick an und fragte sich, ob er nicht schon zu weit gegangen war.

»Großartig«, knurrte er und setzte den Weg fort.

An der Kreuzung erkannte er das Schaufenster eines Immobilienmaklers und bog in den Clareville Grove ein. Häuser in allen möglichen Farben säumten das Sträßchen. Auf den Bürgersteigen wiegten sich Mandel- und Kirschbäume sanft im Wind. In London wachsen die Bäume, wie es ihnen gefällt, sodass sich ein Fußgänger hier und da genötigt sieht, auf die Fahrbahn zu treten, um einem eigenwilligen Zweig auszuweichen, der ihm den Weg versperrt.

Seine Schritte hallten in der nächtlichen Stille wider. Vor der Nummer 4 blieb er stehen.

Das Haus war Anfang des letzten Jahrhunderts in zwei ungleiche Hälften aufgeteilt worden, ohne deshalb etwas von seinem Charme einzubüßen. Die roten Backsteine der Fassade waren von üppigen Glyzinen bedeckt, die bis zum Dach hinaufkletterten. Am Ende der Außentreppe, zwei Eingangstüren nebeneinander, eine für jeden Nachbarn. Vier Fenster ließen das Tageslicht in die Räume, eines für den kleineren Teil, in dem noch vor einer Woche Mr. Glover gewohnt hatte, drei für den größeren, in dem Antoine lebte.

Antoine sah auf die Uhr und schaltete das Licht in der Küche aus. Ein alter Bauerntisch aus hellem Holz trennte sie vom Wohnzimmer, das mit zwei naturfarbenen Sofas und einem Couchtisch möbliert war.

Etwas weiter, hinter einer Glaswand, hatte er sich eine Büroecke eingerichtet, die er mit seinem Sohn teilte, wenn dieser seine Hausaufgaben machte und wo Louis oft heimlich am Computer seines Vaters spielte. Das ganze Erdgeschoss ging hinten auf einen Garten hinaus.

Antoine stieg die Treppe hinauf und betrat das Zimmer seines Sohns, der schon seit Langem schlief. Er zog die Decke über seine Schultern, drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn und schnupperte an seiner Halsbeuge, um ein wenig vom Duft der Kindheit in sich aufzunehmen. Er verließ den Raum auf Zehenspitzen und schloss leise die Tür.

Das Licht hinter Antoines Fenstern war eben erloschen, als Mathias die Stufen der Freitreppe hinaufstieg, seine Tür aufschloss und eintrat.

Das Erdgeschoss war völlig unmöbliert. Von der Decke hing an einem verdrehten Kabel eine nackte Glühbirne, die ein tristes Licht verbreitete. Er stellte sein Paket am Boden ab und besichtigte den ersten Stock. Zwei Schlafzimmer waren durch ein Bad getrennt. Er legte seinen Koffer auf dem Feldbett ab, das Antoine für ihn aufgestellt hatte. Auf einer Kiste, die als Nachttisch diente, fand er einen Zettel seines Freundes, der ihn in seinem neuen Heim willkommen hieß. Er trat ans Fenster und blickte auf seinen Gartenanteil, einen schmalen Streifen mit Rasen. Draußen setzte ein feiner Nieselregen ein. Mathias drehte Antoines Nachricht zu einem kleinen Röllchen und ließ es zu Boden fallen.

Die Stufen der Treppe knarrten erneut unter seinen Schritten, er nahm das Paket im Eingang an sich, verließ die Wohnung und lief die Straße in umgekehrter Richtung zurück. Hinter ihm bewegte sich der Vorhang von Antoines Fenster.

In der Bute Street schloss Mathias die Tür seiner Buchhandlung auf, in der es immer noch nach Farbe roch. Er entfernte eine nach der anderen die Planen von allen Regalen. Der Laden war wirklich nicht groß, doch die Bücherwände reichten bis zu der hohen Decke. Mathias entdeckte die alte Leiter, die sich auf Kupferschienen verschieben ließ. Da er seit seiner Kindheit unter starkem und unheilbarem Schwindel litt, beschloss er, dass der Teil, an den er nicht ohne Leiter reichen konnte, nur Dekorationszwecken dienen sollte. Er trat erneut nach draußen und kniete sich auf den Bürgersteig, um sein Paket zu öffnen. Er betrachtete das Emailleschild darin und strich mit dem Finger über die Inschrift »La Librairie française«, die französische Buchhandlung. Der Holzsims über der Tür war wie geschaffen für das Schild. Er zog vier lange Schrauben aus seiner Tasche, genauso alt wie das Schild, und klappte sein Schweizer Messer auseinander. Eine Hand legte sich auf seine Schulter.

»Hier«, sagte Antoine und hielt ihm einen Schraubenzieher hin. »Du brauchst einen größeren.«

Und während Antoine das Schild hielt, drehte Mathias die Schrauben mit aller Kraft in das Holz.