Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 51 - Tom Harper - E-Book

Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 51 E-Book

Tom Harper

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Beschreibung

Don McMurray steht vor seinem Blockhaus im kleinen Tal am Birds Nest Creek und bereitet sich auf seine Hochzeitsfahrt mit Marilyn vor. Es ist früher Morgen, und die Pferde sind schon angespannt. Stolz überprüft Don den Ranchbuggy, den er von einem entmutigten Landsucher gekauft hat. Wenig später kommt Marilyn aus dem Haus, und er hebt sie auf den Kutschbock. Dabei denkt er an die Ereignisse der letzten zwei Wochen und das Grab ihres Vaters. Auch Hackhouse und Parkinson gehen ihm nicht mehr aus dem Sinn, da sie ihnen durchaus Schwierigkeiten bereiten könnten. Marilyn sichert ihm jedoch in jedem Fall ihre Unterstützung zu. Entschlossen, das Land nicht aufzugeben, nimmt Don die Zügel auf ...

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Seitenzahl: 167

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Inhalt

Cover

Fährte des Bösen

Vorschau

Impressum

Fährte des Bösen

Von Tom Harper

Die Sonne scheint herab auf das kleine Tal am Birds Nest Creek.

Don McMurray steht vor dem Haus, das aus rohbehauenen Stämmen erbaut ist, und blickt zum Himmel hinauf. Es ist noch früh am Tag, und zwischen den Bäumen am Talrand hängen die letzten Schatten der vergangenen Nacht.

Die beiden Pferde, die an der Deichsel des Ranchbuggys stehen, schnauben und stampfen mit den Hufen, und McMurray sagt in das Haus hinein: »Das wird eine richtige Hochzeitsfahrt, Marilyn, was? Hier wartet die Brautkutsche auf dich, und in ein paar Stunden werden wir vor dem Friedensrichter in Perry stehen. Knappe fünfundzwanzig Meilen, und alles hat seine Richtigkeit mit uns. Es ist so, wie dein Vater es wollte, und ich will es auch.«

Er trägt ein frisches Hemd, und die Stiefel an seinen Füßen glänzen. Mit seinem Gewicht prüft er die Federung des Buggys, den er von einem entmutigten Landsucher gekauft hat, und er lächelt stolz.

Marilyn Lamparter kommt aus dem Haus. Sie schließt die Tür hinter sich, und McMurray nimmt für einen Moment ihr Bild tief in sich auf. Ihr Haar liegt weich und hellbraun um das zarte Oval ihres Gesichts, und in dem neuen Kleid, das sie selbst geschneidert hat, wirkt sie schlanker und schöner denn je.

»Ich bin fertig«, sagt sie, und er legt den Arm um ihre Hüfte und hebt sie auf den Kutschbock des Buggys hinauf.

Er fühlt ihre Nähe und muss für einen Augenblick an alles das denken, was nun mehr als zwei Wochen hinter ihm liegt. Er dreht leicht den Kopf und blickt auf das Grab, unter dem Marilyn Lamparters Vater liegt, und zugleich mit dem Gedanken an ihn kommen ihm die Namen Hackhouse und Parkinson in den Sinn.

»Vielleicht kommen sie in der Zeit, während wir in Perry sind«, sagt er halb zu sich selbst. »Dieser Hackhouse, der für Parkinson die Kastanien aus dem Feuer holt ... Bisher habe ich ihn immer zurückgejagt, aber wenn ich nicht hier bin, kann ich nichts tun. Aber wir kommen zurück! Marilyn, von diesem Land vertreibt mich keine Macht der Welt. Ein Mann braucht etwas, wofür er kämpfen kann.«

Das Mädchen neben ihm bewegt sich, und er fühlt erst jetzt, dass noch immer sein Arm um sie liegt. Dabei hat er laut gesprochen, und eigentlich sind diese Gedanken nichts für einen Hochzeitstag.

»Denkst du, dass etwas geschehen wird?«, fragt Marilyn Lamparter herb. »Du hast es für heute gewollt, Don. Und wenn hier etwas geschieht, und diese Landbanditen immer noch keine Ruhe geben ... Nun, du weißt, dass ich überall bei dir sein würde.«

»Ja, Darling, ich weiß.« Seine Gedanken fokussieren sich wieder auf das Jetzt, und er nimmt die Zügel auf. »Aber wir kehren nach hier zurück. Mich verjagt niemand so leicht, und ich habe es Hackhouse und jenem Parkinson, der hinter ihm steht, schon öfters als einmal gezeigt.«

Sie könnte jetzt sagen, dass er nicht allein war, als er hat kämpfen müssen. Da war ihr Vater, der nun nicht mehr lebt, und da waren Saul Primrose und Tex Gardiner, McMurrays Partner, die auf der Suche nach neuen Claims für sich selbst geritten sind. Und sie könnte sagen, dass ein Mann allein nicht gegen ein hartbeiniges Rudel von Schurken und Mördern stehen kann, aber sie schweigt, weil sie jedes Mal einen trüben Moment düsterer Angst erlebt, wenn sie daran nur schon denkt.

»Vielleicht geht alles gut«, murmelt sie, beugt sich zur Seite und küsst ihn leicht. »Du bist ein guter Mann, und die wilden Tage des Runs sind vorbei. Es gibt schon neue Städte im Indianerland, und es gibt das Gesetz. Fahr nur zu, Don!«

Der leichte Wagen rollt, und die Räder knarren. McMurray lenkt den Buggy auf den schmalen Talausgang zu, und sie beide drehen sich um, bevor er den Einschnitt zwischen den Hügeln durchfährt.

Das Haus mit seinem gemauerten Kamin steht solide und fest unter den Bäumen. In dem Balkencorral am Haus finden an die fünfzig Rinder Platz, die McMurray einzeln mit dem Lasso aus ihren Wildverstecken geholt und herangetrieben hat. Sie tragen noch die Spuren jahrelanger Verwilderung in ihrem narbigen und struppigen Fell, doch diese Herde ist nur der Anfang, und McMurray weiß, dass es bald anders sein wird.

Er hält die Pferde für einen Augenblick an und sagt bedächtig: »Bestimmt wird in Perry ein Viehhändler aufzutreiben sein, der Zuchtstiere verkauft. Und es wird Männer geben, die eine gute Arbeit suchen. Unser Geld reicht für gut fünfzig Hereforder, und dann haben wir immer noch genug, um zwei Cowboys zu bezahlen. Es wird ein größeres Haus geben und neue Corrals.«

»Du schaffst es bestimmt«, erwidert Marilyn Lamparter und blickt auf das Tal, das sie liebt, weil sie den Mann liebt, dem es gehört. »Du schaffst alles, was du willst, Don.«

Eine Welle von Glück schwemmt all ihre trüben Gedanken hinweg. Sie sieht alles mit seinen Augen, wie er es sich wünscht, und sie sollte glücklich sein, weil ihr dazu keine lange Zeit mehr bleibt.

Und Don McMurray sollte schärfer nach rechts und weiter hinter sich sehen ...

Das Tal liegt hinter ihm, und der Buggy holpert über die freie Prärie, die nach dem letzten Regen noch einmal grünt und blüht und in der milden Schönheit des späten Indian Summers steht.

Die bewaldeten Hügel beschreiben einen weiten Bogen nach Südwesten. Dichtes Unterholz wächst zwischen den Hochstämmen und verdeckt die Reiter, die mit schiefen Blicken auf den Buggy starren.

Könnte McMurray sie sehen, würde er wissen, dass ein Mann wie Lorne Hackhouse auch nach hundert blutigen Niederlagen nicht aufgeben wird.

Vielleicht könnte er noch etwas tun, um das abzuwenden, was ihm zugedacht ist. Aber weil er nichts von den Reitern weiß, kann jener Hackhouse mit einem teuflischen Grinsen sagen: »Da fährt er, dieser Höllenhund. Er und das Girl. Und bald holt ihn der Schwarze. Dieser Kerl bereitet uns bald keinen Kummer mehr, und was er da seine Ranch nennt, ist bereits in der nächsten halben Stunde zerstört. Fertig, Lex?«

»Fertig!«, erwidert Lex Dagover aus dem Hintergrund, steht von dem Stein auf, auf dem er bisher gesessen hat, und wirft den Rest seiner Zigarette fort. »Alles fertig! Wir brauchen zehn Minuten, um das Blockhaus anzuzünden und die Rinder zu vertreiben. Passt ihr auf, dass ihr den Schuft nicht aus den Augen verliert.«

»Mach schon voran und lass alles andere meine Sorge sein«, bellt Hackhouse an Stelle einer anderen Antwort. »Wenn ihr euch beeilt, holen wir McMurray vor dem Red Rock Creek wieder ein. Nun los!«

Dagover geht zu seinem Pferd und zieht sich in den Sattel hinauf. Zwei andere Reiter folgen ihm, und sie reiten über den Hügelkamm, der sich langsam zum Taleingang senkt. An Dagovers Sattelhorn baumelt eine Kanne aus Blech, in der es bei jedem Schritt des Pferdes blubbert und gluckst. Dagover grinst, als er zu seinen Kumpanen sagt: »Das gibt ein Freudenfeuer. Und was denkt ihr, wie diese Rinder zurück in die Büsche rennen werden, spüren sie erst die Hitze auf dem Fell. So eine Kanne mit Petroleum ist manchmal ein Wunderding.«

Die beiden anderen lachen laut, für sie ist das alles ein richtiger Spaß. Sie sind neu in Hackhouses Rudel, genauso wie drei von den Männern, die bei Hackhouse zurückgeblieben sind.

»Dieser McMurray«, murmelt einer von ihnen in den Hufschlag hinein, »dieser McMurray hat es Lorne ja mächtig angetan, was? Er wird wild und verrückt, wenn er bloß den Namen schon hört. Dabei wird das ein Mann sein, wie es zehntausend von dieser Sorte gibt, und kein Wundertier. Limpy – wir zwei, was? Wie schnell ist so ein Stück Blei aus dem Lauf?«

Jener Limpy kommt nicht dazu, etwas zu sagen. Dagover knurrt gallig: »Ich habe genauso gedacht, Steve. Nicht ein Jota anders. Aber das ist schon ein Kerl, der den Satan in sich hat, und man muss ihn zweimal erschießen, will man sich ganz sicher sein. Da ist der Taleingang, reitet jetzt im Galopp!«

Sie treiben die Pferde an und kommen vor das Haus. Die Rinder im Corral wenden ihnen die zottigen Köpfe zu und blöken dumpf, und Dagover nimmt im Absteigen den Blechkanister mit dem Korkverschluss.

»Ein Freudenfeuer«, sagt er noch einmal wie vorher und gibt der Tür einen Tritt, sodass sie krachend nach innen fällt. »Fangen wir gleich an und sehen uns nicht erst lange um. Von diesem Plunder hier etwas mitzunehmen, lohnt sich nicht. Steve, mach den Corral auf!«

Er steht im vordersten Raum des Blockhauses und geht durch die Zwischentür in den nächsten, der etwas kleiner ist. Er zieht den Korkstopfen aus dem Kanisterhals und wirft ihn achtlos beiseite, und das Petroleum klatscht in trüben Güssen über die hölzernen Wände, das selbstgezimmerte Bett und die Kleider, die an den Wänden hängen.

Das Öl verteilt er vorne, und jener Limpy steht schon draußen mit einem Büschel trockenem Gras, an das er gerade ein Zündholz hält.

Das Haus steht schnell in Brand, und Dagover schüttet noch den Rest aus dem Kanister nach. Gefräßig beginnen die Flammen zu lecken und sich zu vergrößern, und nach zwei Minuten sagt Lex Dagover voll grimmiger Genugtuung: »Da rettet keiner mehr was. Auch dann nicht, wenn einer hier wäre und es wollte. Ist der Corral auf?«

»Alles okay!«, meldet der Bandit Steve, nimmt grinsend seinen Colt und schießt ein paarmal in die Luft. »Gleich werden sie rennen, und der Teufel selbst müsste suchen, wenn er sie wiederfinden wollte. Hei-i, ihr Buschwölfe! Bra-a-ah – lauft! Zum Teufel mit euch! Macht, dass ihr wegkommt!«

Die ersten Flammen schlagen aus den unverglasten Fensteröffnungen des Hauses, und Panik fährt in das Rudel der Rinder. Sie kreisen und beginnen, mit aufgereckten Schwänzen zu rennen, bis, das erste Tier die ungesicherte Corralöffnung findet und den anderen den Weg zeigt.

Dagover sagt: »Wir werden uns verspäten. Die zehn Minuten halten wir nicht mehr ganz ein, aber wir brauchen auch nicht mehr den Weg über den Kamm zu nehmen. Ist irgendetwas vergessen worden?«

Sie haben nichts vergessen und an alles gedacht. Das Hausdach aus Baumrinde wirft sich in der Hitze schon auf. Das Feuer knistert, und ein leichter Wind, der durch das Tal streicht, facht es an. Als die drei Männer wieder in den Sätteln sind und anreiten, stieben gerade die letzten Rinder brüllend aus dem Corral, und das Haus brennt lichterloh.

»Und jetzt kommt der Rest«, sagt Dagover über die Schulter zurück zu den anderen. »Eigentlich sollte Lorne diesen McMurray erst noch nach hier zurückschleppen, damit er unsere prächtige Arbeit noch sieht. Aber es genügt auch, wenn er es vorher erfährt. Schneller jetzt, damit es bald hinter uns liegt!«

Sie jagen aus dem Tal, und zwei Meilen weiter in Richtung Perry wartet Hackhouse mit dem restlichen Rudel. Und noch einmal einige Meilen voraus rollt McMurrays Buggy, und Marilyn Lamparter träumt von einer Zukunft in einem Heim, das es schon nicht mehr gibt.

Es gibt auch keine Zukunft mehr, aber vielleicht ist es gut, dass sie das noch nicht weiß.

Hinter Lorne Hackhouse reiten acht Männer. Sie reiten in einem weiten Bogen auf den Red Rock Creek zu, und Hackhouse sagt einmal, als das Land links von ihnen ansteigt: »Hinter dieser Hügelkette sucht McMurray seinen Weg. Vielleicht sind wir schon vor ihm. Wenn nicht, dann spätestens am Creek. Mann, oh Mann, habe ich einen Hass auf diesen Bastard von Kerl! Und wenn ich ihm erst auf die Stiefel spucken kann, ist das mein schönster Moment.«

Vielleicht denkt er daran, dass er schon einmal acht Männer hinter sich hatte, als er etwas gegen Don McMurray versuchte. Von diesen acht leben nur noch Tate Green, Tom White und Lex Dagover. Die anderen fünf sind neu in der Bande, und Hackhouse fühlt sich wieder mächtig stark, seit sie unter seinem Kommando stehen.

Aber vielleicht denkt er auch noch an etwas anderes. Mit diesem Ritt handelt er auf eigene Faust, und das, was noch kommen soll, wird ebenfalls auf seinen Befehl hin geschehen. Trotzdem fühlt er sich sicher dabei, bis Tate Green ihn von der Seite her fragt: »Lorne, wirst du auch keinen Ärger mit Parkinson bekommen, he? McMurrays Haus, die Rinder, die er sich schon aus den Büschen zusammengetrieben hatte ... Vielleicht gefällt es Asher Parkinson nicht sehr, wenn wir ohne seinen Auftrag und seinen Befehl etwas tun. Und dann ... Nun ja, dann ist da McMurrays Girl. Lorne, was geschieht mit dem Girl?«

Die Frage klingt irgendwie lauernd und gespannt. Hackhouse sieht die fragenden Blicke seiner Reiter, und er sagt mit einer Sanftheit, die nicht zu seinem schiefen Gesicht und den gehässigen Augen passt: »Parkinson wird uns keinen Ärger machen. Wir tun das, was wir vor zwei Wochen nicht geschafft haben, und holen es nach. Das Haus und die verwilderten Rinder interessieren ihn bestimmt nicht – nur dieses prächtige Land. Und das Mädchen ... Nun, was mit dem Mädchen ist, sehen wir später noch. Möglich, dass wir das Girl mitnehmen – wer weiß!«

Danach schweigt er, weil seine Gedanken nicht gut für die anderen sind.

Und sie reiten noch eine halbe Stunde schweigend, bis der Red Rock Creek vor ihnen blitzt. Die Hügelkette links fällt zum Creek hin jäh ab, und in der Deckung von Büschen und Steinen hält Hackhouse sein Pferd an.

»Hier muss er vorüber, will er auf die andere Seite des Creeks. Wenn er um diese Hügelkette kommt, haben wir ihn in einer Entfernung von weniger als zweihundert Schritt vor uns. Schlecht, dass weiter vorne keine Deckungen sind, aber er wird auch so nicht viel versuchen. Er wird an das Girl denken, das er heiraten will, und wir holen ihn vom Bock, wenn wir bei ihm sind.«

Tom White zieht ungemütlich die Schultern hoch und macht ein griesgrämiges Gesicht.

»Wir sind neun Männer, und er ist allein, aber eine Garantie ist das immer noch nicht. Für keinen einzigen von uns, Lorne. Er ist höllisch schnell, und wir haben schon eine Menge mit ihm erlebt.«

»Angst?«

»So etwas Idiotisches. Keine Angst. Aber ich renne nicht gern in eine Kugel hinein. Und bis wir die Distanz von zweihundert Schritt überwunden haben, braucht McMurray nur zu schießen wie auf der Kaninchenjagd.«

Hackhouse nimmt Tabak und Papier aus der Brusttasche seines Reithemdes und beginnt, sich eine Zigarette zu rollen. Er befeuchtet das Papier mit der Zunge, verharrt aber mitten in der Bewegung und sagt: »Wir haben eine Garantie. Eine großartige Garantie. Und wenn ihr eure Köpfe nicht nur hättet, um einen Hut darauf zu setzen, wäre euch auch etwas eingefallen. Einer von uns wird bei ihm sein, wenn wir kommen. Denn wenn es ganz sicher und schnell geschehen soll, dann ...«

Den Rest seines gewalttätigen und gemeinen Plans spricht er nicht aus. Und am gemeinen Grinsen seiner Kumpane sieht er auch ohnehin, dass sie ihn genau verstanden haben. Dann dreht er seine Zigarette zu Ende. Nach dem ersten Zug nennt er den Namen Dave Hollogan und sieht einen der Reiter dabei an. Und der Mann, der so heißt, grinst wie ein Uhu mit starren Augen und hat auf das Wort verstanden, was werden soll.

»All right, Dave?«, fragt Hackhouse lauernd. »Du kennst jetzt deine Arbeit. Dich kennt McMurray noch nicht, und er wird wie ein Gimpel auf den Leimstock kriechen. Was ist schon dabei, wenn ein Mann, der nach Perry will, unterwegs sein Pferd verliert, he? McMurray wird nichts dabei finden, mag er so misstrauisch sein, wie er will.«

»Okay, Lorne«, erwidert jener Hollogan. »Vielleicht ist das gerade das Richtige für mich. Ich habe es mir schon lange gewünscht, so einen Wundermann zu treffen und ihm zu zeigen, dass es schnellere und bessere Männer gibt.«

»Täusch dich nicht und sei vorsichtig.«

»Ich werde ihn euch abliefern wie ein Postpaket«, sagt Hollogan überheblich und steigt vom Pferd. »Je schneller er kommt, desto früher haben wir unseren Spaß mit ihm.«

Er lässt sein Pferd zurück und geht zu Fuß um die Büsche herum. Er umrundet den Hang, der wie eine Halbinsel in das Gras- und Sagemeer sticht, und marschiert auf den Red Rock Creek zu, indem er die Füße schleifend nachzieht und wie ein Mann geht, der schon meilenweit gelaufen ist.

Hollogan blickt sich ein paarmal um. Nach den ersten hundert Schritten flucht er allerdings schon, weil er an den Sattel gewöhnt ist.

Er bleibt stehen und denkt, dass er möglicherweise doch nicht die richtige Aufgabe erwischt hat, weil Don McMurray vielleicht einen anderen Weg nimmt und Lorne Hackhouse sich irrt.

Aber dann sieht er schließlich die kleine Staubwolke hinter sich, die langsam größer wird. Der dunkle Punkt unter der Wolke nimmt scharfe und deutliche Formen an, und Hollogan weiß, dass er jetzt nur noch warten muss und seine Rolle zu spielen hat.

Don McMurray nimmt die Zügel in die linke Hand und greift mit der anderen nach dem Gewehr, das unter ihm auf dem Fußbrett liegt. Er sieht den Mann ohne Pferd vor sich, und Wachsamkeit erfüllt ihn.

»Seltsam«, sagt er zu Marilyn Lamparter, die näher an ihn rückt. »Seltsam, was? Ein Mann, der hier auf seinen eigenen Beinen herumläuft, anstatt in einem Sattel zu sitzen? Weiß der Himmel, was es mit diesem Mister da auf sich hat.«

»Er geht wie einer, der nicht mehr kann, Don«, gibt das Mädchen zurück. »Die Spuren, die er hinterlässt ... Sieh dir an, wie er die Füße nachzieht.«

Sie sind nun schon so nahe an den Mann heran, dass sie sein Gesicht erkennen können. Er hebt die Hand und winkt, und als McMurray die Pferde halten lässt, kommt der Mann mit torkelnden Schritten auf den Buggy zu.

»Hallo!«, bringt er gequetscht und heiser heraus. »Madam, Mister ... Du lieber Himmel, ich – ich bin auf dem Weg nach Guthrie, aber fünf oder sechs Meilen von hier hatte ich Pech. Mein Pferd ... Was macht man mit einem Pferd, das fällt und sich einen Vorderhandknochen bricht? Da hinten auf Ihrem Buggy ist noch Platz, Mister. Wenn ich nur schon irgendwohin komme, wo ich wieder ein Pferd finde.«

McMurray betrachtet den Mann, und er könnte nicht sagen, dass er ihm gefällt. Hollogans Gesicht ist voller Verkniffenheit, und seine Augen haben einen stechenden Blick. Und eigentlich ist er auch noch ganz frisch, obwohl er keucht und nach Atem ringt.

»Wir fahren nach Perry«, sagt McMurray, »aber ...«

»Wir heiraten dort«, fügt Marilyn Lamparter hinzu. »In Perry vor dem Friedensrichter. Wir hätten niemals gedacht, dass wir jemanden bis dahin treffen würden.«

Sie trägt ihr Herz auf der Zunge, und das strahlende Glück steht in ihrem Gesicht. Hollogan ist der Erste, dem sie etwas über den Sinn ihrer Fahrt sagen kann, und dieser weiß sofort, dass er besser mit ihr als mit McMurray spricht.

»Meinen Glückwunsch, Madam!« Er zieht gravitätisch den speckigen Hut, während er einen Kratzfuß versucht. »Mister, Sie sind ein glücklicher Mann, und das nicht nur, weil Sie Pferde und einen Wagen haben. Legen Sie ein gutes Wort für mich ein, Madam. Mein Name ist übrigens Hollogan. Ich störe Sie sicher nicht. Und in Perry finde ich gewiss wieder ein Pferd.«

Irgendwie überkommt McMurray auf einmal ein ungutes Gefühl. Er könnte jetzt eine Menge Fragen stellen, weil er weiß, dass Vorsicht und Wachsamkeit in diesem wilden Land schon das halbe Leben sind. Aber das Mädchen legt eine Hand auf seinen Arm und sieht ihn bittend an.

»Bis nach Perry ist es noch weit, Don«, sagt sie. »Mister Hollogan würde es nicht einmal bis zum Abend schaffen. Hinten auf dem Wagen ist es zwar nicht bequem, aber er käme wenigstens an sein Ziel. Bitte, Don!«

Eigentlich ist es die erste Bitte, die sie an ihn richtet, und es ist der Tag, der für sie nur voller Glück sein soll. McMurray nickt schließlich und legt das Gewehr wieder dahin zurück, wo es war, und er deutet knapp hinter sich.

»Nun gut, Hollogan. Warum soll es mit dem Pferd nicht so gewesen sein, wie Sie sagen? Also bis nach Perry. Gegen Mittag sind wir da, und ich wünsche Ihnen, Sie finden einen Mann, der Gäule verkauft.«

Der Buggy knarrt in seinen Federn, als Hollogan aufsteigt und sich hinter McMurray und das Mädchen hockt. Sie können ihn nicht sehen, und das hässliche Grinsen in seinem Gesicht bleibt ihnen verborgen.