Wilfried und Kurt - Kurt Schmidt - E-Book

Wilfried und Kurt E-Book

Kurt Schmidt

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Beschreibung

Rosa von Zehnle / Kurt Schmidt
"Wildfried und Kurt"
Dokumentation einer leidenschaftlichen Liebe zwischen Ost-Stasi und West-Schlager

Schlagermusik verbindet und das so stark, daß die beiden Liebenden ernsthaft daran dachte, gemeinsam in den Tod zu gehen, da die Mauer beide über vier Jahre trennte und es kaum Aussicht auf eine Übersiedlung von Wilfried in den Westen zu Kurt gab.
,,Wilfried und Kurt" ist eine bewegende und zugleich ans Herz gehende reich bebilderte Dokumentation mit knapp 900 Abbildungen, die durch über zweitausend gegenseitig geschriebene Liebesbriefe berührt und zugleich fassungslos macht, da sie die damalige kommunistische Diktatur zeigt, wie diese mit Menschen umging, die sich heiß und innig liebten. Diese menschenverachtende und diskriminierende Haltung der ostdeutschen Behörden und der damals allgegenwärtigen STASI wird allein schon aus der Aktenbezeichnung sichtbar, die als OPK ,,Homo" angelegt wurde und den Geliebten von Kurt polizei- und geheimdienstlich erfaßte und verfolgte.
Pervers, wenn man bedenkt, daß sich ,,Wilfried und Kurt" doch nur liebten und keinerlei wirklich für die STASI wichtigen politischen oder anderen ,,staatsfeindlichen" Aktivitäten anstrebten.
Ein berührendes, sensibles und zugleich menschlich sehr wertvolles Buch, das aller Welt zeigt, daß auch die Liebe unter Männern eine Liebe ist, die Bestand und Ausdauer haben und obendrein einen Gewinn für die Allgemeinheit bringen kann.

Inhaltsverzeichnis:
1. Wilfried und Kurt leisteten unbewußt Emanzipationsarbeit
(Einleitende Gedanken des Verlegers Rosa von Zehnle)
2. Die STASI − Der Staat im Staat
3. Ein gemeinsames Leben für und mit dem deutschen Schlager
- Renate Kern & Nancy Wood, Lolita, Manuela
- Vicky Leandros, Pussycat, Gaby Baginsky, Andrea Berg
- Eva-Maria Pieckert, Bärbel Wachholz – Weitere Starauswahl
- Connie Francis, Melitta Berg, Claus Vinçon, Marianne Rogeé, Hella von Sinnen
- Bernhard Brink, Chris Andrews, Chris Roberts, Ireen Sheer, Ute Freudenberg
4. Ein behördlicher Briefwechsel der ganz besonderen Art
5. Auswahl des persönlichen Briefwechsel von Wilfried und Kurt
5.1. Wilfried an Kurt
5.2. Kurt an Wilfried
6. Dies und das und etwas „Kuddelmuddel“
6.1. Der H-Tag am 08.04.1977 mit gemeinsamer Losung
6.2. Fotos mit Widmungen von Kurt an Wilfried ab 1978
6.3. Taufe von Wilfried im Osten, Burg am 03.01.1978
6.4. Wilfrieds bunte Briefumschläge aus dem grauen Osten
6.5. Übersiedlung Wilfrieds am 10.06.1980 und vereinter Umzug
6.6. Wilfrieds erste Tätigkeit im Westen ab 1980 als Kellner
6.7. Karneval und Schabernack im Westen
6.8. Die Freiheit des Reisens in alle Welt ab 1980
6.9. Der Film über Wilfried und Kurt vor dem Buch Im Jahr 2000
6.10. Trauriger Abschied von Wilfried am 30.09.2000
6.11. Kurt Schmidt wurde „Bürger des Jahres 2003“
6.12. Plakat zur Buchpräsentation mit Pussycat-Konzert am 11.11.2013

Infos des 175er Verlag

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Buchvorderseite

Titelseite

Rosa von Zehnle / Kurt Schmidt

Wilfried und Kurt

Dokumentation einer leidenschaftlichen Liebe zwischen Ost-Stasi und West-Schlager

- mit rund 900 Abbildungen -

Danksagungen & Widmungen

Ein herzliches Dankeschön gilt allen lieben Verwandten und Weggefährten, die uns von Anfang an zur Seite standen, uns tatkräftig unterstützten, wenn wir nicht weiter wußten und die mit uns litten und fühlten.

Vielen Dank auch an die Künstler, welche uns vor allem in den Jahren unserer Zweisamkeit vor der Übersiedlung Wilfrieds in den Westen mit ihrer wunderschönen Musik erfreuten und trösteten, damit wir besonders während der Trennung durch die unmenschliche Mauer unser seelisches Leid besser ertragen konnten.

Auch in Wilfrieds Namen, der sich immer „unser“ Buch wünschte, danke ich ALLEN und mögen mir bitte alle mehr oder weniger am Buch Beteiligten die namenlose und allgemeine Danksagung nicht nachtragen, denn die Auflistung der Namen würde weitere Seiten füllen.

Kurt SchmidtNordhorn, den 11.11.2013.

Lieber Wilfried!

Auch wenn Du nicht mehr unter uns weilst, so hat Dein Kuddel Deinen Wunsch erfüllt und zusammen mit mir das Buch über Euch gemacht und ich muß Dir sagen:Ich habe es liebend gern gemacht … bitteschön!

Lieber Kuddel!

Heute, am Vorabend Deines 68. Geburtstagesmöchte ich mich für Deine engagierte und wirklich unermüdliche Zusammenarbeit bedanken, die nun darin gipfelte, daß ich Dir Euer gemeinsames Buch farbig gedruckt überreichen kann.Es war mir ein Vergnügen, mit Dir diese emanzipatorisch-wertvolle Dokumentation über die große und wahre Liebe, die 25 Jahre Bestand zwischen zwei sich zugeneigten Männern hatte, gemacht zu haben.

HERZlichst und ehrehrbietendRosa von ZehnleHartha, den 11.11.2013.

Impressum

Alle Rechte der Vervielfältigung, Verbreitung und Übersetzung sind dem 175er Verlag vorbehalten. Kein Teil des Werkes (weder Text noch Abbildungen) darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, mechanische Druckverfahren, Mikrofilm oder ein anderes System) ohne schriftliche Genehmigung des 175er Verlag reproduziert oder unter Verwendung von Computersystemen (egal welcher Art) verwendet, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek (Leipzig/Frankfurt, ff. DNB): Die DNB verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet unter http://www.d-nb.de abrufbar.

Rosa von Zehnle / Kurt Schmidt

Wilfried und Kurt

Dokumentation einer leidenschaftlichen Liebezwischen Ost-Stasi und West-Schlager

- mit rund 900 Abbildungen -

Der Reinerlös des Buches geht zu 100 % dem ROSA ARCHIV (gegründet 1986) zu.

Copyright in all countries:

by 175er Verlag – Leipzig 2013

Tag der Veröffentlichung:

1. Auflage BUCHversion: 12.11.2013

Verlagsleitung: Rosa von Zehnle – Hartha i.S.

Inhaltliche Beratung: Kurt Schmidt – Nordhorn

Lek– und Korrektorat: Dr. Bernd Rauscher – Leipzig

Umschlag & Buchsatz: Rosa von Zehnle – Hartha i.S.

Druck: Winterwork – Leipzig-Borsdorf

Weltweiter eBuch-Vertrieb: www.ePUBoo.com

ISBN 978-3-932429-67-5E-BOOK 978-3-932429-68-2

www.175er-verlag.de

„Das macht diese Welt erst richtig schön!“

Titel von Renate Kern,

den sich Wilfried und Kurt

zur Losung und zum Versprechen

zu ihrer „Hochzeit“ 1977 im Osten gaben.

Siehe Kapitel 6 unter Punkt 6.1.

Inhalt dieser Dokumentation

1.Wilfried und Kurt leisteten unbewußt Emanzipationsarbeit (Einleitende Gedanken des Verlegers Rosa von Zehnle)

2.Die STASI − Der Staat im Staat

3.Ein gemeinsames Leben für und mit dem deutschen Schlager

-Renate Kern & Nancy Wood, Lolita, Manuela

-Vicky Leandros, Pussycat, Gaby Baginsky, Andrea Berg

-Eva-Maria Pieckert, Bärbel Wachholz – Weitere Starauswahl:

-Connie Francis, Melitta Berg, Claus Vinçon, Marianne Rogeé, Hella von Sinnen

-Bernhard Brink, Chris Andrews, Chris Roberts, Ireen Sheer, Ute Freudenberg

4.Ein behördlicher Briefwechsel der ganz besonderen Art

5.Auswahl des persönlichen Briefwechsel von Wilfried und Kurt

5.1.Wilfried an Kurt

5.2.Kurt an Wilfried

6.Dies und das und etwas „Kuddelmuddel“

6.1.Der H-Tag am 08.04.1977 mit gemeinsamer Losung

6.2.Fotos mit Widmungen von Kurt an Wilfried ab 1978

6.3.Taufe von Wilfried im Osten, Burg am 03.01.1978

6.4.Wilfrieds bunte Briefumschläge aus dem grauen Osten

6.5.Übersiedlung Wilfrieds am 10.06.1980 und vereinter Umzug

6.6.Wilfrieds erste Tätigkeit im Westen ab 1980 als Kellner

6.7.Karneval und Schabernack im Westen

6.8.Die Freiheit des Reisens in alle Welt ab 1980

6.9.Der Film über Wilfried und Kurt vor dem Buch Im Jahr 2000

6.10.Trauriger Abschied von Wilfried am 30.09.2000

6.11.Kurt Schmidt wurde „Bürger des Jahres 2003“

6.12.Plakat zur Buchpräsentation mit Pussycat-Konzert am 11.11.2013

Der Verleger und Mitautor Rosa von Zehnle am Grab von Wilfried 2012.

1.Wilfried und Kurt leisteten unbewußt Emanzipationsarbeit

Lieber Kuddel*,

wir haben den Film „Herr Schmidt und Herr Friedrich” im Rahmen unserer Ausstellung „STASI – Schwule – Staatsräson”, zwischen zwei deutsch-deutschen historischen Daten – nämlich vom 9. Oktober bis 9 November 2011 – mehrfach gezeigt und alle Besucher, die ihn sahen, waren bewegt, gerührt und zugleich fassungslos, wie das damalige System im Osten mit Menschen umging, die sich liebten.

Gestern war SCHLAU, die schwule Studentengruppe aus der Dresdner Uni bei uns, die das alles überhaupt nicht fassen konnten, wie die STASI einfache Bürger drangsalierte. Diese menschenverachtende und diskriminierende Haltung der STASI wird allein schon aus der Aktenbezeichnung sichtbar, die als OPK „Homo“ angelegt war und Deinen Geliebten und Dich somit auch schriftlich polizei- und geheimdienstlich erfaßten. Pervers, wenn man bedenkt, daß Ihr Euch doch nur lieb hattet, zusammen sein wolltet und keinerlei wirkliche für die STASI wichtigen politischen oder andere „staatsfeindliche“ Aktivitäten anstrebtet.

Ein berührender, sensibler und zugleich menschlich wertvoller Film und das Interview auf der „Ems Vechte Welle“ runden Euer gemeinsames Glück ab und zeigen der Welt, daß auch die Liebe unter Männern eine Liebe ist, die Bestand und Ausdauer hat und obendrein noch einen Gewinn für die Allgemeinheit bringt. Ihr habt es an den Reaktionen selbst gemerkt und somit habt Ihr Eurerseits – wohl eher ungewollt – ein großes Stück Aufklärungsarbeit geleistet und den Heteros gezeigt, daß auch Homos nette, freundliche und liebeswerte Mitmenschen und ein Teil dieser Gesellschaft sind. Euren Film haben Tausende gesehen (allein 15 Wochen lang in den Kinos von Nordhorn), Euer schwuler Zusammenhalt hat die Menschen nicht nur in Eurer Kleinstadt berührt und Euch zu „Ruhm“ und verdienter Ehre verholfen, die darin ihren Höhepunkt fand, daß Du (Dein Freund verstarb leider vorher) 2003 von der Stadt Nordhorn (und das einstimmig beschlossen) zum Ehrenbürger ernannt wurdest.

Lieber Kuddel,

für Euer Engagement in unserer gemeinsamen Sache bedanken sich zutiefst die Freunde vom „Rosa Archiv“ (gegründet 1986) und der Vorstand der „Karl-Heinrich-Ulrichs-Gesellschaft“, die Dich auf meinem Antrag hin am 12.11.2011 (zu Deinem 66. Geburtstag) als 1. Ehrenmitglied in unseren Reihen begrüßen dürfen.

Weitere Gedanken und Anmerkungen vom Verleger zur 175er Thematik an den Anfängen der Kapitel 2 (ab S. 15) und 4 (ab Seite 131).

Rosa von Zehnle

Hartha, den 11.11.2013

* Dieser Text war der Eintrag von Rosa von Zehnle auf

http://www.soumdrei.de/kurt-schmidt/

als Kuddel dort ein längeres Interview gab, wie auf dem Bild (gleiche Quelle)oben zu sehen ist.Dank derEms Vechte Welle!

Die ehemalige STASI-Hauptzentrale des Bezirkes Leipzig. Hier wurden die Aufnahmen auf den folgenden Seiten gemacht, die die technischen Möglichkeiten der Postschnüffeleien aufzeigen.

Die Ausstellung „STASI – Schwule – Staatsräson“ des ROSA ARCHIV, die 2011 bis dahin und bis einschließlich heute (11.11.2013) stattfand.

Die Einzige ihrerArt in ganzDeutschland.

Die STASI − Der Staat im Staat

Am 8. Februar 1950 wurde durch das „Gesetz über die Bildung eines Ministeriums für Staatssicherheit“[1] der Öffentlichkeit kundgetan:

„Die bisher dem Ministerium des Inneren unterstellte Hauptverwaltung zum Schutze der Volkswirtschaft wird zu einem selbstständigen Ministerium für Staatssicherheit umgebildet. Das Gesetz vom 7. Oktober 1949 über die Provisorische Regierung der Deutschen Demokratischen Republik (GBl. S. 2) wird entsprechend geändert.“

Das war der Startschuß für die künftige nun folgende totale Überwachung, für die akribisch-bürokratische Kontrolle und die absolute Bevormundung der ostdeutschen Bevölkerung, die der „Arbeiter- und Bauernstaat“ begann und deren Führung sich perfider Weise selbst als „Diktatur des Proletariats“ bezeichnete.

Im Jahre 1974 begann die STASI Wilfried zu beobachten und aktenkundig zu registrieren. Durch die Aufnahme beider deutschen Staaten 1973 in die UNO stieg die Zahl der „rechtswidrigen Antragsteller“ aus dem Osten in den Westen von 1975 mit um die 13.000 im Jahre 1976 auf fast 20.000 Menschen, die sich nun die UN-Aufnahme und die Unterzeichnung der KSZE zu Nutze machten und mit den darin verfaßten menschenrechtlichen Vereinbarungen (Familienzusammenführungen, Grundrecht der freien Wahl des Wohnortes, usw.) ihre Ausreisen begründeten.

Natürlich mußte der „demokratische“ Schein des Ostens der Welt gegenüber gewahrt bleiben und hinter den Kulissen der Mächtigen wurden geheime Beschlüsse und Befehle gefaßt, wie man trotz dieser internationalen Verpflichtungen seine Bürger weiter gefangen halten konnte.

So besiegelte das ZK der SED ein für das gesamte Land einheitliches Vorgehen zu beschließen, um die Zahl der Antragsteller einzudämmen, also die Ausreisegenehmigungen durch einheitliche Regeln abzuweisen und letztlich abzulehnen. Im Beschluß vom 16.2.1977 hieß es dazu, daß alle gesellschaftlichen Kräfte einbezogen werden müßten, denn die „Gewährleistung des einheitlichen, abgestimmten Vorgehens der Staats- und wirtschaftsleitenden Organe, Betriebe, Kombinate und Einrichtungen sowie gesellschaftlichen Organisationen zur Unterbindung rechtswidriger Versuche von Bürgern der DDR, die Übersiedlung nach nichtsozialistischen Staaten und Westberlin zu erreichen“[2] war das neugesteckte Ziel.

→GBl.: Gesetz-Blatt

→SED: Sozialistische Einheitspartei Deutschlands

→KSZE: Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa

→UNO / UN: Vereinte Nationen oder in engl. United Nations Organization

→ZK: Zentral-Komitee (der SED)

Natürlich ließ die STASI nicht lange auf sich warten und am 18. März 1977 folgte der Befehl 6/77[3] von Mielke, der da lautete „Zur Vorbeugung, Verhinderung und Bekämpfung feindlich-negativer Handlungen im Zusammenhang mit rechtswidrigen Versuchen von Bürgern der DDR, die Übersiedlung nach nichtsozialistischen Staaten und Westberlin zu erreichen, sowie zur Unterbindung dieser rechtswidrigen Versuche”.

Der Hinweis auf den „Befehl 6/77 des Genossen Ministers“ − hier war natürlich der seit der Gründung der STASI oberste Dienstherr Erich Mielke (1907-2000) gemeint − kommt in den folgenden Abbildungen aus Wilfrieds STASI-Akten des öfteren vor.

Die Abteilung M (Kontrolle der Postsendungen) als Devisenquelle Ostdeutschlands

Eines der wichtigsten Gebiete der STASI war von Beginn an die Kontrolle der Post – und Paketsendungen, die aus Ostdeutschland in das NSW gingen oder aus diesen kamen. Natürlich wurden auch die Postsendungen kontrolliert, die aus den sozialistischen „Bruderländern“, also dem RGW kamen und dorthin gingen. Der Volksmund blödelte über die sozialistischen Länder und man fragte scherzhaft unter vorgehaltener Hand, warum sie eigentlich „Bruderländer“ waren. Natürlich hatte man auch die passende Antwort parat: Freunde kann man sich selbst aussuchen!

Die Abteilung M samt deren Unterlagen und der gesammelten Informationen wurde in der Wendezeit zu fast 85 % vernichtet, so daß die Rekonstruktion der Funktionsweise und Abläufe überwiegend aus „Dienstanweisungen, Befehlen, Arbeitsplänen … wichtigen Kaderbefehlen und aufbereiteten Personalunterlagen in Bezug auf die Strukturgeschichte vor allem der fünfziger Jahre…“[4] erfolgen konnte.

Durch die Zunahme der Kontakte, die sich durch die obengenannte Entspannungspolitik (Anerkennung der Ostzone in der UNO und die Unterzeichnung der Protokolle der KSZE) im innerdeutschen Postverkehr entwickelten, mußte selbstverständlich gehandelt werden, denn die STASI wollte − so wie heute der BND und die NSA − alles wissen, alles sammeln und natürlich alles speichern und immer und allen gegenüber einen Schritt voraus sein. Mielke gab also wieder einen Befehl heraus (was seine Lieblingsbeschäftigung war, denn er produzierte zigtausend davon), der „die Verstärkung und Qualifizierung der Fahndung nach Postsendungen, bei denen der Verdacht besteht, daß sie zur Feindtätigkeit, insbesondere zu nachrichtendienstlichen Zwecken und zur PiD benutzt werden, unter schwerpunktmäßiger Beobachtung der Postbriefkästen und Postämter an den Transitstrecken und an den Verkehrsknotenpunkten sowie entsprechenden Möglichkeiten der DDR-inneren Postsendungen, vor allem aus der Hauptstadt der DDR in die Bezirke der DDR“[5] forderte.

→BND: Bundes-nachrichtendienst

→NSA: National Security Agency

→NSW: Nicht-Sozialistisches Wirtschaftsgebiet

→RGW: Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe

→PiD: Politisch-ideologische Diversion, also alle Aktivitäten gegen die offizielle Ideologie

Die Krönung der gesamten Abteilung M war dann natürlich sein zur Hauptaufgabe gewordener staatlich sanktionierter Diebstahl der Valutawährungen aus den Briefsendungen, die an ostdeutsche Bürger gerichtet waren. Natürlich gab es auch dafür eine strikte Anweisung von oben, die diese Devisenbeschaffung rechtfertigen sollte. Darunter fielen nicht nur Zahlungsmittel, sondern auch Wertgegenstände wie Briefmarken, Münzen, Schmuck (letztere in Kleinpostsendungen oder Paketen) und vieles mehr. Und da die STASI generell niemanden traute und erst recht nicht den eigenen Leuten, war das „oberste Prinzip eine ständige gegenseitige Kontrolle der Mitarbeiter, um die ’private’ Aneignung einbehaltener Gegenstände zu verhindern.“[6]

Man mag es wirklich nicht glauben wollen, wenn man folgende Zahlen dazu nicht sicher aus einer glaubhaften Quelle angeben könnte. Von Januar 1984 bis November 1989, also in nur sechs Jahren, diebstahlte die STASI so Zahlungsmittel in Form von 29 Währungen mit einem Gesamtbetrag von 32.725.913,- DM[7]. Ich wiederhole langsam und in Worten: zweiunddreißigmillionen-siebenhundertfünfund-zwanzigtausend-neunhundertdreizehn Deutsche Mark! Natürlich kommen dazu die anderen Wertgegenstände, die nochmals hohe Millionenbeträge in DM ausmachten, da man sie im Westen verschacherte.

Unglaublich:

Die STASI ergaunerte in nur sechs Jahren durch die hauseigene „Abteilung M“ über 32 Millionen DM aus Briefsendungen, die Westbürger zu Freunden, Bekannten und Familienangehörigen in den Osten schickten!

Da nun ebenfalls die Postsendungen von Wilfried und Kuddel nicht nur kontrolliert, zurückgehalten und teils in Wilfrieds STASI-Akte gesammelt wurden, wollte ich mit dieser kleinen Einführung zeigen, wie absurd, unrettbar und wie verhöhnend die STASI, auch VEB „Horch und Guck“ im Volksmund genannt, mit seinen Bürgern umging. Das System war unheilbar krank und zum Untergang verbannt.

Auf den beiden folgenden zwei Seiten sind Originalgerätschaften zu sehen, die die Leipziger Abteilung M zur Schnüffelei in der Post anderer benutzte und heute in einer Dauerausstellung in der „Runden Ecke“ zu sehen sind.

Im Anschluß folgen dann die interessantesten Seiten aus Wilfrieds STASI-Akte, die dokumentieren, wie er und sein Umfeld von Freunden, Kollegen und Bekannten bespitzelt und verraten wurde. Und das selbst viele Jahre nach Wilfrieds genehmigter und legaler Ausreise in den Westen am 10. Juni 1980.

Die Bespitzelung Wilfrieds hielt noch bis 1988 an und ist aktenkundig vermerkt.

Arbeitsweise der STASI Abteilung M (Kontrolle der Postsendungen) an Beispielfotos aus der Leipziger „Runden Ecke“

→Die STASI leitete zig unzählige Briefe natürlich nicht weiter und sammelte diese, so u.a. an Künstler und Prominente im Westen. Adressaten waren, wie auf den beiden Bildern zu sehen ist: Rummenigge, Rosenthal, der Deutschlandfunk und die Bravo.

→Mittels der w-förmigen Spezialdampfmaschine konnte man gezielt den Wasserdampf an die Klebestellen des Briefes leiten. Unter Bemischung von Aceton wurden zusätzlich mit Klebstoffen verleimte Briefe geöffnet.

→Mit Hilfe diese Kaltdampfgerätes öffnete die Abteilung M (sie gab es übrigens damals in allen fünfzehn Bezirken) Briefe mit empfindlichem Inhalt. Über die mit Wasser gefüllte Wanne, auf der ca. 25 Briefe Platz fanden, wurde eine spezielle Folie gespannt und das Wasser dann auf 50° C erhitzt. Der Wasserdampf diffundierte durch die Folie und löste den Kleber an den Verschlußklappen der Briefe. Da aber der Kleber bei Kaltdampf nur sehr langsam aufweicht, dauerte es noch ca. eine Stunde, bis die Klebeverbindung endgültig mit Hilfe des Brieföffners gelöst werden konnte.

→Fototisch für das perfekte Kopieren bzw. Fotografieren. Es ist ein fest installiertes Gerät mit den hauseigenen Namen “Dokumator-Aufnahme-Tischgerät DAT 16”.

An diesem Arbeitsplatz wurden Briefe kopiert, um so u.a. einen Handschriftenspeicher anzulegen. Mit diesem sollten u.a. Deckadressen fremder Geheimdienste aufgespürt oder z.B. Personen erkannt werden, die unerlaubt „Westkontakte” unterhielten. Ähnliche Geräte wurden auch dazu mißbraucht, um Visa, Reisepässe und andere Dokumente ausländischer Einreisender zu kopieren und dann davon für eigene Geheimdienstaktionen weltweit Pässe und notwendige Papiere fälschen zu können.

→Mittels dieser Schließmaschine wurden dann die widerrechtlich (das Postgeheimnis galt auch im Osten Deutschlands) geöffneten Briefe wieder verschlossen. Die Fließstrecke funktionierte voll automatisch.Die Briefumschläge wurden eingespannt, mit Unterdruck angesaugt und zum Verkleben transportiert. Hierzu wurde der Leim mittels des auf der Holzplatte stehenden Wärmebehälters dünnflüssig gehalten und über Schläuche und entsprechende Installationen andie entsprechenden Stellen verteilt. Eine Art Förderband drückte dann die Klebestellen aneinander − der Brief fiel dann letztlich in einen Sammelbehälter und die Post gelangte wieder in den regulären Postverkehr.

→Mappe mit vielen gefälschten Poststempeln aus unzähligen Städten (nicht nur) der Bundesrepublik Deutschland. Für die Fälschung von Briefumschlägen verwendete die STASI Briefmarken aus der ganzen Welt, die sie u.a. Sammlern aus den Briefen nahm oder selbst einkaufte. Um diese dann auch entwerten zu können, wurden dafür im Ätzungsverfahren Stempelklischees hergestellt. Als Vorlage dafür dienten die Poststempel auf den Originalbriefen.

Bilderrechte © Rosa von Zehnle.

↖︎ „Homo“: Unter diesem menschenverachtenden Aktennamen wurde die OPA (parallel lief ein zweiter Vorgang, die OPK „Friedrich“) am 28.11.1974 für Wilfried angelegt.

Perfide, wenn man bedenkt, daß der § 175 (Wenn ein Mann mit einem Mann…) bereits 1968 reformiert wurde und es gesetzlich keine Diskriminierung mehr gab.

Aber die STASI ahnte ja niemals, daß das eines Tages ans Tageslicht kommen würde und somit ist hier dokumentiert, daß auch Schwule in Ostdeutschland von staatlichen Behörden diskriminiert wurden und das nicht nur von der STASI, wie sich später noch zeigen wird.

Die ersten Seiten einer jeden STASI-Akte füllten persönliche Angaben des Menschen, der da beobachtet werden sollte, es sind die Gründe (die zu oft nur Spekulationen waren) aufgeführt und es wurden Ziele festgesetzt, die dann von offiziellen Mitarbeitern und mit der Hilfe der Inoffiziellen (oder damals umgangssprachlich auch Spitzel oder Zuträger genannt) aus dem näheren Umfeld des zu Beobachtenden stammten.

In der Regel waren es Freunde oder Arbeitskollegen oder wie bei Vera Lengsfeld der zweite Ehemann Knud Wollenberger (Lyriker), der als IM Donald seine Ehefrau über viele Jahre hinweg ausspionierte und fleißig Berichte schrieb und ablieferte.

Die zweite Seite des „Übersichtsbogen zur operativen Personenkontrolle“ (OPK) hat viele rätselhafte Abkürzungen zu nicht nur hauseigenen Speichersystemen, welche Wilfried betreffend, folgendes bedeuten und am angegebenen Datum ersterfaßt worden sind.

→SRT: Sicherung des Reise- und Touristikverkehrs am 14.06.1974.

→KMK: Kreismeldekartei in den Abteilungen des Paß- und Meldewesen der Volkspolizei-Kreisämter am 05.06.1974.

→Kaderakte: Dieses Dossier hatte jeder Ostbürger. Der Ossi bekam den Inhalt nie zu sehen und in ihr standen auch viele persönliche Dinge.

→Zoll: Wilfrieds Westkontakte waren Anlaß, auch hier Infos anzufordern, zu erfassen und zu speichern.

Wilfried wurde auch in der Kernblochkartei erfaßt, wofür die beiden „KK“ in der vierten Spalte rechts stehen.

Diese KK-Erfassung wurde verwendet, um alle Hauptdaten und Merkmale zu erfassen, so der Beruf, Hobbys, eventuelle Parteizugehörigkeit, aber auch Neigungen und Gewohnheiten und vor allem zu erwartende negative Verhaltensweisen, wie es beispielsweise eine Antragstellung zur Ausreise in den Westen war.

Hier wurden ebenfalls Vorgänge wie die DKK (Delikte-KK), die PKK (Personen-KK) und die PKK-West erfaßt.

Die KK ist, so die Dienstanweisung 1/80 zur „analytischen Arbeit zu nutzen, und bei Neuanfall von Informationen … und Sachverhalten“ mit anderen „Informationsspeichern auszuwerten“.

Im Vorfeld der Beobachtung wurde VEB „Horch und Guck“ (wie der Volksmund die STASI auch nannte) vorbereitend aktiv.

Sie besorgte sich die Kaderakte, die für jeden Ossi mit seinem ersten Berufsjahr angelegt wurde und die ihn bis zum Rentendasein begleitete. Sie ist nicht mit der Personalakte der Wessis zu vergleichen, denn in ihr wurde alles eingetragen, was über die Person bekannt war, also auch sein Privatleben. Wer also keine direkte Stasiakte hatte, besaß aber diese Kaderakte, die auch nichts anderes als ein allumfassendes persönliches Dossier war.

Der untige Suchauftrag ging an verschiede Behörden, um festzustellen, daß die Person auch existent war und somit unter Kontrolle gestellt werden konnte.

IMS „Bernd Kunze“ war ein Arbeitskollege und bespitzelte ihn, ohne daß es Wilfried merkte. Auch wenn er es ahnte, wissen konnte er es nicht wirklich.

Kunze berichtete, wie man am rechten Protokoll sehen konnte, alles was er wußte und sich in „freundschaftlichen“ Gesprächen geschickt erfragte, so auch die Personen, mit denen Wilfried briefliche Kontakte pflegte.

Offen reden konnte man schon im Osten, doch daß vieles davon bei der STASI landete, wunderte einige Bürger nach der Wende, als sie ihre Akten beantragten und lasen.

Zitat (von links) aus Wilfrieds Gespräch mit seinem vermeintlichen Freund „Bernd Kunze“ im Cafe Liliput:„…äußerte F. die Meinung, daß er dieses Jahr nicht wählen geht.Begründung: Wir haben sowieso schon zu viel Bonzen rumlaufen, die nur auf den Putz hauen und wenn sie einen getrunken haben, ihre wahre Gesinnung zeigen.“

Zeitkritik ist aus dem nebenstehenden Protokoll ersichtlich, denn Wilfried beklagt, daß nichts über den Spion Günter Guillaume zu erfahren war, der gerade erst enttarnt wurde.

A.d.H.: das war am 24. April 1974.

Die „Quelle: Bernd Kunze“ tratschte wie Lieschen Müller mit ihrer Nachbarin:

Friedrich bekam in den letzten drei Wochen mehrere Pakete aus der BRD …Er besucht regelmäßig seinen Zahnarzt …Er will nach Bulgarien in den Urlaub, hat aber noch kein Visum und Kunze vermutete, daß er sich mit jemand aus der BRD treffen will … er hat ein Wohnungsproblem, welches noch dieses Jahr geklärt werden soll …

STASI-internes Schreiben an die übergeordnete Dienststelle zwecks weiterer Infos zu Wilfried Friedrich zwecks Bearbeitung einer OPK, die eingeleitet werden soll (siehe handschriftliche Notiz auf der folgenden Seite).

Bisher wurde Wilfried als OPA geführt und wie am Kapitelanfang zu sehen ist, wurde am 28.11.1974 die OPK eingeleitet.

Im darauf verweisenden Aktenvermerk (links oben) heißt es:

„Zur Bearbeitung der OPA ‘Friedrich’ wurde durch den op. Mitarbeiter der IMS ‘Bernd Kunze’ eingesetzt. Der IMS hat zu der zu bearbeitenden Person einen guten persönlichen Kontakt und ist in der Lage, diese Person unter Kontrolle zu halten. Weiterhin ist beabsichtigt, die OPA ‘Friedrich’ zur OPK zu erweitern.“

Unterdessen berichtet IMS Bernd Kunze fleißig weiter und notiert fein säuberlich auch die Namen und Adressen der Paketsender aus der BRD.

“Der Fr. ist mir seit 4 Monaten bekannt“ läßt IMS Kunze seinen Führungsoffizier wissen und im gleichem Atemzug macht er ihm nun klar, daß Friedrich politisch labil ist (so nannte man das damals, wenn jemand nicht auf der Parteilinie mitlief) und Wilfried, der wohl auch zu viel erzählte, weil er glaubte, daß „Kunze“ ein Freund sei, hielt nicht hinterm Berg und deutete an, daß er auch daran denke, das Land gen Westen verlassen zu wollen. Dort habe er einen „Gesprächspartner“, der „angeblich ein Außenhandelskaufmann“ sei.

Und „Kunze“ versichert letztlich seinem Führungsoffizier gegenüber Loyalität:„Zur Person F. werde ich laufend berichten.“

Wie nun auf der linken Seite gesehen, wurde durch das freizügige Erzählen von Wilfried in den Westen zu wollen, der Stellvertretende Leiter der Abt. „Operativ“ in Magdeburg (Bezirksvertretung des MfS) informiert, der daraufhin aktiv wurde und unverzüglich einen Bericht vom Leiter der Kreisdienstelle des MfS in Burg anforderte.

Und das war ein Befehl und da wurde nicht freundlichst um eine Stellungnahme gebeten: „Sie haben mir bis zum 15.12.1974 einen zusammenfassenden Bericht mit Vorschlägen zu erarbeiten, wie Sie die Absicht des F. klären bzw. verhindern wollen“.

Typisch für die STASI und die ostdeutsche politische Führung war generell die manische Versessenheit, in allen Bürgern nur Gesetzesbrecher zu sehen.

Da Wilfried nun Ausreisewilliger und von seinem Entschluß auch nicht mehr abzubringen war, wurde vermutet, wenn man seinem Gesuch nicht statt gibt, er würde illegal flüchten wollen. Doch der überwiegende große Teil ausreisewilliger Ostbürger tat das eben nicht, da er nicht in den Knast wollte.

Der im rechten Brief erwähnte § 213 ist auch so ein verkommenes Werkzeug der Mächtigen, denn wer bei einem Fluchtversuch dann auf Grund des § 213 bestraft wurde (generell mit Gefängnis), der wurde nicht nur „wegen versuchter

Republikflucht“ belangt, sondern ihm wurde zusätzlich noch die „Nichtwiderrückkehr in die DDR“ unterstellt und somit der Delinquent zweifach bestraft. Unglaublich!

Zu den beiden Telegrammen:

Bei Gerrit handelt es sich um einen treuen, verständnisvollen Weggefährten von Kurt, seit Mitte der 60er Jahre und ab 1976 auch von Wilfried, der Kurt nach dem schweren Schicksalsschlag vom 30.09.2000 auch weiterhin hilfsbereit zur Seite steht.

IMS „Bernd Kunze“ war sehr fleißig im Sammeln von allen nur erdenklichen Informationen, schrieb daraus die Berichte, die er dann pflichtbewußt ablieferte.

Aber auch innerhalb der STASI wurde fleißig aufgebauscht und es schien so, daß man nicht so recht zufrieden war, was die Beobachtung und Kontrolle des „Friedrich“ anging. In einem Schreiben vom 31.03.1975 der Bezirksverwaltung des MfS an die Kreisdienststelle des MfS in Burg stellt man mißgestimmt fest:„Eine ständige unmittelbare Kontrolle der Person F. ist im Arbeitsbereich nicht möglich, da alle eingesetzten IM/GMS nur zeitweilig Kontakt mit F. haben:“

Internes STASI-Schreiben, in dem mitgeteilt wurde:„Nach eingehender Prüfung unserer inoffiziellen Möglichkeiten teilen wir Ihnen mit, daß zu der von Ihnen in einer OPK bearbeiteten Person F., Wilfried keine neuen Informationen erarbeitet werden können, da er nicht mehr im unmittelbaren Verantwortungsbereich unserer DS tätig ist…“

In der unteren Abschrift informiert „Bernd Kunze“ seinen Dienstherren darüber, daß Wilfried in Berlin war, dort den Friedrichstadtpalast besuchte und beabsichtigt nach Berlin zu gehen und dort eine Tätigkeit als Lokführer anzustreben, um dann auf später internationalen Strecken eingesetzt zu werden.

Ein zweiter Spitzel, der Wilfrieds Vertrauen ausnutzte, war ISM „Klaus Schwarz“, der am 23.04.1978 ausführlich zu berichten hatte, was die STASI durch die ständigen Einreise-Visa bereits ahnte, nämlich, daß Wilfrieds Verlobter aus dem Westen „immer in Abständen von 3 – 4 Wochen“ zu Besuch in den Osten kam.

Natürlich setzte ihn sein Führungsoffizier auch darauf an, Wilfried auszuquetschen, um heraus zu bekommen, ob er auch illegal abhauen würde.

Da schon der Versuch selbst zur Strafverfolgung hätte führen können, wenn es ruchbar geworden wäre, ließ sich Wilfried durch seine „Freunde“ aber nicht beirren. Ziel der STASI war es auch, die Leute dahingehend zu bewegen, um sie verhaften zu können.

Neben kurzen Reporten schrieb „IMS Bernd Kunze“ natürlich auch längere Berichte, wie man auf der linken Seite sehen kann.

Natürlich ahnte Wilfried das alles nicht und es entwickelte sich obendrein, so wie es aus den Spitzelberichten zu deuten ist, eine Vertraulichkeit, die „IMS Bernd Kunze“ maßlos ausnutzte.

Der engagierte Spitzel hatte aber auch mit Wilfrieds Ruhe, Gelassenheit und vor allem mit seinem Standpunkt zu kämpfen, den er unangefochten verteidigte und ein Überzeugen von anderen Auffassungen empfand „IMS Bernd Kunze“ als fast unmöglich. Dieser Sachstand wird immer wieder in seinen Schreiben an die STASI deutlich.