Wir Buddenbergs - Das Geheimnis vor der Tür - Antje Herden - E-Book

Wir Buddenbergs - Das Geheimnis vor der Tür E-Book

Antje Herden

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Beschreibung

Eine verrückt-liebenswerte Familie – das zweite Abenteuer der Buddenbergs! Die neunjährige Mia hat die trubeligste Patchworkfamilie, die man sich vorstellen kann. Da gibt es ihren großen Grufti-Bruder, die wilden kleinen Zwillinge, ihre liebevoll-chaotische Mutter, den grummelig-gutmütigen Opa, diverse Väter und natürlich Mias Sozusagen-Schwester und beste Freundin Lisbeth. Kein Wunder, dass bei den Buddenbergs immer was los ist und sie von einem Abenteuer ins nächste stolpern. Um bei all dem Kuddelmuddel den Überblick zu behalten, zeichnet Mia alles auf Karten in ihr Tagebuch. An dem Tag, an dem diese Geschichte beginnt, hüpften Mia und Lisbeth jubelnd aus der Schule. Die Ferien wartenen auf sie, Weihnachten stand vor der Tür, und es schneite in dicken weißen Flocken. »Das wird das beste Weihnachten überhaupt«, sagte Mia. »Mindestens«, bestätigte Lisbeth. Dabei wussten die beiden noch nicht einmal, dass in diesen Weihnachtsferien nicht nur eine Menge Schnee, sondern auch ein merkwürdiger Besuch und ein unheimlich spannendes Geheimnis auf sie warteten … Eine ganz und gar nicht besinnliche Weihnachtsgeschichte für kleine und große Chaoten – inklusive Wohlfühl-Spannung und dem guten Gefühl, dass am Ende immer alles gut wird. Mit vielen Bildern von Florentine Prechtel Alle Bände von ›Wir Buddenbergs‹: Band 1: Wir Buddenbergs – Der Schatz, der mit der Post kam Band 2: Wir Buddenbergs – Der Geheimnis vor der Tür Band 3: Wir Buddenbergs – Abenteuer machen keine Ferien (erscheint im Frühjahr 2019) Serie bei Antolin gelistet

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Seitenzahl: 133

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Antje Herden

Wir Buddenbergs

Das Geheimnis vor der Tür

FISCHER E-Books

Inhalt

Ein geheimnisvolles PaketDer SteinblockDer fremde BesucherSchlittenfahrenEin Bankraub und weitere MerkwürdigkeitenDer Seemann ist daEin Sommernachtstraum im SchneeDer geheimnisvolle StößelDer WeihnachtsbaumOpipi und die PolizeiGeschwisterkonferenz mit SeemannDas fehlende TeilEin echter SchatzXtabaiDer Tag mit dem Heiligen AbendBei meinem PapaLiebe Leserinnen und Leser,

Ein geheimnisvolles Paket

Wenn Mama vom Winter erzählte, lag immer Schnee, und sie rodelte mit einem Holzschlitten die steilsten Hügel hinunter. Wenn Opipi vom Winter erzählte, lag noch mehr Schnee, und die Hänge, die er sich mit seinem großen Rodel hinunterstürzte, waren auch viel steiler. Ich habe immer geglaubt, die beiden würden übertreiben. Denn im letzten Jahr hat es nicht ein einziges Mal geschneit und in dem davor nur ganz wenig.

Aber an dem Tag, als diese Geschichte begann, hüpften Lisbeth und ich jubelnd aus der Schule. Die Ferien warteten auf uns, Weihnachten stand vor der Tür, und es schneite in dicken weißen Flocken.

»Es schneit, es schneit, kommt alle aus dem Haus!«, sangen wir.

Der Schnee machte die Stadt ganz still und versuchte, auch unsere Stimmen zu verschlucken. Aber unser Lied schallte trotzdem durch die rieselnde Pracht.

»Die Welt, die Welt sieht wie gepudert aus.«

Wir fingen die Schneeflocken mit unseren Zungen.

Manche Menschen behaupten, dass Schnee nach gar nichts schmecken würde. Dabei stimmt das nicht. Schnee ist sogar sehr köstlich. Er hat den Geschmack von Himmel und Kälte und Frieden.

»Das wird das beste Weihnachten überhaupt«, sagte ich.

»Mindestens«, bestätigte Lisbeth.

Dabei wussten wir noch nicht einmal, dass in diesen Weihnachtsferien nicht nur eine Menge Schnee, sondern auch ein merkwürdiger Besuch und ein unheimlich spannendes Geheimnis auf uns warteten.

Geheimnisse lieben wir. Mit wir meine ich die ganze Familie Buddenberg – Mama, Opipi, meinen ältesten Bruder Joshua, meine kleinen Zwillingsbrüder Luis und Lukas und mich. Natürlich gehören Klaus, der Papa der Zwillinge, Joshuas Vater, der Seemann, und mein Papa genauso zu uns. Und auf alle Fälle auch Lisbeth, meine beste Freundin. Klaus ist nämlich nicht nur der Papa von Luis und Lukas, sondern auch der zweite Papa von Lisbeth, darum ist sie so etwas wie meine Schwester. Klaus und Lisbeth wohnen zusammen mit Lisbeths Mama Mona im Haus gegenüber. Obwohl man auch sagen könnte, dass Lisbeths Mama gegenüber wohnt, während Lisbeth und Klaus dort oft nur übernachten. Den Rest der Zeit sind sie in der Schule und im Büro oder bei uns. So jedenfalls kommt es mir manchmal vor.

»Was ist das da?«, fragte Lisbeth, als wir vor unserer Villa ankamen.

»Ein Paket«, sagte ich, denn das war es. »Merkwürdig, dass der Postbote es einfach hier draußen stehen gelassen hat.«

Ich spürte ein kleines Fußkribbeln, das mich immer überfällt, wenn ein Abenteuer ruft. Oder auch, wenn Gefahr droht. Ich schaute mich genau um, konnte aber weder ein Abenteuer noch irgendeine Gefahr entdecken. Vielleicht kribbelte es vor lauter Vorfreude auf das Schneevergnügen, auf die Ferien, auf Weihnachten und überhaupt. Es gab an diesem Tag so viele Gründe für Fußkribbeln.

»Bei euch scheint keiner da zu sein«, vermutete Lisbeth.

»Aber wir haben doch eine Fußmatte und ein Dach über dem Eingang. Da kann man sehr gut Pakete abstellen, wenn keiner da ist«, sagte ich verwundert.

Dieses Paket stand aber mitten auf dem Weg im rieselnden Schnee. Als wäre der Postbote in großer Eile gewesen oder hätte das Paket schnell loswerden wollen.

»Vielleicht tickt es?«, überlegte Lisbeth.

»Du meinst, wie eine Bombe?«, fragte ich erschrocken.

»Das wäre doch supercool, oder?« Lisbeth schaute mich mit leuchtenden Augen an. »Der Postbote musste wahrscheinlich fliehen, bevor sie hochging.«

»Ich glaube, du hast zu viele Krimis gelesen«, sagte ich.

»Man kann nicht zu viel lesen«, meinte Lisbeth. »Ist außerdem alles Recherche.« Sie träumt davon, eines Tages eine legendäre Detektivin zu werden.

Wir liefen vorsichtig auf das Paket zu und lauschten. Außer dem fallenden Schnee war jedoch nichts zu hören. Nicht der kleinste Laut. Lisbeth hockte sich neben das Paket und hielt ein Ohr daran. Dann auch das andere.

»Nur zur Sicherheit«, murmelte sie. »Es kann ja sein, dass ich auf dem einen Ohr nicht so gut höre und das noch nicht weiß.«

»Verstehe«, wisperte ich. »Aber sei vorsichtig!«

Lisbeth schloss die Augen, um sich ganz auf die Geräusche im Paket zu konzentrieren.

»Nichts«, sagte sie schließlich und klang ziemlich enttäuscht.

»Wir nehmen es mit rein«, sagte ich und schloss die Haustür auf.

»Ich glaube, das geht nicht«, stöhnte Lisbeth hinter mir.

Als ich mich umdrehte, sah ich, wie sie versuchte, das Paket hochzuheben. Sie hatte ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst und war vor Anstrengung beinahe lila im Gesicht. Doch das Paket bewegte sich keinen Millimeter. Es wackelte nicht mal.

»Was immer da drin ist, es wiegt etwa tausend Kilo«, schätzte Lisbeth. »Auf alle Fälle so viel wie zwei Kästen Wasser. Mindestens.«

Am liebsten hätte ich sofort eine Karte von sehr, sehr schweren Dingen in meinen Lebensatlas gezeichnet. Das ist mein Skizzenbuch für alles, was mir passiert oder begegnet und worüber ich noch mal genauer nachdenken muss.

Jetzt aber versuchte ich erst einmal, gemeinsam mit Lisbeth das sehr, sehr schwere Paket hochzuheben.

»Keine Chance«, sagte ich stöhnend. »Das müssen Mama oder Opipi reintragen.«

Lisbeth nickte. »Oder Klaus.«

»Auf keinen Fall Klaus. So ein Paket ist viel zu gefährlich für ihn«, sagte ich.

Wir prusteten los. Klaus ist nämlich ein echter Pechvogel, ihm würde das schwere Paket wahrscheinlich auf die Füße fallen.

»So platt, wie die dann wären, würde er nie wieder passende Schuhe finden«, sagte Lisbeth. »Er müsste sein Leben lang barfuß laufen.«

»Oder sehr, sehr ausgelatschte Pantoffeln tragen«, sagte ich.

Schließlich beschlossen wir, das Paket zu lassen, wo es war, und sofort in den Park zu gehen. Wir wollten nichts riskieren. Wer wusste schon, wie lange der Schnee liegenbleiben würde? Also brachten wir schnell unsere Ranzen in die Villa und liefen los.

»Vielleicht ist in dem Paket das Weihnachtsgeschenk vom Seemann«, überlegte Lisbeth.

Joshuas Papa ist wirklich ein Seemann und segelt über die Weltmeere. Von überall schickt er uns Postkarten. Irgendwann wollen wir aus jedem Land der Erde eine Karte haben. Das ist aber nicht so einfach. Nicht einmal für einen Weltumsegler. Obwohl er auch öfter Päckchen mit Geschenken schickt, war ich mir sicher, dass das Paket nicht vom Seemann kam.

»Der Seemann ist doch selbst das Geschenk«, sagte ich lachend.

»Stimmt ja! Er kommt zu Besuch«, sagte Lisbeth mit glänzenden Augen.

Ich nickte froh. »Ja, und das schon übermorgen.«

»Juchu!«, rief Lisbeth.

Sie wusste, dass Weihnachten mit dem Seemann ein richtiges Abenteuer werden würde. Und Lisbeth liebte Abenteuer genauso wie ich.

Am meisten freute sich natürlich Joshua auf seinen Papa. Er sieht ihn nur sehr selten. Auch wenn das immer noch öfter ist, als ich meinen sehe. Mein Papa ist nämlich schon vor langer Zeit gestorben. Ich kann ihn zwar jeden Tag auf dem Friedhof besuchen und mir auch die alten Fotos von Mama und Opipi angucken, aber richtig und in echt gesehen habe ich ihn nie.

»Jetzt bauen wir erst mal einen Schneemann«, bestimmte Lisbeth.

»Die Nase habe ich schon«, sagte ich und zog die große Möhre hervor, die ich eben noch schnell aus der Vorratskammer geholt hatte.

Lisbeth grinste. »So viel Schnee liegt ja gar nicht. Das wird ein ziemlich kleiner Schneemann mit einer sehr großen Nase.«

»Ein unperfekter Schneemann, der perfekt zur Familie Buddenberg passt«, sagte ich.

Kein Buddenberg hat eine sehr große Nase, doch bei jedem von uns ist irgendetwas anderes zu groß. Das Herz, der Mut, Geheimniskrämerei, die Liebe fürs Theater, manche Sorgen, der Verstand oder die Abenteuerlust.

Lisbeth nickte. Sie wusste genau, was ich meinte.

Im Park trafen wir die anderen. Man konnte sie sehr gut erkennen, denn obwohl es zum ersten Mal seit Ewigkeiten schneite, waren nur wenige Menschen unterwegs. Die meisten von ihnen beeilten sich und trugen einen Schirm, als würde es regnen.

»Die Buddenbergs freuen sich für alle anderen mit«, sagte Lisbeth und grinste mich an.

Ich grinste froh zurück.

Luis und Lukas bauten zusammen mit Joshua einen Schneemann. Das Keah und das Fuddel, Luis’ Stofffetzenkuschelwesen, die er überall mit hinnahm, saßen in einer Astgabel darüber und schauten zu. Die Zwillinge trugen merkwürdige Mützen, die Mamas erstes, letztes und auch einziges Strickprojekt gewesen waren. Man wusste warum, wenn man die Mützen anschaute. Mama kann ganz viele Sachen. Stricken gehört nicht dazu. Aber Luis und Lukas trugen die Mützen mit Stolz und um Mama eine Freude zu machen. Ich glaube, so mutig wie die beiden wäre ich nicht gewesen, obwohl ich Mama natürlich auch froh machen möchte.

Joshua trug ebenfalls eine Mütze, natürlich eine schwarze, so wie alle seine Kleider und auch seine langen Haare schwarz sind. Mitten im Schnee erinnerte er noch mehr an einen schönen Vampir als sonst.

Hinter den Büschen hörte man lautes Gejubel. Dort verbargen sich Klaus und Opipi. Sie lieferten sich mit Mama eine Schneeballschlacht. Dabei lachten und johlten sie wie kleine Kinder.

»Mia! Lisbeth!«, rief Luis und kam auf uns zugerannt. »Es schneit! Habt ihr gesehen? Es schneit! Und wir bauen einen Schneemann. Einen ganz richtigen Schneemann.«

Er nahm meine Hand und zog mich mit sich.

»Wollt ihr auch mitbauen?«, fragte Lukas. »Wir haben aber leider keine Möhre.«

»Doch«, sagte ich und zog sie aus meiner Tasche.

»Juchhu! Eine Nase!«, rief Luis.

Joshua nahm die Möhre und setzte sie dem Schneemann mitten ins Gesicht. »Darf ich vorstellen, Herr Bräsicke.«

»Primamegamat!«, rief Lukas.

»Mimapregatam!«, rief Luis. Er verwechselt manchmal die Buchstaben, wenn er aufgeregt ist.

Lukas sah seinen Bruder mit gerunzelter Stirn an. »Du musst unser neues Jubelwort noch mal üben«, sagte er.

Lisbeth und ich rannten zu Mama rüber.

»Gut, dass ihr kommt«, sagte sie mit lachenden Augen. »Die Jungs haben sich zusammengetan. Ich brauche Verstärkung.«

»Welche Jungs?«, fragte Lisbeth.

»Na, Opipi und Klaus!«, rief ich und formte einen Schneeball.

Da kam einer von gegenüber angeflogen und landete auf meinem Kopf. Meine Mütze fiel herunter, und aus den Büschen erschallte ein Freudengeheul. Mir lief es eiskalt den Nacken hinunter.

»Oh, das gibt Rache!«, versprach Mama und feuerte einen Ball hinüber.

»Nicht getroffen«, rief Klaus zurück.

»Das glaube ich nicht«, schrie Mama.

Dann hörten wir Opipis Lachen hinterm Busch hervorschallen. »Stimmt auch nicht.«

»Ha!«, machte Mama triumphierend.

»Verräter«, schimpfte Klaus.

Mama, Lisbeth und ich formten Schneebälle auf Vorrat, und wenige Augenblicke später waren wir in eine wilde Schlacht verwickelt. Schließlich machten Joshua und die Zwillinge auch noch mit. Unser Lachen hallte durch den stillen Park.

Als wir erschöpft und selbst weiß wie die Schneemänner wieder Frieden schlossen, waren viele andere Kinder dazugekommen. Sie tobten durch die noch immer fallenden dicken Flocken, bauten Freunde von Herrn Bräsicke oder zogen sich gegenseitig auf Schlitten herum.

»Jetzt gibt es zu Hause erst mal heißen Kakao und Plätzchen«, sagte Mama und holte das Keah und das Fuddel vom Baum herunter.

Die Zwillinge jubelten. Zusammen mit den Stofffetzenwesen.

Und da fiel es mir plötzlich wieder ein. »Du, Mama, vor unserer Tür steht ein sehr seltsames Paket.«

»Dann ist es bei uns ja genau richtig«, brummelte Opipi.

Der Steinblock

Klaus schleppte das Paket ins Haus. Weil Opipi half, vor allem mit guten Ratschlägen, fiel es ihm nicht auf die Füße. Er hob es auf den Küchentisch. Neugierig stellten wir uns drum herum auf.

»Was da wohl drin ist?«, überlegte Mama.

»Aufmachen! Aufmachen!«, rief Lukas.

»Es ist doch noch gar kein Heiliger Abend«, widersprach Luis. »Pakete vom Neihwachtsmann darf man nicht vorher aufmachen.«

Lukas sah seinen Bruder wieder einmal mit gerunzelter Stirn an.

Joshua wuschelte den beiden durch die Locken. »Ist es denn überhaupt vom Weihnachtsmann?«, wollte er wissen.

Mama setzte ihre Lesebrille auf und schaute sich das Paket genau an. »Es steht kein Absender drauf.«

»Kein Absender? Wie merkwürdig«, sagte Klaus.

»Aber Papa!«, rief Luis. »Der Neihwachtsmann hat eine ganz hegeime Adresse. Die schreibt er doch nicht auf Pakete drauf.«

»Kann man denn an den Briefmarken oder dem Poststempel erkennen, woher es kommt?«, fragte Opipi.

»Es hat sehr viele Poststempel«, murmelte Mama. »Seht ihr? Das Paket ist um die ganze Welt gereist. Guatemala, Peru, Costa Rica, Kanada, Singapur und Dubai. Verrückt.«

»Wir werden es öffnen müssen, sonst wird es sein Geheimnis nicht preisgeben«, sagte Klaus.

Alle fanden, dass Klaus recht hatte. Außerdem war das Papier sowieso vom Schnee aufgeweicht und an einigen Stellen etwas eingerissen.

»Also, machen wir es auf?«, fragte Mama trotzdem noch einmal in die Runde.

Alle nickten. Sogar Luis.

»Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen«, sagte Opipi.

Mama atmete noch einmal tief durch, während wir anderen die Luft anhielten. Dann zog sie das feuchte Packpapier ab. Es ging ganz schnell. Darunter kam ein Karton zum Vorschein. Mama öffnete den Deckel.

»Was soll das denn sein?«, rief Lukas.

Wir alle guckten ziemlich enttäuscht. Im Karton lag nichts weiter als ein großer steinerner Klotz. Mama riss auch noch die Seiten des Kartons herunter.

»Eine Art steinerner Sockel«, murmelte Klaus.

»Was soll man denn damit anfangen?«, überlegte Opipi.

»Wahrscheinlich kommt die Skulptur, die dort drauf gehört, in einem zweiten Paket«, sagte Mama.

Wir betrachteten den Stein von allen Seiten. Doch er blieb nichts weiter als ein steinerner Block von etwa einem halben Meter auf einen halben Meter auf einen halben Meter. Er war ganz glatt und hatte scharfe Kanten.

»Scheint Granit zu sein«, sagte Opipi.

»Vielleicht ein Baustein aus der Ruine irgendeiner Ausgrabung?«, hoffte Mama.

»Sieht aber nicht besonders alt aus«, widersprach Joshua, der sich sehr gut mit alten Sachen auskennt.

»Jedenfalls ist das ein ganz blödes und langweiliges Geschenk«, maulte Lukas.

»Es hat wirklich keinen Sinn«, sagte Lisbeth.

»Vielleicht erkennen wir ihn nur nicht«, meinte Mama.

»Es könnte irgendetwas untendrunter sein«, überlegte ich. »Eine Inschrift oder so.«

»Dann lasst uns den Kerl mal anheben«, sagte Opipi.

Klaus hob den Stein hoch, und ich schaute untendrunter.

»Nein, da ist auch nichts«, sagte ich enttäuscht und stand wieder auf.

Plötzlich wankte Klaus ein wenig zur Seite.

»Himmelherrgottnochmal!«, rief er, und dann fiel der Stein herunter und landete mit lautem Getöse auf dem Boden.

Wir starrten ihn an. Er sah eigentlich noch genauso aus wie vorher. Nur ein Stückchen war abgesprungen, und einige der Küchenbodenfliesen waren kaputtgegangen.

»Klaus!«, schimpfte Opipi.

»Auweia!«, schrien Lisbeth und ich.

»Hab ich mich jetzt erschrocken!«, rief Mama.

»Papa wollte nur mal probieren, ob der Stein aufgeht, wenn er ihn fallen lässt. Stimmt’s, Papa?«, krähte Lukas, nachdem er sich von seinem Schreck erholt hatte.

»Genau«, sagte Luis. »Wie eine Nokoskuss.«

Für die beiden würde Klaus ein Held sein, egal was er tat oder was ihm auch passierte. Zumindest bis sie alt genug waren, die Wahrheit zu erkennen.

»Das bringe ich wieder in Ordnung«, murmelte Klaus beschämt.

Es fiel mir sehr schwer, nicht zu lachen. Ich wusste, dass Lisbeth neben mir grinste. Darum guckte ich lieber nicht zu ihr.

Joshua kniete sich hin und betrachtete das abgesprungene Stück Stein. »Es war eine kleine Verblendung«, murmelte er. »Schaut mal, jetzt ist hier ein kegelförmiges Loch im Block, das nach hinten immer enger wird.«

»Kommt was raus?«, flüsterte Luis.

Joshua schüttelte den Kopf.

»Wer ist denn eigentlich P. Buddenberg?«, fragte Lukas, der schon alle Buchstaben kannte und ziemlich gut lesen konnte. Er hatte das feuchte Stück Packpapier mit unserer Adresse vom Tisch genommen und genau studiert. »Für den ist nämlich das Paket und gar nicht für uns alle.«

Joshua stand wieder auf und nahm ihm den nassen Fetzen vorsichtig aus der Hand. »Wirklich wahr. Da steht P. Buddenberg.«

»Seltsam«, brummte Opipi, der ein W. Buddenberg ist, wie Werner Buddenberg.

Mama heißt Angela und ist darum A. Buddenberg. Dann haben wir zweimal L für die Zwillinge, das J für Joshua und für mich das M. Aber ein P?

»Na, das ist doch Papa Buddenberg!«, rief Luis.

»Papa Buddenberg ist tot«, sagte ich leise.

»Oh, liebe Mia«, flüsterte Luis und nahm meine Hand.

»Ist nicht schlimm, Luis, es ist doch schon immer so«, beruhigte ich ihn.

»Papa Buddenberg ist sowieso Quatsch«, meinte Lukas.

»Wieso?«, wollte Luis wissen.