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Dieser Band enthält folgende Romane: Nur ein dreckiger Bandit (Pete Hackett) Die Ranch und das Rodeo (Max Brand) Dampfend und zischend schob sich die Lokomotive die Steigung zwischen den Felsen hinauf. Der Zug hatte kaum noch Fahrt. Brandon Diamond, der Heizer, warf riesige Holzscheite in das Feuerloch. Flammen schlugen aus der Öffnung. Der Heizer schwitzte, die Schweißperlen zeichneten hellen Linien in sein rußgeschwärztes Gesicht. Von Zeit zu Zeit wischte er sich den Schweiß aus den Augenhöhlen. Keiner sah den maskierten Mann, der von einem der Felsen auf das Dach eines der Viehwaggons sprang. Ein zweiter Maskierter löste sich aus der Felswand … Eine Kurve kam. Der Lokführer ließ die Dampfpfeife erklingen. Sie heulte los. Der durchdringende Ton erhob sich über die Felsen und trieb auseinander. Ted Henders zog noch einmal an dem Strick …
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Western Doppelband 1021
Copyright
Nur ein dreckiger Bandit
Die Ranch und das Rodeo
Dieser Band enthält folgende Romane:
Nur ein dreckiger Bandit (Pete Hackett)
Die Ranch und das Rodeo (Max Brand)
Dampfend und zischend schob sich die Lokomotive die Steigung zwischen den Felsen hinauf. Der Zug hatte kaum noch Fahrt.
Brandon Diamond, der Heizer, warf riesige Holzscheite in das Feuerloch. Flammen schlugen aus der Öffnung. Der Heizer schwitzte, die Schweißperlen zeichneten hellen Linien in sein rußgeschwärztes Gesicht. Von Zeit zu Zeit wischte er sich den Schweiß aus den Augenhöhlen.
Keiner sah den maskierten Mann, der von einem der Felsen auf das Dach eines der Viehwaggons sprang. Ein zweiter Maskierter löste sich aus der Felswand …
Eine Kurve kam. Der Lokführer ließ die Dampfpfeife erklingen. Sie heulte los. Der durchdringende Ton erhob sich über die Felsen und trieb auseinander. Ted Henders zog noch einmal an dem Strick …
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Western von Pete Hackett
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Dampfend und zischend schob sich die Lokomotive die Steigung zwischen den Felsen hinauf. Der Zug hatte kaum noch Fahrt.
Brandon Diamond, der Heizer, warf riesige Holzscheite in das Feuerloch. Flammen schlugen aus der Öffnung. Der Heizer schwitzte, die Schweißperlen zeichneten hellen Linien in sein rußgeschwärztes Gesicht. Von Zeit zu Zeit wischte er sich den Schweiß aus den Augenhöhlen.
Keiner sah den maskierten Mann, der von einem der Felsen auf das Dach eines der Viehwaggons sprang. Ein zweiter Maskierter löste sich aus der Felswand …
Eine Kurve kam. Der Lokführer ließ die Dampfpfeife erklingen. Sie heulte los. Der durchdringende Ton erhob sich über die Felsen und trieb auseinander. Ted Henders zog noch einmal an dem Strick …
Ein Personenwagen, zwei Viehwagen, ein Postwagen und einige Güterwaggons waren angehängt. Die Lok mit dem riesigen Kamin und dem Karbidscheinwerfer auf der Nase keuchte. Dichte Rauchwolken zogen nach hinten, hüllten die beiden Männer auf dem Führerstand ein und ließen ihre Augen tränen. Noch griffen die Räder. Noch blockierten die Radgestänge nicht.
Die beiden Banditen überwanden mit langen, kraftvollen Sätzen die Kluft zwischen den Anhängern und befanden sich schließlich auf dem Passagierwagen. Einer kletterte über die Steigeisen hinunter auf die Plattform am Ende des Waggons, der andere rannte geduckt über das Dach in Richtung Lok.
Das Feuerloch war voll. Brandon Diamond warf die Klappe zu und schleuderte den schweren Eisenriegel nach unten. Es schepperte. Der Zug bewegte sich nur noch im Schneckentempo. »Hoffentlich platzt nicht der Kessel!« presste Brandon Diamond hervor und schaute sorgenvoll.
»Heiliger Rauch!« entrang es sich Ted Henders, dem Lokführer, und er griff nach dem Regulierhebel, legte ihn um und zog die Bremse. Einige Felsbrocken lagen auf den Schienen. Der Zug fuhr derart langsam, dass er keinen Bremsweg hatte. Er stand fast ruckartig. Zischend entwich der Dampf den Ventilen.
Auf dem Tender tauchte der Maskierte auf. Er sprang geschmeidig auf den Führerstand. Wie hineingewachsen lag der Revolver in seiner Faust. Von seinem Gesicht waren nur die Augen zu sehen. »Haut ab!« zischte der Bandit und die Luft, die beim Sprechen seinem Mund entwich, bauschte das Halstuch auf.
Henders und Diamond starrten den Banditen an, als wäre er vom Himmel gefallen. In Henders' Mundwinkeln zuckt es. Würgend schluckte er. Dann packte er wortlos den Heizer am Ärmel der Jacke und zerrte ihn zu der eisernen Treppe, über die man die Lok verlassen konnte.
Die beiden angsterfüllten Eisenbahner sprangen hinunter, rannten an der Lokomotive vorbei nach vorne und folgten dem Schienenstrang zwischen die Felsen.
Hämmernder Hufschlag erklang. Fünf weitere maskierte Banditen kamen auf ihren Pferden die breite Schlucht heraufgedonnert, durch die die Gleise verlegt worden waren. Schotter flog unter den wirbelnden Pferdehufen davon. Die Kerle hielten die Revolver in den Fäusten. Sie mussten nicht befürchten, aus dem Passagierwaggon unter Feuer genommen zu werden, denn ihr Kumpan hielt die Fahrgäste in Schach.
Vor dem Postwaggon rissen sie die Pferde zurück. Schüsse krachten. Die Kugeln bohrten sich in die Holzwand des Waggons.
Ein klirrendes Organ rief: »Öffnet die Tür und kommt mit erhobenen Händen heraus. Oder müssen wir euch ausräuchern?«
Einige Sekunden verstrichen. Wahrscheinlich berieten sich der Messenger und die Wachmänner in dem Postwagen. Sie beförderten Lohngelder für das Eisenbahn-Camp bei Big Spring. Im Postwaggon befanden sich 60.000 Dollar.
Einer der Banditen holte eine Dynamitpatrone aus der Satteltasche, zündete die Lunte an und schleuderte sie vor den Postwagen. Die Banditen rissen ihre Pferde herum und trieben sie aus dem Gefahrenbereich.
Die Erde schien zu erbeben. Schotterbrocken wurden aus dem Gleisbett gerissen und auseinander geschleudert. Das Echo der Detonation trieb durch die Schlucht und verhallte wie fernes Donnergrollen.
Die Schiebetür des Postwaggons hing schief in der Führung. Feuer leckte am Holz des Wagens in die Höhe. Das Feuer fand reichlich Nahrung in dem zundertrockenen und mit ölhaltiger Farbe gestrichenem Holz.
Einer der Banditen brüllte: »Wollt ihr warten, bis der Waggon in hellen Flammen steht?«
»Wir kommen hinaus!« erklang es aus dem Anhänger.
Drei Männer sprangen aus dem Postwaggon. Entsetzen prägte ihre Mienen. Der Schreck ließ ihre Augen flackern. Sie hoben die zitternden Hände.
*
»60.000 Dollar«, stieß Sam Bass hervor. Bass war ein dunkelhaariger Mann von sechsundzwanzig Jahren, dessen Oberlippe von einem mächtigen Schnurrbart verdeckt wurde. Er war der Anführer des Rudels. Ein blitzendes Lachen zog seinen Mund in die Breite. »Das ist mehr, als wir angenommen haben. Nun, die Union Pacific wird den Verlust verschmerzen. Und wir können das Geld sicher gut gebrauchen.«
Seine Freunde lachten. Doch Henry Underwood wurde schnell wieder ernst und sagte: »Wahrscheinlich reitet bereits ein Aufgebot aus Big Spring auf unserer Fährte. Wir sollten zusehen, dass wir Land gewinnen.«
»Erst teilen wir das Geld«, knurrte Joel Collins, ein blondhaariger Bandit von etwa dreißig Jahren.
»Auf jeden von uns entfallen über 8.500 Dollar«, bemerkte Jack Davis. »Vielleicht sollten wir uns trennen. Henry hat sicher Recht, wenn er annimmt, dass wir verfolgt werden. Ich will nicht die nächsten Jahre in den Steinbrüchen verbringen.«
»Wenn wir merken, dass wir verfolgt werden, können wir uns immer noch trennen«, gab Sam Bass zu verstehen.
Sie teilten das Geld. Dann ritten sie weiter. Sie waren vom Ort des Überfalls aus nach Westen geritten. Hügeliges Terrain umgab sie. Wildnis, soweit das Auge reichte. Hier und dort erhob sich ein Felsen aus dem Boden. Die Vegetation bestand in hüfthohen Büschen und vereinzelten Korkeichen. Es war Mitte September und die Sonne schien heiß. Windböen wirbelten manchmal den Staub auf und trieben ihn vor sich her.
Die Sonne stand im Südwesten. Bei einem schmalen Creek, dessen Grund mit Geröll übersät war, tränkten sie die Pferde. Tom Nixon lief auf einen Hügel hinauf und schaute auf ihrer Fährte zurück. Das Blickfeld war begrenzt. Das Land mutete an wie ausgestorben. Hier gab es nur Klapperschlangen, Skorpione und Präriehasen.
Unten, am Creek, hatten sich die Banditen Staub und Schweiß aus den Gesichtern gewaschen und dann Zigaretten gedreht. Sie rauchten schweigend. Tom Nixon kam den Abhang herunter. »Alles ruhig.«
Sie schwangen sich wieder auf die Pferde und ritten bis es finster war. Am Himmel blinkten Myriaden von Sternen. Der Mond hing über den Hügeln im Osten. Silbriger Schein lag auf den Abhängen. Die Jäger der Nacht wurden aktiv. Fledermäuse zogen lautlose Bahnen durch die Luft auf der Jagd nach Beute. Irgendwo in der Ferne heulte ein Coyote.
Sie kampierten bei einer Gruppe von Büschen. An einem Lasso, das sie zwischen zwei Sträuchern spannten, banden sie die Pferde an.
»Ich übernehme die erste Wache«, sagte Jim Berry. »In zwei Stunden wecke ich dich, Bill.«
»In Ordnung«, sagte Bill Heffridge.
Sie benutzten ihre Sättel als Kopfkissen und rollten sich in ihre Decken. Jim Berry nahm sein Gewehr und stieg auf eine Anhöhe. Die Nacht war hell. Scharf und schwarz – wie Scherenschnitte - hoben sich die Umrisse der Hügel gegen den Sternenhimmel ab. Leises Säuseln erfüllt die Luft. Im Gras zirpten die Grillen.
Die Zeit verrann nur zähflüssig. Jim Berry hatte sich auf einen Felsbrocken gesetzt. Er war der Meinung, dass sie ihre Fährte gut verwischt hatten. Dennoch war er aufmerksam und hellwach. Manchmal schoben sich Wolkenfetzen vor den Mond und verdunkelten ihn. Wolkenschatten huschten über das Land. Jim Berry holte seine Uhr aus der Westentasche. Es war hell genug, sodass er die Uhrzeit ablesen konnte. Seit er seine Wache angetreten hatte, war erst eine Stunde vergangen. Der Bandit gähnte.
Irgendwann vernahm er fernes Pochen. Wie von Schnüren gezogen erhob er sich und drehte sein Ohr in die Richtung, aus der das Geräusch heranwehte. Im nächsten Moment war sich Jim Berry sicher, dass es sich um Hufschläge handelte. Er zerkaute eine Verwünschung, dann lief er zum Camp und weckte seine Kameraden. »Es nähern sich Reiter. Sie kommen von Osten. Ich nehme an, es handelt sich um das Aufgebot.«
Die Banditen waren sofort hellwach. Sie schleuderten die Decken von sich, standen auf, trieben die Pferde hoch und sattelten die Tiere. Nachdem sie ihre Decken zusammengerollt und festgeschnallt hatten, schwangen sie sich in die Sättel und verließen den Platz.
Stunde um Stunde ritten sie. Das Land war unwegsam. Sie folgten den Windungen zwischen den Hügeln. Im Mondlicht warfen die Gestalten von Pferden und Reitern lange Schatten. Der Wind verstärkte sich und trieb ihnen immer wieder Staubwirbel entgegen. Der Staub knirschte zwischen ihren Zähnen, drang ihnen in die Augen, kroch unter ihre Kleidung und scheuerte auf ihrer Haut.
Die Sterne begannen zu verblassen. Die Nacht lichtete sich. Die Jäger der Nacht begaben sich zur Ruhe, die Natur erwachte. Die Banditen waren müde. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen. Die Pferde gingen mit hängenden Köpfen.
»Ich denke, wir haben sie abgehängt«, sagte Joel Collins mit staubheiserer Stimme. »Kaum vorstellbar, dass sie auch die ganze Nacht hindurch geritten sind.«
»Außerdem ist es fast unmöglich, in der Nacht einer Spur zu folgen«, ergänzte Tom Nixon. »Legen wir eine Rast ein. Ich bin hundemüde.«
Bei einem schmalen Fluss machten sie halt. Das frische Wasser belebte sie ein wenig. Sie aßen Pemmican, den sie als eiserne Ration in den Satteltaschen mit sich führten.
»Ich glaube auch, dass wir ihnen entkommen sind«, meinte Bill Heffridge kauend. »Himmel, was für ein Coup! 60.000 Dollar! Glaubt mir, Leute, wir werden in die Geschichte eingehen.«
Die Banditen lachten.
Nach einer Stunde ritten sie weiter. Ringsum dehnte sich ödes, von der Sonne versengtes Land; Felsketten, sandige Hügel, ausgetrocknete Bachläufe und steinige Senken. Spärliche Büschel harten Galletagrases, Dornengestrüpp, Kreosot- und Mesquitebüsche waren die ganze Vegetation. Zwischen zwei Hügeln hindurch gelangten sie in eine kleine, staubige Senke. Sie ritten hinein. Als sie sich mitten in der Senke befanden, trieb westlich von ihnen ein Reiter sein Pferd auf einen Hügelrücken.
Die Banditen zügelten. Staub wölkte unter den Hufen. Die Tiere peitschten mit den Schweifen und stampften auf der Stelle. Gebissketten klirrten. Eines der Pferde wieherte hell. Jetzt erschienen ringsum auf den Anhöhen Reiter. Die Läufe ihrer Gewehre reflektierten das Sonnenlicht. Es waren anderthalb Dutzend. Die Männer des Aufgebots vermittelten einen nicht zu übersehenden Eindruck von Wucht und Stärke, von Grimm und Entschlossenheit.
Sam Bass zog die Unterlippe zwischen die Zähne und kaute darauf herum. »Wir haben sie doch nicht abgehängt«, sagte er schließlich mit rauer Stimme. »Jetzt, schätze ich, wird’s rauchig.«
»Sollten wir uns nicht ergeben?«, fragte Tom Nixon. Er bändigte sein nervös tänzelndes Pferd mit eiserner Hand und zwang dem Tier seinen Willen auf.
»Nein«, versetzte Sam Bass. »Wir setzen alles auf eine Karte. Denkt dran, dass wir das ganze schöne Geld wieder hergeben müssten. Alles wäre umsonst gewesen. Lieber will ich tot sein.«
»Ich auch«, knurrte Henry Underwood. »Lieber an einer Kugel sterben als langsam in den Steinbrüchen zugrunde gehen.«
»Wir treffen uns in Alamogordo«, sagte Sam Bass. »Das ist ein Nest westlich der Sacramento Mountains. Lass euch Zeit, Leute, und reitet erst in den Ort, wenn ihr sicher seid, dass eure Verfolger eure Spur verloren haben.«
Sie gaben ihren Pferden die Sporen und sprengten nach allen Seiten davon. Stakkatohaftes Hufgetrappel erhob sich. Die Männer auf den Kämmen ringsum eröffneten das Feuer. Die Detonationen verschmolzen ineinander, aufbrüllend antworteten die Echos, das Grollen sickerte zwischen die Hügel und Felsen und verebbte.
Joels Collins stürzte vom Pferd, überschlug sich einige Male am Boden und blieb still liegen. Bill Heffridges Pferd brach vorne ein und warf seinen Reiter ab. Das Tier kippte zur Seite. Heffridge schnellte in die Höhe, bäumte sich mit dem Krachen eines Schusses auf und sackte in sich zusammen. Jim Berry bekam eine Kugel in den Rücken und wurde auf den Hals seines Pferdes geworfen. Hinter Sam Bass her stob er in eine Hügellücke.
Die Gegend schien an Sam Bass vorbeizufliegen. Er schaute sich um und sah Berrys verzerrtes Gesicht. Der Reitwind stellte die Krempe seines Stetsons vorne steil nach oben. Die Halstücher flatterten. Zwischen den Hügeln zerrte Jim Berry sein Pferd in den Stand. Das Tier stand kaum, da stürzte der Bandit von seinem Rücken. Die Waffen schwiegen jetzt. Nur noch fernes Hufgetrappel war zu hören, das sich schnell entfernte.
Sam Bass zerrte an den Zügeln, ritt einen engen Bogen und kehrte zu Berry zurück. Er saß ab und ging bei dem Gefährten auf das linke Knie nieder. Jim Berry stöhnte. Seine Lider flatterten, seine Brust hob und senkte sich unter keuchenden Atemzügen. »Verschwinde, Sam«, ächzte der Verwundete. »Nimm – nimm keine Rücksicht auf mich. Mit – mit mir geht es zu Ende.«
»Halt durch, Jim. Ich helfe dir aufs Pferd. Du schaffst es. Verdammt, Jim. Du musst durchhalten.« Sam Bass zerrte den Freund auf die Beine. Schwer ging Jim Berry in seinem Griff. »Stell deinen Fuß in den Steigbügel und nimm das Sattelhorn mit beiden Händen«, forderte Sam Bass. »Reiß dich zusammen, Jim. Du willst doch nicht, dass sie dich erwischen.«
Der Verwundete bot all seinen Willen auf und kam mit Sam Bass' Hilfe aufs Pferd. Sam Bass führte das Tier am Zaumzeug zu seinem Vierbeiner und kletterte in den Sattel. Dann gab er seinem Pferd leicht die Sporen und schnalzte mit der Zunge. Das Tier setzte sich in Bewegung. Das Pferd mit Jim Berry folgte. Sam Bass führte es am langen Zügel.
Hufschläge näherten sich. Sam Bass ritt hinter einen Felsen und nahm das Gewehr zur Hand. In seinem Gesicht arbeitete es. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Die Entwicklung gefiel ihm nicht. Er wollte kein Blutvergießen. Jetzt aber schien es so, als müsste er sich seiner Haut wehren. Das Pochen kam näher. Plötzlich endete es. Sam Bass atmete nur ganz flach. Dumpf klopfte das Herz in seiner Brust und hämmerte gegen die Rippen. Seine schweißnassen Hände hatten sich regelrecht an Kolbenhals und Schaft des Gewehres festgesaugt. Kleine Stechmücken, die vom süßlichen Schweißgeruch angezogen wurden, schwirrten um seinen Kopf herum und quälten ihn. Plötzlich erklangen die Hufschläge wieder. Sie entfernten sich. Sam Bass ließ die verbrauchte Atemluft aus seinen Lungen …
*
Die Reiter des Aufgebots trafen sich in der Senke. Aufgewirbelter Staub senkte sich auf die Erde zurück. Zwei der Banditen lagen im Gras. Beide waren tot. »Fünf der Schufte sind uns entkommen«, sagte Sheriff Bardsley. Er saß auf seinem Pferd, hatte die Hände aufs Sattelhorn gelegt und stützte sich mit den durchgestreckten Armen ab. Der breitrandige, flachkronige Stetson beschattete sein hageres Gesicht, sein Blick schweifte über die Hügel in der Umgebung und bohrte sich in die Lücken dazwischen.
Am Himmel ballten sich weiße Wolken. Staubfahnen, vom gleißenden Sonnenlicht vergoldet, wehten über die Hügel und Felsen. Der Wind brachte keine Kühlung. Staub und Schweiß mischten sich auf den Gesichtern zu einer klebrigen Masse, die die Poren verstopfte.
»Was tun wir?«, fragte Bardsley.
Die Reiter des Aufgebots starrten ihn an. Ihre Augen waren entzündet, die Lippen rissig. Die Erschöpfung hatte ihre Gesichtsmuskeln erschlaffen lassen. Sie waren am Ende.
Bardsley vollführte eine umfassende Armbewegung. »Sie sind in alle Himmelsrichtungen getürmt. Sicher haben sie vereinbart, sich an irgendeinem Ort zu treffen, sobald sie uns abgeschüttelt haben.«
»Sie sind noch zu fünft«, sagte ein Mann mit kratziger Stimme. »Wir müssten Gruppen von drei beziehungsweise vier Mann bilden, wenn wir jedem einzelnen von ihnen folgen wollten.«
Ein anderer Mann drängte sein Pferd vor. »Ich denke, die Frage ob wir den Banditen weiterhin folgen oder nicht, erübrigt sich.«
»Ich verstehe nicht, Mathew«, sagte der Sheriff.
In dem Moment wirbelte eine Windbö den Staub auf und eine Staubwolke hüllte die Männer ein.
»Verstehst du jetzt, Sheriff?«
Bardsley hüstelte. »Ja. Du meinst, dass der Wind ihre Spuren verweht.«
»So ist es. Der Wind wird immer stärker. Bald wirst du hier draußen außer Staub nichts mehr sehen. Diese elenden Banditen scheinen mit dem Satan im Bunde zu sein. Ihre Spuren werden innerhalb kürzester Zeit unter dem Staub verschwinden.«
»Du bist also der Meinung, dass wir aufgeben sollen?«, fragte Bardsley.
»Sieh ein, dass das Gros der Bande entkommen ist, Sheriff«, sagte Mathew. »Du musst es akzeptieren.«
»Du hast sicherlich Recht.« Der Sheriff ließ wieder den Blick über die Kuppen ringsum gleiten. Dann nickte er. »Okay, Mathew. Führe die Männer nach Big Spring zurück und nehmt die beiden toten Outlaws mit in die Stadt.«
»Willst du nicht mit uns umkehren, Sheriff?«
»Nein, ich reite noch ein Stück. Ich will einen der Banditen lebend, um zu erfahren, wer hinter dem Überfall steckt.«
»Die Kerle sind über alle Berge.«
»Ich verliere nichts dabei, wenn ich noch ein wenig durch die Gegend reite.«
»Wie du meinst, Sheriff«, sagte Mathew und zerrte sein Pferd um die rechte Hand. »Ladet die Toten auf, Leute. Wir reiten zurück.«
Wenige Minuten später brach das Aufgebot auf. Bardsley blickte den Reitern hinterher, bis sie hinter einem Hügel aus seinem Blickfeld verschwanden. Die Hufschläge versanken in der Stille, die hin und wieder vom Heulen des Windes unterbrochen wurde.
Der Sheriff folgte der Fährte zweier Pferde zwischen die Hügel. Sie war nur noch undeutlich zu erkennen. Bald würde sie überhaupt nicht mehr auszumachen sein. Wolken aus Staub trieben vorüber. Bardsley zog sein Halstuch vor die untere Gesichtshälfte, um den Staub nicht einatmen zu müssen. Er ritt ohne Eile. Einen Moment lang fragte er sich, ob vielleicht nicht besser gewesen wäre, mit dem Aufgebot nach Big Spring zurückzureiten. Nein! Er war Sheriff, und es war seine Pflicht, die Banditen zu jagen, solange er davon ausgehen musste, dass sie sich in seinem Distrikt herumtrieben.
Seit sich Bardsley vom Aufgebot getrennt hatte, waren fast zwei Stunden vergangen. Vor ihm buckelten Hügel. Er hielt an, sicherte um sich und witterte wie ein Wolf. In dem Moment, als er sein Pferd wieder in Bewegung setzte, peitschte ein Schuss. Das Pferd des Sheriffs brach zusammen. Bardsley sprang ab. Das Tier wieherte trompetend, keilte noch einige Male aus, dann fiel sein Kopf auf den Boden und es lag still.
Bardsley warf sich hinter den reglosen Pferdeleib und zog die Winchester aus dem Scabbard. Der Sheriff ahnte, dass er ein toter Mann wäre, wenn es der Bandit gewollt hätte.
*
»Ich habe sein Pferd erschossen«, murmelte Sam Bass. Sie befanden sich auf einer Anhöhe zwischen einigen Felsen, an deren Fuß dornige Comas wucherten. Jim Berry lag am Boden. Der nahe Tod zeichnete das eingefallene Gesicht des Banditen.
Sam Bass repetierte. Die Hülse wurde ausgeworfen und klimperte auf den steinigen Boden. Eine neue Patrone wurde in den Lauf gehebelt.
»Du musst den Kerl umlegen«, murmelte Jim Berry mit erschreckend schwacher Stimme. Seine Augen glühten fiebrig. »Nur wenn er tot ist, haben wir Ruhe vor ihm.«
Ein Schuss krachte. Die Kugel wurde am Fels platt gedrückt und quarrte als Querschläger davon. Der Knall verhallte mit geisterhaftem Geflüster. Staub trieb über die Banditen hinweg und nahm Sam Bass die Sicht. Er hatte das Gewehr über das raue, kantige Gestein geschoben. Sein Zeigefinger krümmte sich um den Abzug. Verkniffen starrte er zu der Stelle, an der das tote Pferd lag, das er aber wegen der Staubwolke nicht sehen konnte. Die Staubschleier verwehten und Sam Bass sah die geduckte Gestalt eines Mannes zu einem Hügel laufen. Er schoss. Die Gestalt verschwand hinter einem Felsblock und erwiderte das Feuer. Denn schnellte der Bursche wieder hoch und rannte weiter.
»Sam!« Jim Berry bäumte sich auf.
Sam Bass wandte sich ihm zu. »Keine Sorge, Jim. Ich schaffe uns den Kerl vom Hals. Irgendwo weiter westlich stoßen wir sicher auf eine Ansiedlung, wo du Hilfe bekommst.«
»Gib – mir – Wasser.«
»Ich kann mich im Moment nicht um dich kümmern, Jim. Solange der Kerl um uns herumstreicht wie der Fuchs um den Hühnerstall …«
»Bitte, Sam, ich – ich verbrenne innerlich.«
Sekundenlang zögerte Sam Bass. Dann senkte er das Gewehr, lehnte es gegen den Felsen, drückte sich hoch und lief zu den Pferden, hakte Berrys Wasserflasche vom Sattel und kehrte damit zu dem Sterbenden zurück. Er schraubte die Flasche auf, schob Berry die linke Hand flach unter den Kopf, hob ihn an und setzte ihm die Öffnung der Flasche an die trockenen, rissigen Lippen. Berry trank mit gierigen Zügen. Wasser rann aus seinen Mundwinkeln und über sein Kinn.
In Sam Bass' Zügen war Rastlosigkeit zu erkennen. Den Fehler, seinen Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen, machte er nicht. Er zog die Hand mit der Flasche zurück und ließ Berrys Kopf auf den Boden sinken. Im Gesicht des verwundeten Banditen zuckten die Muskeln. Seine Augen lagen tief in den Höhlen. Unter der Bräune mutete seine Haut grau an.
Sam Bass schraubte die Flasche zu und ging zum Pferd. Da erklang eine brechende Stimme: »Hände hoch, Bandit! Bei der geringsten falschen Bewegung kracht es.«
Sam Bass verhielt im Schritt, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Seine Hand öffnete sich und die Wasserflasche fiel zu Boden. Seine Backenknochen mahlten. Er hatte die Lippen zusammengepresst, sodass sie nur noch einen dünnen, blutleeren Strich bildeten. Langsam drehte er den Kopf.
Hinter einem Felsen kam der Sheriff hervor. Der hielt die Winchester an der Hüfte im Anschlag. Sein Gesicht war wie aus Granit gemeißelt. Leise klirrten seine Sporen, das Leder seiner Stiefel knarrte, unter den harten Sohlen knirschte der Kies.
Sam Bass wandte sich dem Sheriff zu. Langsam hob er die Hände. »Dreh dich um«, gebot Bardsley. Sam Bass kam dem Befehl nach. Sein Verstand arbeitete fieberhaft und suchte nach einem Ausweg. Der Sheriff trat hinter ihn und drückte die Mündung der Winchester gegen die Wirbelsäule des Banditen. »Hände auf den Rücken.« Sam Bass folgte aufs Wort. Der Druck von seinem Rücken verschwand. Der Sheriff zog ihm den Revolver aus dem Holster und schleuderte ihn zur Seite. Um Sam Bass' linkes Hand schloss sich eine Handschelle.
Um ihn zu fesseln benötigte der Sheriff beide Hände. Er lehnte das Gewehr weg. Sam Bass ergriff die Chance beim Schopf und wirbelte herum. Seine Rechte bohrte sich in den Leib des Sheriffs, und als dieser sich mit einem dumpfen Laut auf den Lippen nach vorn beugte, schlug ihm Sam Bass von der Seite die geballte Linke gegen den Schädel. Bardsley fiel seitlich auf den Boden und griff nach dem Revolver. Ein Tritt des Banditen prellte ihm das Eisen aus der Hand. Es wirbelte durch die Luft und prallte fünf Schritte entfernt auf den Boden. Sam Bass wollte sich den Sechsschüsser holen, aber da kam der Sheriff hoch und warf sich auf ihn. Sie gingen beide zu Boden und wälzten sich übereinander. Der Sheriff kam auf Sam Bass zu liegen. Der Bandit sah das verkniffene Gesicht über sich, der Atem des Sheriffs schlug ihm ins Gesicht. Im nächsten Moment donnerte der Sheriff dem Banditen die Faust gegen den Kopf. Sam Bass sah Sterne. Panik wallte in ihm hoch. Wenn der Sheriff hier die Oberhand behielt, wanderte er für die nächsten zehn Jahre ins Zuchthaus. Dieser Gedanke überwältigte und beflügelte ihn. Sein Blick klärte sich, er bäumte sich auf und brachte den Sheriff aus dem Gleichgewicht. Sogleich konnte Sam Bass sein Knie unter Bardsleys Leib stemmen und ihn von sich werfen. Zur gleichen Zeit sprangen sie auf. Sam Bass duckte sich wieder unter einem Schwinger des Sheriffs weg und trieb die Rechte in die Magenpartie des Sheriffs. Dieser krümmte sich stöhnend und bekam die zusammengelegten Fäuste des Banditen ins Genick. Der Sheriff schlug zu Boden. Doch es riss ihn wieder hoch und er griff an.
Der Sheriff kam wild mit den Armen schwingend. Ein einziger Schlag mit seinen Fäusten hätte ein Longhorn umgeworfen. Aber er traf nicht. Sam Bass tauchte unter seinen Schwingern weg, kam hoch und trieb die Linke in den Leib des Gegners hinein. Bardsley machte eine unfreiwillige Verbeugung, wollte den Banditen umfassen, doch da knallte Sam Bass' Linke einen Aufwärtshaken an sein Kinn und der Schlag warf ihn zurück. Aber der Sheriff war nicht kleinzukriegen. Er stieß sich wieder ab und stürmte mit gesenktem Schädel wie ein wütender Stier auf Sam Bass zu. Dieser tauchte unter den wütenden Schlägen weg. Bardsley stolperte von der Wucht des Angriffs getragen an dem gedankenschnell zur Seite gleitenden Banditen vorbei, bekam ein Bein gestellt und krachte hart auf den Boden.
Als er aufschnellte, stand Sam Bass vor ihm. Seine Schläge kamen schnell, sodass Bardsley sie nicht kommen sah, und die Fäuste waren hart wie Stahl. Grollend warf er sich vor und umfasste Sam Bass' Beine. Die Überraschung glückte ihm; der Bandit krachte auf den Rücken. Doch als der Sheriff sich auf ihn werfen wollte, rollte Sam Bass gedankenschnell zur Seite und kam geschmeidig hoch. Wie ein Panther sprang er den Sheriff an. Der Anprall warf diesen bis an einen der Felsen, die sich hier erhoben. Sam Bass rammte beide Fäuste in Bardsleys Körper. Aus seiner Kehle stieg ein unheilvolles Knurren. Der Sheriff war eine Sekunde lang regelrecht überrumpelt. Der Angriff war unvermittelt erfolgt - war wie eine Explosion gewesen. Doch nun wurde er aktiv und verschaffte sich mit einem Kniestoß Luft. Sam Bass ging auf halbe Distanz. Bardsley wurde nun nicht mehr an die Felswand gedrückt. Er spürte die Wirkungen von den Schlägen des Banditen, aber er war hart genug, sie zu ertragen. Er sprang zur Seite. Sam Bass warf sich ins Leere, krachte gegen den Felsen, wirbelte herum und lief in einen mörderischen Aufwärtshaken. Schwer krachte er mit dem Rücken gegen den Fels. Sein Hinterkopf schlug dumpf dagegen. Er ging mit einem Knurren nach vorn, umfasste Bardsleys Oberkörper und hängte sich an ihn. Plötzlich duckte er sich zusammen, stieß sich hoch – und der Sheriff konnte gerade noch den Kopf zurücknehmen, bevor die Stirn des Banditen mit der Wucht eines Pferdetritts gegen sein Kinn knallte. Doch der Sheriff taumelte rückwärts, stolperte und stürzte. Er rollte sich sofort zur Seite und kam auf alle vier hoch. Da traf ihn ein Schwinger, der ihm fast den Kopf von den Schultern riss und ihn rücklings auf den Boden warf.
Einige Sekunden lag er da, wie gelähmt, nach Luft japsend wie ein Erstickender, dann aber überwand er seine Erstarrung und kam hoch. Da knallte ihm Sam Bass erneut einen Haken ans Kinn, und der Sheriff flog wieder auf den Rücken. Er heulte auf, schluckte, hustete und fluchte dann. Dann erfasste sein Blick den Revolver, der im Staub lag und er begann darauf zuzukriechen. In dem Moment, als er den Arm ausstreckte, um danach zu greifen, stellte sich der staubige Stiefel des Banditen auf das Eisen. Der Sheriff ließ die Hand sinken und seufzte.
Sam Bass hob den Revolver auf, wog das Eisen kurz in der Hand, dann schlug er damit zu. Bardsley kippte zur Seite und um ihn herum versank die Welt in absoluter Schwärze. Sam Bass holte sein eigenes Schießeisen und versenkte es im Holster. Dann suchte er die Taschen des Sheriffs nach dem Handschellenschlüssel ab, fand ihn, und befreite sich von der Handschelle. Er fesselte die Hände des Sheriffs. Dann ging Sam Boss zu seinem verwundeten Gefährten hin. In dessen gebrochenen Augen las er nur noch die grenzenlose Leere des Todes. Jim Berry war, während er mit dem Sheriff kämpfte, gestorben. Sam Bass spürte eine seltsame Trockenheit im Hals, als er die Augen des Gefährten schloss.
Der Bandit warf den Handschellenschlüssel neben dem besinnungslosen Sheriff auf den Boden, holte sein Gewehr, stieß es in den Scabbard und stieg auf sein Pferd. Jim Berrys Pferd nahm er mit. Im Schritttempo ritt er davon.
*
»Aaah, der Schollenbrecher«, stieß Herb Dexter spöttisch hervor und grinste niederträchtig.