Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Das Ebook enthält folgende Western:Sie waren Partner (Pete Hackett)Das Teufelsweib aus Texas (Pete Hackett)Chad Everett – wie eine Ladung Dynamit (Pete Hackett)Ein Deputy rächt sich (Pete Hackett)An seiner Weste funkelte der Stern eines Deputysheriffs. Sein Name war John McKinney. Seit zwei Tagen folgte er zwei Pferdedieben. Sie hatten auf einer Ranch in der Nähe von Flagstaff vier Pferde gestohlen und waren auf dem Weg nach Süden. Jetzt befand sich McKinney in der Unwegsamkeit der Apache Maid Mountains. Totes Gestein, Staub, glühende Hitze und verkümmerte Comas umgaben ihn. Nur Eidechsen und Klapperschlangen trieben hier ihr Unwesen.John McKinney war ein Mann von achtundzwanzig Jahren. Er war mit einer schwarzen Hose, einem dunkelblauen Hemd und einer schwarzen Lederweste bekleidet. Seine Haare waren sandfarben. Blaue Augen beherrschten das schmale, braungebrannte Gesicht. Ein breites, eckiges Kinn verriet Selbstbewusstsein und Energie. Am rechten Oberschenkel von McKinney steckte ein schwerer, langläufiger Remington im Holster. Matt schimmerten die Messingböden der Patronen in den Schlaufen des Gurtes.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 566
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Western Viererband 4002 - Sammelband mit 4 Romanen
Copyright
Sie waren Partner
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
Das Teufelsweib aus Texas
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
Chad Everett – wie eine Ladung Dynamit
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
Über den Autor
Ein Deputy rächt sich
Das Ebook enthält folgende Western:
Sie waren Partner (Pete Hackett)
Das Teufelsweib aus Texas (Pete Hackett)
Chad Everett – wie eine Ladung Dynamit (Pete Hackett)
Ein Deputy rächt sich (Pete Hackett)
An seiner Weste funkelte der Stern eines Deputysheriffs. Sein Name war John McKinney. Seit zwei Tagen folgte er zwei Pferdedieben. Sie hatten auf einer Ranch in der Nähe von Flagstaff vier Pferde gestohlen und waren auf dem Weg nach Süden. Jetzt befand sich McKinney in der Unwegsamkeit der Apache Maid Mountains. Totes Gestein, Staub, glühende Hitze und verkümmerte Comas umgaben ihn. Nur Eidechsen und Klapperschlangen trieben hier ihr Unwesen.
John McKinney war ein Mann von achtundzwanzig Jahren. Er war mit einer schwarzen Hose, einem dunkelblauen Hemd und einer schwarzen Lederweste bekleidet. Seine Haare waren sandfarben. Blaue Augen beherrschten das schmale, braungebrannte Gesicht. Ein breites, eckiges Kinn verriet Selbstbewusstsein und Energie. Am rechten Oberschenkel von McKinney steckte ein schwerer, langläufiger Remington im Holster. Matt schimmerten die Messingböden der Patronen in den Schlaufen des Gurtes.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
COVER EDWARD MARTIN
© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
Folge auf Facebook:
https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/
Folge auf Twitter:
https://twitter.com/BekkerAlfred
Erfahre Neuigkeiten hier:
https://alfred-bekker-autor.business.site/
Zum Blog des Verlags!
Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!
https://cassiopeia.press
Alles rund um Belletristik!
Heißes Blei pfiff über Jim Hannagan hinweg. Sein Pferd war tot – erschossen. Er lag hinter dem Kadaver des Tieres in der Senke und wagte nicht auf die Cowboys zu schießen, die auf ihren Pferden aus der Hügellücke donnerten und ohne zu zögern angriffen.
Jim schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Er schaute über die Schulter in die Richtung, in die Jack Randall, James Franklin und die beiden anderen Kerle verschwunden waren. Da buckelten Hügel und Felsen, wucherten dornige Comas und Mesquitesträucher, lag die Sonne grell auf den Hügelflanken. Großer Gott, warum kamen sie nicht zurück, um ihm zu helfen?
Wenn er einem der Burschen, die ihn gestellt hatten, auch nur ein Haar krümmte, dann hatte er keine Gnade zu erwarten. Das wusste Jim. Seine schweißnassen Hände saugten sich regelrecht am Gewehr fest ...
Schweiß rann ihm auch über das Gesicht und in die Augen, ließ sie brennen und entzündete sie. Staub wölkte unter den wirbelnden Hufen der Cowboypferde in die Höhe. Das Hufgetrappel schlug heran wie eine Botschaft von Untergang und Tod und vermischte sich mit den Detonationen der Schüsse. Blei schlug in den Leib des toten Pferdes.
Jim Hannagans Leben war keinen rostigen Cent wert.
Er warf das Gewehr fort, dann den Colt. Hart schmiegte er sich an den Körper des getöteten Pferdes. Es mutete ihn an wie ein Wunder, dass er noch lebte. Er erbebte innerlich, sein Herz schlug hinauf bis zum Hals. Ein eisiger Schauer rann ihm den Rücken hinunter. Es war, als berührte ihn eine eiskalte Knochenhand.
Die Reiter rissen um ihn herum die Pferde in den Stand. Wiehern erhob sich, Hufe stampften, Gebissketten klirrten. Harte, mitleidlose Blicke verkrallten sich an Jim Hannagan. Die Mündungen der Waffen starrten ihn an wie leere Totenaugen. Die Reiter, es waren fünf, brauchten nur den Finger krumm zu machen. Dann würde der Tod von fünf Seiten gleichzeitig nach ihm greifen.
Jim kam auf die Knie. Die Hände hielt er in Schulterhöhe. Sie zitterten. In seinem Gesicht zuckten die Nerven. Verzehrende Angst wob in der Tiefe seiner Augen.
Eine klirrende Stimme übertönte das Rumoren, das die unruhigen Pferde auslösten. "Haben wir endlich einen von euch dreckigen Viehdieben erwischt. Du weißt hoffentlich, was das für dich bedeutet."
Jim erhob sich und stand auf weichen Knien. "Ich wusste nicht, dass die Rinder gestohlen waren", entrang es sich ihm. "Wirklich, ich hatte keine Ahnung." Jims Stimme vibrierte. "Mein Freund und ich heuerten bei Franklin an, um ..."
Der Sprecher der Cowboys winkte ab. "Spar dir deinen Atem fürs Hängen, Rustler. Wir sind euch gefolgt. Ja, bis von Cody herauf sind wir euch gefolgt. Ihr wolltet die Rinder wohl in einer der Goldgräberkolonien Montanas verhökern, wie? Sicher, da wird ein Rind mit Gold aufgewogen. – Nun, mein Freund, du hast Pech gehabt."
Es klang abschließend und irgendwie endgültig. Wie ein Richterspruch ...
Der Reiter gab seinen Begleitern einen Wink.
Sie sprangen von den Pferden. Jim wurden die Arme auf den Rücken gedreht und die Hände gefesselt. Brutal schnitten die dünnen Lederschnüre in seine Handgelenke. Sie schleppten ihn zu einer der riesigen, uralten Korkeichen, die vereinzelt in der Senke wuchsen. Eine sauber geknüpfte Schlinge flog über einen der dicken, waagrechten Äste. Jim wurde auf eines der Pferde gesetzt.
Eine unsichtbare Faust würgte ihn. Er schluckte. Er wollte etwas sagen, seine Unschuld beteuern, ihnen erklären, dass sie einen riesengroßen Fehler begingen. Aber seine Stimmbänder versagten. Die Todesangst ließ sie erlahmen.
Als die Schlinge um seinen Hals lag, sagte der Anführer des kompromisslosen, unerbittlichen Rudels brechend: "Es war ein Fehler, sich an den Rindern der Circle-M zu vergreifen. Farewell, Rustler!"
"By Gosh, Mister", brachte Jim Hannagan endlich, unter Aufbietung aller Willenskraft, krächzend hervor, "ich hatte wirklich keine Ahnung, dass die Rinder gestohlen waren. Wir trafen Franklin in einem kleinen Ort in der Nähe der Grenze nach Montana. Ich glaube, Clark hieß das Nest. Franklin erzählte uns, dass er einige Reiter verloren habe und ..."
Der andere fiel Jim hart und unerbittlich ins Wort: "Wir haben dich mit Rindern der Circle-M-Ranch erwischt. Sie waren gestohlen. Einige Cowboys wurden getötet. Viehdiebe und Mörder werden gehängt in diesem Land."
Der Bursche hob die Hand.
Jim staute den Atem. Ihm wurde schwindlig. Er war dreißig. Und gleich würde er tot sein. Der Gedanke daran überspülte ihn und löste eine jähe Blutleere in seinem Gehirn aus.
Doch da peitschte ein Schuss.
Die Köpfe der Circle-M-Reiter zuckten herum. Ein Reiter trieb sein Pferd auf der Kuppe eines Hügels um eine Buschgruppe herum. Die Kerle bei der Korkeiche griffen nach den Waffen.
Der Mann auf dem Hügel spornte sein Pferd an. Im Trab ritt er in die Senke. Das Gewehr hatte mit der Kolbenplatte auf seinem Oberschenkel abgestellt. Seine Rechte umspannte den Kolbenhals. An seiner Weste glänzte ein Stern.
Er trug den Stetson tief in der Stirn, so dass seine Augen im Schatten der Krempe lagen. Nur der untere Teil seines Gesichts war zu sehen. Es war ein schmales, hartliniges Gesicht mit tiefen Kerben und Linien. Der Mund wirkte verkniffen, das Kinn war eckig und verriet Energie.
Drei Pferdelängen vor den Circle-M-Reitern parierte er sein Pferd. "Mein Name ist Jefford", stellte er sich vor. Seine Stimme klang grollend, irgendwie unheilvoll. "Ich bin der Sheriff von Red Lodge." Er wies mit dem Kinn auf Jim Hannagan. "Was ihr hier vorhabt, ist Mord. Was hat der Bursche ausgefressen, weil ihr ihn hängen wollt?"
"Ich heiße Joe Mercer", sagte der Anführer der Cowboycrew. "Mir gehört die Circle-M in der Nähe von Cody." Er wies mit dem Kinn auf Jim Hannagan. "Er und seine Kumpane haben eine Herde Longhorns von meiner Weide gestohlen. Etwa 500 Tiere. Zwei meiner Cowboys starben, als sie sich den Rustlern entgegenstellten, ein dritter wurde schwer verwundet. Sie sind Viehdiebe und gemeine Mörder. Seine Kumpane sind uns leider entkommen."
"Nehmt ihm die Schlinge ab. Vielleicht darf in Wyoming nach Belieben gehängt werden. In Montana haben wir jedenfalls ein Gesetz, das bestimmt, ob ein Mann am Strick endet oder nicht. Ihr seid weder Richter noch Henker. Also nehmt dem Burschen den Strick ab."
"Nein, o nein, Jefford, das werden wir nicht tun. Okay, wir haben unsere Herde wieder. Sie steht hinter den Hügeln im Süden. Meine Reiter werden dadurch allerdings nicht wieder lebendig. Sie wurden brutal zusammengeknallt. Und dafür muss dieser Bastard büßen."
"Sheriff", keuchte Jim, "ich war nicht dabei. Jack Randall und ich stießen in Clark, das ist ein kleiner Ort etwa 20 Meilen weiter südlich, auf James Franklin. Wir hielten ihn für einen Rancher, der eine Herde nach Montana treibt, und da wir einen Job suchten, stiegen wir in seinen Sattel. Ich war mein Leben lang nicht in der Nähe von Cody. Ich hab in meinem ganzen Leben nicht ein einziges Rind gestohlen."
"Da hört ihr es", knurrte der Sheriff. Er schaute Jim an. "Betrachte es als eine Fügung des Schicksals, mein Junge, dass ich zufällig des Weges kam und vom Krach der Schießerei angelockt wurde." Sein Blick heftete sich auf Joe Mercer. "Ich lasse nicht zu, dass in meinem Amtsbezirk ein Mann gelyncht wird. Also zähle ich jetzt bis drei. Und wenn dann noch immer die Schlinge um seinen Hals liegt, beginne ich zu schießen."
Mit dem letzten Wort richtete er das Gewehr auf den Boss der Circle-M. Ein trockenes, scharfes Schnappen ertönte, als er repetierte. Hart krümmte sich sein Zeigefinger um den Abzug. Von dem Sheriff ging eine unumstößliche Entschlossenheit aus.
Die Reiter der Circle-M-Ranch waren klug genug, dies zu erkennen. Sie forderten das Schicksal nicht heraus.
Wenig später war Jim Hannagan frei.
Link Jefford, der Sheriff, stieß hervor: "Euch rate ich, zu eurer Herde zu reiten und sie auf dem schnellsten Weg nach Wyoming zu treiben. Mein Amtsbezirk erstreckt sich bis zur Grenze. Für mich seid ihr gesetzlose Lyncher. Verschwindet innerhalb der nächsten 48 Stunden aus meinem Distrikt, oder ich sperre euch wegen Mordversuchs ein."
Zähneknirschend ritten die Circle-M-Männer nach Süden.
"Und dir, mein Junge, rate ich, den Leuten, für die du beabsichtigst, den Sattel zu quetschen, das nächste Mal einen schärferen Blick unter den Hutrand zu werfen", knurrte Link Jefford, als der kleine Pulk zwischen den Hügeln verschwunden war. "Du siehst schon. Falscher Umgang kann in die Hölle führen."
"Darauf können Sie Gift nehmen", murmelte Jim und massierte seinen Kehlkopf, als spürte er dort noch den Druck der Schlinge. Sein Herz pochte nicht mehr so rasend. Er räusperte sich. Denn seine Stimme klang noch immer belegt und heiser. Er sagte: "Vielen Dank, Sheriff. Ohne Sie wäre ich schon tot."
Jim schluckte krampfhaft, fast würgend. Noch nachträglich rann ihm ein eisiger Schauer den Rücken hinunter.
"Keine Ursache", erwiderte Link Jefford. "Ich hab nur meinen Job gemacht." Er fixierte Jim mit zwingendem Ausdruck. "Sag es mir ganz ehrlich, Junge: Warst du dabei, als die Rinder von der Circle-M-Weide abgetrieben wurden?"
"Nein, Sheriff. Mein Wort drauf", versetzte Jim. Dann fragte er: "Wie weit ist es bis zur nächsten Stadt, Sheriff?"
"Die nächste Stadt ist Red Lodge. Sie liegt etwa fünf Meilen weiter nördlich. Was willst du denn dort?"
Jim zog die Schultern etwas an. "Als wir bei Franklin anheuerten, waren Jack Randal und ich total abgebrannt. James Franklin aber wollte uns erst in Anaconda auszahlen. Diese Dummköpfe von der Circle-M haben mir das Pferd unter dem Hintern weggeschossen. Ich muss mir das Geld für ein neues Pferd verdienen, Sheriff. Und ich brauche drei Mahlzeiten am Tag. Woher nehmen und nicht stehlen ohne einen Cent in der Tasche?"
Jim grinste etwas verlegen, dann wandte sich ab und holte seinen Hut, der im Gras lag. Er stülpte ihn sich auf den Kopf, ging zu seinem Pferd, hob seinen Colt auf und holsterte ihn.
"Jack Randall", rief der Sheriff. "Wer ist das?"
"Jack ist mein Partner. Wir reiten seit vielen Jahren zusammen. Wir sind Freunde."
Link Jefford folgte jeder Bewegung Jim Hannagans mit der Winchester. Das Misstrauen, das ihn nach wie vor beherrschte, war noch nicht ganz überwunden.
Jim achtete nicht darauf. Er schnallte seinen Sattel los, dann das Zaumzeug, das er an das Sattelhorn hängte, holte sich die Winchester und versenkte sie im Scabbard. Dann schwang er sich den Sattel auf die Schulter. "Fünf Meilen, sagten Sie, nicht wahr?"
Seine pulvergrauen Augen musterten fragend den Sheriff.
"Yeah." Link Jefford nickte. Kurze Zeit schaute er Jim hinterher, der losmarschiert war. Er sah einen großen Mann mit breiten Schultern und schmalen Hüften, was verriet, dass er sehr viel Zeit seines Lebens im Sattel verbracht hatte.
"Nein, mein Junge", murmelte Link Jefford für sich, "du bist kein Viehdieb und Mörder. Ich glaube vielmehr, dass in dir eine ganze Menge steckt."
Ein grübelnder Ausdruck trat in seine Augen. Link Jefford schüttelte den Argwohn ab und verließ sich auf seine Menschenkenntnis. Er war in den 30 Jahren, in denen er in verschiedenen Städten den Stern getragen hatte, Kerlen von der unterschiedlichsten Sorte begegnet. Und er hatte einen Blick dafür entwickelt, ob ein Mann etwas taugte oder nicht ...
"O verdammt, James!", stieß Jack Randall grimmig hervor. "Ich kann nicht einfach weiterreiten und so tun, als hätte ich niemals einen Freund namens Jim Hannagan besessen. Ich muss wissen, was aus ihm geworden ist."
"Hannagan ist tot!", versetzte James Franklin, der Mörder und Viehdieb, kalt, ohne jede Gemütsregung. "Wenn ihn die Kerle von der Circle-M nicht mit ihrem Blei durchsiebt haben, dann haben sie ihn aufgeknüpft."
Sie ritten zwischen Felsen und Hügeln dahin, hielten immer wieder an, um hinter sich zu lauschen, witterten wie wilde Tiere und sicherten um sich.
Sie waren zu viert.
James Franklin war der Anführer. Die anderen beiden hießen Doug Slade und Spencer Mason. Es waren Banditen der übelsten Sorte; niederträchtig, brutal, skrupellos und tödlich. Die Verworfenheit stand ihnen in die Gesichter geschrieben.
"Die Hundesöhne sind über uns gekommen wie Bussarde über ein paar Feldmäuse", grollte Slades Organ. "Die Pest an ihren Hals. Die Arbeit mit den Rindern hätten wir uns sparen können. Wir haben sie umsonst bis hier herauf getrieben."
"Wegen dieser verdammten Rinder bist du mir eine Erklärung schuldig, Franklin!", rief Jack Randall durch den pochenden Hufschlag. "Als Jim und ich bei dir einstiegen, hast du uns erklärt, dass es deine Rinder wären, die du nach Anaconda treibst. Wenn wir gewusst hätten, dass du die gehörnten Biester gestohlen hast, hätten wir einen weiten Bogen um dich herum gemacht."
"Ach, reg dich nicht auf, Randall!", versetzte James Franklin gelassen. "Wenn ich es mir richtig überlege, dann habe ich euch nicht mal angelogen. Sicher, die Rinder waren nicht unser Eigentum. Aber sie befanden sich in unserem Besitz. Ja, wir besaßen sie." Er lachte schallend.
"Eine umwerfende Theorie", maulte Jack Randall. Er verspürte Bitterkeit. Auch er hatte Jims Pferd stürzen sehen. Jim war aus dem Sattel katapultiert worden. Und er war aller Wahrscheinlichkeit nach tot. Sicher! Denn einige Zeit hörte Jack noch die Gewehre und Revolver peitschen. Und er selbst ritt nun mit drei Banditen. Seine Stimmung war auf dem Nullpunkt.
James Franklin ließ wieder seine Stimme erklingen: "In der Nähe von Salmon wurde Gold gefunden, Leute. Was haltet ihr davon, wenn wir hinreiten und ein wenig mitverdienen? Ich hab mir sagen lassen, dass dort das Geld auf der Straße liegen soll. Man braucht sich nur zu bücken und es aufzuheben."
"Salmon", ächzte Jack. "Der Ort liegt drüben in Idaho. Das sind ein paar hundert Meilen ..."
"Wartet irgendwo jemand auf dich, Randall?", schnappte Spencer Mason.
"Nein, das nicht. Aber ..."
"Na also! Reiten wir!"
Sie zogen nach Westen. Zehn Tage später überquerten sie die Bitterroot Range. Das Gebirge forderte ihnen und ihren Pferden das Letzte ab. Der Big Hole Pass war halsbrecherisch. Sie fluchten und schwitzten und verdammten dieses Land. Aber dann erreichten sie den Salmon River, folgten ihm südwärts und kamen nach Salmon, dem Ort, der nach dem Creek benannt worden war.
Von einer Anhöhe aus konnten sie die Stadt sehen. Sie ließen ihre forschenden Blicke über die chaotische Ansammlung von windschiefen Hütten, Buden, Zelten und provisorisch errichteten Unterkünften aus dünnen Stämmen, Ästen und Zweigen schweifen.
Ihnen entgingen nicht die Holzrinnen der Waschanlagen und die Stollen, die in die Hügelflanken getrieben und in die Felswände gesprengt worden waren.
Dort unten wimmelte es wie in einem Ameisenhaufen. Der Boden war aufgewühlt. Gierige Hände hatten ihm schlimme Wunden zugefügt. In den Löchern schufteten abgerissene, bärtige Kerle. Scharenweise wuschen sie zu beiden Seiten des Flusses, dessen Wasser braun war vom aufgewirbelten Schmutz, den Sand, in der unerschütterlichen Hoffnung, dass ein Goldklumpen im Sieb hängen blieb.
Sie ritten in die Stadt.
"Bringen wir die Pferde in den Mietstall", sagte James Franklins. Er schaute sich um und nickte. Im Brustton der Überzeugung stieß er hervor: "Yeah, hier sind wir richtig. Da bleiben wir."
Wenig später saßen sie in einem der Saloons. In der Tischmitte stand eine Flasche Brandy. Sie tranken.
"Wir steigen hier groß ein, Leute", verlautbarte James Franklin. "Die Goldgräber hier sind eine Hammelherde ohne jede Führung. Wir werden hier bald die Leithammel spielen. Und das bedeutet, dass wir groß mitverdienen, ohne uns die Hände schmutzig zu machen."
"Wie willst du diesen Ameisenhaufen von einer Stadt unter einen Hut kriegen, James?", fragte Jack Randall.
"Indem wir besser sind als sie anderen, die es auch versuchen", knurrte der Bandit und prostete Jack zu.
Jim Hannagan war in Red Lodge geblieben. Er trug den Stern des Deputysheriffs. Link Jefford hatte ihm den Job angeboten, und Jim hatte nicht lange überlegt.
Der alte Sheriff wurde Jim Hannagans väterlicher Freund.
Jim wurde in Red Lodge bald sehr geschätzt und geachtet. Jefford war alt. Jim nahm ihm fast jede Arbeit ab. Er war unermüdlich. Und er war stolz darauf, den Stern tragen zu dürfen.
Die Wochen verstrichen. Monate zogen ins Land, der Winter kam und verging, es wurde Frühling, dann stöhnte das Land unter der sommerlichen Hitze.
Jim Hannagan war unterwegs. Cedrik Crawford von der Double-C Ranch waren einige Pferde gestohlen worden, und er hatte beim Sheriff Anzeige erstattet. Den Pferdedieben war Jim auf der Spur...
Die Sonne brannte vom Firmament und verwandelte die Main Street von Red Lodge in eine Gluthölle. Im knöcheltiefen Staub glitzerten winzige, silberne Kristalle.
Link Jefford saß im Schaukelstuhl auf der Veranda des Office. Er hatte sich den Hut weit ins Gesicht gezogen und döste vor sich hin.
Drei Reiter bogen aus einer Seitenstraße in die Main Street ein. Im Schritt ritten sie die Fahrbahn herunter auf das Office zu. Sie sahen den schlafenden Mann auf dem Vorbau, und ihnen entging nicht das Abzeichen an seiner braunen Stoffweste.
Vor dem Office zügelten die drei Kerle die Pferde.
Und nun wurde Link Jefford aufmerksam. Er schob sich den Hut aus dem Gesicht, blinzelte und – erschrak. Mit einem Ruck saß er aufrecht. Seine Augen verengten sich etwas.
"John McKenzie!", brach es fassungslos über seine zuckenden Lippen.
"Sehr richtig", versetzte der mittlere der drei Reiter gedehnt. "John McKenzie, der fünf Jahre lang im Zuchthaus saß, und dessen Bruder hier in Red Lodge aufgehängt worden ist."
Link Jefford bekam den Aufruhr seiner Gefühle in den Griff. Er erhob sich, kam bis zum Geländer und legte seine nervigen Hände auf die Querstange.
"Dein Bruder wurde gehängt, weil er zwei Männer ermordet hat. Eine vereidigte Jury hat ihn schuldig gesprochen, der Richter hat ihn zum Tode verurteilt. Ich habe das Urteil vollzogen. Das ist Gesetz, McKenzie. Für Mord hängt man eben in unserem Land."
McKenzie leckte sich über die trockenen Lippen. "Ich habe damals versprochen, meinen Bruder zu rächen, Jefford. Und nun bin ich hier."
Der Sheriff nickte. Seine Lippen waren zu einem dünnen, blutleeren Strich zusammengepresst. Jetzt sprangen sie auseinander. "Ich weiß, McKenzie. Ja, du hast geschworen, deinen Bruder blutig zu rächen. Aber glaubst du, dein Bruder wird wieder lebendig, wenn du mich umbringst?"
"Ihr habt ihn aufgehängt wie ein Stück Vieh!", rasselte McKenzies Organ. "Hast du wirklich gedacht, ich lasse seinen Tod ungesühnt?"
Mit dem letzten Wort zog John McKenzie sein Pferd halb herum und kitzelte es mit den Sporen. Das Tier setzte sich in Bewegung. Die beiden anderen Reiter folgten McKenzie. Sie ritten zum Mietstall, gaben ihre Pferde dort ab und gingen in den Saloon. Dort aßen und tranken sie.
"Wir lassen den alten Knochen im eigenen Saft schmoren", knurrte McKenzie. "Angst und Ungewissheit sollen ihn zerfressen. Er soll genauso leiden wie Price. Er musste vom Fenster des Gefängnisses aus zusehen, wie sie den Galgen für ihn aufbauten und wie sie ihn mit einem schweren Sandsack testeten."
"Vielleicht flieht Jefford, während wir hier sitzen", knurrte Albert Oates, einer der Begleiter McKenzies.
"Oder er besorgt sich Verstärkung", gab Wade Benbow, der dritte Bandit, zu bedenken. "Ich denke an eine Bürgerwehr. Vielleicht sind es auch nur ein paar gute Freunde, die er mobilisiert."
"Link Jefford flieht nicht", erklärte McKenzie im Brustton der Überzeugung. "Und was die Verstärkung angeht, so wird sich kein Schwein an seine Seite stellen und Kugelfang spielen. Ihr werdet es sehen."
Jim Hannagan, der Deputy Sheriff von Red Lodge, hatte die beiden Halunken, die ein halbes Dutzend Pferde aus einem Corral der Double-C Ranch gestohlen hatten, 20 Meilen nordwestlich von Red Lodge, in der Gegend von Roscoe, gestellt.
Die beiden Sattelstrolche hatten sich auf einer Anhöhe verschanzt. Der Abhang schwang sich steil nach oben. Sporadisch wuchteten Felsklötze aus dem Boden. Mesquitesträucher, dorniges Gestrüpp und hartes, trockenes Gras bildeten die Vegetation. Hier und dort waren kleine Inseln purpurn blühenden Salbeis zu sehen. Der Blütenduft hing in der Luft. Bienen summten ...
"Gebt auf, Leute!", forderte Jim. Er lag hinter einem hüfthohen Findling und äugte den Abhang hinauf. Der Stern an seiner Lederweste glitzerte. Seine Rechte umschloss den Kolbenhals der Winchester, Modell 73. In Jims Holster am rechten Oberschenkel steckte ein schwerer 45er Colt-Revolver. Der Kolben aus Walnussholz war hell und glatt.
Nach einer kurzen Pause, in der keine Resonanz auf seine Aufforderung erfolgte, erklang wieder seine staubheisere Stimme: "Ihr entkommt mir nicht. Also streckt die Waffen und tretet mit erhobenen Händen aus euren Deckungen. Es ist nicht nötig, dass wegen einer Handvoll Pferde Blut vergossen wird."
Die Antwort war ein Schuss. Die Kugel schrammte über den Felsen, hinter dem Jim sich verschanzt hatte, und zog eine helle Furche. Ein durchdringendes Quarren erfüllte die Luft. Jim zog den Kopf ein. Über dem Felsen oben auf dem Hügel schwebte eine Pulverdampfwolke.
"Hol uns, wenn du lebensmüde bist, Deputy", erschallte es rau und wild. "Wenn du allerdings Blutvergießen vermeiden willst, dann solltest du umkehren und wieder nach Hause reiten."
Spöttisches Gelächter folgte den Worten.
Jims Gesicht war wie aus Stein gemeißelt. Hart traten die Backenknochen daraus hervor. "Wie ihr wollt", knurrte er tief in der Kehle. Er nahm seinen Stetson ab, legte ihn auf den Boden und spähte am Felsen vorbei hangaufwärts. Die nächste Deckung, die einigermaßen Sicherheit bot, war etwa acht Schritte entfernt.
Jim spannte seine Muskeln. Er federte aus der kauernden Stellung hoch, schießend rannte er geduckt zu dem Felsklotz. Querschläger wimmerten ohrenbetäubend, das Peitschen der Schüsse rollte den Hang hinauf und stieß über den Scheitel der Anhöhe hinweg.
Als die beiden Banditen das Feuer erwiderten, war Jim schon in Deckung. Sein Atem ging etwas schneller, der Herzschlag hatte sich beschleunigt. Das Blei der Pferdediebe pfiff über ihn hinweg. Jim wischte sich den Schweiß aus den Augenhöhlen.
Das Gewehrfeuer brach schlagartig ab. Wahrscheinlich wurde den beiden Banditen bewusst, dass sie nur ihr Blei vergeudeten. Die letzten Echos der Schüsse versanken in der Lautlosigkeit. Jim spähte nach oben. Atmung und Herzschlag hatten sich bei ihm wieder reguliert.
Der Schatten eines der Kerle fiel hinter einem Felsen hervor. Plötzlich kam die Gestalt zum Vorschein. Sie hetzte ein Stück den Hang hinunter und verschwand in Deckung. Im nächsten Moment begann das Gewehr des Strolches zu hämmern.
Auf der Hügelkuppe huschte der andere Bandit aus der Deckung. Mit langen Sprüngen kam auch er ein Stück nach unten, um sofort hinter der nächstbesten Deckung abzutauchen.
Aaah, durchzuckte es Jim, sie wollen den Spieß umdrehen und mich in die Zange nehmen. Na schön, ihr Dummköpfe, das erspart mir den Weg da hinauf. Sein Kinn wurde kantig. Er jagte blindlings einen Schuss aus dem Lauf und kroch auf die andere Seite des Felsens.
Die Banditen deckten die Stelle mit ihrem Blei ein, von der aus er eben den Schuss abgegeben hatte. Und dann wuchs einer der Kerle hinter seiner Deckung hervor, stieß sich ab und sprang wieder ein Stück die Hügelflanke nach unten.
Jim feuerte. Der Bursche brüllte seinen Schreck hinaus. Sein Gewehr flog in hohem Bogen davon. Einen Lidschlag lang hing er schräg in der Luft, dann krachte er der Länge nach auf den Boden. Er rollte noch ein Stück hangabwärts, dann blieb er an einem Strauch hängen. Sein Stöhnen ertönte in das Verraunen der Detonation hinein. Er griff zum Colt.
Jims nächste Kugel warf ihm eine Handvoll Erdreich ins Gesicht. Er erstarrte in der Bewegung. Die Knöchel seiner Hand, die den Revolvergriff umklammerte, traten weiß unter der Haut hervor.
"Lass ihn lieber stecken, Bandit!", brüllte Jim. "Die nächste ..."
Das Gewehr des anderen Kerls schleuderte sein rhythmisches Krachen hangabwärts. Steinsplitter sirrten wie Geschosse durch die Luft. Der Verwundete begann zu kriechen. Auf allen Vieren strebte er einem der Felsblöcke zu.
Jims Kugel stoppte ihn. Sie schlug dicht vor ihm ein. Schmerz und Angst entlockten ihm ein ersterbendes Röcheln. Aus unterlaufenen Augen starrte er auf den Felsen, hinter dem er den Deputy wusste. Er wagte nicht mal mehr mit der Wimper zu zucken. Die Furcht vor der nächsten Kugel würgte seinen Widerstandwillen regelrecht ab. Hals und Mundhöhle des Banditen waren jäh ausgetrocknet.
"Ich – ich gebe auf!" Seine Stimme klang verzerrt von den Qualen, die ihm die Wunde bereitete, die Jims Kugel an seiner Hüfte gerissen hatte.
Das Gewehr seines Komplizen schwieg.
"Dann zieh vorsichtig die Kanone aus dem Holster und wirf sie fort!", rief Jim klirrend. "Und dir dort oben empfehle ich das gleiche. Es lohnt sich nicht, wegen einiger Pferde zu sterben."
Der Verwundete zog den Colt heraus und schleuderte ihn hangabwärts. Stahl klirrte gegen Gestein. Der Bursche presste die Hand auf die Wunde. "Er hat recht, Cole!", rasselte die Stimme des Mannes. "Wir ..."
"Ich pfeif drauf!", brüllte der andere überschnappend. "Ich blase diesem aufgeblasenen Sternschlepper das Hirn aus dem Schädel. Und hinterher werde ich auf seinen Stern spucken."
Er spurtete nach rechts davon, schlug Haken wie ein Hase, wandte sich jäh hangabwärts und kam auf eine Höhe mit Jim. Dessen Kugeln begleiteten seinen Sturmlauf, aber der Kerl bewegte sich mit einer Behändigkeit sondergleichen, so dass die Geschosse Jims nur Staubfontänen in die Höhe wirbelten.
Dann peitschte wieder die Winchester des Pferdediebes. Jim warf sich zur Seite. Im letzten Moment. Denn der Mister hatte ihn von dem Platz aus, an dem er sich jetzt befand, gut im Visier, während er selbst sicher gedeckt hinter dem Felsen kauerte.
Jim rollte den Hang hinunter. Er stieß sich die Schulter an einem spitzen Stein. Etwas bohrte sich hart in seinen Rücken. Dann kam er hoch. Sein Schuss krachte. Er drückte sich ab, flog hinter einen Strauch und presste seinen Körper flach auf den Boden.
Oben sah er den verwundeten Banditen schlangengleich zu seinem Colt kriechen. Jim zielte kurz und drückte ab. Das Stück Blei knallte in das Bein des Banditen. Und jetzt gab er endgültig auf. Wimmernd blieb er liegen.
Sein Komplize jagte seine Kugeln blindlings in den Busch, hinter dem Jim lag. Zweige und Blätter regneten auf ihn herunter. Glühendheiß fuhr es ihm über den Rücken.
Hier kannst du nicht bleiben!, hämmerte es hinter seiner Stirn. Gehetzt schaute er sich um. Fünf Schritte weiter wuchtete ein von der Erosion glatt geschliffener Felsbuckel aus dem Boden. Jim setzte alles auf eine Karte. Er zog die Beine an, schnellte hoch, und setzte alle Kraft ein, die in seinen Beinen steckte.
Oben trat der Bandit hinter seiner Deckung hervor. Sein kaltes Auge starrte über die Zieleinrichtung der Winchester auf Jims Rücken. In dem Moment, als er abdrückte und die Mündungsflamme aus dem Lauf stieß, schleuderte Jim sich herum. Er strauchelte, machte einen Sprung und landete gleichzeitig mit beiden Beinen. Das Gewehr ruckte in die Höhe. Feuer, Rauch und Blei stießen aus der Mündung.
Der Bandit zuckte zusammen, seine Augen weiteten sich. Er wankte. Die Mündung seines Gewehres wies auf den Boden. Plötzlich entglitt die Waffe seinen kraftlos werdenden Händen. Sie klatschte auf den Boden. Der Bursche brach auf die Knie nieder, im nächsten Moment fiel er auf's Gesicht. Ein Schauder durchlief seine Gestalt, dann erschlaffte sie.
Abwartend verharrte Jim auf der Stelle. Er hatte nach seinem Schuss sofort eine Patrone in den Lauf geriegelt. Hart lag sein Finger um den Abzug.
Doch der Pferdedieb rührte sich nicht mehr.
Die gebotene Vorsicht nicht außer Acht lassend stieg Jim den Hügel empor. Seine Sinne arbeiteten mit doppelter Schärfe. Diese Kerle waren nur aus Niedertracht, Verschlagenheit und tödlicher Gehässigkeit zusammengesetzt. Der kleinste Fehler konnte der letzte sein.
Jim näherte sich dem Verwundeten. Er holte sich dessen Waffen und schleuderte sie weit den Abhang hinunter. Das Gewehr prallte gegen einen Felsen und zerbrach. Zwischen den Zähnen stieß Jim hervor: "Das habt ihr verdammten Narren euch selbst zuzuschreiben."
Er erntete dafür einen gehässigen Blick. Dann keuchte der Bandit: "Willst du mich nicht verbinden, bevor ich verblute?"
"Alles der Reihe nach", versetzte Jim ungerührt und stapfte zu dem anderen, der auf dem Gesicht lag und dessen Finger sich mit dem letzten Aufbäumen gegen den Tod im hartgebackenen Untergrund verkrallt hatten.
Unter die Banditenkarriere dieses Burschen hatte Jim einen blutigen Schlussstrich gezogen. Jim drehte ihn auf den Rücken. Noch im Tod verzerrte der Hass die Gesichtszüge des Mannes.
Jim kehrte zu dem anderen zurück. "Wie heißt du?"
"Dave Baxter. Zur Hölle mit dir, Deputy, ich gehe hier vor die Hunde, wenn du ..."
Jim schnitt ihm das Wort ab: "Nimm dein Halstuch, Bandit. Wo habt ihr die Pferde?"
"Hinter dem Hügel", presste Baxter hervor.
"Well. Hast du Verbandszeug in deiner Satteltasche?"
Baxter nickte. Er knüpfte mit zitternden Fingern seine Bandana auf und zerriss sie. Einen der Streifen wickelte er sich um die Beinwunde. Den anderen presste er auf seine Hüfte.
Jim holte sein Pferd, stieß die Winchester in den Scabbard und nahm Handschellen aus der Satteltasche.
"Ich muss dich anketten, Baxter. Einer wie du kommt nämlich sehr leicht auf verrückte Ideen."
"Wie soll ich meine Wunde ..." wollte der Bandit aufbegehren, doch Jim winkte schroff ab. Dann schnappte eine der Stahlspangen um Baxters Handgelenk zu. Die andere schloss Jim um den dicken Ast eines Strauches.
Jim ritt hinter den Hügel. Da standen die beiden Vierbeiner der Banditen unter den Sätteln, bei ihnen das kleine Rudel der gestohlenen Pferde. Die Banditen hatten einen provisorischen Seilcorral errichtet. Die Tiere äugten dem Reiter entgegen und peitschten mit den Schweifen nach den blutsaugenden Quälgeistern an ihren Seiten.
Jim riss den Seilcorral ein. Die Lassos benutzte er als Longen, an denen er die beiden Banditengäule führte. Das Rudel sattelloser Pferde trieb er vor sich her.
Bei Dave Baxter glitt Jim von seinem Pferd. Er ging zu einem der Banditengäule, wühlte in den Satteltaschen und fand Verbandszeug. Er warf es Baxter zu. "Ich bringe dich und deinen toten Kumpan nach Roscoe, Baxter. Dort wird sich ein Doc um deine Wunden kümmern. Ausheilen werden sie allerdings im Gefängnis, schätze ich."
Zwischen den engen Lidschlitzen des Banditen spiegelten sich Hass und Feindschaft ...
Link Jefford, der Sheriff von Red Lodge, trat mit dem Gewehr in den Fäusten auf den Vorbau des Office. Er hielt die Winchester schräg vor seiner Brust. Seine Hände hatten sich regelrecht daran festgesaugt. Der hagere, falkenäugige Mann schaute sich um. Jeder Zug in seinem zerklüfteten Gesicht verriet Anspannung.
Jeden Moment mussten John McKenzie und seine beiden Kumpane auf der Straße erscheinen. Und dann würden die Waffen das letzte Wort sprechen ...
Die Main Street war wie leergefegt. Manchmal wirbelte der heiße Südwind den Staub auf und trieb ihn in Spiralen vor sich her. Die Menschen von Red Lodge hatten sich in ihre Behausungen zurückgezogen. Jeder kannte die Gefahr, die sich wie eine drohende Gewitterwolke über der Town zusammengebraut hatte. Keiner wagte es, ihr entgegenzutreten.
Link Jefford sprang vom Vorbau. Seine Linke löste sich vom Schaft des Gewehres. Er rückte sich den Stetson tiefer in Stirn. Mit helläugiger Reglosigkeit stand er am Rand des Schattens, den das Office warf.
Und dann kamen die drei Banditen. Sie bogen um die Ecke beim General Store. Sie schritten nebeneinander. Die Distanz zwischen ihnen betrug jeweils eine Armlänge. Es waren heruntergekommene, verwegene Gestalten mit tagealten Bartstoppeln in den hohlwangigen, kantigen Gesichtern, in denen ein unstetes, lasterhaftes Leben unübersehbare Spuren hinterlassen hatte. Bei jedem ihrer Schritte berührten ihre Handballen die abstehenden Knäufe der Sechsschüsser. Die Sternradsporen der drei Kerle klirrten melodisch.
Link Jefford rührte sich nicht. In seinen Zügen zuckte kein Muskel. Er verspürte tiefe Bitternis, aber er zeigte es nicht. Dazu gesellte sich ein tiefempfundenes Gefühl der Verlorenheit. Die Stadt ließ ihn schmählich im Stich.
So schwer wie in dieser Minute war Link Jefford das Abzeichen an seiner linken Brustseite noch nie vorgekommen. Es schien tonnenschwer zu wiegen.
Er stand den drei Banditen mutterseelenallein gegenüber.
Sie waren voll Hass. Sie waren gekommen, um Link Jefford eine blutige Rechnung zu präsentieren.
Wie auf ein geheimes Kommando hielten sie an. Ihre Hände hingen neben den abgegriffenen Knäufen der schweren, langläufigen Colts. Die Finger waren gekrümmt wie die Klauen eines Greifs. Die Kälte des Todes umgab sie ...
Jeffords Herz schlug dumpf in der Brust. Der 62-Jährige gab sich einen Ruck. Mit kurzen, abgezirkelten Schritten bewegte er sich zur Mitte der Fahrbahn. Staub knirschte unter seinen Sohlen. Der Sheriff spürte Beklemmung. Es war, als berührte eine eisige Hand seinen Nacken.
Dann standen sie sich gegenüber.
Zehn Schritte trennten sie. Eine absolut tödliche Distanz ...
Die Gestalten der drei Banditen warfen kurze Schatten. Die Sonne stand halbrechts hinter ihnen. Jeffords Augen befanden sich im Schatten der Hutkrempe. Auf dem unteren Teil seines Gesichts lag das gleißende Sonnenlicht.
Als John McKenzie sprach, hatte seine Stimme den Klang zerspringenden Eises. Er rief: "Es geht ans Sterben, Jefford. Fang an zu beten."
"Du redest zuviel, McKenzie", stieß Link Jefford furchtlos hervor. "Bringen wir es hinter uns!"
"Sicher", nickte John McKenzie. "Wir sind nicht nach Red Lodge gekommen, um große Reden zu führen."
Link Jefford trat in Aktion. Er wollte ihnen zuvorkommen und schwang das Gewehr hoch. Eine Patrone befand sich im Lauf. Er zog blitzschnell den Kolben an seine Hüfte ...
Es war wie ein Signal und gleichzeitig der Auftakt zu einer tödlichen Tragödie. Die Hände der Banditen stießen zu den Colts. Die Eisen flirrten aus den Holstern. Ziehen, spannen und schießen waren bei jedem von ihnen ein einziger, glatter Bewegungsablauf.
Jeffords Winchester peitschte. Die Sechsschüsser dröhnten. Die Mündungsfeuer verschmolzen mit dem grellen Sonnenlicht. Die Detonationen stauten sich zwischen den Häusern und stießen schließlich dumpf grollend hinaus in die Wildnis.
Link Jefford lag bäuchlings im Staub. Eines der Geschosse hatte ihn in den Oberschenkel getroffen und ihm das Bein vom Boden weggerissen. Seine Kugel hatte Albert Oates gefällt. McKenzie und Benbow spritzten auseinander. Schießend rannte McKenzie auf die linke Straßenseite, Wade Benbow näherte sich mit langen Sätzen der rechten. Jefford rollte durch den Staub. Die Banditenkugeln pflügten den Boden, wo der eben noch gelegen hatte. Die Stadt war voll vom Dröhnen der Waffen.
McKenzie warf sich hinter einen Tränketrog. Benbow hechtete unter einen Vorbau, schleuderte sich herum und suchte über Kimme und Korn des Sechsschüssers den Sheriff.
Jefford hatte sich aufgerafft. Der Schmerz von seinem durchschossenen Oberschenkel flutete hinauf bis unter seine Schädeldecke und trieb ihm die Tränen in die Augen. Zwischen seinen Zähnen knirschte Staub. Blut pulsierte aus der Wunde. Mit zusammengepressten Kiefern humpelte Jefford los. Er gab sich selbst Feuerschutz. Mit rasender Geschwindigkeit repetierte und feuerte er. So zwang er die beiden Banditen, die Köpfe einzuziehen. Seine Projektile hämmerten fingerdicke Löcher in die Wand es Tränketrogs, hinter dem John McKenzie Schutz gesucht hatte. Das Wasser suchte sich einen Weg, sprudelte in den Staub und verwandelte ihn in Schlamm.
Jefford erreichte den Vorbau des Office. Rückwärtsgehend schleppte er sich die Stufen hinauf. Schuss um Schuss fuhr aus der Mündung der Winchester. Dann war die letzte Kugel aus dem Lauf. Es machte 'Klick', als der Schlagbolzen in die leere Kammer stieß. Jefford ließ das Gewehr fallen und riss den Colt heraus. Mit dem Daumen zog er den Hahn zurück. Schmerz verzerrte sein Gesicht. Schweiß perlte auf seiner Stirn, rann über seine Wangen und brannte in seinen Augen.
Jetzt wagten sich die beiden Banditen aus ihren Deckungen. Ihre Schüsse prallten heran. Geduckt rannten sie im Zickzack näher. In ihren zusammengekniffenen Augen glühte der Wille zum Töten. Sie kannten keine Gnade und kein Erbarmen.
Jefford kniete auf dem Vorbau ab. Sein Bein wollte ihn kaum noch tragen. Die Hose klebte an der Haut. Der Schmerz lähmte seinen Verstand. Sein Zahnschmelz knirschte. Er hob die Faust mit dem Colt. Sein Finger krümmte sich um den Abzug. Das Eisen bäumte sich auf. Die Trommel drehte sich klickend um eine Kammer weiter, als er erneut spannte ...
Der Sheriff spürte einen furchtbaren Schlag gegen die Schulter. Die Wucht des Treffers warf ihn halb herum. Ein Aufschrei stieg aus seiner Kehle. Er hatte Mühe, das Gleichgewicht zu bewahren. Heiß strich ein Stück Blei an seiner Wange vorbei. Die Schatten der jähen Benommenheit, die sich wie ein Schleier vor seine Augen senkten, rissen, als die Todesangst kam und zugleich der Selbsterhaltungstrieb durchbrach. Wenige Schritte vor sich sah er John McKenzie. Er schlug den Colt auf den Outlaw an ...
Die Waffe des Banditen brüllte auf. Einen Herzschlag später donnerte Wade Benbows Eisen. Der Tod griff mit knöcherner Klaue nach Link Jefford. Er kam nicht mehr zum Schuss. Er wurde herumgerissen und geschüttelt, und schließlich kippte er sterbend auf die Seite. Seinen Sechsschüsser begrub er unter sich.
Aus den Mündungen der Banditencolts kräuselten feine Rauchfäden. Die Detonationen zerflatterten über den Dächern, die Echos verebbten mit geisterhaftem Geflüster. Bleierne Stille senkte sich in die Stadt, eine Stille, die fast noch schrecklicher und unerträglicher anmutete als das mörderische Hämmern der Waffen vorher.
Ohne jede Gemütsregung näherte sich John McKenzie der reglosen Gestalt auf dem Vorbau. Ohne Eile stieg er die Vorbaustufen hinauf. Währenddessen sicherte Wade Benbow auf der Straße um sich. Aber niemand ließ sich sehen. Die Angst hatte die Town fest im Griff.
Groß und hager stand John McKenzie vor dem Sheriff. Mitleidlos starrte er auf die stille Gestalt hinunter. Unter dem Körper rann Blut hervor und sickerte in eine Ritze zwischen zwei Bohlen. Mit dem Stiefel drehte McKenzie den Sheriff auf den Rücken. Die blaugrauen Augen starrten mit leerem Ausdruck zum Himmel. Jeffords Hemdbrust war dunkel von seinem Blut.
John McKenzie bückte sich und riss dem Toten den Stern von der Weste. Sekundenlang starrte er mit verächtlichem Ausdruck auf das Symbol des Gesetzes in seiner flachen Hand. Dann schleuderte er es in die Fahrbahn. Das Abzeichen versank im Staub. McKenzie machte abrupt kehrt.
Wade Benbow war zu Albert Oates hingegangen und beugte sich jetzt über ihn. McKenzie sprang auf die Straße. Während er in Oates' Richtung stiefelte, klappte er die Revolvertrommel heraus. Er schüttelte die verschossenen Patronen aus den Kammern und ersetzte sie mit scharfen aus seinem Gurt. Die Trommel rastete wieder ein, der Bandit stieß den Colt ins Holster.
"Al hat der Bastard noch erwischt", stieß Benbow gehässig hervor. "Er war besser, als wir annahmen."
"Aber nicht gut genug", versetzte McKenzie kalt. "Für Al können wir nichts mehr tun. Verschwinden wir ..."
Auch Wade Benbow lud seinen Revolver nach. Die beiden Banditen stapften zum Mietstall. Eine Viertelstunde später verließen sie Red Lodge. Die Nasen ihrer Pferde wiesen nach Westen ...
Baxter war auf Nummer sicher. Jim brachte die Pferde zu ihrem Besitzer auf die Double-C Ranch zurück. Cedrik Crawford, der Ranchboss, legte Jim die Hand auf die Schulter und schaute ihn voll Unbehagen an. Mit schleppendem Tonfall gab er zu verstehen: "John McKenzie und zwei seiner Banditen haben Red Lodge einen verhängnisvollen Besuch abgestattet, Jim."
Jim schaute verständnislos. "Wer ist John McKenzie?", fragte er und spürte Beklemmung.
"Natürlich", murmelte Crawford und schlug sich leicht mit der flachen Hand gegen die Stirn. "Das kannst du nicht wissen. Es war vor deiner Zeit hier. Die McKenzies lebten früher in der Gegend östlich von Red Lodge. Sie betrieben eine Ranch, doch niemand wusste so recht, womit sie ihren Lebensunterhalt tatsächlich bestritten. Sie waren oft wochenlang unterwegs und kein Mensch wusste, wo sie sich herumtrieben.
Eines Tages kam ein U.S.-Marshal nach Red Lodge. Er ritt auf der Fährte einiger Banditen, die zwischen Billings und Bozeman die Stagecoach überfallen hatten und den Kutscher sowie einen Passagier erschossen. Er lieferte Link eine Beschreibung – und danach konnte nur Price McKenzie der Postkutschenräuber sein. Link ritt mit dem U.S.-Marshal hinaus zur McKenzie-Ranch. Nach einer Schießerei, an der sich auch John McKenzie beteiligte, wurde die Bande zerschlagen. Die Brüder und einige ihrer Kumpane wurden festgenommen. John McKenzie wurde zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt, weil er sich mit dem Gewehr in der Faust der Verhaftung seines Bruders widersetzte. Price McKenzie aber landete am Galgen. Er wurde mit drei seiner Kumpane hier in Red Lodge gehängt. Link musste als Sheriff das Urteil vollstrecken."
"Und John McKenzie schwor Rache, wie?" Jim fragte es und spürte, wie ihm ein eisiger Schauer über den Rücken rann. Eine unsichtbare Hand begann ihn zu würgen. Düstere Ahnungen befielen ihn.
Crawford nickte. "Gestern kam er mit zwei Komplizen nach Red Lodge."
"Sprich weiter, Cedrik", entrang es sich Jim mit belegter Stimme. Das Sprechen bereitete ihm Mühe. Sein Hals und seine Mundhöhle waren trocken wie Wüstenstaub.
"Sie haben Link zusammengeschossen." Die Stimme des Ranchers sank herab. "Einen von ihnen hat er mitgenommen auf die lange Reise. Im Endeffekt aber hatte er keine Chance."
"Er ist also tot." Die vier Worte tropften wie Bleiklumpen von Jims zuckenden Lippen.
Der Druck der Hand auf seiner Schulter verstärkte sich. "Yeah, Jim. Wie ich schon sagte: Sie ließen ihm nicht den Hauch einer Chance."
"Diese Bastarde. Sind sie noch in Red Lodge?"
"Nein. Sie sind sofort weitergeritten."
"Wohin?"
Crawford zuckte mit den Achseln.
Eine jähe, tödliche Leidenschaft stellte sich bei Jim ein. Der Hass auf die Mörder Link Steffords schwoll an wie ein reißender Fluss. Seine Gedanken wirbelten und drifteten auseinander. Link ist tot!, sickerte es durch sein Gehirn. Sie haben den Mann, der dir das Leben gerettet und dir Arbeit gegeben hat, niedergeknallt wie einen tollwütigen Hund. Sie haben ihn kaltblütig ermordet ...
Es nagte und fraß in ihm und ließ ihn nicht mehr los, vergiftete seinen Verstand und ließ keinen anderen Gedanken mehr zu, als den nach gnadenloser Vergeltung.
Er schaute Crawford an wie ein Erwachender. "Ich reite nach Red Lodge, Cedrik", murmelte er. "Und dann ..."
Mit einem Satz war Jim Hannagan im Sattel seines Pferdes. Der Tier tänzelte auf der Stelle. "Hüh!" Jim kitzelte das Pferd mit den Sporen. Das Tier streckte sich. Seine Muskeln und Sehnen begannen zu arbeiten.
Eine Stunde später ritt Jim zwischen die ersten Häuser der Stadt. Es war um die Mittagszeit. Die Sonne stand hoch im Zenit, hatte sich in einen glühenden Ball verwandelt und sog Mensch und Tier regelrecht das Mark aus den Knochen.
Passanten blieben auf den Gehsteigen stehen, als sie den verstaubten Mann mitten auf der Fahrbahn reiten sahen. Betretenheit schlich sich in die Gesichter. Viele männliche Einwohner der Town bekamen es plötzlich sehr eilig, von der Straße zu verduften.
Beim Saloon hielt Jim an. Er saß ab. Staub rieselte von seinen Schultern und von seiner Hutkrempe. Er führte sein Pferd zum Tränketrog und ließ die Zügel einfach fallen. Das Tier senkte seine Nase in das brackige Wasser.
Sattelsteif ging Jim in den Inn. Seine Absätze tackten rhythmisch. Eine Schicht aus Staub und Schweiß hatte sich in seinem Gesicht gebildet. Seine Lider waren gerötet. Er sah aus wie ein Mann, den nach vielen Tagen die Hölle ausgespuckt hatte.
An einem der Tische beim großen Frontfenster saßen vier Männer. Bürger von Red Lodge. Der Salooner stand hinter dem Tresen und starrte Jim an wie eine Erscheinung. An einem Tisch am Ende der Theke saßen zwei Girls, die an den Wochenenden die Gäste bedienten, wenn die Cowboys von den umliegenden Ranches in die Stadt strömten, um sich nach einer Woche knochenbrechender Sattelarbeit auszutoben und der Lasterhaftigkeit zu frönen.
Mona, so hieß das eine der beiden hübschen Mädchen, erhob sich, als Jim einen Schritt vor der Tür abrupt stehen blieb. Hinter ihm schlugen knarrend die Türflügel aus.
Jims staubheisere und dennoch klirrende Stimme erklang: "Luke, wo war diese elende Stadt, als Link auf die Straße ging? Warum hat ihm kein einziger Mann beigestanden?"
Luke Bancroft, der Salooner, zog den Kopf zwischen die Schultern. Die vier Kerle beim Frontfenster vermieden es, Jim anzusehen. Sie schienen auf ihren Stühlen regelrecht zu schrumpfen.
Mona trat vor Jim hin und legte ihm beide Hände gegen die Brust. Er roch den Duft ihrer dunklen Haare und sah ihren beschwörenden Blick, der sich an seinem Gesicht verkrallt hatte.
"Du solltest der Stadt keinen Vorwurf machen, Jim", kam es leise über ihre sinnlichen Lippen. "Den Männern fehlte ganz einfach der Mut, sich an Links Seite zu stellen und gegen die drei Revolverschwinger zu kämpfen."
Die Schicht aus Schweiß und Staub in Jims Gesicht zerbrach. In seinen blauen Augen flirrte es kalt. Er ließ seiner tiefen Verachtung freien Lauf. "Diese Stadt ist eine Rattenburg", presste er hervor. "So ist es. Sie wird von Ratten und feigen Coyoten bevölkert."
Er schwang herum. Monas Hände sanken nach unten. "Jim, bitte ...", flehte sie, aber Jim stieß schon mit den Handballen die Türflügel auf und verließ den Schankraum.
Er führte sein Pferd zum Mietstall. Den Jungen, der hier Dienst versah, fragte er: "Hatten John McKenzie und seine Komplizen ihre Pferde bei dir untergestellt?"
Der Halbwüchsige nickte.
"Hast du eine Ahnung, wohin sie sich gewandt haben?"
"Sie sprachen vom Salmon River", erwiderte der Boy.
"Der ist doch in Idaho."
"Ja. Dort holen sie das Gold zentnerweise aus dem Boden, habe ich mir sagen lassen. Ein Stelldichein für Glücksritter, Abenteurer und Banditen, wie McKenzie einer ist."
"Mit ihm reitet noch einer. Weißt du seinen Namen?"
"McKenzie redete ihn mit Wade an, Jim."
Jim verließ den Mietstall und ging zum Undertaker. Er erfuhr, dass Link schon beerdigt worden war. Wegen der Hitze, erklärte ihm der Totengräber. Jim stapfte zum Boothill, der etwas außerhalb der Stadt angelegt worden war. Lange stand er vor dem flachen Grabhügel. Und während er seinen Stetson in den Händen drehte und von einer ganzen Gefühlswelt durchströmt wurde, leistete er einen Schwur – den Schwur, nicht zu ruhen, bis Link Jeffords Mörder zur Rechenschaft gezogen waren.
Schließlich verließ er das Grab. Er kehrte in die Stadt zurück und begab sich ins Office.
Mona wartete dort auf ihn.
"Jim", murmelte sie, "ich ahne, wie sehr dich Links Tod trifft. Du – du wirst seinen Mördern folgen, nicht wahr?"
"Natürlich", antwortete er. "Links Tod darf nicht ungesühnt bleiben. Ich bin es Link schuldig ..."
"Hass führt in die Hölle, Jim", murmelte die schöne Frau.
"Es ist kein Hass, Mona", erwiderte Jim. "Aber es war Mord. Feiger, niederträchtiger Mord aus niedrigen Beweggründen. Und dafür fordert das Gesetz Rechenschaft."
"Dein Stern gilt nur im Carbon County. Außerhalb der County Grenzen ist er gerade das Blech wert, aus dem er gestanzt ist."
"Auf den Stern wird es in diesem Fall nicht ankommen, Mona", erwiderte Jim hart.
Mona trat vor ihn hin. "Du hast mir vor kurzem deine Liebe gestanden. Wir sind so gut wie verlobt, Jim. Ich ..."
Jim lachte bitter auf. "Hast du etwa Angst, dass ich nicht mehr zurückkehre?" Seine Stimme klirrte. Er legte seine Hände um ihre Oberarme. Der Duft ihrer Haare stieg ihm in die Nase. Ihre Blicke versanken ineinander. "Entschuldige", murmelte er. "Ja, Mona, ich liebe dich. Aber ich verachte diese Stadt, und ich möchte ihr am liebsten den Stern vor die Füße werfen."
"Ich liebe dich auch, Jim", sagte die schöne Frau mit den dunklen Haaren und dem Feuer in den braunen Augen.
Jim beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie. Es war ein verzehrender, inniger Kuss voller Leidenschaft. Sie drängte sich an ihn. Er spürte die Wärme ihres Körpers und den Druck ihrer festen Brüste. Plötzlich spürte er das Verlangen, sie zu besitzen. Es überkam ihn wie ein Rausch.
Ihre Lippen lösten sich. Mona spürte seine Hand unter der Bluse auf ihrer Brust. Seine Handfläche massierte sanft den kieselsteinharten Nippel. Etwas atemlos entrang es sich der Frau: "Gehen wir in dein Zimmer, Jim. Komm, ich ..."
Er zog sie mit sich fort. Wenig später betraten sie den kleinen Anbau, in dem Link Jefford seinem Deputy ein Zimmer zur Verfügung gestellt hatte. Jim bezahlte dafür von seinem Gehalt im Monat fünf Dollar an die Stadt. Es war ein spartanisch eingerichteter Raum – aber das Bett war groß und bequem ...
Sie entledigten sie sich ihrer Kleidung, und dann ließen sie sich nackt auf das Bett sinken.
Jims Lippen kosten ihren Hals, ihre Brüste, ihren flachen Bauch, seine Zunge strich über ihre empfindsamsten Stellen.
Mona manipulierte seinen prallen Stängel mit den Händen und ihren Lippen.
"Besorg’s mir", flehte sie fast, als die Wollust sie zu übermannen drohte. Mit seinen Händen, seinen Lippen und seiner Zunge hatte er sie an den Rand des Gipfels der Leidenschaft geführt, und jetzt wollte sie ihn endlich in sich spüren.
Sie erschauderte und röchelte, als sie ihn am Portal ihrer Lusthöhle spürte. Tief drang er von hinten in sie ein. Seine Hand wanderte nach vorn zwischen ihre Beine und seine Finger begannen sie obendrein zu stimulieren. Langsam, genussvoll fuhr er in ihr hin und her.
Er spürte die feuchte Wärme ihres Lustkanals und genoss dieses Gefühl. Seine kurzen, langsamen Stöße verzückten sie. Sie drängte gegen ihn, griff zwischen ihren Beinen hindurch und massierte sachte seine Hoden. Er schien noch ein Stück in sie hineinzuwachsen.
Er stieß etwas schneller, zog sein bestes Stück weit heraus, um es im nächsten Moment wieder tief hineinzutreiben. Monas Scheidenwände produzierten glitschige Flüssigkeit ...
Als sich bei ihr der Orgasmus fast eruptiv einstellte, schrie sie: "Oh, mein Gott ..." Ihre Stimme zerrann, sie bäumte sich auf. "Oooh, mein Gott! – Aaah ..."
Es endete in einem erlösenden Wimmern. Sie wühlte den Kopf ins Kissen und biss hinein. Ihr Verstand drohte auszusetzen, so sehr wurde sie vom hormonellen Gipfelsturm erfasst und von einer weichen Wolke weggetragen, bis die Impulse, die sein Glied in ihr auslöste, langsam abklangen.
Langsam in der Mitte vor und zurück schwingend, entlud Jim sich in sie. Mona wurde vom Glücksgefühl übermannt. Tränen füllten ihre Augen und rannen ihr die Wangen hinunter.
Dann lagen sie gelöst nebeneinander.
"Ich habe Angst um dich", raunte Mona. "Dieser John McKenzie ist ein skrupelloser Killer."
"Weil das so ist, Darling, muss er unschädlich gemacht werden. Keine Sorge. Er weiß nicht, dass ich auf seiner Fährte reite. Und wenn ich ihn einhole, werde ich das Überraschungsmoment auf der Seite haben. Ich lasse ihm ebenso wenig eine Chance, wie er Link eine Chance ließ."
Dann lagen sie sich wieder in den Armen. Mona gab Jim alles, was eine Frau einem Mann zu geben im Stande ist.
Irgendwann übermannte Jim der Schlaf. Schreckliche Träume quälten ihn und rissen ihn immer wieder in die Höhe.
Es war noch stockfinster, als Jim wie gerädert aufstand. Mona schlief. Leise zog Jim sich an. Den Stern löste er von seiner Weste. Er wog ihn kurz in der Hand, dann legte er ihn in den Schreibtischschub. Jim wollte nicht als Sheriff die Mörder Links zur Rechenschaft ziehen. Er hatte Rache geschworen. Und dieser Schwur vereinbarte sich nicht mit dem Eid, den er geleistet hatte.
Darum ließ er das Symbol des Gesetzes zurück.
Jim schnallte sich den Revolvergurt um, holte sein Gewehr und einige Päckchen Munition, die er in die Jackentasche schob, dann hauchte er der schlafenden Frau einen Kuss auf den Mund.
Fahles Mondlicht lag mit silbrigem Hauch auf den Dächern und der Fahrbahn. Jim marschierte entschlossen zum Mietstall. Eine Laterne spendete vages Licht. Sein Pferd ruckte in die Höhe und schnaubte. Jim Hannagan legte ihm den Sattel auf, zäumte ihn und führte ihn in den Wagen- und Abstellhof. Das Sattelleder knarrte, als er aufsaß.
Jim ritt auf die Main Street und wandte sich nach Westen. In seinem Holster steckte der 45er, im Scabbard die Winchester. Was Jim jedoch im Herzen trug, aber war gefährlicher und tödlicher als jede Waffe der Welt ...
Es war der vernichtende Hass auf die Kerle, die Link Jefford ermordeten, den Mann, zu dem er aufblickte, für den er in die Hölle geritten wäre und den Teufel am Schwanz gezupft hätte. Ein Hass, der keine Zugeständnisse und keine Versöhnung kannte ...
"Die Goldlandwölfe haben wieder zugeschlagen", sagte Jessy Chandler, als ihr Vater den Laden durch die Hintertür betrat. "Sie haben Chuck Warner in seiner Hütte überfallen, ihn halb tot geschlagen und ihm des gesamte Gold gestohlen, das er in den vergangenen Tagen aus der Erde geholt hat."
Craig Chandler war Storebesitzer und Town Mayor von Salmon. Er war Ende 60. Er selbst arbeitete nicht mehr im Laden. Das besorgte Jessy für ihn.
Der alte Mann schaute ziemlich unglücklich drein. "Es wird immer schlimmer hier", murmelte er. "Was war Salmon für eine ruhige Stadt, ehe das verfluchte Gold hier am Creek gefunden wurde. Jetzt ..."
Er brach ab und seufzte ergeben. Es war sinnlos, sich zu beklagen. Er wusste es, denn er hatte die ungute Entwicklung hier nicht aufhalten können. Aus dem kleinen Ort hatte sich eine Stadt entwickelt, in der der Dollar locker saß und das Leben eines Mannes gerade mal den Preis für eine Kugel wert war.
"Salmon ist keine Stadt mehr", hub er noch einmal an. "Es ist ein Sündenpfuhl, ein lasterhaftes Babel. Hier läuft nichts mehr in geordneten Bahnen. Seit Franklin hier den Ton angibt, regiert die Gewalt. Der Town Marshal ist ein Mann Franklins. Die meisten Bürgerräte reden Franklin nach dem Mund. Im Bürgerrat wird nur noch beschlossen, was Franklin abgesegnet hat."
"Vater", murmelte Jessy, "ein Mann wie Franklin ist notwendig in Salmon. Er ist so etwas wie die ordnende und zähmende Hand in der Stadt. Es ginge drunter und drüber, wenn nicht er immer wieder eingreifen und die Ruhe herstellen würde. Er ..."
"... beschäftigt ein Rudel Schnellschießer, eine Horde Schläger, eine Bande von Kerlen, deren Sprache die der Fäuste und Revolver ist und die über Leichen gehen, wenn es darum geht, die Interessen Franklins durchzusetzen und seinem Willen Geltung zu verschaffen. Aber auf diesem Ohr hörst du schlecht, Jessy, ich weiß schon. Seit dir dieser Jack Randall den Hof macht ..."
Craig Chandler verschluckte den Rest, ging um die Verkaufstheke herum und näherte sich der Vordertür.
"Du magst Jack nicht, Dad", holte ihn die Stimme Jessys ein. Ihre Augen hatten sich etwas verdunkelt. Ihre Stimme klang kehlig. "Ich frage mich nur, warum nicht."
Craig Chandler wandte sich seiner Tochter noch einmal zu. "Als er mit Franklin hier ankam, waren es Landstreicher. Franklin, Randall, Slade und Mason – vier Satteltramps, die sich mit roher Gewalt behaupteten und schließlich Lester Carmickel von seinem Thron stießen, auf den er sich selbst gesetzt hatte. Franklin ist kein Deut besser als Carmickel. Vielleicht sogar noch einige Nuancen schlimmer. Doch er versteht es besser, den Menschen hier Sand in die Augen zu streuen. Und Randall ist so etwas wie seine rechte Hand. Nein, Jessy, ich mag ihn nicht. Diese Kerle säen nicht, sie ernten nur. Und das entspricht nicht meiner Vorstellung von einem Mann – schon gar nicht meiner Vorstellung von dem Mann, der dich eines Tages glücklich machen soll."
Craig Chandler ging zur Tür und öffnete sie. Die Ladenglocke bimmelte. Draußen zog ein Reiter vorbei. Es war ein Mann um die dreißig. Er saß nach vorne gekrümmt auf seinem Pferd. Feiner Staub puderte seine Kleidung. Staub klebte auch im Fell seines Pferdes. Das Tier ging mit hängendem Kopf und zog müde die Hufe über die Straße.
"Sieh dir diesen Mann an", sagte Craig Chandler über die Schulter. "Er kommt von weit her, wie viele der Kerle, die nach und nach in die Town einfallen wie Wölfe. Franklin wird ihm einen Job bieten und mit ihm seine Revolvermannschaft verstärken. Er übernimmt die Stadt mehr und mehr und lebt auf ihre Kosten wie die Made im Speck. Franklin ist ein Wolf im Schafspelz, Jenny. Und die Kerle, die für ihn arbeiten, sind von der selben Spezies."
Jenny war hinter ihn getreten und fixierte über seine Schulter hinweg den Reiter, der am Store vorbeizog.
Es war Mittagszeit und sehr heiß. In der Stadt war es ruhig. Sie erwachte erst am Abend zu sündigem, lasterhaftem Leben, wenn die Digger die Saloons und anderen Vergnügungsetablissements stürmten. Dann verwandelten sie Salmon in einen Hexenkessel, in ein Sodom und Gomorrha des Goldlandes.
Der Reiter sah die beiden in der Tür des Ladens und lenkte den Rotfuchs, auf dem saß, auf sie zu. Vor dem Store hielt er an, tippte mit dem Zeigefinger der Rechten lässig an die Hutkrempe und sagte staubheiser: "Ich komme von Red Lodge herüber, Sir. Nicht gerade ein einfacher Weg über die Bitterroot Berge. Mein Pferd ist ziemlich am Ende. Wo finde ich den Mietstall?"
Jetzt nahm der Reiter erst Jessy wahr, die fast verdeckt von der Gestalt ihres Vaters über dessen Schulter den Blick auf ihn gerichtet hatte. Er griff nach dem Stetson und lüftete ihn. "Sorry, Ma'am", sagte er. "Ich wollte nicht unhöflich sein."
"Warum haben Sie denn den halsbrecherischen Weg genommen, Mister?", stieß Craig Chandler nicht gerade freundlich hervor. "Hat man Ihnen auch die Story auf die Nase gebunden, dass hier am Salmon Creek der Reichtum sozusagen auf der Straße liegt und man ihn nur aufzuheben braucht? Hat Sie diese Aussicht über die Berge getrieben?"
Die Brauen des Reiters schoben sich etwas zusammen. "Nein", brach es fast brüsk über seine rissigen, trockenen Lippen. "Ich bin nach Salmon gekommen, weil die Spur zweier Mörder hierher führt. Mein Name ist Jim Hannagan. Ich bin Hilfssheriff in Red Lodge. Die beiden haben den Sheriff von Red Lodge ermordet. Das ist der Grund, Sir, der mich über die Bitterroot Range getrieben hat."
Jim wollte den Rotfuchs herumziehen, um weiterzureiten. Er war verärgert. Hinter ihm lagen tausend Strapazen und Gefahren. Der Weg über den Pass war mörderisch gewesen. Er und das Pferd waren ziemlich am Ende. Und der erste Mensch, den er ansprach, war ein schlechtgelaunter Oldtimer ...
Jessy drängte sich an ihrem Vater vorbei. "Warten Sie, Jim Hannagan. Es tut mir leid, wenn mein Dad ..."
Craig Chandler fiel ihr ins Wort. Er rief: "Sorry, Hannagan. Ich dachte eben, Sie sind auch einer dieser Abenteurer und Glücksritter, die tagtäglich nach Salmon kommen. Die meisten lassen sich einen Claim eintragen und schuften sich den Rücken krumm. Ja, sie graben sich wie Maulwürfe in die Erde und träumen davon, auf ein Nest voller Nuggets oder vielleicht sogar auf eine Goldader, eine Bonanza, zu stoßen. Es gibt aber auch andere. Es sind jene, die sich keinen Claim eintragen lassen. Sie ..."
Chandler brach ab. "Es wird Sie kaum interessieren, Hannagan. Reiten Sie die Main Street entlang bis zur vierten Querstraße und folgen Sie dieser nach rechts. An ihrem Ende finden Sie den Mietstall."
Jim, der noch einmal angehalten hatte, musterte die Frau. Nachdem sie jetzt nicht mehr völlig von ihrem Vater verdeckt wurde, sah er eine mittelgroße, schlanke und ausgesprochen hübsche Lady Mitte der 20, die ihn interessiert musterte. Ihr gebräuntes Gesicht bestach nicht so sehr durch seine Regelmäßigkeit, sondern durch die Wärme und Fraulichkeit, die es verstrahlte. Ihr Hals war braun und schlank, die Linie des feingeformten Kinns makellos. Sie lächelte – ein Lächeln, das ihre weißen, glitzernden Zähne zeigte und ihre Lippen verlockend erscheinen ließ.
"Doch", sagte Jim versonnen, "es interessiert mich. Zu den anderen gehören nämlich die beiden Mörder, denen ich gefolgt bin. Zu jenen also, die sich hier nicht den Rücken krumm arbeiten wollen, die dennoch mitverdienen möchten."