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Dieses Buch enthält folgende Western: Pete Hackett: Das tödliche Lied des Colts Pete Hackett: McQuade und die Bande der Gesetzlosen Alfred Bekker: Das heiße Spiel von Dorothy John Frederick: Silberregen Gray Wolf bellte, dass es von den Felswänden widerhallte, und sprang an der Seite des Falben in die Höhe. "Was ist los, Partner?", fragte McQuade und zügelte das Pferd. "Hast du zwischen den Felsen etwas entdeckt, das du mir zeigen möchtest?" Der graue Wolfshund bellte, warf sich herum, rannte ein Stück in eine enge Schlucht, kam zurück und bellte noch herausfordernder. "Na schön, dann zeig mir, was du gefunden hast", sagte der Kopfgeldjäger. Gray Wolf lief zwischen die Felsen, der Texaner trieb den Falben an und folgte ihm. Die Schlucht mündete in eine staubige Senke, in der riesige Kakteen und dorniges Strauchwerk wuchsen. Der Boden war stellenweise steinig. Die Hufe des Falben krachten. Gray Wolf verschwand in einer Gruppe von Felsen. McQuade saß ab, zog mit einem Ruck die Henrygun aus dem Scabbard und folgte dem Hund. Das Bellen Gray Wolfs wies ihm den Weg. Und dann sah er die reglose Gestalt im Sand liegen. Gray Wolf winselte jetzt leise. Es handelte sich um einen Mann. Er lag auf dem Bauch und der Kopfgeldjäger konnte sein Gesicht nicht sehen. Sein Oberkörper war nackt. Er war der sengenden Sonne schutzlos ausgeliefert und die Haut war rot verbrannt. Auf der rechten Schulter waren außerdem frische Brandwunden zu sehen. Bei genauem Hinsehen glaubte McQuade zwei Buchstaben erkennen zu können, nämlich ein E und ein S.
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Western Viererband 4015
Copyright
Das tödliche Lied der Colts
McQuade und die Bande der Gebrandmarkten
Das heiße Spiel von Dorothy
Silberregen
Dieses Buch enthält folgende Western:
Pete Hackett: Das tödliche Lied des Colts
Pete Hackett: McQuade und die Bande der Gesetzlosen
Alfred Bekker: Das heiße Spiel von Dorothy
John Frederick: Silberregen
Gray Wolf bellte, dass es von den Felswänden widerhallte, und sprang an der Seite des Falben in die Höhe. „Was ist los, Partner?“, fragte McQuade und zügelte das Pferd. „Hast du zwischen den Felsen etwas entdeckt, das du mir zeigen möchtest?“
Der graue Wolfshund bellte, warf sich herum, rannte ein Stück in eine enge Schlucht, kam zurück und bellte noch herausfordernder.
„Na schön, dann zeig mir, was du gefunden hast“, sagte der Kopfgeldjäger. Gray Wolf lief zwischen die Felsen, der Texaner trieb den Falben an und folgte ihm. Die Schlucht mündete in eine staubige Senke, in der riesige Kakteen und dorniges Strauchwerk wuchsen. Der Boden war stellenweise steinig. Die Hufe des Falben krachten. Gray Wolf verschwand in einer Gruppe von Felsen.
McQuade saß ab, zog mit einem Ruck die Henrygun aus dem Scabbard und folgte dem Hund. Das Bellen Gray Wolfs wies ihm den Weg. Und dann sah er die reglose Gestalt im Sand liegen. Gray Wolf winselte jetzt leise. Es handelte sich um einen Mann. Er lag auf dem Bauch und der Kopfgeldjäger konnte sein Gesicht nicht sehen. Sein Oberkörper war nackt. Er war der sengenden Sonne schutzlos ausgeliefert und die Haut war rot verbrannt. Auf der rechten Schulter waren außerdem frische Brandwunden zu sehen. Bei genauem Hinsehen glaubte McQuade zwei Buchstaben erkennen zu können, nämlich ein E und ein S.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author / COVER EDWARD MARTIN
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U.S. Marshal Bill Logan – Neue Abenteuer
U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.
Über den Autor
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane.
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
Ich war gerade auf dem Weg zum Pferdestall, als Simon Calispel, der Sekretär des Richters, aus dem Gerichtsgebäude trat und rief: „Logan, he, Logan, Sie möchten bitte sofort beim Richter erscheinen.“
„Schon gut, Simon“, erwiderte ich und änderte die Richtung. „Was gibt es denn?“, fragte ich, als ich an Calispel vorbei marschierte und das Gebäude betrat. In dem großen Flur roch es nach Bohnerwachs und kaltem Tabakrauch.
„Ich habe keine Ahnung“, versetzte Calispel achselzuckend, „denke aber, dass es mit den fünf Siedlerfamilien zusammenhängt, die vorgestern hier eingetroffen sind. Einer der Siedler hat vor einer Viertelstunde um ein Gespräch mit dem Richter nachgesucht. Ich denke mal, Sie sind gefordert, Logan.“
Wenig später klopfte ich gegen die Tür zum Büro des Richters. „Kommen Sie herein!“, erklang es und ich folgte der Aufforderung. Richter Jerome F. Humphrey saß hinter seinem Schreibtisch. Sein schmales Gesicht mit den aristokratischen Zügen war ernst. Er war mit einem schwarzen Anzug und einem weißen Hemd bekleidet. Die weinrote Fliege am Hemdkragen stand in einem krassen Gegensatz zu den übrigen Farben.
Vor dem Schreibtisch saß ein bärtiger Bursche. Er trug derbe, zerschlissene Kleidung, seine Haare waren nackenlang und blond, sein Alter schätzte ich auf vierzig Jahre. Die Strapazen und Entbehrungen eines langen, harten Trails hatten Spuren in seinem Gesicht hinterlassen. Die blauen Augen schauten mich müde an. Ich schätzte den Mann ein und versuchte mir ein Bild von ihm zu machen.
Es war ein Mann, dazu geboren, den Pflug zu führen, zu sähen und zu ernten. Sicher besaß er Frau und Kinder, und sein Bestreben war es, sich und seiner Familie eine solide Existenzgrundlage zu schaffen.
Ich grüßte und richtete den Blick auf den Richter. Er war Bundesrichter und oberster Gerichtsherr des ‚District Court for the Northern District of Texas’. Seine Urteile erlangten sofort Rechtskraft. Die Berufung gegen seinen Richterspruch war ausgeschlossen.
„Guten Morgen, Logan“, erwiderte Humphrey meinen Gruß. Er sprach mit klarer, präziser Stimme. „Das ist Mr John Cassidy.“ Der Richter wies mit einer knappen Geste seiner Linken auf den Mann in der derben Kleidung. „Mr Cassidy und vier weitere Siedlerfamilien stehen mit ihren Planwagen vor der Stadt. Sie haben Siedlungsgebiet am Walnut Creek erworben.“
Nach diesen Worten stellte der Richter mich dem Mann vor.
Ich nickte John Cassidy zu.
„Ich kann mir schon denken, was Sache ist“, murmelte ich. „Die Triangle-S Ranch hat sicher eine Menge gegen die weitere Besiedlung an den Flüssen südlich des Canadian einzuwenden.“
Der Richter nickte. „Gestern tauchten ein halbes Dutzend Reiter bei den Siedlern auf – Reiter der Triangle-S. Sie haben Cassidy und den anderen Siedlern empfohlen, umzukehren oder weiterzuziehen. Sollten sie sich dennoch am Walnut Creek blicken lassen, um ihre Parzellen in Besitz zu nehmen, will man ihnen die heilige Mannesfurcht einjagen.“
„Das ist eine Drohung, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt!“, entfuhr es mir.
„Das ist leider so“, murmelte der Richter. „Wir kennen das Problem zur Genüge. Die Ranches der Panhandle Cattle Company setzen alle Hebel in Bewegung, um die Besiedlung des Landes und damit die Ausbreitung der Landwirtschaft zu verhindern. Sie schrecken auch vor Gewalt nicht zurück.“
Ich wandte mich an John Cassidy und fragte: „Da Sie sich an das District Court gewandt haben, vermute ich, dass Sie und Ihre Begleiter eine Entscheidung getroffen haben. Sie wollen bleiben, und Sie sind gekommen, weil Sie Hilfe gegen die Triangle-S suchen, nicht wahr?“
„Wir haben die Parzellen am Walnut Creek ordnungsgemäß erworben“, antwortete Cassidy. „Und wir haben nicht den weiten Weg von Palestine herauf auf uns genommen, um hier kläglich zu scheitern. Wir lassen uns nicht einschüchtern. Das Recht ist auf unserer Seite. Und da Verstöße gegen das Heimstättengesetz unter Bundesrecht fallen, haben wir uns an das District Court gewandt.“
Der Richter mischte sich wieder ein. „Ja, die Neusiedler sind im Recht, Logan. Und da Übergriffe von Seiten der Triangle-S zu befürchten sind, wünsche ich, dass Sie die fünf Familien zum Walnut Creek begleiten.“
„Ich werde sie nicht ewig beschützen können“, gab ich zu bedenken.
„Die Triangle-S Leute werden nicht lange auf sich warten lassen“, versetzte Humphrey. „Verweisen Sie sie in ihre Schranken und machen Sie Ihnen klar, dass wir mit aller Härte gegen jeden vorgehen, der auch nur ansatzweise versucht, den Heimstättern das Leben schwer zu machen. Der Stern an Ihrer Brust wird Ihnen den nötigen Respekt verschaffen.“
„Wann wollen Sie zum Walnut Creek aufbrechen?“, fragte ich Cassidy.
„So bald wie möglich.“
„Es sind sechzig Meilen“, erklärte ich. „Bis Pampa können wir die Straße benutzen. Ab Pampa gibt es keinen Weg zum Walnut Creek. Ich schätze, wir benötigen vier Tage.“
„Dann sollten wir keine Zeit verlieren und uns unverzüglich auf den Weg machen. Was halten Sie davon, wenn wir um die Mittagszeit aufbrechen?“
„Ich bin einverstanden“, antwortete ich. „Ich werde mich also mittags bei Ihnen im Camp einfinden. Sie sind dann abmarschbereit.“
„Klar.“ Cassidy erhob sich und reichte mir die Hand. Sein Händedruck war fest. Ich schaute ihm in die Augen und mir wurde schlagartig klar, dass ich einen absolut ehrlichen, ehrbaren, fleißigen und auch entschlossenen Mann vor mir hatte. Er war mir auf Anhieb sympathisch.
*
Vor die Conestoga-Schoner hatten die Siedler Ochsen gespannt, jeweils vier Stück. Eine kleine Schaf- und Ziegenherde stand abmarschbereit etwas seitlich auf einer Wiese. Ich sah einige Hunde und hörte Hühner gackern, die in Kisten transportiert wurden, die aus Latten zusammengenagelt waren. Zu dem Treck gehörten auch ein Dutzend Milchkühe und ein Rudel Reitpferde sowie ein halbes Dutzend Kaltblüter.
Es war ein grauer Tag im September. Die Wolken hingen tief und ließen keinen Sonnenstrahl durch. In den vergangenen Stunden hatte immer wieder Nieselregen eingesetzt. Der Boden war feucht. Aber das war mir ganz lieb. Wenn fünf Prärieschoner und einige Dutzend Tiere über trockenen Boden zogen, wurde Staub aufgewirbelt, der die Poren verklebte, irgendwann zwischen den Zähnen knirschte und unter der Kleidung scheuerte.
Ich nahm alle Eindrücke in mir auf, die sich mir boten. Die Frauen der Neusiedler trugen fast allesamt breitrandige Hüte, die sie mit Tüchern auf dem Kopf festgebunden hatten. Ihre Kleider waren knöchellang und sahen ziemlich mitgenommen aus. Kinder lärmten um die Fuhrwerke herum.
John Cassidy und vier weitere Männer kamen auf mich zu. Irgendwie waren sie sich alle ähnlich. Ihre Gesichter waren bärtig, die Kleidung derb und verschlissen. Man sah es ihnen an: Sie konnten zupacken.
Ich parierte mein Pferd. Es war ein Grulla-Hengst. Er prustete, scharrte mit dem linken Vorderhuf über den Boden, dann wieherte er. Die Blicke aller hatten sich an mir regelrecht festgesaugt. Die fünf Männer hielten an, Cassidy sagte: „Sie sind ja pünktlich, Logan. Wir sind abmarschbereit.“ Und dann stellte er mich den Siedlern vor, indem er ihnen meinen Namen nannte und sie darauf hinwies, dass ich U.S. Deputy Marshal sei.
Einer der Heimstätter fragte skeptisch: „Fühlen Sie sich tatsächlich in der Lage, Marshal, uns vor Übergriffen der Triangle-S Ranch zu schützen?“
„Wir werden es sehen“, versetzte ich knapp. „Wie viele Leute seid ihr?“
„Mit den Halbwüchsigen elf Mann, dazu kommen sieben Frauen und sechs Kinder.“ Cassidys Brauen schoben sich zusammen, es verlieh seinem Gesicht einen finsteren Ausdruck. „Warum fragen Sie? Denken Sie, dass es schon während des Marsches zum Walnut Creek Probleme gibt?“
„Ich weiß es nicht, gehe aber davon aus, dass sich sofort ein Kurier auf den Weg zur Triangle-S machen wird, sobald wir aufgebrochen sind. Und der Bursche wird den Sattel heiß reiten.“
„Gut. Wir werden die Gewehre nicht aus den Händen legen. Brechen wir also auf.“
Die Männer gingen zu ihren Wagen. Mütter riefen nach ihren Kindern, halfen ihnen auf die Ladeflächen der Schoner und kletterten selbst hinauf. Hunde bellten, Ochsen brüllten, die Hühner gackerten, Ziegen und Schafe meckerten, die Kühe muhten. In diese Geräusche mischten sich die rauen Stimmen der Männer und bald schon das Knallen der Peitschen. Die Fuhrwerke setzen sich in Bewegung. Unter den eisenumreiften Rädern wurden knirschend kleine Steine zermalmt, die Schoner ächzten in den Aufbauten, in den Naben quietschen die Achsen.
John Cassidy lenkte den vordersten Wagen. Sie fuhren ein Stück über Weideland und schwenkten dann auf die Reit- und Fahrstraße ein, die nach Pampa führte. Auf einem verwitterten Holzschild stand zu lesen, dass die Entfernung bis Pampa fünfundvierzig Meilen betrug. Es war keine richtige Straße. Es handelte sich um zwei ausgefahrene, sandige Spuren, die von Wagenrädern zerfurcht und von unzähligen Hufen aufgewühlt waren, zwischen denen kniehoch das Unkraut wuchs. Die Räder sanken im Sand ein, die Zugtiere mussten sich hart in die Riemen legen. Die Riemen knarrten in den Sielen und waren gespannt wie die Saiten eines Banjos.
Wir kamen gut voran. Ich ritt ein Stück vor dem ersten Wagen der Kolonne. Als ich einmal zurückschaute, war Amarillo hinter einer Bodenwelle verschwunden.
Der Tag verrann ohne irgendeinen Zwischenfall. Die Nacht verbrachten wir an einem schmalen Creek. Früh am Morgen ging es weiter. Meile um Meile legten wir zurück. Und am dritten Tag erreichten wir Pampa. Es war um die Mitte des Vormittags. Seit dem Vortag schien wieder die Sonne, der Boden war fast trocken. Von Pampa bis zur Quelle des Walnut Creeks hatten wir noch zehn Meilen.
Wir zogen durch den Ort hindurch. An den Fahrbahnrändern standen Menschen – Männer, Frauen und Kinder -, und winkten uns zu. Die eine oder andere freundliche Begrüßung wurde laut. Die Neusiedler waren willkommen. Sie würden den wirtschaftlichen Aufschwung der Ortschaft ankurbeln.
Hinter der kleinen Stadt wandten wir uns nordwärts. Von nun an ging es über Weideland und zwischen Hügeln hindurch, sozusagen über Stock und Stein. Außer hohem Gras bestand die Vegetation in Sträuchern und vereinzelten knorrigen Bäumen. Hier und dort erhoben sich Felsen in verschiedenen Formen und Größen, die an Grabsteine erinnerten, die vom Zahn der Zeit angenagt und mit Moos überzogen waren. In diesem Terrain musste jeder Yard Boden gewissermaßen erobert werden.
Als die Sonne hoch im Zenit stand, hielten wir an. Kochfeuer wurden entzündet, eiserne Dreibeine, von denen verrußte Kessel hingen, wurden darüber gestellt. Aus langen Seilen wurden provisorische Corrals errichtet, in die die Siedler ihr Viehzeug trieben.
„Da kommen Reiter!“, erschallte es plötzlich.
Ich saß auf der Deichsel des Schoners John Cassidys und rauchte, den Blick Mrs Cassidy zugewandt, die mit einem großen Kochlöffel in der Pampe rührte, die sie in dem verbeulten Topf, der über den Flammen hing, zubereitete.
Nun griff ich nach meinem Gewehr, das neben mir an der Deichsel lehnte, erhob mich und drehte mich um.
Es waren fünf Reiter. Sie waren gekleidet wie Cowboys. Über ihre Hosen hatten sie sich lederne Chaps geschnallt. Im Schritttempo gingen ihre Pferde eine Hügelflanke hinunter. Die Gesichter der Kerle waren wie aus Granit gemeißelt. Ich sah, dass jeder mit einem Revolver bewaffnet war, im Scabbard eines jeden steckte eine Winchester.
Der erste Verdruss bahnte sich an.
Ich ging dem Quintett entgegen. Eine Pferdelänge von mir entfernt zerrten sie ihre Pferde in den Stand. Einer stieß grollend hervor: „Ihr zieht über Weideland der Triangle-S. Das wird Porter Kelly mit Sicherheit nicht gefallen.“
„Das ist freie Weide“, versetzte ich ruhig. „Regierungsland, das die Triangle-S vielleicht nutzt, an dem sie jedoch nicht die geringsten Rechte besitzt.“
Der Weidereiter legte seine Hände übereinander auf den Sattelknauf und beugte sich etwas nach vorn. „Schon mal was vom Gewohnheitsrecht gehört, Marshal?“
Ich winkte ab. „Das Gewohnheitsrecht findet keine Anwendung, wenn dadurch die Rechte anderer beschnitten werden.“ Ich zeigte mit dem Daumen meiner Linken über die Schulter. „Diese Leute haben am Walnut Creek Land erworben. Einen anderen Weg, wie den, den wir benutzen, gibt es von Amarillo aus nicht zum Fluss.“
„Das interessiert mich nicht, Logan.“
„Mag sein. Du wirst es aber auch nicht ändern können, mein Freund. Die Triangle-S kann die Heimstätter nicht hindern, ihre Parzellen am Walnut Creek in Besitz zu nehmen. Also lasst sie in Ruhe. Bestellt Porter Kelly, dass diese Leute Verträge mit der Regierung abgeschlossen und für das Land bezahlt haben. Bestellt ihm auch, dass sie unter dem Schutz des District Court stehen. Was das heißt, muss ich weder euch noch eurem Boss groß erklären, denke ich.“
Der Bursche verzog geringschätzig den Mund. Seine Gefährten starrten mich an wie Wölfe, die ein krankes Reh gestellt hatten und sich im nächsten Moment auf ihre Beute stürzen würden. Sie waren sich ihrer Überlegenheit und Stärke ausgesprochen sicher.
„Und das District Court verkörperst du, Logan“, stieß der Weidereiter verächtlich hervor. „Sicher, wir alle wissen, dass man dich allgemein für eine besonders große Nummer hält. Dein Pech ist jedoch, dass wir uns von deinem Ruf nicht beeindrucken lassen.“
Der Verdruss war regelrecht zu riechen. Herausfordernd schaute mich der Sprecher des Rudels an, herausfordernd war auch die ganze Haltung, die er einnahm. „Mein Ruf ist unmaßgeblich“, erklärte ich und tippte mit dem Daumen meiner Rechten gegen den Stern an meiner Weste. „Ihn wirst du respektieren müssen, mein Freund.“
Hinter mir vernahm ich Schritte. Dann erklang Cassidys Stimme: „Das sind die Kerle, die nach unserer Ankunft in Amarillo bei uns im Camp waren und uns empfahlen, umzukehren oder weiterzuziehen. Einer fehlt allerdings. Ich erinnere mich haargenau an ihre Visagen. Sie sind es.“
„Jemand zu drohen ist ein Straftatbestand“, gab ich zu verstehen. „Aber ich will die Sache jetzt nicht vertiefen. Wendet eure Gäule und verschwindet. Reitet zu Porter Kelly und bestellt ihm, was ich …“
Der Sprecher des Quintetts trieb wild sein Pferd an.
Seine Absicht war klar. Er wollte mich über den Haufen reiten. Doch irgendwie hatte ich mit einer Aggression gerechnet, und ich sprang, ehe mich das Pferd rammte, ansatzlos zur Seite. Und als das Tier auf einer Höhe mit mir war, schlug ich mit der Winchester zu. Als hätte ihn die Faust des Satans getroffen wurde der Cowboy aus dem Sattel gerissen. Und noch ehe er ungebremst und mit aller Wucht am Boden aufprallte, hatte ich den Gewehrkolben an die Hüfte gezogen und repetiert.
Die vier Gefährten des großmäuligen Burschen, der verzweifelt nach Luft japsend am Boden lag, hatten den Sekundenbruchteil zwischen Begreifen und Reagieren überwunden und ihre Hände fuhren zu den Revolvern, doch jetzt erstarrten sie.
„Derjenige, der den Knauf zuerst berührt, stirbt auch zuerst!“, warnte ich.
In den Gesichtern arbeitete es krampfhaft, die Hände der Kerle hingen über den Revolverkolben, ihre Finger bewegten sich wie Spinnenbeine. Ich ließ die Mündung der Winchester zwischen ihnen hin und her pendeln.
Das Pferd des Cowboys, der am Boden liegend gegen seine große Not ankämpfte, war einige Schritte weiter stehen geblieben. Es prustete mit geblähten Nüstern und peitschte mit dem Schweif.
„Mr Cassidy!“, rief ich den Heimstätter.
Er trat neben mich. Drei weitere Männer folgten seinem Beispiel. „Wir sollten diese Kerle auf ihre richtige Größe zurecht stutzen!“, stieß einer der Neusiedler grimmig hervor. „Und dann sollten wir sie in Unterhosen und Socken zu ihrem Boss, diesem verdammten Porter Kelly schicken.“
Ich ging nicht darauf ein. „Haltet die vier in Schach“, gebot ich, dann ging ich zu dem Burschen am Boden hin und beugte mich über ihn. Der Aufprall am Boden hatte ihm die Luft aus den Lungen gepresst. Er japste wie ein Karpfen im Trockenen, sein Gesicht war dunkel angelaufen, die Augen quollen ihm regelrecht aus den Höhlen.
Mit der Linken packte ich ihn an der Hemdbrust und zerrte ihn auf die Beine. Der Stoff krachte, aber er hielt. „Lass es dir eine Lehre sein, mein Freund!“, stieß ich hervor. „Und nun setz dich auf dein Pferd, und dann verschwindet. Solltest du mir irgendwann noch einmal unangenehm auffallen, bringe ich dich nach Amarillo hinter Schloss und Riegel und du wirst die Stunde verfluchen, in der du dich mit mir angelegt hast.“
Bei dem Burschen schien der befreiende Atemzug gekommen zu sein. Die dunkle Farbe verlor sich aus seinem Gesicht, der entsetzte Ausdruck in seinen Augen machte einem gehässigen Funkeln Platz, und als es in diesen Augen verräterisch aufblitzte, war ich gewarnt. Ich versetzte dem Burschen einen derben Stoß, im selben Moment, als er das Knie hochzog, um es mir gegen eine sehr empfindliche Stelle zu rammen.
Der Stoß ging ins Leere, der Weidereiter strauchelte und ruderte mit den Armen, aber es gab nichts, woran er sich festhalten konnte, und so setzte er sich auf den Hosenboden. „Du dreckiger Bastard!“, heulte er auf.
Mit meiner Geduld war es zu Ende. Ich trat vor ihn hin, hielt ihm die Gewehrmündung gegen die Stirn und knurrte: „Tätlicher Angriff auf einen Bundesmarshal und Beleidigung, dazu kommt die Bedrohung der Neusiedler. Steh auf, dreh dich um und leg die Hände auf den Rücken. Sobald die Siedler ihren Grund und Boden abgesteckt und in Besitz genommen haben, bringe ich dich nach Amarillo.“
„Das lässt Thompson nicht zu!“, knirschte der Cowboy, erhob sich aber und wandte mir den Rücken zu. Ich fesselte ihn mit Handschellen. „Und ihr –„ rief ich den anderen Reitern der Triangle-S zu, „- verschwindet!“
Sie zerrten die Pferde herum, spornten sie an und gaben ihnen die Köpfe frei.
Die Siedler ließen die Waffen sinken, mit denen sie die Reiter bedroht hatten.
„Die Triangle-S Mannschaft wird nicht lange auf sich warten lassen“, prophezeite John Cassidy mit belegter Stimme. „Hätte ich geahnt, was für einen Ӓrger ich mir einkaufe, als ich den Vertrag unterschrieb, hätte ich sicherlich die Finger davon gelassen.“
Zustimmendes Gemurmelt erklang.
*
Ich fasste einen Entschluss und teilte ihn den Siedlern mit. „Wir warten nicht darauf, dass Porter Kelly seine Revolvermannschaft schickt“, gab ich zu verstehen. „Ich reite zu ihm und mache ihm einige Dinge klar. In eure Obhut übergebe ich diesen Dummkopf.“ Ich wies mit dem Kinn auf den gefesselten Cowboy, dessen Gesichtsausdruck man als verkniffen bezeichnen konnte. Seine Backenknochen mahlten.
„Der Boss wird dich mit der Peitschte von der Ranch jagen, Logan!“, giftete der uneinsichtige Bursche. „Vielleicht hetzt er aber auch Dave Thompson auf dich. Der wird dich aufgeblasenen Sternschlepper auf deine richtige Größe zurecht stutzen. Auf das Stück Blech an deiner Weste spuckt er.“
„Als ihr vor einigen Tagen den Heimstättern geraten habt, nicht zum Walnut Creek zu ziehen, wart ihr zu sechst“, konstatierte ich und schaute den Weidereiter scharf an. „Wer war der sechste Mann?“
„Dreimal darfst du raten.“
Ich nickte. „Schätzungsweise war es Dave Thompson persönlich. Na schön, nur noch eine Frage, mein Freund: Wie heißt du?“
„James Clark.“
„Gebt gut Acht auf den Burschen“, sagte ich an Cassidy gewandt. Dann ging ich zu meinem Pferd, das ich an das Fuhrwerk gebunden hatte, löste die Leine und saß auf. „Ihr könnt nach dem Mittagessen langsam weiterziehen“, rief ich. „Wir treffen uns an der Quelle des Walnut Creeks.“
Zum Zeichen dafür, dass er verstanden hatte, hob Cassidy die rechte Hand. Mit einem Schenkeldruck trieb ich mein Pferd an. Den Weg zur Triangle-S Ranch kannte ich. Es hatte in der Vergangenheit immer wieder Verdruss mit der Ranch gegeben. Sie war eine der Hauptranches der Panhandle Cattle Company, die ihren Sitz in Chikago hatte. Die Gesellschafter der Company lebten irgendwo im Osten der Staaten, teilweise sogar im Ausland.
Die PCC warf einen mächtigen Schatten im Panhandle. Die Ranchbosse schrieben oftmals ihre eigenen Gesetze und praktizierten sie. Sie waren mächtig, reich, unduldsam und autoritär, unerbittlich und oftmals skrupellos, wenn es galt, die Interessen der Gesellschaft durchzusetzen.
Nach fast drei Stunden Ritt erreichte ich die Ranch. Auf dem Weg hierher waren mir immer wieder Rudel von Rindern mit dem Brandzeichen der Triangle-S begegnet. Das Land, auf dem sie weideten, war Regierungsland.
Alles hier verriet Reichtum. Das Haupthaus war stöckig, aus Stein erbaut und wirkte protzig. In dem flachen Bunkhouse konnten wohl fünfzig Männer unterkommen. In drei Corrals tummelten sich an die hundertfünfzig Pferde. Es gab große Ställe und Scheunen, eine Reihe von Schuppen und eine Remise, in der sieben Fuhrwerke verschiedener Größe standen.
Aus Esse der Schmiede stieg Rauch. Helle Hammerschläge verkündeten, dass der Schmied bei der Arbeit war. Ich sah auch einige Ranchhelfer, die irgendwelche Tätigkeiten verrichteten. Das hohe Windrad beim Brunnen drehte sich leise knarrend und quietschend.
Die Helps hielten inne und beobachteten mich. Einer, der ein Corralgatter ausbesserte, warf den Hammer zu Boden und lief zu dem kleinen Gebäude, in dem das Ranch Office untergebracht war. Der Bursche verschwand durch die Tür.
Ich zügelte vor dem Haupthaus und saß ab, führte das Pferd zum Holm und schlang den Zügel um den Haltebalken. In dem Moment verließ ein hoch gewachsener Mann, der mit einer braunen Hose und einem grünen Hemd bekleidet war, das Ranch Office. Um seine schmalen Hüften lag ein Revolvergurt aus schwarzem Büffelleder. In den Schlaufen glänzten matt die Böden der Patronen. Im Holster an seinem rechten Oberschenkel steckte ein schwerer Coltrevolver.
Das war Dave Thompson. Er war Vormann auf der Triangle-S, er war aber auch Porter Kellys Kettenhund Nummer eins.
Ein bemerkenswerter Mann, der schwer zu durchschauen war. Von ihm ging etwas Raubtierhaftes aus. Niemand brauchte mir zu sagen, dass Thompson tödlich gefährlich war.
Ich wandte mich ihm zu. Er näherte sich mir mit kurzen, abgezirkelten Schritten. Sein Gesicht war unbewegt und verriet nichts von dem, was bei meinem Anblick hinter seiner Stirn vorging.
Von allen Seiten näherten sich nun auch die Ranchhelfer. Aus der Mannschaftsunterkunft traten vier Cowboys.
Zwei Schritte vor mir hielt der Vormann an, maß mich von oben bis unten, schürzte die Lippen und stieß hervor: „Sicher kommen Sie nicht grundlos auf die Triangle-S, Logan.“
Die Feindschaft, die von Thompson ausging, streifte mich wie ein heißer Atem.
„Ich bin mit fünf Siedlerfamilien auf dem Weg zum Walnut Creek“, versetzte ich. „Fünf Ihrer Leute stellten sich uns zwischen Pampa und der Quelle des Creeks in den Weg. Wie ihre Aktion endete, wissen Sie sicherlich, Thompson.“
„Das Land, auf dem sich diese Schollenbrecher ansiedeln möchten, nimmt die Triangle-S in Anspruch.“
„Es ist Regierungsland, und die Neusiedler haben Verträge mit der Regierung. Sie haben für das Land bezahlt, und sie haben vor, es fünf Jahre lang zu bewirtschaften, damit es endgültig in ihren Besitz übergeht.“
„Das interessiert mich einen feuchten Staub, Logan!“, sagte Thompson mit klirrender Stimme. „Als die Verträge geschlossen wurden, hätte die Triangle-S involviert werden müssen, denn ihre Interessen werden mit dem Verkauf des Landes stark tangiert. Man hätte der PCC ein Vorkaufsrecht einräumen müssen. Man hat das außer Acht gelassen.“
„Woraus leiten Sie diesen Anspruch ab?“, fragte ich kühl.
„Aus dem Recht der Gewohnheit. – Okay, Logan, spucken Sie aus, was Sie hergeführt hat. Ich kann es mir zwar denken, ich möchte es aber aus Ihrem Mund hören.“
„Das ist mit einem Satz gesagt, Thompson: Ich will, dass die Triangle-S die Neusiedler in Ruhe lässt.“
Ein spöttisches Grinsen bahnte sich in Thompsons Züge. „Was Sie wollen, interessiert uns kaum, Logan. Die Rinder der Triangle-S benötigen einen ungehinderten Zugang zum Creek. Den haben sie nicht, wenn die Squatter Zäune ziehen. Die Triangle-S nimmt das Land seit Jahren für sich in Anspruch. Sie hätte zumindest angehört werden müssen, ehe man es für die Besiedlung frei gab. Das ist nicht geschehen. Mr Kelly ist nicht bereit, dies zu schlucken. Darum werden wir um das Land am Walnut Creek kämpfen, Logan.“
„Sie sollten endlich begreifen, dass es das Recht des Stärkeren schon lange nicht mehr gibt, Thompson. Die Zeit …“
„Es ist das Recht der freien Weide!“, unterbrach mich der Vormann schroff.
Ich schüttelte den Kopf. „Es ist Faustrecht! Sollten Sie gegen die Heimstätter in irgendeiner Art gewaltsam vorgehen, verstoßen Sie gegen Bundesgesetz. Und dann kriegen Sie des mit dem District Court zu tun.“
„Das Sie und noch ein paar großmäulige Sternschlepper in diesem Landstrich verkörpern, Logan.“ Thompson lachte verächtlich auf. „Wenn Sie denken, dass wir aus Ehrfurcht vor dem Stück Blech an Ihrer Weste im Erdboden versinken, dann irren Sie sich.“
Mir war klar, dass mein Weg hierher umsonst gewesen war. Die Triangle-S würde nicht davor zurückschrecken, Ihre Interessen auch gewaltsam durchzusetzen. Ich legte eine stählerne Härte in meine Stimme, als ich sagte: „Ich warne Sie, Thompson. Von Seiten des District Courts wird jedweder Übergriff gegen die Neusiedler geahndet. Ich sagte es bereits: Die Zeiten, in denen die PCC in diesem Teil des Landes eigene Gesetze schrieb, sind vorbei. Ich habe James Clark festgenommen. Er wird sich wegen verschiedener Delikte vor Gericht verantworten müssen. Sicher nennt er Namen. Und ich denke, dass auch Ihr Name fallen wird, Thompson.“
Mit dem letzten Wort schwang ich auf dem Absatz herum, ging zu meinem Pferd und band es los. In dem Moment, als ich mich in den Sattel zog, holte mich Thompsons Stimme ein. Er rief: „Nachdem bekannt wurde, dass die Regierung das Land am Walnut Creek zur Besiedlung freigegeben hat, haben wir die Verwaltung der PCC in Chikago informiert. Man hat juristische Schritte gegen die Entscheidung der Regierung eingeleitet. Es wundert mich, dass das District Court darüber nicht in Kenntnis gesetzt wurde.“
„Wenn der Einspruch der PCC aufschiebende Wirkung hätte, dann hätte man das Gericht in Amarillo unterrichtet“, konterte ich. „Auf Ihre Behauptung gebe ich gar nichts, Thompson.“
Ich nahm das Pferd um die linke Hand und trieb es an. Im Trab trug mich der Vierbeiner von der Ranch.
Als ich gegen Abend die Quelle des Walnut Creeks erreichte, waren die Siedler noch nicht eingetroffen. Ich wusch mir das Gesicht, dann tränkte ich den Grulla-Hengst, schließlich setzte ich mich an einen Baum, drehte mir eine Zigarette und rauchte. Meine Gedanken arbeiteten. Selbst wenn die PCC juristisch gegen die Freigabe des Landes vorgegangen war – ein Prozess würde wahrscheinlich viele Jahre dauern. Und so lange würde die Triangle-S nicht warten.
Ich musste Porter Kelly und seinem Kettenhund Dave Thompson den nächsten Zug überlassen. Und die Sprache, in der wir uns unterhalten würden, würde die der Gewalt sein. Davon war ich überzeugt.
*
Die Schatten verblassten. Ich konnte den Wagenzug hören, ehe ich ihn zu sehen bekam. Schließlich fuhr das erste Fuhrwerk über eine Bodenwelle. Die Peitschen knallten wie Revolverschüsse. Die Fuhrwerke polterten und rumpelten. Bei der Quelle fuhren die Siedler die Schoner in einer Reihe auf. Die Männer umringten mich. Ich hatte mich erhoben. Erwartungsvolle Blicke hingen an mir.
„Ich war auf der Triangle-S und habe mit Dave Thompson, dem Vormann gesprochen“, begann ich. „Man ist der Meinung, dass die PCC bei der Entscheidung, die Freigabe des Landes betreffend, übergangen wurde. Man will sich juristisch dagegen wehren.“
„Dagegen wird kaum etwas einzuwenden sein, Logan“, versetzte John Cassidy grollend. „Den Rechtsweg zu beschreiten ist jedem Mann in unserem Land freigestellt. Das ist nicht unser Problem. Unser Problem ist, dass man uns von Seiten der Triangle-S gedroht hat. Und dass die Drohung keine leeren Worte waren, hat uns die Tatsache aufgezeigt, als heute Mittag die fünf Coltschwinger aufkreuzten. Das Quintett hat uns erwartet. Und hätten Sie den Kerlen nicht auf die kompromisslose Art und Weise den Wind aus den Segeln genommen, Logan, dann wäre es sicher rau für uns geworden.“
„Und die Triangle-S wird nicht still halten“, erklärte ich im Brustton der Überzeugung. „Kurz und gut: Mein Weg zur Ranch war umsonst. Wir müssen uns auf handfesten Verdruss einstellen. Der einzige Trost, den ich Ihnen bieten kann, ist der, dass Sie das Recht auf Ihrer Seite haben.“
„Davon werden wir zehren, wenn wir vielleicht kalt und steif sechs Fuß tief in dem Boden vergraben liegen, auf dem wir Mais und Weizen anbauen und in Ruhe und Frieden leben wollten!“, stieß einer der Heimstätter voll Verbitterung hervor.
„Wessen Stück Land erreichen wir morgen zuerst?“, fragte ich. Ich fühlte mich durch die Aussage eben ein wenig peinlich berührt, zog es aber vor, mich dazu nicht zu äußern.
„Hastings’ Parzelle“, klärte mich John Cassidy auf. „Sein nördlicher Nachbar wird Kane Benbow sein, dann komme ich. Die Größe einer jeden Parzelle beträgt etwas über eine halbe Meile im Quadrat, also ungefähr achthundertfünfzig Yards sowohl in der Länge als auch in der Breite.“
„Ich denke“, sagte ich, „dass uns Thompson beobachten lässt. Und er wird warten, bis ihr euch am Fluss aufgeteilt habt. So hat er leichteres Spiel.“
„Das klingt nicht gerade beruhigend, Logan!“, presste einer der Siedler hervor. „Sie werden mit ihrem Gefangenen nach Amarillo zurückreiten. Für uns – für jeden einzelnen von uns - heißt das, dass wir den Raureitern der Triangle-S schutzlos ausgeliefert sein werden. Zur Hölle, Logan, wir haben Frauen und Kinder …“
„Ihr werdet nicht alleine sein“, versicherte ich. „Wo ist überhaupt James Clark?“
„Er liegt auf meinem Wagen. Schätzungsweise hat er eine Gehirnerschütterung davongetragen, als Sie ihn vom Pferd schlugen. Wenn der Kerl auch die Luft nicht wert ist, die er atmet, wir konnten ihn nicht sich selbst überlassen. Meine Frau pflegt ihn. Ich sah es als unsere Christenpflicht an.“
„Hoffentlich wird Ihnen diese Nächstenliebe auch entsprechend vergolten“, knurrte ich und es klang sicherlich eine Spur zu ironisch. Und sogleich fügte ich hinzu: „Wir brechen in aller Frühe auf. Bis Mittag kann jeder sein Stück Land in Besitz genommen haben. Und dann – nun, wir werden sehen.“
„Ich werde mein Gewehr nicht mehr aus der Hand legen!“, sagte einer grollend. „Und wenn die zweibeinigen Wölfe der Triangle-S aufkreuzen, sollten wir nicht lange fackeln, sondern kurzen Prozess machen. Diese Sprache werden sie verstehen. Worten scheinen weder Porter Kelly noch sein Toprevolverschwinger Dave Thompson zugänglich zu sein.“
Zustimmendes Gemurmel erklang. Die Männer wandten sich ab und ließen mich allein.
Den Worten des letzten Sprechers hatte ich entnehmen können, dass sie nicht mehr darauf vertrauten, dass ich ihnen helfen könnte. Sie wollten es selbst in die Hände nehmen, ihrem Recht, das sie mit der Besitzurkunde über ihr Land erworben hatten, Geltung zu verschaffen.
Die Fronten waren verhärtet. Ich war gefordert. Ich musste verhindern, dass die Gewalt eskalierte, dass am Walnut Creek Blut floss.
Die eine Partei hatte keinen Respekt vor dem Stern an meiner Brust, die andere Partei schien das Vertrauen, das sie in den Stern und damit in meine Person gesetzt hatte, verloren zu haben.
Der Stand, den ich plötzlich inne hatte, war nicht leicht.
Ich musste Initiative entwickeln. Denn ich durfte nicht zulassen, dass die Leute von der Triangle-S das Gesetz mit Füßen traten.
*
Am Mittag des darauf folgenden Tages hatte jede der Siedlerfamilien ihr erworbenes Land in Besitz genommen. Es war ausgesprochenes Weideland. Der Walnut Creek lieferte das notwendige Wasser. Dieses Land für die Landwirtschaft nutzbar zu machen würde viel Geld, Schweiß und vielleicht sogar Blut kosten. Jede der Familien stand vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Ich beneidete keinen dieser Leute.
John Cassidy hatte sich bereit erklärt, meinen Gefangenen in seine Obhut zu nehmen. Ich versprach, ihn so bald wie nur möglich abzuholen. Nun war ich wieder auf dem Weg zur Triangle-S Ranch. Die Sonne schien und es war warm. In der Zwischenzeit war der Boden vollkommen getrocknet. Auf den Gräsern lag puderfeiner Staub, den der Südwind vom Llano Estacado herauf trug.
Mein Plan war einfach. Da ich die fünf Siedlerfamilien nicht gleichzeitig bewachen konnte, wollte ich die Aktivitäten auf der Triangle-S nicht aus dem Auge verlieren.
In der Nähe der großen Ranch postierte ich mich auf einem Hügelrücken. Hohe Sträucher verbargen mich vor unliebsamen Blicken. Ich beobachtete durch das Zweigwerk des Busches, der mich deckte, die Triangle-S. Und wie es schien, ging meine Rechnung auf. Fünf Männer, die mit Revolvern und Gewehren bewaffnet waren, verließen die Mannschaftsunterkunft. Sie fingen sich Pferde aus einem der Corrals, sattelten und zäumten sie und ritten wenig später los.
Mir war klar, dass sie zum Walnut Creek wollten. Klar war nur nicht, wem ihr erster höllischer Besuch gelten sollte.
Ich folgte ihnen.
Ihr Ziel war die südlichste der Parzellen, das Stück Land also, das Frank Hastings gehörte.
Es war später Nachmittag, als das Rudel dort ankam.
Ich ritt auf eine ziemlich flache Bodenerhebung, saß ein Stück unterhalb des Kammes ab und legte das letzte Stück zu Fuß zurück. Oben duckte ich mich hinter einen hüfthohen Felsen, den Wind und Regen abgerundet und glatt geschliffen hatten.
Frank Hastings hatte ein Zelt errichtet. Ein Kochfeuer brannte, Mrs Hastings bereitete das Abendessen zu. Hastings’ Schwiegervater war bei den Ziegen und Schafen, die in einem zum Fluss hin offenen Seilcorral untergebracht waren. Zwei Kinder spielten am Flussufer. Die Ochsen, die das Gespann gezogen hatten, waren an einem Seil festgebunden, das Hastings’ von einem Baum zum anderen gespannt hatte. Der Conestoga-Schoner war ein Stück weiter abseits abgestellt.
Das Rudel von der Triangle-S ritt geradewegs auf das Camp zu.
Frank Hastings nahm sein Gewehr und ging den Reitern ein Stück entgegen. Auch sein Schwiegervater wandte sich den Ankömmlingen zu, und auch er trug ein Gewehr. Der Pulk hielt an. Ich sah, wie Frank Hastings und sein Schwiegervater die Gewehre an die Hüfte zogen. Der Klang einer rauen Stimme wehte an mein Gehör, ich konnte jedoch nicht verstehen, was gesprochen wurde.
Die Situation dort unten konnte jeden Augenblick eskalieren. Ich dachte an das berühmte Pulverfass, in das nur ein Funke zu fallen brauchte.
Wenn es da unten zu krachen begann, würde jedes Eingreifen meinerseits zu spät sein.
Ich erhob mich, feuerte aus der Hüfte einen Schuss ab, und beobachtete die Wirkung. Bruchteile von Sekunden, in denen die Reiter wie gelähmt zu sein schienen, verstrichen. Hastings und sein Schwiegervater starrten zu mir herauf. Als die Triangle-S Männer ihre Erstarrung überwunden hatten, zerrten sie die Pferde herum.
Das Gewehr an der Seite angeschlagen, den Kolben hatte ich mir unter die Achsel geklemmt, marschierte ich zum Camp.
Die Situation war immer noch gefährlich. Die Triangle-S Reiter belauerten mich. Ihre Blicke waren stechend, und wenn einer von ihnen jetzt die Nerven verlor, würden Männer sterben. Mir blieb nicht verborgen, dass sich ihre Hände zu den Revolvern stahlen.
Zwei Pferdelängen vor ihnen hielt ich an. Ihre Pferde traten nervös auf der Stelle, schnaubten und prusteten, stampften und scharrten mit den Hufen. Gebissketten klirrten, Sattelleder knarrte. Die Atmosphäre schien vor Spannung zu knistern – fast wie vor einem schweren Gewitter.
Vier der Kerle erkannte ich auf Anhieb wieder. Es waren jene Burschen, die tags zuvor zusammen mit James Clark versuchten, sich uns auf unserem Trail zum Walnut Creek in den Weg zu stellen.
„Sie schickt der Himmel, Marshal!“, rief Frank Hastings. „Diese Horde ist gekommen, um hier Nägel mit Köpfen zu machen.“
„Mich schickt nicht der Himmel“, versetzte ich und ließ die Kerle nicht aus den Augen. „Ich habe so etwas geahnt und das hat mich bewogen, mein Augenmerk auf die Triangle-S zu richten. Mein sechster Sinn hat mich wieder einmal nicht im Stich gelassen, wie es scheint.“
Wieder erklang Hastings’ Stimme: „Sie haben keinen Zweifel darüber offen gelassen, weshalb sie auf mein Land gekommen sind.“
„Werft eure Waffen auf den Boden, steigt von den Pferden, hebt die Hände und geht von den Tieren weg!“, befahl ich, und ich verlieh meiner Stimme einen metallischen Klang.
„Was hast du vor, Logan?“, fragte einer.
„Ich schicke euch waffenlos und zu Fuß zu Porter Kelly und Dave Thompson zurück. Wer von euch führt dieses Rudel?“
Sie schwiegen verbissen, aber einige der Kerle schossen einem dunkelhaarigen Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren unwillkürlich verräterische Blicke zu, und das war für mich Antwort genug. Ich schaute den Burschen an. „Du also. Wie ist dein Name?“
„Stan Rowan.“
„Schön, Stan Rowan. Du wirst mir einige Fragen beantworten müssen. Und jetzt tut, was ich euch befohlen habe. Waffen weg und runter von den Gäulen!“
„Du begehst einen Fehler, Logan!“, warnte Rowan. Jeder Zug in seinem Gesicht war vom Trotz geprägt. Und ich sagte mir, dass Rowan wohl nicht freiwillig die Waffen strecken würde. Also stellte ich mich darauf ein, dass es jeden Moment scheppern würde.
„Ich zähle bis drei!“, drohte ich. „Eins …“
„Der macht ernst, verdammt!“, entfuhr es einem der Coltschwinger. Seine Stimme klang schrill. „Und er kann zweimal feuern, ehe wir …“
Rowan zog. Weiß der Henker, welcher Teufel den Narren ritt. Vielleicht glaubte er mich abgelenkt. Möglicherweise glaubte er das Überraschungsmoment auf seiner Seite zu haben. Als er die Waffe hochschwang, drückte ich ab. Mit einem Aufschrei kippte sein Oberkörper nach hinten, seine Hand öffnete sich und das Schießeisen fiel zu Boden. Sein Pferd erschrak und vollführte einen Satz nach vorn. Rowan stürzte rücklings aus dem Sattel.
Jetzt sahen auch zwei der anderen Reiter ihre Chance und rissen die Revolver heraus. Aber da hatte ich schon repetiert. Mein Gewehr peitschte, das Pferd eines der Kerle brach zusammen. Nun aber wurde es eng, denn der andere der Kerle zielte auf mich, der Hahn seiner Waffe war gespannt, er musste nur den Finger krümmen.
Ich warf mich zur Seite.
Ein Gewehr krachte. Fast im selben Augenblick dröhnte der Colt des Reiters. Da sank der Bursche jedoch schon auf den Hals seines Pferdes, rutschte ab und stürzte kopfüber vom Pferd.
Die Detonationen verklangen.
Ich lag auf den Knien, drückte den Ladebügel durch, registrierte den zerflatternden Pulverdampf und sah auch Frank Hastings repetieren. Die Kartusche, in der die Kugel steckte, mit der er den Reiter eben bremste, wurde im hohen Bogen ausgeworfen.
„Die Hände von den Revolvern!“, brüllte ich.
Stöhnen und Röcheln erklang. Der Bursche, dessen Pferd ich erschossen hatte, erhob sich und riss die Hände in die Höhe.
Jetzt wanderten auch die Hände seiner Gefährten zum Himmel. In ihren Gesichtern zuckten die Muskeln. In ihren Augen nahm ich ein unruhiges Flackern wahr.
„Zieht vorsichtig eure Revolver und werft sie weg!“, kommandierte ich.
Stan Rowan setzte sich ächzend und stöhnend auf und drückte die linke Hand auf seine rechte Schulter. Blut sickerte zwischen seinen Fingern hervor. In seinem Gesicht wütete der Schmerz.
Jetzt gehorchten die Kerle. Als sie waffenlos waren, forderte ich sie auf, abzusitzen und zur Seite zu treten. Auch diesen Befehlen kamen sie ohne zu zögern nach.
Frank Hastings war an Stan Rowan herangetreten und bedrohte ihn mit dem Gewehr. Hastings’ Schwiegervater hielt zusammen mit mir die anderen Coltschwinger in Schach. „Geben Sie auf die Kerle Acht“, bat ich ihn, dann ging ich zu dem Burschen hin, dem Frank Hastings eine Kugel in den Rücken schießen musste, um einen gezielten Schuss auf mich zu verhindern.
Der Mann lebte noch, meiner Einschätzung nach aber würde er die nächste Viertelstunde nicht mehr überleben. Das wächsern anmutende Gesicht war schon vom Tod gezeichnet. Seine Lippen zuckten, seine Nasenflügel vibrierten.
Ich richtete mich auf und heftete den Blick auf Rowan. „Ihr habt es euch selber zuzuschreiben, mein Freund. Wer die Gefahr sucht, der kommt in ihr um. Ein altes Sprichwort, das einer gewissen Wahrheit wohl nicht entbehrt. Steh auf, Rowan, und geselle dich zu deinen Gefährten. Ihr habt sicher Verbandszeug bei euch. Lass dich verbinden, und dann sollen deine Komplizen verschwinden. Wir beide werden uns ein wenig unterhalten.“
Als Rowan zögerte, schnarrte Frank Hastings: „Muss ich dir Beine machen, Halunke?“
Rowan begriff, dass er mit Entgegenkommen nicht rechnen konnte. Ӓchzend und gurgelnd kämpfte er sich auf die Beine, als er stand ging sein Atem rasselnd. Er wankte zu den anderen hin, und es war deutlich, dass jeder Schritt für ihn mit tobenden Schmerzen verbunden war und ihm Überwindung kostete.
Zwanzig Minuten später marschierten seine Kumpane davon. Der Mann mit der Kugel im Rücken hatte die Besinnung verloren.
*
Ich stellte mich vor Stan Rowan hin. Mein Schatten fiel auf ihn. „Okay, Rowan“, begann ich, „du bist mit einer Horde rauer Kerle zu Frank Hastings gekommen, um hier für Furore zu sorgen. Dahingehend hast du keinen Zweifel offen gelassen. Die gesamte Familie Hastings wird vor Gericht gegen dich aussagen. Was das für dich bedeutet, muss ich dir sicher nicht sagen.“
Rowan starrte mich trotzig an.
„Du wirst für eine ganze Reihe von Jahren in den Steinbrüchen von Pinos Altos lebendig begraben sein“, sprach ich weiter. „Und weder Porter Kelly noch Dave Thompson werden einen Finger für dich rühren.“