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Dieses Buch enthüllt uns das Geheimnis des ungemeinen Erfolges Moodys, und ist daher allen Arbeitern im Reiche Gottes herzlich zu empfehlen. Daneben wünschte ich es in der Hand jedes jungen Christen zu sehen, da es mit großem Geschick und in fesselnder Weise die Handhabung der Bibel als Schwert unseres Sieges, Quelle unserer Kraft und Schatzkammer seliger Freuden zu gebrauchen lehrt. Von Herzen schließe ich mich dem Verfasser an, wenn er in seinem Vorwort sagt: „Wir können die Wichtigkeit einer gründlichen Vertrautheit mit der Bibel nicht überschätzen. Ich suche keine Gelegenheit zu versäumen, die Menschen mit allen mir zu Gebote stehenden Mitteln zu einem anhaltenden Studium dieses wundervollen Buches anzuspornen. Sollte es mir gelingen, durch dieses Büchlein noch zu anderen zu sprechen, die sich dazu bewegen ließen, ihre Bibel – nicht aufs Geratewohl, sondern plan- und zweckmäßig – zu lesen, so würde ich dem Herrn sehr dankbar sein. Theodor Dupree
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Seitenzahl: 180
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Wie die Bibel zumGenuss und Gewinn wird
Dwight L. Moody
© 1. Auflage 2019 ceBooks.de im Folgen Verlag, Langerwehe
Autor: Dwight L. Moody
Cover: Caspar Kaufmann
ISBN: 978-3-95893-207-4
Verlags-Seite: www.folgenverlag.de
Kontakt: [email protected]
Shop: www.ceBooks.de
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„Das Gesetz des Herrn ist vollkommen, und erquickt die Seele … Sie sind köstlicher als Gold und viel feines Gold; sie sind süßer als Honig und Honigseim.“ Ps. 19. 8-11.
Titelblatt
Impressum
Vorwort an den deutschen Leser
1. Innige Vertrautheit mit dem Worte Gottes
2. Zweifel und Nachforschungen
3. Das Alte und das Neue Testament
4. „Meine Worte werden nicht vergehen.“
5. Erfüllte Prophezeiungen
6. Kunstpredigt und Homilie
7. Lesen und Studieren
8. Wie soll ich die Bibel studieren?
9. Methoden des Bibelstudiums
10. Das Studium von Vorbildern
11. Das Studium von Begriffen
12. Wortstudien
13. Anmerkungen in der Bibel
14. Das Verhalten gegen suchende Seelen
15. Zusammenfassung der Ratschläge
Unsere Empfehlungen
In großem Dank verpflichtete mich die löbliche Verlagsbuchhandlung durch den ehrenvollen Auftrag, vorliegendes Werk des gesegneten amerikanischen Evangelisten ins Deutsche zu übertragen. War die dadurch bedingte eingehende Beschäftigung mit demselben doch ein Hochgenuss für mich und ein Segen, dessen Einfluss sich unmittelbar auf meine eigenen Predigten erstreckte! Dieses Buch enthüllt uns das Geheimnis des ungemeinen Erfolges Moodys, und ist daher allen Arbeitern im Reiche Gottes, deren es übrigens oft und in mancherlei Beziehung gedenkt, herzlich anzuempfehlen. Daneben wünschte ich es in der Hand jedes jungen Christen zu sehen, da es mit großem Geschick und in fesselnder Weise die Handhabung der Bibel als Schwert unseres Sieges, Quelle unserer Kraft und Schatzkammer seliger Freuden zu gebrauchen lehrt.
Bezüglich der vorliegenden deutschen Ausgabe sei erwähnt, dass der Übersetzer sich das doppelte Ziel setzte, in fließendem Deutsch zu schreiben und daneben die Eigenart Moodys zu wahren. Dies hat er nicht immer leicht gefunden, da Moody seine funkelnden Gedanken gleichsam eine Handvoll nach der anderen ausstreut, ohne sich viel um Übergänge zu kümmern, während ein harmonisches Gefüge Bedürfnis deutschen Geschmackes sein dürfte.
Besonderen Reiz üben mehrere Wortspiele in der englischen Sprache aus, die ich auch im Deutschen wiederzugeben versucht habe.
Von Herzen schließe ich mich dem Verfasser an, wenn er in seinem Vorwort sagt: „Wir können die Wichtigkeit einer gründlichen Vertrautheit mit der Bibel nicht überschätzen. Ich suche keine Gelegenheit zu versäumen, die Menschen mit allen mir zu Gebote stehenden Mitteln zu einem anhaltenden Studium dieses wundervollen Buches anzuspornen. Sollte es mir gelingen, durch dieses Büchlein noch zu anderen zu sprechen, die sich dazu bewegen ließen, ihre Bibel – nicht aufs Geratewohl, sondern plan- und zweckmäßig – zu lesen, so würde ich dem Herrn sehr dankbar sein.“
Theodor Dupree
Eine geistliche Neubelebung, die Bestand haben soll, muss ihre Quelle in dem göttlichen Worte haben. In einer unserer Versammlungen erhob sich einst ein Mann und sagte, er hoffe auf einen Segen von diesen Versammlungen, an dem er sein ganzes Leben lang genug habe. Ich antwortete ihm, dass er ebenso gut hoffen dürfe, sich durch ein einmaliges Frühstücken fürs ganze Leben sättigen zu können. Diesen Fehler begehen indessen manche Menschen; sie laufen in die religiösen Versammlungen und denken, diese müssten alles Nötige ausrichten. Aber wenn die Versammlungen euch nicht mit Gottes Wort vertraut machen, so verlasst euch darauf, dass ihre Einwirkungen in einem Vierteljahr verschwunden sein werden. Je mehr man die Schrift liebt, desto stärker wird der Glaube; je allgemeiner die Liebe zur Schrift ist, desto seltener wird der Abfall vom Glauben sein. Wenn ihr innigere Bekanntschaft mit dem Worte Gottes erlangt, so habt ihr einen bleibenden Gewinn; denn Gottes Wort bleibet in Ewigkeit. Im 119. Psalm bittet der Dichter neunmal, Gott wolle ihn erquicken nach seinem Worte, nach seinem Gesetze, nach seiner Gerechtigkeit, nach seinen Zeugnissen usw.
Könnte ich mit meinen Worten den Christen eine tiefere Liebe zum Worte Gottes einflößen, so würde ich ihnen damit den größten Dienst leisten, den ich ihnen überhaupt leisten kann. Fragst du: „Wie kann ich die Bibel lieb gewinnen?“ O, wenn du dich nur zum Studium derselben aufraffen und Gott um seinen Beistand anrufen willst, so wird Er dir schon dazu verhelfen.
Wort und Werk zusammen bilden gesunde Christen. Christen, bei denen alles in Worten und nichts in Werken besteht, leiden an einer Krankheit, die ich geistliche Gicht nennen möchte. Andererseits wird es mit solchen, bei denen alles Werk und nichts Wort ist, nicht lange währen, so fallen sie in allerhand Irrtum und Sünde, und sie stiften mehr Unheil als Segen. Aber wenn wir zuerst das Wort studieren und dann ans Werk gehen, so können wir uns als gesunde und nützliche Christen erweisen. Niemals sah ich einen fruchtbaren Christen, der nicht zugleich ein Bibelforscher gewesen wäre. Wenn ein Mann seine Bibel vernachlässigt, so mag er Gott bitten und anflehen, ihn in seinem Werke zu gebrauchen, so viel er will, Gott kann ihn nicht gebrauchen, denn ihm fehlt ja gerade das, wodurch der Heilige Geist wirken will. Wir brauchen eben das Wort, welches schärfer ist, als ein zweischneidiges Schwert.
Wir haben viele Gebetsversammlungen, aber ebenso wichtig wie das Gebet ist das Lesen unserer Bibel. Wir bedürfen des Bibelstudiums, der Bibelstunden und der Bibelklassen, damit wir in Gottes Wort heimisch werden. Wenn ich bete, so rede ich mit Gott, aber wenn ich die Bibel lese, so redet Gott mit mir. Nun ist es aber doch wahrlich wichtiger, dass Gott zu mir, als dass ich zu Ihm spreche. Ich glaube, wir verstünden das Beten besser, wenn wir die Bibel besser verständen. Was taugt ein Heer, wenn die Soldaten ihre Waffen nicht zu gebrauchen wissen? Was kann ein junger Mensch im Reiche Gottes ausrichten, wenn er seine Bibel nicht zu gebrauchen weiß? Ein Mann, der seiner Waffe nicht vertraut, ist in der Schlacht wenig wert; und ich habe niemals gefunden, dass jemand, der Zweifel gegen die Bibel hegte, allzu viel in der christlichen Liebestätigkeit geleistet hätte. Ein Unternehmen nach dem anderen habe ich scheitern sehen, weil die beteiligten Männer das Vertrauen zu diesem alten Buch verloren hätten.
Wenn Neubekehrte sich von Gott gebrauchen lassen wollen, so müssen sie ihre Nahrung in seinem Wort suchen. Ihre Erfahrung mag ja sehr gut und anfangs auch sehr nutzbringend sein, wenn sie dieselbe anderen mitteilen; aber wenn sie dabei bleiben, nur ihre Erfahrung zu erzählen, so wird dieselbe bald schal und nutzlos werden, da es die Leute ermüdet, immer wieder dasselbe zu hören. Wenn sie erzählt haben, wie sie bekehrt worden sind, so ist das nächste, dass sie Nahrung aus Gottes Wort schöpfen. Wir sind selber keine Brunnquellen, aber das Wort Gottes ist die immer sprudelnde Quelle.
Nähren wir uns am Worte, dann ist es so leicht, zu anderen zu reden; und nicht allein das, sondern wir wachsen inzwischen auch beständig in der Gnade, und andere werden unseren Wandel und unser Zeugnis beachten. Man findet so wenig wirkliches Wachstum unter den Christen, weil das wirkliche Studium der Bibel so selten ist. Neubekehrten ist ernstlich anzuraten, so viel wie möglich den Umgang erfahrener Christen zu suchen. Ich verkehre gern in der Gesellschaft solcher, die mehr wissen als ich, und versäume keine Gelegenheit, etwas Gutes von ihnen zu lernen. Studiere deine Bibel mit Sorgfalt und unter Gebet. Frage andere, was diese oder jene Stelle bedeute; und wenn du dann mit den großen Wahrheiten, die dies Buch enthält, auch praktisch bekannt geworden bist, wirst du weit weniger von der Welt, dem Fleisch und dem Teufel zu fürchten haben und dich in deinem Christentum nicht getäuscht sehen.
Die Leute sagen beständig: „Wir wünschen etwas Neues, eine neue Lehre, einen neuen Gedanken.“ Verlasst euch drauf, wenn ihr des Wortes Gottes müde werdet, wenn es für euch den Geschmack verliert, so steht ihr außer der Gemeinschaft mit Gott selbst.
Als ich neulich in Baltimore war, bot mein Fenster die Aussicht auf eine Episkopalkirche. Die bemalten Glasfenster sahen bei Tage trübe und gar nicht einladend aus, aber wenn des Abends die Lichter hindurch leuchteten, wie schön erschienen sie! So wird die Bibel ein ganz anderes Buch für euch, wenn der Heilige Geist eure Augen öffnet und ihr die Herrlichkeit Christi durch jedes Blatt gleichsam hindurch scheinen seht.
Eine junge Dame fing einmal an, einen Roman zu lesen, fand ihn aber abgeschmackt und langweilig. Einige Monate darauf wurde sie mit dem Verfasser bekannt und im Laufe der Zeit sogar mit seiner Frau. Da fand sie das Buch ganz interessant. Hatte das Buch sich verändert? Nein, aber in dem Herzen der Leserin hatte eine Veränderung stattgefunden. Sie hatte den Verfasser kennen und lieben gelernt; das erklärt alles. Einige Christen lesen die Bibel nur aus Pflicht, wenn sie sie überhaupt lesen. Aber sobald jemand in Christus den „Auserkorenen unter vielen Tausenden“ erblickt, wird die Bibel für ihn die Offenbarung der Vaterliebe Gottes und übt einen nie endenden Zauber auf ihn aus. Ein Herr wurde einst von einem anderen gefragt: „Lesen Sie oft in der Bibel?“ „Nein“, war die Antwort, „ich muss gestehen, dass ich Gott nicht liebe.“ „Ich tat es auch nicht“, erwiderte der andere, „aber Gott liebte mich.“
Viele Menschen glauben, die Bibel habe sich überlebt, weil sie ein so altes Buch ist. Sie sagen, sie wäre für die unwissenden früheren Generationen ganz gut gewesen, da sie ja manch nettes Geschichtchen enthalte, aber für die jetzige Zeit sei sie nicht geeignet. In unserer aufgeklärten Zeit könnten wir sehr gut ohne dies alte Buch fertig werden; wir seien darüber längst hinaus. – Nun, Freunde, ihr könntet mit demselben Rechte sagen: Die Sonne, welche schon vor Jahrtausenden geschienen, ist nun so alt geworden, dass sie sich überlebt hat. Wenn jemand ein Haus baut, braucht er keine Fenster mehr anzubringen, da wir jetzt neues und besseres Licht besitzen. Wir haben ja Gaslicht, Gasglühlicht und elektrisches Licht. Ich rate allen Leuten, die da meinen, die Bibel sei zu alt und abgenutzt, wenn sie Häuser bauen, ja keine Fenster hineinzusetzen, sondern sie mit elektrischem Licht zu erleuchten. Das wäre etwas „Neues, und um das Neue sind sie ja so sehr besorgt!
Merke: Es gibt keine Lebenslage, für welche die Bibel nicht ein tröstliches Wort enthielte. Wenn du unter Anfechtungen leidest, wenn dich Widerwärtigkeit und Trübsal bedrängt, so hat sie eine Verheißung für dich. In Freud und Leid, in gesunden und kranken Tagen, in Armut und Reichtum, in allen Verhältnissen findest du irgendeine Verheißung, die Gott in seinem Wort für dich aufgespeichert hat. In der einen oder anderen Weise ist jeder Fall berücksichtigt, und die Wahrheit bezeugt sich an jedermanns Gewissen. Es wird berichtet, Richard Baxter, der Verfasser von „Ewige Ruhe der Heiligen“ habe in seiner Jugend hauptsächlich das Gewaltige der Wunder empfunden; in reiferen Jahren habe die Erfüllung der Weissagung den tiefsten Eindruck auf ihn gemacht; und gegen Ende seines Lebens habe er seine vollste Befriedigung in seiner eigenen Erfahrung von der Kraft des Evangeliums gefunden.
„Bist du ungeduldig, so setze dich still hin und beschäftige dich mit Hiob.
Bist du heißspornig, so lies von Moses und Petrus.
Wenn du schwach auf deinen Knien bist, so lies von Elias.
Wenn dein Herz ohne Gesang ist, so lausche den Psalmen Davids.
Bist du ein Staatsmann, lies Daniel.
Bist du in Gefahr, niedrig oder gemein zu werden, so lies Jesaja.
Ist dein Herz kalt, so lies von dem Jünger der Liebe.
Ist dein Glaube gering, so lies Paulus.
Bist du in Gefahr, träge zu werden, so studiere Jakobus.
Will sich dein Blick auf die Zukunft trüben, so lies in der Offenbarung über das Land der Verheißung.“
Psalm 119, 165 finden wir folgende Worte:
„Großen Frieden haben, die Dein Gesetz lieben, und werden nicht straucheln.“
Das Studium des göttlichen Wortes sichert den Frieden. Seht euch die Christen an, welche in Gottes Wort gewurzelt und gegründet sind, und ihr werdet finden, dass sie großen Frieden haben. Aber diejenigen, welche ihre Bibel nicht studieren und nicht kennen, straucheln bald, wenn nur ein kleines Ungemach, vielleicht eine leichte Verfolgung herannaht. Ihr Friede ist dann bald gestört, und ein kleiner Hauch des Widerstandes nimmt ihn wohl ganz hinweg.
Zuweilen staune ich, wenn ich sehe, welche Kleinigkeit genügt, um manchen Menschen ihren ganzen Frieden und ihren Trost zu rauben. Eine verleumderische Zunge genügt, um ihn mit Leichtigkeit aufzuheben. Aber wenn wir den Frieden Gottes haben, so kann die Welt ihn uns nicht nehmen, wie sie ihn denn auch nicht geben kann. Wir müssen ihn von oben erhalten; es ist der Friede, welchen Christus gibt. „Großen Frieden haben, die Dein Gesetz lieben, und sie werden nicht straucheln.“ Christus sagt: „Selig ist, wer nicht über mich strauchelt.“ Nun, ihr werdet stets finden, dass ein Bibelchrist, einer, der in seiner Bibel zu Hause ist, der sich täglich unter betendem Nachdenken an dem Worte labt – nicht leicht zum Straucheln kommt.
Ein solcher Mensch kann beständig wachsen und mittlerweile auch für den Herrn wirken. Aber diejenigen, welche nie die Bibel öffnen und niemals die Schrift studieren, straucheln leicht und wundern sich dann darüber, dass sie so schwere Zeiten durchmachen müssen. Sie sagen euch, dass das Christentum nicht so sei, wie es ihnen dargestellt worden ist; dass sie es bei weitem nicht so gefunden haben, wie wir davon rühmen. Das wirkliche Leiden besteht aber allein darin, dass sie nicht so gehandelt haben, wie der Herr ihnen befohlen hatte. Sie haben das Wort Gottes vernachlässigt. Wenn sie Gottes Wort fleißig durchforscht hätten, so wären sie nicht in diesen Zustand gekommen. Sie hätten sich nicht jahrelang von Gott verirrt und es versucht, ihren Bauch mit den Trebern dieser Welt zu füllen. Sie haben es versäumt, für das neue Leben zu sorgen, und die arme, ausgehungerte Seele gerät in Schwäche und Verfall, wodurch sie dann leicht zum Straucheln und Fallen gebracht wird.
Ich traf einst einen Mann, welcher mir bekannte, dass seine Seele seit vierzig Jahren keine Nahrung erhalten habe. „O“, sagte ich, „welche Grausamkeit gegen die Seele – ihr nichts zu essen zu geben!“
Dieser Mann ist heutiges Tags der Typus von Tausenden und Abertausenden, deren arme Seelen verhungern. Wir tragen reichlich Sorge für unseren Körper, den wir einige Tage bewohnen und dann verlassen; wir sättigen ihn dreimal täglich, kleiden ihn und bedecken ihn, und nach kurzer Zeit sinkt er ins Grab und vermodert. Aber den inneren Menschen, der ewig leben soll, lässt man verkümmern und verhungern. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“
Ein Reisender, der sein Ziel nicht kennt, oder nicht weiß, wie er gehen muss, um dasselbe zu erreichen, hat natürlich allerlei Besorgnis und kann an seiner Reise keinen solchen Genuss haben, als wenn er einen Führer zur Hand hätte. Nur die Bibel ist ein Führer auf der Lebensreise, und zwar der einzige, welcher den Weg zum Himmel zeigt. „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“ Hüten wir uns denn, dass wir dieses Licht und die Hilfe, die es uns gewährt, nicht von uns weisen!
Wir fordern weder von Männern noch von Frauen, dass sie ohne vorherige Nachforschungen an die Bibel glauben sollen. Es liegt nicht in der Art des Menschen, die göttlichen Dinge ohne weiteres als bare Münze anzunehmen. Und wenn wir „allezeit bereit sein sollen zur Verantwortung jedermann, der Grund fordert über die Hoffnung, die in uns ist“, so legt uns das schon die Pflicht des gründlichen Nachforschens auf. Aber sei kein unehrlicher Zweifler, der Herz und Sinn gegen die Wahrheit verschließt. Sei kein Zweifler, nur den Anschein eines tiefen Denkers zu erwecken; mach' auch nicht viel Wesens von deinen Zweifeln. „Zeige uns deine Überzeugungen“, sagt ein deutscher Schriftsteller; „Zweifel haben wir selber genug.“ Sei dem Thomas gleich, der das Anerbieten Jesu, die Nägelmale in seinen Händen und seiner Seite zu betasten, ablehnte, weil sein Herz der Überzeugung zugänglich war. „Der Glaube“, sagt John Mc. Neill, „findet seinen Weg nicht durch die Fingerspitzen ins Herz.“
Wenn ihr von dem Wort Gottes erfüllt seid, so wird für Zweifel kein Raum in euch übrig bleiben. Jüngst sagte eine Dame zu mir: „Haben Sie gar keine Zweifel?“ „Nein, dazu habe ich gar keine Zeit, denn ich habe zu viel zu tun.“ – Gewissen Leuten ist der Zweifel gleichsam ihr Betriebskapital, von welchem sie leben. Der Grund, aus welchem so wenige Christen eine feste Überzeugung von ihrer Gotteskindschaft haben, und aus welchem wir nur hin und wieder christliche Gnaden aufsprießen sehen, liegt nach meiner Anschauung darin, dass die Bibel nicht genug als Regel und Richtschnur des Glaubens und Lebens gebraucht wird.
Nun höre ich jemand sagen: „Ich wünschte, Sie könnten mir beweisen, dass die Bibel wahr ist.“ – „Mein lieber Freund, dies Buch wird sich dir selber beweisen, wenn du ihm nur die Gelegenheit dazu gibst; denn es besitzt eine lebendige Kraft. „Darum auch wir ohne Unterlass Gott danken, dass ihr, da ihr empfinget von uns das Wort göttlicher Predigt, nähmet ihr es auf, nicht als Menschen Wort, sondern, wie es denn wahrhaftig ist, als Gottes Wort, welcher auch wirket in euch, die ihr glaubet.“
Es bedarf nicht so sehr der Verteidigung, als vielmehr des Durchforschens, denn seine Verteidigung übernimmt es selbst. Die Bibel ist kein schwaches kleines Kind, das behütet werden muss. Ein Christ sprach einst mit einem Skeptiker, welcher sagte, dass er nicht an die Bibel glaube. Der Christ las ihm einige Stellen vor, aber der andere entgegnete: „Ich glaube kein Wort davon.“ Trotzdem las jener weiter, bis endlich der Skeptiker überzeugt wurde. Dies Verfahren begründete unser Christ mit dem Satz: „Wenn ich ein Schwert als gut erprobt habe, dann bleibe ich dabei, es zu gebrauchen.“ Dasselbe haben auch wir heute noch zu tun. Menschen zum Glauben zu bringen, ist nicht unser Werk, sondern das des Heiligen Geistes.
Ein Mann begann einst, an jedem Abend eine Stunde lang mit seiner Frau zusammen in der Bibel zu lesen.
Nach einigen Abenden hielt er mitten im Lesen inne und sagte: „Frau, wenn dies Buch wahr ist, so sind wir auf verkehrtem Wege!“ – Er las weiter; aber bald unterbrach er sich wieder und sprach: „Frau, wenn dies Buch wahr ist, so sind wir verloren!“ – Voller Angst las er mit gespannter Aufmerksamkeit weiter, bis er bald darauf ausrief: „Frau, wenn dies Buch wahr ist, können wir gerettet werden!“ – Nach wenigen Tagen waren sie beide bekehrt. Der große Endzweck dieses Buches besteht darin, den Menschen das große Heil Gottes zu verkündigen. O, denkt: es ist ein Buch, das unseren niedergeschlagenen Geist wieder aufrichten und das göttliche Ebenbild uns wiederherstellen kann!
Welch eine furchtbare Verantwortung laden diejenigen auf sich, die solch ein Buch haben, und trotzdem weder auf seine Warnungen achten noch seine Lehren befolgen! Es ist entweder ein Geruch des Todes zum Tode oder ein Geruch des Lebens zum Leben. Wie, wenn Gott es uns entziehen und sagen würde: „Ich will euch damit nicht mehr beunruhigen!“?
Du fragst, was du mit einem Gegenstand anfangen sollst, den du nicht verstehst. Ich meinesteils danke Gott, dass in diesem Buch sich eine Höhe findet, an die mein Verstand nicht im Entferntesten heranreicht, und eine Tiefe, die ich niemals zu ergründen vermag. Gerade dieser Umstand erhöht für mich den unvergleichlichen Reiz dieses Buches. Wenn ich dasselbe nehmen und lesen könnte, wie jede andere Schrift, die ich etwa bei einmaligem Lesen verstehe, so hätte ich den Glauben an dasselbe schon vor Jahren verloren. Einer der stärksten Beweise für den göttlichen Ursprung dieses Buches ist die Tatsache, dass die scharfsinnigsten Denker nach fünfzigjährigem Graben und Abmühen ihre Feder mit den Worten niedergelegt haben: „Hier ist eine Tiefe, von der wir nichts verstehen!“ – „Kein biblisches Buch“, sagt Spurgeon, „wird durch eine einmalige Auslegung erschöpft. Die Blumen in Gottes Garten treiben nicht allein doppelte, sondern siebenfältige Blüten. Sie lassen unaufhörlich frischen Duft ausströmen.“