Wo die Schrecken geboren werden - Peter Timm - E-Book

Wo die Schrecken geboren werden E-Book

Peter Timm

0,0

Beschreibung

Seltsame Begegnungen, unheimliche Orte, verfluchte Objekte und unerklärliche Geschehnisse - das Leben schreibt Geschichten die so skurril und unwillkürlich sind, dass selbst der beste Autor alle Fantasie aufbieten muss, um mit dem Leben mitzuhalten. In all den Jahren, in denen ich mich mit der Magie und dem Übersinnlichen befasse und dabei anderen Menschen helfe oder mich mit Gleichgesinnten austausche, habe ich so einiges erfahren, gehört und vor allem eines - selbst erlebt. Manches davon war sonderbar, manches war lustig. Manches war unheimlich und manches wiederum aufregend. Doch dann gibt es diese Ereignisse, die einen Menschen tief im Innern erschüttern oder gar seine Grundfesten niederreißen. Es gibt Dinge, die alles in Frage stellen. Dinge, die einen zweifeln lassen. Zweifeln an sich selbst, dem eigenen Verstand, der Welt. Ich habe aus den für mich bedeutendsten Erlebnissen einige ausgesucht und in Kurzgeschichten niedergeschrieben, um sie mit anderen Menschen zu teilen. Natürlich habe ich mich der Freiheit eines Autors bedient. Doch der Kern jeder Geschichte, der Anlass jeder Geschichte, entspringt einer persönlichen Erfahrung meiner Person. Und jede Geschichte wirft Fragen auf. Fragen, deren Antworten nur dort zu finden sind - dort, wo die Schrecken geboren werden. Dieser Band enthält die folgenden Geschichten: - Mechanik - Das Rot in den Bäumen - Allein - Ouija - Der dritte Stock - Schnitter's Stund'

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 79

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Mechanik

Montag

Dienstag

Mittwoch

Donnerstag

Freitag

Samstag

Sonntag

Das Rot in den Bäumen

Allein

Ouija

Der dritte Stock

Schnitter's Stund'

Vorwort

Seltsame Begegnungen, unheimliche Orte, verfluchte Objekte und unerklärliche Geschehnisse – das Leben schreibt Geschichten die so skurril und unwillkürlich sind, dass selbst der beste Autor alle Fantasie aufbieten muss, um mit dem Leben mitzuhalten.

In all den Jahren, in denen ich mich mit der Magie und dem Übersinnlichen befasse und dabei anderen Menschen helfe oder mich mit Gleichgesinnten austausche, habe ich so einiges erfahren, gehört und vor allem eines – selbst erlebt. Manches davon war sonderbar, manches war lustig. Manches war unheimlich und manches wiederum aufregend. Doch dann gibt es diese Ereignisse, die einen Menschen tief im Innern erschüttern oder gar seine Grundfesten niederreißen. Es gibt Dinge, die alles in Frage stellen. Dinge, die einen zweifeln lassen. Zweifeln an sich selbst, dem eigenen Verstand, der Welt.

Ich habe aus den für mich bedeutendsten Erlebnissen einige ausgesucht und in Kurzgeschichten niedergeschrieben, um sie mit anderen Menschen zu teilen. Natürlich habe ich mich der Freiheit eines Autors bedient. Doch der Kern jeder Geschichte, der Anlass jeder Geschichte, entspringt einer persönlichen Erfahrung meiner Person. Und jede Geschichte wirft Fragen auf. Fragen, deren Antworten nur dort zu finden sind – dort, wo die Schrecken geboren werden.

Montag

Heute ist ein guter Tag. Wir haben ein neues Stück bekommen, das es zu restaurieren und zu reparieren gilt. Es ist sehr lange her, dass ich etwas derartiges in die Finger bekam. Groß und elegant. Das ist noch wahre Handwerkskunst. Ich freute mich sehr auf die Arbeit und begann sogleich. Wie immer schaute ich zuerst, was noch funktionierte. Die Mechanik an sich scheint in Ordnung zu sein. Nur manchmal klemmt etwas. Ich vermute, dass der Zahn eines Rädchens gebrochen ist. Aber das werde ich später herausfinden müssen. Das Holz ist ganz schön mitgenommen. Einige Teile werde ich wohl austauschen müssen. Die Beize ist irgendwie besonders. Ich hoffe ich werde keine Probleme bekommen, etwas Passendes zu finden. Ansonsten muss ich sie komplett abschleifen und erneuern. Die Metallverzierungen sind noch in einwandfreiem Zustand. Eigentlich ungewöhnlich, wenn ich mir die Abnutzung am Holz ansehe. Auch das Glas ist wie neu. Aber was soll's – je mehr Originalteile, desto besser! Ich denke das gute Stück wird viel Aufmerksamkeit von mir fordern. Ich werde meinem Sohn das Geschäft vorn so lange überlassen. Das Schmuckstück soll sich schnell über einen neuen Besitzer freuen.

Dienstag

Heute fühle ich mich wie gerädert. Ich habe schlecht geschlafen. Meine Frau meinte, ich hätte im Schlaf getreten und gemurmelt. Ich kann mich aber an keinen Traum erinnern. Das kann mich aber nicht davon abhalten, mich wieder unserem neuen Gast zu widmen. Ich habe beschlossen, so viel vom Original wie möglich zu erhalten. Ich habe daher eine Probe dieser Beize oder Lasur abgeschabt und einem Freund gegeben. Der kennt sich mit der ganzen Chemie aus. Er wollte es für mich in seinem Labor analysieren lassen. Ich hoffe nach wie vor, dass es noch etwas Derartiges gibt um den Anstrich zu erneuern. Ansonsten bleibt mir wirklich nur das Abschleifen. Außerdem habe ich an der Front alle hölzernen Zierleisten entfernt. Sie waren fast alle stark beschädigt. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, dass auf einigen Bissspuren zu erkennen sind. Der Größe nach muss es ein Erwachsener gewesen sein. Aber wer sollte so etwas tun? Sicher sind es nur Transportschäden oder gar Spuren unsanfter Stubentiger. Aber es gibt auch eine gute Nachricht. Das ganze Holz ist robuste Eiche. Nicht umsonst hat das gute Stück so viel Jahre überdauern können. Ich könnte passendes Holz besorgen und damit beginnen, die neuen Zierleisten nachzubauen. Ich habe es schon immer gelebt, mit Werkzeugen dem Holz eine geschmeidige Form zu geben. Hobeln, Schleifen, Fräsen – die Holzspäne und ich sind Freunde. Die filigrane Arbeit wird sich am Ende mehr als auszahlen. Ich bin motiviert.

Mittwoch

Ich habe wieder schlecht geschlafen. Und wirklich mies geträumt noch dazu. Mir erschien im Traum immer wieder eine schreckliche Gestalt. Eine nackte Frau ohne Gesicht. Ihr Körper war blutverschmiert und sie hatte lange schwarze Haare. Ihre Hände und Füße waren in die Ecken einer Holzkonstruktion genagelt worden, an den Gelenken hingen Eisenketten. Die Konstruktion erinnerte mich stark an einen Türrahmen. Woher nimmt mein Verstand nur diese Bilder? Besser ich kümmere mich nicht weiter darum. Meiner Frau habe ich nichts gesagt. Ich möchte sie nicht beunruhigen. Je mehr Aufmerksamkeit man solchen Dingen gibt, desto mehr Raum nehmen sie im Leben ein. Das hat meine Großmutter, Gott sei ihr gnädig, schon immer gesagt. Trotz meiner morgendlichen Erschöpfung bin ich gut vorangekommen. Mit den großen senkrechten Zierleisten bin ich heute fertig geworden. Die kleinen erfordern mehr Handarbeit. Danach werde ich mir wohl die Standfüße vornehmen müssen. Die Arbeit ging mir so richtig leicht von der Hand. Ich habe dabei auch ganz die Zeit vergessen. Das Essen der Ehefrau nicht zu würdigen ist schon ein Frevel, aber von der erbosten Gattin dann auch noch spät abends aus der Werkstatt zitiert zu werden ist noch schlimmer. Für morgen werde ich mir einen Wecker stellen. Manchmal nimmt einen das Handwerk schon sehr ein. Aber wieso hat mein Sohn mich nicht mitgenommen?

Donnerstag

Schlechter Schlaf und Alpträume werden wohl zur Gewohnheit. Heute Nacht bin ich aufgewacht und konnte mich nicht rühren. Dann packte mich die Panik, denn ich hatte das Gefühl jemand drückt mich in das Bett. Ich fühlte wie meine Schultern immer tiefer in die Matratze sanken. Doch ich konnte nichts tun. Ich sah nichts, ich konnte nicht rufen. Kalter Schweiß lief von meiner Stirn. Irgendwann konnte ich mich aus dieser Starre befreien und schlug dabei versehentlich meine Frau. Sie hat einen Bluterguss auf dem Oberarm. Zum Glück hat sie es mit Humor genommen. Vorgewarnt schien sie von den vorherigen Nächten jedenfalls auch schon zu sein. Was meine Arbeit betrifft so habe ich mich heute wohl selbst übertroffen. Alle Zierleisten und die neuen Füße sind fertig. Morgen werde ich das Ergebnis von meinem Freund zu der Beize bekommen. Dann wird sich zeigen, wie ich den neuen Anstrich bewerkstelligen muss. Ich habe übrigens meinen Sohn gefragt, wieso er mich nicht mitgenommen hatte gestern. Er meinte ich war nicht von der Arbeit weg zu bekommen und hätte ihn ignoriert. Ich sei nicht ansprechbar gewesen. Das ist eigentlich nicht meine Art. Aber bei so einem seltenen Stück versinke ich wohl buchstäblich in meiner Arbeit. Meine Idee mit dem Wecker hat leider nur fast geklappt. Ich kam eine Stunde später als geplant aus der Werkstatt. Ich muss ihn wohl falsch gestellt haben. Morgen achte ich genau darauf. Und Herr, lass mich heute Nacht gut schlafen!

Freitag

Heute fühle ich mich nicht mehr so gerädert. Ich habe besser geschlafen, wenn auch seltsam geträumt. Mir erschien immer wieder eine alte, blinde Frau im Schlaf. Ich glaube ich habe sie irgendwo schon einmal gesehen. Sie wollte mit mir sprechen, aber immer, wenn sie etwas sagte, hatte ich ein lautes Rauschen in meinen Ohren. Wirklich ein seltsamer Traum. Ich schreibe heute übrigens in meiner Werkstatt. Meine Enkelin war gestern zu Besuch und sie muss mein Tagebuch gefunden haben. Meine Frau hat sie weinend mit dem Buch vorgefunden. Jetzt hat sie Angst vor der Frau mit den schwarzen Haaren. Von meiner Frau gab es noch einen ordentlichen Rüffel. Ich sollte mein Tagebuch doch besser verstecken, damit so etwas nicht wieder passiert. Nebenbei schimpfte sie dann noch auf mein neues Projekt. Ich sei gar nicht wieder zu erkennen, seit ich daran arbeite. Inzwischen bin ich auch überzeugt davon, dass das gute Stück etwas Unheimliches an sich hat. Ich habe die Ergebnisse aus dem Labor bekommen. Mein Freund sagte, dass es eigentlich nicht sein könne, aber die Beize bestehe aus den Überresten menschlichen Blutes und einer weiteren Substanz, in der es gebunden ist, die sie jedoch nicht zuordnen konnten. Ich kann mir das auch nicht vorstellen. Wer streicht schon Holz mit Blut ein? Aber auch ein Labor macht Fehler oder verwechselt Proben. Aber so hilft es alles nichts. Ich muss den ganzen Korpus schleifen und neu anstreichen. Das wird dann heute mein Tageswerk.

Samstag