Wirtschaft und Geld - Rainer Kessler - E-Book

Wirtschaft und Geld E-Book

Rainer Kessler

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Beschreibung

Biblische Erkenntnisse zu einem aktuellen Thema

In den über tausend Jahren, während derer im östlichen Mittelmeerraum die biblischen Schriften entstanden sind, haben sich gewaltige wirtschaftliche Umwälzungen ereignet. Sind die Anfänge Israels von kleinen, weitgehend selbständigen Bauernwirtschaften geprägt, so finden wir im römischen Kaiserreich Landwirtschaft im großen Maßstab und dazu einen umfangreichen städtischen Wirtschaftssektor. Den tiefsten Einschnitt stellt die Ausbreitung der Geldwirtschaft seit dem Aufkommen von Münzen im 6. Jh. v.u.Z. dar. Die Geldwirtschaft verändert nicht nur das Wirtschaften, sondern hat auch tiefe Folgen für das Denken der Menschen. Auch die Ausweitung des Handels, der Ausbau von Verkehrswegen und die zunehmende Urbanisierung eröffnen seit dem Hellenismus neue Wirtschaftsräume und verändern die Lebenswelten der Menschen. Für die neutestamentlichen Texte stellen Geld und Banken, städtische Wirtschaft, Handel und die interregionale Vernetzung im Mittelmeerraum bereits eine lebensweltliche Normalität dar.



  • Biblische Erkenntnisse zu einem aktuellen Thema
  • Sprache und Darstellungsweise, die kein »Spezialwissen« voraussetzen
  • Alt- und Neutestamentler im Dialog

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Stefan Alkier/Rainer Kessler/Michael Rydryck

Wirtschaft und Geld

Herausgegeben vonAlexandra Grund-Wittenberg und Markus Öhler

Gütersloher Verlagshaus

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

Copyright © 2016 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

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Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln

ISBN 978-3-641-16554-3V001

www.gtvh.de

Inhalt

Vorwort der Herausgebenden

Vorwort der Autoren

Einleitung

I. WIRTSCHAFT UND GELD IN DER LEBENSWELT DER ALTTESTAMENTLICHEN TEXTE

1. Subsistenzwirtschaft – die Basis der Ökonomie

a) Die geografische Umwelt

b) Landwirtschaftliche Produkte

c) Die Struktur des Haushalts

d) Siedlungsformen

e) Gemeinschaftsaufgaben

f) Außenbeziehungen

2. Königtum und Wirtschaft

a) Der königliche Haushalt

b) Königtum und Handwerk

c) Das königliche Fernhandelsmonopol

d) Kriegsführung als wirtschaftlicher Faktor

e) Königtum und Wirtschaft – indirekte Auswirkungen

f) Der Streit um das Königtum, oder: Wer profitiert?

3. Prekarisierung, Urbanisierung und Kommerzialisierung

a) Gesellschaftliche Entwicklungen

b) Prekäre Arbeitsverhältnisse

c) Urbanisierung und Kommerzialisierung

4. Der Imperialismus der Großmächte und die Folgen für das Wirtschaftsleben

a) Wirtschaften im Schatten der Großmächte

b) Folgen der imperialen Ausplünderung

5. Geld als Wirtschaftsfaktor

a) Schritte zur Monetarisierung der Wirtschaft

b) Anfänge von Kapitalbildung

c) Mentalitätswandel infolge der Monetarisierung der Wirtschaft

II. WIRTSCHAFT UND GELD IN DEN LEBENSWELTEN DER NEUTESTAMENTLICHEN TEXTE

6. Wirtschaft in den Lebenswelten der neutestamentlichen Texte

a) Einführung: Theorien, Zeiten, Räume

b) Grundzüge und Besonderheiten der kaiserzeitlichen Wirtschaft

c) Die Akteure auf dem Feld der Wirtschaft

7. Der Fluss des Geldes – Münzen und Steuern

a) Grundzüge der Monetarisierung des Wirtschaftslebens

b) Jesus hatte Geld und zahlte Steuern

c) Münzgeld im Neuen Testament

d) Darf man dem Kaiser Steuern zahlen?

e) Steuern

Steuern für den Kaiser in Rom und Steuern für den Tempel in Jerusalem

Das römisch-hellenistische Steuer- und Abgabensystem

f) Das Bankgewerbe in römischer Zeit

8. Das Gold und die Götter – Ökonomie und Kult

a) Der Artemistempel in Ephesos

b) Die Konkurrenz der Städte um die Kaisertempel in der römischen Provinz Asia

c) Die Tempel des Gottes Israels in Jerusalem und auf dem Garizim

9. Die Grundlagen des Lebens – Essen und Obdach

a) Subsistenz und Einkommen

b) Nahrungsmittelproduktion und Nahrungsmittelversorgung

c) Wohnen in städtischen und ländlichen Lebenswelten

10. Der Strom der Güter – Gewerbe und Handel

a) Landwirte, Handwerker, Händlerinnen und Dienstleister im Neuen Testament oder: Vom Ende eines forschungsgeschichtlichen Mythos

b) Produktion, Veredelung und Handel landwirtschaftlicher Erzeugnisse

c) Die wirtschaftliche Bedeutung des Ausbaus der Städte für Handel und Handwerk

d) Märkte und Wege

11. Vermögen und Verdienst – Kapital und Arbeit

a) Wer vermag was? Kapitalsorten und gesellschaftliche Stellung

b) Sklaverei und abhängige Arbeit

c) Dienst, Arbeit, Reichtum – christliche Werte?

AUSBLICK

12. Die Sprache der Wirtschaft und die Sprache der Religion

a) Die Güter und das Gute

b) Gabentausch

c) Kaufen und Verkaufen

d) Schulden und Schuld

e) Freikauf und Erlösung

f) Der wirtschaftende Mensch als Haushalter der Gaben Gottes

Anmerkungen

Literatur

Bibelstellenregister

Vorwort der Herausgebenden

Mit diesem Buch liegt nun der erste Band der Reihe »Lebenswelten der Bibel« vor, die kulturelle und soziale Kontexte, in denen die biblischen Schriften entstanden sind, für heutige Leser und Leserinnen transparent machen will.

Menschen leben bis heute in fast selbstverständlich gewordenen alltäglichen Routinen, sorgen auf irgendeine Weise für ihren Lebensunterhalt und müssen mit den jeweiligen natürlichen, sozialen und kulturellen Verhältnissen zurechtkommen. Das macht die Frage, wie die Menschen der Bibel ihren Alltag bewältigten, unter welchen sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen sie lebten, für Leser und Leserinnen des Buchs der Bücher interessant und auf den ersten Blick leicht zugänglich. Doch die biblischen Lebenswelten unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht so radikal von denen der modernen Welt, dass so manche Tiefendimension biblischer Texte zu entgehen droht: Die lebensweltlichen Kontexte auch sehr vertrauter biblischer Texte, damit aber auch wichtige Aspekte ihrer Bedeutung, sind uns nämlich oft fremder als gedacht.

Wenn wir als Herausgebende diese Reihe »Lebenswelten der Bibel« genannt haben, ist uns durchaus bewusst, dass der Begriff der »Lebenswelt« bereits eine längere und verflochtene Geschichte durchlebt hat und einer randscharfen Definition widerstrebt. Er gewann seit Beginn des 20. Jh. vor allem durch die Arbeiten von E. Husserl in der philosophischen Diskussion eine große Bedeutung und wurde etwa von J. Habermas und N. Luhmann noch einmal neu geprägt. Der Begriff ist aber auch in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen und hat dadurch an Prägnanz verloren. Wir möchten uns hier nicht einem spezifischen Verständnis von »Lebenswelt« anschließen, sondern darunter die »Um-Welt« verstehen, die Menschen als vorgegebene, ihnen widerfahrende und durch sie veränderte Welt umgibt. Zu ihr gehören die natürliche Umwelt, die materiellen und gesellschaftlichen Bedingungen und die kulturellen Gewohnheiten, in denen sie leben. Der Plural »Lebenswelten« soll dabei darauf verweisen, dass die biblischen Schriften über einen längeren Zeitraum, in gesellschaftlich und kulturell höchst unterschiedlichen Kontexten, also auch in verschiedenen Lebenswelten entstanden sind.

Die Reihe will nicht in erster Linie neue wissenschaftliche Forschungen zur Diskussion stellen, sondern soll auch ohne Expertenwissen verständlich bleiben. Sie richtet sich an Lehrende und Studierende der Theologie, an der Bibel und ihren Themenstellungen sowie an antiker Geschichte und Kultur Interessierte. Wir sind der Überzeugung, dass die kulturellen und sozialen Kontexte, in denen die biblischen Schriften entstanden sind, eine besondere Aufmerksamkeit verdienen und hoffen auf kritische wie neugierige Leserinnen und Leser.

An dieser Stelle ist zunächst ein großer Dank an Frau Tanja Scheifele vom Gütersloher Verlagshaus auszusprechen, die die Idee zu einer solchen Reihe von den allerersten Anfängen mitentwickelt und tatkräftig unterstützt hat. Die Autoren dieses ersten Bandes Rainer Kessler, Stefan Alkier und Michael Rydryck haben sich die Anliegen der Reihe zu eigen gemacht und die Fertigstellung dieses ersten Bandes mit großem Engagement vorangetrieben. Nicht zuletzt möchten wir Frau B. Nottbrock für die sorgfältige Drucklegung und Herrn Christoph Karn für die aufmerksamen Korrekturarbeiten danken.

Marburg/Wien, im August 2016

Alexandra Grund-Wittenberg/Markus Öhler

Vorwort der Autoren

Es ist eine ebenso faszinierende wie schwierige Aufgabe, beim gegenwärtigen Stand theologischer und historischer Forschung die Themen Wirtschaft und Geld in den Lebenswelten der biblischen Texte zu untersuchen. Umso fruchtbarer und hilfreicher haben wir als Autoren die Zusammenarbeit an diesem Projekt empfunden, das für uns immer wieder neue Perspektiven eröffnet und neue Fragen aufgeworfen hat.

Ein solches Projekt kann indes ohne die hilfreiche Unterstützung und die Anregungen Anderer nicht gelingen. Wir danken daher insbesondere den Herausgebern Alexandra Grund-Wittenberg und Markus Öhler, zum einen für die Gelegenheit, dieses Buch in der neuen Reihe Lebenswelten der Bibel zu verfassen, und zum anderen für ihre kritische Lektüre des Manuskriptes und ihre Gestaltungsimpulse. Unser Dank gilt auch unseren Hilfskräften Alena Schulz und Andreas Pflock für ihre Unterstützung bei der Recherche und Bearbeitung des Bild- und Kartenmaterials. Nicht zuletzt danken wir Tanja Scheifele vom Gütersloher Verlagshaus für die gewohnt gute und konstruktive Zusammenarbeit.

Stefan Alkier/Rainer Kessler/Michael Rydryck

Einleitung

Stefan Alkier/Rainer Kessler/Michael Rydryck

Der Bereich der Lebenswelt, den wir mit Wirtschaft bezeichnen, umfasst die Herstellung, die Verteilung und die Wertbemessung alles dessen, was Menschen zum Leben brauchen. Dies ist zu allererst die Nahrung, dann aber auch Kleidung und Wohnung sowie die vielen Gerätschaften, die nötig sind, um all das zu besorgen. Ohne zu wirtschaften, können Menschen nicht leben. Insofern richtet sich die Beschäftigung mit der Wirtschaft auf einen grundlegenden Bereich der Lebenswelten der Bibel.

Bei näherem Hinsehen wird das Bild komplexer: Menschen stellen nicht nur her, sie konsumieren auch, und zwar an erster Stelle die hergestellte Nahrung. Essen und Trinken sind also ebenfalls grundlegend. Kein Mensch wirtschaftet und verzehrt isoliert vom andern. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Deshalb gehört auch die Betrachtung der vielfältigen Formen des zusammen Lebens, des zusammen Arbeitens und der wechselseitigen Austauschbeziehungen – von der Familie bis zum Staat – zur Darstellung der wirtschaftlichen Lebenswelten der Bibel. Zusammenleben ist aller Erfahrung nach ohne Konflikte nicht möglich. Diese können teils geschlichtet werden, teils werden sie gewaltsam ausgetragen. Folglich gehören Recht und Krieg zu den Lebenswelten des Menschen. Und auch das weite Feld der Religion gehört dazu. Denn der Mensch hat ein Bewusstsein seiner selbst, das ihn fragen lässt, woher er kommt, wohin er nach dem Tod geht, welche Mächte sein Leben bestimmen. Wie immer der Mensch mit diesen Fragen umgeht, Transzendenz im wörtlichen Sinn als Überschreiten des Vorgegebenen gehört wesentlich zum Menschsein dazu.

Die Aufzählung hat an dieser Stelle nicht den Zweck, ein umfassendes Programm der »Lebenswelten der Bibel« vorzustellen. Sie will vielmehr darauf hinweisen, dass wir zwar viele Bereiche einzeln benennen können, diese aber alle wesentlich zum Menschsein dazugehören. Sie voneinander zu isolieren, ist eine besondere Form der Betrachtung. Im wirklichen Leben fließen sie ineinander. Es ist derselbe Mensch, der arbeitet, verzehrt, dies in einer Familie tut, Streit hat und ihn schlichtet und sich Gedanken über sich selbst, über sein Leben in der Gemeinschaft und in der Auseinandersetzung mit anderen und über Gott macht.

Dies festzuhalten ist besonders wichtig für den Bereich der Wirtschaft, um den es in diesem Band geht. Erst seit dem 18. Jh. n.Chr. gibt es so etwas wie eine Wirtschaftswissenschaft, die das Wirtschaften als eigenständigen Bereich des Lebens untersucht. Noch der Begründer der modernen Wirtschaftswissenschaft, Adam Smith, war in erster Linie Moralphilosoph. Seine philosophischen Vorläufer bis zurück zu Aristoteles, der sich umfassend mit Wirtschaftsfragen befasst hat, taten dies im Rahmen dessen, was wir als Ethik oder Politikwissenschaft bezeichnen würden. Die Art, wie Menschen wirtschaften, ist nicht allein von der Natur vorgegeben, sondern hängt wesentlich damit zusammen, wie Menschen gesellschaftlich verfasst sind und welche moralischen, politischen und religiösen Vorstellungen sie haben. Zwar gibt es im Bereich des Wirtschaftens bestimmte Gesetzmäßigkeiten, die die Wirtschaftswissenschaft untersucht. Aber dies sind keine Eigen- oder gar Naturgesetzlichkeiten, die von den übrigen Bereichen des individuellen und gesellschaftlichen Lebens völlig abgetrennt wären.

Die Darstellung des Bereichs Wirtschaft und Geld innerhalb der Lebenswelten der Bibel hat die Aufgabe, zwei Betrachtungsweisen zu verbinden, die man gewöhnlich mit den Etiketten synchron und diachron belegt. Die synchrone, also zeitgleiche Betrachtung nimmt bestimmte Formen und Aspekte des Wirtschaftens in den Blick: das Wirtschaften zum Erhalt der eigenen Gruppe (Subsistenzwirtschaft); die Rolle von Abgaben an Menschen, die selbst nicht produzieren; rechtliche und militärische Abhängigkeiten, die dies begründen; den Zusammenhang von wirtschaftlicher und sozialer Stellung; Verschuldung und ihre Folgen; Ausplünderung oder Umstrukturierung ganzer Länder durch imperiale Mächte als Form der Konzentration wirtschaftlicher Macht; und so weiter. Daneben steht die diachrone, also die Betrachtung im Zeitverlauf. Einerseits ist es nämlich so, dass verschiedene Bereiche zeitgleich bestehen. Subsistenzwirtschaft, Abgabenpflicht, Verschuldung und imperiale Abhängigkeit und Ausbeutung kann es zur selben Zeit geben. Andererseits sind die verschiedenen Epochen dadurch gekennzeichnet, dass ein bestimmtes Phänomen wirtschaftlich und gesellschaftlich dominierend erscheint.1

In der folgenden Darstellung versuchen wir, diese beiden Zugänge zu verbinden. Mit der historischen Abfolge und lebensweltlichen Überschneidung von landwirtschaftlicher Selbstversorgung freier Bauern (Subsistenzwirtschaft), übergreifenden Herrschafts- und Wirtschaftsformen (Königtum), zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit und Armut breiterer Schichten (Prekarisierung) und der Einbeziehung in überregionale Macht- und Wirtschaftssysteme (Imperialismus) in den Lebenswelten der alttestamentlichen Texte werden Grundformen des Wirtschaftens – Subsistenz, Abgaben, Verschuldung und Ausplünderung – vorgestellt, zugleich aber aufeinander folgende Epochen markiert, in denen je eine Form dominant war. Mit dem Themenbereich Geld und Geldwirtschaft wird eine Grundfrage des Wirtschaftens angesprochen, die zwar bis heute bestimmend ist, gleichwohl aber auch ihren geschichtlichen Anfang hat und die im lebensweltlichen Kontext der biblischen Texte zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Der Raum, in dem wir die Wirtschaft als Teil der biblischen Lebenswelten untersuchen, wird im Verlauf der Antike größer: Ist die Wirtschaft des alten Israel weitgehend auf Palästina beschränkt und in die Folge altorientalischer Reiche eingebunden, so ist die Lebenswelt der neutestamentlichen Texte in zeitlicher, räumlicher und eben auch wirtschaftlicher Hinsicht das Imperium Romanum, wobei Griechenland und Kleinasien von besonderem Interesse sind. Auch das römische Imperium begann seine Expansion mit einer auf Ausbeutung beschränkten Wirtschaftsweise. Doch wandelt sich diese Einseitigkeit in der römischen Kaiserzeit spürbar, sodass es – aufgrund von Frieden, Rechtssicherheit, Infrastruktur sowie einer Belebung von Handwerk und Handel – zu einer allgemein spürbaren Prosperität kommen konnte. Ebenso spürbar wächst die Bedeutung des Mittelmeers als Wirtschaftsraum, an dem das alte Israel zwar schon ansatzweise Anteil hatte, der aber für die wirtschaftlichen Lebenswelten der frühen Christen eine kaum zu überschätzende Bedeutung gewinnt.

Gerade die wirtschaftsgeschichtliche Perspektive kann entscheidend dazu beitragen, die frühen Christen nicht länger als Armutsbewegung zu stilisieren, die – wie das berühmte gallische Dorf aus Asterix und Obelix – im ständigen Konflikt mit ihrer römisch-imperialen »Umwelt« lebte. Stattdessen ist es einerseits wichtig, die in den frühchristlichen Schriften erkennbare Vielgestaltigkeit christlicher Individuen und Gemeinschaften als Teil derjenigen Gesellschaften zu begreifen, in denen sie lebten, und andererseits die frühen Christen als Bestandteil der Lebenspraxis eben dieser Gesellschaften zu verstehen, mit denen sie in vielfachen lebensweltlichen Zusammenhängen wie Wohnen, Arbeiten, etc. verbunden waren. Das Imperium Romanum, die Provinzen und die Städte, in denen Christusanhänger und ihre Versammlungen auf vielfältige und nicht selten intern wie extern konfliktreiche Weise lebten, bildeten nicht die »Umwelt« der Christen, sondern ihre Lebenswelten.

Im Allgemeinen wird man mit einem wirtschaftsgeschichtlichen Blick auf die biblischen Texte sagen können, dass sie einerseits in zeitlicher und räumlicher Hinsicht kaum einheitliche, sondern komplexe und sich entwickelnde wirtschaftliche Lebenswelten zu erkennen geben, dass aber andererseits Wirtschaftsformen wie Ackerbau, Seehandel, Münzgeld oder Sklaverei eine hohe lebensweltliche Beständigkeit aufweisen. Grundlegende Strukturen und charakteristische Veränderungen im Bereich der Wirtschaftsgeschichte aufzuzeigen, ist das Ziel dieses Buches als Beitrag zur Erschließung der Lebenswelten der Bibel.