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Western Showdown: Drei Wildwest-Romane Geschichten aus der wilden Zeit des amerikanischen Westens. Männer im Kampf um Recht und Rache. Atemberaubend schöne Frauen, die diese Männer um den Verstand bringen. Einsame Gunfighter auf ihrem dunklen Trail. Der Umfang dieses E-Book entspricht 360 Taschenbuchseiten. Dieses Ebook beinhaltet folgende Western: Alfred Bekker: Gunfighter-Rache Alfred Bekker: Die Rückkehr des Leslie Nelson Alfred Bekker: Virginia City Showdown Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.
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Western Showdown: Drei Wildwest-Romane
Alfred Bekker
Published by Uksak Sonder-Edition, 2017.
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Western Showdown: Drei Wildwest-Romane
GUNFIGHTER-RACHE
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Die Rückkehr des Leslie Morgan
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Virginia City Showdown
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About the Author
About the Publisher
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Geschichten aus der wilden Zeit des amerikanischen Westens. Männer im Kampf um Recht und Rache. Atemberaubend schöne Frauen, die diese Männer um den Verstand bringen. Einsame Gunfighter auf ihrem dunklen Trail.
Der Umfang dieses E-Book entspricht 360 Taschenbuchseiten.
Dieses Ebook beinhaltet folgende Western:
Alfred Bekker: Gunfighter-Rache
Alfred Bekker: Die Rückkehr des Leslie Nelson
Alfred Bekker: Virginia City Showdown
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.
Western-Roman von Alfred Bekker
Der Umfang dieses Buchs entspricht 115 Taschenbuchseiten.
Jack Ryan braucht dringend einen Job. In Lordsburg bietet sich ihm die Gelegenheit im Fuhrunternehmen von Larry McDunn als Fahrer anzuheuern. Doch Ryan ahnt nicht, wie gefährlich es sein kann, einen Frachtwagen zu fahren...
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.
© by Author
© dieser Ausgabe 2016 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
Das Geräusch galoppierender Pferde ließ Jack Ryan auffahren. Eine Sekunde zuvor hatte er noch fest geschlafen und sich von den Strapazen seines schon drei Tage dauernden Rittes durch das karge Bergland erholt, aber jetzt war er hellwach.
Ryan kniff die Augen zusammen und blickte der blutroten Morgensonne entgegen. Vier Reiter waren es, die sich in rasantem Tempo auf ihn zu bewegten. Ihre Gestalten hoben sich wie düstere Schatten gegen das Sonnenlicht ab.
Ryan griff zu der Winchester, die er bei seinem Sattel liegen hatte und lud die Waffe durch. Sicher war sicher. Um sich den Revolvergurt noch umzubinden, blieb nicht mehr genug Zeit. Ryan stand ohne Stiefel auf dem staubigen Boden und wartete ab.
Die Reiter kamen bis auf wenige Yards an Ryans Lager heran und zügelten die Pferde. Die vier Ankömmlinge waren gut bewaffnet. Vielleicht waren es ja nur Cowboys von einer der Ranches in der Umgebung. Jedenfalls hoffte Ryan das, aber da war etwas an ihnen, das ihn nicht daran glauben ließ.
Vielleicht war es das gemeine Glitzern, das er in den Augen des Ersten der Vier sah. Der Kerl trug einen dunklen Hut und hatte eine lange, hässliche Narbe mitten durch das Gesicht. Seine Rechte ließ er entspannt hinabhängen, sodass sie sich stets in der Nähe des 45er befand, den er im Holster trug. Der Narbige ließ einen taxierenden Blick kurz über Ryans Lager schweifen.
Der Mann mit der Narbe spuckte aus.
"Guten Morgen, Gentlemen", sagte Ryan mit fester Stimme.
Keiner der Männer antwortete. Stattdessen musterten sie Ryan nur abschätzig.
Ryan verzog das Gesicht.
"Scheint, als würdet ihr nicht mit jedem sprechen!", stellte er fest und dachte: Gesindel!
Im Gesicht des Narbigen zuckte es. Seine Züge erstarrten zu einer kalten Maske.
Ryan hatte das Winchester-Gewehr ein wenig abgesenkt, war aber bereit dazu, es jederzeit hochzureißen und abzufeuern. Er war ein guter Schütze, sowohl mit dem Revolver als auch mit dem Gewehr.
Ryan beobachtete jede Bewegung der Vier. Einer von ihnen hatte einen weichen Flaumbart und schien noch reichlich jung dafür zu sein, mit diesen üblen Kerlen herumzuziehen.
Ryan schätzte ihn auf höchstens achtzehn Jahre. Vielleicht sogar jünger.
Aber das bedeutete nicht, dass man ihn unterschätzen durfte. Mit seinem Eisen konnte er gewiss umgehen. Er trug einen sehr tiefgeschnallten Revolvergurt. Die indianische Wildlederjacke schlug er zur Seite, sodass der Coltgriff sichtbar wurde.
Einer der anderen wechselte mit dem Narbigen einen kurzen Blick und stieg dann von seinem Pferd herunter. Der Mann war Linkshänder, wenn man danach ging, an welcher Seite er seinen Revolverholster trug. Um seine schmalen Lippen spielte ein gemeines Grinsen. Sein Blick ging über Ryans Sachen, schließlich deutete er auf das Pferd. Ryan hatte es an einem Strauch festgebunden.
"Sein Sattel ist wahrscheinlich nicht viel wert, aber der Gaul sieht ganz passabel aus!", sagte der Linkshänder an die anderen gewandt.
"Schau doch mal in den Satteltaschen nach, Cole!", zischte der Mann mit der Narbe.
Seine Stimme klirrte wie Eis.
Die Hand berührte den Revolvergriff.
Cole, der Linkshänder, kratzte sich am Kinn und lachte Ryan herausfordernd an. "Du hast doch nichts dagegen, oder?"
"Wenn du die Sachen anfasst, bist du ein toter Mann", sagte Ryan ruhig. Der Griff seiner kräftigen Hände um das Winchestergewehr wurde fester. Ryan hob den Lauf etwas an, ließ ihn in Coles Richtung zeigen. Cole zögerte noch eine Sekunde, während einer der Reiter zur Seite wich.
"Sollen wir den Kerl umlegen, Boss?", fragte der Mann mit der Narbe an Cole gerichtet.
Das Gesicht des Linkshänders veränderte sich unmerklich.
Coles Linke befand sich in Höhe des Revolvers, mit der Rechten deutete er auf Jack Ryan. "Hör zu, du Satteltramp. Kein Hahn wird nach dir krähen, wenn wir dich hier in der Ödnis irgendwo verscharren. Wir wollen nur deine Sachen, aber du kannst es auch anders haben. Kapiert?"
Ryan ahnte, dass er keine große Chance hatte. Für den Bruchteil einer Sekunde geschah gar nichts. Dann ließ ein Klicken Ryan zur Salzsäule erstarren.
Die drei, die noch auf ihren Pferden saßen, hatten fast gleichzeitig ihre Revolver herausgerissen und die Hähne gespannt.
"Fallenlassen!", knurrte der Mann mit der Narbe.
Ryan atmete tief durch, dann ließ er die Winchester sinken und warf sie auf den Boden. Gegenwehr war im Augenblick völlig sinnlos. Selbst wenn ihn von der ersten Salve seiner Gegner keine Kugel erwischte, hatte er nicht den Hauch einer Chance, denn im Umkreis von zwanzig Yards gab es keinerlei Deckung.
"Na, also!", grinste Cole. "Es geht doch!"
Er trat auf Ryan zu und blickte ihm in die Augen. Ryan war etwas größer als der Linkshänder. Cole bückte sich nach der Winchester und hob sie auf.
Im nächsten Moment sah Ryan einen Kolben auf sich zukommen. Er konnte zwar in letzter Sekunde ausweichen und das Schlimmste verhindern, bekam aber noch genug mit, um der Länge nach in den Staub zu fliegen. Er drehte sich einmal um die eigene Achse und landete in der Nähe seiner Stiefel.
"Wenn du irgend etwas versuchst, bist du erledigt, Satteltramp!", zischte Cole.
Ryan blinzelte.
Cole warf inzwischen dem Mann mit der Narbe die Winchester zu. Dieser fing sie auf. Sein Gesicht blieb dabei völlig unbewegt.
Anschließend durchwühlte Cole Ryans Satteltaschen. Weil es ihm nicht schnell genug ging, schüttete er den Inhalt einfach auf den Boden. Ein bisschen Proviant und ein Hemd zum Wechseln kamen zu Tage. Dazu ein Lederbeutel, in dem sich noch genau drei Golddollar befanden. Den Beutel steckte Cole in seine Jackentasche. Dann hob er den zusammengerollten Gürtel mit dem Revolverholster hoch und wandte den Blick in Ryans Richtung.
"Wo ist der Colt?"
"Verkauft", erwiderte Ryan.
Cole fletschte die Zähne wie ein wildes Tier.
"Willst du mich für dumm verkaufen?", zischte er grimmig.
Ryan blieb gelassen und zuckte mit den Achseln.
"Du kannst ja noch ein bisschen suchen, wenn du mir nicht glaubst!", erwiderte er ruhig.
Cole wurde wütend.
Er warf das Holster samt Gürtel ärgerlich in die Asche des erloschenen Lagerfeuers und kam mit langen Schritten auf den am Boden liegenden Ryan zu. Cole war ein großer, kräftiger Mann. Er stemmte die Hände in die Hüften und verzog verächtlich das Gesicht. "Mir scheint, du hast deine Lage nicht richtig begriffen, Satteltramp!", knurrte Cole.
Jack Ryan griff blitzschnell in einen der abgelegten Stiefel. Im nächsten Moment hielt er einen Revolver in der Hand und spannte den Hahn.
Coles Gesichtsausdruck erstarrte, als er in die blanke Mündung des 45er Colts blickte.
Er schluckte.
"Wenn sich einer von euch rührt, ist euer Boss erledigt!", rief Ryan zu den drei anderen hinüber, während er sich erhob und Cole den Revolver aus dem Holster nahm.
Coles Komplizen waren wie gelähmt. Sie schienen noch unschlüssig darüber zu sein, ob sie auf ihren vierten Mann Rücksicht nehmen sollten.
"Die Waffen runter!", befahl Ryan.
"Los, macht schon!", rief Cole, der sich in seiner Haut jetzt sichtlich unwohl fühlte. "Verdammt noch mal, tut, was er sagt!"
"Wir hätten ihn gleich umlegen sollen!", knurrte der Mann mit der Narbe ärgerlich. Einen Moment hielt er noch Ryans Winchester in den Händen, bevor er schließlich das Gewehr in den Staub warf. "Okay, Satteltramp. Du hast gewonnen!", zischte er.
"Die Revolvergurte runter! Alle drei!", wies Ryan die Kerle an. Sie gehorchten. Ein Holster nach dem anderen segelte in den Staub. Und einen Augenblick später folgten auch noch die Winchester-Gewehre, die sie in den Sätteln verstaut hatten.
"Das wirst du eines Tages bereuen!", zischte der Mann mit der Narbe, dem anzusehen war, wie sehr ihm das Ganze gegen den Strich ging.
Ryan blieb gelassen. "Abwarten", murmelte er. "Und jetzt seht zu, dass ihr wegkommt! Wenn ihr hinter den Bergen dort hinten verschwunden seid, wird euer Freund hier euch folgen."
Mit diesen Worten feuerte Ryan seinen Revolver zweimal kurz hintereinander ab.
Er schoss dicht vor die Vorderhufe der Pferde in den Boden, sodass die Tiere unwillkürlich zurückscheuten. Die Männer warfen Cole einen letzten Blick zu, dann preschten sie auf ihren Gäulen davon.
"Setz dich", sagte Ryan an Cole gewandt, nachdem er diesem den Lederbeutel mit dem Geld wieder abgenommen hatte. "Ich habe noch nicht gefrühstückt. Wenn du willst, kannst du eine Tasse Kaffee mit mir trinken. Solange wird es dauern, bis deine Freunde hinter den Bergen sind."
"Danke, aber deine Brühe werde ich nicht trinken!", knirschte Cole und verzog dabei das Gesicht zu einer Grimasse des Ekels.
Ryan grinste. "Auch gut."
Coles Augen blitzten giftig.
"Du hast einen Fehler gemacht, Satteltramp", sagte er, während er sich neben das erloschene Lagerfeuer setzte. Ryan schnallte sich inzwischen sein Holster um und zog sich die Stiefel an, wobei er Cole keine Sekunde lang aus den Augen ließ.
"Ach, ja?" Ryan zog die Augenbrauen in die Höhe.
"Du hast dir ein paar unerbittliche Feinde gemacht."
Ryan lächelte dünn und zuckte die Achseln.
"Damit kann ich besser leben, als wenn ihr mich hier ohne Pferd und ohne Waffen zurückgelassen hättet!"
Ryan entfachte die das Lagerfeuer und setzte den Kaffee auf. Er sah, dass es in Coles Augen flackerte und jede Sehne seines Körpers angespannt war. So als wartete er nur darauf, sich mit bloßen Händen auf seinen Kontrahenten zu stürzen. Aber der Linkshänder wagte es nicht, etwas zu unternehmen, obwohl er es sicher gerne getan hätte.
Schweigend beobachteten beide Männer, wie Coles Komplizen davon ritten. Langsam wurden sie zu kleinen, schwarzen Punkten, die später hinter den Bergen verschwanden.
"Du kannst jetzt deinen Gaul nehmen und verschwinden!", sagte Ryan ruhig.
Cole stand auf, ging dann zögernd zu seinem Pferd, das in der Nähe wartete und stieg auf. "Bete dafür, dass wir uns nicht wieder begegnen, Satteltramp!", rief er zu Ryan herüber und ballte dabei die Faust.
Ryan lachte rau. "Das werde ich!", versprach er.
Cole knirschte irgendetwas Unverständliches zwischen den Lippen hindurch.
Dann riss er den Gaul herum und ließ das Tier augenblicklich davon preschen.
Eine Stunde später hatte Jack Ryan sein Lager aufgeräumt, das Pferd gesattelt und war bereit aufzubrechen.
Die Waffen von Cole und seinen Leuten ließ er einfach liegen. Mochten die vier zurückkehren und sie sich wiederholen oder die Eisen hier verrosten lassen. Das war ihm gleichgültig. Sicher hätte Ryan die Waffen in der nächsten Stadt gewinnbringend verkaufen können, aber er wollte sich nicht an fremdem Eigentum vergreifen. Er war schließlich kein Dieb. In dem Punkt hatte er seine Grundsätze.
Ryan lenkte sein Pferd in Richtung Nordwesten - dorthin, wo irgendwo hinter dem Horizont die Stadt Lordsburg liegen musste.
Die Sonne stand jetzt höher. Die Morgenkühle war verflogen und es würde nicht mehr lange dauern, bis das aus dem ganzen Land ein einziger Glutofen geworden war.
Ryan ließ das Bergland hinter sich und kam durch eine Hügellandschaft, die von trockenem Gras bedeckt wurde.
Es war schon Nachmittag, als er schließlich Lordsburg erreichte.
In der Stadt herrschte geschäftiges Treiben. Ryan ritt die Main Street entlang und machte vor dem ersten Saloon halt. Es war der Apache Bow, ein ziemlich großer Saloon, wie es Ryan schien. Vielleicht würde er jemanden treffen, der Arbeit anbieten konnte. Er brauchte Arbeit, denn mit den drei Golddollars, die er noch besaß, konnte man nicht allzu weit kommen.
Ryan machte seinen Gaul fest und ging durch die Flügeltüren.
Ein paar Männer saßen am Tresen. In einer Ecke waren die Mitglieder einer Poker-Runde in einen lautstarken Streit verwickelt.
Ryan trat an die die Theke. "Einen Whisky! Und etwas zu Essen", verlangte er.
"Ich kann Ihnen Eier mit Speck anbieten!", bot der Salooner freundlich an.
Ryan zuckte die Achseln. "Meinetwegen."
Er war viel zu hungrig, um wählerisch zu sein.
Der Salooner war groß und etwas dicklich. Sein Gesicht wurde von einem rotstichigen Bart umrahmt. Er stellte Ryan sein Glas hin und goss ihm ein.
"Ich habe Sie hier noch nie gesehen", stellte der Salooner dann fest.
"Mein Name ist Ryan. Ich bin tatsächlich zum ersten Mal hier!"
"Lordsburg ist kein feines Pflaster."
"Was haben Sie daran auszusetzen?"
"Dass es das Gesindel in letzter Zeit nur so anzuziehen scheint!"
Ryan wurde hellhörig und blickte auf. "Ach, wirklich?"
"Ja."
"Wollen Sie mich beleidigen?"
"Wer sagt, dass ich Sie gemeint habe, Mr. Ryan?"
Ryan grinste. Der Salooner auch.
"Gibt's hier jemanden, der einen Mietstall hat, in dem man sein Pferd unterstellen kann?"
Der Salooner nickte. "Die Straße runter und dann links. Aber man muss im Voraus bezahlen."
Es dauerte nicht lange und der Salooner stellte Ryan einen Teller mit Eiern und Speck hin. Ryan aß schweigend und rechnete sich aus, wie lange er mit seinem Geld wohl noch hinkommen würde. Davon hing maßgeblich ab, ob er sich ein Zimmer leistete, oder bei seinem Gaul im Stall schlief.
Vielleicht gab es ja hier in Lordsburg jemanden, der ihm einen Job anbieten konnte. Und sonst konnte er die umliegenden Ranches abklappern. Irgendwo fand sich immer etwas. Ryan hatte sich stets durchschlagen können. Er war da ganz optimistisch.
"Wissen Sie vielleicht jemanden, der Arbeit für mich hat?", wandte Ryan sich an den Salooner. Leute wie er wussten meistens als erste, wenn irgendwo jemand gesucht wurde.
Der Salooner musterte Ryan. "Ich nehme an, Sie können schießen?"
"Ja", bestätigte Ryan.
"Wenden Sie sich an Larry McDunn."
"Wer ist das?"
Der Salooner lachte heiser. "Sie sind wirklich noch nie in Lordsburg gewesen, sonst könnten Sie nicht so etwas fragen! Larry McDunn gehört die halbe Stadt. Vielleicht auch mehr als die Hälfte, wer will das schon so genau sagen? Dieser Saloon zum Beispiel gehört auch ihm."
"Was ist das für ein Job?", unterbrach Ryan sein Gegenüber. Der Kerl sollte endlich zur Sache kommen.
"McDunn hat ein Fuhrunternehmen. Er braucht ständig Leute."
"Wo finde ich ihn?"
"Er hat das größte Haus in der Straße. Sie können nicht daran vorbeireiten, ohne es zu bemerken."
"Danke", murmelte Ryan, nachdem er einen weiteren Bissen heruntergeschlungen hatte.
Hinter sich hörte er Schritte, die die Treppe hinunterkamen, auf der man in die oberen Räume gelangen konnte.
"Sie sollten nicht zu McDunn gehen, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist", sagte eine weibliche Stimme.
Der Saloon-Keeper starrte an Ryan vorbei zur Treppe. "Miss Carey!", entfuhr es ihm - offenbar etwas überrascht.
Ryan hörte auf zu kauen und blickte sich um. Er schaute in zwei warme braune Augen. Das dazugehörige Gesicht war feingeschnitten und wurde von vollem, dunkelbraunem Haar umrahmt, das zu einem Knoten aufgesteckt war, aus dem sich keck einige Strähnen herausgestohlen hatten. Das Kleid der jungen Frau war tief dekolletiert.
Sie kam näher und trat neben Ryan an den Tresen.
"Was ist? Warum starren Sie mich so an?", fragte sie, wobei ein Lächeln ihre Lippen umspielte.
Sie ist eine Schönheit, dachte Ryan. Aber das war es nicht allein, was ihn so gefangen nahm. Vielleicht war es ihr Blick, dieses gewisse Etwas, das ihm aus ihren Augen entgegenleuchtete.
"Warum raten Sie mir davon ab, zu diesem McDunn zu gehen?", fragte Ryan.
"Weil seine Fahrer und Wachleute schnell sterben und es mir um Sie leid täte! Ich habe Ihrer Unterhaltung mit Billy zugehört. Sie sind fremd hier und wissen nicht Bescheid! Und ein Mann wie Larry McDunn würde das ohne mit der Wimper zu zucken ausnutzen."
Ryan zuckte die Achseln und wandte sich wieder dem Teller mit Speck und Eiern zu.
"Was ist so gefährlich daran, einen Frachtwagen zu fahren?", meinte er dann kauend. "Ich habe schon ganz andere Sachen gemacht!"
"In den letzten Wochen sind fünf von McDunns Leuten bei Überfällen umgekommen."
Ryan hob die Augenbrauen. "Das ist nicht wenig."
Er nahm den letzten Bissen und schob Billy, dem Keeper, seinen Teller hin, bevor er auch seinen Whisky austrank.
"Sie werden trotzdem zu McDunn gehen, nicht wahr?", fragte Miss Carey.
"Ich brauche Geld. Trotzdem - vielen Dank für Ihre Warnung."
"Sie war offensichtlich sinnlos."
"Auf Wiedersehen, Miss!"
Damit wandte Ryan sich zum Gehen. Mit schnellen, entschlossen wirkenden Schritten passierte er die Schwingtüren. Er wollte keine Zeit verlieren.
Larry McDunns Haus war leicht zu finden. Es unterschied sich einfach zu deutlich von den schnell dahingebauten Bretterbuden, die ansonsten das Bild von Lordsburg kennzeichneten. Ryan band sein Pferd an dem niedrigen Gartenzaun an und ging zur Tür. Er musste mehrfach klopfen, bis ihm schließlich ein hagerer, blassgesichtiger Mann mit dicken Brillengläsern öffnete.
"Guten Tag, Sir. Sind Sie Mister McDunn?", fragte Ryan ohne irgendwelche Umschweife.
Aber bevor er eine Antwort bekam, wurde er erst einmal einer gründlichen Musterung unterzogen.
"Ich bin sein Sekretär", erklärte der Mann mit der Brille schließlich. "Was wünschen Sie?"
Ryan kam gleich zur Sache. "Ich habe gehört, dass McDunn Leute sucht."
"Ja, das ist wahr. Kommen Sie herein." Ryan folgte dem Sekretär in ein Büro. "Sie bekommen vierzig Dollar im Monat."
Ryan verzog das Gesicht. "Das ist lausig!"
"Das sind zehn Dollar mehr, als Sie auf den Ranches als Cowboy bekommen würden!"
"Gib ihm fünfzig, Gordon! Ich brauche jeden Mann!", ertönte plötzlich eine sehr tiefe Männerstimme.
Ryan wandte sich herum und sah einen hochgewachsenen Mann mit braungebranntem Gesicht und fast weißem Haar. Er mochte die fünfzig schon lange überschritten haben, wirkte aber kräftig und reaktionsschnell. In seinen grauen Augen blitzte es.
"Sie sind McDunn?"
"Ja. Und Sie?"
"Jack Ryan."
"Woher kommen Sie?"
"Zuletzt war ich in Wichita Hilfssheriff."
"Ich nehme an, Sie können mit dem Eisen umgehen."
"Kein Problem."
McDunn schien zufrieden. "Fünfzig Dollar im Monat für einen Frachtfahrer - das ist außergewöhnlich, Ryan. Aber im Moment habe ich einige Probleme, Männer für diesen Job zu finden...!"
"Ich habe schon gehört", sagte Ryan. "Fünf Tote in den letzten Wochen. Aber ich brauche Geld."
Auf McDunns harten Zügen erschien die Ahnung eines Lächelns. "Ich will Ihnen nichts vormachen: Die Lage ist ernst! Immer weniger unserer Wagen kommen durch, obwohl ich sie neuerdings meistens in kleinen Trecks mit Begleitschutz fahren lasse. Erst waren nur die Routen nach Norden betroffen, aber inzwischen scheint es fast so, als hätte jemand nach und nach einen Ring um Lordsburg gelegt."
"Die Apachen?"
"Nein. Mit denen haben wir zwar auch ab und zu Probleme, aber die sind es mit Sicherheit nicht. Es waren weiße Banditen." Er zuckte die Schultern. "Ich habe keine Ahnung, wer dahintersteckt. Aber für gewöhnliche Banditen sind diese Hunde sehr gut organisiert."
Ryan hob die Augenbrauen. "Haben Sie mal versucht, die Fahrtrouten zu ändern?"
McDunn verzog das Gesicht zu einem bitteren Lächeln. "Für wen halten Sie mich, Mr. Ryan? Natürlich habe ich das versucht. Aber diese Kerle scheinen überall zu sein."
"Sind nur Ihre Wagen oder auch die der Konkurrenz betroffen?"
"Konkurrenz?" McDunn lachte heiser. "Der letzte Konkurrent hat vor ein paar Jahren aufgegeben. Ich bin der einzige Fuhrunternehmer in Lordsburg!" McDunn wandte sich an Gordon, den Sekretär. "Gib ihm einen Vorschuss. Er wird ihn sicher brauchen. Zwanzig Dollar dürften genügen."
"Zwanzig Dollar? Boss, ist das nicht ein bisschen viel?", meinte Gordon.
Aber McDunn schüttelte den Kopf. Der Blick seiner eisgrauen Augen bohrte sich dabei in die Ryans.
"Nein", murmelte er. "Wir brauchen diesen Mann. Er ist anders, als die vier Streuner, die ich heute Mittag eingestellt habe. Außerdem hat er seine eigenen Waffen mitgebracht."
Gordon zuckte die Achseln und nahm eine Geldkassette aus der Schreibtischschublade.
"Es ist Ihr Geld, Boss."
Nachdem Gordon Ryan die zwanzig Dollar gegeben hatte, sagte McDunn: "Ihren Gaul können Sie in dem Mietstall am Ende der Straße unterstellen. Man wird Ihnen dort nichts berechnen, wenn Sie sagen, dass Sie für Larry McDunn arbeiten."
"Zählt der Stall zu der Hälfte der Stadt, die Ihnen gehört?"
McDunn grinste. "Ganz recht. Und wenn Sie um mein Haus herum in die Nebenstraße einbiegen, werden Sie dort unseren Wagenpark und die Schlafbaracken für meine Leute finden. Überfüllt sind die im Moment nicht gerade..."
"Okay", nickte Ryan.
"Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich Sie Morgen bereits für einen Zwei-Tages-Trail als Begleitreiter einteilen."
"Nichts dagegen."
"Sollte Ihr Pferd dabei zu Schaden kommen, sorge ich für Ersatz, Mr. Ryan."
"Das ist fair."
McDunn streckte Ryan seine kräftige, behaarte Hand entgegen. "Ich bin froh, dass Sie dabei sind!"
Jack Ryan ging zum Mietstall und brachte dort seinen Gaul unter. Im Anschluss machte er sich zu der Baracke auf, die McDunn für seine Leute errichtet hatte. Diese sogenannte "Baracke" war allerdings solider gebaut, als manches Haus in Lordsburg.
Über der Schulter trug Ryan seine Satteltaschen, in der Rechten das Winchester-Gewehr.
Er ging zwischen den abgestellten Wagen hindurch auf die Baracke zu, aus der Stimmengewirr drang. Es hörte sich nach einer Poker-Runde oder etwas ähnlichem an.
Ryan hatte die Tür noch nicht erreicht, da kam plötzlich ein großer bärtiger Mann heraus und musterte Ryan von oben bis unten. Ryan war alles andere als klein, aber dieser bärtige Riese überragte ihn noch um einen ganzen Kopf. Wenn er durch die Barackentür ging, musste er den Kopf einziehen.
"Du bist Jack Ryan, der Neue, was?"
"Ja."
"Der Boss hat mir schon Bescheid gesagt. Ich bin Baxter. Komm rein, ich zeige dir dein Bett!"
Ryan folgte Baxter. "Wir haben noch eine zweite Baracke, aber die ist im Moment nicht besetzt. Wir nutzen sie als Lagerraum."
Das Innere der Baracke war einfach, aber praktisch eingerichtet. Zu beiden Seiten standen Etagenbetten, insgesamt mindestens ein Dutzend Schlafplätze. In der Mitte war ein Tisch mit Stühlen, an dem vier Männer saßen.
In dem Moment, als Ryan eintrat, verstummte augenblicklich das Stimmengewirr verstummt. Die Männer am Tisch wurden förmlich zu Salzsäulen und starrten den Neuankömmling an, als hätten sie ein exotisches Tier vor sich.
Auch Ryan erstarrte. Der Griff um seine Winchester wurde fester.
Bei den Kerlen am Tisch handelte es sich um niemand anderes als Cole und seine Komplizen. Sie trugen wieder Revolvergurte. Vermutlich hatte McDunn sie bewaffnet. Die Not des Fuhrunternehmers musste sehr groß sein, wenn er es nötig hatte, solches Gesindel einzustellen.
"Sieh an!", zischte Cole. "So sieht man sich wieder!" Er spuckte aus.
Ryan bemerkte, wie die Hand des Narbigen unter den Tisch ging.
"Die Gentlemen kennen sich?", fragte Baxter.
"Allerdings! Wir haben noch eine Rechnung miteinander offen!", zischte der Narbige. In seinen Augen glitzerte der Tod.
"Es interessiert mich nicht, woher ihr euch kennt oder welchen Händel ihr noch austragen wollt!
"Misch dich da nicht ein, Baxter!", knurrte Cole.
"So nicht!", widersprach Baxter. "Solange ihr für Larry McDunn arbeitet ist die Sache, die zwischen euch steht, vergessen! Habe ich mich klar ausgedrückt?"
"War ja laut genug", zischte Cole zwischen den Zähnen hindurch. Seine Körperhaltung wirkte angespannt, die Hand blieb unter dem Tisch.
Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen.
"Wo ist mein Bett?", fragte Ryan.
"Such dir eins von denen aus, die noch nicht besetzt sind!", war Baxters Antwort.
Ryan wandte sich zur Seite, um seine Winchester und die Satteltaschen auf eines der Betten zu legen. Den Mann mit der Narbe beobachtete er dabei aus den Augenwinkeln heraus. Er traute ihm einfach nicht über den Weg.
Einer aus dem Quartett stand jetzt auf. Er hatte schulterlanges, hellblondes Haar und einen Vollbart.
"Ich arbeite nicht mit dieser Ratte zusammen!", erklärte der Blondschopf.
"Wir brauchen jeden Mann", sagte Baxter. "Gleichgültig, welchen Streit ihr hattet, morgen, wenn wir versuchen, unsere Wagen durchzubringen, dann werdet ihr zusammenhalten!"
"Ich fahre lieber allein, als mit diesem Gesindel", sagte Ryan düster. Er fuhr an Baxter gewandt fort: "Es war nicht nur irgendein Streit. Diese Kerle haben mich in den Bergen überfallen und wollten mich ohne Waffen und Pferd zurücklassen."
Baxter runzelte die Stirn.
"Und wie kommt es dann, dass diese Männer unbewaffnet waren, als sie nach Lordsburg kamen, während dir von deinen Sachen nichts zu fehlen scheint?"
"Ich hatte Glück und konnte sie entwaffnen", erklärte Ryan.
"Das ist nicht wahr!", rief der Blondschopf. "Er hat uns überfallen, uns unsere Waffen abgenommen und diese dann wahrscheinlich irgendwo verkauft! Dieser verdammte Hundesohn!"
Ryan wandte sich halb herum. "Eure Waffen liegen immer noch dort, wo ich sie euch abgenommen habe. Ich vergreife mich nicht an fremdem Eigentum!"
"Lügner!", schimpfte der Blondschopf mit hochrotem Kopf. Seine Hand hatte sich in den letzten Augenblicken immer näher an das Revolverholster gestohlen. Jetzt griff er zu und riss die Waffe heraus.
Er war schnell.
Schneller sogar als Ryan.
Aber der Schuss des Blonden war schlecht gezielt und kratzte nur am Holzgestell des Etagenbettes.
Nur einen Sekundenbruchteil später hatte auch Ryan sein Eisen in der Hand und ließ es loskrachen, bevor der Blonde zum zweitenmal schießen konnte. Ryan erwischte den Kerl an der Schulter. Die Wucht des Geschosses schleuderte den Blonden nach hinten. Er riss einen Stuhl mit sich und knallte gegen ein Bettgestell.
Die anderen hatten ihre Revolver halb herausgerissen, erstarrten jetzt aber mitten in der Bewegung, als sie in die Mündung von Ryans 45er blickten.
"Du kannst uns nicht alle erledigen!", sagte Cole.
"Mein erster Schuss trifft dich - Cole!", zischte Ryan. "Dafür habe ich allemal noch Zeit genug! Wenn es dir so viel wert ist, mich tot zu sehen - nur zu!"
"Aufhören!", rief Baxter, der ebenfalls den Revolver gezogen hatte.
Der Blonde stöhnte am Boden. Sein Colt war ihm entfallen und der rechte Arm schien ihm nicht mehr so richtig zu gehorchen. Er fluchte ärgerlich vor sich hin. "Worauf wartet ihr? Warum macht ihr ihn nicht fertig!", krächzte er.
Seine Komplizen schienen unschlüssig zu sein.
Der Mann mit der Narbe blickte kurz zu Cole, dem Boss dieses finsteren Quartetts, hinüber. Aber dem schien die Aussicht nicht zu schmecken, als erster ins Gras zu beißen. Und nachdem er Jack Ryan hatte schießen sehen, musste ihm auch klar sein, dass dessen Worte kein leeres Gerede waren.
In diesem Moment erschien Larry McDunn in der Barackentür. Er hatte eine Shotgun in den Händen und war ziemlich wütend.
"Was ist hier los?", fauchte er.
Cole und seine Männer entspannten sich jetzt etwas.
"Der Neue hat Terry verletzt!", erklärte Cole. "Das bedeutet, dass Sie morgen einen Mann weniger haben werden!"
"Vielen Dank, Mister Ryan!", sagte McDunn gallig.
"Ich hatte keine Wahl", erklärte Ryan gelassen. "Der Blondschopf hat zuerst gezogen und es darauf ankommen lassen. Er kann froh sein, an mich geraten zu sein. Ein schlechterer Schütze hätte ihn getötet."
McDunn wandte sich an Baxter.
"Ist das wahr?"
Baxter nickte. "Ja."
McDunn senkte die Shotgun. "Ihr habt die Nacht über Zeit, um Freunde zu werden, auch wenn es euch schwer fällt. Morgen wird euer Leben davon abhängen, dass ihr zusammenhaltet! Ich hoffe, ihr habt mich verstanden."
Der Fuhrunternehmer wollte sich zum Gehen wenden, aber Ryan hielt ihn auf.
"Wie viele Männer haben Sie außer diesem Gesindel noch zur Verfügung, Mr. McDunn?"
"Gerade genug für den morgigen Treck. Die anderen sind im Saloon, um sich vor morgen noch einmal richtig zu amüsieren."
Ryan nickte leicht. "Verstehe..."
McDunn ließ den Blick über Cole und seine Männer schweifen und sagte dann an diese gerichtet: "Auf euch vier würde ich eher verzichten als auf Jack Ryan. Ich sage das nur, damit ihr wisst, woran ihr seid!"
Die Kerle murrten irgendetwas Unverständliches vor sich hin.
McDunn ging hinaus und Baxter folgte ihm.
"Der Tag der Abrechnung ist nur aufgeschoben, Ryan!", sagte Cole. "Hast du gehört, Satteltramp? Es wird schon eine Gelegenheit kommen! Dein Glück, dass wir diesen Job so dringend brauchen!"
"Euer Glück!", erwiderte Ryan kühl.
Am Abend ging Ryan noch einmal in den Apache Bow-Saloon, um einen Drink zu nehmen. Der zweite - wahrscheinlich wichtigere - Grund war, dass er Miss Carey wiedersehen wollte. Die rassige Schönheit mit den braunen Augen hatte es ihm einfach angetan.
"Sie haben den Job angenommen, nicht wahr?", fragte Miss Carey ihn. Sie schenkte ihm dabei ein Lächeln, von dem Ryan nicht so recht wusste, was es eigentlich bedeutete.
Er nickte. "Ja."
"Das habe ich nicht anders erwartet", erklärte sie, während Ryan einen Schluck aus seinem Glas nahm. "Hat McDunn Ihnen wenigstens gesagt, worum es geht?"
"Hat er. Und ich habe solche Jobs schon für viel weniger Geld gemacht. Warum also nicht diesen?"
Ihre warmen braunen Augen sahen ihn an.
"Ich wünsche Ihnen viel Glück, Mister..."
"Ryan. Jack Ryan."
"Nennen Sie mich Lynn."
"Gerne."
"Wann werden Sie mit McDunns Wagen aufbrechen?"
"Morgen im Laufe des Vormittags. In zwei Tagen sind wir zurück."
Ihr Gesichtsausdruck wurde ernst. "Das hoffe ich", sagte sie und berührte ihn dabei am Unterarm. Einen Moment lang schien sie sehr nachdenklich und in sich gekehrt zu sein. Ryan hätte viel darum gegeben, jetzt zu wissen, was in ihr vorging.
Sie blickte auf.
"Nehmen Sie sich in Acht, Jack!"
Ryan lächelte. "Das tue ich immer."
"Ich spreche nicht von den Halunken, die draußen in den Bergen auf die Frachtwagen lauern."
"Nein?"
"Ich spreche von Larry McDunn!"
Er runzelte die Stirn. Was sie sagte, versetzte ihm einen Stich. Sie schien mehr zu wissen, als sie preiszugeben bereit war.
"Was ist mit McDunn?", hakte Ryan nach.
"Er ist ein gemeiner Hund, Jack. Auch wenn es eine Weile dauert, bis man das herausfindet. Für die meisten ist es dann zu spät!"
"Wovon sprechen Sie eigentlich?"
"Davon, dass jemand ziemlich rücksichtslos sein muss, um so weit zu kommen wie McDunn. Er mag ein großes Tier sein, aber es mag ihn niemand. Und ich möchte nicht, dass Sie eines Tages mit ihm untergehen."
Ryan wollte noch einmal nachfragen, aber da war Lynn Carey schon nicht mehr da. Sie hatte sich zwischen ein paar betrunkenen Cowboys hindurchgeschlängelt und war dann im Gewühl verschwunden. Ryan versuchte ihr zu folgen, aber die betrunkenen Cowboys wollten ihn nicht durchlassen und verlangten, dass er einen Whisky auf ihr Wohl mittrinken sollte. Es deswegen auf eine fruchtlose Rauferei ankommen zu lassen, das war Ryan die Sache dann doch nicht wert.
Vier vollbeladene Wagen brachen am nächsten Morgen auf. Sie sollten ihre Ladung in das eine Tagesreise entfernte San Miguel bringen, dort neue Ladung aufnehmen und mit dieser nach Lordsburg zurückkehren. Auf dem Hinweg wurden vor allem Stoffballen transportiert. Aber es waren auch Dynamit und Werkzeug für eine Silbermine in der Nähe von San Miguel dabei. Eine wertvolle Ladung, die sich gut weiterverkaufen ließ, sofern sie Banditen in die Hände fiel.
Auf dem Rückweg sollten McDunns Wagen vor allem Whisky-Fässer und Saatgut mitbringen, die bereits seit Tagen in San Miguel auf ihre Abholung warteten. Außerdem war noch eine große Ladung hochwertiger Gewehre vom Typ Winchester 73 dabei, die von einem Lieferanten aus St. Louis stammten. Den Großteil dieser Waffen würde McDunn später an Kunden im östlichen Arizona ausliefern. Rancher vor allem, die ihre Treibmannschaften damit ausrüsteten.
Auf jedem Wagen saß ein Mann, dazu kam noch die schwerbewaffnete Begleitmannschaft, die McDunn angeheuert hatte.
Jack Ryan gehörte dazu.
Der lange Baxter führte das Kommando über den kleinen Frachttreck. Cole, sein narbiger Komplize, von dem Ryan inzwischen wusste, dass er Barris hieß und der noch recht jung wirkender Mann, dessen Bart noch aus weichem Flaum stand, hielten sich etwas abseits.
Der Junge war Ryan schon beim ersten Zusammentreffen mit Cole und seinen Leuten aufgefallen. Er schien irgendwie nicht zu dieser Bande zu passen.
Ryan war nicht gerade traurig darüber, dass ihr vierter Mann auf Grund seiner Verletzung in der Baracke bleiben musste. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er sie alle in Lordsburg gelassen.
Aber er war hier nicht der Boss.
McDunn hatte das Sagen - und der glaubte fest daran, dass seine Wagenladungen sicherer waren, wenn die drei mitritten.
Glücklicherweise machten die anderen Männer, die für Larry McDunn arbeiteten, einen vernünftigen Eindruck.
"Ich verlasse mich darauf, dass diese Sachen in San Miguel ankommen", hatte McDunn zum Abschied gesagt. "Wenn das mit den Überfällen nämlich so weiter geht, geht am Ende noch das Geschäft zu Grunde!"
Es war ein heißer Tag. Der Treck bewegte sich über eine schier endlose Ebene, aus der die Sonne einen einzigen Glutofen gemacht hatte.
Solange in der Ebene waren, würde nichts passieren, so glaubte Ryan. Man konnte jeden nahenden Feind schon in meilenweiter Entfernung mühelos ausmachen. Nein, die Gefahr begann erst, wenn das zerklüftete Hochland begann und überall ein Hinterhalt gelegt werden konnte.
Sie hatten schon ein paar Stunden hinter sich, in denen kaum einer der Männer gesprochen hatte, als Ryan sein Pferd neben das des Jungen lenkte. Cole und der Narbige ritten währenddessen gerade etwas weiter vorne und hingen ziemlich teilnahmslos in ihren Sätteln.
Der Junge mit dem Flaum sah Ryan ziemlich erstaunt an, sagte aber zunächst nichts, sondern wartete ab.
"Wie heißt du?", fragte Ryan.
"Warum willst du das wissen?"
"Ich weiß immer ganz gerne, mit wem ich reite."
Er sah Ryan einen Augenblick lang an und murmelte dann mürrisch: "Ich heiße Saul."
"Wie alt bist du?"
"Ist das hier eine Fragestunde? Kümmere dich um deinen eigenen Dreck."
"Siebzehn?"
"Ich bin achtzehn!"
"Du reitest in schlechter Gesellschaft und bist eigentlich zu jung dafür, einsame Reiter in den Bergen um ihre paar Habseligkeiten zu bringen!"
"Das ist nicht dein Problem." Sauls Worte sollten entschlossen klingen, aber sie verrieten Unsicherheit.
"Cole und dieses Narbengesicht..."
"Barris!"
"...sie wird keiner mehr ändern. Aber für dich ist es vielleicht noch nicht zu spät!"
"Pah!", machte Saul ärgerlich. "Was weißt du schon?"
"Ich weiß, dass für Cole dein Leben nicht einen Cent wert ist. Daran solltest du denken!"
Und damit ließ Ryan sein Pferd ein Stück nach vorn preschen, sodass er neben Baxter ritt.
"Der letzte Überfall war auf der Route nach Osten", sagte Baxter. "Vielleicht haben wir ja Glück und kommen ohne Schwierigkeiten durch."
"Wie kommt es, dass McDunn der einzige Frachtfahrer in Lordsburg ist und nur eine Handvoll dahergelaufener Männer beschäftigt! Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Frachtpensum der Stadt damit abgedeckt ist!"
"Vor vier Wochen hatten wir noch drei Dutzend Männer. Jetzt stehen die meisten Wagen nur herum. Auf die Dauer wird das nicht so weitergehen." Baxter zuckte die Achseln. "Aber was soll man machen? Ein paar Männer werden erschossen und der Rest bekommt so einen Schrecken, dass er sich gleich aus dem Staub macht! Die Zeiten ändern sich hoffentlich auch einmal wieder."
"Bist du schon länger dabei?"
Baxter nickte. "Es werden jetzt bald zwanzig Jahre, die ich für McDunn arbeite."
Ryan pfiff durch die Zähne. "Dann kennst du ihn ziemlich gut, was?"
"Kann man sagen."
"Erzähl mir von ihm. Was ist McDunn für ein Mann?"
Baxter runzelte die Stirn. "Einer, der mit harten Bandagen zu kämpfen weiß und jedes Hindernis aus dem Weg räumt. Auf die eine oder die andere Art..."
"Verstehe."
"Das glaube ich kaum."
"Kennst du Lynn Carey aus dem Apache Bow?"
Baxter sah Ryan erstaunt an. "Wer kennt sie nicht?" Dann begann der lange Mann mit dem Bart zu begreifen. "Hat sie dir irgendetwas erzählt und dir einen Floh ins Ohr gesetzt?"
"Ich habe offene Ohren."
"Alte Geschichten sollte man ruhen lassen, Ryan!"
"Ich wüsste trotzdem gerne etwas mehr über McDunn."
"Vergiss es, Ryan!"
Sie hatten nicht eine einzige Pause gemacht, bis sie das zerklüftete Bergland erreichten. An einer Wasserstelle befahl Baxter zu halten, um die Pferde zu tränken und die Feldflaschen aufzufüllen.
Ryan ließ den Blick über den hoch aufschießenden, schroffen Felshängen kreisen.
"Jetzt wird es ernst!", kommentierte Baxter.
Ryan nickte. "Von den Hängen kann man uns jederzeit abschießen wie die Hasen!", knurrte er düster. Ihm gefiel die Aussicht nicht, dort hindurch zu müssen. "Gibt es keinen anderen Weg?"
"Keinen, der weniger gefährlich wäre", erwiderte Baxter schulterzuckend.
Die Pause an der Wasserstelle war nur kurz. Sie durften keine Zeit verlieren, um pünktlich in San Miguel anzukommen.
Der kleine Wagentreck quälte sich langsam über die steinigen Wege. Es war früher Nachmittag, die heißeste Zeit am Tag. Wenigstens in dem Punkt war diese Felslandschaft der offenen Ebene vorzuziehen, denn hier gab es Schatten.
Baxter ritt voran, da er den Weg kannte. Ryan hielt sich hinten und bildete den Abschluss. Er tat dies vor allen Dingen deshalb, weil er sich unwohl dabei fühlte, Cole und seine Leute im Rücken zu wissen.
Barris, der Mann mit der Narbe, drehte sich ab und zu im Sattel herum und warf Jack Ryan grimmige Blicke zu. Nein, diese Feindschaft ist noch nicht beendet, dachte Ryan. Irgendwann wird es zur Explosion kommen... Das fühlte Ryan sehr deutlich.
Die Stunden vergingen. Die Sonne begann bereits milchig zu werden und schließlich legte sich die Dämmerung grau über das Land. Bislang war alles ruhig geblieben. Aber vielleicht war das nur die Ruhe vor dem Sturm, der jeden Moment losbrechen konnte.
Die dauernde angespannte Aufmerksamkeit zermürbte die Männer zusehends. Sie wurden gereizt, knurrten vor sich hin.
Der Weg führte durch eine lange, schlauchartige Schlucht, die sich fast eine halbe Meile lang hinzog.
Gerade die Hälfte davon hatte der Wagentreck hinter sich gebracht, da geschah es.
Es war wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
Ein Schuss krachte und riss einen der Männer vom Pferd. Sein Todesschrei hallte mehrfach zwischen den Felsen wider und vermischte sich mit dem Echo des Schusses.
Ryan zog die Winchester aus dem Sattel und zügelte sein Pferd. Seine Augen suchten verzweifelt die Hänge ab, aber es war schier unmöglich, zu bestimmen, woher geschossen worden war.
"Vorwärts!", war Baxters heisere Stimme zu hören.
Die Männer auf den Kutschböcken trieben die Pferde voran, während jetzt ein wahrer Geschosshagel von den Hängen herunterprasselte.
Die Wagen rappelten über den harten Untergrund und es grenzte an ein Wunder, dass die Achsen das mitmachten.
Ein weiterer Reiter wurde aus dem Sattel geholt und blieb reglos liegen. McDunns Leute feuerten zurück, so gut es ging.
Ryan zielte.
Beim dritten Schuss aus seiner Winchester hatte er einen der Angreifer erwischt. Mit einem gellenden Schrei segelte der Kerl den Steilhang hinab. Einen zweiten, der gerade angelegt hatte, holte Ryan von der Felskante herunter.
Aber die Übermacht war einfach zu stark.
Außerdem waren die Banditen im Vorteil. Sie hatten ausreichend Deckung, während die Treckmannschaft ziemlich schutzlos war.
Ryan steckte die Winchester in den Sattelschuh, klemmte sich seitwärts an seinem Pferd fest und preschte voran, denn der Rest des Trecks war inzwischen schon ein ganzes Stück entfernt.
Immer noch donnerten die Schüsse herab. Manche fetzten in die Ladung hinein, die in Kisten verpackt fest auf die Wagen gebunden war.
Wieder schrie irgendwo jemand auf.
Es war einer der Kutscher, den die Wucht des Geschosses halb vom Bock herunterriss. Sein Gewehr flog in hohem Bogen davon, aber er selbst konnte sich mit letzter Kraft halten und trieb die Pferde unbarmherzig voran.
Ein paar Yards dahinter sah Ryan den jungen Saul, der mit seiner Winchester wild herumballerte, ohne allzu viel zu treffen. Dann holte ihm eine unglückliche Kugel das Pferd unter dem Hintern weg. Das Tier schrie erbärmlich auf, während Saul sich auf dem Boden abrollte, seine Winchester herumriss und in die Höhe feuerte.
Als er Ryan herankommen sah, sprang er auf. Ryan streckte die Hand aus und erwischte Saul am Arm. Eine Sekunde später saß Saul hinter Ryan im Sattel und gab ihnen beiden mit der Winchester Feuerschutz.
Ryan gab dem Pferd die Sporen und ließ es vorwärts preschen - hinter den Wagen her.
Das Ende der Schlucht war fast erreicht, da wurde erneut einer der McDunn-Männer vom Wagen geholt.
Ein Schuss erwischte ihn am Rücken, ein zweiter am Kopf.
Ohne Kutscher gingen die Pferde durch. Der Wagen schrammte über ein paar Felsbrocken, die Vorderachse brach und das Gefährt legte sich mit einem knarrenden Geräusch auf die Seite. Die Pferde hingen nun hilflos in ihren Geschirren. Die Tiere wurden halb wahnsinnig. Sie scharrten und wieherten wie von Sinnen.
Der Wagen war samt seiner Ladung verloren, dasselbe galt für die Pferde, die die Banditen sicher gerne übernahmen.
Ryan fluchte leise vor sich hin, während er einige der Banditen die Steilhänge hinabklettern sah. Sie waren maskiert, trugen Tücher, die ihre Gesichter bis über die Nase bedeckten. Wie die Geier würden sie sich auf ihre Beute stürzen - auch wenn sie nicht ganz zufrieden sein konnten. Aber einer von vier Wagen, das war besser als nichts.
Wahrscheinlich hatten sie mit derart starker Gegenwehr auch nicht gerechnet.
Nach dem Ende der Schlucht kam ein Stück offenes, steiniges Land, in dem es abgesehen von einigen Felsen, kaum Deckung gab. Als der Treck diese Hochebene erreichte, verebbte der Geschosshagel.
"Sie lassen uns ziehen!", meinte Saul, der noch immer hinter Ryan im Sattel saß. Er lud das Magazin seiner Winchester nach.
"Kein Wunder", brummte Ryan. "Diese Hunde scheuen das Risiko. Solange sie aus dem Hinterhalt feuern können, sind sie dabei, aber ins offene Land trauen sie sich nicht!"
"Glaubst du, sie haben genug?", fragte Saul.
"Ich weiß es nicht. Aber ich frage mich, wie sie so genau wissen konnten, welchen Weg wir nehmen würden..."
Der Weg durch die Schlucht war teuer erkauft worden. Mehrere Tote und einen Schwerverletzten gab es auf Seiten der Treckmannschaft zu beklagen.
Saul fuhr jetzt auf einem der Wagen mit. Es war der Wagen von Jory, dem Verletzten, der bis jetzt Zähne zusammengebissen hatte. Nun war er nicht mehr in der Lage, einen Wagen zu lenken.
Es hatte ihn übel erwischt.
"Er kann froh sein, wenn er San Miguel lebend erreicht", raunte Baxter düster an Jack Ryan gewandt.
Als sie die Banditen weit genug hinter sich gelassen hatten, ordnete Baxter einen Stopp an.
"Wir müssen uns um Jory kümmern!", erklärte er.
Cole und Barris hielten sich abseits. Sie machten keinerlei Anstalten, etwas für den Verletzten zu tun.
Ryan stieg vom Pferd.
Zusammen mit Saul verband er notdürftig Jorys Wunde.
"Er ist bewusstlos", meinte Ryan hinterher an Baxter gewandt.
"In zwei, drei Stunden hat er in San Miguel einen Doc!", erwiderte Baxter.
Der Satteltramp seufzte. "Ich hoffe nur, dass der ihm noch etwas nützt!" Ryan stieg wieder in den Sattel. "Was war in dem Wagen, den die Banditen bekommen haben?", erkundigte er sich.
Baxter verengte die Augen ein wenig und strich sich über den Bart. "Stoffballen."
"Sonst nichts?"
"Nein."
"Die sind zwar auch einiges wert, aber ich glaube kaum, dass sie sich damit zufrieden geben. Wahrscheinlich werden sie die anderen Wagen auch noch zu holen versuchen!"
Baxter spuckte aus. "Ich bin heilfroh, dass ihnen nicht der Wagen mit dem Dynamit in die Hände gefallen ist!"
"Baxter! Da hinten!", rief plötzlich einer der anderen Reiter, ein dunkelhaariger Mann in den mittleren Jahren. Ryan hatte mitbekommen, dass er Tate hieß. Die Männer blickten in jene Richtung, in die Tates Hand deutete.
Ein Dutzend sich schnell bewegender Reiter war dort zu sehen.
"Verdammt!", fluchte Baxter. "Wenn man vom Teufel spricht..."
Die Wagen setzten sich wieder in Bewegung. Aber so unbarmherzig die Pferde auch vorangetrieben wurden - die Verfolger würden letztlich schneller sein.
Die Wagen holperten und ächzten über den steinigen Untergrund und die Kraft der Pferde ließ schon merklich nach. Irgendwann war die Grenze ihrer Belastbarkeit erreicht.
"Wir können ihnen die Wagen gleich überlassen", meinte Barris, der Narbige, düster. "Sie sind schneller und in der Überzahl..."
"So leicht werden wir es ihnen nicht machen!", rief Baxter grimmig. "Wenn wir es bis zu den Felsen dort am Horizont schaffen, haben wir vielleicht eine Chance!"
Ryan blickte zurück. Aus den schwarzen Punkten waren Reiter geworden, die rasch näher kamen. Nicht mehr lange und sie waren auf Schussweite herangekommen. Dann wurde es gefährlich.
"Verdammt noch mal, vorwärts!", rief Baxter. Er hatte die Winchester aus dem Sattelschuh gezogen und blieb zusammen mit Ryan etwas zurück.