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Dieser Band enthält folgende Western: (349XE) Pete Hackett: Marshal Logan in tödlicher Mission Alfred Bekker: Höllenjob in Kansas "Da kommen sie - diese verdammten Blauröcke!", presste Jeffrey Bridger zwischen den Zähnen hindurch. Zusammen mit mehr als zwei Dutzend Bewaffneten lauerte er in den steinigen Hängen und blickte in die langgezogene, gewundene Schlucht hinab. Eine Abteilung Kavalleristen der US-Army ritt dort entlang...
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Seitenzahl: 251
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Western Doppelband 1025
Copyright
Marshal Logan in tödlicher Mission
Höllenjob in Kansas
Dieser Band enthält folgende Western:
Pete Hackett: Marshal Logan in tödlicher Mission
Alfred Bekker: Höllenjob in Kansas
"Da kommen sie - diese verdammten Blauröcke!", presste Jeffrey Bridger zwischen den Zähnen hindurch. Zusammen mit mehr als zwei Dutzend Bewaffneten lauerte er in den steinigen Hängen und blickte in die langgezogene, gewundene Schlucht hinab. Eine Abteilung Kavalleristen der US-Army ritt dort entlang...
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author / Cover A.PANADERO
© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alles rund um Belletristik!
U.S. Marshal Bill Logan
Western von Pete Hackett
U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.
Über den Autor
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane.
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
Es war eine finstere Nacht. Tiefziehende Wolken verdunkelten Mond und Sterne. Die Menschen auf der Milton-Ranch schliefen. Das Windrad beim Brunnen drehte sich langsam im lauen Nachtwind und knarrte leise.
Der Tod kam auf pochenden Hufen. Es waren über ein Dutzend Reiter. In ihren Herzen brannte der Hass, in ihren Gemütern das Feuer einer tödlichen Leidenschaft.
Vor dem Ufergebüsch verhielten sie. Die Pferde prusteten und stampften. Die Reiter hielten die Rohlederzügel straff. Plötzlich begann auf der Ranch ein Hund zu bellen. Die Kette, die ihn hielt, rasselte.
Ein scharfer Befehl ertönte. Und dann begannen die Hufe zu trappeln …
Der Hund gebärdete sich wie verrückt und zerrte an seiner Kette. Auf der Ranch flogen die Fensterläden auf. Schüsse peitschten, der Lärm steigerte sich zu einem höllischen Stakkato. Dicht wallte der Staub. Die Reiter stoben um das Ranchhaus herum. Einige von ihnen sprangen ab und drangen ins Haus ein. Es gab keine Gnade und kein Erbarmen. Die Bewohner der Ranch wurden niedergemacht und skalpiert. Bald schlugen Flammen aus dem Haus, aus Schuppen und Scheunen. Eine Kuh muhte, Ziegen meckerten. Die Wolkendecke riss auf und silbriges Licht ergoss sich auf die Erde. Der Tod war wieder einmal unersättlich gewesen in seiner Gier …
*
Amos Dexter stand unter der Tür des Ranchhauses. Soeben kletterte sein Sohn Jesse auf den Wagenbock. Matt saß schon oben. Die beiden Brüder unterschieden sich wie Tag und Nacht. Jesse war blond und blauäugig, Matt dunkel und indianerhaft. Es waren Stiefbrüder. Jesse stammte aus Amos' Ehe mit einer Weißen. Nachdem sie gestorben war, hatte Matt eine Comanchensquaw geheiratet. Ihr Name war Simeona. Sie war Matts Mutter.
»Ihr könnt bis Mittag zurück sein«, sagte Amos Dexter. »Am Nachmittag reiten wir in die Hügel und sammeln verirrte Longhorns ein. Und morgen beginnen wir mit dem Bränden der Mavericks. Wir werden in einem Monat mit einer Herde von fünfhundert Tieren nach Norden ziehen. Wenn die Jungtiere gebrändet sind, stellen wir die Herde zusammen. Uns steht also einiges bevor.«
»Die Ranch ist längst groß genug, um einen oder zwei Cowboys zu beschäftigen«, knurrte Jesse. »Wir kommen bald mit der Arbeit nicht mehr nach.«
Matt hielt die Zügel straff. Am Fenster stand seine Mutter und winkte ihm zu. Der Fünfundzwanzigjährige lächelte und winkte zurück. Jesse saß jetzt neben ihm. Jesse war zwei Jahre älter. Matt sagte: »Wir schaffen das schon, Jesse. Ein Cowboy kostet Geld – Geld, das Dad nicht hat.« Grinsend endete Matt: »Es dauert noch eine Weile, bis du hier den Sohn des Bosses spielen kannst.«
Jesse verzog das Gesicht.
»Noch etwas, Jesse«, rief Amos Dexter.
»Was ist, Dad?«
»Keinen Streit in der Stadt! Sollten Reiter der Triangle-S in Miami sein, dann geht ihnen aus dem Weg. Ich will keinen Streit mit Silas Smith.«
»Ich habe noch nie Streit angefangen, Dad«, verteidigte sich Jesse.
»Du bist ihm aber auch noch nie ausgewichen«, konterte sein Vater. »Also geht den Triangle-S-Leuten aus dem Weg, sollten welche in der Stadt sein.«
»Ist schon in Ordnung, Dad«, sagte Matt. Und grinsend fügte er hinzu: »Ich werde auf Jesse Obacht geben.«
Mit dem letzten Wort ließ Matt die Zügel auf den Rücken des Gespannpferdes klatschen. Das Tier zog an, die Räder des leichten Schlutter-Wagens begannen sich zu drehen.
Die Dexter-Ranch lag am Saint Clair Creek. Bis Miami waren es fünf Meilen. Die Stadt lag am Red Deer Creek. Das Fuhrwerk rumpelte und holperte. Sand knirschte unter den eisenumreiften Rädern, die Achsen quietschten in den Naben.
Matt Dexter blickte seinen Söhnen nach, bis sie über einer Bodenwelle aus seinem Blickfeld verschwanden. Dann ging er in die Küche. Simeona stand am Herd. Ihre langen, schwarzen Haare hingen offen auf ihren Rücken und über ihre Schultern. Ihr Gesicht war dunkel, ihre Augen waren fast schwarz. Gekleidet war die Indianerin wie eine Weiße.
Ihr Bruder war Häuptling der Comanchen, die in der Nähe von Fort Supply im Reservat lebten. Einige Male hatte sie ihn in den vergangenen Jahren zusammen mit Amos, ihrem Mann, besucht. Der letzte Besuch lag allerdings schon mehr als ein Jahr zurück. Es war ein weiter und beschwerlicher Weg.
»Vielleicht sollte ich wirklich einen oder zwei Cowboys einstellen«, murmelte Amos. »Kann es sein, dass ich zu viel von den Jungs verlange?«
»Sie sind gute Söhne, die sich deinen Anordnungen ohne Widerrede fügen«, sagte Simeona. Sie sprach akzentfreies Englisch. Ein Lächeln spielte um ihre Lippen.
»Ja«, murmelte Amos, »es sind gute Jungs. Beide. Bessere Söhne kann sich ein Mann gar nicht wünschen.«
Währenddessen fuhren Matt und Jesse auf dem Reit- und Fahrweg in Richtung Miami. Der Weg war von Wagenrädern zerfurcht und von Hufen aufgewühlt. Die beiden Burschen wurden auf dem Bock durch und durch geschüttelt. Um sie herum war Weideland. Hier und dort grasten kleine Longhornherden.
Nach über einer Stunde tauchte der Ort vor ihnen auf. Miami war eine noch junge Stadt. Zu beiden Seiten der breiten, staubigen Main Street reihten sich die Häuser mit ihren falschen Fassaden wie die Perlen an einer Schnur nebeneinander. Vor den Häusern hatten die Bewohner Gehsteige errichtet. Es gab eine kleine Kirche, einen Saloon und einen Mietstall.
Auf der Straße standen die Bürger in Gruppen zusammen. Die beiden Brüder wurden angestarrt. Die Blicke waren düster, fast feindselig. Irgendetwas ging von den Menschen aus, das die beiden berührte, und sie begannen Unbehagen zu verspüren. Sie wussten die Impulse nicht zu deuten, doch sie ahnten, dass etwas vorgefallen sein musste, das die Bürgerschaft aus ihrer Beschaulichkeit gerissen hatte. Vor dem Store hielten sie an und sprangen vom Bock. Sie gingen hinein. Die Türglocke bimmelte. Durch eine Tür trat der Storeinhaber. Sein Gesicht mutete an wie versteinert. Er heftete seinen Blick auf Matt Dexter und sagte mit schmalen Lippen: »In der vergangenen Nacht haben deine Brüder auf der Milton-Ranch zugeschlagen. Josh Milton und seine ganze Familie wurden umgebracht, die Ranch wurde niedergebrannt.«
»Ich verstehe nicht«, murmelte Matt Dexter.
»Habe ich mich so undeutlich ausgedrückt?«, blaffte der Storebesitzer. »Die Milton-Ranch wurde von Rothäuten überfallen. Alle Bewohner wurden massakriert. Es waren deine Brüder und Vettern, Matt. O verdammt! Was haben diese Leute ihnen getan?«
Die beiden Brüder zeigten Betroffenheit. Matt schluckte würgend. Jesse kratzte sich am Hals. »Großer Gott!«, entrang es sich ihm. »Haben sie auch Mildred …«
»Alle! Männer, Frauen und Kinder.« Wieder schaute der Storebesitzer Matt an. »Die Bürgerwehr ist den dreckigen Schuften gefolgt. Auch eine Mannschaft von der Triangle-S versucht, die Mörderbande zu stellen. Ich – ich kann deine indianische Visage nicht mehr sehen, Matt Dexter. Verschwinde aus meinem Laden. Ich glaube, es wäre besser für dich, wenn du dich so schnell nicht wieder in der Stadt blicken ließest.«
»Aber …«
»Verschwinde!«, knirschte der Storeinhaber.
»Du kannst Matt doch nicht verantwortlich machen, dass …«
»Er ist ein verdammter Indianer!«, so unterbrach der Storeinhaber Jesse Dexter. »In seinen Adern fließt Comanchenblut. Seine Mutter ist eine dreckige Rothaut. Er soll aus meinem Laden verschwinden!«
Matt Dexters Hände öffneten und schlossen sich. Seine Kiefer mahlten. Unter zusammengeschobenen Brauen hervor starrte er auf den Storeinhaber. Sein Gesicht spiegelte wider, was hinter seiner Stirn vorging.
Plötzlich schwang Matt herum und ging hinaus. Die Tür fiel hinter ihm zu. Wieder bimmelte die Türglocke.
»Verdammt, Sloane, das ist nicht fair!«, presste Jesse hervor.
»Es war auch nicht fair, als die verdammten Rothäute die Miltons abschlachteten. Ich will deinen Bruder niemals mehr in meinem Laden sehen.«
Währenddessen schritt Matt schräg über die Straße. Er schaute weder nach links noch nach rechts, spürte aber die finsteren Blicke, die sich an ihm verkrallt hatten. Sein dunkles Gesicht zeigte keine Regung. Er fühlte sich als Weißer. Er war unter Weißen aufgewachsen, hatte die Schule der Weißen besucht, in seinen Adern floss neben indianischem auch weißes Blut.
Er stieg die vier Stufen zum Vorbau des Saloons hoch. Seine Stiefelabsätze tackten und riefen ein dumpfes Echo auf den dicken Bohlen wach. Die Türflügel knarrten und quietschten, als Matt sie aufstieß und sie hinter ihm ausschlugen. Er ging zum Tresen, legte die Hände darauf und sagte: »Gib mir einen Whisky, Danner.«
Der Keeper presste sekundenlang die Lippen zusammen, sodass sie nur noch einen dünnen, blutleeren Strich bildeten. Dann schüttelte er den Kopf: »Nein, Matt, du bekommst von mir keinen Whisky. An Indianer schenke ich keinen Schnaps aus. Rothäuten ist es überdies verboten, meinen Saloon zu betreten. Also hau ab.«
»Ich bin ein Weißer!«, grollte Matt. Zorn stieg in ihm hoch, aber auch Verbitterung. Bisher war er ihnen egal gewesen. Heute aber ließen sie ihn spüren, dass er nicht dazu gehörte. Er war ein Außenseiter. Er begriff es und es traf ihn.
»Nein, du bist kein Weißer. Du bist aber auch kein Roter. Du bist ein Bastard, Matt Dexter. Und jetzt zieh Leine. Dieser Saloon ist für dich ab heute tabu.«
Einen Moment sah es so aus, als wollte sich Matt Dexter auf den Keeper stürzen. Plötzlich aber entspannte er sich, seine Schultern sanken nach unten, er schwang herum und ging nach draußen. Soeben kam Jesse über die Fahrbahn.
»Sloane hat sich geweigert, mir Waren zu verkaufen«, sagte Jesse, als sie zusammentrafen. »Er sagte, der Squawman und seine Brut sollen vom Saint Clair Creek verschwinden. Hier sei kein Platz für Rothäute.«
»Zur Hölle mit ihnen …«
»Schau dich um, Bruder. Spürst du die Feindschaft, die von ihnen ausgeht? O verdammt! Sie suchen nach einem Ventil für ihren Zorn. Verschwinden wir aus der Stadt, ehe die Sache eskaliert. Ihre Gemüter sind erhitzt. Sie brauchen etwas, um sich abzureagieren. Und wie mir scheint, sind wir – bist du ihnen gerade recht gekommen.«
»Ich laufe nicht vor ihnen davon.«
»Es ist keine Flucht, Bruder. Wir folgen lediglich der Vernunft.« Jesse packte Matt an der Schulter und zog ihn mit sanfter Gewalt in Richtung des Fuhrwerkes. Und wieder spürten die beiden Brüder die unheilvollen Impulse, die von den Bürgern ausgingen und gegen sie prallten wie eine böse Verheißung.
Sie verließen die Stadt. Jesse Dexter atmete auf, nachdem sie die letzten Häuser passiert hatten und sie die freie Weide aufnahm.
*
Joe Hawk und ich waren auf dem Weg nach Miami. Ein Bote aus der Stadt hatte von den Überfällen durch eine Horde Comanchen berichtet, und der Richter hatte Joe und mich losgeschickt, um der Mörderbande das Handwerk zu legen.
Wir benutzten die Poststraße, die von Amarillo nach Pampa und vorn dort nach Canadian führte. Die Straße bestand aus zwei Spurrinnen, zwischen denen sich ein etwa ein Yard breiter Grasstreifen zog. Büsche säumten sie.
Es war zu insgesamt drei Überfällen gekommen. Die Bewohner zweier Ranches und einer Farm waren getötet worden, die Anwesen wurden niedergebrannt.
Wir brauchten zwei Tage, um die Strecke nach Miami zurückzulegen. Es war gegen Abend, als wir die Stadt erreichten. Die Sonne war halb hinter den Hügeln im Westen versunken. Die Schatten waren lang. Wolkenbänke, deren Ränder zu erglühen schienen, hatten sich vor den Sonnenuntergang geschoben.
Wir ritten den Mietstall an. Im Hof saßen wir ab. Der Stallmann schritt über die Schattengrenze unter dem Tor und kam ins Licht. Es war ein bärtiger Oldtimer, dessen Kiefer sich bewegten. Als er uns erreichte, spuckte er einen Strahl braunen Tabaksaft aus, dann sagte er: »Ihr kommt sicher wegen der roten Halunken, die den Landstrich unsicher machen. Es ist eine verdammte Schweinerei. Die Männer der Bürgerwehr und eine Mannschaft der Triangle-S haben die Sättel heißgeritten. Aber die verdammten Rothäute sind wie der Wind …«
»Wer führte die Bürgerwehr?«
»John Saddler, der Schreiner. Nachdem die Donegan-Farm überfallen wurde, folgten sie den roten Banditen bis ins Indianerland hinein. Am Washita River verloren sie die Spur. Ich möchte wissen, was auf einmal in diese roten Burschen gefahren ist. Sie waren doch all die Jahre friedlich.«
Der Stallmann übernahm unsere Pferde, wir schnallten die Satteltaschen los, nahmen unsere Gewehre und gingen zum Hotel, wo wir zwei Zimmer mieteten. Nachdem wir unsere Satteltaschen hinaufgebracht hatten, begaben wir uns zur Schreinerei. Saddler befand sich noch in seiner Werkstatt.
»Sie fallen ins Land ein, töten und brandschatzen, und verschwinden wieder über die Grenze ins Indianerterritorium«, erklärte der Schreiner. »Wir sind ihnen bis zum Washita gefolgt. Dort haben wir ihre Spur verloren. Also mussten wir unverrichteter Dinge umkehren.«
Er machte eine kleine Pause, dann ergriff er wieder das Wort: »Es begann mit dem Überfall auf die Milton-Ranch. Josh Milton, seine Frau, seine beiden Kinder und die beiden Cowboys kamen ums Leben. Einige Tage später wurde die Warwick-Ranch überfallen. Tex Warwick, Lydia, deren Vater und ebenfalls zwei Cowboys kamen ums Leben. Wieder einige Tage danach kamen die Mörder zu den Donegans …«
»Wo finden wir die Donegan-Farm?«, fragte ich.
»An der Quelle des Washita.«
Wir ritten am folgenden Morgen los. Von den Gebäuden der Farm waren nur noch einige Brandschutthaufen übrig. Der Wind wirbelte Asche in die Höhe und trieb sie vor sich her. Es roch brenzlig. Vier Grabhügel zeugten davon, dass hier die Bewohner der Farm ihre letzte Ruhe gefunden hatten.
Wir nahmen die Spur der Horde auf. Sie führte nach Osten, am Fluss entlang. Meile um Meile ritten wir. Weideland zog sich zu beiden Seiten des Washita. Am späten Nachmittag verloren wir die Spur. Die Indianer waren in den Fluss geritten und das Wasser hatte ihre Fährte zerstört. Wir folgten dem Fluss noch einige Meilen nach Osten, bis er nach Süden abknickte. An diesem Knick beschlossen wir zu übernachten. Am Morgen wandten wir uns nach Norden. Unser Ziel war Fort Supply. Bis zum Fort lagen etwa achtzig Meilen vor uns.
*
Es war Abend. Die Sonne war untergegangen und ihr Widerschein ließ den Himmel im Westen rot erglühen. Schwarz und scharf wie ein Scherenschnitt zeichneten sich vor dieser purpurnen Kulisse die Hügel ab. Rötlicher Schein lag auf dem Land.
Simeona fütterte die Hühner. Sie war alleine auf der Ranch. Ihr Mann und ihre Söhne befanden sich noch auf der Weide, wo sie Mavericks brändeten. Die Hühner pickten nach den Körnern, die ihnen die Indianerin hinwarf. Ein Hahn krähte. In einem Pferch standen Ziegen und Schafe. Auf einer Koppel weideten zwei Milchkühe.
Die Indianerin wurde aus ihren Gedanken gerissen, als ferne Hufschläge ihr Gehör erreichten. Sie hielt inne, hob den Kopf, und lauschte. Die Reiter kamen schnell, und es musste sich um ein ganzes Rudel handeln. Lauter und lauter quoll der Hufschlag heran, und dann erschienen die Reiter auf dem Kamm eines Hügels im Osten der Ranch. Sie zerrten ihre Pferde in den Stand. Das letzte Licht des Tages brach sich auf den Stahlteilen ihrer Gewehre. Die Pferde stampften auf der Stelle.
Simeonas Herz schlug höher. Es waren Indianer. Die Frau stellte die Schwinge mit dem Hühnerfutter ab und ging schnell ins Haus. Aus dem Pulk löste sich einer der Reiter. In seinem Haarschopf steckten drei Federn. Er lenkte sein Pferd den Abhang hinunter und ritt auf den Ranchhof.
Aus dem Haus erklang Simeonas Stimme: »Was willst du, Little Elk?« Sie sprach im Dialekt der Comanchen.
Der Indianer war etwa fünfundzwanzig Jahre alt. Er trug eine Leinenhose und ein Hemd aus Rehleder. Die Winchester lag vor ihm quer über dem Mähnenkamm des Pferdes. Er hielt sie am Kolbenhals fest. »Ich will mit Matt sprechen.«
»Was willst du von ihm?«
»Er gehört zu uns. In seinen Adern fließt Comanchenblut. Ich habe den Weißen den Krieg erklärt. Das Land hier, das sie für sich beanspruchen, gehört den Comanchen. Sie haben es uns weggenommen und uns in Reservationen gepfercht.«
»Du wirst es nicht ändern können. In Ordnung, Little Elk. In Matts Adern fließt Comanchenblut. Was ziehst du daraus für Konsequenzen?«
»Ich will, dass er mit mir reitet und Krieg gegen die weißen Eindringlinge führt. Wir werden das Land von den Bleichgesichtern befreien und es wird wieder den Comanchen gehören.«
»Du hast drei Anwesen überfallen und die Menschen getötet, Little Elk. Im Land leben viele tausend Weiße. Willst du sie alle töten? Was sagt Standing Bear dazu?«
»Mein Vater ist alt und müde. Er hat es verlernt, zu kämpfen. Die Weißen werden von selbst verschwinden, wenn wir genug von ihnen töten.«
»In Matts Adern fließt auch weißes Blut.«
»Er gehört nicht zu den Weißen. Sie verachten Männer, die zur Hälfte rot sind. Wir verachten Matt nicht, weil er zur Hälfte Weißer ist. Ich will, dass er mit mir gegen die Menschen kämpft, die ihn verachten.«
»Matt ist nicht da. Er befindet sich mit seinem Vater und seinem Bruder auf der Weide.«
»Ich werde auf ihn warten.« Little Elk zog sein Pferd herum und ritt davon. Simeona lehnte das Gewehr weg, das sie in den Händen gehalten hatte. Dann ging sie hinaus und trug die Schwinge mit dem Hühnerfutter in die Scheune.
Die Indianer waren von dem Hügelkamm verschwunden. Von Osten her schob sich die Abenddämmerung ins Land. Im Norden begann sich das Rot des Sonnenuntergangs in dunkles Violett zu verändern. Ein einsamer Stern blinkte am Westhimmel – der Abendstern. In den Büschen und Bäumen zwitscherten Amseln.
Die Dunkelheit nahm schnell zu. Amos Dexter und seine beiden Söhne kamen auf die Ranch. Sie nahmen den Pferden die Sättel und Zaumzeuge ab und versorgten die Tiere. Dann gingen sie ins Haus. Der Tisch war für das Abendessen gedeckt. Es roch nach gebratenem Fleisch.
Die Männer setzten sich an den Tisch. Simeona trug das Essen auf. Amos Dexter sprach ein kurzes Gebet, dann begannen sie hungrig zu essen. Mittendrin sagte Simeona: »Little Elk war hier.«
Amos Dexter hielt mit dem Kauen inne. Seine Augen verengten sich ein wenig. »Was wollte er?«
»Er will, dass sich Matt ihm anschließt und gegen die Weißen kämpft.«
»Dieser Wahnsinnige«, murmelte Amos Dexter. »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn schnappen und aufhängen.«
»Er meint, Matt gehöre zu den Comanchen.«
Matt presste die Lippen zusammen.
»Er soll uns in Ruhe lassen«, knurrte Amos Dexter. »Wenn er meint, er muss Krieg führen, soll er. Uns aber soll er raushalten.«
»Er wird wiederkommen.«
»Und er wird wieder verschwinden«, versetzte Amos Dexter hart. Er heftete seinen Blick auf Matt. »Oder hast du vor, dich ihm anzuschließen?«
»Nein. Ich bin kein Mörder.«
Da pochten draußen Hufschläge. Ein Pferd wieherte. Die Hufgeräusche endeten vor dem Haus. Eine gutturale Stimme ertönte: »Broken Feather, hörst du mich?«
Broken Feather war Matts indianischer Name.
Matt erhob sich.
»Ich gehe hinaus«, stieß Amos Dexter hervor und seine Gestalt wuchs in die Höhe. Stuhlbeine scharrten. Ein entschlossener Zug prägte das Gesicht des Ranchers.
»Nein, Dad. Ich bin alt genug …« Matt ging zur Tür, hob den Riegel aus der Halterung und trat hinaus. Licht flutete ins Freie, Matts Gestalt warf einen langen Schatten. Mitten im Hof sah er den Reiterschemen. »Bist du es, Little Elk?«
»Ja.«
»Meine Mutter hat mir gesagt, was du von mir willst.«
»Und, wie fällt deine Antwort aus? Wirst du dich mir anschließen und gegen die weißen Eindringlinge kämpfen?«
»Nein, Little Elk. Was du tust, ist gegen das Gesetz. Auf deinen Kopf ist schon eine Belohnung ausgesetzt. Man sieht in dir einen Banditen, der mordet und brandschatzt.«
»Ich kämpfe für die Freiheit der Comanchen.«
»Die Weißen sehen es anders.«
»Reite mit mir, Vetter.«
»Nein!« Matt Dexter stieß es mit Bestimmtheit und Endgültigkeit im Tonfall hervor.
»Du rechnest dich zu den Weißen.«
»Sie verachten mich und meine Mutter.«
»Wir verachten dich nicht.«
»Du kannst mich nicht umstimmen, Little Elk.«
Der Comanche zerrte das Pferd herum und trieb es an. Die Dunkelheit schluckte ihn. Die Hufschläge wurden leiser und leiser und versanken schließlich in der Stille der Nacht.
Ein warmer Wind strich über Matts Gesicht. Leises Säuseln erfüllte die Luft. Der Bursche spürte Beklemmung. Und er fragte sich, ob Little Elk auch ihre Ranch überfallen würde. Er musste davon ausgehen, dass Matt sich für die andere Seite entschieden hatte. Die Dunkelheit ringsum schien plötzlich Unheil zu versprechen.
Matt schwang herum und ging ins Haus.
»Du hast die richtige Entscheidung getroffen«, empfing ihn sein Vater.
Jesse nickte zustimmend.
Matt hüllte sich in Schweigen. Seine Mutter fixierte ihn mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen.
*
Es war früher Morgen. Nebelbänke hingen über dem Red Deer Creek. Der Cowboy saß nach vorne gekrümmt auf seinem Pferd. Sein Kinn war auf die Brust gesunken. Er passierte die ersten Häuser von Miami. Das Pferd zog die Hufe durch den Staub. Der Mann hielt sich nur noch mit dem letzten Willen im Sattel. In der Ortsmitte stürzte er vom Pferd. Das Tier blieb stehen, warf den Kopf in den Nacken und wieherte.
Ein Mann kam auf die Straße. Er ging zu der reglosen Gestalt im Staub hin und beugte sich über sie. Der Cowboy stöhnte. Seine Lider zuckten. Seine Hemdbrust war voll Blut gesaugt. Die Lippen des Verwundeten zuckten. Dann sagte er mit kaum verständlicher Stimme: »Sie – haben die Rawlins Ranch überfallen. Alle sind tot. Die Ranch – niedergebrannt. Es – es war …«
Der Kopf des Cowboys rollte zur Seite, seine Augen brachen.
*
»Man muss dieses rote Gesindel ausrotten, und zwar mit Stumpf und Stiel«, knirschte der Reiter. In seinen Augen loderte der Hass – ein Hass, der keine Zugeständnisse und kein Entgegenkommen kannte. Er fuhr fort: »Natürlich sind die Dexters sicher vor den roten Mördern. Der Squawman und seine Familie gehören zu ihnen. Vorwärts, Männer! Die Bluttaten der roten Halunken schreien nach Rache.«
Die Reiter spornten ihre Pferde an. Es waren ein Dutzend. Wie eine Brandungswelle rollte das Hufgetrappel vor ihnen her. Die Pferdehufe rissen Staubwolken in die heiße Luft. Das Rudel riss auseinander.
Simeona verließ das Haus. Sie schaute den heranstürmenden Reitern entgegen. Und dann krachten Schüsse. Die Frau wurde herumgewirbelt und geschüttelt und brach sterbend zusammen. Der letzte Eindruck ihres Lebens war die Tatsache, dass es sich um Weiße handelte, die auf ihren Pferden näherstürmten …
Als Stunden später Amos Dexter und seine beiden Söhne von der Weide nach Hause zurückkehrten, fanden sie vom Ranchhaus nur noch rauchende Trümmer vor. Simeona lag tot im Hof. Amos Dexter sprang vom Pferd und ging bei seiner Frau auf das linke Knie nieder. Ihre Augen waren weit geöffnet und drückten das letzte Entsetzen ihres Lebens aus. »Simeona, mein Gott!« Seine eigene Stimme kam ihm fremd vor.
Matt und Jesse standen da. Fassungslosigkeit, Erschütterung, Schmerz und Trauer prägten ihre Züge. Ungläubig starrten sie auf die leblose Gestalt ihrer Mutter.
»Wer immer das getan hat«, presste Matt hervor, »er wird es büßen.«
Er begann, Spuren zu suchen. Amos Dexter hob seine tote Frau auf und trug sie in die Scheune. Jesse folgte ihm. Matt hatte den Blick auf den Boden geheftet und ging hin und her. Amos Dexter und Jesse kamen wieder ins Freie. Amos Dexters Gesicht war Spiegelbild seiner Empfindungen. »Hast du irgendwelche Hinweise gefunden, Matt?«
»Es waren beschlagene Pferde«, antwortete Matt Dexter. »Ungefähr ein Dutzend.«
»Also keine Indianer«, murmelte Amos Dexter.
»Es waren Weiße!«, stieß Matt mit brechender Stimme hervor.
»Wahrscheinlich kamen sie aus Miami«, murmelte Jesse Dexter.
»Wenn wir Simeona begraben haben, reite ich in die Stadt«, knurrte Amos Dexter.
»Du wirst dort nichts erreichen, Dad«, murmelte Jesse.
»Ich reite trotzdem.«
»Wir kommen mit dir, Dad«, erklärt Matt.
»Ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn du dich in der Stadt sehen lässt«, versetzte Jesse.
Matts Kiefer mahlten.
Er und Jesse hoben ein Grab aus. Sie wickelten Simeona in eine Zeltplane und legten sie in das Grab. Dann schaufelten sie Erde über sie. Bald zeugte nur noch ein flacher Grabhügel davon, dass hier ein Mensch seine letzte Ruhe gefunden hatte. Amos sprach ein Gebet. Seine Augen schimmerten feucht.
Matt Dexter spürte tiefe Trauer. Aber da war noch mehr. Da war glühender Hass auf die Männer, die seine Mutter ermordet hatten, nur weil sie eine andere Hautfarbe hatte. Mörderischer, überwältigender Hass, der kaum einen anderen Gedanken zuließ. Matts Kehle war wie zugeschnürt. Er starrte auf den Grabhügel. Und er schwor blutige Rache.
Amos Dexter stieg auf sein Pferd und verließ die Ranch. Er ließ das Tier traben, und nach einer Stunde lag Miami vor ihm. Es war finster. Aus den Fenstern fiel gelbes Licht. Aus dem Saloon drang verworrener Lärm. Ein halbes Dutzend Pferde standen am Holm. Amos Dexter stellte sein Pferd dazu und schlang den langen Zügel lose um den Haltebalken. Er stieg auf den Vorbau und schaute über die geschwungenen Ränder der Pendeltür hinweg in den Schankraum. Tabakqualm schlierte um die Lampen. Fast sämtliche Tische waren besetzt. An der Theke standen Männer. Dumpfes Stimmendurcheinander war zu hören. Niemand lachte, grölte oder johlte. Die Stimmung schien gedrückt zu sein.
Amos Dexter stieß die Türflügel auseinander und sie schwangen auf. Er betrat den Schankraum. Sofort wurde es stiller, nach und nach versickerten die Geräusche ganz und stechende Blicke fixierten den Rancher, der zwei Schritte vor der Tür stehengeblieben war. Eine raue Stimme sprengte die Stille: »Sieh an, der Squawman!«
Amos Dexter sagte: »Meine Ranch wurde überfallen. Simeona wurde getötet.«
»Haben ihr ihre eigenen Brüder und Vettern das Fell über die Ohren gezogen!«, schrie einer wild.
»Es waren Weiße! Und sie kamen aus der Stadt.« Die Worte fielen wie Hammerschläge.
»Reite dorthin zurück, woher du gekommen bist, Dexter. Und nimm's nicht so tragisch. Sie war eine Indianerin, eine Rothaut. Um sie …«
Amos Dexter setzte sich in Bewegung. Der Sprecher verstummte erschreckt. Die Schritte des Ranchers riefen ein hallendes Echo auf den Fußbodendielen wach. Aber er kam nicht bis zu dem Sprecher. Denn jemand stellte ihm ein Bein und Amos Dexter stolperte darüber, verlor das Gleichgewicht und stürzte. Brandendes Gelächter war die Quittung.
Der Rancher rappelte sich auf die Beine. »Ihr gottverdammten Schufte! Ihr seid Mörder! Ich werde mich an das Bezirksgericht wenden. Die Mörder meiner Frau werden zur Rechenschaft gezogen. Die Pest an eure Hälse.«
Einige Männer sprangen auf. Einer stieß hervor: »Einer wie du sollte die Schnauze halten. Wer sich eine Rothaut ins Bett holt, ist nicht besser als die Rothaut selbst. Du beleidigst uns, Squawman. O verdammt, das schlucken wir nicht.«
Zwei der Kerle packten Amos Dexter und drehten ihm die Arme auf den Rücken. Ein dritter trat vor ihn hin und drosch ihm die Faust in den Leib. Immer wieder schlug der Bursche zu. Amos Dexter hing nur noch im Griff der beiden Kerle. Schließlich sagte der Kerl: »Lasst ihn los.«
Dexter brach zusammen. Keuchend lag er auf dem Fußboden. Seine Finger verkrallten sich in den Dielen, seine Nägel brachen. Sein Gesicht war verschwollen, zeigte Blutergüsse, er blutete aus einigen kleinen Platzwunden.
Der Schläger versetzte Amos Dexter einen Tritt in die Seite und zischte: »Verschwinde, Squawman, und lass dich hier nie wieder sehen.«
Amos Dexter wollte sich erheben. Er schaffte es nicht. Blut und Speichel tropften von seinen Lippen, er lag auf allen vieren, sein Atem ging rasselnd. Ein weiterer brutaler Tritt in die Seite warf ihn herum. Die beiden Kerle, die ihn gehalten hatten, packten ihn an den Beinen und schleiften ihn nach draußen.
Amos Dexter lag auf der Straße. Er bot all seinen Willen auf, um sich zu erheben. Auf schwachen Beinen, die jeden Moment nachzugeben drohten, stand er schwankend da. Er setzte sich in Bewegung. Jeder Schritt war eine Anstrengung, eine Überwindung, die all seinen Willen erforderte. Bei einem Tränketrog kniete er ab und tauchte den Kopf ins Wasser. Prustend zog er ihn wieder heraus. Wasser tropfte aus seinen grauen Haaren. Noch einmal tauchte er den Kopf hinein. Dann taumelte er zu seinem Pferd, band es los und kletterte mühsam in den Sattel.
Das Pferd trug ihn nach Hause. Seine Söhne hatten auf ihn gewartet. Matt versorgte das Pferd, das sein Vater geritten hatte. Amos Dexter berichtete, wie es ihm in der Stadt ergangen war.
Matt sagte, als er geendet hatte: »Ich möchte gar kein Weißer sein, Dad. Es erfüllt mich mit Stolz, dass durch meine Adern rotes Blut fließt. Ich gehe zu Little Elk und schließe mich ihm an. Nur so kann ich Mutter rächen.«
»Little Elk ist ein Mörder, Junge, dem nichts heilig ist. Ich habe dich im christlichen Glauben erzogen. Du sollst nicht töten, heißt es in der Bibel. Darum …«
»Du kannst mich nicht davon abbringen, Vater. Ich weiß, dass es richtig ist, wenn ich zu Little Elk gehe.«
»Deine Mutter würde das nicht wollen.«
»Ich reite.«
*
Zwei Tage nach unserem Aufbruch erreichten wir Fort Supply. Es handelte sich um eine Ansammlung von Hütten und Baracken, die von einem Palisadenzaun umgeben waren. Auf den Wehrgängen waren Wachsoldaten zu sehen. Das Tor war geöffnet. Wir ritten hinein und ein Wachsoldat hielt uns auf. Ich erklärte ihm, wer wir waren, und wir durften weiterreiten.
Der große Exerzierplatz nahm die Mitte des Forts ein. Das Sternenbanner hing an einem von Sonne und Regen verkrümmten Fahnenmast. Überall waren Soldaten zu sehen. Der Wind wirbelte auf dem Paradeplatz den Staub auf und trieb ihn vor sich her.
Vor der Kommandantur hielten wir an, saßen ab und traten ein. Zwei Soldaten saßen an Schreibtischen. An der Wand hing eine große Karte des Gebietes, das von Fort Supply kontrolliert wurde. Die Soldaten musterten uns. Ich übernahm es, uns vorzustellen, und bat dann, uns beim Fortkommandanten anzumelden.
Wenig später betraten wir das Büro von Major Calem Forrester. Forrester war ein hagerer Mann mit kurzen, grauen Haaren. »Bitte«, sagte er und wies auf die Stühle, die vor seinem Schreibtisch standen, »nehmen Sie Platz, Marshals. Es kommt selten vor, dass sich jemand hierher verirrt. Hier draußen sagen sich gewissermaßen Fuchs und Hase gute Nacht.«
»Sie können sich sicherlich denken, was uns herführt, Sir«, sagte ich.
Sein Gesicht verfinsterte sich. Er kniff sekundenlang die Lippen zusammen und ein herber Ausdruck setzte sich in seinen Mundwinkeln fest. »Ja. Im Land brodelt es wie in einem Vulkan. Die Indianer sind unzufrieden. Dabei bekommen sie alles, was sie brauchen. Sie haben ihre Jagdgründe und wir lassen sie in Frieden.«
»Eine Comanchenhorde macht den Osten des Panhandle unsicher«, gab Joe zu verstehen. »Es wurden bereits einige Ranches und Farmen überfallen und die Menschen wurden brutal abgeschlachtet.«
»Ja, einige junge Häuptlinge sind auf die Barrikaden gegangen. Junge Krieger haben sich ihnen angeschlossen. Patrouillen aus den verschiedenen Forts sind Tag und Nacht im Territorium unterwegs. Aber natürlich können wir nicht verhindern, dass einzelne Banden ausbrechen und in Texas einfallen. Uns bleibt es nur, die Schuldigen – wenn wir sie ermitteln können –, zur Rechenschaft zu ziehen.«
»Wir sind der Spur der Mörderbande am Washita gefolgt. Leider haben wir sie verloren. Haben Sie schon einmal mit den alten Häuptlingen gesprochen, Major?«
»Ja, ich war im Dorf von Standing Bear. Sein Sohn Little Elk ist einer der unzufriedenen jungen Häuptlinge. Die Auskünfte, die ich von dem Häuptling erhielt, waren nicht zufriedenstellend. Natürlich deckt er seinen Sohn. Aber der Verdacht, dass Little Elk etwas mit den Morden in Texas zu tun hat, reicht nicht, um ihm einen Strick zu drehen. Wir brauchen Beweise.«
»Können Sie uns einen Führer zur Verfügung stellen, der uns in das Dorf von Standing Bear bringt?«
Der Major nickte. »Es ist einen ganzen Tagesritt von hier entfernt.«