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Ein Happy End zum Mitnehmen, bitte: Der humorvolle Liebesroman »Wir treffen uns auf Wolke 7« von Gemma Townley jetzt als eBook bei dotbooks. Die große Liebe zu finden, kann doch nicht so schwer sein, oder? Nach einem weiteren verpatzten Date stößt die hoffnungslose Romantikerin Kate auf einen alten Liebesratgeber – und beschließt kurzerhand, dessen weise Ratschläge in die Tat umzusetzen. Ihr bester Freund Tom, der sich lieber von einem One-Night-Stand zum nächsten hangelt, hat dafür nur ein amüsiertes Lächeln übrig. Aber Kate lässt sich nicht beirren und – siehe da – schon bald lernt sie den gutaussehenden Amerikaner Joe kennen, der sie mit seinem charmanten Lächeln auf Wolke 7 schweben lässt … Tom ist allerdings alles andere als begeistert von Kates neuem Liebsten. Ist Joe am Ende wirklich nicht der Traummann, der er zu sein scheint – oder hat Tom vielleicht einen ganz anderen Grund, ihn aus Kates Leben vertreiben zu wollen? »Gemma Townley gelingt es auf brillante Weise, ebenso sympathische wie glaubwürdige Figuren zu zeichnen.« Booklist Jetzt als eBook kaufen und genießen: Die Liebeskomödie »Wir treffen uns auf Wolke 7« von Gemma Townley wird alle Fans von Susan Elizabeth Philipps und Alexandra Potter begeistern. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.
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Seitenzahl: 383
Über dieses Buch:
Die große Liebe zu finden, kann doch nicht so schwer sein, oder? Nach einem weiteren verpatzten Date stößt die hoffnungslose Romantikerin Kate auf einen alten Liebesratgeber – und beschließt kurzerhand, dessen weise Ratschläge in die Tat umzusetzen. Ihr bester Freund Tom, der sich lieber von einem One-Night-Stand zum nächsten hangelt, hat dafür nur ein amüsiertes Lächeln übrig. Aber Kate lässt sich nicht beirren und – siehe da – schon bald lernt sie den gutaussehenden Amerikaner Joe kennen, der sie mit seinem charmanten Lächeln auf Wolke 7 schweben lässt … Tom ist allerdings alles andere als begeistert von Kates neuem Liebsten. Ist Joe am Ende wirklich nicht der Traummann, der er zu sein scheint – oder hat Tom vielleicht einen ganz anderen Grund, ihn aus Kates Leben vertreiben zu wollen?
»Gemma Townley gelingt es auf brillante Weise, ebenso sympathische wie glaubwürdige Figuren zu zeichnen.« Booklist
Über die Autorin:
Gemma Townley wurde in Großbritannien geboren. Sie arbeitete einige Jahre als Journalistin und lebte zwischenzeitlich auch ihre musikalische Leidenschaft als Bassistin der Indie-Band »Blueboy« aus. Genau wie ihre Schwester, Bestsellerautorin Sophie Kinsella, liebt sie das Schreiben und veröffentlichte humorvolle Liebesromane, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden.
Gemma Townley veröffentlichte bei dotbooks bereits »Liebeschaos für Fortgeschrittene« und »Ein Herz und keine Krone«.
Die Autorin auf Instagram: instagram.com/townley.gemma/
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eBook-Neuausgabe Juli 2023
Die amerikanische Originalausgabe erschien erstmals 2023 unter dem Originaltitel »The Hopeless Romantic’s Handbook« bei Random House Publishing Group, New York. Die deutsche Erstausgabe erschien 2008 unter dem Titel »Versuchsweise romantisch« bei Bastei Lübbe Taschenbücher
Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 2007 by Gemma Townley
Published by Arrangement with Gemma Townley
Copyright © der deutschen Erstausgabe 2008 by Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach
Copyright © der Neuausgabe 2023 dotbooks GmbH, München
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Kristin Pang unter Verwendung von Motiven von shutterstock.com (Jack1e, SkyPics Studio) und Adobe Stock (Briddy, 4zevar)
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ys)
ISBN 978-3-98690-743-3
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Gemma Townley
Wir treffen uns auf Wolke 7
Roman
Aus dem Amerikanischen von Barbara Ritterbach
dotbooks.
Für Mark, der diese hoffnungslose Romantikerin hoffnungsvoll gestimmt hat.
Glaubt man der Fibel oder dieser anderen Moralgeschichte der Menschheit, Pulp Fiction, wird der Lebensweg des Rechtschaffenen unaufhörlich von der Selbstsucht und Tyrannei des Bösen bedroht.
Auch der Lebensweg der hoffnungslosen Romantikerin ist kein Spaziergang. Er wird von selbstsüchtigen und tyrannischen Männern bedroht, die das, was sie sagen, nicht so meinen, nie zurückrufen und sich auch sonst völlig idiotisch benehmen. Dazu kommen die Zyniker, die einem einreden wollen, es gäbe keine Romantik und kein Happy End und man solle doch einfach den Kerl heiraten, mit dem man im letzten Jahr zusammen war. Den mit dem Körpergeruchsproblem, der zwei Karten für ein Fußballspiel (seiner Lieblingsmannschaft natürlich) für ein super Geburtstagsgeschenk hält.
Wichtig ist, dass man diese Menschen rechtzeitig erkennt, ihnen aus dem Weg geht und die Suche nach der echten großen Liebe nicht aufgibt. Sollte man dabei feststellen, dass das Objekt der eigenen Begierde doch nicht der Märchenprinz ist, für den man ihn gehalten hat, verabschiedet man sich am besten freundlich lächelnd und freut sich, dass man das Schwein noch nicht geheiratet hat. Nicht dass er einem je einen Antrag gemacht hätte, natürlich nicht, aber das tut nun wirklich nichts zur Sache.
Handbuch für die hoffnungslose Romantikerin
Kate Hetherington stellte ihr Glas klirrend ab.
»Es muss doch irgendeinen anderen Weg geben«, sagte sie seufzend. »Wieso hat bloß noch niemand so was wie ein Navigationssystem erfunden?«
Ihre Freundin Sal sah sie verständnislos an. »Was für ein Navigationssystem?«
»Na, um den perfekten Mann zu finden. Damit man sich Dinge wie Speeddating nicht mehr antun muss. Ehrlich, Sal, das war der schlimmste Abend meines Lebens. Jede einzelne Minute war grauenvoll. Und jeder einzelne Mann war grauenvoll. Und trotzdem war ich am Ende frustriert, dass ich nur eine Telefonnummer bekommen habe. Das ist doch völlig absurd.«
Sal zuckte mit den Schultern. »Ich wette, du stellst dich an. Es klingt doch eigentlich ganz witzig.«
»Du hast gut reden.« Kate verdrehte genervt die Augen. »Du bist glücklich verheiratet und auf so was nicht angewiesen. Es klingt immer eigentlich ganz witzig ‒ aber die Realität ist absolut ernüchternd.«
»Warum bist du dann hingegangen?«
»Weil du mich dazu gezwungen hast.«
»Ich habe dich nicht dazu gezwungen. Ich habe dir lediglich geraten, es mal auszuprobieren, das ist alles.«
Kate seufzte. »Ich weiß. Und tief in mir habe ich ja auch tatsächlich geglaubt, es könnte funktionieren. Irgendwie habe ich gedacht, ich würde … na ja, einem in die Augen schauen und sofort wissen …«
»Aber so war es nicht?«
»Nein.« Kate schüttelte frustriert den Kopf. »Und das Schlimmste ist, dass mir allmählich die Ideen ausgehen. Ich werde bald dreißig und sehe weit und breit keinen Traumprinzen auf einem weißen Pferd, der mich entführen könnte.«
Sal lächelte. »Muss das Pferd unbedingt weiß sein?«
»Zur Not täte es auch cremefarben«, antwortete Kate und grinste. »Wenn der Prinz dafür super aussähe.«
»Hier steckt ihr also! Ich hab mich ein bisschen verspätet, tut mir leid. Wie geht’s denn so?«
Kate und Sal drehten sich um. Ihr Freund Tom kam auf sie zu. »Schrecklich, danke«, antwortete Kate düster. »Und dir?«
Tom verzog das Gesicht. »Ich brauche einen Drink. Soll ich euch was mitbringen?«
Kate gab ihm ihr leeres Glas und bestellte einen Wodka Tonic. Sal winkte ab. Als Tom zur Bar ging, schüttelte sie den Kopf. »Und du bist ganz sicher, dass kein Mann für dich dabei war? Wirklich kein einziger?«
»Wirklich kein einziger«, versicherte Kate. »Alle waren entweder hässlich, lüstern oder einfach nur stockblöd. Glaubst du mir etwa nicht?«, brauste sie auf, als sie Sals zweifelnde Miene sah.
Sal schüttelte den Kopf. »Ich habe doch gar nichts gesagt.«
»Aber du hast mich so angeschaut, als würdest du gern was sagen. Glaubst du im Ernst, ich würde einen supersüßen Typen übersehen, der nur darauf wartet, mich zu retten?«
Sal zögerte. »Ich glaube, du hast einfach zu hohe Ansprüche. Du redest ständig von Prinzen und weißen Pferden und so einem Zeugs, dass ich mich frage, ob du dich auf die richtigen… Eigenschaften konzentrierst.«
»Was meinst du damit?«
Sal stellte ihr Glas ab. »Kate, du lebst in der Wirklichkeit. Du kannst nicht darauf hoffen, dass Richard Gere im Cabrio vorfährt, um dich in den Sonnenuntergang zu entführen.«
»Ich will ja gar nicht, dass Richard Gere im Cabrio vorfährt«, schnappte Kate. »Ich will bloß …«
Sal sah sie gespannt an.
»Also gut.« Kate seufzte. »Ich gebe es zu. Meine Ansprüche sind tatsächlich ziemlich hoch. Ich will Schmetterlinge im Bauch haben und ein richtiges Feuerwerk erleben. Ist das zu viel verlangt? Fest steht jedenfalls, dass ich mir eher die Zehennägel abkauen würde, als noch mal ein Speeddating mitzumachen.«
»Speeddating?« Tom kam mit den Drinks zurück. »Dann bist du also tatsächlich hingegangen, ja?«
Kate nickte. »Zum ersten und allerletzten Mal.« Ohne Sal anzusehen, nahm sie ihr Glas und rückte ihren Stuhl zur Seite, um Tom Platz zu machen.
Sie waren in der Bush Bar, einer Mischung aus Bistro und Bar, wo sie sich jeden Sonntagabend trafen. Alle drei wohnten nur wenige Straßen voneinander entfernt im Westen Londons zwischen Sheperd’s Bush, West Kensington und Hammersmith. Welche Adresse sie genau angaben, hing davon ab, ob sie gerade ein Vorstellungsgespräch hatten, jemanden beeindrucken wollten oder fürchteten, überfallen zu werden. Sal und ihr Mann Ed wohnten offiziell in West Kensington; Kates Postcode war W 6, also Hammersmith, dabei wohnte sie eigentlich näher an Sheperd’s Bush. Und Tom wohnte in der Golborne Road, einen Steinwurf von der Bush Bar und zwei Minuten zu Fuß von den beiden Frauen entfernt.
»Dann war es also so ätzend, wie es sich anhört«, bemerkte Tom trocken.
»Schlimmer«, antwortete Kate. »Ich musste mich mit insgesamt zwanzig Typen ungefähr fünf Minuten unterhalten. Das klingt ja an sich nicht lang, oder?« Sie warf Tom einen hoffnungsvollen Blick zu, und er nickte. »Trotzdem wusste ich am Ende nicht mehr, was ich sagen sollte. Außerdem haben sie mir superdämliche Fragen gestellt. Zum Beispiel, was für ein Tier ich gern wäre und warum. Was soll so ein Schwachsinn?«
Tom sah sie interessiert an. »Was hast du denn gesagt? Ich meine, was für ein Tier wärst du gern?«
»Erst habe ich Echse gesagt, bis einer einen blöden Witz über Wickelschwanzskinks gemacht hat. Also hab ich mir was anderes ausgedacht: entweder Krokodil, Rottweiler oder Erdmännchen ‒ je nachdem.« Kate lächelte schief.
»Kein Wunder, dass du keinen abgekriegt hast«, meinte Sal. »Wahrscheinlich haben dich alle für eine totale Niete gehalten.«
»Aber eine süße Niete«, ergänzte Tom liebevoll.
»Ich könnte dich mit einem von Eds Freunden zusammenbringen, wenn du willst«, bot Sal an. »Von denen stellt dir garantiert keiner Fragen aus dem Tierreich.«
»Danke, Sal.« Kate verzog das Gesicht. »Ich glaube nicht, dass einer von Eds Freunden zu mir passt …«
Sal runzelte die Stirn. »Nicht alle Banker sind Langweiler in Nadelstreifenanzügen«, sagte sie beleidigt.
»Nein, nein«, antwortete Kate schnell. »Natürlich nicht. Aber du und Ed, ihr seid schon so … erwachsen.«
»Ed ist fünfunddreißig«, widersprach Sal. »Das ist ja nun wirklich nicht alt. Und ich bin genauso alt wie du.«
»Ich habe ja auch nicht gesagt, dass ihr alt seid. Erwachsen sein bedeutet etwas ganz anderes.«
»Nämlich?« Sal sah sie mit zusammengekniffenen Augen an.
Tom grinste. »Komm schon, Sal, tu nicht so. Wir wissen doch genau, dass du dich mit Ed nur über Aktien und Wertpapiere und Lebensversicherungen unterhältst. Ich wette, Kate tut bisher noch gar nichts für ihre Altersvorsorge. Stimmt’s, Kate?«
Kate rutschte plötzlich auf ihrem Stuhl herum. Sie antwortete nicht, fühlte sich aber sichtlich unbehaglich.
»Kate!« Sal sah sie schockiert an. »Du hast keine Altersvorsorge? Das ist einfach … unverantwortlich.«
»Du hast recht.« Kate verzog das Gesicht. »Deshalb würde sich auch keiner von Eds Freunden für mich interessieren. Ich habe keine Lebensversicherung, keine Wertpapiere und keine Aktien, und ich wüsste nicht mal, wo man so was herkriegt. Und ehrlich gesagt will ich es auch gar nicht wissen. Also gebe ich entweder auf oder finde mich damit ab, den Rest meines Lebens auf Speeddating-Partys zu verbringen und mir von irgendwelchen Lüstlingen auf die Brüste starren zu lassen. Super, was?«
»Wirklich?«, fragte Tom. »Sie haben auf deine Brüste gestarrt?«
Kate stieß ihm ihren Ellbogen in die Rippen. Schon seit Highschool-Zeiten machten sie, Sal und Tom Späße über ihre nicht vorhandene Oberweite. Sie war das letzte Mädchen in der Klasse gewesen, das einen BH brauchte. »Einer von diesen Typen hat sogar geschlagene fünf Minuten draufgeglotzt. Und dann hat er mir seine Karte in die Hand gedrückt und gesagt, er würde mich gern Wiedersehen. Er hieß Steve. Ich habe die Karte aufbewahrt, als ständige Mahnung, wie ich mir einen Mann nicht vorstelle.«
»Was ist denn daran verkehrt, wenn einer auf Brüste schaut?« Tom grinste. »Ich finde, die richtigen Brüste sind eine wesentliche Voraussetzung für langes Eheglück.«
Sal verdrehte die Augen. »Tom, du bist unmöglich. Ich weiß auch gar nicht, warum du so cool tust. Wann hattest du eigentlich deine letzte ernsthafte Beziehung?«
»Ich bin froh, dass ich mir ernsthafte Beziehungen vom Hals halten kann«, erklärte Tom. »Mein Job ist ernsthaft genug.«
»Chirurg zu sein schließt ja nicht aus, dass man sich verliebt«, fuhr Sal fort. »Triffst du denn nie eine, die dir gefällt?«
Tom wurde blass. »Gefallen ist ein komisches Wort.« Er schaute in sein leeres Glas. »Mir gefallen viele. Aber das heißt ja nicht, dass ich gleich mit einer zusammenziehen und mich fürs ganze Leben festlegen muss, oder?«
Kate sah Sal an. »Siehst du? Und du behauptest, ich wäre ein hoffnungsloser Fall. Dabei ist Tom viel hoffnungsloser.«
»Genau da irrst du dich«, antwortete Tom. »Du bist das klassische Beispiel für eine hoffnungslose Romantikerin. Du glaubst ernsthaft, dass das mit der Liebe für dich wie im Märchen abläuft. Ich dagegen habe mich längst damit abgefunden, dass es nicht so sein wird. Deshalb werde ich im Gegensatz zu dir auch nie eine Enttäuschung erleben.«
»Glaubst du, ich werde eine Enttäuschung erleben?«
Tom zog die Augenbrauen hoch. »Kate, der Mann, der deinen Ansprüchen genügt, muss mindestens ein Meter achtzig groß sein, selbstbewusst, aber sensibel, intelligent, aber bereit, jederzeit deiner Meinung zu sein, er muss dir abwechselnd die Sterne vom Himmel holen und sich dir zu Füßen werfen. Eine Frau, die meinen Ansprüchen genügen soll, muss dagegen bloß … weiblich sein. Und vielleicht nicht ganz blöd.«
Kate verzog das Gesicht. »Ich bin keine hoffnungslose Romantikerin. Das ist blanker Unsinn.«
»Wirklich?« Tom machte sich gar nicht erst die Mühe, sein Grinsen zu verbergen. »Erinnerst du dich noch, wie viele Universitäten du damals in deiner engeren Auswahl hattest?«
»Zwei«, antwortete sie. »Nein, drei.«
»Vielleicht waren es am Ende drei, aber nur, weil du dazu gezwungen wurdest. Weißt du das denn nicht mehr? Du warst völlig verknallt in den Typen aus dem Jahrgang über uns, diesen Paul James. Und du hast darauf bestanden, nach Bristol zu gehen, weil er auch dorthin ging und du davon überzeugt warst, dass ihr beide füreinander bestimmt wart.«
»Und?« Kate wusste genau, worauf Tom hinauswollte. »Bristol hat mir eben gefallen. Das war eine tolle Universität.«
»Ja, aber dann hast du dich leider zu Beginn der Sommersemesterferien von Paul getrennt. Du hast also eine wesentliche Entscheidung in deinem Leben von irgendeinem Typen abhängig gemacht, der romantische Vorstellungen in dir ausgelöst hat. Das hätte übel ausgehen können.«
»Ist es aber nicht, oder?«, antwortete Kate hitzig. »Ich bin eben offen für die Liebe. Ich bin offen für eine Bindung und eine Ehe und ein glückliches Leben. Du bist wirklich schrecklich zynisch geworden, Tom.«
»Und wenn schon«, antwortete Tom mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Bisher hatte sowieso noch kein Interesse daran, mich zu heiraten. Ich meine, würde eine von euch so einen wie mich wollen?«
Er sah Kate an, und sie schüttelte den Kopf. »Um Gottes willen, nein«, antwortete sie rasch. »Was für eine Vorstellung!«
Sal seufzte. »Ich auch nicht«, gestand sie. »Also gut, dann bleibt ihr zwei eben weiter allein, und ab und zu kommt ihr mich und meinen langweiligen Ehemann besuchen. Abgemacht?«
Kate beugte sich vor und drückte Sals Arm. »Sal, du warst uns immer voraus. Du hattest einen Studienplatz, noch bevor wir uns überhaupt irgendwo beworben hatten. Du hattest einen Job, bevor wir die Katerstimmung über das Ende unseres Studiums überwunden hatten. Irgendwann schaffen wir das auch. Das hoffe ich jedenfalls.«
Sal lächelte. »Du hast Recht. Aber ich finde trotzdem, du solltest meine Vermittlungsdienste in Anspruch nehmen.«
Kate schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich werde meinen Traummann auch so kennen lernen«, meinte sie und warf Tom einen bedeutungsvollen Blick zu. »Zumindest hoffe ich das.«
»Dann wartest du also weiter darauf, dass irgendwann ein Prinz vor deiner Tür steht«, resümierte Sal. »Ist das nicht ein bisschen riskant?«
»Ist es nicht viel riskanter, den Falschen zu nehmen?«, fragte Kate zurück.
Sal runzelte die Stirn, und Kate ruderte sofort zurück. »Damit meine ich natürlich nicht dich. Um Himmels willen, nein. Ich wollte damit nur sagen, dass …«
»Schon gut«, unterbrach Sal sie. »Ich glaube, ich muss jetzt nach Hause. Ed kommt sicher bald von dem blöden Golfturnier mit seinen Kunden zurück. Es wäre ganz nett, wenn ich meinen Mann an diesem Wochenende wenigstens für ein Stündchen sähe.«
Kate nickte. »Es ist schon ziemlich spät.«
»Ich finde, wir werden alt«, stellte Tom fest, während sie sich die Mäntel anzogen. »Vor ein paar Jahren hätten wir gesagt, zehn Uhr ist früh.«
»Aber nicht sonntags«, widersprach Sal. »Du redest wie die Leute, die immer behaupten, die Sommer wären heutzutage nicht mehr so lang wie in ihrer Jugend.«
»Sind sie ja auch nicht.« Tom grinste. »Und Weihnachten hat es auch immer geschneit.«
Die drei verließen das Bistro und traten fröstelnd in die kalte Februarluft hinaus.
»Ich bin dann weg«, sagte Sal und knöpfte sich ihren Mantel zu. »Wir sehen uns nächste Woche.« Sie warf ihren beiden Freunden einen Kuss zu und lief in Richtung des großen Hauses, das sie mit ihrem angetrauten Investmentanalysten bewohnte.
Tom sah Kate an. »Komm, ich bring dich nach Hause«, meinte er freundschaftlich und legte den Arm um ihre Schulter. »Ich kann unsere hoffnungslose Romantikerin doch nicht allein durch die Dunkelheit laufen lassen.«
Kate seufzte tief. »Du hältst mich nicht wirklich für hoffnungslos, oder?«
»Ich finde, du bist eine echte Optimistin«, antwortete er ausweichend. »Und das ist ja an sich nichts Schlechtes.«
»Meintest du das vorhin ernst? Dass du vielleicht gar nicht heiraten willst?«
Tom zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Wenn ich die richtige Frau kennen lerne, tue ich es vielleicht doch.«
Kate nickte. »Es ist nicht so einfach, oder? Zumindest nicht so, wie alle tun. Manchmal frage ich mich wirklich, wie Leute es schaffen, zusammenzukommen und zusammenzubleiben. Unsere Eltern zum Beispiel. Wie haben die das hingekriegt?«
»Haben sie ja gar nicht. Jedenfalls nicht alle«, fügte Tom nachdenklich hinzu.
Kate wurde rot. »Entschuldige. Ich meinte natürlich nicht deine Eltern.« Aber wenn sie es genau überlegte, hatten ihre Eltern eigentlich alle wenig Erfolg auf diesem Gebiet gehabt. Toms Mutter hatte die Familie verlassen, als er sieben war, Sals Mutter hatte ihre Tochter allein großgezogen, und ihre eigenen Eltern stritten sich seit dreißig Jahren.
»Kein Problem«, beruhigte er sie. »Ich betrachte meine Mutter sowieso nicht als Elternteil. Ich meine, man muss sich schon um sein Kind kümmern, um diesen Titel zu verdienen, oder? Einfach abzuhauen und nie mehr was von sich hören zu lassen qualifiziert einen nicht unbedingt für die Elternrolle, oder?«
»Dann hast du also immer noch nichts von ihr gehört?«, fragte Kate leise. Tom sprach so gut wie nie über seine Mutter, die eines Tages ohne irgendeine Erklärung einfach verschwunden war. Aber Kate wusste, wie sehr er darunter gelitten hatte. Mehr als einmal hatte sie ihn mit rot verweinten Augen aus der Schultoilette kommen sehen, auch wenn er immer wieder behauptet hatte, es sei ihm gleichgültig. Damals war er zum Zyniker geworden. Schließlich war sieben ein verdammt junges Alter, um festzustellen, dass man nicht mal seiner eigenen Mutter vertrauen konnte.
Tom hob die Schultern. »Dad weiß, wo sie ist. Mich interessiert das nicht. Es gibt Wichtigeres.« Er grinste plötzlich. »Also, was wirst du als Nächstes unternehmen, um deinen Traumprinzen zu finden? Hast du schon mal an eine Anzeige im Internet gedacht? Märchenprinz gesucht, der Edelfräulein aus einer Notlage befreit. Eigener Schimmel unbedingt erforderlich.«
Sie waren inzwischen vor Kates Haus angelangt. Kate ignorierte Toms letzte Bemerkung und küsste ihn zum Abschied auf die Wange. »Nacht, Tom.«
Tom rührte sich nicht von der Stelle. »Vielleicht solltest du dein Foto an verschiedene Prinzen verschicken und sie zu einem Casting bitten, bei dem sie dein Herz gewinnen können. Vielleicht solltest du auch einfach deine Glücksfee mit dieser Aufgabe betrauen. Du hast doch eine, oder?«
Kate warf Tom einen vernichtenden Blick zu und schloss die Tür. Dieser Idiot!, dachte sie. Sie würde es ihm zeigen. Sie wusste nur noch nicht genau, wie.
Sie beschloss, ein Bad zu nehmen, ehe sie ins Bett ging, um das Wochenende noch ein wenig auszudehnen. Und ihre E-Mails würde sie auch noch durchsehen. Und die Küche aufräumen, in der noch immer die Überreste des Frühstücks herumstanden.
Kate seufzte. Irgendwie war der Tag immer zu kurz. Es reichte nie, um die vielen langweiligen Dinge zu erledigen und danach noch genug Zeit für die spannenden Sachen zu haben, wie Freunde treffen, ins Kino gehen oder romantische Spaziergänge durch den Park machen.
Aber sie hatte ja eh niemanden, mit dem sie romantische Spaziergänge machen konnte.
Nachdenklich betrat Kate das Bad, drehte den Wasserhahn auf und ging dann in ihr kleines Wohnzimmer, in dem sich ein Schreibtisch und ein riesiges Sofa befanden. Auf beiden Möbelstücken stapelten sich Zeitschriften, Skizzen und Mustermappen.
Was war falsch daran, eine hoffnungslose Romantikerin zu sein? Warum war es so schlimm, auf die große Liebe zu hoffen? Wünschte sich das nicht jeder insgeheim?
Kate schob einen Stapel Papier zur Seite, schaltete ihren Computer an und wartete darauf, dass ihre Mails angezeigt wurden. Drei betrafen ihren Job. Sie konnten bis morgen warten. Amazon informierte sie, dass ihre letzte Bestellung auf dem Weg zu ihr sei. Eine russische »attraktive Blondine« bot ihr kostenlosen Sex, wenn sie einen bestimmten Chatroom besuchte. Aber kein Wort von diesem netten Mann, den sie am Vormittag im Coffeeshop getroffen hatte ‒ na ja, ihre Blicke waren sich kurz begegnet, getroffen war übertrieben. Sie hatte beim Gehen ganz zufällig ihre Visitenkarte fallen lassen und gehofft, er würde sie aufheben und anrufen. So wäre es jedenfalls in einem Film gewesen. Aber offensichtlich hatte der nette Mann sich doch nicht Hals über Kopf in sie verliebt. Gut, dann eben nicht.
Kate seufzte tief. Tom und Sal hatten Recht ‒ sie war tatsächlich hoffnungslos romantisch. Sie war fast dreißig, hatte eine eigene Wohnung und einen anständigen Job und müsste eigentlich über genügend Reife verfügen, um zu wissen, dass sie nicht Meg Ryan in Schlaflos in Seattle oder E-Mail für dich war. Sie sollte einen von Eds Freunden heiraten, zufrieden in einem Reihenhaus mit vier Zimmern wohnen und über Altersvorsorge diskutieren, bis es ihr aus den Ohren rauskam. Aber damit würde sie nicht glücklich werden. Sie wünschte sich eine Romanze mit der Liebe ihres Lebens, keine langweilige Ehe mit einem netten Mann im Nadelstreifenanzug.
Vielleicht ist das ja eine Krankheit, überlegte Kate. Vielleicht gibt es eines Tages ein Medikament für hoffnungslose Fälle wie mich, eine Pille, die das Bedürfnis nach Romantik und Herzklopfen dämpft und mich wie Tom werden lässt ‒ abgeklärt und vernünftig. Vielleicht gab es auch Selbsthilfegruppen, denen sie sich anschließen konnte. Dort traf sie sicher auch die Drehbuchautoren der Meg-Ryan-Streifen, die mit dem wahren Leben, in dem Meg sich scheiden ließ und Brad Pitt sich von Jennifer Aniston trennte, nicht fertig wurden und bis in alle Ewigkeit darauf warteten, dass sie jemand vom Empire State Building holte.
Lächelnd öffnete Kate ihren Website-Browser, ging auf die Seite von Google und gab »hoffnungslose Romantikerin« ein. Zu ihrer Überraschung gab es mehr als vier Millionen Einträge.
HOFFNUNGSLOSE ROMANTIKERIN: EXKLUSIVER KREIS FÜR MENSCHEN, DIE IN JEDER LEBENSLAGE ROMANTIK FINDEN
HOFFNUNGSLOSE ROMANTIKERIN: DER BLOG EINES MÄDCHENS AUF DER SUCHE NACH DER WAHREN LIEBE
HOFFNUNGSLOSE ROMANTIKERIN: BEANTWORTEN SIE UNSERE TESTFRAGEN UND FINDEN SIE HERAUS, WIE ERNST ES UM SIE STEHT!
HOFFNUNGSLOSE ROMANTIKERIN: HIER BEKOMMEN SIE TIPPS, WIE SIE DIE ROMANTIK IN IHRE BEZIEHUNG ZURÜCKHOLEN KÖNNEN
Ungläubig scrollte Kate weiter.
HOFFNUNGSLOSE ROMANTIKERIN: EINE LEBENSEINSTELLUNG, KEIN ZUSTAND
HOFFNUNGSLOSE ROMANTIKERIN: DER KAMPF EINER FRAU GEGEN ALLE WIDRIGKEITEN
Es gab Foren und Fragebögen und Tagebucheinträge ‒ Tausende. Sie war also nicht die einzige! Lächelnd las Kate weiter.
HOFFNUNGSLOSE ROMANTIKERIN: HABEN SIE ES AUCH SATT, STÄNDIG HOFFNUNGSLOS GENANNT ZU WERDEN?
»Ja«, rief Kate laut. »Und wie!« Sie klickte weiter.
MACHEN SIE IHRER BESTEN FREUNDIN EIN GESCHENK, DAS SIE NICHT VERGESSEN WIRD. WIR GARANTIEREN IHNEN, DASS SIE SIE NIE WIEDER HOFFNUNGSLOS NENNEN WIRD!
Stirnrunzelnd klickte Kate zurück. Und dann sprang ihr etwas ins Auge.
HOFFNUNGSLOSE ROMANTIKERIN: HANDBUCH FÜR HOFFNUNGSLOSE ROMANTIKERINNEN ‒ ANGEBOT ENDET IN 2 MINUTEN!
Ein Eintrag bei eBay. Kate klickte ihn an und starrte Sekunden später auf ein Buch, das aussah, als stamme es aus den Fünfzigerjahren. Auf dem Umschlag war eine Frau mit Wespentaille, Petticoat und funkelnden Augen abgebildet. Sie las über das Buch:
Sind Sie eine hoffnungslose Romantikerin? Sehnen Sie sich nach Liebe und Leidenschaft und fühlen Sie sich von der Realität bitter enttäuscht? Verzweifeln Sie nicht. Das Handbuch für die hoffnungslose Romantikerin weiß Rat.
Kate verdrehte die Augen. Ein Handbuch für Romantikerinnen? Wie albern!
Aber anstatt die Seite zu schließen, scrollte sie weiter hinunter.
Das Handbuch für die hoffnungslose Romantikerin ist ein Ratgeber fürs Leben. Die Romantik ist zum Greifen nah, Sie müssen nur die Hände nach ihr ausstrecken. Das Handbuch für die hoffnungslose Romantikerin sagt ihnen nicht nur, wo Sie danach suchen müssen, es hilft ihnen bei jedem Schritt auf dem Weg dorthin. Dieses Buch wird ihr Leben verändern. Wir garantieren ihnen Erfolg ‒ wenn Sie die wahre Liebe nicht finden, bekommen Sie ihr Geld zurück!
Kate starrte auf die Seite. Eine Geld-zurück-Garantie? Das war ja verrückt. Wer verkaufte denn so ein Buch? Sie scrollte hinauf zum Seitenanfang.
C*P1D24
C*P1D24? Was war das für ein komischer Name?
Egal, es gab eine Geld-zurück-Garantie. Das gab es bei eBay nicht häufig.
Kate runzelte die Stirn. Bisher hatte noch keiner auf das Buch geboten, und der Startpreis betrug nur sieben Pfund. Das war nicht viel Geld für ein Buch, das versprach, das Leben zu verändern.
Die Auktion schloss jeden Augenblick.
Natürlich brauchte sie keinen Ratgeber. Das war einfach absurd. Ein Handbuch, um die große Liebe zu finden?
Andererseits war sie ja allein bisher nicht sonderlich erfolgreich gewesen. Und es waren nur sieben Pfund.
Rasch klickte Kate zurück. Noch immer kein Gebot, und nur noch zwanzig Sekunden. Nervös trommelte sie mit den Fingern auf ihren Schreibtisch.
»Okay, ich kauf’s«, entschied sie und bot 7,01 Pfund. Kaum hatte sie das getan, flackerte ein Schriftzug auf, gratulierte ihr zum Erwerb des Buches und schlug die Zahlungsweise vor. Rasch tippte Kate ihre Daten ein. Sie schwor sich, niemandem von diesem Kauf zu erzählen. Dann signalisierte ihr Rechner ihr den Eingang einer E-Mail. Sie stammte von C*P1D24. Die Adresse war allerdings nicht so verschlüsselt. Sie lautete [email protected].
Hi! Glückwunsch! Diesen Kauf wirst du nicht bereuen. Das Buch ist das Beste, was mir je passiert ist. Lies es, warte ab und gib es dann an jemand anderen weiter. Sende mir noch deine Adresse, Helen x
Kate starrte auf die E-Mail. Das Beste, was ihr je passiert war? Das schien ja ein Wunderbuch zu sein. Aber sie war sich noch nicht sicher, ob sie es weitergeben würde. Warum sollte sie das tun, wenn es wirklich so gut war?
Danke, Helen. Hammersmith, 137 Sulgrave Road. Du behauptest also, dass du dieses Buch gelesen und die große Liebe gefunden hast? Kate x
Umgehend kam eine Antwort:
Ich arbeite bei dir in der Nähe. Wenn du das Geld überweist, stecke ich dir das Buch morgen in den Briefkasten, dann sparst du das Porto. Ich freue mich total für dich! Viele Grüße Hxx
Helen hatte ihre Frage nicht beantwortet. Kate schüttelte den Kopf. Es handelte sich um ein Buch, sonst nichts. Es würde sich bald herausstellen, ob es sein Geld wert war.
Tom Whitson ging pfeifend die Straße hinunter. Er liebte diese Jahreszeit. Die Jahreszeit, die alle anderen hassten. Sie beklagten sich über die Kälte und die langen Nächte und darüber, dass es einfach nicht Frühling werden wollte. Er verstand das nicht. Was war so schlimm an kalten, langen Nächten? Was war so schrecklich an beißendem Wind, der einen zwang, den Kragen hochzuschlagen, den Kopf gesenkt zu halten und seine Geschäfte schnell zu erledigen? Es war nicht immer einfach, ja. Es war das Leben.
Tom verabscheute den Sommer. Damit meinte er natürlich nicht die halb nackten Frauen, die auf der Straße herumliefen; darüber beklagte er sich nun wirklich nicht. Aber er verabscheute die großen Erwartungen, die mit dem Sommer verbunden waren. Bei Sonnenschein machte sich in London die Vorstellung breit, das Leben müsse irgendwie schöner und strahlender sein ‒ wie eine amerikanische Sitcom oder ein Musikvideo mit lauter schönen, sich amüsierenden Menschen.
Im Winter, wenn sich alle schlecht fühlten, fühlte Tom sich sicher. Im Winter ging man zur Arbeit, ging auf ein schnelles warmes Getränk in den Pub und kämpfte sich dann durch die Kälte nach Hause. Und wenn man es schaffte, eine zu überreden, sich mit einem nach Hause zu kämpfen, umso besser. Wichtig war nur, dass nichts von einem erwartet wurde. Überleben genügte.
Im Sommer war alles anders. Die Leute drängten in die Straßencafés, redeten, lachten und waren die ganze Zeit so verdammt glücklich. Mädchen, die im Winter mit gelegentlichem Sex vollkommen zufrieden waren, wollten plötzlich übers Wochenende wegfahren, am Fluss spazieren gehen oder reden. Plötzlich reichte es nicht mehr, ein zynischer, schwieriger Typ zu sein. Kurz und gut, im Sommer fühlte Tom sich dem Leben nicht gewachsen. Im Sommer zeigte sich, wer er wirklich war.
Gut, dass es bis dahin noch eine Weile dauert, dachte er und zog den Mantel fest um sich. Viele elendig kalte, verregnete Tage lagen noch vor ihm.
Seine Mutter hatte sie im Sommer verlassen, am 24. Juni, um genau zu sein. Zwei Tage vorher hatte sie sich bei ihm und seinem Vater bitterlich beklagt, dass sie nie mehr ausgingen. Tom erinnerte sich noch gut daran, wie er am nächsten Morgen, als er zur Schule ging, seine und ihre Jacke vom Garderobenhaken genommen und sie gefragt hatte, ob sie nicht Lust hätte, mit ihm zu gehen. Wenigstens bis zum Schultor.
Sie hatte ihn bloß ausgelacht, vorwurfsvoll, als machte er damit alles nur noch schlimmer. Am nächsten Tag war sie für immer gegangen.
Zuerst hatte sein Vater gesagt, dass sie bald zurückkommen würde. Die Hitze würde manchen Leuten zu Kopf steigen und sie auf komische Ideen bringen, hatte er gesagt. Sie würde schon wieder zur Vernunft kommen, und bis dahin würden sie sich eine schöne Zeit machen, nur sie beide …
Tom stand vor seiner Haustür und kramte nach dem Schlüssel. Er wusste nicht, wieso er jetzt daran denken musste. Normalerweise ließ er solche Gedanken nicht zu. Er hatte seine Mutter längst vollständig aus seiner Erinnerung verbannt, zumindest redete er sich das ein. Schließlich gab es Wichtigeres, das man im Kopf haben musste. Anatomie zum Beispiel oder die Namen der ganzen Mädels, mit denen er im Bett war, oder den schnellsten Weg von Süd nach Nordlondon während der Rushhour. Da spielte seine Mutter nur eine untergeordnete Rolle.
Plötzlich fiel ihm wieder ein, wie er auf sie gekommen war. Es war natürlich Kate gewesen. Kate und ihre romantischen Vorstellungen von ewiger Liebe und Glückseligkeit. Er machte sich echt Sorgen um sie. Wie konnte ein so kluges, witziges und hübsches Mädchen auf so alberne Ideen kommen? Wieso kapierte sie nicht, dass dieser ganze Märchenprinzunsinn ihr früher oder später das Herz brechen würde?
Tom spürte, wie er unruhig wurde. Er musste ihr das unbedingt klarmachen und sie vor einer allzu großen Enttäuschung beschützen. Er selbst konnte mit dem Gefühl, verraten und verlassen zu sein, umgehen, aber er wollte auf keinen Fall, dass Kate das aushalten musste. Das würde er nicht mitansehen.
Tatsache war, dass es auf dieser Welt keine Märchenprinzen gab, die auszogen, um einsame Mädchen wie Kate zu retten. Auf dieser Welt gab es nur böse, verbitterte Menschen wie ihn, die niemanden retten wollten, sondern nur an sich dachten. Und selbst wenn einer wie er eine wie Kate retten wollte und sich vielleicht tief im Innersten wünschte, einer zu sein, der einer wie Kate unsterbliche Liebe schwor, bedeutete das nichts. Fantasien waren schön und gut, mehr nicht. In seiner Fantasie war seine Mutter nie weggegangen. In seiner Fantasie hasste er sich auch nicht. Und das zeigte nur, was für einen Haufen Unfug seine Fantasie erzeugte. Es ist also meine Pflicht, überlegte er, während er die Haustür aufschloss, dafür zu sorgen, dass auch Kate das kapiert, bevor es zu spät ist.
»Mensch, Kate, du bist viel zu spät dran! Dabei haben wir doch sowieso nur so wenig Zeit für unser Meeting.« Er was Montagmorgen, und das Meeting für die Wochenplanung von In Zukunft: Perfekt, eine Vorher-Nachher-Show, die nachmittags im Kabelfernsehen lief, war bereits in vollem Gang. Kate war die Interior Stylistin, und sie liebte und hasste diesen Job gleichermaßen. Sie liebte ihn, weil jede Verwandlung in ihren Augen eine Art Märchen war, in dem ein Frosch in einen Prinzen oder ein Aschenputtel in eine Ballkönigin verzaubert wurde. Sie hasste ihn, weil das Budget der Show äußerst bescheiden war und die meisten ihrer Kollegen der schiere Albtraum. Magda war die Produzentin und zugleich die Regisseurin (die Sendung konnte sich nicht beides leisten), und sie hatte genauso wenig Verständnis für märchenhafte Verwandlungen wie für Zuspätkommer.
Kate lächelte zerknirscht und setzte sich auf einen freien Stuhl.
»Ich gehe davon aus, dass du für nächste Woche alles vorbereitet hast«, fuhr Magda fort, ohne den Blick von ihr zu lösen. »Du weißt ja, dass es diesmal um das Haus der Jones’ geht, oder? Wie wär’s, wenn du uns dein Vorhaben kurz schilderst? Erzähl uns, was du geplant hast, um die Zuschauer an die Fernsehbildschirme zu fesseln.«
Kate blätterte hastig in ihren Notizen. »Die Hausfrau«, murmelte sie leise vor sich hin. Natürlich. Rasch überflog sie ihre hingekritzelten Notizen. Abgearbeitete Hausfrau, las sie. Häuslich.
Die warme Atmosphäre gemeinsamer Familienmahlzeiten. Neuer Schwung für die Ehe. Unten auf die Seite hatte sie ein paar Skizzen gezeichnet, die das Vorher und Nachher der Küche darstellen sollten. Jede Sendung stand unter einem Thema ‒ diesmal ging es darum, den Ehemann einer erschöpften Hausfrau dazu zu bringen, ihr wieder mehr Beachtung zu schenken.
In Zukunft: Perfekt war als billiger Abklatsch anderer Vorher-Nachher-Shows verschrien, sehr zu Magdas Verdruss natürlich. Deshalb wurde sie auch nicht müde, bei jeder Gelegenheit zu betonen, dass ihre Sendung eine der allerersten auf diesem Gebiet gewesen sei. Das Konzept war denkbar einfach: Jede Woche wurde eine Einzelperson oder ein Paar vor laufender Kamera komplett verwandelt ‒ neues Haus, neues Gesicht, neue Kleidung ‒ und dann in einem dramatischen Finale vor den Spiegel gestellt, um im günstigsten Fall in Freudentränen auszubrechen. Das Problem war nur, dass die armen Opfer, wie sie von allen im Team genannt wurden, wegen des geringen Budgets der Sendung genau das meist nicht taten. In aller Regel warfen sie nur einen kurzen Blick auf sich und ihre Häuser und wandten sich dann mit enttäuschter Miene ab.
Wahrscheinlich ist Magda deshalb so nervös, überlegte Kate. Sarah Jones, das Opfer der kommenden Woche, war sorgfältig gecastet worden, und Magda hatte allen zu verstehen gegeben, dass sie von dieser Folge Großes erwarte. Sie hoffte, dass die Zuschauer nur so vor ihren Fernsehgeräten kleben würden.
»Ich wollte den Cath-Kidston-Look in den Mittelpunkt stellen, viel Chintz, aber cool, nicht zu landhausmäßig. Ich will sie aus der dunklen Ecke ans Licht holen, sie in ihrer Küche sexy erscheinen lassen ‒ ihr wisst schon, die Erotik des Kochens rausholen und so was, vielleicht sogar mit einem dominahaften Unterton …« Der dominahafte Unterton hatte bisher nicht zu ihrem Plan gehört, aber sie war gerade so gut in Fahrt.
Magda nickte genervt. »Dominahafter Unterton. Na super. Was noch?Vielleicht können wir sie dazu bewegen, diesen trotteligen Ehemann zu verlassen, und ihr einen neuen Mann besorgen.«
Kate sah Magda ungläubig an. »Oder wir könnten ihre Ehe auffrischen«, meinte sie. Sie lächelte, als ihr plötzlich eine Idee kam. »Vielleicht könnten sie am Ende ihr Eheversprechen erneuern. In der Küche, mit den Kindern als Trauzeugen und …«
Magda verdrehte die Augen. »Mir kommen gleich die Tränen. Trennungen sind viel telegener. Aber das mit dem dominahaften Unterton ist gar nicht so übel. Wir ziehen ihr High Heels an und lassen sie den Arsch ihres Mannes mit einem Staubwedel bearbeiten. Das wäre ein Bild, das uns ordentlich Publicity bescheren würde.«
»Lysander könnte sie in Latex zwängen«, fuhr Kate fort. »Das würde die Einschaltquoten sicher auch erhöhen.«
Lysander war Kostümbildner, aber er ließ sich lieber Fashion Editor nennen. Magda hatte ihn von einem Modemagazin abgeworben, als sie die Show übernommen hatte, um sie ganz groß rauszubringen. Es könne für ihn der Durchbruch sein, hatte sie ihm ernsthaft erklärt, er wäre verrückt, wenn er das Angebot nicht annähme.
Das war vor drei Jahren gewesen, und die Show war nicht nur nicht ganz groß rausgekommen, sondern hatte auch noch ihren 19-Uhr-Sendeplatz eingebüßt. Stattdessen lief sie nun um 15 Uhr nachmittags, zu einer Zeit, in der nur Arbeitslose, Rentner und erschöpfte Mütter fernsahen. Und diese Zielgruppe interessierte Lysander ganz und gar nicht. Seine Exkollegen waren mittlerweile bei auflagenstarken Hochglanzmagazinen beschäftigt, interviewten Alexander McQueen und saßen vor den Laufstegen in Paris, London und New York in der ersten Reihe, während er übergewichtige Frauen von den schlankmachenden Eigenschaften schwarzer Klamotten überzeugen musste.
Gut, seine Exkollegen waren nicht im Fernsehen, das musste er zugeben, das Einzige, an das er sich klammerte und das sein Leben erträglich machte. Wenn die Leute hörten, dass man fürs Fernsehen arbeitete, waren sie beeindruckt. Punkt. Auch wenn es nur ein Kabelsender war. Fernsehen gab einem eine gewisse Aura. Fernsehen brachte einen voran. Das war zu seinem Mantra geworden, und er wiederholte es vor allem dann gern, wenn er mal wieder erfuhr, dass ein ehemaliger Kollege seit neuestem dem Redaktionsteam der Vogue angehörte oder in John Gallianos Top-Designer-Team bei Dior berufen worden war. »Ich bin wohl das, was man einen zwölftklassigen Promi nennen würde«, witzelte er häufig, dabei hielt er sich insgeheim mindestens für einen dritt- oder viertklassigen Promi und tröstete sich damit, dass auch Viertklassigkeit immer noch besser war als nichts.
Magda sah Kate ungeduldig an. »Vielleicht ist dir entgangen, dass unsere Quoten rapide sinken. Wenn das so weitergeht, wird es bald gar kein In Zukunft: Perfekt mehr geben. Wie wäre es also, wenn wir uns alle ein bisschen bemühen würden, die Show nach vorn zu bringen, anstatt schwachsinnige Ideen zu verbreiten?«
Kate nickte stumm.
»Okay, Lysander, sag uns, was du vorhast!« Magda seufzte.
Lysander zog die Augenbrauen hoch. »Ich … eh … könnte natürlich einiges anbieten, was zu dieser… Idee … passen würde«, sagte er gequält. »Ich denke da an so was wie Bree Van De Kamp trifft Camilla Parker Bowles. Ein bisschen Landhaus, aber mit einem Hauch aufgestauter Emotionen und sexueller Sehnsüchte. Hier und da ein wenig Florales, aber nur andeutungsweise, auf keinen Fall zu …«
»Zu kompliziert«, ergänzte Kate, und Lysander zuckte mit den Schultern.
»Camilla Parker Bowles?« Magda machte ein skeptisches Gesicht. »Das klingt nicht nach Domina.«
»Keine Sorge«, versicherte Lysander. »Wir kriegen das mit dem Latex schon irgendwie unter. Notfalls nehmen wir Gummihandschuhe ...«
Magda, die nicht überzeugt schien, dass Camilla Parker Bowles sie an die Spitze der Fernsehunterhaltung katapultieren würde, wandte sich an Gareth. Gareth war für Frisuren und Make-up zuständig und Kates einziger Freund im Team.
»Gareth? Plast du noch was hinzuzufügen?«
Gareth nickte so ernst, als hätte man ihn gefragt, was die Evakuierung des Gazastreifens für den Friedensprozess im Mittleren Osten bedeute. »Also«, antwortete er nach einer bedeutungsvollen Pause, »das ist ein total schwieriger Balanceakt. Bodenständig mit einem Hauch Erotik. Nicht einfach umzusetzen. Die Veränderung muss groß genug sein, damit ihr Mann es bemerkt, aber nicht so stark, dass sie ihn verunsichert. Versteht ihr, was ich meine?«
Kate unterdrückte ein Kichern. Gareth war der Einzige, der die Arbeit genauso ernst nahm wie sie selbst. Für ihn ging es bei Make-up und Frisuren um Leben oder Tod. Die Show verändert Leben, Kate, pflegte er zu sagen. Dieser Verantwortung müssen wir uns bewusst sein. Es ist eine Ehre, etwas dazu beitragen zu können. Und die Leute wissen das zu schätzen …
»Okay«, meinte Magda. Eine Zeitlang hatte sie so ausgesehen, als wollte sie Gareth fragen, wovon um alles in der Welt er bloß redete, und sich dann dagegen entschieden. »Wir haben diese Woche keine Operation, aber Mr. Fitness wird ihr ein Trainingsprogramm zusammenstellen.«
»Mit Konservendosen aus dem Küchenschrank«, warf Gareth dazwischen. »Sorg dafür, dass er Küchenutensilien einbaut. Ein Training, das jede Frau zu Hause machen kann …« Seine Augen leuchteten auf, als Lysander angewidert die Augen verdrehte.
»Ausgezeichnet«, kommentierte Magda knapp. »Okay. Wo zum Teufel steckt eigentlich Penny?« Sie warf erst einen irritierten Blick zur Tür und dann auf ihre Armbanduhr.
Penny Pennington war die Moderatorin von In Zukunft: Perfekt. Diese Rolle hatte sie nach Kates Ansicht nur der klangvollen Alliteration in ihrem Namen zu verdanken ‒ und ihrem kuscheligen Verhältnis zur Boulevardpresse, deren Titelbilder sie zierte, sobald es auch nur irgendwas halbwegs Interessantes über sie zu berichten gab. In den Achtzigerjahren war Penny ein Kinderstar gewesen. Damals hatte sie auch eine Fernsehshow moderiert und mit einer klebrig-süßen Single die Top Ten erreicht. Diesen Erfolg hatte sie nie wiederholen können. In den Neunzigerjahren hatte sie ein paar drittklassige Songs geträllert, eine Werbekampagne für eine bleichende Zahnpasta gemacht und ab und zu mit spektakulären Nachrichten für Aufsehen gesorgt. Beliebter ehemaliger englischer Kinderstar wegen Alkoholmissbrauchs in der Klinik, hatte es einmal geheißen, später wurde berichtet, dass sie einen bekannten Magier heiraten wollte, sechs Monate danach, dass es in ihrer Ehe Probleme gäbe, und weitere acht Monate danach, dass die Ehe zu Ende sei. Nach einem Auftritt in Ich bin ein Star ‒ Holt mich hier raus! war auch ihre Karriere beendet gewesen. Sie war sehr früh aus der Show geflogen, nachdem ihr ihre regelmäßigen Trotzanfälle und ihre Weigerung, an obskuren Mutproben teilzunehmen, nicht nur den Spitznamen Penny Penibel eingebracht hatten, sondern auch eine Reihe von Exklusivstorys in diversen Klatschmagazinen.
Am Ende war In Zukunft: Perfekt ihr einziges Jobangebot gewesen, immerhin mit der Aussicht auf ein Gehalt, das hoch genug war, um sich ein schickes Chelsea-Apartment leisten zu können. Aber Penny verachtete die Show, sie sah darin nur einen Zeitvertreib, während sie darauf wartete, dass ihre echte Promi-Karriere wieder in Gang kam.
Auf Magdas Stichwort flog die Tür auf und Penny kam herein. Ihre Augen verschwanden hinter einer dunklen Sonnenbrille, ihr gefärbtes blondes Haar hing wie Stroh herab.
»Und?«, fragte sie und wartete, bis ein Regieassistent ihr einen Stuhl holte, damit sie sich setzen konnte. »Welchen Schwachsinn muss ich nächste Woche moderieren?«
Magda sah Penny an. »Eigentlich haben wir für nächste Woche eine ganz gute Kandidatin. Erinnerst du dich noch an diese Frau aus Essex?«
Penny schnaubte. »Die, die sich ständig Kuchen in den Mund geschoben hat?«
»Wir haben uns für Landhaus mit einer interessanten Variante entschieden«, fuhr Magda fort, ohne auf Pennys Bemerkung einzugehen. »In der Garderobe und beim Interieur orientieren wir uns an Camilla Parker Bowles.«
Penny schob ihre Sonnenbrille hoch, um aus ihren schwarz umrandeten, wässrig blauen Augen einen Blick in die Runde zu werfen. Als sie sich der Aufmerksamkeit aller sicher war, rückte sie die Sonnenbrille wieder auf ihre Nase. »Camilla Parker Bowles?«, schnaubte sie verächtlich und zuckte mit den Schultern. »Dann besorgt Kate sicher einen Stapel Küchentücher, und Lysander wird ihr eine billige Tweedjacke umhängen. Und wie üblich bleibt es mir überlassen, daraus was zu machen, das die Leute sehen wollen.« Seufzend zog sie ihr BlackBerry hervor, als sei das Meeting für sie damit beendet.
Magda holte tief Luft. »Also gut«, sagte sie. »Dann kommen wir jetzt zu den Dreharbeiten für die nächste Woche. Wir müssen das Finale der Moreleys noch drehen. Gareth, ich möchte dich in der Nähe haben, falls die Nasen-OP danebengegangen ist. Kate, wie weit sind die Handwerker? Bis Mittwoch muss alles stehen, okay?«
»Kein Problem!« Kate kreuzte die Finger.
»Gut.« Magda verteilte einige Papiere. »Ach, und Kate, wir hatten einige Anrufe von dieser … dieser Mrs. Jacobs. Du erinnerst dich sicher an unser Oldies-Thema vor ein paar Wochen. Nach der Anzahl ihrer Anrufe zu urteilen, scheint sie ziemlich aufgeregt zu sein.«
Kate schaute auf. »Willst du, dass ich sie zurückrufe?«
Magda sah Kate an, als hätte sie den Verstand verloren. »Um Himmels willen, nein. Ich werde unsere Anwälte auf sie hetzen.«
»Unsere Anwälte?« Kate runzelte die Stirn.
»Damit sie gar nicht erst auf die Idee kommt, uns auf Schadenersatz zu verklagen. Das können wir uns nicht leisten. Daran solltest du häufiger denken, wenn du deine obskuren Ideen umsetzt, Kate.«
»Obskure Ideen?«, hakte Kate nach. »Soll das eine Anspielung auf meine Kreativität sein?«
»In diesem Fall, ja. Du hast das Schlafzimmer dieser Leute damals in eine Grotte verwandelt…« Magda seufzte.
»Das ist Ewigkeiten her.«
»… und ein Himmelbett in ein winziges Reihenhaus in Birmingham gezwängt.«
»Das hat den Leuten damals gut gefallen.«
Magda sah sie misstrauisch an. »Hör zu, ich will damit nur sagen, dass deine Ideen nicht immer gut ankommen. Ich bin sicher, dass die Anwälte uns diesmal da rausholen, aber ab und zu lohnt es sich, vorher nachzudenken, okay?«
Kate schüttelte den Kopf. »Carole Jacobs war begeistert vom neuen Design ihres Hauses«, beharrte sie trotzig. »Ich weiß noch genau, wie beeindruckt sie war, als ich ihren Hochzeitsschleier als Vorhang im Bad drapiert habe.«
»Dann sollten wir den Anwälten das sagen«, meinte Magda und seufzte schon wieder. »Nimm’s nicht persönlich, Kate. Sie ist vermutlich nur auf das Geld aus.«
»Ich nehme es aber persönlich, wenn du mir unterstellst, meine Ideen kämen nicht gut an«, murmelte Kate.
»Sie kommen nicht immer gut an, habe ich gesagt«, antwortete Magda gereizt. »Können wir jetzt endlich mit unserer Arbeit weitermachen! Sonst haben wir am Ende nicht mal was, wofür man uns verklagen kann.«
»Sie fand meine Ideen damals gut. Ehrlich. Sie war ganz begeistert. Wieso beklagt sie sich jetzt? Ich meine, dann hätte sie doch nicht sagen müssen, wie super sie alles findet.«
Kate und Gareth saßen im Minivan von Footprint Production, auf dem Rückweg von den Dreharbeiten in einem Haus im Süden Londons. Gareth hielt sich seufzend die Ohren zu. »Sag mal, kannst du endlich mal eine andere Schallplatte auflegen? Du redest nun seit sieben Stunden über dieses Thema. Vielleicht hat es ihr ja damals gefallen, und jetzt gefällt es ihr plötzlich nicht mehr. Vielleicht hat ein Kameramann eines ihrer wertvollen antiken Möbelstücke zertrümmert, ohne es zu merken. Aber es ist völlig gleichgültig, weil sich die Anwälte darum kümmern. Tu einfach so, als wüsstest du nicht, dass sie angerufen hat.«