Wo bitte liegt den dieses Albanien? - Hieronymus L. - E-Book

Wo bitte liegt den dieses Albanien? E-Book

Hieronymus L.

3,8

Beschreibung

Achtung, dies ist die Buchversion ohne Fotos (nur wenige SW-Bilder enthalten)! Die Ausgabe mit Fotos erhaltet ihr unter der ISBN: 978-3-8482-2062-5! Mit dem Wohnmobil vier Wochen quer durch den Balkan von Deutschland durch Österreich, Ungarn, Kroatien, Bosnien Herzegowina, Montenegro nach Albanien. Dann über Montenegro, Serbien, Ungarn, Kroatien und Österreich wieder zurück. Was für Menschen leben auf dem Balkan? Kann man dort überhaupt hinfahren? Gibt es Campingplätze? Wo kann ich mit dem Wohnmobil übernachten? Wie sehen die Menschen uns Deutsche? Was gibt es zu entdecken? Wie ist es, mit Schatzi, ohne Fernseher, ohne Radio, aber mit etwas Internet und Bergziege zu reisen? Auf all diese und weitere Fragen findet ihr reichlich Antworten. Ich erzähle Geschichten und Erlebnisse rund um die Reise, von uns, unserem Leben, unseren Einkäufen und natürlich von der bezaubernden Landschaft, den offenen und durchweg freundlichen Menschen des Balkans! Ihr erfahrt, wo ihr übernachten könnt, wo es etwas zu entdecken und erleben gibt! Bisher sind aus der "Schatzi, eine Reise und ich" zwei Bücher erschienen. Das Neue, nun erstmalig in zwei Versionen (Mit diversen Fotos und eine reine Textversion), außerdem soll ein interaktives eBook erscheinen!

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Erinnerungen sind das Wertvollste, was ein Menschen besitzen kann!

Oder wie Jochen Schweizer sagte:

Schreibe auf, was du besitzt, dann erhältst du eine Liste. Schreibe

auf, was du erlebt hast, dann erhält du eine Geschichte!

Hier ist nun eine neue von unseren Geschichten:

Diesmal widme ich diese unserem ersten Enkelkind Maximilian. Wir hoffen, dass er und alle weiteren Enkel, Urenkel, Ururenkel und so weiter noch Freude an den Erlebnissen ihrer Vorfahren haben!

An dieser Stelle danke ich besonders Schatzi, die durch ihre Liebe zu mir erst all diese Reisen und Erlebnisse ermöglicht hat. Danke sage ich auch von ganzem Herzen Ully, der Mama von Max. Erst einmal danke für den kleinen Sonnenschein und für die tatkräftige Unterstützung bei der Umsetzung dieses und weiterer Buchprojekte.

In Liebe (Opa) Frank

Hamburg Juli 2016

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur Buchreihe

Vorwort zur Reise

Dienstag - Frank allein unterwegs

Mittwoch - Wien ist lecker

Donnerstag - Der erste richtige Urlaubstag

Freitag - Nächtliche Schüsse in Sarajevo

Samstag - „Schnaps“ das war sein erstes Wort

Sonntag - Das Land der langsamen Straßen

Montag - Zurück in der Vergangenheit

Dienstag - Shopping auf albanisch

Mittwoch - Albanische Straßenerfahrung

Donnerstag - Haris und die Deutschen

Freitag - Das Ischgl von Serbien

Samstag - Von schwimmenden Wohnwagen

Sonntag - Volksmusik ohne Gleichen

Montag - So fühlt sich Glück an

Dienstag - Stacheldraht allein hilft nicht

Mittwoch - Markt und Mücken sind zurück

Donnerstag - Von Hitze und Mücken im Biotop

Freitag - Dramatische Sekunden

Samstag - Österreich ist Genuss pur

Sonntag – So sind Bayern nicht

Vorwort zur Buchreihe

„Schatzi, eine Reise und ich!“

An dieser Stelle einige Gedanken zur Buchreihe "Schatzi, eine Reise und ich!" - wie sie entstand, warum ich den Namen des Autors geändert habe und meine Motivation, weiter unter diesem Titel zu schreiben.

Wie begann eigentlich alles? Also das mit dem Schreiben.

Es war im Frühjahr 2011. Ostern war vorbei, der Stress in der Firma relativ groß und zweimal die Woche um 4 Uhr 12 km zur Arbeit wandern, reichte auch nicht mehr zum Stressabbau. So verfiel ich auf die Idee, über unsere Osterwanderung von Hamburg nach Itzehoe, ein kleines Büchlein zu schreiben. Recht ungeschickt und sehr hakelig verfasste ich damals 30 Seiten über unsere vier tägigen Wandererlebnisse.

Das Schreiben hat mir so viel Freude bereitet und mich vom Alltagsstress abgelenkt, dass ich gleich nach Fertigstellung des Wanderberichtes beschloss, weiter zu schreiben.

2010 fuhren wir mit dem Wohnmobil von Hamburg nach Istanbul. Dieser Vier - Wochentrip war es wirklich wert, aufgeschrieben zu werden. Und so nutzte ich 3 Monate lang meine täglichen Bus und Bahnfahrten, um das 130 Seiten umfassende Büchlein zu verfassen und zu veröffentlichen.

Damals wollte ich nicht unter meinem richtigen Namen schreiben und so erschien das erste richtige Buch aus der Reihe „Schatzi, eine Reise und ich“ unter dem Pseudonym „Hieronymus L.“! Der Name Hieronymus gefiel mir schon immer. Stellt euch nur ein altes Schloss vor. Die Fassade von uralten Wein- und Efeuranken bewachsen, umgeben von einem dichten Wald, scheint sich das Haus darin zu verstecken! Nur das große, aus massivem Eichenholz gezimmerte, Eingangsportal ist noch zu sehen. Deutlich sind die Spuren der Zeit, des Wetters und des Lebens am Tor zu erkennen. Und an eben diesem prangt in großen Messingbuchstaben: HIERONYMUS L.! Das hat, äh - das hätte doch was! Leider konnte sich bisher keines unserer Kinder entschließen, diesen Namen an unsere Enkel weiterzugeben - schade!

2012 schrieb ich für die Schatzi Reihe unter dem Namen: „Wodka, Bremsen, Baltikum“ das zweite Buch. Diesmal immerhin schon 246 Seiten und mit einigen Farbfotos. (Allerdings machten diese das Buch so teuer, dass es kein Kassenschlager wurde.)

Seither habe ich immer wieder versucht, meine Buchideen umzusetzen - Ideen gab es genug. Da waren zum Beispiel die ersten 15 Seiten aus „Sex zieht immer“. Da habe ich aber irgendwann den Faden verloren und so liegt das Projekt auf Eis.

„Die Pension“ hätte schon eher das Zeug zum richtigen Buch. An der Nordseeküste betreiben zwei ältere Ehepaare eine Pension. Hain und Karl sind grundverschieden. Der eine ist die Ruhe in Person, der andere hat mehr Dummheiten und Ideen im Kopf, als Fische in der Nordsee schwimmen. Sehr zum Missfallen ihrer Frauen und Gäste verstehen sich die Beiden prächtig, und so ergibt ihr Zusammensein oft eine explosive Mischung. Karl erzählt seinen Gästen, nein nicht seinen Gästen, sondern nur denen, die Hain für würdig befindet, oft Geschichten. Und diese Geschichten sind allesamt Erlebnisse aus meinem Leben. Nach 3 Kapiteln fragte ich mich allerdings, warum ich nicht einfach mein Leben aufschreibe. So ohne drumherum. Einfach die Erlebnisse vor der Wende, unsere 5 - tägige Flucht in den Westen, meine ersten Gehversuche in der freien Marktwirtschaft und und und. Bis hin zu der Zeit, als ich in „Der Firma“ anfing. Die Zeit, die mich am meisten beeinflusst, und zu der größten Veränderung in meinem Leben geführt hat. Vier Kapitel habe ich fertig und bin erst im Jahr 1986 angekommen. Dann haben mich Meinungen anderer, dass sich das Buch toll und sehr interessant lesen ließe, ich aber in der Sichtweise bzw. in der Zeit hin und her springe, verunsichert, und ich habe aufgehört am „Wendeleben“ weiter zu schreiben.

Aber jetzt, im Sommer 2016, habe ich wieder richtig Lust und werde zum Warm werden wieder ein „Schatzi, eine Reise und ich“ - Buch schreiben. Diesmal mit dem Titel „Wo bitte liegt denn dieses Albanien?“ Anschließend widme ich mich wieder dem Wendeleben oder noch ein Reisebuch? Wir werden sehen!

Die Lust am Schreiben ist aber nur die halbe Motivation. Schatzi und ich sind im März dieses Jahres zum ersten Mal Großeltern geworden und dies ist meine zweite Motivation. Wer würde nicht gerne ein oder mehrere Bücher über das Leben seiner Eltern oder Urgroßeltern lesen? Meine Eltern haben auch ein sehr spannendes und teilweise abenteuerliches Leben geführt. Leider kenne ich nur wenige Geschichten aus der Zeit vor meiner Geburt und was würde ich nicht alles dafür geben, mehr darüber zu erfahren.

Schauen wir mal, wie es mit dem nächsten Schatzi Buch läuft. Jetzt aber bin ich heiß, heiß auf´s Schreiben und ich kann es kaum erwarten, das Albanienbuch zu beenden, um am Wendeleben weiter zu arbeiten.

Wer Interesse an dem Kurzinhalt hat, schreibt mir einfach eine kurze Mail und schon liegt diese in eurem Postfach.

Ich kann alles und nichts richtig! Hat mal jemand gesagt und das trifft es ganz gut. Ich erhebe auch nicht den Anspruch literarisch wertvoll oder Weltliteratur zu verfassen, sondern ich möchte euch einfach nur unterhalten, nicht mehr und nicht weniger!

In diesem Sinne wünsche ich euch gute Unterhaltung und freue mich auf ein Feedback. Nein ich habe keine Facebook Seite und das „gefällt mir“!

[email protected]!

Vorwort zur Reise

Wo bitte liegt denn dieses Albanien? Diese Frage einer Österreichischen Gastwirtin zeigt die große Unsicherheit und Unwissenheit vieler Westeuropäer gegenüber dem Balkan. Dabei ist nicht nur die kroatische Küste bis runter nach Dubrovnik eine Reise wert. Diesen Teil des ehemaligen Jugoslawiens kennen und lieben schon viele meiner Landsleute. Warum aber schütteln fast alle mit dem Kopf, wenn wir erzählen, dass wir nach Bosnien Herzegowina, Serbien, Montenegro und Albanien fahren wollen. Immer wieder begegnen uns Vorurteile: Habt ihr denn keine Angst? Da kommt ihr doch bestimmt ohne Auto zurück! Braucht man für diese Länder eine extra Autoversicherung? Nehmt ja genug zu essen mit, da unten gibt es doch nichts! Und noch unzählige solcher und ähnlicher Aussagen mussten wir uns anhören. Dabei sind wir letztes Jahr bereits quer durch den Balkan gefahren und haben nur beste Erinnerungen an diese Reise. Doch das hatten einige unserer Freunde und Kollegen schon wieder vergessen. Sie leben in ihrer Frankreich-Mallorca-Italien-Deutschland Welt. In der die kroatische Küste direkt neben Spanien am Mittelmeer liegt.

Als wir der Gastwirtin die Länder von Nord nach Süd aufzählten, durch die wir gereist sind, konnte sie uns von Österreich über Slowenien bis Kroatien noch folgen, doch mit Bosnien Herzegowina oder gar Montenegro konnte sie nichts mehr anfangen. Wir gaben die geografischen Erklärungen auf, und versuchten, ihr die Gastfreundlichkeit, die Offenheit und allem voran die Deutschfreundlichkeit der Menschen vom Balkan näher zu bringen. Doch ihre Welt endete in Wels, und wenn sie nach Wien reiste, fühlte sie sich schon wie ein Weltenbummler!

Vielleicht kann ich nicht nur die Österreichische Gastwirtin, sondern auch euch, liebe Leser, für die einzigartigen Landschaften und Menschen der Balkanländer begeistern. Letzteres ist dann auch ein Grund, warum ich dieses Buch schreiben möchten. Den zweiten, und das ist der Hauptgrund, habt ihr bestimmt schon im Vorwort zum Buch gelesen.

Die diesjährigen Reisevorbereitungen und Planungen verliefen wieder einmal so typisch Ludwig!

Unsere vier - wöchige Albanientour, bei der wir 2015 elf Länder des Balkan bereisten, hat uns sehr beeindruckt. Besonders Griechenland und Serbien waren ganz oben auf unserer Wiederbesuchsliste. So stand schnell fest, dass wir 2016 mit dem Wohnmobil wieder mindestens nach Serbien fahren werden.

Einige meiner Arbeitskollegen kommen vom Balkan und als diese hörten, wo es dieses Jahr hingehen sollte, waren sie total begeistert. Alle gaben mir Tipps und boten uns an, sie bzw. ihre Familien zu besuchen. Und so plante und recherchierte ich wie wild.

Dann kam die Sache mit Max. Wegen des anstehenden Enkelkindes, hatten wir unseren Urlaub in diesem Jahr schon auf 3 Wochen beschränkt, als uns Ully und Philipp (die Eltern von Max) nach unserem genauen Rückkehrdatum fragten. Da Ully im Vorfeld schon was von einer Tagesschulung erzählt hatte, kombinierte ich schnell und verlegte unsere Rückkehr spontan 2 Tage vor. Schatzi schaute mich im ersten Moment zwar schief an, sagte aber nichts. Und tatsächlich wurden wir dann gefragt, ob wir einen Tag auf unseren Enkel Max aufpassen könnten. Schatzi und ich meinten natürlich, dies sei kein Problem, da wir am 05.07. eh schon wieder in Hamburg seien. Die zwei Tage weniger unterwegs sein zu können, opferten wir sehr gerne für unseren Sonnenschein.

Nun galt es allerdings, die sonst vier - wöchige Abenteuertour auf 2 1/2 Wochen einzudampfen. Da kam es uns sehr gelegen, dass Juliane (unsere Tochter) uns anbot, das Wohnmobil im Rahmen ihrer Urlaubsreise nach Wien zu bringen. Von dort würde sie dann wieder nach Hamburg fliegen, und wir könnten es übernehmen und wären schon mal 1.200 km näher an unserem Urlaubsziel. Toll, wir waren begeistert und ich buchte sofort 3 Flüge, zwei für Schatzi und mich nach Wien und einen für Jule nach Hamburg.

2 Wochen bevor es losgehen sollten, kristallisierte sich heraus, dass Juliane keinen Urlaub nehmen kann. Da Schatzi sich aber schon so sehr gefreut hatte, bis Wien fliegen zu können, erklärte ich mich bereit, einen Tag vor dem geplanten Flug nach Wien, alleine mit dem Wohnmobil von Hamburg nach Wien zu fahren.

Das war geklärt, Schatzi zufrieden, und ich konnte mich wieder der Routenplanung zuwenden. Eine Woche vor der geplanten Abreise merkte ich, dass ich mich total verplant hatte. Bei meiner Planung waren wir nur unterwegs von einem Ziel zum nächsten. Für spontane Entdeckungen und Zwischenziele war keine Zeit mehr. Und genau das war es doch, was unsere Urlaube immer so aufregend und abwechslungsreich machte. Außerdem checkte ich das Wetter für unser Urlaubsgebiet und bekam plötzlich große Zweifel, ob wir die richtige Wahl getroffen hatten. Die Aussichten waren mehr als bescheiden. Um die 20 Grad, Wind, Regen und Gewitter waren nicht das, was wir zur Erholung brauchten. Ich wollte Schatzi nicht nur tolles Wetter, sondern auch Abenteuer, Kultur und Erholung bieten. Das jedoch würden wir bei den Voraussetzungen nicht finden. Ein anderer Urlaubsplan musste her.

So machte ich mich daran, nach preiswerten Flugreisen Ausschau zu halten. Da kam mir der Hinweis eines Kollegen auf ein Angebot für eine Kubareise genau recht. 250€ für den Flug von Deutschland nach Kuba. Sofort und mit vollem Elan machte ich mich daran, alle Einzelheiten vom Wetter über die Unterkunft bis hin zum Essen in Erfahrung zu bringen. Das Ergebnis war ernüchternd, nachdem ich zum Angebotspreis noch je einen Koffer, einen Sitzplatz mit Beinfreiheit, etwas zu essen und einen Rückflug hinzugerechnet hatte, war ich schon bei 1.800€ für uns Beide! Abgesagt!

Dann fand ich eine USA - Reise, bei der die Flüge wirklich günstig waren. Erstmal gebucht! Dann die Kosten für Essen, Trinken, einen Mietwagen und Unterkunft ausgerechnet...!? Zu teuer - Flüge storniert!

Aber dann hatte ich eine Eingebung. Zwei meiner Arbeitskollegen kommen aus Kasachstan! Flüge überprüft - top! Wetter geprüft - top! Also die Flüge erst einmal festhalten - gebucht! Jetzt fehlte mir noch jemand, der uns Almaty, die Hauptstadt Kasachstans, und deren Umgebung zeigen konnte. Also telefonierte ich weiter mit allen möglichen Reiseagenturen, schrieb Email's und wartete auf eine Rückmeldung. In der Zwischenzeit erklärten mich meine Kollegen für völlig verrückt. Erst Albanien und Serbien, dann Kuba, dann doch die USA und jetzt Kasachstan, in letzteres Land kann man doch erst recht nicht fliegen! Die Frage: „Wie kommt man nur auf die Idee, nach Kasachstan zu fliegen?“, hörte ich ganz oft und die Antwort war so einfach: „Gepflegtes Abenteuer!“. An dieser Stelle fragt ihr euch bestimmt was Schatzi zu all dem sagte. Tja, für sie veranstaltete ich doch das Ganze! Ich wollte ihr unbedingt einen schönen Urlaub bieten. Es sollte warm und erholsam sein. Aus meiner Sicht und auf Grund der finanziellen Großwetterlage sollte es auch möglichst günstig sein. Genau deshalb dachte ich an Kasachstan! Und genau dort zeigte sich der Schwachpunkt. Schnell stellte sich heraus, dass Kasachstan kein Billigreiseland ist. Beim pro Kopf Einkommen liegt Kasachstan immerhin auf Platz 58 von 186 Vergleichsländern und damit weit vor allen Balkanländern. Zum Vergleich, im Nachbarland Kirgisistan beträgt das jährliche pro Kopf Einkommen ca. 1.200 US Dollar im Jahr, in Kasachstan dagegen ist es zehnmal so hoch. Eine dreiwöchige Reise würde somit unser Budget bei weitem sprengen. Also alles wieder storniert!

Und Schatzi? Als ich ihr am selben Abend erzählte, was ich mir alles überlegt, gebucht und wieder storniert hatte, wurde ihr schwindlig. Ich hingegen konnte es nicht verstehen. Man muss doch verschiedenen Möglichkeiten testen und alles in Betracht ziehen. Schließlich setzten wir uns nochmals zusammen und beschlossen, alle Planungen über den Haufen zu schmeißen.

Übrig blieb folgende Planung: Ich fahre Dienstag Abend gegen 19 Uhr in Hamburg los. Schatzi fliegt Mittwoch Abend nach Wien, wo ich sie in Empfang nehme. Dann nehmen wir uns eine Woche Zeit, um die ca. 1.000km bis Boka Kotorska, ein fjordähnliches Gebiet an der montenegrischen Adriaküste, zurück zu legen. Dann wollten wir uns eine Woche in Montenegro und am Shkodra - See umsehen, um anschließend binnen einer Woche wieder nach Hamburg zurück zu fahren. Sonst gab es keine weiteren Ziele und Planungen.

Natürlich kam alles ganz anders, aber genau aus diesem Grund wurde es ein fast perfekter Urlaub. "Warum nicht perfekt?" fragt ihr - 6 Wochen länger und er wäre perfekt gewesen!

Wer mehr über die Länder des ehemaligen Ostblocks und deren Menschen erfahren möchte, dem empfehle ich aus der „Schatzi - Reihe“ auch: „Mit dem Wohnmobil von Hamburg nach Istanbul!“ (2011) und „Wodka, Bremsen, Baltikum“ (2012).

Dienstag - Frank allein unterwegs

Hoffentlich endet der Tag nicht so wie er begann, dachte ich, als ich gegen 19 Uhr in Hamburg startete und unsere Bergziege in Richtung Autobahn steuerte. Um diese Tageszeit hatte der Berufsverkehr schon merklich nachgelassen. Nachdem ich bei Stapelfeld auf die A1 fuhr, entspannte ich mich und ließ den Tag noch einmal Revue passieren.

Als Punkt 5 der Wecker klingelte, war ich im ersten Moment verwundert, denn normalerweise stehe ich eine halbe Stunde früher auf, um mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Dann fiel es mir wieder ein - seit zwei Tagen hatte ich eine Art Fahrgemeinschaft mit Katrin. Diese hatte versprochen, mich 5:30 Uhr vorm Haus einzusammeln und mit zur Firma zu nehmen. Am Tag davor klappte dies wunderbar und so freute ich mich schon auf einen entspannten Tagesbeginn. Allerdings nur, bis mein Handy 10min vor der verabredeten Zeit piepte und Katrin (mir) schrieb, dass sie ca. 15min später kommt! Oh mein Gott, muss das heute sein und bei mir, wo ich doch so ein Pünklichkeitsfanatiker bin. Na gut, vielleicht sollte ich mich einfach entspannen und mich (so) schon auf den Urlaub oder auf bevorstehende Staus vorbereiten. Dann kam sie doch nur 10 min später und die Entschuldigung, dass es am vergangenen Abend etwas länger ging, quittierte ich mit einem Lächeln. Wir hatten kaum 4 km des Weges geschafft, als sie plötzlich bremste und rechts ran fuhr. Besorgt fragte ich was los sei. Ihre Antwort beunruhigte mich dann doch und ich war gespannt was heute noch kommen würde. Sie meinte, ihr sei plötzlich schwindlig geworden und es drehe sich alles. Daraufhin bot ich ihr an, dass ich gern weiter fahren könnte. Doch sie verneinte und verwies darauf, dass ihr dies in der Schwangerschaft öfter passiert sei, doch da wurde sie dann auch mal ohnmächtig. Ich drehte mich kurz weg, verdrehte die Augen und atmete tief durch. Als ich sie wieder ansah, lächelte sie mich aufmunternd an, auch wenn es mir jetzt ganz schwindlig war. Nach ein paar Minuten des kräftigen Ein- und Ausatmens startete sie den Motor und es ging weiter. Meinen halbwegs pünktlichen Arbeitsbeginn ( obwohl ich Gleitzeit habe, fange ich immer vor 6 Uhr an ) sah ich schon schwinden. Doch dann lief es ganz gut und alles deutete darauf hin, dass wir es (doch) pünktlich schaffen könnten, als Katrin plötzlich meinte: „Ach, tanken muss ich ja auch noch!“. Meinen vorsichtigen Hinweis, dass es Nachmittags immer günstiger sei, verwarf sie mit den Worten: „Ach, ich tanke nur für 20€, da ist es egal.“ "Frank entspann dich, du hast heute noch einiges vor", dachte ich und genoss den Anblick der bunten Zapfsäulen. Am Arbeitsplatz angekommen, nahm ich die 15min Verspätung äußerlich gelassen hin. Nur meine lieben Kollegen machten sich einen Spaß daraus, mir alle möglichen Schreckensszenarien für den weiteren Tagesverlauf zu offerieren! Dessen ungeachtet verlief der Arbeitstag relativ geregelt und so trat ich gegen 13 Uhr den Heimweg an. Katrin bot an, mich auf dem Heimweg auch mitzunehmen. Da heute morgen ja schon alles mögliche schief ging, sollte doch die Rückfahrt problemlos möglich sein. Nachdem ich mich mit Katrin getroffen hatte, gestand sie mir, dass sie noch einen kleinen Umweg machen müsse, um einen Brief wegzubringen. Innerlich dachte ich mir, das darf doch nicht wahr sein, läuft denn heute alles nur mit Verzögerungen? Aber es war wirklich nur ein Umweg von 2min und als sie mich zu Hause absetzte, atmete ich durch und sagte mir, dass nun der Urlaub beginnen könne. Gleich würde ich hoch in die Wohnung gehen, mich noch etwas hinlegen und schlafen. Das zumindest dachte ich bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich den Briefkasten erreichte, ihm die Post entnommen und einen Brief von einer Rechtsanwaltskanzlei geöffnet hatte. Was ich da las, durfte doch nicht war sein. Die wollten doch tatsächlich von Gabi über 1.000€ eintreiben für eine Sache die 15 Jahre zurücklag. Mein Blutdruck schoss schon mal voraus in den 3. Stock. Dort angekommen, schnappte ich mir das Telefon und versuchte, die Angelegenheit zu klären. Als ich dann eine Stunde später alles bereinigt hatte, war an Schlaf natürlich nicht mehr zu denken. Und so begann ich die restlichen Sachen und die Fotoutensilien ins Womo zu räumen. Als Gabi dann später von der Arbeit kam, hievten wir gemeinsam die Fahrräder auf´s Womo, tranken Kaffee, duschten nochmal, aßen Abendbrot und dann ging es auch schon los.

Für die ca. 1.200 km bis Wien hatte ich genau 24 Stunden Zeit, denn Schatzi würde am nächsten Tag gegen 19 Uhr am Wiener Flughafen landen. Die Wetteraussichten waren nicht so rosig und so fuhr ich mit gemischten Gefühlen in Hamburg los.

Doch wie sich zeigte, hatte ich Glück. Nicht nur das Wetter war besser als erwartet, auch der Verkehr hielt sich stark in Grenzen und so konnte ich über 900km in 9 Stunden zurücklegen.

Gegen 4 Uhr morgens, kurz vor der österreichischen Grenze, forderten der vorangegangene Tag und die Nachtfahrt ihren Tribut. Daran änderten auch 3 Dosen Red Bull, 2 Guarana-Kapseln und vier Kaffees nichts, die ich im Laufe der Nacht zu mir genommen hatte. Irgendwann ist halt Schluss. Außerdem nahm der Verkehr merklich zu und zu allem Überfluss begann es auch noch zu regnen. Da kam mir die Raststätte Donautal West genau recht. Jetzt würde ich erst einmal schlafen und dann gehts weiter. Die restlichen ca. 300km schaffe ich auch noch, bis ich Schatzi endlich wieder habe!

Mittwoch - Wien ist lecker

Wie gut oder schlecht schlafen LKW Fahrer an Autobahnraststätten? Ich weiß es nicht, aber ich weiß eins, wenn man richtig kaputt und müde ist, schläft Mann wie ein Murmeltier. So zumindest habe ich geschlafen und das fast 6 Stunden.

Irgendwann wunderte ich mich, dass es relativ leise war. Ich horchte genauer hin - ah es hatte aufgehört zu regnen. Und warum hörte ich keine LKW´s mehr? Verschlafen blinzelte ich mit den Augen und versuchte angestrengt, gegen das gleißende Licht, welches durch die Dachluke drang, anzukämpfen. Noch während meines Lichtkampfes überlegte ich, wie lange es wohl her ist, dass ich den letzten LKW wegfahren gehört habe. Gefühlt war es Nachmittag und dieser Gedanke ließ mich hochfahren. Hatte ich wirklich bis zum Nachmittag geschlafen? Halb blind wegen des Lichts und der fehlenden Brille, tastete ich nach dem Handy. Dann fand ich es, entsperrte es und … sah nichts. Die Uhrzeit stand doch ganz klein am obersten Rand. Also nochmal tasten. Wer zum Teufel hat nur meine Brille verlegt! Endlich fand ich sie und damit auch die Uhrzeit - 10:08 Uhr. Puh, das ging gerade noch mal gut, es war also noch nicht so spät.

Ich machte mich frisch, zog mich an und machte mich auf zur Raststätte. Einen Kaffee, ein belegtes Brötchen und einen WC-Besuch später, saß ich wieder im Womo und fuhr weiter über die Autobahn in Richtung Wiener Flughafen.

Leider spielte das Wetter nicht so recht mit. Kaum hatte ich die Raststätte verlassen, fing es auch schon wieder an zu regnen. Auch der Verkehr verdichtete sich proportional zum Regen und so wurde die Fahrt nach Wien sehr anstrengend.

Kurz bevor ich den Flughafen erreichte, klarte der Himmel auf und die Sonne zeigte sich wieder. Am Airport angekommen, drehte ich eine Runde und hielt Ausschau nach einem Parkplatz für den Abend. Als ich glaubte, diesen gefunden zu haben, drehte ich ab und fuhr zum SCS Shopping Center, südlich von Wien.

Das Shopping Center ist echt groß und ich freute mich auf ein wenig Abwechslung. Auch die Sonne meinte es nun richtig gut mit mir und strahlte an einem leicht bewölkten Himmel. Im Center wollte ich etwas bummeln, eine Kleinigkeit essen und mich anschließend nochmals hinlegen. Das mit dem Essen erwies sich allerdings als sehr schwierig. Nicht etwa, dass es nichts gab, nein ich konnte mich nicht entscheiden, was ich essen sollte, so viel gab es. Sollte es etwas herzhaftes oder etwas süßes sein? Eine belegte Semmel oder Apfelstrudel? Schließlich kapitulierte ich vor einem Stand mit Cinnamon Rolls (saftige Zimtschnecken), dazu gab es einen großen Braunen (Kaffee mit Milch) und schon war ich glücklich. Mit meinen Errungenschaften schlenderte ich noch ein Stündchen durch das Center, bevor ich im Womo verschwand, um mich noch zwei Stunden hinzulegen.

Das Einschlafen dauerte ein Weilchen. Kaum war ich halbwegs in der Traumwelt verschwunden, klingelte das Handy. Schatzi rief an, um mir mitzuteilen, dass sie sich nun auf den Weg zum Flughafen mache. Ja gut. Ganz toll. Viele Grüße. Ich liebe dich. Ich dich auch. Bis später und guten Flug. Ja Tschüß, Tschüß, Tschüß, Tschüß! Warum reicht es Frauen eigentlich nicht, einmal Tschüß zu sagen? Na egal. Ich schloss die Augen und gab mir Mühe, trotz Sonnenschein, wieder einzuschlafen. Und ich schaffte es. „Ein bisschen Spaß muss sein …“ sang mir Roberto plötzlich wieder ins Ohr. Nein, nicht schon wieder das Handy und von Spaß konnte keine Rede mehr sein. Diesmal war meine Schwester dran. Die ruft sonst nur alle paar Monate mal an, aber ausgerechnet jetzt - muss das sein Schwester? Ja hallo. Ja mir gehts auch gut. Mmm, ja, auch ne, ohhh. Ja ich bin schon unterwegs. Ja im Urlaub. In Wien. Ja die ganze Nacht gefahren. Ja ich leg mich jetzt hin. Danke. Viele Grüße an alle und Tschüß. Ja Tschüß, Ja bis bald Tschüß. Tschüß! Und aufgelegt.

Als sie aufgelegt hatte, brauchte ich auch nicht mehr schlafen, es wurde Zeit zum Flughafen zurück zu kehren, um Schatzi in Empfang zu nehmen.

Inzwischen hatte der Feierabendverkehr eingesetzt und ich wollte die Autobahn umgehen. So schlängelte ich ich mich über Landstrassen durch kleine Vororte und später am Rand von Wien zum Airport zurück. Als ich den erspähten Parkplatz erreichte, stellte sich heraus, dass es sich um einen Privatparkplatz handelte. Also steuerte ich den großen Parkplatz C an. Vor der Einfahrt angekommen, hinderte mich die Höhenbegrenzung von 2,20m an der Weiterfahrt. Und nun? Da stand ich, die Uhr tickte und Schatzi´s Ankunft rückte immer näher. So entschloss ich mich, noch eine Runde zu drehen. Doch außer, dass ich den gesamten Taxiverkehr für 5 Minuten am Flughafen lahmlegte - ich bin doch tatsächlich falsch abgebogen und in die Taxieinbahnstraße geraten, dann plötzlich nur noch 2m Höhe, und so musste ich rückwärts aus der Sackgasse raus, obwohl immer neue Taxis hineinströmten - erreichte ich nichts. Dann entdeckte ich einen Kurzzeitparkplatz und steuerte das Womo dort hin. Zum Glück stand neben dem Schild: Zum be- und entladen 5 min, niemand, und so konnte ich mich über 3 Parkplätze stellen.

Nun galt es Gabi zu informieren, dass ich sie nicht im Flughafen direkt abholen konnte, sondern an der Einfahrt zum Parkplatz C erwartete.

Alles klappte wie am Schnürchen. So konnte ich mein Schatzi schon bald wieder in die Arme schließen und wir starteten gemeinsam in den Urlaub.

Auf Grund der fortgeschrittenen Stunde entschieden wir uns, einen Übernachtungsplatz nur wenige Kilometer vom Flughafen entfernt am Neusiedler See anzusteuern. Endlich. 26 Stunden nach Abfahrt in Hamburg, hatte wir unseren ersten Übernachtungsplatz erreicht. Am Ende einer Sackgasse gelegen, von Bäumen umstanden, auf einer fast ebenen Stellfläche, würden wir eine sehr entspannte Nacht haben.

Gabi erzählte noch von ihrem Tag und ihrem Flug, während wir gemeinsam etwas zu essen zu-bereiteten.

Nach insgesamt 1.309km hatten wir uns wieder und unser Urlaub konnte mit der ersten gemeinsamen Nacht beginnen!

Donnerstag - Der erste richtige Urlaubstag

Als ich am Morgen langsam munter wurde und Schatzi verschlafen ansah, konnte ich auch ohne Brille sehen, dass sie schon munter war. Verliebt lächelte sie mich an und flüsterte: „So richtig sind wir noch nicht im Urlaubsfieber, es ist erst 6 Uhr und ich bin schon munter und wie ich sehe, du auch! Guten Morgen Liebling!“. Ich stöhnte drehte mich rum und murmelte: „Das kann doch nicht wahr sein.“, aber schlafen konnte auch ich nicht mehr. Bestimmt liegt das am Alter, denn alte Menschen schlafen nicht mehr so viel, dachte ich und schlußfolgerte gleichzeitig, dass wir jetzt dann dazu gehören!

Aber wie heißt es so schön: Der frühe Vogel fängt den Wurm! Was ich da noch nicht ahnte, in diesem Urlaub sollten wir einige Würmer fangen!

Nun da wir einmal wach waren, nutzten wir die Chance, zogen uns an, putzten Zähne und noch vor 7 Uhr waren wir unterwegs.

Wegen einer Baustelle konnten wir nicht den kürzesten Weg nach Ungarn nehmen, sondern musste einen kleinen Umweg über die Landstraße 16 fahren. Über Siegburg und den Grenzübergang Klingelbach erreichten wir ohne Probleme Ungarn. Schon vor der Grenze bemerkten wir regen Verkehr in Richtung Österreich. Hinter der Grenze bildete sich gar ein Stau von mehreren Kilometern Länge. Hunderte von Fahrzeugen wollten von Ungarn nach Österreich. Offenbar handelte es sich fast ausschließlich um Berufspendler, denn in der Mehrzahl der PKW´s saß nur der Fahrer. Von Fahrgemeinschaften haben die Ungarn offenbar noch nichts gehört. Gabi und ich fragten uns, wie wohl die Menschen in Österreich mit dieser täglichen Flut von günstigen Arbeitskräften zurechtkamen. Hat dies die Menschen und deren Einstellung zum Nachbarland verändert oder sind die Arbeitskräfte wirklich notwendig? Bei einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von über 8% scheint es nicht zwingend notwendig zu sein, so viele Ungarn zu beschäftigen. Und wir sind nur an einem Grenzübergang entlang gefahren. Wie sieht es wohl an den anderen aus?

Nachdem wir die erste größere Stadt Sopron erreicht hatten, lichtete sich der Verkehr und wir hatten mehr oder weniger freie Fahrt auf den durchaus guten ungarischen Landstraßen.

Der Balaton war noch fast 35 km entfernt und es war gerade erst kurz vor halb zehn, als sich bei Schatzi der kleine Hunger meldete. Liebevoll aber bestimmt wurde ich genötigt, umgehend einen Frühstücksplatz zu suchen. Schatzi´s Wünsche sind mir Befehl. Kurz darauf bog ich von der Hauptverkehrsstraße ab. Tatsächlich fanden wir nur wenige hundert Meter weiter an einer kleinen ländlichen Bahnstation einen tollen Pausenplatz. Hier war es nicht nur idyllisch, nein hier war es auch unterhaltsam. Kaum hatten wir den Tisch bzw. die Bank gedeckt, als plötzlich eine krächzende, blecherne Lautsprecherdurchsage in feinstem ungarisch die Stille zerriss. Wir tun uns ja schon mit deutschen Durchsagen schwer, aber diese schoß echt den Vogel ab (im iTunes Ebook ist diese zu hören). Schnelles ungarisch verleitet schon zum Schmunzeln, aber hier lagen wir flach vor lachen und beglückwünschten uns gleichzeitig zu diesem tollen Frühstücksplatz!

Noch einige Zeit nachdem wir fertig waren, saßen wir auf der Bank am Bahnsteig schauten den Insekten am Wegesrand zu und beobachteten die ab und zu vorbeifahrenden Züge. Stets grüßten wir die Lockführer, die ihrerseits mit lautem Hupen und fröhlichem Winken antworteten.

Irgendwann musste es aber weitergehen und so räumten wir unsere sieben Sachen zusammen und fuhren zurück auf unsere Route in Richtung Balaton.

Als wir uns dem größten Binnensee Mitteleuropas näherten, konnten wir fühlen und sehen, wie touristisch alles rund um den See ist. Plötzlich sahen wir, die bei Urlaubern wie Einheimischen, gleichermaßen beliebten Supermärkte wie Lidl und Hofer (Aldi Süd Ableger). Ein klares Zeichen für uns, schnell weiter zu fahren in der Hoffnung, den Plattensee bald hinter uns zu lassen.

Keine 30km südlich des Sees wurde es wieder ruhiger und beschaulicher. Uns begegneten kaum noch Autos aus Österreich oder Deutschland und die Wohnmobile schienen alle nicht über die Autobahn E71, die von Zagreb nach Budapest am Südufer des Balaton entlangführt, hinweg zukommen.

Uns sollte es recht sein. Wir genossen das ursprüngliche und authentische Ungarn. So richtig spürten wir es in Lábod, etwa 30km vor der kroatischen Grenze.

Eigentlich waren wir auf der Suche nach einer Wasserstelle, kurvten durch den Ort und hielten immer wachsam Ausschau. Dann entdeckten wir mehrere ältere niedrige Gebäude auf einer großen Grünfläche. Alles deutete auf ein Freizeitgelände oder ähnliches hin. Hier sollte es doch bestimmt Wasser geben. Hinter einem der Häuser fielen uns plötzlich viele Markthändler auf, die gerade dabei waren, ihre Stände abzubauen. Sofort hielt ich an und Gabi ging auf Erkundungstour, während ich einen Parkplatz suchte. Als ich diesen gefunden hatte und das Womo gerade verschließen wollte, kam mir Schatzi schon wieder entgegen und meinte: „Scheiße, hier war Markt! Aber die bauen alle gerade ab und es sind nur noch Klamottenhändler da. In der Halle dort hinten (sie zeigte auf eine alte verwitterte, unscheinbare Halle etwa 100m entfernt), gab es wohl auch Lebensmittel, aber da sind alle schon weg. Da gibt es kein Paprikapulver mehr!“. Das war es aber, was wir außer Wasser, noch dringend brauchten. Unser Vorrat aus dem letzten Jahr war restlos alle. Das ungarische Pulver vom Markt ist so anders als unser Industriepulver, und auch so viel besser. Da schmeckt man die sonnengereiften Paprikas, die süße Schärfe, und es ist natürlich rot wie Paprika.

Ich wollte nicht gleich weiterfahren und so bot ich Schatzi an, gemeinsam kurz über den Restmarkt zu bummeln. Wir verschlossen das Womo und gingen erst an den Händlern vorbei, die gerade ihre Stände mit Jeans, T-Shirts, Slips und BH´s zusammenpackten. Zwar sollte man nicht vom äußeren Erscheinungsbild auf die Herkunft eines Menschen schließen, aber beim Anblick der Händler und deren Waren fühlten wir uns eher wie auf einem indischen oder pakistanischen Basar. Nichts von den angebotenen Waren erweckte unser Interesse. Erst als wir eine der großen Hallen erreichten, ahnten wir, was wir verpasst haben mussten. Dutzende kleine Stände unter einem Dach, aber alle schon abgedeckt und teilweise verschlossen. Hier kamen wir eindeutig zu spät. Ein Blick auf die Uhr bestätigte unsere Vermutung, es war bereits nach 13 Uhr und der Markt damit geschlossen.

Am anderen Ende der Halle entdeckte ich eine kleine Gruppe von Menschen, offenbar standen dort noch einige ältere Marktfrauen auf einen Schwatz zusammen. „Lass uns hingehen und nach Paprikapulver fragen“ ,sagte ich zu Gabi. „Wie willst du die fragen?“ erwiderte sie. Wortlos zeigte ich ihr mein Handy und zog sie schon in die Richtung der kleinen Gruppe.

In feinstem nicht ungarisch grüßte ich mit „Dobri dan“, was so viel wie Guten Tag heißt. Die Leute sahen mich verdutzt an und (wahrscheinlich) grüßten sie zurück, aber für uns waren es unverständliche Worte. Dann zückte ich mein Handy und gab in einer Übersetzungsapp das Wort Paprikapulver ein. Was dann auf dem Display erschien, hielt ich den Anwesenden unter die Nase. Alle schauten drauf, dann begann ein wirres und für uns unverständliches Wortgemetzel. Alle diskutierten durcheinander und miteinander. Am Ende setzte sich eine etwa 60jährige Frau durch und fragte: „Papprikaa?“ wobei sie Daumen und Zeigefinger in die Luft hielt, aneinander rieb und so tat als würde sie Salz streuen. Gabi und ich nickten heftig und gleichzeitig. Dann bedeutete sie uns, ihr zu folgen, während der Rest der Gruppe schon wieder wild durcheinander redete.

Sie führte uns zu einem Stand am Rand der Halle, zwängte ihren molligen Körper dahinter, bückte sich und kramte in diversen blauen Müllsäcken. Als sie wieder auftauchte, hatte sie ein Paket Paprikapulver in der Hand. Jetzt bedeutete ihr Gabi, ob sie probieren könne. Die Frau nickte und öffnete das Päckchen ohne zu zögern. Wir kosteten und waren höchst zufrieden, endlich wieder dieses edle Pulver auf der Zunge zu spüren.

Wir waren überzeugt, noch weitere Märkte in Ungarn oder Nordserbien zu finden, auf denen wir das Pulver kaufen konnten und so erstanden wir hier nur ein 200g und ein 500g Päckchen für umgerechnet knapp 7€. Mit einem herzlichen Dankeschön verabschiedeten wir uns von ihr. Sie ihrerseits bedankte sich bei uns mit einem „Dankeschön“! Mit einem letzten Winken zu der Gruppe verließen wir glückselig die Halle. Wir hatten kein Wasser gefunden, aber unser erstes Paprikapulver!

Am Stadtrand entdeckten wir einen größeren TESCO (ein Supermarkt, ähnlich vielleicht einem Kaufland, nur etwas kleiner). Ich wußte, dass Schatzi mal auf die Toilette musste und so stoppte ich nur wenige Kilometer nach dem Markt schon wieder.

Ich nutzte die Gelegenheit auch für einen Besuch des stillen Örtchens. Anschließend bummelten wir durch den Supermarkt. Dabei entdeckten wir DAS Mitbringsel schlechthin, einen ungarischen Brandy mit Namen „Maximilian“! Wir kauften gleich drei Flaschen und sind uns sicher, dass die, die ihn bekommen, sich riesig freuen werden.

Als wir uns einige Zeit später der ungarisch - kroatischen Grenze näherten, waren wir sehr gespannt, was uns erwarten würden. Durch die deutsche Presse geistern ja sehr viele Berichte in Zusammenhang mit der „Flüchtlingskrise“. Aus unserem letzten Urlaub wissen wir noch, dass es kaum Grenzkontrollen gab und wir überall auf´s freundlichste willkommen geheißen wurden. Um so erstaunter waren wir, das wir nun stoppen und unser Pässe zeigen mussten. Die ungarischen Beamten schauten sich sogar im Wohnmobil um, doch noch gab es nichts zu finden bei uns. Während Gabi das Womo öffnete und alles erklärte, hatte ich Zeit, mich etwas umzusehen. Die Grenzanlagen hatten sich tatsächlich verändert. Es waren wieder große Eisentore angebracht und der meterhohe Stacheldrahtzaun war nicht zu übersehen. Aber na gut, jeder Staat ist souverän und kann seine Grenzen sichern, wie er es für richtig hält. Da wir nicht in Ungarn leben und die Probleme nicht kennen, steht uns auch kein Urteil über irgendwelche Maßnahmen zu. Uns jedenfalls machte die Kontrolle nichts aus, schließlich hatten wir nichts zu verbergen.

Nach wenigen Minuten öffnete sich der Schlagbaum und wir konnten weiterfahren. Auf kroatischer Seite winkte uns ein Beamter gelangweilt weiter und das war's. Wir hatten die Grenze ohne Probleme in kürzester Zeit und das außerhalb der eigentlichen Touristenpfade passiert!

Kaum in Kroatien angekommen, fiel uns ein, dass wir noch keine kroatischen Kuna hatten, dass wir Kaffeedurst hatten, und dass wir noch etwas zum Abendbrot brauchten, denn außer einer ungarischen Paprikawurst und einer Flaschen Wein, hatten wir noch nichts. Das wollten wir in Virovitica ändern.

Wir rollten gerade ins Zentrum ein, als Gabi eine Bank entdeckte und gleich daneben einige Geschäfte und Bars. Ohne zu blinken bog ich von der Hauptstraße ab und überfuhr dabei eine Sperrlinie, aber das kümmerte niemanden. Kein Hupen, kein schimpfen, kein Vogel zeigen, einfach herrlich, das Autofahren außerhalb Deutschlands. Ich parkte das Womo irgendwie am Straßenrand, speicherte unseren Standort im Navi und dann schwärmten wir aus, das Städtchen zu erkunden.

Der erste Geldautomat gleich gegenüber unseres Parkplatzes mußte uns Geld geben. Kreditkarte rein, Kuna raus. Das funktioniert weltweit immer bestens! Soweit gut bestückt, stiefelten wir weiter durch die Gassen. Allerdings sahen die Bars und Cafés nicht sehr einladend aus. Dann entdeckten wir doch tatsächlich wieder einen Markt. Schon von weitem konnten wir sehen, dass dieser geschlossen hatte. Alle Stände waren verweist und teilweise abgedeckt. Dann machte mich Schatzi auf eine Frau aufmerksam, die ganz alleine am Ende des Marktes in- mitten der leeren Marktstände saß. Schon von weitem sahen wir, dass sie rechts und links neben sich etwas Buntes liegen hatte. Ohne zu zögern gingen wir auf sie zu. Und wir hatten Glück. Warum auch immer, war sie die einzige Markverkäuferin weit und breit. Sie hatte alles im Angebot, was uns zu einem deftigen Abendbrot noch fehlte - Tomaten, Zwiebeln, gelbe Paprika und einen Beutel frische Erbsen! Letzterer wurde noch am selben Abend eingefroren und sollte uns später noch eine exzellente Mahlzeit liefern.

Zum Kaffeetrinken sind wir nicht mehr gekommen, da uns alle Bars und Cafés mehr oder weniger nicht zusagten. So hielten wir uns nicht länger auf, verstauten das Gemüse und weiter ging es in Richtung Berge, um einen vernünftigen Ü - Platz zu finden.

Etwa 70 km weiter, mitten in einer herrlichen Berglandschaft auf 620 m Höhe, entdeckten wir einen riesigen Platz, der geradezu schrie: Übernachtet hier, bleibt hier! Und wir wollten nicht unhöflich sein und hörten auf die Rufe. Flugs steuerte ich das Womo in die richtige Position und wir fanden nach 373 Tageskilometern einen wunderschönen Platz, der weit mehr bot als eine tolle Aussicht.

Zuerst stellten wir die Stühle raus, holten die Bialetti hervor und kochten uns einen Espresso. Dazu gab es noch zwei Cinnamon Rolls aus dem SCS Shopping Center bei Wien.

Danach spielten wir Sonnenanbeter und weil ich das Womo so gut hingestellt hatte, konnten wir uns sogar hüllenlos sonnen!

Kaum eine Stunde später machte mich Schatzi auf ein Geräusch aus ihrem Magen aufmerksam. Wortlos holte ich alles Nötige aus dem Womo und fing an, das Abendbrot vorzubereiten. Ungarische Paprikawurst mit kroatischen Zwiebeln, Paprika, Tomaten und deutschem Knoblauch. Verfeinert mit griechischem Olivenöl, dazu wurde trockenes Weißbrot aus Österreich gereicht. Natürlich durfte ein Glas ungarischer Roséwein nicht fehlen.

Hinterher gab es noch einen Badel - Kräuterlikör, um den Magen wieder milde zu stimmen.

Später schlug sich Schatzi noch mal in die Büsche - nein, nicht was ihr denkt. Bei einem Erkundungsgang (den macht sie an fast jedem Platz) hat sie Walderdbeeren entdeckt und nun war sie dabei, eine gute Portion davon zu pflücken. Geschätzt wurden es 300 Stück. Später, als wir den ersten Selbst-gebrannten gekauft hatten, wurde daraus ein vorzüglicher Walderdbeerschnaps!

Während Gabi pflückte, kümmerte ich mich um den Abwasch. Nach getaner Arbeit gab es noch ein Glas Sekt und gegen 21 Uhr verzogen wir uns in unsere Betten.

Freitag - Nächtliche Schüsse in Sarajevo

Die Überschrift klingt ziemlich dramatisch, aber für mich war es schlimmer, es war ein einziger Alptraum. Dank Schatzi hab ich überlebt, doch davon später mehr.

Wir hatten eine super ruhige Nacht in den Bergen. Obwohl wir keine 50m von der Straße entfernt standen, störte uns der nächtliche Verkehr in keiner Weise. Wie auch, auf dieser Bergstraße waren kaum Fahrzeuge unterwegs. Und so brachen wir gegen halb 8 Uhr ausgeruht und voller Tatendrang auf nach Sarajevo.

Nachdem wir die Berge rund um den Park Prirode Papuk verlassen hatten, durchquerten wir eine langweilige Tiefebene, bevor es kurz vor der Grenze wieder etwas bergiger wurde.

Von einem Kollegen hatte ich den Tip bekommen, unbedingt in Brod anzuhalten und den dortigen Markt zu besuchen. Die Stadt wird vom Fluss Save in zwei Teile geteilt. Seit dem Zerfall Jugoslawiens gehört der eine Teil zu Kroatien und der andere zu Bosnien Herzegowina. Der Markt sollte täglich bis Mittag im bosnischen Teil stattfinden.