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Kira Mohn

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Beschreibung

In der Stille des Waldes hörst du dein Herz ... Haven lebt als Tochter eines Rangers in einem von Kanadas Nationalparks. Nirgends fühlt sie sich so wohl wie in der wilden Natur. Menschen hingegen verunsichern sie. Sie weiß nie, was sie sagen, wie sie sich verhalten soll. Die meisten Leute finden sie seltsam. Doch dann begegnet sie Jackson, einem Studenten aus der Stadt. Er bittet sie, ihm ihre Welt zu zeigen. Und plötzlich ist da jemand, der all das, was sie bisher allein erlebt hat, mit ihr teilt. Ein verwirrend schönes, aber auch schmerzhaftes Gefühl. Denn Jackson muss bald wieder zurück in seine eigene Welt … Emotional und ergreifend – der Auftakt der Kanada-Reihe von Kira Mohn

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Kira Mohn

Wild like a River

Roman

 

 

 

Über dieses Buch

In der Stille des Waldes hörst du dein Herz.

 

Haven lebt als Tochter eines Rangers in einem von Kanadas Nationalparks. Nirgends fühlt sie sich so wohl wie in der wilden Natur. Menschen hingegen verunsichern sie. Sie weiß nie, was sie sagen, wie sie sich verhalten soll. Die meisten Leute finden sie seltsam. Doch dann begegnet sie Jackson, einem Studenten aus der Stadt. Er bittet sie, ihm ihre Welt zu zeigen. Und plötzlich ist da jemand, der all das, was sie bisher allein erlebt hat, mit ihr teilt. Ein verwirrend schönes, aber auch schmerzhaftes Gefühl. Denn Jackson muss bald wieder zurück in seine eigene Welt …

 

Emotional und ergreifend – der Auftakt der Kanada-Reihe von Kira Mohn.

Vita

Kira Mohn hat schon die unterschiedlichsten Dinge in ihrem Leben getan. Sie gründete eine Musikfachzeitschrift, studierte Pädagogik, lebte eine Zeitlang in New York, veröffentlichte Bücher in Eigenregie unter dem Namen Kira Minttu und hob zusammen mit vier Freundinnen das Autoren-Label Ink Rebels aus der Taufe. Heute wohnt sie mit ihrer Familie in München. Die Romantik darf in ihren Geschichten nicht zu kurz kommen, aber vor allem ist es ihr wichtig, Figuren zu erschaffen, die sich echt anfühlen. Nach der Leuchtturm-Trilogie veröffentlicht sie nun mit «Wild like a River» und «Free like the Wind» ihre zweite Serie bei KYSS. Kira ist auf Facebook und Instagram aktiv und tauscht sich dort gern mit Lesern aus.

· Für meine Familie ·

1

HAVEN

Ich glaube, er hat keine Ahnung mehr, dass er Snoops heißt, wenn er es überhaupt jemals wusste. Lautlos setzen seine Pfoten auf dem harten Waldboden auf, der hier bei den Klippen des Horseshoe Lake trocken und staubig ist, weil es schon seit einer ganzen Weile nicht mehr geregnet hat. Der Name Snoops ist für einen ausgewachsenen Puma wohl ohnehin nicht mehr sehr passend.

Als ich ihn zum ersten Mal sah, war sein sandfarbenes Fell noch gefleckt. Dad schätzte sein Alter auf etwa zehn bis zwölf Wochen. Eine ganze Weile war mein Vater schweigsam und mürrisch gewesen, weil er Snoops’ Schwester nicht rechtzeitig gefunden hatte und sie das Opfer von Kojoten geworden war. Was mit Snoops’ Mutter geschah, beschäftigte ihn, Nate und die anderen Ranger des Jasper National Park noch um einiges länger, doch letztlich kamen sie zu dem Schluss, dass sie höchstwahrscheinlich von Hobbyjägern abgeknallt und als Trophäe mitgenommen wurde – sie war und blieb wie vom Erdboden verschluckt.

Snoops macht noch ein paar Schritte in meine Richtung, dann sieht er auf, und ich bilde mir ein, dass er mich aus der Entfernung mustert. Die tiefstehende Abendsonne lässt sein Fell golden leuchten.

Es ist fast acht Uhr, doch selbst für August noch ziemlich warm. Trotzdem sind die Klippenspringer, die so oft den See bevölkern, für heute bereits verschwunden. Insekten hängen über dem Wasser, es riecht nach Harz und dem von der Sonne erwärmten Erdboden. Ein paar Sekunden lang hoffe ich, Snoops werde sich mir nähern, dann jedoch zuckt seine Schwanzspitze plötzlich unruhig, und im nächsten Moment wendet er sich ab und verschwindet lautlos zwischen den hohen Stämmen im Unterholz.

Enttäuscht seufze ich auf.

Ich weiß noch, wie er in meinen Armen lag, wie fasziniert ich von dem hellen, fedrigen Haar an seinen spitzen Ohren war und wie weich das weiße Fell um seine Schnauze herum. Damals war ich fünfzehn, und eine Weile hoffte ich, Dad würde mir erlauben, Snoops zu behalten. Doch natürlich tat er das nicht. «Ein Puma ist keine Hauskatze, Haven», erklärte er mir in diesem geduldigen Ton, den ich noch nie besonders gut ertragen konnte.

In den ersten Wochen, nachdem Dad ihn behutsam ausgewildert hatte, kam Snoops Abend für Abend wieder. Von der Veranda aus konnte ich ihn sehen, wie er unentschlossen zwischen den Baumstämmen stand und zu dem Blockhaus hinüberblickte, in dem er die ersten Wochen seines Lebens verbracht hatte. Dad verjagte ihn zuverlässig, sobald er Anstalten unternahm, sich dem Haus über die Lichtung hinweg zu nähern, und wir haben uns jedes Mal deshalb gestritten. Irgendwann kam Snoops nicht mehr, dafür begann ich umgekehrt, mich auf die Suche nach ihm zu machen. Einige Male noch tapste er tatsächlich in meine weit geöffneten Arme und rieb seinen Kopf an meiner Schulter, doch irgendwann beschloss er wohl, dass er nun zu erwachsen dafür sei. Beinahe vier Jahre ist das jetzt her, und es ist selten geworden, dass er mir nahe genug kommt, um ihn berühren zu dürfen.

Ich bin froh, dass er zumindest nicht das Revier gewechselt hat, sondern dort blieb, wo auch schon seine Mutter lebte. Er hat es nur ein wenig erweitert. Das weiß ich, weil ich Snoops’ Markierungen und Kratzspuren an den Bäumen in der Nähe des Maligne Lake entdeckt habe.

Seufzend bücke ich mich nach dem Rucksack, den ich beim Anblick des Pumas vom Rücken habe gleiten lassen. Es wird noch etwas dauern, bis die Sonne verschwunden ist, aber ich habe einen fast vier Meilen weiten Rückweg vor mir.

Als plötzlich Stimmen zu hören sind, ziehe ich unwillkürlich den Kopf ein und fühle mich sofort albern deswegen. Ich hasse es, wenn ich mich verhalte wie Mowgli, das Dschungelkind.

Okay, von meinem Vater und ein paar Leuten aus Jasper abgesehen, komme ich selten mit Menschen in Kontakt, aber ich spreche deshalb ja nicht nur wölfisch oder so. In einer Trotzreaktion mir selbst gegenüber bleibe ich im Schatten der Bäume stehen. Snoops hat die Leute, die sich gerade nähern, offensichtlich sehr viel früher wahrgenommen.

Auf den Klippen unterhalb von mir tauchen zwei Typen auf. Sie tragen T-Shirts, Jeans und Wanderschuhe, und trotz – oder gerade wegen – ihrer riesigen Rucksäcke ist ihnen sofort anzusehen, dass sie keine Ahnung haben, wie man sich hier im Jasper National Park bewegt, ohne zum herumpolternden Störfaktor zu mutieren. Lachend stolpern sie über die dicken Wurzeln, die den Boden durchziehen, hängen ihre Rucksäcke an viel zu dünne Äste, die sich bedenklich unter der Last biegen, und beginnen, sich auszuziehen.

Moment.

Ähm.

Sie haben mich nicht bemerkt, und hastig wende ich mich ab, als der erste der beiden, ein großer, schlanker Typ mit dunklen Haaren, den Reißverschluss seiner Hose öffnet und sie in der nächsten Sekunde mitsamt der Shorts, die er darunter trägt, hinunterschiebt. Als ich es wage, wieder hinzusehen, steht er noch immer mit nacktem Hintern vor seinem Rucksack. Ich sollte ihn nicht anstarren, sondern stattdessen endlich nach Hause gehen, aber diesmal gelingt es mir nicht, meinen Blick von ihm loszureißen. Er hat die Figur eines Schwimmers, durchtrainierte Arme und Beine, mit langen, geschmeidigen Muskeln. Die Haut ist glatt und gebräunt, und er hat einen wirklich schönen Rücken.

Immerhin sein Freund trägt inzwischen Badeshorts. Vornübergebeugt steht er am Rand der Felsen, wohl um die Entfernung zur Wasseroberfläche abzuschätzen, und seine glatten, fast weißblonden Haare fallen ihm dabei in die Stirn. Der Horseshoe Lake schimmert unter ihm in einem tiefen Türkis, doch die Schönheit des Sees scheint ihn nicht zu beeindrucken.

«Na, Badehose vergessen, Jax?», wendet er sich an seinen Freund.

«Nope.» Der Typ namens Jax dreht sich um, während er in die Badehose steigt, die er gerade aus seiner Tasche gezogen hat. Verlegen trete ich einige Schritte hinter einen Baum zurück. Es wäre doch ziemlich peinlich, ausgerechnet jetzt entdeckt zu werden.

«Okay, nach dir.» Der blonde Typ wedelt auffordernd mit der Hand in Richtung See.

Die wollen von hier oben aber nicht einfach springen, oder?

«Sag doch einfach, dass es dir zu hoch ist, Cay.» Mit einem Lachen beugt sich der dunkelhaarige Kerl ebenfalls über den Rand der Klippe, dann verschränkt er die Hände im Nacken. Vor ihm glitzert das Wasser in den letzten Sonnenstrahlen. «Wahnsinn, ist das schön hier!»

«Lenk nicht ab. Du traust dich doch nur selbst nicht», spöttelt Cay.

Auf diesen Satz hin lässt sein Freund die Arme sinken und stößt sich im nächsten Moment vom Felsen ab. Eine Sekunde lang scheint sich sein Körper der Schwerkraft zu widersetzen, dann stürzt er hinunter, durchschneidet die Wasseroberfläche und taucht Augenblicke später wieder auf. «Fuck, ist das kalt!»

Was für ein leichtsinniger Irrer. Der Horseshoe Lake gehört zu den tiefsten Seen in Jasper, doch es kommt immer wieder zu Unfällen, weil er an einigen Stellen trotzdem seine Untiefen hat oder die steilen Felsabhänge unter der Wasseroberfläche flacher werden. Ich weiß, dass es hier ungefährlich ist, doch ich bezweifle, dass dieser Jax das überprüft hat. Außerdem haben sie sich zwar nicht die höchsten Klippen ausgesucht, doch wenn man wie hier aus etwa acht Meter ungünstig auf die Wasseroberfläche prallt, kann man sich die Rippen oder mitunter auch gleich die Wirbelsäule brechen. Die riesigen Verbotsschilder, die überall stehen, sind zwar weitestgehend wirkungslos, aber definitiv nicht sinnlos.

Jax versucht zumindest nicht, seinen Freund zum Springen zu überreden. Er krault zu einer Stelle, an der er den See verlassen kann, und Sekunden später verschwindet er zwischen den Felsen. Keine Ahnung, wo er wieder rauskommen wird – mit Sicherheit weiß er das auch nicht –, aber ich trete jetzt endgültig in den Schutz der Kiefern zurück, um nicht entdeckt zu werden.

Der Kerl namens Cay wühlt in einem Rucksack herum, zieht eine Flasche Wasser heraus und entrollt dann eine Isomatte. Diese weißblonden Haare … er sieht aus, wie ich mir immer die Elben aus Lord of the Rings vorgestellt habe. Als sein Freund zu ihm hochgeklettert ist, sitzt er mit verschränkten Beinen da und starrt auf ein Handy. «Der Empfang ist mies.»

«Was hast du denn erwartet? Dass für die ganzen Elch-Influencer Sendemasten aufgestellt wurden?»

«Sehr witzig, Jackson.»

Cay steht auf und beginnt herumzulaufen, das Smartphone wie einen Kompass vor sich. Jackson wirft ihm einen kurzen Blick zu, bevor er wieder an die Felskante tritt. «Was hast du überhaupt vor? Willst du Pizza bestellen?»

«Nein, ich wollte nur ein paar Bilder hochladen.»

Ohne darauf etwas zu erwidern, springt Jackson erneut, kopfüber dieses Mal. Elegant taucht er ein und kommt erst nach langen Sekunden ein gutes Stück entfernt wieder zum Vorschein. Als er ein zweites Mal tropfnass auf dem Klippenvorsprung ankommt, müht Cay sich gerade mit einem Dosenöffner ab. «Was ist das für eine beschissene Dose? Ist die aus Titan oder was?»

«Gib mal her.» Jackson streicht sich die nassen Haare aus der Stirn. «Das nächste Mal packen wir nur Dosen ein, die man ohne Öffner aufkriegt. Oder am besten gleich einen Koch. Am besten einen, der dich auch noch tragen kann.»

Jackson grinst und reicht seinem Freund die geöffnete Dose. Dann streift er sich die Badehose von den Hüften, und ich wende mich endgültig ab. Mittlerweile habe ich ohnehin schon ein schlechtes Gewissen, sie so lang beobachtet zu haben.

Wie zuvor Snoops ziehe ich mich geräuschlos ins Unterholz zurück. Vielleicht frage ich Dad später, ob er etwas über die beiden weiß. Bei ihm oder bei Nate haben sie ihre Tour sicher angemeldet.

Während ihre Stimmen hinter mir verklingen, sagt mir mein Bauchgefühl, dass sie sich im Laufe der Tage garantiert noch in Schwierigkeiten bringen werden.

JACKSON

Es ist still und doch nicht still.

Der Mond strahlt so hell, dass es selbst im Zelt nicht völlig dunkel ist. Schwach kann ich Caydens Umrisse erkennen, der eingerollt in seinem Schlafsack nur etwa einen Meter von mir entfernt liegt. Vorhin ist er innerhalb von Sekunden eingeschlafen. Dass ich das Feuer gelöscht und die schmutzigen Teller notdürftig mit Taschentüchern gereinigt habe, hat er nicht mal mehr mitgekriegt.

Insektengeräusche. Ab und an ein Knistern oder Rascheln von Tieren, die sich unsichtbar im Wald bewegen. Den ganzen Tag über ist mir nicht einmal ein Kaninchen über den Weg gelaufen. Cayden, der meist ein gutes Stück hinter mir hergetrödelt ist, behauptet, er habe einmal ein Elchgeweih zwischen den Bäumen gesehen, aber wahrscheinlich waren es nur ein paar Äste. Ein Bild von dem Tier hat er jedenfalls nicht zustande gebracht.

Wir haben uns keine besondere Mühe gegeben, leise zu sein, weil wir gelesen haben, dass größere Tiere nicht darauf stehen, in ihren Revieren überrascht zu werden. Ich wiederum stehe nicht darauf, plötzlich über einen Grizzly zu stolpern. Also nehme ich in Kauf, bisher nur von nervigen Mücken begleitet zu werden. Und natürlich von Cayden, der phasenweise fast genauso nervig war. Als wir den Trip geplant haben, war er noch Feuer und Flamme, doch irgendwann im Laufe des Tages ist sein ursprünglicher Enthusiasmus verpufft, und ihm war anzusehen, dass er sich für die Umgebung bei weitem nicht so begeistern kann wie ich.

Die Luft im Zelt ist schwül und stickig. Am liebsten würde ich meinen Schlafsack nehmen und mich nach draußen legen. Eigentlich soll man abseits der Campingplätze nicht zelten, der Ranger sagte, sie sähen das nicht gern. Cayden und ich leiteten kein striktes Verbot daraus ab, auch wenn der Ranger noch hinzufügte, es sei zu unserer eigenen Sicherheit. Was soll schon groß passieren? Soweit ich das beurteilen kann, besteht das größte Risiko darin, von den Scheißmücken gefressen zu werden.

Cayden beginnt zu schnarchen, und ich richte mich auf.

Ein paar Minuten später liege ich mit gebührendem Abstand zur Steilkante auf dem harten Stein, über mir schwarze Baumwipfel, die sich gegen den nachtgrauen Himmel abheben. Wenn man lange genug zu den wenigen Sternen hinaufstarrt, die dem Mondlicht trotzen, scheint es einen förmlich ins All zu saugen. Moskitos gibt es keine mehr, vielleicht ist es ihnen zu kalt geworden. Der Gedanke, vor einigen Stunden noch von den Klippen gesprungen zu sein, kommt mir unwirklich vor. Wie es wohl wäre, jetzt in den See zu tauchen? Ins schwarze, silbrig glitzernde Wasser, das über meinem Kopf zusammenschlagen würde, kälter noch als die Nachtluft?

Einen Moment lang bin ich ernsthaft in Versuchung, bis mir einfällt, dass ich über die Felsen wieder hinaufsteigen müsste. Auch wenn der Mond alles mit einem hellen Schimmer überzieht, ist es für eine Kletterpartie eindeutig zu dunkel.

Ich stütze den Kopf in die Hand, um über den See blicken zu können, auf die hohen Felsen auf der gegenüberliegenden Seite und die riesigen Bäume, die sich fast bis zur Steilkante hindrängen. Ein Gemälde in Silber- und Grautönen.

Caydens Schnarchen, das noch immer durch die Zeltwand hindurch zu hören ist, tritt in den Hintergrund, der harte Boden wird unwichtig. Alles, was mich normalerweise beschäftigt, verblasst langsam, während die Sterne irgendwann zu verschwimmen beginnen, vielleicht, weil ich zu lange nicht geblinzelt habe.

Unwirklich. Unwirklich schön. Am liebsten möchte ich diesen Augenblick festhalten, mich darin auflösen und eins werden mit der Nacht …

Ich werde wach, weil ich friere, weil sich die Feuchtigkeit des Morgengrauens auf mein Gesicht gelegt hat und weil ein verfickter Bär nur ein paar Meter von mir entfernt mit der Schnauze die Plastikteller zum Klappern bringt, die ich letzte Nacht stehengelassen habe.

Mein erster Impuls, ausgelöst durch einen fast schon schmerzhaften Adrenalinstoß, ist, mich aus dem Schlafsack zu winden und über die Klippen zu springen, aber Cayden … Cay liegt noch in dem Zelt, dessen Eingang von diesem riesigen Vieh jetzt beschnüffelt wird.

Heilige Scheiße.

2

HAVEN

In meinem Bücherregal gibt es eine ziemlich abgeliebte Ausgabe von Little House in the Big Woods. Als Kind habe ich mir eingebildet, ich sei wie Laura, nur eben ohne Schwestern. Und ohne Mutter. Aber mein Dad war wie Lauras Vater: furchtlos, pragmatisch und eigenbrötlerisch. Mit seinem dichten, dunklen Haar und dem Vollbart sieht er sogar so aus, wie Lauras Vater im Buch beschrieben wird, und ich glaube, hätte mein Vater die Gelegenheit gehabt, unsere Sachen auf einen Planwagen zu packen und ein unbesiedeltes Land zu erforschen, er hätte keine Sekunde gezögert. Und ich hätte ihn begleitet, so wie ich ihn auch oft auf seinen Rundgängen durch den Jasper National Park begleitet habe.

Irgendwann einmal hat es eine Schule gegeben, doch meine Erinnerungen werden beherrscht von Wasserfällen, Seen, bunten Bergwiesen und endlosen Tannenwäldern.

Und natürlich von Tieren. Träge Wapitis vor der Veranda, die ich beobachtete, während ich meine Englisch- oder Mathelektionen durchging. Streifenhörnchen auf sonnenüberfluteten Felsen, Pikas, Dickhornschafe und weiße Schneeziegen, die noch den kleinsten Vorsprung in den Steinwänden finden, um sich fast senkrechte Berghänge hinaufzukämpfen. Kein einziges Mal habe ich eines der Tiere stürzen sehen, und selbst wenn die Böcke um ihre Stellung in der Herde kämpfen, sind ernsthafte Verletzungen selten. Die verwundeten oder kranken Tiere, die mein Vater entdeckt, sind meist irgendwelchen Menschen in die Quere geraten, die sie erschrecken oder mit irgendwelchem Mist füttern, den sie nicht vertragen.

Gedankenverloren stecke ich zwei Scheiben Weißbrot in den Toaster am Tischende. Der dunkle Holztisch hat eine massive Platte, er steht direkt vor dem Fenster, von dem aus man über die Veranda hinweg die derzeit sonnenbeschienene Lichtung vor unserem Haus überblicken kann. Mein Vater hat ihn selbst zusammengezimmert. Für zwei ist er perfekt, für drei etwas zu klein, so wie das ganze Haus. Es ist für zwei Leute gedacht, und seit Dad und ich hier wohnen, hat es auch nie eine dritte Person gegeben.

Die beiden Schlafkammern im ersten Stock haben niedrige Decken, darüber befindet sich ein Dachboden, den ich nur betrete, wenn ich die Kiste mit der Weihnachtsdekoration brauche. Früher habe ich dort oft mit den Kleidern gespielt, die sich in einer Truhe mit schwerem Deckel befanden, Schuhe, Hüte, jedes einzelne Stück viel zu groß für ein kleines Mädchen. Ich hatte das Gefühl, dass es mich meiner Mutter irgendwie näherbrachte, ihre Kleider zu tragen, obwohl sie nur noch nach dem Holz der Kiste rochen. Als würden mich die weichen Ärmel ihrer Pullover und Jacken umarmen, wenn sie es schon nicht mehr konnte. Irgendwann jedoch fand ich in einer Blusentasche einen silbernen Ring, und in der Sekunde, in der ich ihn mir über den Finger schob, blitzte eine Erinnerung in mir auf, kaum deutlich genug, um das Gedankenbruchstück zu erfassen. Ich habe Dad danach gefragt, und danach habe ich nie wieder Mums Sachen angezogen, weil er …

Der Toast schießt nach oben und unterbricht meine Gedanken. Kurz schließe ich die Augen. Besser so. Der Tag ist viel zu schön, um ihn mit solchen Erinnerungen zu belasten.

Dad war schon fort, als ich vorhin aufgestanden bin. Er dreht am frühen Morgen seine erste Runde, und nicht immer wache ich rechtzeitig auf, um noch mit ihm zusammen in der Küche einen Kaffee zu trinken. Offiziell verschwindet er so zeitig, weil das zu seinem Job gehört, tatsächlich liegt es eher daran, dass er nach einer langen Nacht im Haus das dringende Bedürfnis hat, wieder rauszukommen. Vermutlich fühlt sich niemand innerhalb von vier Wänden so schnell eingeengt wie mein Vater.

Als mein Smartphone in meiner Jackentasche klingelt, bin ich gerade in den Garten gegangen, der neben unserem Haus liegt, um mir zum Frühstück noch ein paar Radieschen zu holen. Dad hat ihn eingezäunt, wegen der neugierigen – und gefräßigen – Wapitis, aber ich habe ihn selbst angelegt und nach ersten Misserfolgen mit der Zeit herausgefunden, was ich hier trotz der Schatten der hohen Fichten und Tannen zum Gedeihen bringen kann. Erbsen, Brokkoli und sogar Blumenkohl wachsen gemächlich vor sich hin. Meine Versuche, Apfel- und Kirschbäume zu züchten, habe ich allerdings aufgegeben. Einzig ein kümmerliches Walnussbaumpflänzchen trotzt allen Widrigkeiten – es heißt Mr. Strong.

«Hi, Dad.» Ich zupfe ein Radieschen aus der Erde und wische es an meiner Jeans sauber. «Alles okay?»

«Haven, setz dich in meinen Wagen und komm zum Horseshoe Lake. Es gibt da Probleme mit ein paar Wildcampern.»

Die beiden Typen von gestern. Hab ich’s doch geahnt.

«Brauchst du irgendetwas?»

Zwecklos, Dad zu fragen, was passiert ist. Er ist ohnehin kein sehr redseliger Mensch, und am Telefon sagt er nie mehr, als notwendig ist. Ich stecke das Radieschen in den Mund und haste zwischen den Beeten zurück zum Haus.

«Erste-Hilfe-Rucksack. Und Kühlpacks. Ich warte beim Parkplatz auf dich.»

«Bin gleich da», erwidere ich mit vollem Mund.

Kurz darauf lenke ich Dads Pick-up vorsichtig über schmale Waldwege. Sicherheitshalber habe ich sein Auto genommen, falls er damit nach Jasper muss, doch allzu große Sorgen mache ich mir nicht. Würde es sich um einen Notfall handeln, hätte Dad nicht mich angerufen, sondern direkt ein Rettungsteam angefordert. Mit ein paar Maßregelungen scheint es aber auch nicht erledigt zu sein. Das letzte Mal, als Dad mich zu sich gerufen hat, hatte sich eine Frau mit heißem Wasser verbrüht. Dad hat sie zusammen mit ihrem Freund ins Healthcare Centre nach Jasper gebracht. Wer von den beiden Typen wohl heute dort aufschlagen wird?

Diese Frage klärt sich, als ich den Parkplatz in der Nähe des Horseshoe Lake erreiche. Der blonde Typ – Cay, wenn ich mich richtig erinnere – ist noch um einiges blasser als gestern. Er und sein Freund sitzen im Gras, dort, wo ein schmaler, sandiger Weg zwischen den Bäumen hindurch zum See führt. Dad ist nirgends zu sehen.

Nur einer der beiden – Jackson, er hieß Jackson – erhebt sich, als ich aus dem Auto steige.

«Hi.» Ich werfe die Wagentür zu und blicke mich nach Dad um. Wo steckt er? «Ich bin Haven. Mein Vater hat mich angerufen. Ihr braucht Hilfe?»

«Sieht so aus. Hi.» Der Typ streckt mir die Hand entgegen und sieht mich neugierig an. «Ich bin Jackson. Und das hier ist Cayden.»

Ich nicke nur, während ich kurz die dargebotene Hand ergreife. Sein Händedruck ist fest und warm, trotzdem ziehe ich eilig meinen Arm wieder zurück, kaum dass seine Finger sich von meinen gelöst haben. Was genau soll ich denn jetzt hier machen, Dad?

«Wir hatten einen Unfall. Ich schätze, wir müssen in die Klinik», erklärt Jackson in das sich auftuende Schweigen hinein.

«Du kannst unser Zeug nicht einfach hierlassen», meldet sich Cay erstmalig zu Wort. «Du musst zurück und alles abbauen.»

Jackson sieht sich flüchtig nach ihm um, bevor sein Blick zu mir zurückkehrt. «Es war ein Bär», sagt er.

«Bitte?»

«Ein Bär. Da war ein Bär. Stand da einfach so rum und hat unsere Teller abgeleckt.»

Das erklärt, warum Dad nicht bei uns ist. Garantiert überprüft er gerade die nähere Umgebung. «Ihr seht nicht so aus, als hättet ihr mit einem Bären gekämpft», erwidere ich vorsichtig. Es liegt vermutlich nur an der mangelnden Routine, aber Gespräche mit Leuten in meinem Alter fallen mir nicht leicht.

«Cay hat sich wohl den Knöchel verstaucht.»

«Und wie ist das passiert?»

Ein abfälliges Schnauben aus Cays Richtung ist zu hören. «Ich wollte mit dem verdammten Bären Salsa tanzen. Wie soll es wohl passiert sein? Ich bin gestolpert.»

Auf Jacksons Gesicht erscheint ein Grinsen. «Er hat sich in einer Zeltschnur verheddert.»

«Worauf warten wir denn noch? Können wir nicht einfach fahren?»

Cays genervte Stimme verunsichert mich. «Wir warten auf meinen Vater.» Demonstrativ lehne ich mich gegen den Wagen und verschränke die Arme, um meine Nervosität zu überspielen.

Cay seufzt hörbar auf. Ein eher ungeduldiges Seufzen, und mein Mitleid hält sich entsprechend in Grenzen.

«Ich bin vorhin aufgewacht, und dieses Riesenvieh stand da einfach direkt vorm Zelt.» Seine erste Begegnung mit einem Bären hat Jackson offensichtlich nachhaltig beeindruckt.

«Wie seid ihr rausgekommen?»

«Was?»

«Aus dem Zelt. Wie habt ihr es geschafft, den Bären zu verjagen?»

«Ich war nicht im Zelt. Ich hab draußen geschlafen, und als ich aufgewacht bin, war er einfach da.»

«Du hast direkt neben einem Bären im Schlafsack gelegen?»

Jackson zuckt mit den Schultern und reibt sich mit einer Hand den Nacken. Ob er in dieser Sekunde auch darüber nachdenkt, was alles hätte passieren können? Und warum genau ist eigentlich nichts passiert? Der Bär wird doch kaum einfach davongetrottet sein. Wenn er die Teller näher untersucht hat, hatte er garantiert vor, das Terrain noch etwas genauer auf Essbares hin zu sondieren.

«Ich lag in der Nähe der Klippen, direkt über dem Wasser. Zuerst dachte ich, ich spring einfach rein, aber Cay war ja noch im Zelt.»

Ein Hauch Anerkennung steigt in mir auf. Die beiden haben zwar abseits der Campingplätze ihr Zelt aufgeschlagen, sich offenbar etwas zu essen gemacht und die schmutzigen Teller leichtsinnigerweise neben dem Zelt liegenlassen – aber nachdem der Bär aufgetaucht ist, hat dieser Jackson an seinen schlafenden Freund gedacht, statt sich panisch in den See zu stürzen.

«Und was hast du dann gemacht?»

«Rumgebrüllt. Nach Cay gerufen. Dass ein fucking Bär vorm Zelt steht, und er noch nicht rauskommen soll. Ich hab wie wild rumgefuchtelt und wollte springen, sobald der Bär in meine Richtung kommt und weit genug vom Zelteingang weg ist. Cay hätte es dann hoffentlich auch zu den Klippen geschafft.»

«Aber der Bär ist verschwunden?» Keiner der beiden sieht aus, als habe er gerade ein Bad hinter sich.

«Ja, genau, er ist einfach in den Wald getrottet. Und Cay ist aus dem Zelt gerannt und hat sich sofort langgelegt, weil er eine der Zeltschnüre übersehen hat und – das war’s.»

«Das war’s?»

«Tja.» Jackson hebt die Schultern an. Einen Moment lang wirkt er so, als wolle er sich für das unspektakuläre Ende seiner Geschichte entschuldigen. «Direkt danach ist der Ranger aufgetaucht – dein Vater, nehme ich an. Hat mich wohl rumschreien hören.»

«Absolut jeder bis Edmonton hat dich rumschreien hören, Jax. Die Schallwellen haben den Bären weggepustet! Ich wusste gar nicht, was los ist – ich dachte, ich muss dich retten.»

Jackson lacht, obwohl sein Freund ziemlich sauer klingt. «Du bist in Unterhosen aus dem Zelt geschossen und hast dabei: ‹Ein Bär? Ein Bär? Wo ist ein Bär?›, geheult», erwidert er grinsend. «Was hattest du eigentlich vor? Dich ihm als Snack anbieten, damit ich verschwinden kann?»

«Ich wollte ihn erwürgen.» Cay krümmt die Finger, und ich überlege kurz, ob ich ihn darauf aufmerksam machen soll, dass er den Hals eines Bären nicht mal zur Hälfte mit den Händen umfassen könnte. «Und zwar völlig lautlos – hättest du noch im Zelt gelegen, wärest du nicht mal aufgewacht.»

«Und zum Frühstück hätte es Bärenschnitzel gegeben.»

«So ist es.»

«Von dir höchstpersönlich zubereitet.»

«Genau.»

«Mit nichts als einem Dosenöffner.»

Cay lacht auf und zuckt im nächsten Moment zusammen, weil er offenbar vergessen hat, dass er den verstauchten Knöchel besser nicht bewegt.

Die Diskussion zwischen den beiden scheint nicht ernst gemeint zu sein, aber ich könnte nicht mit Sicherheit sagen, ob das von Anfang an der Fall war oder ob fast ein Streit ausgebrochen wäre. Als Jackson sich wieder mir zuwendet, lasse ich die Arme sinken und strecke den Rücken durch.

«Sollen wir Cay schon mal ins Auto verfrachten?», schlägt er vor.

«Wir sollten erst einmal den Knöchel fixieren. Es tut ihm sonst weh, wenn er sich bewegt.»

Genau genommen wäre das Dads Aufgabe. Wo bleibt er?

«Er könnte hüpfen. Wir haben ihn ja so auch bis hierher gekriegt.»

«Ja, und es hat scheißweh getan!», ruft Cay dazwischen.

«Es sind nur zwei Meter bis zum Wagen. Das wirst du wohl überleben.»

«Ist der Fuß wirklich nur verstaucht?», frage ich.

«Woher soll ich das wissen?», fragt Cay gereizt zurück. «Dein Vater meinte, das Außenband könnte auch gerissen sein, aber ich denke, da sollte besser mal jemand draufschauen, der was davon versteht.»

«Darf ich mal sehen?» Ich trete vor und beuge mich über sein Bein. Nach kurzem Zögern schiebt Cay die Jogginghose hinauf, die er trägt. Der Knöchel ist geschwollen und beginnt bereits, sich bläulich zu verfärben.

«Du solltest das kühlen», sage ich. «Und ein Verband, der alles stabilisiert, kann auch nicht schaden.»

«Bist du Sanitäterin oder so?»

«Nein, bin ich nicht.» Ich habe mich bereits aufgerichtet, um zur Beifahrertür des Pick-ups zu gehen und den Erste-Hilfe-Rucksack zu holen. Als ich mich umdrehe, hat Cay das Hosenbein wieder heruntergestreift.

«Ich glaube, ich lass da lieber einen Arzt ran.»

«So ein Verband ist keine große Sache», erkläre ich, doch Cay starrt mich nur ablehnend an. Keine Ahnung, warum er sich so anstellt, aber ich kann ihm den Verband ja schlecht mit Gewalt anlegen.

«Dann kühle die Schwellung wenigstens.» Fast bin ich mir sicher, dass er das eisgekühlte Gelpack, das ich vorhin extra noch in den Rucksack geworfen habe, ignorieren wird, doch er nimmt es mir wortlos aus der Hand und legt es über seinen Knöchel. Seine behutsamen Bewegungen machen deutlich, dass es wirklich ziemlich weh tun muss.

«Willst du dich lieber ins Auto setzen?», fragt Jackson.

«Wir sollten auf meinen Vater warten», werfe ich ein. Garantiert wird Dad auf einen Verband bestehen, und hier draußen lässt sich das leichter erledigen. Cayden öffnet den Mund, und ich mache mich auf erneuten Widersprich gefasst, doch bevor es dazu kommen kann, ist endlich Dads Stimme zu hören. «Vom Bären ist nichts zu sehen.» Mit weit ausholenden Schritten kommt er über den Waldweg auf uns zu. «Die Spuren führen zurück in sein Revier. Ich fahr dich jetzt nach Jasper», erklärt er in Richtung Cay und wendet sich dann an Jackson. «Was ist mit dir? Willst du mit?»

«Pack lieber unser Zeug zusammen», wirft Cay ein. «Ist ja kein Notfall hier.»

«Bist du sicher, dass ich dich nicht begleiten soll?», erwidert Jackson zögernd.

«Wozu denn? Willst du meine Hand halten oder was?»

«Nein, aber …»

«Haven, warum hast du ihm denn keinen Verband angelegt?» Ohne eine Antwort abzuwarten, nimmt mein Vater mir den Rucksack aus der Hand und holt eine der Pappschachteln mit den elastischen Verbänden heraus. Diesmal widerspricht Cay nicht, als Dad ihm das Hosenbein bis zum Knie hinaufschiebt und die kalte Kompresse schnell und sicher mit einer der selbsthaftenden Bandagen umwickelt. Keine Minute später ist er damit fertig und richtet sich auf. Er nickt Jackson zu, der neben Cay tritt und ihn gemeinsam mit meinem Vater vorsichtig in eine stehende Position bringt, um ihn anschließend ins Auto zu verfrachten. Die Tür schließt sich vor Cays Gesicht, ohne dass er mir auch nur noch einen Blick gegönnt hätte. Absurderweise fühle ich mich einen Moment lang so, als sei ich schuld an seiner Verletzung.

Im Vorübergehen legt mein Vater mir die Hand auf die Schulter. «Danke für deine Hilfe.»

«Kein Problem.»

«Bis nachher», brummt er noch, dann wirft er die Fahrertür zu und setzt den Wagen zurück.

Jackson und ich stehen schweigend nebeneinander und sehen zu, wie er wendet und langsam vom Parkplatz rollt.

Dann ist er weg. Und ich stehe hier und weiß nicht, ob es sehr unhöflich wäre, mich jetzt zu verabschieden, um nach Hause zu gehen.

JACKSON

Wieso treffe ich eine solche Frau ausgerechnet hier? Lebt sie in dieser Gegend? Vielleicht in Jasper? Aber warum ist sie dann nicht mit ihrem Vater zurückgefahren? Soll sie so lange in meiner Nähe bleiben, bis sicher ist, dass ich alles abgebaut habe und verschwunden bin? Erwartet man von mir jetzt eigentlich, dass ich den Park verlasse? Werden dämliche, wildcampende Touristen, die obendrein auch noch Bären anlocken, verscheucht?

Und – um darauf zurückzukommen: Wieso treffe ich eine solche Frau ausgerechnet hier? Ich meine – bisher war es meine größte Hoffnung, zwischen den Bäumen vielleicht mal einen Hirsch herumlaufen zu sehen oder so. Und dann läuft mir eine Frau über den Weg, die aussieht wie eine Waldamazone.

«Okay, also ich …», beginnt sie.

«Unser Zeltplatz liegt nicht weit von hier entfernt», sage ich im gleichen Moment.

Unschlüssig schaut sie mich an. Sie wirkt nicht so, als habe sie geplant, mich zu begleiten, um mich zu überwachen.

«Ich meine … ich bau alles ab und bin dann weg», füge ich hinzu.

«Okay.»

Irgendwie unbeholfen schiebt sie beide Hände in die Taschen ihrer Jeans. Keine knallengen Jeans, so wie jede Frau sie trägt, die ich kenne. Eher so was wie ein etwas zerschlissenes Männermodell, mit ausgefransten Hosenbeinen, die bis über ihre Stiefel reichen. Sie trägt dazu ein helles T-Shirt und ihre Haare – wie kann man solche Haare haben? Sie sehen zerzaust aus, wild und irgendwie so, als würden sie in der nächsten Sekunde in Flammen aufgehen. Diese Farbe. In einem tiefen, schimmernden Rot fallen sie ihr bis weit über die Schultern, fast bis zu den Hüften, und obwohl keine Strähne dieselbe Länge wie die anderen zu haben scheint, sieht es … ich meine, es sieht … einfach wahnsinnig aus. Ich möchte mit beiden Händen hineinfassen, um herauszufinden, ob sie sich trotz ihrer Windzerzaustheit weich anfühlen.

Habe ich gerade wirklich ‹Windzerzaustheit› gedacht?

Sie tritt einen Schritt zurück. «Gut, dann … also ich schätze, du kommst jetzt allein zurecht.»

Sie hat eine sehr helle Haut und keine Sommersprossen. Ich dachte immer, jeder rothaarige Mensch habe auch Sommersprossen, aber nachdem sie in diesem Fall eindeutig nicht unter einer Schicht Make-up liegen …

«Viel Spaß noch. Am besten, ihr campt das nächste Mal nicht abseits der dafür gekennzeichneten Plätze.»

Ich erwache aus der Versunkenheit, mit der ich sie wohl die letzten Sekunden angestarrt haben muss. «Danke. Ich meine … werden wir nicht. So wie’s aussieht, ist es für Cay ohnehin vorbei.»

«Ja, glaube ich auch.»

«Was ist mit mir? Muss ich eine Strafe zahlen oder so?»

«Hat mein Vater irgendetwas in dieser Richtung gesagt?»

«Nein.»

«Dann ist er wohl der Ansicht, ihr seid gestraft genug. Pack einfach euer Zeug und fertig.»

«Okay. Wollen wir zusammen frühstücken?»

«Was?»

Scheiße, das ist mir einfach rausgerutscht. Zusammen frühstücken. Ja, klar. Hier im Wald. Wir könnten Pilze essen oder Beeren, was ich beides noch nirgendwo gesehen habe, und ich mache uns eine Dose Erbsen dazu auf. Völlig absurd, und ihr entgeisterter Blick sagt mir genau das: Was bist du denn für ein Idiot?

Trotzdem setze ich noch einen drauf. «Na ja, ich könnte uns Bohnen anbraten. Mit Bacon. Oder lockt das den Bären wieder an? Wir könnten sonst auf irgendeinen Campingplatz gehen.» Auch wenn ich keine Ahnung habe, ob es in erreichbarer Nähe überhaupt einen Campingplatz gibt. Bisher haben Cay und ich uns mit solchen Feinheiten nicht weiter aufgehalten.

«Ich esse so was nicht.»

«Was?»

«Bacon.»

«Oh, dann vielleicht … keine Ahnung – Tee? Ich hätte auch Tee da. Und dazu … Bananen?»

«Tee und Bananen?»

Großartig, Jax, in deinem ganzen Leben hast du noch nie so elegant eine Frau angegraben.

«Ja, warum nicht? Vielleicht, bevor ich alles zusammenpacke? Oder isst du auch keine Bananen?»

Sie guckt mich an, als überlege sie, ob ich zurechnungsfähig bin. Versuchsweise grinse ich ein wenig breiter. Frauen mögen mein Grinsen, zumindest habe ich das schon ein paar Male gehört.

«Also … ich glaube, ich gehe lieber nach Hause.»

«Klar.» Enttäuschung nicht anmerken lassen. War ohnehin alles viel zu unüberlegt und genau genommen eine eher dämliche Aktion. «Du hast vermutlich auch schon längst gefrühstückt.» Herrgott, hör endlich auf, Jax!

«Nein, das nicht, aber …»

Sie sucht so offensichtlich nach Worten, um sich aus dieser peinlichen Situation herauszumanövrieren, dass es mir endgültig leidtut, so hartnäckig gewesen zu sein.

«Schon okay, vergiss es. Tut mir leid, ich weiß auch nicht … ich packe jetzt einfach, okay?»

«Okay», erwidert sie eindeutig erleichtert.

«Dann … also bis irgendwann mal vielleicht.»

«Ja. Bis irgendwann mal. Bleibst du denn noch, oder brichst du die Tour ab?»

«Ich weiß nicht. Wäre es in Ordnung, wenn ich noch bliebe?»

«Natürlich, warum nicht?» Jetzt sieht sie wieder verwirrt aus.

Ja, warum nicht? Es wäre schade, nach nicht einmal zwei Tagen wieder nach Hause zu fahren. Klar, Cayden wird erwarten, dass wir zusammen abreisen. Andererseits hat er selbst gesagt, er braucht mich nicht zum Händchenhalten.

«Kerkeslin ist übrigens ganz in der Nähe. Falls du nach einem Campingplatz suchst. Aber du musst erst nach Jasper, oder? Dann würde ich dir Wabasso oder auch den Wapiti Campground empfehlen. Auf beiden bekommst du mit großer Wahrscheinlichkeit einen Zeltplatz.» Sie hält inne, als sei ihr gerade aufgegangen, dass die Gefahr besteht, ich könne sie bitten, mir den Weg zu zeigen. «Also, dann hab noch ein paar schöne Tage.»

Jetzt geht sie endgültig. Keine Ahnung, wohin, doch plötzlich will ich es unbedingt wissen.

«Danke. Wohnst du hier in der Gegend?»

«Ja.»

«Okay, dann sehen wir uns ja vielleicht wirklich noch mal.»

«Vielleicht.»

Sie lächelt. Mir fällt auf, dass es das erste Lächeln ist, das ich auf ihrem Gesicht sehe. Bis zu dieser Sekunde hat sie durchgehend angespannt gewirkt. Ich verkneife mir jeden blöden Spruch in Richtung ‹Was muss ich tun, um mich noch einmal von dir retten zu lassen?›, weil ich sie nicht schon wieder in Verlegenheit bringen will.

«Wie heißt du noch mal?»

«Haven», sagt sie.

Haven. Mein neuer Lieblingsname.

3

HAVEN

Jackson.

Dieser Name schwirrt mir den gesamten Heimweg über im Kopf herum, und ich denke noch immer an ihn, während ich neben dem Kühlschrank stehe und Pickles direkt aus dem Glas esse.

Es ist Monate her, dass ich das letzte Mal länger mit jemandem gesprochen habe, der nicht über fünfzig ist. Das war im General Store in Jasper. Ein Mädchen wollte wissen, ob meine Haarfarbe echt sei. Ich fand die Frage absurd – wieso sollte ich mir die Mühe machen, die Farbe meiner Haare zu ändern? Sie dagegen fand es verrückt, dass ich wirklich hier lebe. Und nicht mal in Jasper mit seinen dreieinhalbtausend Einwohnern, sondern in einer kleinen Holzhütte mitten im Wald. Dann wollten ihre Eltern los, und das war’s.

Tee und Bananen. In Büchern lädt niemals ein Mann eine Frau zu Tee und Bananen ein. Aber was weiß ich schon vom Leben außerhalb von Büchern – eigentlich nicht mehr als das, was ich von meinen gelegentlichen Aufenthalten in Jasper mitbekomme. Und sehr viel ist das nicht, wenn man dort nur zum Einkaufen aufschlägt und um sich neuen Lesestoff aus Jaspers winziger Bibliothek zu besorgen. Seit Beginn meines Studiums besitze ich zu Hause zwar einen Rechner, doch die Verbindung ist unendlich lahm, sonst würde ich mir wohl darüber hin und wieder mal einen Film ansehen.

Vielleicht wollte dieser Jackson ja witzig sein. Bestimmt war seine Frühstückseinladung gar nicht ernst gemeint, und ich bin froh, dass ich dem aufflackernden Impuls, die Einladung anzunehmen, nicht nachgegeben habe.

Noch eine Gurke.

Wo er jetzt wohl ist? Ob er gerade nach einem Campingplatz sucht? Hat er wirklich vor hierzubleiben, obwohl sein Freund die Tour abbrechen muss? Falls ja, muss er nur einen der zwei Rucksäcke nach Jasper bringen, den anderen wird er dann beim Wabasso- oder Wapiti-Campingplatz abstellen.

Nach einem letzten Maiskölbchen stelle ich das Glas wieder in den Kühlschrank und gehe zu einem der beiden Sessel vor dem Kamin, um mich dort hineinfallen zu lassen.

Ein Frühstück mit einem Typen namens Jackson.

Ich lasse mich tiefer in das abgewetzte Polster sinken und lege beide Beine über die Sessellehne.

Cay mochte mich nicht, glaube ich, ohne dass ich auch nur die Spur einer Ahnung hätte, warum. Wären die beiden nicht gemeinsam unterwegs, würde ich auch annehmen, dass er Jackson nicht besonders mag. Aber vielleicht ist es einfach seine Art, spöttisch und ein bisschen abweisend zu sein. Menschen, die Dad kennenlernen, werden auch nicht so schnell schlau aus ihm, viele würden ihn wohl als mürrisch bezeichnen, einfach, weil er nicht so viel redet. Vielleicht ist dieser Cay unter anderen Umständen ja nicht ganz so unfreundlich.

Jackson dagegen … Jackson war nett. Bis auf diese Frühstückseinladung. Die war seltsam. Und er hat mich die ganze Zeit angesehen, als warte er auf etwas. Ob er auch nicht so recht gewusst hat, wie er sich verabschieden soll?

Irgendwas hatte er an sich, dieser Jackson, das mich durcheinanderbrachte. Die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl, es müsse etwas geben, das ich angemessenerweise tun oder sagen sollte, aber ich wusste einfach nicht, was.

Das ist einer dieser Augenblicke, in denen es mir nicht besonders gut gefällt, ich zu sein. Haven, das Mädchen aus dem Wald. Normalerweise schiebe ich derartige Gedanken rasch wieder zur Seite, doch in letzter Zeit häufen sie sich. Es hat mich eigentlich nie gestört, so isoliert zu leben. Ich wollte auch nie zur Schule. Wieso sollte ich jeden Tag nach Jasper fahren und dafür meine Freiheit aufgeben? Sicher, Dad bestand darauf, dass ich zu Hause lernte. Er hatte sich lange Listen ausgedruckt, in denen stand, was ich in welchem Alter zu wissen habe. Nur die Abschlussprüfungen habe ich mit siebzehn auf der Highschool in Jasper gemacht und war dankbar, dass die angespannte Prüfungssituation das Getuschel der anderen auf ein erträgliches Maß reduzierte. Zwischen meinem Zuhause und dem der Schülerinnen und Schüler, die mich heimlich oder auch ganz offen musterten, liegen räumlich keine zwanzig Meilen, trotzdem war es, als käme ich mindestens vom Mond. Ich hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, mich an einer Uni zu bewerben, habe dann aber doch lieber ein Fernstudium in Umweltwissenschaften begonnen – ich will als Rangerin arbeiten, so wie Dad, das war für mich immer klar, und wo könnte ich bessere Voraussetzungen für diesen Job vorfinden als hier, im Jasper National Park?

Wenn ich jetzt in meinem Sessel sitze und mich mal wieder seltsam fühle, liegt das nicht daran, dass ich mir wünschen würde, ein anderes Leben zu leben. Aber mehr Kontakt zu Gleichaltrigen … vielleicht tatsächlich eine Freundin, mit der ich über alles reden kann …

Angestrengt versuche ich, diese Gedanken abzuschütteln, und stemme mich schließlich aus dem Sessel, um nach meiner Jacke am Haken neben der Tür zu greifen. Während ich die Lichtung vor unserem Haus überquere und über den moosig-verfilzten Waldboden hinweg in die Schatten der Tannen eintauche, versuche ich es noch immer.

Natürlich habe ich mir immer wieder mal Freunde gewünscht. Andere Kinder, die mit mir über den Waldboden gekrochen wären, um so dicht wie möglich an einen Elch heranzukommen, oder mit denen ich zu Beginn des Winters das erste zarte Eis des Medicine Lake mit Steinen zum Zersplittern gebracht hätte. Selbst Laura aus «Little House in the Big Woods» war in ihrem großen Wald nicht völlig allein. Sie hatte Schwestern, und hin und wieder bekamen sie Besuch von irgendwelchen Cousinen.

Es ist nicht so, dass ich mein Leben nicht lieben würde. Aber ich hätte dieses Leben manchmal einfach gern mit jemandem geteilt, mit jemandem, der nicht mein Vater oder Nate ist. Nate ließe sich wohl als Freund bezeichnen, und ich habe viel von ihm gelernt. Das sagt dann wohl auch schon alles. Er ist ein wunderbarer Mensch, aber er ist sogar noch älter als Dad.

Während ich den unsichtbaren Pfaden zwischen Felsen und Bäumen folge, die nur ich kenne, frage ich mich, wie es sich wohl anfühlen würde, wäre dieses Mädchen im Lebensmittelladen nicht nur eine flüchtige Begegnung gewesen, sondern jemand, den ich schon ein halbes Leben lang kenne. Wenn sie und ich ganz selbstverständlich zu mir gefahren wären, und dort hätten wir … ich weiß nicht, was würden wir tun? Uns unterhalten, nehme ich an. Über das, was wir uns wünschen, und über das, was uns fehlt.

Unwillig schüttele ich den Kopf, ohne verhindern zu können, dass mein Hirn den Faden immer weiterspinnt.

Wenn ich jetzt wüsste, dieser Jackson käme später noch vorbei, einfach so, oder wenn er in diesem Augenblick neben mir liefe, direkt hier, wo die Sträucher sich so dicht miteinander verwoben haben, dass ich mit der Schulter Zweige beiseiteschieben muss, um zu einem meiner Lieblingsplätze zu kommen. Im Frühjahr ist hier alles mit winzigen weißen Blumen übersät, die so intensiv duften, dass meine Haut ihren Duft aufzunehmen scheint, und die Baumwipfel bilden einen natürlichen Baldachin. Jetzt im August wächst nur stacheliges, hartes Gras, durchsetzt mit weichen Moosflecken, aber wenn Jackson hier sitzen würde … meine Güte, Schluss damit!

Dieses Mädchen, dessen Namen ich nicht einmal kenne, oder Jackson – es sind einfach nur Leute. Doch durch sie spüre ich, dass ich vielleicht irgendwann unser Haus im Wald verlassen muss. Nur für eine Weile. Um auszuprobieren, wie es wäre, irgendwo zu leben, wo man hundertmal am Tag hallo sagt und dauernd redet und jederzeit seine Gedanken mit anderen Menschen teilen kann.

JACKSON

Es dauert nicht lange, bis alles gepackt ist, obwohl ich einige Dinge umsortiere. Cayden wird für die mitgebrachten Lebensmittel keine Verwendung mehr haben, im Gegensatz zu mir. Als ich mein Gepäck schultere, mir Caydens Rucksack vor den Bauch schnalle und loslaufe, ist es fast zehn.

Gestern haben wir den Icefields Parkway, dem man auch zu Fuß gut folgen kann, direkt zu Beginn unserer Tour verlassen und uns mittels einer App, auf der sich wie ein Spinnennetz jeder noch so kleine Schleichweg ausmachen lässt, zum Horseshoe Lake durchgeschlagen. Jetzt bleibe ich auf dem Weg neben dem Parkway, doch selbst am Rand der Fernstraße ist die Umgebung einfach atemberaubend schön. Hinter jeder Kurve erwartet mich ein neuer Panoramablick, die Spitzen schlanker Tannen recken sich gegen den leuchtend blauen Himmel, und ein Fluss schäumt zu meiner Linken. Ich weiß nicht einmal, wie er heißt. Ich weiß insgesamt nicht sehr viel, weder die Namen der – vereinzelt noch schneebedeckten – Berggipfel, die sich am Horizont erheben, noch bin ich mir sicher, ob die Bäume, die sich auf beiden Seiten der Straße die Hügel hinaufziehen, tatsächlich Tannen sind. Sie sehen so aus, wie ich mir Tannen vorstelle, aber es könnten genauso gut Fichten oder Kiefern sein. Mehr Nadelbäume fallen mir nicht mal mehr ein.

Haven wüsste es.

Wie es wohl ist, hier zu leben? Mein Zuhause ist keine vier Autostunden entfernt, doch schon auf dem Weg zum Jasper National Park hatte ich das Gefühl, in eine andere Welt zu kommen. Das Gelände um Edmonton herum ist flach, flacher als flach, und nicht einmal vom Epcor Tower aus lassen sich die Rocky Mountains erkennen. Es ist eine ziemlich grüne Stadt mit vielen Parks, Alleen und Rasenflächen, und dennoch … obwohl man in Edmonton von jeder höheren Stelle aus bis zum Horizont blicken kann, hat mich dort noch nie dieses Gefühl von Weite und … Erhabenheit ergriffen, wie ich es hier, inmitten von hohen Bäumen und noch höheren Bergen empfinde. Am liebsten würde ich mir einen Weg durch den Wald suchen, doch nachdem ich gerade einen Bären angelockt habe, möchte ich mich nicht als Nächstes verirren. Und außerdem ist man mit zwei Rucksäcken nicht gerade leichtfüßig unterwegs.

Ich hoffe auf eine Mitfahrgelegenheit, doch bisher ist nur ein Wagen an mir vorbeigefahren, dessen Fahrer mich nicht weiter beachtet hat.

Vielleicht lasse ich meinen Rucksack einfach fürs Erste hier? Dann käme ich zumindest etwas schneller voran.

Noch während ich darüber nachdenke, ist hinter mir abermals das Geräusch eines herannahenden Autos zu hören. Ich drehe mich um, winke und lächle hoffentlich vertrauenswürdig.

Ein paar Minuten später sitze ich neben einem bärtigen Typen im Karohemd in einem Range Rover, die Rucksäcke sind auf der Rückbank verstaut, und die Bäume fliegen an uns vorbei. Aufseufzend lehne ich mich zurück.

«Zwei Rucksäcke.»

«Bitte?» Gerade habe ich die Augen geschlossen und – nicht weiter erstaunlich – über ein Mädchen namens Haven nachgedacht. Jetzt mustere ich den Fahrer, der sich mir als Rick vorgestellt hat.

«Zwei Rucksäcke. Bisschen übertrieben, oder?» Rick lacht, und ich muss grinsen.

«Einer davon gehört einem Freund.»

«Und wo hast du den gelassen?»

«Der ist schon in Jasper. Wir hatten einen Zusammenstoß mit einem Bären.»

Das bringt ihn dazu, mich genauer zu mustern. Ich spüre seinen Blick auf mir, während ich sicherheitshalber für ihn auf die Straße gucke.

«Mit Bären ist nicht zu spaßen.»

«Ich weiß. War auch keine Absicht.»

Er wendet den Blick wieder ab. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch er mich für einen Idioten hält. So wie Haven. Und ihr Vater. Obwohl der sich netterweise mit Kommentaren zurückgehalten hat, abgesehen davon, dass es leichtsinnig sei, benutztes Geschirr direkt neben dem Zelt auf dem Boden liegenzulassen. Theoretisch wusste ich das auch. Ich meine, Cayden und ich hatten uns vor der Tour darüber informiert, wie man sich beim Campen verhalten soll. Ich habe nur einfach nicht mehr daran gedacht. Es war so spät, ich war müde, und die Nacht war so schön …

«Wo soll ich dich absetzen?»

«In der Nähe der Klinik, ginge das?»

«Kein Problem.»

Wir kommen an eine Kreuzung und lassen zwei lange Trucks passieren.

«Deinem Freund geht’s hoffentlich gut?»

«Was? Ach so, ja, klar. Er hat sich nur den Fuß verstaucht. Schlimmstenfalls ein Bänderriss.»

Mir kommt der Gedanke, dass Cayden vielleicht gar nicht mehr in der Klinik ist. Seit heute Morgen sind mehrere Stunden vergangen, und die Wartezeiten in einem Kleinstadt-Krankenhaus dürften überschaubar sein. Ich ziehe mein Telefon hervor.

Cayden geht sofort ran. «Jax? Wo bist du? Du hast dir vielleicht Zeit gelassen!»

Keine Ahnung, ob er vergessen hat, dass der Horseshoe Lake zu Fuß gute sechs Stunden von Jasper entfernt liegt.

«Ich bin gleich bei dir. Du bist noch in der Klinik, oder?»

«Ja, klar. Ich warte schon ewig auf dich.»

«Warum hast du nicht angerufen?»

«Hab ich doch.»

Ein kurzer Blick aufs Display beweist, dass er recht hat.

«Hab ich nicht gehört, sorry. Wie geht’s dir?»

«Geht so. Laufen ist nicht mehr, wir können also gleich nach Hause fahren.»

Ich zögere einen Moment.

«Jax? Bist du noch dran? Wann bist du da?»

«In ein paar Minuten, wir reden gleich weiter, okay?»

«Alles klar. Bin froh, dass du dich endlich meldest. Ich hab schon überlegt, ob der Bär vielleicht zurückgekommen ist.» Er lacht und legt auf.

Langsam schiebe ich das Smartphone in meine Jackentasche zurück. Links von uns tauchen die ersten Häuser auf, während ich über Caydens Worte nachdenke. Dass er sich verletzt hat, ist verfluchtes Pech. Ob er dafür Verständnis hat, dass ich die geplante Wanderung trotzdem nicht abbrechen will, wird sich wohl gleich zeigen.

Am Ende einer Reihe hübscher Holzhäuser biegen wir nach links. Grüne und weiße Lattenzäune trennen die Grundstücke von der Straße.

«Ich setz dich direkt vor der Klinik ab.»

«Vielen Dank.»

Eine Kirche taucht auf, deren zinnenbewehrter Turm mich an eine mittelalterliche Burg erinnert. Rick schwenkt in eine Parkbucht in Sichtweite dieser Kirche ein. «Also dann.»

Ich springe aus dem Wagen und reiße die hintere Tür auf, um die Rucksäcke herauszuholen. «Vielen Dank!»

«Kein Problem. Gute Besserung für deinen Freund. Ihr solltet vorsichtiger sein.»

Einsichtig nicke ich, schlage die Tür zu und erwidere Ricks Abschiedsgeste, während er zurücksetzt und schließlich die Straße hinunter verschwindet.

Die Klinik besteht aus mehreren flachen Gebäuden, die Nachmittagssonne taucht die sorgfältig angelegten Blumenbeete inmitten der Rasenflächen in ein warmes Licht. Ich finde Cayden mit dem Smartphone am Ohr im Eingangsbereich. Er sitzt auf einem der Stühle, die dort an den Wänden stehen, hat seinen Fuß hochgelegt und hebt die Hand, als er mich sieht.

«Na ja, Bäume halt, nichts weiter», sagt er gerade. «Einen Elch habe ich gesehen, und das war’s. Abgesehen von dem Scheißbären», fügt er mit einem Lachen hinzu.

Keine Ahnung, mit wem er telefoniert, ich tippe mal auf Chase oder Dylan.

«Nein, wir fahren heute noch. Klar.» Er hält kurz inne. «Ach, war eh nicht so beeindruckend. Alles klar. Okay, bis heute Abend dann.» Er lässt das Handy sinken. «Jax – na endlich. Hast du das Auto gleich mitgebracht?»

«Nein, ich bin mitgenommen worden. Wie geht’s deinem Fuß?»

«Nur verstaucht, Glück gehabt. Ich soll den Knöchel nicht beanspruchen. Fast hätten sie mir noch Krücken aufgeschwatzt, aber wenn ich ein paar Tage stillhalte, wird es schon passen. Du kannst die Taschen einfach hierlassen, wenn du den Wagen holst.»

Die Rucksäcke habe ich gegen den Stuhl gelehnt, der neben Cayden steht, jetzt schiebe ich sie beiseite, um mich setzen zu können.

«Cay, ich hab mir überlegt, die Tour nicht abzubrechen.»

«Was?» Caydens Grinsen weicht einem überraschten Gesichtsausdruck. «Drang das nicht durch oder was? Ich kann nicht mehr laufen.»

«Hab ich kapiert. Aber ich kann noch laufen. Und ich würde die Woche gern durchziehen.»

«Und wie soll ich dann bitte zurückkommen?»

«Ich bringe dich zum Bahnhof, und du fährst mit dem Zug. In Edmonton kann dich doch bestimmt jemand abholen.»

«Keine Ahnung, wann hier ein Zug fährt.»

«Das finden wir heraus.»

Cayden richtet sich auf. «Hör mal, Jax, ich dachte, wir machen das zusammen.»

«Dachte ich auch. Aber wenn ich mal von dem ausgehe, was du eben am Telefon erzählt hast, hat es dir eh nicht sonderlich viel Spaß gemacht, oder?»

«Okay, es war stinklangweilig – findest du das etwa nicht?»

Ich schüttele den Kopf. «Mir gefällt’s.»

«Den ganzen Tag nur laufen, laufen, laufen und nix anderes zu Gesicht kriegen als Bäume?»

«Ich dachte, du hättest einen Elch gesehen.»

«Selbst wenn.» Noch immer steht ihm die Verblüffung ins Gesicht geschrieben. Vorsichtig streckt er sein rechtes Bein aus. «Ich hätte nicht gedacht, dass dir das Wandern so viel Spaß macht.»

«Ich finde es wirklich schön hier. Wir können die Tour in der nächsten Semesterpause ja noch mal zusammen angehen.»

«Vergiss es», brummt er. «Ich brauch das echt nicht noch mal.» Seufzend greift er wieder nach seinem Smartphone.

«Was machst du?»

«Gucken, wie ich hier wegkomme.»

Nur ein paar Tastenklicks später steckt er das Telefon wieder in seine Tasche. «Okay, dann bring mich mal zum Bahnhof. Es fährt ein Zug, aber nur einmal am Tag, in nicht mal einer halben Stunde. Nicht, dass ich den verpasse.»

Im Laufschritt sprinte ich zu meinem Wagen und fahre zur Klinik zurück, schnell genug, um Cayden zwanzig Minuten später noch beim Einsteigen in ein Abteil behilflich zu sein.

«Was hast du jetzt vor?», will er wissen, nachdem ich seinen Rucksack über ihm verstaut habe und er seine Jacke über gleich zwei Plätze geworfen hat.

«Ich will heute noch zu einem der Campingplätze. Hätten wir gleich tun sollen, dann könnten wir die Woche weiter zusammen durchziehen.»

Cayden seufzt ein wenig zu theatralisch. «Ach, was soll’s. Aber gib wenigstens zu, dass du nur wegen der Rothaarigen hierbleibst.»

«Was?»

«Wegen dieser Frau. Am See. Ist doch so, oder?»

Ich atme einmal tief durch. Mitunter scheint Cayden Gedanken lesen zu können.

«Blödsinn», sage ich trotzdem. «Schade, dass du die Tour abbrechen musst.»

«Vergiss es, ich hab eh schon überlegt, wie ich aus der Sache rauskomme. Wenn es also nicht die Frau ist» – Caydens Grinsen zeigt deutlich, dass er um keinen Zentimeter von seinem Verdacht abweicht –, «was gefällt dir hier so gut? Es passiert echt nix, und die Landschaft ist auch ziemlich langweilig. Hier, guck dir das an.» Er hält mir sein Telefon vor die Nase. «Auf jedem einzelnen Foto siehst du nur Tannen und noch mehr Tannen. Und Tannen.»

«Und den Horseshoe Lake.» Ich tippe auf das Bild des Sees, der sogar auf dem winzigen Display des Handys intensiv türkis leuchtet.

«Ach ja, der See.» Cayden winkt ab. «Ist halt ein See. Aber gut. Dann wandere hier eben noch ein paar Tage herum. Muss ich ja nicht verstehen.»

Unser Abschied fällt überraschend herzlich aus. Cayden scheint wirklich ganz zufrieden damit zu sein, nicht weiter hinter mir herdackeln zu müssen. Und irgendwie bin ich es auch. Zumal ich tatsächlich nicht vorhabe, die nächsten fünf Tage allein zu verbringen.

4

HAVEN

Den ganzen Tag über bin ich einfach nur herumgelaufen, habe eher halbherzig ein paar Wanderwege kontrolliert und mich schließlich im Schatten einiger Tannen beim Horseshoe Lake niedergelassen, um die Klippenspringer zu beobachten.

Jackson war nicht dabei.

Und was hätte das auch geändert? Ich hätte ihn genauso wenig angesprochen wie die anderen Leute. Sosehr ich mir auch Freunde wünsche, wann immer ich versuche, mich mit jemandem in meinem Alter zu unterhalten, wird es komisch. Sie reden über Dinge, von denen ich entweder kaum eine Ahnung habe oder die mich nicht interessieren. Welche Kurse man belegt, wo man angesagte Klamotten kauft, welche Serien man sieht. Ich hab ja nicht mal ein Netflix-Konto. Und wenn ich all ihre Fragen zu meinem Leben im Wald beantwortet habe, scheinen sie genau wie ich immer zu überlegen, was es noch zu erzählen gäbe. Im Vergleich zu meinem Vater mag ich redselig wirken, doch ich bin trotzdem niemand, der redet, nur um zu reden.

Vielleicht fand auch Jackson unser Gespräch anstrengend. Und mich seltsam.

Vermutlich bin ich Mowgli ähnlicher, als mir lieb ist.

Ich mache Kartoffelauflauf, für Dad mit Bratwurst, für mich mit Salat. Mein Vater hoffte einige Monate lang darauf, mein Gemüse-Spleen, wie er es nannte, würde sich wieder geben, doch nach nunmehr fast fünf Jahren hat er es akzeptiert.

Seit Dad nach Hause gekommen ist, haben wir kaum miteinander geredet, und das ist nichts Ungewöhnliches. Erst nachdem wir uns an den Tisch gesetzt haben, frage ich ihn, wie üblich, nach seinem Tag aus. «Haben du oder Nate den Bären noch mal gesehen?»

«Nein.»

«Oder frische Spuren?»

«Auch nicht.»

«Bestimmt ist er schon wieder in seinem Revier.»

«Mh», stimmt mein Vater zu.

«Diese beiden Camper hatten wirklich Glück.»

«Das kann man wohl sagen.»

Er steht auf und kehrt mit dem Senf aus dem Kühlschrank wieder zurück. Einige Minuten verstreichen, in denen nichts zu hören ist außer dem leisen Klirren, das wir mit dem Besteck auf den Tellern verursachen.

«Glaubst du, sie werden ihre Tour abbrechen?»

«Dem, den ich in die Klinik gefahren habe, wird nichts anderes übrigbleiben.»

«Vielleicht wandert sein Freund ja allein weiter.»

Mein Vater zuckt die Schultern. Menschen interessieren ihn im Allgemeinen nur, wenn sie für den Park oder für sich selbst zu einer Bedrohung werden. Dann ist er als Ranger gefragt. Davon abgesehen kann jeder tun und lassen, was er will, so seine Devise.

«Warum sind wir eigentlich von Edmonton hierhergezogen?»

Die Gabel in der Hand meines Vaters stockt auf halbem Wege, und einen Augenblick lang meine ich so etwas wie Beunruhigung in seinem Blick aufflackern zu sehen.

«Das weißt du doch», erwidert er langsam und versucht erst gar nicht, sein Erstaunen aus der Stimme herauszuhalten.

Ich bin selbst einigermaßen überrascht. Bis zu der Sekunde, in der ich diese Frage ausgesprochen habe, wusste ich nicht, dass ich sie stellen würde.

«Weil Mum diesen Unfall hatte», beantworte ich meine Frage selbst.

Er nickt.

«Und weil es dir schon immer zu voll und zu hektisch in der Großstadt war.»

Er nickt wieder.

«Und weil es nach Mums Tod keinen Grund mehr gab zu bleiben. Wir hätten aber doch auch nach Jasper ziehen können.»

«Wieso? Wir hatten Glück, dass dieses Haus gerade frei geworden ist. Einen schöneren Platz hätten wir kaum finden können.»

«Mh.» Konzentriert schiebe ich eine Kartoffel über den Teller.

Ein paar Sekunden lang sieht mein Vater mir dabei zu. «Wieso fragst du mich das alles?»

«Keine Ahnung.» Ich gebe die Herumschieberei auf und spieße das Kartoffelstückchen auf die Gabel. «Nur so, glaube ich.»

Mein Vater reagiert mit einem leichten Kopfschütteln, bevor er sich wieder über seinen Teller beugt.

Als ich später in der Küche stehe und das Geschirr spüle, frage ich mich immer noch, was mich da eben geritten hat. Was sollten diese Fragen? Dad hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er nur wegen meiner Mutter in Edmonton wohnte. Sie hat dort gearbeitet, er ist ihr zuliebe hingezogen, doch eigentlich wollte er immer zurück. Nicht unbedingt wieder nach Edson, wo Grandma lebte, sondern einfach raus aus der Stadt. Und dann war da dieser übermüdete LKW-Fahrer, gegen den Mum in ihrem kleinen Auto nicht den Hauch einer Chance gehabt hat. Unmittelbar nach ihrer Beerdigung packte mein Vater alles zusammen, weil er die Stelle als Ranger im Jasper National Park angenommen hatte, und keiner von uns hat Edmonton auch nur eine Träne nachgeweint. Zumindest behauptet Dad das. Um Mum getrauert habe ich schon, daran kann ich mich erinnern. Doch ob ich Edmonton, ob ich meine Schule oder meine Freunde dort vermisst habe … Mums Tod hat alles andere überlagert. Ich weiß noch, dass ich ewig in Dads Armen lag und um sie weinte. Dass wir gemeinsam weinten.

Was hat mich dazu gebracht, plötzlich an diesen längst vergangenen Dingen zu rütteln, über die wir doch oft genug gesprochen haben? Und wieso habe ich noch immer das Gefühl, Dad sei im ersten Moment nicht nur erstaunt darüber gewesen, sondern … vorsichtig?

Ich trockne Teller und Gläser ab, räume alles in den Küchenschrank und breite ein Tuch über die Reste des Auflaufs, bevor ich die Form in den Kühlschrank stelle.

Dad sitzt vor dem Kamin in seinem Sessel und liest irgendeine Fachzeitschrift. Mit der Hand streife ich seine Schulter und warte, bis er meine Finger für ein paar Sekunden drückt, bevor ich in Richtung Treppe gehe. Doch auf der ersten Stufe zögere ich. Kurzentschlossen drehe ich mich um, schlüpfe nahezu geräuschlos durch die Haustür und setze mich auf die Holzbank, die auf der Veranda steht.

Es ist kühl, aber nicht so kalt, dass ich noch einmal reingehen müsste, um meine Jacke zu holen. Ich ziehe die Knie an die Brust und lasse den Kopf gegen die Hauswand sinken. Nichts ist zu hören außer dem Zirpen der Grillen und dem Rauschen des Windes in den Tannen. Die Luft riecht würzig, nach Bäumen und Gras und ein wenig nach frischem Holz. Dad hat vorhin offenbar Scheite für den Kamin geschlagen. Er beginnt jedes Jahr früh damit, damit wir genügend Brennmaterial haben, um im Winter an jedem Abend ein Feuer entzünden zu können. Dank eines Generators sind wir zum Glück nicht darauf angewiesen, aber es ist gemütlich.