Wilde Revolverreiter: Super Western Sammelband 10 Romane - Alfred Bekker - E-Book

Wilde Revolverreiter: Super Western Sammelband 10 Romane E-Book

Alfred Bekker

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Dieser Band enthält folgende Western: Glenn Stirling: Feuersturm im Socorro Valley Horst Weymar Hübner: Der Galgenbaum von Golden Hill Larry Lash: Trommelnde Hufe Pete Hackett: Reite, kämpfe und töte John F. Beck: Bancrofts wilde Söhne Larry Lash: Ein Sattel zuviel Alfred Bekker: Zieh, Pistolero Glenn Stirling: Lüge, Hass und Tod Glenn Stirling: Rache an Jim Stone W.K.Giesa: Fluss der Skelette US Marshal Jim Allison ist im Auftrag der County-Verwaltung unterwegs nach Golden Hill um längst fällige Steuern von den wenigen, dort noch lebenden Bewohnern einzutreiben. Golden Hill war einst eine erfolgreiche Minenstadt, aber nun ist sie so gut wie verlassen. Das ist das, was Allison weiß. Aber als er Golden Hill erreicht, muss er feststellen, dass dort noch viel mehr Menschen leben als er angenommen hat. Sie wollen hierbleiben, obwohl die Minen alle geschlossen sind – und sie haben viel Geld, dessen Ursprung Allison sich nicht erklären kann. Hat es etwas mit dem geheimnisvollen Reiter zu tun, der jede Nacht am Galgenbaum vorbeireitet und die Bewohner in Angst und Schrecken versetzt? Welche Rolle spielt Laura Kimball? Ist sie nur eine Spielerin mit einer unbeschreiblichen Glückssträhne? Und wie lange wird diese anhalten, wenn sie an jedem weiteren Abend den Bewohnern von Golden Hill etliche Dollars im Spiel abnimmt? Jim Allison erkennt rasch, dass all dies mit der Vergangenheit von Golden Hill zu tun hat – und mit dem Galgenbaum, durch den ein Unschuldiger starb!

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Alfred Bekker, Glenn Stirling, Horst Weymar Hübner, Larry Lash, John F. Beck, Pete Hackett, W.K.Giesa

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Inhaltsverzeichnis

Wilde Revolverreiter: Super Western Sammelband 10 Romane

Copyright

Feuersturm im Socorry Valley

Der Galgenbaum von Golden Hill

Trommelnde Hufe

​Reite, kämpfe und töte

Bancrofts wilde Söhne

Ein Sattel zuviel

Zieh, Pistolero!

Lüge, Hass und Tod

Rache an Jim Stone

Fluss der Skelette

Wilde Revolverreiter: Super Western Sammelband 10 Romane

Alfred Bekker, Glenn Stirling, Horst Weymar Hübner, Larry Lash, John F. Beck, Pete Hackett, W.K.Giesa

Dieser Band enthält folgende Western:

Glenn Stirling: Feuersturm im Socorro Valley

Horst Weymar Hübner: Der Galgenbaum von Golden Hill

Larry Lash: Trommelnde Hufe

Pete Hackett: Reite, kämpfe und töte

John F. Beck: Bancrofts wilde Söhne

Larry Lash: Ein Sattel zuviel

Alfred Bekker: Zieh, Pistolero

Glenn Stirling: Lüge, Hass und Tod

Glenn Stirling: Rache an Jim Stone

W.K.Giesa: Fluss der Skelette

US Marshal Jim Allison ist im Auftrag der County-Verwaltung unterwegs nach Golden Hill um längst fällige Steuern von den wenigen, dort noch lebenden Bewohnern einzutreiben. Golden Hill war einst eine erfolgreiche Minenstadt, aber nun ist sie so gut wie verlassen. Das ist das, was Allison weiß. Aber als er Golden Hill erreicht, muss er feststellen, dass dort noch viel mehr Menschen leben als er angenommen hat. Sie wollen hierbleiben, obwohl die Minen alle geschlossen sind – und sie haben viel Geld, dessen Ursprung Allison sich nicht erklären kann.

Hat es etwas mit dem geheimnisvollen Reiter zu tun, der jede Nacht am Galgenbaum vorbeireitet und die Bewohner in Angst und Schrecken versetzt? Welche Rolle spielt Laura Kimball? Ist sie nur eine Spielerin mit einer unbeschreiblichen Glückssträhne? Und wie lange wird diese anhalten, wenn sie an jedem weiteren Abend den Bewohnern von Golden Hill etliche Dollars im Spiel abnimmt?

Jim Allison erkennt rasch, dass all dies mit der Vergangenheit von Golden Hill zu tun hat – und mit dem Galgenbaum, durch den ein Unschuldiger starb!

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author /COVER STEVE MAYER

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

Feuersturm im Socorry Valley

Ein Western von Glenn Stirling

IMPRESSUM

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© Roman by Author / Cover 2019: Werner Öckl

© dieser Ausgabe 2019 by Alfred Bekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Texas Ranger Tom Cadburn verfolgt einen flüchtigen Deserteur und Mörder. Bevor Tom den Verbrecher schließlich stellen kann, zündet dieser das trockene Präriegras an. Die Flammen breiten sich in Windeseile aus und rasen genau auf einen Siedlertreck zu. Die Menschen versuchen zu fliehen, werden aber in der Nähe eines Canyons vom Feuer eingeschlossen. Nun muss Tom erneut eingreifen, um Menschenleben zu retten, denn die Siedler geraten in Panik und wissen nicht, wie sie diesem tödlichen Feuersturm noch entkommen können. Ein dramatischer Wettlauf beginnt ...

Das Land war ausgedörrt wie Zunder. Der Boden einer Flasche hätte genügt, um wie ein Brennglas in der Gluthitze der Sonne das trockene Moosgeflecht in Brand zu setzen. Die Siedlerwagen mussten durch dieses glühend heiße Tal, das in ein Gewirr von Canyons mündete, deren Labyrinth so verworren war, dass sich nur ein guter Treckführer darin auskannte.

„Kennen Sie den Weg genau?“, fragte Texas Ranger Tom Cadburn den bärtigen Treckführer.

Der Bärtige blinzelte den großen blonden Mann an. „Ich kenne meinen Weg. Ich brauche keinen Pfadfinder“, erklärte er barsch.

Tom Cadburn blickte an dem Bärtigen vorbei auf die Reihe der zwölf Wagen. Alle waren mit dem Hausrat der Siedler beladen, die seit Wochen schon von Osten her unterwegs waren und nun durch diese Region der Wildnis zogen, um sich irgendwo in New Mexico niederzulassen.

„Noch etwas, Mr. Kerk: Es streunt hier ein junger Bursche herum. Ein Deserteur und Mörder. Er ist zweiundzwanzig Jahre alt, dunkles Haar, mittelgroß, schlank, schmales Gesicht. Gestern trug er noch Armeehosen und Armeestiefel, darüber eine helle Wetterbluse aus Zeltstoff. Er ist bewaffnet ...“

„Warum wird er gesucht? Mord?“, fragte der Treckführer.

„Er hat“, erwiderte Cadburn, „die Tochter des Kantinenwirtes in Fort Bascom umgebracht, nachdem er sie geschwängert hatte und sie deshalb nicht heiraten wollte. Der Junge hat auf der Flucht einen Sergeant und einen Gefreiten erschossen. Er ist gefährlich und wird irgendwo hier in der Nähe sein. Seine Spur habe ich bis zum Fluss verfolgt, dort muss er ein Stück geschwommen sein. Ich werde die Spur wiederfinden. Mein Timber wird das schaffen ...“

Cadburn blickte kurz zu seinem großen schwarzen Wolfshund hin, der wie eine Statue im Schatten des Felsens stand und die Siedlerwagen beobachtete.

„Er sieht aus wie ein Timberwolf“, meinte Kerk, der Treckführer.

„Seine Mutter war eine Timberwölfin, sein Vater ein Schäferhund. Dieser Junge, von dem ich sprach, heißt March, Anthony March. Wenn er auftaucht, riskieren Sie besser nichts, es sei denn, Sie können ihn überwältigen. Aber geben Sie ihm besser, was er verlangt und lassen ihn wieder ziehen. Er wird Proviant wollen. Seit Tagen hat er nichts Richtiges mehr gegessen. Und er braucht Zivilkleidung.“

„Gibt es eine Prämie?“, fragte der Bärtige und grinste schlau.

„Fünfhundert Dollar hat der Kantinenwirt ausgesetzt. Aber ich warne Sie! Der Junge ist gefährlich wie eine Klapperschlange. Der hat überhaupt nichts zu verlieren und schießt sofort. Der Sergeant könnte noch leben, wenn er das bedacht haben würde.“

„Wir sind keine Anfänger“, behauptete der Bärtige.

Tom Cadburn schüttelte den Kopf. „Ich bin anderer Meinung. Verbrecherjagd ist kein Sport für jedermann. Das kann blitzschnell ins Auge gehen. Und oft genug auch ins Auge von Leuten, die absolut unbeteiligt waren. Mr. Kerk, den Weg kennen Sie, haben Sie gesagt. Falls March auftaucht, von Ihnen Proviant und Kleidung bekommen hat, so brauchen Sie nur nach seinem Verschwinden eine Nachricht in Form eines Zettels irgendwo auf Ihrem Weg hinterlassen. Spucken Sie vorher aufs Papier. Mein Wolf wird den Zettel finden. Sam!“

Der Timber hob den Kopf, sah Cadburn aus seinen grünen Augen an.

„Sam, merk ihn dir!“, sagte Cadburn und deutete auf Kerk.

Der Timber kam auf Kerk zu, der instinktiv eine abwehrende Haltung einnahm.

„Er will Sie nur beschnuppern“, sagte Cadburn beruhigend.

Sam nahm die Witterung auf, dann wandte er sich wieder. Ton Cadburn zu und legte sich zu dessen Füßen nieder.

„O nein, Bruder, wir müssen weiter! Such Thunder! Such ihn!“

Sam sprang auf, blickte Tom kurz an, als wollte er ihm diese plötzliche Hast zum Vorwurf machen. Doch dann trabte er davon, verschwand um eine Biegung des Canyons und kam dann mit einem herrlichen Blauschimmelhengst zurück, dessen Zügel er mit den Fängen gepackt hielt.

„Er holt sogar Ihr Pferd!“, staunte Kerk.

Cadburn tätschelte Sam im Vorbeigehen freundschaftlich und stieg in den Sattel, gab auch Thunder einen liebevollen Klaps und sagte zu Kerk:

„Keinen Heldenmut! Der Junge schießt schneller, als Sie denken, Mr. Kerk!“

Er zog sein Pferd herum und ritt den mit Schotter bedeckten Hang hinab zum fast ausgetrockneten Fluss hin, der dort unten wie ein silbernes Band das Land durchschnitt.

Kerk sah dem Reiter und dem ihm folgenden schwarzen Wolfshund nach und murmelte: „Heldenmut! Glaubst du denn, wir wären Hosenkacker? Wenn dieser Junge hier auftaucht, nehmen wir ihn hoch. Fünfhundert Dollar! Das ist doch, verdammt noch mal, kein Dreck!“

*

Sie hielten mit ihren Wagen in glühend heißer Sonne. Einige von ihnen hatten Pferde. An den meisten Wagen aber standen völlig ausgepumpte Ochsen, die ihre Zungen aus den Mäulern hängen ließen wie große rote Lappen. Während die Pferde vor Schweiß trieften, waren die Ochsen trocken. Sie konnten wie alle Rinder nicht schwitzen, nicht über die Haut. Aber sie japsten, und einige von ihnen hatten sich schon gelegt.

Der Canyon war bereits schmaler geworden. Er war bedeckt mit grobem Geröll, und nur in der Mitte gab es so etwas wie eine Gasse, durch die sich die Gespanne bergauf quälen konnten. Zu beiden Seiten aber, bis hin zu den steilen Felswänden der Schlucht, wucherte Gestrüpp, so ausgedörrt wie Zunder. Weiter zu den Bergen hin wurde es dichter.

Kerk war vorhin auf einem der drei Reitpferde, die diese Leute besaßen, einige Meilen vorausgeritten und wusste, dass der Canyon nach oben hin noch schmaler wurde, während zugleich Gestrüpp und Bäume die Gasse stark einschnürten, durch die Kerk die Wagen führen musste. Trotzdem, einen anderen Weg nach Marfa gab es nicht, nicht für Gespanne.

Über diese Tatsache dachte Kerk gerade nach, als der bullige Paul Courtney rief: „He, da kommt einer! Der sieht aus wie der Bursche, von dem dir der Ranger erzählt hat!“

Kerk zuckte herum, sah den Hünen Courtney und gewahrte, dass der talwärts zeigte.

Und aus dieser Richtung kam der Reiter. Helle Jacke, blaue Kavalleriehosen, auch das braune Pferd sah aus, als stammte es von der Armee. Der Sattel war auf alle Fälle ein McClellan-Armeesattel.

„Dreihundert Yard, schätze ich“, sagte Courtney.

„Lasst euch nichts anmerken!“, sagte Kerk. „Ich verschwinde jetzt. Der Junge ist fünfhundert Dollar wert. Wir werden nicht herumreden. Tut so, als wolltet ihr ihn herankommen lassen. Ich putze ihn weg! Ich knalle ihm eine in seinen verdammten Kürbis. Ein Mädchen umzubringen, das er vorher geschwängert hat, dieses verdammte Schwein!“

Courtney sah die drei Frauen und den Mann neben sich an. „Ich weiß nicht, so einfach abschießen?“

„Mörder gehören weggeputzt!“, meinte Kerk, der jetzt schon hinter einem der Wagen stand und auf den Bock kletterte, das Gewehr nahm, das dort stand und unter der Plane verschwand.

„Der Kerl soll gefährlich sein, hat der Ranger gesagt“, meinte einer der Frauen.

Courtney zuckte die Schultern. „Sehr gefährlich sieht er eigentlich gar nicht aus.“

„Nein, wirklich nicht“, meinte eine andere Frau.

Der Reiter näherte sich langsam. Er passierte jetzt einige große Gesteinsquader, die auf der Schluchtsohle verstreut lagen. Links von ihm zweigte ein Seitencanyon ab, einer von vielen, die hundert Schritt weit reichten und oft nichts mehr als breitere Felsspalten waren.

Genau in diesem Augenblick, da der Reiter in Höhe dieses Seitencanyons und zweier Felsquader war, feuerte Kerk mit einer großkalibrigen Sharps aus dem Wagen heraus. Die Mündungsflamme zischte durch den Planenschlitz, hinter dem Kerk kniete. Eine blauweiße Wolke quoll auf, und das Donnern des Schusses vermischte sich mit dem schrillen Wiehern des Braunen dort vorn.

Der Reiter wurde von dem aufbäumenden Pferd verdeckt. Das Tier wirbelte herum, und sie alle sahen über einer wogenden Staubwolke, dass der Reiter sich mit Mühe an seinem Pferd festklammerte. Das Pferd kam wieder auf alle viere und sprang mit langen Sätzen genau in den Seitencanyon hinein.

„Den kriegen wir!“, schrie Kerk und riss,die Plane zur Seite.

Die vierzehn Männer des Wagentrecks liefen zusammen, außer Courtney kamen sie alle mit Gewehren.

Kerk rannte schon übers Geröll auf die Stelle zu, wo der Fremde verschwunden war.

Courtney schrie: „Passt auf, der lässt sich doch nicht fangen wie ein Kalb!“

Aber sie rannten nun alle hinter Kerk her, alle dreizehn. Ünd Kerk erreichte inzwischen den Seitencanyon.

Courtney holte sich sein Gewehr, und genau in dem Augenblick, als er damit losrennen wollte, fiel vorn der Schuss.

Kerk musste schon im Seitencanyon sein. Die anderen waren dicht davor, blieben jetzt jählings stehen, als befänden sie sich am Rand eines Abgrundes. Die vordersten wichen zurück. Und alle dreizehn blickten wie gebannt in den Nebencanyon hinein. Cortney hörte sie schreien, dann fiel wieder ein Schuss, und einer der Männer dort vorn schrie auf, drehte sich wie von Geisterhand bewegt im Kreis und stürzte zu Boden. Die anderen rissen ihre Gewehre hoch, schossen, repetierten und schossen wieder in den Seitencanyon hinein.

Courtney rannte los, da kamen ihm schon zwei mit dem getroffenen McCormick entgegen.

„Verdammt, was ist mit Kerk?“, rief Courtney.

„Dieser Hundesohn hat ihn erwischt. Genau wie McCormick hier. Aber Kerk ist tot.“

Sie hasteten schon weiter. Courtney hörte, wie zwei Frauen schrien. Als er sich umdrehte, sah er sie den Männern entgegenlaufen. McCormicks Frau und seine Tochter.

Die Männer feuerten noch immer in den Seitencanyon hinein. Aber sie trafen den Mann nicht, der ihnen Kerk und McCormick umgeschossen hatte. Kerk lag keine zehn Schritt vom Eingang des Canyons entfernt. Er war am Kopf getroffen worden und sah verheerend aus. Von dem Mann, der ihn erschossen hatte, war nichts zu sehen. Statt dessen lag sein Pferd, von vielen Schüssen getroffen, reglos am Boden.

Die Siedler vermuteten den Fremden hinter seinem toten Pferd und schossen immer noch in den Kadaver hinein. Doch March war längst nicht mehr dort.

Er hockte ein Stück weiter oben in einer Felsennische, in der ihn die Siedler nicht sehen konnten. Nach vorn gebeugt, saß er da, das Gewehr vor sich auf dem Schoß. Er hielt beide Hände auf die blutende Schulter gepresst. Sein junges Gesicht wirkte verzerrt und bleich. Kerk hatte ihn getroffen, und das schwere Sharps geschoss - sonst für die Büffeljagd bestimmt - hatte eine grässliche Wunde gerissen.

Um die starke Blutung zu stillen, hatte March sein zusammengewickeltes Halstuch auf die Wunde gepresst, doch er spürte, wie sehr das Leben trotz allem aus ihm herausfloss. Kälteschauer jagten ihm den Rücken hinab, und zugleich empfand er Todesangst, hier verbluten zu müssen.

Er hörte das Gebrüll der Männer vorn, aber sie ließen sich nicht sehen. Immer wieder fielen Schüsse auf den Kadaver des Pferdes. Doch die Siedler schienen sich nicht in den Canyon zu wagen. Taten sie das, würde March sie sehen.

Doch zunächst kamen sie nicht. Es wurde vorn auch ziemlich still. Das Schießen hatte völlig aufgehört, und March glaubte schon, sie würden abziehen.

Der Ranger, dachte er grimmig, der Ranger hat sie gewarnt. Warum sonst haben sie ohne Warnung geschossen. Verdammt, und mein Pferd ist weg. Ohne Gaul bin ich hier verloren. Diese Hunde! Aber ich werde noch mehr von euch erwischen. Kommt nur her! Wagt euch nur her, ihr Kanaillen!

Da sah er zwei!

Courtney und der krummbeinige, strohblonde Tushingham kamen vorsichtig und bedächtig den Canyon herauf. Sie sicherten sich gegenseitig.

March wusste nicht, wer sie waren. Er sah nur den bulligen Mann und den O-beinigen Blonden, der wohl auch etwas jünger war als der Hüne.

Er saß ganz still. Kommt nur noch etwas weiter, dachte er. Dann knalle ich euch beide ab. Kommt nur!

Sie blieben stehen, während er noch oben abwartete, weil er zum Schießen die Hände von der stark blutenden Wunde nehmen musste.

Er glaubte, dass die Blutung jetzt nahezu gestillt war. Ließ er die Kompresse los, würde alles wieder von vorn beginnen.

Nein, dachte er, es ist besser, wenn sie von allein umkehren und ich nicht auf sie zu schießen brauche.

Doch sie kamen wieder näher. Vier Schritte, dann blieben sie erneut stehen, sahen sichernd nach allen Seiten. Doch sie entdeckten March nicht, der viel höher in der Felswand saß, als sie anzunehmen schienen. Aber er war vorhin hier zu dieser Einbuchtung heraufgeklettert, weil er von hier aus den Canyon übersehen und jeden Angreifer in Schach halten konnte.

Er war schon bereit, die Hände von der Kompresse zu lassen und die Winchester in Anschlag zu bringen, da wandten sich die beiden Männer um und gingen zum Hauptcanyon zurück.

„Ihr feigen Schweine!“, keuchte March. „Ihr gottverdammten feigen Schweine!“

Er überlegte, ob er sie einfach abknallen sollte. Sie boten ihm ein gutes Ziel. Doch dann dachte er an seinen Zustand und ließ es.

Um an seine Feldflasche zu kommen, nahm er eine Hand vom Verband und sah, wie blutig sie war. Der Gedanke, hier doch noch zu verbluten, lähmte ihn. Doch als sein Durst zunahm, angelte er sich die Flasche, öffnete den Verschluss mit den Zähnen und trank gierig.

Als er die Flasche wieder verschrauben wollte, glitt sie ihm aus der Hand. Er versuchte nachzugreifen, aber damit stieß er sie nur weg, und sie flog sich überschlagend in die Tiefe.

Mit einem Fluch auf den Lippen, die leere Hand ausgestreckt, als könnte er die Flasche noch fassen, blickte March in die Tiefe und sah, wie die Flasche unten auf der Seite lag, während ihr Inhalt glucksend aus der Öffnung floss und verrann.

March atmete scharf ein. Ohne Wasser war er hier verloren.

„Diese Schweine! Diese hundsmiserablen Schweine!“, keuchte er, als ihm klar wurde, in welch verzweifelter Lage er sich befand.

Dann machte er schmale Augen und knurrte trotzig: „Ihr werdet verrecken. Ihr ebenso wie ich! Ihr werdet krepieren. Euch wird der Feuerteufel fressen! Oh, der Wind steht gut. Der steht verflucht gut. Von Nordosten kommt der. Bläst genau in den Canyon hinein. Ha, ihr werdet schmoren, ihr werdet rösten wie die Steaks.“

Er löste die Kompresse von der Wunde, blickte auf die furchtbare Wunde und ahnte, dass er diese Berge nie mehr verlassen würde. Doch gerade dieser Gedanke spornte ihn zu grausamer Rache an.

Er kletterte aus seinem Versteck in die Tiefe, kam bei seiner Flasche an und hob sie auf. Ein kleiner Schluck war noch drin, den trank er aus und schleuderte in einem Impuls der Wut die Flasche weg. Schwankend, taumelnd stapfte er weiter, vorbei an seinem Pferd, vorbei an dem Blutfleck, wo Kerk gelegen hatte, der von Courtney und Tushingham weggetragen worden war.

Vor Marchs Augen tanzten rote Punkte. Er ging wie ein Betrunkener, lief im Zickzack, musste sich dann sogar an der Felswand anlehnen, bis er neue Kräfte gesammelt hatte. Danach aber torkelte er nicht mehr so sehr. Zielstrebig schritt er fast gerade auf den Hauptcanyon zu, erreichte das Felseneck und blickte bergwärts den breiteren Canyon entlang.

Er sah Ochsenkot, sah die Spuren der Wagen im Geröll, aber sonst nichts. Keine Wagen mehr, keine Menschen, keine Tiere. Sie schienen weitergezogen zu sein.

„Es holt euch ein! Es holt euch verdammten Schweine ein!“, keuchte er und zog mit zittriger Hand ein Schwefelholz aus der Tasche, rieb es an einem Stein an, doch die Kuppe brach ab und flog zischend in den Kies.

Er fluchte und wiederholte den Versuch mit einem anderen Holz. Es brannte. Er hielt es an dürres Moos, das grau und tot aus einer Felsspalte ragte.

Wie Holzwolle fing es Feuer, prasselte nach Sekunden, und der weiße Rauch wehte beißend in Marchs Augen. Doch es focht ihn nicht an.

„Brennen werdet ihr! Brennen wie der Teufel!“, keuchte er, musste husten und taumelte ein Stück bis zur Mitte des Canyons, wo keine Vegetation mehr war.

Dort sank er auf die Knie und sah, wie das Feuer, eben noch winzig, im Handumdrehen an Umfang zunahm. Knatternd und prasselnd fraßen sich die Flammen weiter und weiter, erfassten das Gestrüpp, schossen empor zu den Zweigen, wurden zu riesigen Fackeln, sprühten Funken weit nach Südwesten, wohin der Wind sie trieb. Und diese Funken brachten binnen weniger Sekunden heue Flächen zum Brennen.

Der Wind trieb das Feuer, das jetzt schon eine Fläche von mindestens dreißig mal fünfzig Metern erfasst hatte, es verdoppelte sich in Sekunden, dann schlug die Lohe bis hinauf zum Rand der Canyonfelsen, als größere Büsche und sogar Bäume erfasst wurden. Und dieser Wind trieb das Feuer nur in eine Richtung, den Canyon entlang bergwärts. Dort, wo March jetzt kniete, knisterte es ein wenig, kam aber nicht weiter auf das Tal zu.

Dafür wurde das Feuer schon jetzt zur Sturmlohe. Gut sechzig Meter hoch schlugen die Flammen, erfassten die spärliche Vegetation in den Felsspalten, löschten alles Leben dort in Sekunden aus. Aus dem Prasseln war ein Donnern geworden. Und der Vormarsch der alles zerstörenden Flammen wurde immer schneller und schneller.

March lachte wie irr. Und er lachte noch, als er sich einmal zufällig umsah und den Reiter gewahrte, der weit unten auftauchte. Vor dem Reiter aber befand sich ein großer schwarzer, wolfsähnlicher Hund. Und der fegte jetzt auf March zu. Doch March lachte weiter. Dann musste er husten. Und genau, als der schwarze Wolfshund vor ihm stand, überkam March der Schwächeanfall. Blut quoll wieder aus seiner Verletzung, rann am zerfetzten Hemd herab und tropfte zäh wie Öl in den Staub.

*

Sam, der vor March stand, bereit, ihn anzuspringen, verharrte unschlüssig. Zudem machte ihn die Nähe des Feuers unsicher. Als ob er spürte, dass dieses Feuer vierzig Menschen den Tod bringen sollte.

Tom Cadburn ritt heran, sprang aus dem Sattel des unruhig schnaubenden Thunder und lief, den Colt in der Rechten, zu March. Ohne sich um dessen erneuten Hustenanfall zu kümmern, suchte er March nach Waffen ab, entdeckte die grässliche Wunde und begann einiges zu ahnen.

Die Siedler! dachte er. Sie sind mit ihm zusammengeraten. Er wurde von ihnen beschossen und verletzt. Und sie sind weg. Das Feuer! Er hat ihnen das Feuer nachgeschickt, dieser Teufel.

Tom Cadburn kannte diese Felsregion, und er wusste, wie gefährlich das Labyrinth der Canyons werden konnte, wenn man sich darin nicht auskannte. Der Wind trieb das Feuer im Canyon entlang. Dann, wenn die Gabelung zum Delta kam, hatten die Flüchtenden eine riesige Chance. Einer der Canyons, der in der Mitte, war nach zwei Meilen etwas breiter und besaß keinerlei Vegetation mehr, die brennen konnte. Dort bot sich für die Siedler Sicherheit. Aber würden sie diese Stelle erreichen?

Noch eine zweite Chance gab es.

Wenn der Führer der Siedler sich auskannte, nahm er diese Chance bestimmt wahr. Gleich vor dem Delta gab es einen Seitencanyon, den einzigen in dieser Gegend, der im rechten Winkel zum Hauptcanyon verlief - und in ihm hatten die Siedler ebenfalls eine Chance, dem Feuer zu entrinnen, wenn sie entschlossen dafür sorgten, dass es in den Seitencanyon nicht eindringen konnte. Allerdings lag der Zugang versteckt hinter Gestrüpp. Man musste ihn schon kennen, diesen rettenden Canyon.

Tom Cadburn wusste nicht, dass Kerk, der Führer der Siedler, nicht mehr lebte. Und Kerk hatte Ortskenntnis. Der Mann aber, der die Siedler jetzt anführte, kannte so wenig von der Wildnis hier wie alle übrigen im Treck. Davon aber hatte Tom Cadburn keine Ahnung.

March hatte sich aufgestützt und sah Tom flehend an. „Wasser!“

Tom erwiderte den Blick. Dann löste er seine Feldflasche von Thunders Sattelhorn, ließ March trinken, verschloss sie wieder und hängte sie zurück.

„Es ist aus, Junge. Und jetzt hast du ihnen noch ein Feuer gemacht. Ich muss sehen, dass ich sie auf dem Umweg über die Mesa einhole. Dir kann ich jetzt nicht helfen, March. Ich werde nachher zu dir kommen, wenn ich sie gerettet habe ... wenn mir das gelingt.“ Er sah auf Sam. „Komm, Sam, wir müssen wieder zurück in den Seitenschlauch, um auf die Mesa hinauf zu kommen. Rasch, es ist keine Zeit zu verlieren!“

„Ranger ... du kannst mich doch nicht einfach liegenlassen! Das ist gegen ..... gegen das Gesetz!“, krächzte March, musste aber wieder husten und konnte nicht weiterreden.

Tom Cadburn gab ihm keine Antwort. Dieser Bursche hat vierzig Menschen in tödliche Gefahr gebracht, dachte er, und er selbst spricht vom Gesetz!

*

Eda Zapkin sah die heranwogende Rauchwand zuerst. Sie saß auf dem letzten Wagen, ganz hinten, hatte die Beine herabhängen, und hielt ihr drei Monate altes Kind auf den Armen. Da entdeckte sie den Rauch, der wie aus einem Kamin zum Himmel quoll und immer näher heranwalzte.

„Rauch!“, schrie sie mit ihrem eigenartigen russischen Akzent, den sie nicht verloren hatte, obgleich sie bereits seit sieben Jahren in Amerika war.

Ihr Mann, ein breitschultriger, muskulöser Bär mit Händen wie Kohlenschaufeln, hockte vorn auf dem Bock und trieb die Ochsen an.

„Igor, es brennt, Feuer!“, schrie sie jetzt auf russisch.

Igor Zapkin sah sich um, blickte unter der Plane hinweg hinab in den Schlauch des langen Canyons, und da sah er es auch.

Der Rauch kam rasend näher. Jetzt sah man schon die riesigen Flammen, die funkenstiebend zum Himmel loderten.

„Feuer!“, schrie Igor Zapkin. „Feuer!“ Und er legte die Hände zum Trichter an den Mund und schrie es immer wieder, bis Dupont es hörte, der vor ihm fuhr. Und obgleich er Dupont nicht ausstehen konnte, weil der auf Igors Frau scharf war wie eine Rasierklinge auf den Bart, so ging es ihm doch jetzt um mehr. Er hatte begriffen, was ihnen drohte, und ob er es begriffen hatte. Als Kind war ihm so etwas einmal in Russland passiert, und sein Großvater hatte diese Feuerkatastrophe mit dem Leben bezahlen müssen.

Die nackte Angst packte den großen blonden Bären. Er trieb die Ochsen an, doch Dupont vor ihm fuhr noch immer langsam. Igor Zapkin sah nicht, dass Dupont den Wagen der McCormicks vor sich hatte, und den fuhren die Frauen, weil McCormick verletzt im Wagen lag.

Dupont schrie nun auch, stellte sich auf den Bock, spähte über die Plane nach hinten, wo das Feuer jetzt sogar zu hören war, wie es donnerte und knisterte. Der Rauch wehte schon bis zu den letzten Wagen, zog im Wind über sie hinweg, dass auch die vorderen Fahrer und Wageninsassen etwas merken mussten.

Ganz vorn ging Courtney, der für Kerk den Treck führte. Courtney lief neben dem Wagen her. Die drei Pferde, die sie besaßen, hatten sie angebunden an den ersten Wagen. Und auch die Pferde spürten die Gefahr. Sie schnaubten, tänzelten nervös.

Die Ochsen liefen schneller, ohne angetrieben worden zu sein. Aber nur die hinteren Gespanne. Die vordersten schienen noch nicht zu ahnen, was dort hinter ihnen drohte. So liefen die Gespanne auf den davorfahrenden Wagen auf. Es ging nicht schneller.

Hinten lenkte Dupont seinen Wagen nach links, um an dem der McCormicks vorbeizukommen. Aber hier lagen hohe Felsbrocken zwischen Gesträuch. Dupont musste ins steinige Bett des Regenflusses zurück.

Indes prasselten die Flammen jetzt im Salbei, der zundertrocken die oberen Ränder der Schlucht säumte. Oben war der Wind noch stärker und trieb die Flammen rasch voran. Indessen musste ja auch die Mesa - die Hochfläche oben - in Flammen stehen. Aber sie war von Felsspalten durchzogen, und auf ihr wuchs auch nur niederes Gestrüpp. Weit konnten die Flammen dort oben kaum kommen.

Die Gefahr ließ noch auf sich warten, die tödliche, alles vernichtende Gefahr. Wie die donnernde Lohe in einem Backofen, so kroch es heran, nicht so schnell wie oben auf dem Rand der Hochfläche, aber viel, viel intensiver.

Die Luft zitterte noch Hunderte von Metern über dem Schlauch des Canyons. Rußteile kamen als schwarze Wolke wie ein gigantischer Vogelschwarm mit dem Wind noch vor dem Rauch über die Wagen geflogen. Dann kamen die nebelartigen Rauchwolken, beißend, atemberaubend, alles umhüllend.

Heißer Wind trug die Rußpartikel, wehte noch glimmende Teile heran, trieb sie auf die Planen der Wagen. Schon fing die Plane von Zapkins Wagen Feuer. Eda schrie gellend und sprang mit dem Kind im Arm vom Wagen herunter, rannte nach vorn und kreischte entsetzt:

„Igor, der Wagen ... der Wagen brennt! Abspannen, abspannen!“

Ihr Mann sprang mit einem Satz vom Bock, wollte die Ochsen vom Joch losbinden, aber sie spürten die Gefahr und rannten los, jagten dem Wagen von Dupont nach, der sich plötzlich auch rascher bewegte. Hinten auf Duponts Wagen stand die dicke Mrs. Dupont, die von ihrem Mann immer „Madamchen“ genannt wurde. Madamchen schrie verzweifelt und wagte den Absprung nicht, weil direkt hinter dem Wagen Zapkins führerlose Ochsen angestampft kamen.

Das Feuer war schneller als die Wagen. Als sich Eda Zapkin - noch immer mit dem Kind im Arm - umdrehte, sah sie, wie sehr viel näher die Glutwand inzwischen gekommen war. Die Luft schien zu kochen. Der Rauch wehte wie dicker Hafennebel über Wagen, Ochsen und Menschen. Und dann hörte Eda das Donnern. Dieses infernalische Bersten, Wummern und Dröhnen, mit dem sich das Feuer durch den engen Schlauch des Canyons zwängte. Wie durch einen Kamin kam es daher, brauste und bollerte, und wo die Flammen eine Buschgruppe überschlagen hatten, bildeten sich zwischen dem Gestrüpp Gase, die nach kurzer Zeit mit einem Knall zur Explosion kamen. Es wiederholten sich die kurzen, heftigen Schläge, die sich aus der Ferne wie Kanonenschüsse anhörten.

„O Himmel, hilf doch! So hilf uns doch!“, schrie die dicke Mrs. Dupont, und über ihr wurde die Plane zur riesigen Flamme.

„Spring, Madamchen, spring!“, schrie vorn ihr Mann. „Spring, die Kinder sind schon unten!“

„Madamchen“ Dupont stemmte sich ein, sprang, die Augen geschlossen. Ihr mächtiger, schwammiger Körper flog durch die Luft, sie schlug auf, stürzte, und als sie die Augen aufriss, sah sie Zapkins vorderstes Ochsenpaar ganz dicht auf sich zurasen. Der rechte Ochse hatte die Hörner mit dem Joch gesenkt.

Er zertrampelt mich! Er zertritt mich! O Himmel, hilf doch! dachte die Frau verzweifelt und spürte den Schmerz im rechten Bein nicht mehr, der sie beim Aufschlag durchzuckt hatte.

Plötzlich fühlte sich Madamchen gepackt, wie mit Krallen fasste sie etwas an der Schulter und riss sie jäh beiseite, wuchtete sie hoch, und zugleich sah sie Zapkins Ochsen unmittelbar an sich vorbeirasen.

„Sam! Das Kind! Bring das Kind! Such!“, schrie dicht neben ihrem Kopf eine barsche Männerstimme.

Sie sah etwas Schwarzes durch den Rauch jagen und in Richtung auf den eigenen Wagen verschwinden.

Vorn schrie ein Kind. Mrs. Dupont durchfuhr es wie ein Krampf.

Odette! Das ist Odette, meine Tochter! Odette, was ist mit ihr? dachte sie entsetzt.

Und über ihr sagte die Männerstimme in diesem Augenblick mit souveräner Ruhe: „Er tut ihr nichts! Er bringt sie in Sicherheit. Das Kind wird es nicht begreifen ...“ Und Mrs. Dupont spürte, dass sie auf einem Pferd saß, das dahinjagte.

Das Kind schrie nicht mehr. Odette war still. Aber die panische Angst der Mutter um ihr Kind verlieh Mrs. Dupont Kraft. „Meine Tochter ... meine Kinder!“, rief sie mit heiserer, überschnappender Stimme.

Dann sah sie etwas. Der Rauch lichtete sich, es wurde heller um sie herum. Ein Wagen stand mit rauchender Plane dicht vor einer Felswand. Sie erkannte Tushingham und dessen Frau, die mit einem Besen die glimmenden Stücke ausschlugen.

Links vom Wagen stand eines der Reitpferde, den Sattel verrutscht; Blut rann aus einer Verletzung über den Nüstern. Das Tier stand mit gesenktem Kopf und herabhängenden Zügeln.

Ein. Stück entfernt hockte keuchend Großvater Cremer am Boden, hustete und war fast blau im Gesicht. Sein weißer Bart zitterte wie Espenlaub.

Und erst jetzt sah sie Odette.

Das vierjährige Mädchen saß mit rußbeschmutztem Kleid vor einem riesigen schwarzen Wolf. Die Kleine umfasste den Hals des Wolfes, und er leckte ihr wie zum Dank für diese Zuneigung den Nacken mit seiner großen scharlachroten Zunge.

„Sehen Sie, er hat sie aus dem Feuer geholt!“, sagte die Stimme über der dicken Mrs. Dupont. Sie sah auf und blickte in das hagere Gesicht des Mannes, der sie noch immer quer vor sich im Sattel hielt, der Mann, der sie davor bewahrt hatte, von Zapkins Ochsen zertrampelt und von Zapkins Wagen zermalmt zu werden.

Ein schmales, kantiges Gesicht mit stahlblauen Augen, blondem Haar, das unter dem schwarzen Hut zu sehen war. Ein sympathisches Gesicht, fand Mrs. Dupont. Und nun erst sah sie das Abzeichen auf der rechten Brustseite. Das Abzeichen eines Texas Rangers mit der Nummer einundvierzig.

Der Ranger, der Kerk vor dem Deserteur gewarnt hatte, fiel ihr ein. Jetzt war er gekommen, um ihnen zu helfen ...

„Der Himmel ... hat Sie geschickt“, sagte sie heiser.

Sie sah, wie das von Ruß befleckte Männergesicht über ihr lächelte. Dann wurde sie vom Pferd gehoben. Jemand umgriff sie und half ihr herab. Es war ihr Mann. Das Gesicht schwarz, Brandblasen an den Fingern, aus rot entzündeten Augen sah er sie an.

„Die Kinder, Madamchen, sind alle heil - alle.“

Madamchen hatte bis jetzt ihren Schmerz im Knöchel nicht gespürt. Doch nun, wo sie auch an sich selbst denken konnte, empfand sie ihn jäh und durchdringend.

„Mein Fuß ... mein Fuß!“, jammerte sie. Es schmerzte wie mit einer Speerspitze. Der Schmerz wurde so stark, dass Mrs. Dupont schwarz vor Augen wurde. Sie sah, wie ihr Mann sich noch vorbeugte, um sie zu stützen, dann sank sie in eine erlösende Ohnmacht.

*

Zwei Wagen standen in diesem Seitenarm des Canyons, in dem es nichts als Gestein gab, kaum einen Halm, keine Büsche, keinen Baum. Eine Lawine hatte den Canyon im Frühjahr regelrecht leergefegt von jeglicher Vegetation. Und das war die Rettung für jene zwei Wagen und siebzehn Menschen. Vier Familien in Sicherheit. Ein Ochse musste erschossen werden, weil er sich schwer verletzt hatte. Und Mrs. „Madamchen“ Dupont lag mit einem gebrochenen Knöchel im Wagen von den Cremers. Denn die Duponts und die Zapkins besaßen weder Ochsen noch Wagen. Ihre ganze Habe war vom Feuer eingeholt worden.

Dupont erzählte seiner Frau, wie es ihm in den letzten Minuten vor der Rettung ergangen war.

„Plötzlich war rund herum Rauch und Feuer“, sagte er. „Ich habe zuerst Odette vom Wagen gelassen, dann Jean, Robert und Marc. Die Jungen sind auch nach vorn gerannt, aber Odette lief nach hinten. Ich wollte ihr nach, habe auch noch nach dir gesehen, Madamchen, und da sah ich Odette plötzlich nicht mehr. Aber auf einmal war da ein Reiter. Er kam nach vorn. Und er schrie mir im Vorbeireiten zu: .Lauf, lauf nach vorn, lauf um dein Leben! Ich kümmere mich um dein Kind!' Ja, Madamchen, Und da war er schon bei dir. Oh, dachte ich, der tut den Teufel, sich um Odette zu kümmern. Der sieht Odette nicht. Die ist weg. Er sieht nur dich. Aber als ich doch noch zurück wollte, als ich Odette suchen wollte, da schoss plötzlich dieser riesige Wolfshund an mir vorbei. Ein Wolf, habe ich gedacht. O Himmel, und da war das riesige Vieh schon weg. Im Rauch verschwunden. Der Hund der Hölle, habe ich gedacht und nicht begriffen, woher er kommt. Aber auf einmal, da sah ich ihn wieder, als um mich schon die Flammen waren. Ich sah ihn mit Odette. Er hatte sie am Kleid gepackt mit seinen gewaltigen Zähnen. Er hielt sie und jagte an mir vorbei in diesen Canyon hinein.

Madamchen, wenn ich eine Waffe gehabt hätte, ich wäre auf diesen Schwarzen losgegangen. Ich habe doch gedacht, er will Odette verschleppen, will sie fressen. Ja, Madamchen, ich Narr habe das gedacht. Und ich bin ihm nach. Zu meiner Rettung, Madamchen, Und da jagte auch schon der Ranger an mir vorbei, dich vor sich im Sattel wie eine Puppe. Ja, und nachher habe ich unsere Kleine gesehen. In Sicherheit. Und die Jungs waren bei den Cremers. Madamchen, wir besitzen nichts mehr, auch kein Geld, denn die wenigen Dollars, die wir hatten, sind auf dem Wagen geblieben. Ich glaube nicht, dass wir sie je wiederfinden. Wir sind arm ...“

„Wir sind reich“, sagte Madamchen. „Wir leben nämlich noch und haben unsere Kinder. Was ist aus den anderen geworden, die vor den Cremers waren?“

„Der Ranger ist aus diesem Canyon hier auf den Treck gestoßen. Da konnte er gerade noch die Cremers erreichen. Die wären bei diesem Rauch glatt an diesem rettenden Canyon vorbei. Was aus den anderen geworden ist, Madamchen, das weiß ich nicht. Der Ranger will sie suchen. Aber im Augenblick kommt man nicht aus dem Canyon heraus. Rundum ist alles in Flammen. Der Wind hat gedreht - wir sind eingeschlossen …"

*

Es war Nachmittag, aber der Himmel hatte sich verdunkelt wie am späten Abend. Rauchwolken verdeckten die Sonne und hüllten alles ein. Das Atmen wurde schwer im Canyon. Und obgleich hier achtzehn Menschen vor dem Feuer sicher waren, drohten sie zu ersticken, falls Rauch und Rußwolken sich nicht legten oder vom Wind weggetrieben wurden.

Tom Cadburn und der krummbeinige Tushingham gingen zu Fuß ein Stück zum Hauptcanyon hin, wo schon alles abgebrannt war. Doch die Asche glühte noch.

Der blonde Tushingham sah Tom Cadburn betrübt an. „Sie sind verbrannt. Sie müssen verbrannt sein.“

„Sie können durchgekommen sein“, widersprach Tom. „Die Chance ist winzig. Aber es gibt sie. Weiter oben ist das Delta. Wenn sie den mittleren Canyon genommen haben, gibt es Rettung für sie. Haben sie einen der linken Canyons erwischt, haben sie zwar im Augenblick eine Verschnaufpause, doch das Feuer wird von Südwesten her zurückkommen.“

„Ich begreife das nicht ganz“, meinte Tushingham.

„Sieh mal“, erklärte ihm Tom, „der Canyon hier, den ihr entlanggezogen seid, verläuft von Norden nach Süden. Als das Feuer kam, ist es auch von Norden nach Süden vom Wind den Canyon entlanggedrückt worden. Weiter südlich von hier, keine Meile weit, beginnt das Delta, die Gabelung des großen Canyons in viele kleine. Der in der Mitte ist ohne Vegetation, so ähnlich wie jener, in den ihr geflüchtet seid. Die anderen enden zum Teil nach kurzer Zeit, und andere wieder münden in den Hauptcanyon, jenen ohne Vegetation. Aber eben viel weiter südlich. Bis vor einer Stunde wehte der Wind von Nordosten. Er hat sich gedreht. Jetzt kommt er von Südwesten. Das Feuer, das schon weit im Süden die Canyons entlanggerast ist, wird auf die Hochflächen übergreifen, und es wird auf den Hochflächen zurückkommen. Anders gesagt: Wir werden vom Feuer eingekreist.“

„Aber hier im Canyon sind wir doch sicher.“

„Wir ja. Aber wenn die anderen oder einige von ihnen in den Blindcanyons stecken, die vom Delta abzweigen, dann sind sie dort verloren. Denn die steigen an ihren Enden zur Hochfläche auf. Das Feuer wird von oben her zu ihnen herabkommen.“

„Und was können wir tun?“

„Wir müssen sie herausholen - denn wie ich hörte, ist euer Treckführer tot. Die anderen kennen sich nicht aus. Sie sind verloren, sie und ihre Leute.“

„Aber wie kommen wir in dieser glühenden Asche vorwärts?“

„Ich werde es über die Hochfläche versuchen. Dort ist die Vegetation niedrig gewesen, also ist auch nicht soviel Asche. Ihr aber bleibt hier. Bleibt hier, wenn ihr auch kaum noch Wasser habt. Zwei Tage haltet ihr es aus. Das genügt. Bis dahin bin ich zurück und kann euch sicher aus dieser Gegend wegführen. Tushingham, achten Sie darauf, dass niemand den Kopf verliert. Auch wenn das Feuer von der Hochfläche aus zurückkehrt. Euch passiert dort, wo ihr jetzt seid, nichts. Es wird gefährlich aussehen, aber ihr seid trotzdem sicher. Sag das den anderen!“

„In Ordnung, Ranger, ich werde denen das klarmachen.“

*

Zu dem Zeitpunkt, als Texas Ranger Tom Cadburn auf seinem Hengst und mit dem Wolfsblut Sam vom Seitencanyon her auf Cremers und Tushinghams Wagen stieß, um zu retten, was zu retten war, ahnten die Menschen auf den acht vorderen Wagen nichts von dieser Hilfe.

Der Rauch, der Anblick der brennenden Wagen von Dupont und Zapkin und die jähe Gluthitze versetzten Menschen und Tiere vorn in Panik. Die Ochsen gingen mit den Wagen durch. Es gelang dem zweiten Wagengespann, am vorderen vorbeizukommen, doch dabei knallte das linke Vorderrad an einen Stein. Die Deichsel brach, aber das Gespann jagte mit dem schleudernden Wagen weiter. Und wie durch ein Wunder stellte sich die Vorderachse nicht quer. Der Wagen sprang, polterte und donnerte weit vor den anderen dahin.

Da die Ochsen nicht mit Zügeln gefahren wurden wie Pferdegespanne, sondern mit langen Stöcken gelenkt werden mussten, gab es nichts, um die Ochsen aufzuhalten. Eigentlich ging vor dem ersten Gespann ein Mann mit einem Leitstock, in dessen Spitze eine Pieke gesteckt war. Liefen die Ochsen zu schnell, wurde ihnen der Stock quer vor die Köpfe gehalten, oder man pochte ihnen auf die Stirn damit, im Notfall über die Nasen. Sollten sie nach rechts gehen, piekte der Treiber dem linken Ochsen von vorn her ins Hinterteil. Darauf wurde der linke Ochse schneller, und es ging nach rechts. Umgekehrt wurde das ebenso gemacht.

Courtney, der auf dem ersten Wagen saß, hatte seinem Sohn Joel die Ochsen übergeben. Joel war vierzehn. Und Courtney hockte über einer Landkarte, die er in Dallas erstanden hatte. An ihr stimmte nur das Papier, auf das sie gedruckt war, sonst nichts. Und zu dieser Erkenntnis kam Courtney gerade, knüllte sie zusammen und schleuderte sie zwischen die Kisten mit ihrer Habe.

Das war der Augenblick, als die Courtneys etwas von dem Feuer bemerkten und den Ruf von Sam Irving hörten, der den zweiten Wagen fuhr. Sam schrie mit heiserer Stimme: „Feuer! Der Busch brennt!“

Rauch wogte über die Wagen, und Courtney stürzte nach hinten über die Ballen und Kisten hinweg, vorbei an seiner Frau, die ihn entsetzt ansah und ihre beiden zwölf- und achtjährigen Töchter an sich presste, als müsste sie die beiden jetzt schon schützen.

Die Ereignisse überschlugen sich. Der Rauch, vorhin noch nach oben gestiegen, wogte nun dicht über die Gespanne hinweg. Courtney, der sich hinten hochstemmte, um über Irvings Wagen hinwegzusehen, entdeckte schon Flammen. Was er dann sah, waren die brennenden Wagen von Dupont und Zapkin, ganz am Ende der Kolonne. Und als er das gewahrte, schrie er: „Wagen brennen!“

Kurz darauf sah er das Feuer nicht mehr, denn nun kam der Rauch so tief und so dicht, dass es ihm den Atem raubte. Er musste sich die Augen reiben, hustete und konnte eine ganze Zeit nichts sehen, weil ihm Ruß in die Augen geflogen war. Er hörte aber ein plötzliches Gerumpel.

Als er wieder sah, ratterte und sprang Irvings Wagen neben seinem eigenen, barst das Holz der Deichsel, aber die in Panik befindlichen Ochsen zogen weiter. Alle vier rasten sie in Stampede dahin, und der Wagen flog nur so hinter ihnen her. Es war eine Frage der Zeit, wann er in Stücke fliegen musste.

Courtney sah, wie Irvings Frau sich verzweifelt an der Bracke festklammerte, sah Courtneys Kinder, die sich an den Spriegeln der Plane festkrampften, alle drei, dass sie aussahen wie kleine Äffchen. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte Courtney gelacht. Aber jetzt kam er nicht auf diese Idee.

Vorn rief Joel, sein Sohn, aufgeregt: „Papa, sie gehen durch! Papa!“

Courtney wollte nach vom, aber gerade jetzt machte der Wagen einen richtigen Satz. Irvings Ochsengespann war fast neben dem eigenen Viererzug. Die Ochsen Irvings steckten die von Courtney mit ihrer Panik an. Auf der Stelle preschten die Ochsen von Courtney los. Ein Wettrennen fast, als die Wagen nebeneinander herrasten, kaum Platz dafür im Canyon, aber die Ochsen scherten sich in ihrer Angst um nichts.

Joel klammerte sich am Spriegel fest, verlor den Leitstock. Courtneys Frau kollerte mitsamt den Mädchen zwischen die Kisten und schrie hysterisch. Courtney selbst arbeitete sich nach vorn, aber der Wagen machte jetzt solche Bocksprünge, dass Courtney sich festkrampfen musste, wo immer er Halt fand, um nicht herabgeschleudert zu werden.

Dann kam er doch nach vorn. Die Ochsen rasten mit gesenkten Köpfen, die Joche schlugen und ruckten in ihren Nacken, aber die Tiere schienen das nicht zu empfinden, außer ihrer panischen Angst, im Feuer umzukommen.

Oben auf dem Rand des Canyons wehten Flammen, vom Wind getrieben. Da dort oben nichts Hohes wuchs, waren sie harmlos, doch die Ochsen spürten und sahen die Nähe des Feuers. Dazu der Rauch, der sie umwehte. Sie waren nicht mehr zu stoppen.

Doch nun geriet Courtneys Wagen mit den linken Rädern in Gestrüpp. Das bremste die Fahrt erheblich, so dass Irvings Ochsen schneller vorankamen und nun weit voraus dahinjagten, den springenden, holpernden Wagen hinter sich. Kisten fielen herab, und die Fässer auf der Seite glitten eins nach dem anderen aus den Stricken. Und wenn eines herabfiel, dann vollführte es erst einen Tanz, ehe es zerbarst oder einfach irgendwo liegenblieb.

Über eine der Kisten, die aufgebrochen lag und deren Inhalt, lauter Kleider, verstreut wurde, rasten Courtneys Ochsen. Es gab einen Schlag, als das rechte Vorderrad über die Reste der schweren Kiste polterte und sie nun gänzlich zersplitterte.

Die Ochsen gelangten jetzt wieder mehr zur Mitte. Courtney war es indessen gelungen, den zweiten Leitstock zu erwischen, der oben zwischen Spriegel und Plane steckte. Er nahm ihn, um wenigstens die Richtung mitbestimmen zu können, soweit sich die Ochsen überhaupt noch leiten ließen.

„Klammert euch fest! Festhalten!“, schrie Courtney seinem Jungen, seiner Frau und den Mädchen zu. Aber die taten das schon. Sonst wären sie auch längst vom Wagen geflogen.

Der Hüne Courtney krampfte sich mit der Linken um den Griff am Bock, mit der Rechten hielt er den Stock und versuchte die Ochsen auf der Mitte der Geröllspur zu halten.

Vorn bei Irving kam es jetzt zur Katastrophe. Der Wagen polterte abermals gegen ein Hindernis, einen Stein vermutlich. Plötzlich zerschellte das rechte Vorderrad, und unmittelbar danach wurde das rechte Hinterrad zertrümmert.

Der Wagen neigte sich, wurde noch immer gezogen, kippte plötzlich um und katapultierte alles, was auf ihm war, nach draußen. Doch noch immer versuchten die Ochsen, den umgekippten Wagen zu ziehen. Es ging noch ein paar Meter weit, dann stand alles still.

Doch nun raste Courtneys Gespann genau auf die ausgekippte Ladung zu, die den Weg versperrte. Und aus dieser Ladung schälten sich jetzt Menschen.

Courtney schrie wie am Spieß, als könnte das die Irvings dazu bewegen, sich schneller aus ihrer Ladung zu befreien und auf die Seite zu gehen.

Es ging so schnell, viel zu schnell. Vor den Ochsen, die jetzt diesen Berg von Kisten, Ballen, Säcken, Trümmern von Plane und Spriegeln, Seitenbrettern und Unterteil erreicht hatten, aus diesem Berg sprang auf einmal Irving hoch, hatte zwei seiner Kinder in den Fäusten, kleine drei- und vierjährige Bälger, die entsetzt auf die heranstürmenden Ochsen blickten. Und dann machte Sam Irving einen Satz zur Seite. Wie ein Frosch sah er aus, als er durch die Luft schnellte. Und die Verzweiflung gab ihm Kraft wie einem Übermenschen. Es gelang ihm, mitsamt seinen Kindern unmittelbar vor den Ochsen wegzuspringen. Und da war Courtneys Wagen schon neben ihm. Courtney sah, dass auch Irvings Frau außerhalb der Gefahrenzone war und sich gerade mühte, auf die Beine zu kommen.

Die Ochsen von Irvings Wagen rasten mit dem abgerissenen Vorderteil weiter und verschwanden um eine Biegung des Canyons im tiefziehenden Rauch.

Plötzlich tauchte das Delta auf. Davor war noch so etwas wie eine Insel mitten im Canyon. Man konnte links oder rechts vorbeifahren. Doch weil Irvings Ochsen links vorbeihetzten, rannten auch Courtneys Gespanntiere links vorbei.

Und unmittelbar hinter dieser schmalen Felsinsel im Canyon zweigten fünf schmalere Canyons ab. Der mittelste war am schmälsten, und der ganz links war am breitesten. Prompt rannten Irvings Ochsen in diesen linken Canyon. Courtney pries das insgeheim noch als goldrichtige Lösung. Aber er irrte. Er hätte versuchen müssen, in den mittleren Canyon zu kommen. Damit vertat er eine sichere Chance.

Hinter Courtney war die Hölle los.

Er sah nicht, was sich da ereignete.

Dem Wagen Courtneys war mit einigem Abstand der von Anselmo Foglio gefolgt. Und auch dem hageren Italiener waren die Ochsen durchgegangen. Foglio hatte außer seiner Frau noch fünf Kinder auf dem Wagen, von denen der älteste, ein Siebzehnjähriger, seine kleinste Schwester, die vierjährige Angela, an sich presste, damit sie nicht vom Wagen stürzen sollte. Die Plane von Foglios Wagen hatte sich gelöst und flatterte wie eine riesige Fahne am letzten Spriegel.

Foglio versuchte, an den Trümmern von Irvings Wagen vorbeizukommen. Aber der Wind hatte Glut auf die Wagenreste geweht. Entweder von oben, wo es am Canyonrand schon brannte, oder von ganz hinten her. Niemand vermochte das im Nachhinein zu erklären. Jedenfalls brannte Holzwolle. Vielleicht war sie auch von etwas anderem auf dem Wagen selbst entzündet worden. Jetzt brannte sie lichterloh, und die in panischer Angst dahinrasenden Ochsen scheuten zur Seite hin, wollten an dem Wrack vorbei. Sie selbst schafften das. Aber für den Wagen war die Gasse zwischen Felswand und Wrack zu eng. Es gab einen ohrenbetäubenden Schlag, als die Nabe des linken Vorderrades gegen den Felsen knallte. Im selben Moment zersplitterte die Deichsel. Dann riss die Zugkette, an der die Joche der Ochsen befestigt waren.

Während die so losgelassenen Ochsen noch schneller weiterrasten,stürzte der Wagen um, und in das Knäuel der schreienden Kinder, Foglios schwangerer Frau und Foglio selbst, der Sachen, die auf dem Wagen waren, und der Wagentrümmer schienen jetzt unaufhaltsam die ebenfalls in Stampede dahinjagenden Ochsen des nachfolgenden Wagens zu rasen.

Es war der Wagen des jungen Pablo Martinez, der sich rasend schnell näherte.

Das Drama schien unaufhaltsam, das Schicksal von Foglios Kindern unabwendbar.

Da war Irving plötzlich da. Irving mit einer Winchester 66. Und er stand auf einmal auf einem Haufen Kleider, die Winchester im Anschlag, und er schoss!

Er feuerte wie irr. Aber er traf. Er schoss dem einen Ochsen in den Kopf, dann dem anderen, danach den beiden nächsten. Während die ersten getroffenen Tiere noch ein paar Schritte machten, ehe sie zusammenbrachen, schoss Irving immer noch, als müsste er an seiner eigenen Treffsicherheit und der Wirkung seiner Patronen zweifeln.

Die Ochsen brachen zusammen, und der von ihnen gezogene Wagen stieß sie im Schwung noch ein Stück nach vorn, ehe er mit den Vorderrädern auf die Deichselzugtiere prallte und stehenblieb.

Hinten gab es einen Schlag, als die Tiere des folgenden Fahrzeuges aufliefen und gegen die Rückseite des stehengebliebenen Wagens rammten.

Irving und der inzwischen wieder auf die Beine gekommene Foglio schrien nach hinten: „Von den Wagen und laufen! Lauft, lauft um euer Leben!“

Foglio riss seine Frau hoch, schrie etwas seinen Kindern zu, und da stürzten sie schon los. Irving, der Foglios Familie gerettet hatte, hastete seiner Frau und den Kindern nach, die noch vor Foglio liefen. Foglio deutete auf den mittleren Canyon. „Dorthin, dorthin!“, schrie er.

Foglio kannte das Land nicht. Er war erst vor vier Jahren aus Italien in Amerika eingewandert und war zum ersten Mal im Leben in Südtexas. Aber irgendein Instinkt musste ihn beeinflusst haben, dass er genau den Canyon wählte, der ihnen allen als einziger Rettung versprach.

Sie folgten ihm wie Schafe dem Hirten. Nur einmal, als Irving Foglio eingeholt hatte, schrie der stämmige Irving dem hageren Italiener zu: „Warum nicht den linken Canyon? Ich glaube, die sind da hineingefahren, die Courtneys ...“

„Egal, wir müssen hier entlang! Hier wächst nicht viel. Da kann auch nicht viel brennen! Schneller! Lauft schneller, Kinder!“, rief er dann seinen Kindern zu.

Sie liefen alle um ihr Leben. Immer schneller verfolgte sie das Feuer. Es sprudelte förmlich die dicken Rauchwolken vor sich her. Mit urigem Getöse überschlugen sich die Flammen wie die Wellen einer Meeresbrandung. In ihnen gingen die liegengebliebenen Wagen unter. Die meisten Ochsen waren noch losgemacht worden. Doch zwei hatten sich so verkeilt, dass Martinez sie mit einem Schuss aus seinem Revolver töten musste. Doch jetzt wurden die Ochsen zur Gefahr. Zwei kamen den Siedlern nach, jagten an ihnen vorbei in den Canyon hinein. Die anderen aber rasten in andere Canyons, und dort hätten sie niedergetrampelt, was ihnen vor die Hufe gekommen wäre.

Das Feuer holte einige von ihnen ein. Denn mit diesen Deltacanyons war es eine teuflische Sache …

*

Um diese Zeit war es Tom Cadburn noch unmöglich, jenen Canyon zu verlassen, wo er, die Duponts, die Zapkins, die Cremers und die Tushinghams Zuflucht gefunden hatten.

Für Sam war die ruß- und rauchgeschwängerte Luft ein Martyrium, Er hockte im Schatten und hechelte.

Doch dann schien Tom der Weg hinauf zu der Hochfläche möglich. Da war die Asche flach. Aber er musste Sam mit auf Thunders Rücken nehmen. Das Wolfsblut war einfach zu sehr dem Aschestaub ausgesetzt; und es tat ihm nicht gut, wenn seine hochempfindliche Nase mit Asche gepudert wurde. Oben auf Thunders Rücken würde er bessere Luft bekommen.

Tom verließ die Siedler und kam auf der Hochfläche zunächst gut voran. Doch bald musste er den ersten Umweg machen. Vor ihm hatten sich die Flammen in zwergstrauchige Preiselbeeren gefressen, und zwischen diesen Büschen befand sich dichtes, verfilztes Heidekraut. Der Boden war im Laufe von Jahr tausemden spatentief und tiefer torfig, und dieser Torf brannte nun. Er brannte und schwelte. Das konnte tagelang brennen, vielleicht konnte es überhaupt erst ein Regen löschen. Doch wann würde der hier fallen?

Glühend heiße Luft und beißender Qualm wehten Tom und seinen beiden vierbeinigen Freunden entgegen. Thunder schnaubte nervös, Sam rümpfte nervös die Nase. Erst als sie einen großen Bogen gemacht hatten, ließen Hitze und der scharfe Rauch nach.

Querspalten, oft viel zu breit zum Überspringen, zwangen Tom ebenfalls dazu, Umwege zu machen. Er verlor kostbare Zeit. Andererseits sah er, wie die Flammen westlich von ihm aus dem Canyon schlugen. Er sah den hochquellenden Rauch dort drüben, gut zwei Meilen von hier. Bald musste er mit dem Delta auf einer Höhe sein. Früher einmal mussten dort viele Flüsse zusammengeflossen sein zu einem einzigen. Insofern, sagte sich Tom gerade, ist der Begriff Delta falsch. Denn hier teilte sich kein Fluss. Hier hatte sich früher einmal einer vereinigt. Doch jetzt gab es da nur noch zu Regenzeiten Wasser.

Das Feuer kam jetzt zurück. Es näherte sich auch auf der Hochfläche eine Flammenwand, und sie wurde vom gedrehten Wind genau auf Tom zugetrieben.

In diesem Augenblick sah Tom den Mann auf dem Maultier. Beide schienen aus der Rauchwand aufgetaucht zu sein und jagten vor den Flammen her. Jetzt erkannte der Mann Tom, zog sein dahingaloppierendes Maultier etwas herum und hielt nun auf Tom zu. Dabei winkte und schrie er, doch Tom begriff nicht, was der Reiter wollte. Er musste jetzt selbst wieder zurück über eine Felsspalte, über die das Feuer nicht hinwegkommen würde. Er winkte dem Fremden, dass der ihm folgen sollte. Aber da sah er, dass der Mann bereits so ritt, dass er zu jener Stelle kommen musste, wo der Felsspalt schmal und gut zu überspringen war.

Als sie dann beide mit ihren Tieren drüben waren, kam der Fremde näher. Er war schwarz im Gesicht von Ruß, und seinem Maultier waren Stellen des Fells versengt.

Der Fremde war nicht sehr groß, aber breitschultrig. Er trug eine von Asche und Ruß beschmutzte Cowboykleidung mit breiten Beinschützern und einer nach mexikanischer Art verzierten Weste. Jetzt allerdings sah sie aus, als hätte er damit einen gut besuchten Saloon ausgefegt.

„Hallo!“, krächzte der Fremde. „Ich bin Jack Dooley. War auf der Suche nach verstreuten Rindern, als dieses verdammte Feuer kam. Wer hat es gelegt?“

Tom stellte sich vor, und erst jetzt schien Dooley aufzufallen, dass Tom ein Rangerabzeichen trug. Er starrte nur den Wolfshund an und fragte: „Frisst der mich?“

„Wenn Sie ihn in Ruhe lassen, tut er es nicht. Das Feuer ist von einem Banditen gelegt worden.“ Tom berichtete kurz. Dann fragte er: „Sie kommen von dort. Haben Sie keinen Menschen gesehen?“

„Nein, keinen. Ranger, es sind fünf größere und zwei ganz kleine Canyons. Der ganz links wird den Leuten zur Falle, wenn sie hineingehen. Der in der Mitte ist als einziger sicher. Die ganz kleinen, in die passt kein Wagen.“

„Es kann sein, dass die Leute die Wagen zurücklassen mussten.“

„Der verfluchte Wind“, meinte Dooley. „Ich bin schon zweimal von ihm überrascht worden. Fast hätte mich das Feuer eingekreist. Dabei kenne ich mich hier aus wie in meiner Tasche. Und der da, der ist hier in dieser Gegend bei dem Gelände Gold wert!“ Er tätschelte seinem Maultier den Hals. „Der klettert auf den Bergen herum wie ein Dickhornschaf. Tja, Ranger, was können wir tun? Achtundzwanzig Menschen sollen das sein? Um Himmels willen!“

Tom nickte nur. Dann sagte er: „Es sind mehr Kinder und Frauen als Männer. Ich fürchte, sie sind nicht alle in Sicherheit.“

„Wir können jetzt nicht an den ersten Canyon heran. Der ist rundum von Feuer umlagert. Aber ich glaube, das Feuer muss über kurz oder lang auch in den Canyon hinunter, es frisst sich da mit dem Wind voran. Und dann sind alle verloren, die drinstecken. Dann kommt das Feuer von zwei Seiten. Und eines weiß ich, Ranger, ich bin noch gestern in diesem Schlauch von Canyon gewesen, weil ich dort Rinder von uns vermutet habe. Da drinnen, da ist dichtes Gestrüpp, gibt es Krüppelholz und massenhaft Sträucher. Alles zundertrocken. Hier hat es seit Ewigkeiten nicht geregnet. Wer da drinnen steckt, und es beginnt zu brennen: Gute Nacht und Mahlzeit, kann ich da bloß sagen.“

„Von welcher Ranch kommen Sie, Dooley?“

„Liptons Hanging C. Vierzig Meilen von hier nach Osten. Da ist unser Outfit-Camp. Die Ranch selbst ist noch mal gut fünfzig Meilen weiter.“ Er grinste, dass die Zähne in seinem rußgeschwärzten Gesicht wie Kreide leuchteten. „Ich fange die entlaufenen Rinder gegen Prämie. Früher waren wir immer zu zweit. Aber ich habe eine Methode, sie allein zu erwischen, und da habe ich die Prämie für mich allein. Auch sonst ist das ganz gut. Ich fürchte nur, das verdammte Feuer hat mir die Viecher, die ich schon zusammengetrieben hatte, alle verscheucht. Die waren im zweiten Canyon, von hier aus gezählt. Da drinnen kann man sie gut halten. Das ist die reinste Broncofalle. Da, das Feuer kommt nicht über die Spalte. Hier gibt es keine Sträucher. Weiter drüben ist Torf, da ...“

„Ich weiß, ich musste deshalb den Umweg machen. Versuchen wir es nach dort!“, sagte Tom und wies nach Süden. Dort war ein Streifen, der nicht brannte, weil ihn eine Kluft vom Feuer trennte.

Sie ritten beide in jener Richtung, aber lange hielten sie das nicht durch. Der Rauch wehte bis zu ihnen herüber. Die Tiere hatten darunter noch mehr zu leiden als die Männer. So schlugen sie abermals einen Bogen, und Tom wusste, dass er damit wiederum ein gutes Stück von den Delta-Canyons wegritt, statt sich ihnen zu nähern. Aber das Feuer ließ ihnen keine andere Wahl.

Wohin sie auch sahen, überall stiegen jetzt Rauchwände auf. Und aus den Canyons in der Ferne quoll es wie aus Kaminen.

„Wir müssen irgendwie nach Westen durchkommen“, sagte Tom verbissen.

Dooley nickte. „Müssen wir, aber können wir nicht. Das ist unser Problem, Ranger. Und ich wette, die Leute im Canyon lernen das Beten ... falls welche im ersten Canyon sind ...“

„Statt näher heranzukommen, werden wir immer weiter von den Canyons abgedrängt“, erwiderte Tom unwillig.

Dooley nickte. „Es gibt einen Weg: Da müssten wir über die verbrannte Hochfläche dort drüben. Ich weiß nicht, ob es klappt. Aber vielleicht kommen wir von der Seite her in den ersten Canyon. Nicht mit den Reittieren. Das ist eine Kletterpartie. Die Pferde müssten wir oben lassen.“

„Versuchen wir es!“

Dooley nickte. „Das Risiko ist nur, dass wir eine Menge Zeit für nichts vertan haben, wenn in diesem vorderen Canyon gar keiner ist. Und es kann sein, dass wir selbst nur noch mit Mühe aus dem Canyon herauskommen. Der Wind darf sich auch nicht mehr drehen, sonst sind wir selbst beim Teufel.“

„Los, verlieren wir keine Zeit mehr!“, sagte Tom und zog Thunder herum. Sam, der vor Tom saß, knurrte aufgeregt, weil er spürte, dass es jetzt losging.

*

„Hier sind wir sicher“, sagte Courtney, als der Wagen zum Stehen gekommen war. Weit voraus im Canyon liefen Irvings Ochsen und verschwanden im dichten Gestrüpp.

Joel, der vierzehnjährige Sohn Courtneys, stellte sich auf den Wagenbock und blickte in die Runde. „Kein Rauch mehr zu sehen, aber es riecht danach.“

Courtneys Frau hockte immer noch auf der Ladung und hielt ihre Töchter an sich gepresst. „Sind wir auch wirklich in Sicherheit?“, fragte sie ängstlich.

Courtney, dieser bullige Bär, lächelte. „Völlig, mein Mädchen, völlig. Das Feuer muss in einen der anderen Canyons geweht worden sein. Hier ist nichts.“

Joel benetzte zwei Finger und hielt sie in die Luft. „Mir ist, als hätte sich der Wind gedreht, Vater. Vielleicht ist das Feuer deshalb nicht mehr hinter uns. Mann, wenn es uns hierher gefolgt wäre! Seht euch mal das dürre Gestrüpp hier an. Alles verfilzt davon. Wenn das mal brennt, da kommt niemand mehr heraus!“

Courtney nickte. „Ich glaube, mit unseren Freunden hat es ein furchtbares Ende genommen. Wir müssen nach ihnen sehen!“

„Paul“, rief seine Frau, „geh nicht weg! Bleib bei uns! Um Himmels willen, bleib bei uns!“

„Mary, wir werden ein Lager aufschlagen. Dann muss ich mit Joel einmal dort oben nachsehen, wie die Lage ist. Aber um die anderen müssen wir uns kümmern. Die würden dasselbe für uns tun, Mary. Joel, sieh nach den Tieren. Ich glaube, den vorn rechts müssen wir erschießen. Der steht nie mehr auf!“

Sie blickten nun alle auf den einen Ochsen vorn, der sich auf die Seite gelegt hatte, seltsam röchelte und am ganzen Leib zitterte. Dann plötzlich ging ein Zucken durch den gepeinigten Körper des Tieres, es streckte sich und wurde mit einem Mal schlaff.

Joel, der schon nach seines Vater Gewehr suchen wollte, richtete sich auf und sagte: „Papa, ich glaube, das hat sich von selbst erledigt.“

„Ja, Joel, er ist tot.“ Courtney stieg vom Wagen. „Hilf mir, ihn vom Joch zu binden! Wir müssen sehen, dass wir einen von Irvings Ochsen einfangen und zu dem einen Ochsen vorn dazuspannen. Einer allein kann mit dem Doppeljoch nicht gehen. Hilf mir, Joel!“

„Paul“, rief ihm seine Frau nach. „Paul, es riecht immer noch nach Rauch. Ist wirklich kein Feuer mehr in der Nähe?“

„Wir werden sehen, Mary, beruhige dich doch! Du machst mir die Kinder scheu! Ich muss erst den Wagen von hier weiterfahren. In diesem wilden Gestrüpp können wir nicht lagern.“

„Paul, ich habe Angst. Ich glaube nicht, dass alles vorbei ist. Ich spüre das!“, sagte die Frau. „Paul, sieh nach, ob nicht neue Gefahr droht.“

„Wir sind hier sicher, wie oft soll ich dir das noch sagen. Joel, komm, wir müssen den toten Ochsen aus dem Joch nehmen!“

Der tote Ochse hing im Doppeljoch, an dem auch das linke Tier angebunden war und das jetzt mit seltsam verdrehtem Kopf stehen musste, weil das tote Tier das Joch nach unten zog.

Courtney schnitt die Lederriemen durch, weil die Spannung ein normales Aufbinden nicht zuließ. Dann lösten sie auch den anderen Ochsen vom Joch und führten das total erschöpfte Tier nach hinten zum Wagen. Die beiden anderen Ochsen an der Deichsel hatten sich gelegt und hechelten nach Luft wie Hunde. Auch diese beiden Tiere waren praktisch mit ihrer Kraft total am Ende. Courtney erkannte das mit Widerwillen und fragte sich, wie er den schweren Wagen aus dieser ungünstigen Lage wegbringen sollte. Hier aber konnten sie nicht bleiben. Es sei denn, er und Joel würden das ganze Buschzeug wegschlagen, was da um den Wagen herum wucherte.

Jetzt roch er auch den Rauch. Das muss stärker geworden sein, sagte er sich. Und der Wind hat wirklich gedreht, wie der Junge meint. Wieso riecht es dann nach Rauch? Wie kann es nach Rauch riechen, wenn der Wind aus einer Richtung kommt, wo gar kein Feuer ist? Oder ist das Feuer oben auf der Mesa am Canyon vorbei? Dann wird es ja auch nicht zweimal über dieselbe Fläche gehen. Wo alles abgebrannt ist, brennt es kein zweites Mal. Aber es riecht trotzdem nach Rauch.

Er blickte zum Himmel und sah im Süden die dünnen Rauchschleier, die von dort herüberwehten.

Da hinten, überlegte er, ist Feuer. Wenn es in den Canyon hier gelangt, brennt das Strauchzeug hier wie ölgetränkte Watte.

Er ging zum Wagen zurück. „Mary, komm mit den Mädchen vom Wagen runter!“

Er sah sich suchend um, aber nirgendwo gab es einen für Frau und Töchter nutzbaren Aufstieg zur Hochfläche. Die Felsen an beiden Seiten des Canyons waren steil, zum Teil hing der obere Rand so weit über, dass er nicht zu überwinden sein würde. Die Courtneys besaßen weder die Ausrüstung zum Erklettern von Felsen, noch waren sie darin geübt.

„Warum sollen wir vom Wagen? Da unten ist soviel Gestrüpp. Vielleicht sind da Klapperschlangen!“, rief Mrs. Courtney.

Joel versuchte an den Felswänden emporzuklettern. „Man kommt nicht hinauf. Es ist bröckliger Stein. Da, sieh selbst, Papa!“, rief er herüber.

Courtney ging durch das Gestrüpp zu ihm. Und da gewahrte er das brüchige Gestein. Nein, hier konnten sie nicht auf normale Art hinaufklettern.

„Wir müssen zurück, alle müssen wir zurück!“, meinte er entschlossen.

Joel sah ihn mit seinem sommersprossigen Gesicht verblüfft am „Und der Wagen, Papa?“

„Der Wagen? Was ist ein Wagen, Junge. Da, am Himmel ist wieder Rauch, und er nähert sich diesmal von Süden her. Wir müssen zurück, denn dort hat es ja gebrannt. Dort kommen wir durch.“ Er lief zum Wagen zurück. „Mary, nun steig schon ab! Wir müssen zurück!“

„Zurück? Aber Paul, da ist doch ...“

„Rede nicht, Mary! Gib mir Ann und Suzie!“

Er hob die beiden Mädchen vom Wagen und half seiner Frau herunter. Dann rief er Joel zu: „Hol mein Gewehr und die Munition, dann komm nach!“

Die zwölfjährige Ann deutete plötzlich nach Süden. „Papa, sieh doch, Irvings Ochsen kommen zurück! Sie laufen schnell, als wäre was hinter ihnen her ...“

Die Ochsen, es waren nur noch zwei, kamen angaloppiert, noch immer durch das Joch mit den Köpfen vereint. Aber sie taumelten, stolperten, Schaum stand ihnen vor den Mäulern, dann, dicht vor den Artgenossen, die wie geprellte Frösche dalagen, brachen sie zusammen. Der eine riss den anderen mit zu Boden. Und da lagen sie, pumpten mit letzter Kraft Atem in sich hinein. Ihre Augen waren fast völlig rot, und es war eine Frage von Minuten, wann der eine oder beide einen Herzschlag bekommen würden.

„Warum nur sind die so gelaufen?“, fragte Ann.

„Das Feuer ... das Feuer ist im Canyon! Hört doch!“, rief Mrs. Courtney.

Und da hörten sie es prasseln und knacken, knistern und fauchen. Aber es war kaum Rauch zu sehen. Dafür zitterte weiter hinten die Luft.

„Lauft! Lauft nach dort! Rennt um euer Leben!“, schrie Courtney plötzlich und packte Suzie und seine Frau am Arm. „Los, es ist in wenigen Minuten hier!“

„Wir sind verloren!“, schrie Mrs. Courtney verzweifelt.

„Wenn du die Röcke raffst und läufst, kommst du durch! Lauf!“, brüllte Courtney sie an.

Sie drehte sich noch einmal um und sah die ersten Flammen um die Biegung des Canyons lodern …

*

Sie rannten los, nur Courtney selbst blieb zurück, spannte sein Gewehr und ging zu den Ochsen, die nicht mehr die Kraft zur Flucht hatten. Er schoss einen nach dem anderen nieder, und das war für die völlig erschöpften Tiere, verglichen mit dem sicheren Flammentod, eine Gnade.

Als er den letzten Schuss abgegeben hatte, blickte Courtney seiner Frau und den Kindern nach, die schon weit entfernt liefen und wohl noch gar nicht gemerkt hatten, dass er nicht bei ihnen war.