Wunderbare Schein-Welt - Frank Stocker - E-Book

Wunderbare Schein-Welt E-Book

Frank Stocker

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Beschreibung

Wo bezahlt man mit dem “Vater des Fensters”? Warum war ein deutscher Bierbrauer lange Zeit Hüter des serbischen Dinar? Wieso steht auf nordirischen Geldscheinen “Danske Bank”? Welche Währung zeigt eine nackte Frau, die auf einem Hai reitet? Diese und andere Fragen beantwortet das Buch, das den Leser mitnimmt auf eine faszinierende und spannende Reise durch die Welt der Banknoten. Denn Geldscheine berichten über Entstehen und Werden einer Nation, über ihre Mythen und Sagen, sie zeigen ihre Helden und Geistesgrößen, ihre Flora und Fauna. Kurz: Sie sind die Visitenkarten eines Staates. Das Buch öffnet diese Welt für die Leser und erzählt in kurzen Texten wissenswerte und interessante Geschichten zu 165 Währungen aus der ganzen Welt, ihren Nationen und Banknoten. Über 650 Abbildungen der jeweiligen Banknoten illustrieren die bunte Reise um die Welt. So ist das Buch Lesespaß und Nachschlagewerk in einem. Die Geschichten basieren auf Artikeln der erfolgreichen Serie „Schein-Welt“ in der „Welt am Sonntag.“ Informationen zu allen Büchern, die im Rahmen der Serie erschienen sind, unter www.schein-welt.info

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Inhalt

Vorwort

1. Afghanistan Mausoleen und Moscheen

2. Ägypten Allah bei den Pharaonen

3. Albanien Zweifelhafte Fürsten und Könige

4. Algerien In der Moderne angekommen

5. Angola Wo Öl und Geld fließen

6. Argentinien Die knappe Erinnerung an bessere Zeiten

7. Armenien Aus dem Briefwechsel mit Jesus Christus

8. Aruba Von Florin und Fauna der niederländischen Antillen

9. Aserbaidschan Der verkleidete Euro

10. Äthiopien Wenn reiche Geschichte untergepflügt wird

11. Australien Ureinwohner auf Plastikbasis

12. Bahamas Die Königin und ihre Ritter

13. Bahrain Teures Geld, das unbequeme Wahrheiten zeigt

14. Bangladesch Sprachliche Irrungen und Wirrungen

15. Barbados Helden im Straßenverkehr

16. Belize Maya unter Briten

17. Bergkarabach Christus im schwarzen Garten

18. Bermuda Fische statt Königin

19. Bhutan Das glückliche Refugium der Buddhisten

20. Bolivien Die weißen Männer wollen nicht weichen

21. Bosnien-Herzegowina Die Mark lebt!

22. Botswana Hundert Schilde ergeben Regen

23. Brasilien Die Republik wacht über die königliche Stabilität

24. Brunei Friede den Palästen

25. Bulgarien Die Preußen, die an der Mark festhalten

26. Burundi Der tragische Tod des Prinzen

27. CFA Franc (BCEAO) Maskierte Überflieger

28. CFA Franc (BEAC) Erträumte Welten vom Äquator

29. Chile Kriegshelden mit Blumenschmuck

30. China Eine runde politische Sache

31. Cookinseln Die kleine Meerjungfrau und der Hai

32. Costa Rica Kolumbus im friedlichen Naturparadies

33. Curaçao u. Sint Maarten Der letzte Gulden

34. Dänemark Gekappte Brücken

35. Dominikanische Rep. Die toten Schmetterlinge

36. Dschibuti Die Mehrheit regiert, der Minderheit bleibt der Tanz

37. England Das Erbe der Jahrhunderte

38. Eritrea Kriegserinnerungen als Zahlungsmittel

39. Euro Die unbekannten Seiten

40. Falklandinseln Idylle mit kriegerischer Geschichte

41. Färöer Zwischen Schafen und Kabeljau

42. Fidschi Königin Elisabeth macht Platz für eine Zikade

43. Gambia Bienenfresser am Fluss der heiligen Krokodile

44. Georgien Alte Recken

45. Ghana Die „Big Six" auf dem Muschelgeld

46. Gibraltar Moderne Felsenkönigin

47. Guatemala Wo man gern einen Vogel hat

48. Guernsey Die Wiege des Banknotendrucks

49. Guinea Frauen verdrängen die Männer

50. Guyana Im Land des vielen Wassers

51. Haiti Eine der ältesten Währungen der Welt

52. Honduras Das Geld des Häuptlings

53. Hongkong Währung in drei Varianten

54. Indien Alte Geschichte in 17 Sprachen

55. Indonesien Millionen an Millionären

56. Irak Wie eine kurdische Bäuerin die alte Welt aufmischt

57. Iran Die Meister der Vollverschleierung

58. Island Im Reich der Trolle und Elfen

59. Israel Weniger ist oft mehr

60. Jamaika Die Nanny der Sklaven

61. Japan Was die Yen-Scheine mit Fukushima verbindet

62. Jemen Prächtige Wüstenbauten

63. Jersey Wo uns die Queen französisch vorkommt

64. Jordanien Der König aus der Fremde

65. Kaiman-Inseln Elisabeth im Aquarium

66. Kambodscha Viele Tempel, zwei Könige, ein Sportwagen

67. Kanada Diskriminierungsfreie Eistaucher

68. Kapverden Trauer auf dem Escudo

69. Kasachstan Überfrachtete Symbolwelt mit kleinen Fehlern

70. Katar Zu Besuch beim Emir

71. Kenia Der Kampf um die vorderen Plätze

72. Kirgisistan Poeten im Spannungsgebiet

73. Kolumbien 200 Jahre blutiger Konflikte

74. Komoren Schöner Schein auf den Mondinseln

75. Dem. Republik Kongo Der schöne Schein der Reichen

76. Nordkorea Kims Wonne

77. Südkorea Wonne der Gelehrten

78. Kroatien Auf den Spuren des Marders

79. Kuba Waffen, Revolution und eine kleine Marotte

80. Kuwait Die teuerste Währung der Welt

81. Laos Der große Unbekannte

82. Lesotho Berge von Geld

83. Libanon Bares mit und ohne Barcode

84. Liberia Sklaven, die zu Sklavenhaltern wurden

85. Libyen Gaddafis langes Leben

86. Litauen Nationale Bruchlandungen

87. Macao Wie aus dem „Vater des Fensters“ der Pataca wurde

88. Madagaskar Währungsreform mit einem Namenstrick

89. Malawi Die Sonne geht auf

90. Malaysia Der gezackte Plastik-Dollar

91. Malediven Frau gesucht

92. Isle of Man Insel der Kuriositäten

93. Marokko Mohammed allein zu Haus

94. Mauretanien Die letzten Verweigerer des Dezimalsystems

95. Mauritius Multikulturelle Senioren

96. Mazedonien Erzengel Gabriel in Konfliktregion

97. Mexiko Vom Gesang des Zenzontle

98. Moldau Von Schafen und Löwen

99. Mongolei Der rote Held ist nicht mehr viel wert

100. Mosambik Nieder mit den Waffen!

101. Myanmar Irre Auswüchse der Zahlenmystik

102. Namibia Zwischen Mark und Dollar

103. Nepal König der Berge

104. Neuseeland Von Sufragetten und Bergsteigern

105. Nicaragua Das Leid mit den Männern

106. Nigeria Konflikte im Vielvölkerstaat

107. Nordirland Wenn Iren sich im Land der Dänen wähnen

108. Norwegen Verdrehte Buchstaben

109. Oman Der eitle Sultan

110. Ostkaribischer Dollar Griechische Verhältnisse

111. Pakistan Über allen Gipfeln ist Religion

112. Papua-Neuguinea Wo man Steuern mit Muscheln bezahlt

113. Paraguay Wenn Piranhas am Wert knabbern

114. Peru Vom Auf- und Untergang der Sonne

115. Philippinen Mit falschen Federn geschmückt

116. Polen Erinnerungen an die goldenen Zeiten

117. Polynesien Die Südsee wirft die alten Klischees über Bord

118. Ruanda Berggorillas mit deutscher Vorgeschichte

119. Rumänien Abstürze unter dem Lindenbaum

120. Russland Der Rubel rollt nicht mehr durch den Kreml

121. Salomonen In der Heimat des Pidgin-Englisch

122. Sambia Späte Morgendämmerung

123. Samoa Sieger aus der Südsee

124. São Tomé und Príncipe Die Dublonen der Sklaven

125. Saudi-Arabien Künstliche Tradition

126. Schottland Patriotische Pfunde

127. Schweden Pippi Langstrumpf löst Nils Holgersson ab

128. Schweiz Moderne Fluchtburg

129. Serbien Ein deutscher Bierbrauer als Hüter des Dinar

130. Seychellen Das bankrotte Paradies

131. Sierra Leone Fabelhafter Kämpfer

132. Simbabwe Steinreich und bitterarm

133. Singapur Ordentlich, aber teuer

134. Somalia Werden und Zerfall im Spiegel der Geldscheine

135. Somaliland Viel Asche

136. Sri Lanka Tanz in die Moderne

137. St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha Am Ende der Welt

138. Süd-Afrika Nelson Mandela wird zur Randerscheinung

139. Sudan Die Pfunde kommen und schwinden

140. Südsudan Die jüngste Währung der Welt

141. Surinam Das Ende des schönen Scheins

142. Swasiland Royale Pracht und reale Armut

143. Syrien Der alte Diktator lächelt weiter

144. Tadschikistan Islamische Mystiker und Sowjet-Nostalgie

145. Taiwan Der Dollar, der keiner ist

146. Tansania Die wahren Herrscher der Serengeti

147. Thailand Scheinbares Gold und goldener Schein

148. Tonga Meerbohnen aus der Südsee

149. Transnistrien Separat-Rubel

150. Trinidad und Tobago Der ferne Nachbar

151. Tschechien Auf Großmutters Spuren

152. Tunesien Der glücklose Pascha

153. Türkei Geldscheine im politischen Wandel

154. Turkmenistan Alte Heroen ersetzen modernen Diktator

155. Uganda Heile Welt auf Banknoten

156. Ukraine Geschichtsbildende Kunst

157. Ungarn Könige, Heilige und galoppierende Inflation

158. Uruguay Schwarz und Weiß und Malerei

159. USA Wann kommt der 100.000-Dollar-Schein zurück?

160. Usbekistan Alles neu macht die Inflation

161. Vanuatu Tamtam um Bungee-Springer

162. Venezuela Aufrechter Volksheld mit Schwindsucht

163. Vereinigte Arab. Emirate Die Scheine der Scheichs

164. Vietnam Wertloses Kupfer

165. Weißrussland Reform auf dem Papier

Register

Hinweis

Vorwort

Jede Banknote erzählt eine Geschichte. Sie berichtet über Entstehen und Werden einer Nation, über ihre Mythen und Sagen, sie zeigt ihre Helden und Geistesgrößen, ihre Flora und Fauna. Kurz: Eine Banknote ist das Sinnbild dafür, wie ein Land in der Welt gesehen werden möchte. Oder vielleicht besser: Wie die Regierenden gesehen werden möchten.

Wie auch immer – eine Banknote ist letztlich die Visitenkarte eines Staates.

Leider bekommen wir davon meist nur das Offensichtliche mit, wenn wir beispielsweise im Urlaub die fremden Scheine in Händen halten. Vieles bleibt uns verborgen, oft versteckt in kleinen Details der kunstvollen Kompositionen einer solchen Banknote. Dabei lohnt sich ein genaueres Hinsehen. Denn dahinter verbirgt sich eine spannende Welt mit netten Geschichten, interessanten Anekdoten und vor allem viel Wissenswertem aus Geschichte, Kultur und Natur der Nationen der Welt.

Genau diese Welt sollen die folgenden Seiten dem Leser eröffnen. Wir werden der Frage nachgehen, warum auf einem serbischen Dinar-Schein ein deutscher Bierbrauer zu sehen ist. Wir werden verstehen, warum die Cook-Inseln eine nackte Frau zeigen, die auf einem Hai reitet. Wir werden ergründen, warum in Nordirland einige der dortigen Pfund-Scheine den fetten Aufdruck „Danske Bank“ enthalten, also auf eine dänische Bank verweisen.

Vieles wird Sie überraschen, manchmal werden Sie ein Aha-Erlebnis haben, hin und wieder auch schmunzeln. Genau so ging es auch mir, als ich anfing mich mit Geldscheinen zu befassen. Das begann indes im Prinzip schon zu Kindertagen.

Eine der ersten Banknoten, die ich in meine kleine Schatztruhe legte, war in den späten 70er Jahren ein 20-Dinar-Schein aus Jugoslawien. Er faszinierte mich: Warum steht darauf alles in drei Sprachen, fragte ich mich. Später ging ich solchen Fragen intensiver nach, suchte nach den Geschichten hinter den Banknoten und fand eine spannende und faszinierende Welt.

2010 hatte ich die Idee, diese in Form kurzer Artikel in einer Serie in der „Welt am Sonntag” festzuhalten. Es wurden über 150 kleine Geschichten. Und schon bald erreichten mich Zuschriften begeisterter Leser. Immer wieder verbunden mit der Frage, ob und wann es die Artikel auch als Buch gibt.

Ein Problem war, dass sich kein Verlag fand, der ein solches Buch herausgeben wollte. Zwar waren viele von der Idee begeistert, doch dann kalkulierten sie – und lehnten ab. Denn ein solches Buch muss mit vielen Bildern der Banknoten versehen werden, und zwar im Vierfarbdruck. Das machte es für die Verlage zu teuer.

Daher habe ich es nun im Eigenverlag herausgegeben. Dazu habe ich selbst sämtliche Texte überarbeitet, mit vielen Bildern versehen und als Buch gestaltet, das senkte die Kosten. Dennoch ist ein Vierfarbdruck nach wie vor relativ teuer, weshalb auch dieses Buch nicht ganz billig ist. Sie dürfen jedoch versichert sein, dass meine eigene Marge dabei allenfalls die Unkosten deckt.

Doch das wichtigste Ziel der Verwirklichung dieses Buches war und ist, die Freude am Thema Banknoten weiterzugeben und die Leser daran teilhaben zu lassen. Jetzt ist es geschafft: Das Buch ist da. Und ich hoffe es leistet das, was es soll: Sie mitnehmen auf eine einzigartige Reise um die Welt, anhand von 40 ausgewählten Währungen und ihren Banknoten.

Viel Spaß beim Lesen wünscht

Afghanistan

Mausoleen und Moscheen

Eigentlich hat sich auf Afghanistans Geldscheinen in den vergangenen 65 Jahren nicht sehr viel verändert. Denn einige der Abbildungen, die auf den Banknoten heute zu sehen sind, wurden auch schon 1946 dort gezeigt. Dazu gesellte sich vor Jahrzehnten jedoch auf der Vorderseite zusätzlich Mohammed Zahir Shah, der damalige König. Und hier zeigt sich dann eben doch, wie viel sich in Afghanistan seither verändert hat.

Das Land ging durch Revolutionen, sowjetische Besatzung und Taliban-Diktatur. Bis zum Sturz der Gotteskrieger 2001 war auch der Wert des Geldes nach und nach zerfressen worden, da über viele Jahre hinweg so ziemlich jeder Banknoten druckte, von politischen Parteien über lokale Kriegsherren bis zu kriminellen Banden. Ende 2002 wurde diese Phase beendet, indem der neue Afghani eingeführt wurde.

Fläche: 652.230 km2

Einwohner: 31,1 Mio.

Amtssprachen:

Paschtu, Dari

Scheine in Umlauf:

1, 2, 5, 10, 20, 50, 100, 500, 1000 Afghani

79,70 Afghani

Doch obwohl heute nicht mehr die religiösen Fundamentalisten den Ton angeben, werden die Scheine von Abbildungen von Moscheen dominiert. Auf dem 1000er-Schein ist beispielsweise das Mausoleum von Ali ibn Abu Talib, dem ersten Imam der Schiiten und Cousin sowie Schwiegersohn des Propheten Mohammed, zu sehen. Es ist auch als Blaue Moschee bekannt und steht in Mazar-e Scharif, was zu Deutsch „Grab des Heiligen“ bedeutet und in Deutschland recht bekannt ist, da hier jahrelang deutsche Truppen stationiert waren. Die Moschee war auch schon 1946 auf Scheinen abgebildet.

Gleiches gilt für das Mausoleum von Ahmad Schah Durrani in Kandahar, das die Rückseite desselben Scheins zeigt. Ahmad Schah hatte im 18. Jahrhundert die paschtunischen Stämme der Gegend vereint und ein Reich erobert, das nicht nur das heutige Afghanistan, sondern auch Pakistan sowie Teile Indiens und des Irans umfasste. Er gilt somit als Begründer Afghanistans. Sein Mausoleum ist zugleich auch auf der Vorderseite des Scheins zu 10 Afghani zu sehen, es wirkt dort jedoch wesentlich weniger prächtig.

Einige Rückseiten zeigen allerdings mitunter auch nicht-religiöse Motive. So tauchte in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder der Torbogen von Qala-e Bost auf Afghani-Noten auf. Dabei handelt es sich um eine alte Festung im Süden des Landes. Heute ist er auf der 100-Afghani-Banknote zu sehen.

Auf dem Zehner wird auf der Rückseite der einstige königliche Garten gezeigt, der heute unter dem Namen Paghman Garten ein beliebtes Ziel für Ausflüge der Kabuler Stadtbevölkerung am Wochenende ist, sofern dies die Sicherheitslage zulässt. Der 50-Afghani-Schein wiederum zeigt eine Straße allerdings nicht irgendeine, sondern den Salang-Pass, der durch den Hindukusch führt und die wichtigste Verbindung zwischen Kabul und dem Norden des Landes ist.

Völlig aus dem Rahmen fällt dagegen die Rückseite des 500-Afghani-Scheins. Denn darauf ist der Flughafen von Kandahar abgebildet – ein schlichtes modernes Gebäude. Seine historische Bedeutung mag allenfalls darin liegen, dass er während der Jahrzehnte der militärischen Auseinandersetzungen immer wieder hart umkämpft war.

Ägypten

Allah bei den Pharaonen

Als ein Land mit vielen Gesichtern kennen wir heute Ägypten. Es ist zerrissen zwischen Tradition und Moderne, zwischen Moslembrüdern, die zeitweise in Kairo regierten, einerseits und flanierenden Weltbürgern in Alexandria andererseits.

Das Land ist aber zugleich auch eine Wiege der menschlichen Kultur, wovon viele jahrtausendealte Bauwerke zeugen. Und so wie das Land viele Gesichter hat, zeigen auch die Banknoten des Landes zwei völlig unterschiedliche Seiten.

So sind auf den Vorderseiten stets große und bekannte Moscheen des Landes zu sehen. Der Fünf-Pfund-Schein zeigt beispielsweise die Ibn-Tulun-Moschee in Kairo, die schon im neunten Jahrhundert erbaut wurde und flächenmäßig die größte der Stadt ist. Andere abgebildete Gotteshäuser sind dagegen jüngeren Datums, wie die Muhammad-Ali-Moschee auf der 20-Pfund-Banknote, die zwischen 1824 und 1884 errichtet wurde.

Fläche: 1.002.450 km2

Einwohner: 83,6 Mio.

Amtssprache: Arabisch

1 Ägyptisches Pfund

Scheine in Umlauf:

5, 10, 20, 50, 100, 200 Pfund

Ausgerechnet die Al-Azhar-Moschee fehlt indes, die wohl bekannteste des Landes. Weit über Ägypten hinaus gilt sie als eine der wichtigsten islamischen Schulen und Autoritäten in Religionsdingen. Allerdings wurde sie auf den Geldscheinen nicht einfach vergessen. Sie war vielmehr auf dem 50-Piaster-Schein abgebildet, der jedoch in Folge von Inflation und Geldwertverfall seit Mitte 2009 aus dem Verkehr gezogen und durch eine Münze ersetzt wurde.

Die islamischen Traditionen spielen hingegen auf den Rückseiten der Geldscheine keine Role. Denn dort werden Bauwerke aus der Zeit der Pharaonen abgebildet. Am bekanntesten ist natürlich die Sphinx, die auf der 100-Pfund-Note zu sehen ist. Aber auch der Tempel von Edfu (50 Pfund) oder eine Statue von Pharao Chefren (10 Pfund) sind im Westen wohl allgemein bekannt. Die Banknote zu 20 Pfund zeigt ein Relief aus der Weißen Kapelle der Tempelanlage von Karnak. Daneben ist ein Streitwagen zu sehen, mit einem Soldaten, wie er mit Pfeil und Bogen in Aktion ist.

Doch Vorder- und Rückseite unterscheiden sich noch in einem weiteren Punkt. Auf der „Islam-Seite“ sind nur arabische Schriftzeichen zu sehen, zudem sind auch die Wertangaben in arabischen Ziffern gehalten. Dies kann insofern verwirrend sein, als die entsprechende Ziffer für „fünf“ so ähnlich aussieht wie in unseren Breiten die Null. Zum Glück sind jedoch auf der „Pharaonen-Seite“ alle Angaben in Englisch und in Ziffern, wie wir sie kennen.

Diese Zweiteilung in den Darstellungen auf den Geldscheinen war übrigens nicht immer so. Bis zum Sturz der Monarchie 1952 dominierte noch ganz allein der damalige König Faruk die Geldscheine. Er wurde nach seinem Sturz abgelöst durch ein Bildnis von Tutanchamun, das fortan auf allen Pfund-Noten erschien.

Erst einige weitere Jahre später hielt erstmals die islamische Tradition Einzug auf den Banknoten, und seit Ende der 60er Jahre sind nun auf den Geldscheinen islamische und pharaonische Themen gleichberechtigt nebeneinander gestellt.

Albanien

Zweifelhafte Fürsten und Könige

Während ärmere Länder in Asien oder Afrika auf ihren Scheinen gerne technische Errungenschaften der Gegenwart zeigen und preisen, greifen europäische Notenbanken meist lieber auf historische Bezüge zurück. Einen besonders tiefen Blick in die Geschichte bietet dabei das albanische Geld.

Es fängt schon beim Namen an. Der Lek soll nach dem Fürsten Lekë Dukagjini benannt worden sein, der im 15. Jahrhundert lebte und ein Zeitgenosse Skanderbegs war. Letzterer kämpfte jahrzehntelang gegen die Türken und galt damals in ganz Europa als Vorbild für die Christen im Widerstand gegen die Osmanen. Dukagjini kämpfte dabei wohl zeitweise unter Skanderbeg, mitunter auch gegen ihn – die Loyalitäten wechselten zu jenen Zeiten oft schnell.

Bekannt wurde Dukagjini jedoch durch etwas anderes: den sogenannten Kanun des Lekë Dukagjini. Der Kanun ist das Gewohnheitsrecht der Albaner, das vor allem auf dem Begriff der „Ehre“ aufbaut. Er fordert in einzelnen Fällen als negative Konsequenz die Blutrache, hat aber auch positive Aspekte, wie beispielsweise das Gastrecht, das im Kanun einen besonders hohen Rang einnimmt. In einigen Gegenden Albaniens wird dieser Verhaltenskodex bis heute angewendet. Die bekannteste Fassung des Kanuns wurde nach Dukagjini benannt.

Fläche: 28.748 km2

Einwohner: 2,8 Mio.

Amtssprache:

Albanisch

Scheine in Umlauf:

500, 1000, 2000, 5000 Lekë

Während Lekë Dukagjini also zu der Ehre kam, dem albanischen Geld seinen Namen zu geben, ist sein Zeitgenosse Skanderbeg wenigstens prominent auf den Banknoten abgebildet. Sein Porträt ziert den 5000-Lek-Schein, der aufgrund der Schwäche der Währung relativ häufig benutzt wird. 5000 Lek entsprechen rund 36 Euro.

Doch auch auf den anderen Scheinen sind vor allem Persönlichkeiten abgebildet, die sich um die Nation verdient gemacht haben, so auch der Gründer des modernen albanischen Staates Ismail Qemali (auf dem 500-Lek-Schein). Er lebte von 1844 bis 1919 und rief 1912 die Unabhängigkeit seines Heimatlandes aus und wurde auch dessen erster Ministerpräsident. Ungefähr zur gleichen Zeit (1846—1900) hatte der Schriftsteller Naim Frashëri gelebt, der auf dem 200-Lek-Schein zu sehen ist. Er hatte das Wiedererwachen des albanischen Nationalgefühls im 19. Jahrhundert maßgeblich beeinflusst und gilt heute als wichtigster Poet Albaniens.

Allerdings liefert Albanien auch ein Beispiel dafür, wie man seine Geldscheine für eine mindestens leicht zweifelhafte Geschichtsschreibung missbrauchen kann. Denn auf der 2000-Lek-Banknote ist Genthios (lat. Gentius) abgebildet. Er war der letzte illyrische König, der von 180 bis 168 vor Christus regierte.

Hintergrund dafür ist, dass die Albaner ihre Geschichte und auch ihre Sprache gerne auf die Illyrer zurückführen, die in der Antike auf dem Balkan und in Süditalien lebten. Vor allem während der kommunistischen Herrschaft war die Theorie einer durchgängigen Historie von den alten Illyrern bis zum modernen Albanien sehr populär.

Unter Historikern und Sprachwissenschaftlern ist sie jedoch höchst umstritten. Die albanische Notenbank preist Genthios auf ihrer Internetseite dennoch als „Staatsmann, Krieger, Wissenschaftler und Mann bemerkenswerter wirtschaftlicher Errungenschaften“.

Sie vergisst dabei allerdings zu erwähnen, dass er schließlich von den Römern besiegt und in die Gefangenschaft nach Rom abgeführt wurde. Sein Land wurde danach unter den Bundesgenossen Roms aufgeteilt – das jedenfalls ist historisch gesichert.

Algerien

In der Moderne angekommen

Der Dinar, der – wie in diversen arabischen Ländern – auch in Algerien der Name der Währung ist, geht auf den Denarius zurück, eine römische Münzeinheit. Richtig gut kommen die Römer auf den Banknoten des Landes dennoch nicht weg.

Denn auf dem Schein zu 500 Dinar wird eine Schlacht zwischen Hannibal und den Römern gezeigt. Dabei reiten die Karthager auf ihren berühmten Elefanten und dominieren die Szenerie eindeutig. Ängstlich und hasenfüßig stehen ihnen die Römer gegenüber, oder besser: sie laufen mehr oder weniger panisch davon.

Fläche: 2.381.741 km2

Einwohner: 37,9 Mio.

Amtssprache: Arabisch

Scheine in Umlauf:

100, 200, 500, 1000, 2000 Dinar

Auf dem Silberstreifen in der Mitte des Scheines ist zudem ein Profil des karthagischen Heerführers zu sehen. Wobei dies allerdings nur eine bildliche Vorstellung ist, wie er ausgesehen haben könnte, denn authentische Darstellungen von ihm gibt es nicht.

Überhaupt kann man sich fragen, was Hannibal auf Algeriens Scheinen zu suchen hat, denn auch wenn die algerische Küste zum Reich der Karthager gehörte, so lag ihr politisches und kulturelles Zentrum, die Stadt Karthago, natürlich im heutigen Tunesien – das übrigens ebenfalls Hannibal auf seinen Scheinen verewigt hat.

Auf der Rückseite des selben algerischen Geldscheins, der die Schlachtszene zwischen Römern und Karthagern zeigt, wird das Grab von Massinissa gezeigt, einem König des antiken Numidien, der zunächst mit Karthago verbündet war, dann jedoch die Seiten wechselte und sich mit den Römern zusammentat und zu einem der größten Feinde Karthagos wurde. Daneben dann nochmals einige Elefanten, auf denen wiederum Soldaten mit Fahnen in der Hand sitzen.

Sogar noch weiter zurück in die Geschichte gehen die Darstellungen auf der 1000-Dinar-Banknote, denn dort werden prähistorische Felsenmalereien des Tassili-Gebirges gezeigt. Passend dazu sind auf der Rückseite Höhlenmalereien aus dem unweit gelegenen Ahaggar-Gebirge zu sehen.

Relativ nahe an die Gegenwart kommt demgegenüber der 100-Dinar-Schein, der die Schlacht von El Harrach (heute ein Vorort von Algier) zeigt, die 1775 zwischen arabischen Reitern und spanischen Eroberern statt fand.

Das Gebiet gehörte damals zwar formal zum Osmanischen Reich, die Einwohner Algiers lebten jedoch überwiegend frei und gingen der Piraterie nach, was viele europäische Mächte natürlich bekämpften.

All die historischen und prähistorischen Szenen, die mehrere Jahrtausende umfassen, wurden den Verantwortlichen in der algerischen Nationalbank zuletzt aber dann wohl doch etwas zu viel. Zumindest schwenkte die Bank bei der neuesten Banknote, die erst 2011 herausgegeben wurde, bei den Darstellungen plötzlich auf eine ganz andere Thematik um. Auf der Banknote zu 2000 Dinar ist jetzt eine Vorlesung in einer Universität zu sehen, rechts daneben eine Szene aus einem wissenschaftlichen Labor, beides getrennt durch die Doppelhelix einer DNA.

Dies wirkt vor allem auch wie ein Gegenentwurf zu der Darstellung auf der 200-Dinar-Note, denn dort sind Kinder in einer Koranschule zu sehen, die um einen Gelehrten herum auf dem Boden sitzen und dabei eifrig den Koran studieren. Die neue Banknote dagegen scheint dem Betrachter zeigen zu wollen, dass Algerien nun in der Moderne angekommen ist.

Angola

Wo Öl und Geld fließen

Wenn die Wirtschaft eines Landes in einem Jahr um über 20 Prozent wächst, so ist dies ungewöhnlich genug. Wenn dies aber über mehrere Jahre hintereinander geschieht, so ist das kaum zu glauben. In Angola gelang dies im vergangenen Jahrzehnt jedoch. Mit der Folge, dass das Land binnen kurzer Zeit statistisch betrachtet von einem Armenhaus zu einem der reichsten Länder des afrikanischen Kontinents aufstieg. Grund für den Erfolg war das Rohöl, das vor der Küste gefördert wird.

Daher ist es nur naheliegend, dass auf den Geldscheinen des Landes dem Rohstoff lange Zeit gehuldigt wurde. Auf dem bis 2012 gültigen Schein zu 50 Kwanza prangte eine Förderplattform. Auf anderen Banknoten waren einzelne Tiere, Häuser oder etwas verwaschen dargestellte Landschaften zu sehen.

Fläche: 1.246.700 km2

Einwohner: 20,6 Mio.

Amtssprache: Portugiesisch

100 Cêntimos

Scheine in Umlauf:

50, 100, 200, 500, 1000, 2000, 5000 Kwanzas

Gleich zwei Mal wurde der Baumwolle gehuldigt, obwohl deren wirtschaftliche Bedeutung längst nicht mehr mit dem Rohöl mithalten kann.

Im Laufe des Jahres 2013 wurden jedoch sämtliche Scheine in überarbeiteter Form in Verkehr gebracht. Dabei ist auf den Rückseiten nun jeweils ein Wasserfall zu sehen. Anklänge an den Rohölboom gibt es nicht mehr.

Das ist vielleicht auch besser, denn das schwarze Gold hat dem Land zwar Reichtum gebracht, der allerdings höchst ungleich verteilt ist. Während eine kleine Oberschicht in der Hauptstadt Luanda in Saus und Braus lebt und dort Immobilien zu Preisen vertrieben werden, die selbst hierzulande niemand bezahlen könnte, lebt der Großteil der Angolaner nach wie vor in Armut. Das Land gilt als Eldorado für Geschäftemacher und Raubritter.

Umso erstaunter sieht der Betrachter auf allen Rückseiten das Wappen des Landes, das mit Zahnrad, Machete und Ährenkranz sehr stark an die Symbole der einstigen kommunistischen Regime Osteuropas erinnert. Und das ist kein Zufall: Die regierende Partei Angolas, die MPLA, orientierte sich einst an der linken Ideologie. Der heutige Präsident, José Eduardo dos Santos, hat sogar in der Sowjetunion studiert, und zwar sinnvollerweise Erdölingenieurwesen in Baku, dem heutigen Aserbaidschan – ein anderes Land, das derzeit im Erdölboom schwelgt.

Auch im Hinblick auf die stark autoritären Ausprägungen der jeweiligen Regime liegen Angola und Aserbaidschan nicht allzu weit auseinander.

So ist es auch kein Wunder, dass dos Santos sich auf sämtlichen Vorderseiten der Kwanza-Scheine abbilden lässt. Dort ist er gemeinsam mit Agostinho Neto zu sehen, dem Gründer der MPLA und ersten Präsidenten des Landes nach der Unabhängigkeit im Jahre 1975. Damals folgten viele Jahre des Bürgerkrieges, der erst 2002 mit einem Sieg der MPLA beendet wurde.

Zwei Jahre nach der Unabhängigkeit wurde aber schon der Kwanza als neue Währung des Landes eingeführt, der den bis dahin geltenden angolanischen Escudo ablöste. Der Name geht auf den Fluss Cuanza oder Kwanza zurück, der durch große Teile des Landes fließt – auch das Geld fließt in Angola also in gewissem Sinne, nicht nur das Öl.

Allerdings war der Wert des Geldes wesentlich instabiler als jener des Rohstoffs. Daher wurden 1995 in einer Währungsreform 1000 Kwanzas gegen einen sogenannten Kwanza Reajustado getauscht. Nur vier Jahre später wurden dann eine Million Kwanza Reajustado gegen einen neuen Kwanza gewechselt, der immerhin heute noch gilt.

Argentinien

Die knappe Erinnerung an bessere Zeiten

Dass Menschen das Geld ausgeht, ist nichts, was auf eine Region der Welt beschränkt wäre. In dieser Lage war wohl jeder schon einmal. Doch die Argentinier leiden darunter auf ganz besondere Weise: Mancher besitzt zwar genug Geld, ihm fehlt aber das Zahlungsmittel. Denn das Land wurde in den vergangenen Jahren immer wieder mal von einer Knappheit an 100-Peso-Scheinen geplagt.

Und das ist fatal. Denn die Banknote ist zwar kaum zehn Euro wert, Scheine mit höherem Wert gibt es aber nicht. Daher sind die Menschen für fast alle Bezahlvorgänge auf die Hunderter angewiesen, zumal der bargeldlose Zahlungsverkehr noch sehr unterentwickelt ist. Da die Nationalbank aber mit dem Drucken neuer Scheine nicht nachkommt, funktionierten 2010 und 2011 Geldautomaten oft nicht, Löhne konnten nicht ausbezahlt, Rechnungen nicht beglichen werden. 2010 kam es daher sogar zu Protesten in der Hauptstadt.

Fläche: 2.780.400 km2

Einwohner: 40,1 Mio.

Amtssprache: Spanisch

Scheine in Umlauf:

2, 5, 10, 20, 50, 100 Pesos

Dabei wäre das Problem recht leicht zu lösen, indem einfach Scheine mit höherem Wert eingeführt würden. Damit würde die Regierung aber zugeben, dass Argentinien ein Inflationsproblem hat. In den vergangenen Jahren hat sie jedoch bereits alles getan, um dies abzustreiten, selbst die Berechnung der Inflationsrate wurde so verändert, dass sie offiziell bei rund zehn Prozent liegt. Unabhängige Institute schätzen sie jedoch auf etwa 25 Prozent.

Die Inflation ist indes eine permanente Plage. Seit den 40er-Jahren wertet der Peso mit riesigen Sprüngen ab. Den traurigen Rekord stellten die Jahre 1989/90 auf, als das Geld innerhalb von zwölf Monaten 99 Prozent des Wertes verlor. Es folgte eine Dekade relativer Stabilität, bevor es dann mit der Argentinien-Krise Ende 2001 wieder bergab ging.

Bei all dem Ungemach der letzten Jahrzehnte verwundert es nicht, dass auf den Scheinen nur Persönlichkeiten aus besseren Zeiten, namentlich aus dem 19. Jahrhundert, abgebildet sind. Einer der „Jüngsten“ ist Julio Argentino Roca, der den 100-Peso-Schein ziert. Er war Präsident von 1880 bis 1886 sowie von 1898 bis 1904. Seine Heldentaten werden auf der Rückseite in aller Ausführlichkeit beschrieben. Über neun Zeilen erstreckt sich der Text, bebildert ist er mit einer Szene aus der so genannten „Eroberung der Wüste“, womit die endgültige Unterwerfung der Indios gemeint ist.

Auch auf den anderen Scheinen wird jeweils genau beschrieben, was die dargestellten Nationalhelden geleistet haben. So ist auf dem 20-er Schein vorne Juan Manuel de Rosas zu sehen, der die Argentinische Föderation am 20. November 1845 in eine Seeschlacht gegen englische und französische Handelsschiffe schickte. Auf der Rückseite ist diese so genannte Schlacht von Vuelta de Obligado dargestellt, deren Datum heute als Nationalfeiertag in Argentinien begangen wird.

Frauen jedoch fehlen nach wie vor auf den Scheinen. 2008 gab es zwar den Vorschlag, Evita Perón auf dem 2-Peso-Schein zu verewigen. Dies wurde aber ebenso verworfen wie die Idee, Scheine mit höherem Wert zu drucken.

Stattdessen wurde 2012 eine 100-Peso-Gedenknote mit Evitas Porträt aufgelegt. Und außerdem wurden in den vergangenen Jahren Druckereien im Ausland mit dem Druck weiterer 100-Peso-Scheine beauftragt, die dann tonnenweise per Flugzeug nach Argentinien eingeflogen wurden. So wurde ein Problem erst einmal wieder gelöst. Scheinbar.

Armenien

Aus dem Briefwechsel mit Jesus Christus

Alle Länder stellen auf Geldscheinen gerne das dar, worauf sie besonders stolz sind. Bei den einen ist es die Natur, andere stellen berühmte Persönlichkeiten in den Vordergrund, manche prahlen lieber mit ihren technischen Errungenschaften. Armenien hat vor allem eine sehr lange Geschichte – und die wird auf den Dram-Scheinen daher ausgiebig vermittelt.

Allein der Name Dram hat schon eine lange Historie. Er geht wortgeschichtlich wohl auf die griechische Drachme zurück, die schon in antiken Zeiten in Gebrauch war. In Armenien gab es indes schon im 13. und 14. Jahrhundert eine Silbermünze namens Dram, zu einer Zeit, als das Land meist unter der Herrschaft der Mongolen stand.

Fläche: 29.743 km2

Einwohner: 3,0 Mio.

Amtssprache:

Armenisch

Scheine in Umlauf:

1000, 5000, 10.000, 20.000, 50.000, 100.000 Dram

Doch damit nicht genug. Die Banknoten tauchen noch wesentlich tiefer in die Geschichte ein. Auf dem 50.000er-Schein ist die Kathedrale von Etschmiadsin abgebildet. Sie wurde im vierten Jahrhundert gebaut und gilt als die älteste von einem Staat errichtete Kirche der Welt. Auf der Rückseite sind passend dazu Gregor der Erleuchter und König Trdat der Große zu sehen. Sie haben das Christentum in Armenien im Jahre 301 zur Staatsreligion erhoben.

Hinter ihnen erhebt sich majestätisch und schneebedeckt der Berg Ararat, auf dem einst Noah mit seiner Arche gestrandet sein soll. Herausgegeben wurde der Schein im Jahre 2001 – zum 1700-jährigen Jubiläum der Christianisierung des Landes. Armenien war zu jenen Zeiten das erste Reich, das christianisiert wurde, noch vor dem Römischen Reich, auch wenn das Datum und der genaue Hergang unter Historikern umstritten sind.

Noch weiter in das Reich der Mythen begibt sich der 100.000-Dram-Schein. Auf der Vorderseite wird hier König Abgar V. von Edessa dargestellt. Ob dieser Armenier oder Assyrer war, oder ob dies überhaupt so eindeutig zu definieren ist, darüber streiten sich die Gelehrten. Jedenfalls soll er der Sage nach zu Lebzeiten von Jesus Christus regiert haben und diesem einen Brief geschrieben haben. Dieser soll ihm auch geantwortet haben. Auf der Rückseite des Geldscheines ist die Übergabe des Briefes durch den Apostel Judas Thaddäus an Abgar dargestellt.

Diese historisierenden Scheine sind anmutig und schön gestaltet. Aber ob man so weit zurückgreifen muss? Vielleicht hätte man sich in Eriwan einfach an die jüngere Geschichte halten sollen. Denn hier hat das Land immerhin auch einige bedeutende Persönlichkeiten aufzubieten. Sie werden auf den Scheinen mit geringerem Wert auch gezeigt.

So ist auf der 50-Dram-Note der Komponist Aram Chatschaturjan abgebildet, der zu Sowjetzeiten zu Weltruhm kam, vor allem durch seinen Säbeltanz. Diese Banknote ist allerdings nicht mehr in Gebrauch, aufgrund des geringen Wertes. Ein tragisches Schicksal hatte Jeghische Tscharenz, ein Dichter, der die 1000-Dram-Note ziert. Er wurde 1937 im Rahmen der stalinistischen „Säuberungen“ ermordet.

Allen Geldscheinen Armeniens ist eigen, dass sämtliche Inschriften darauf ausschließlich in armenischer Sprache und Schrift angebracht sind. Üblicherweise drucken Zentralbanken aus Ländern, die nicht das lateinische Alphabet benutzen, zwar irgendwo auf den Noten auch Wert-Angaben in Englisch. Auf den Dram-Scheinen ist jedoch nur an der Seite in winziger, kaum lesbarer Schrift der Aufdruck „Central Bank of the Republic of Armenia“ zu lesen. Den Rest darf sich der fremde Betrachter erschließen. Das ist eigentlich schade, denn gerade angesichts der langen und interessanten Geschichte des Landes wäre mancher Betrachter sicher für einen Hinweis darauf dankbar, wen er auf den Scheinen zu sehen bekommt.

Aruba

Von Florin und Fauna der niederländischen Antillen

Der Name des Landes dürfte nicht jedem geläufig sein. Der Name der Währung gibt aber immerhin einen Hinweis, mit welchem anderen Land es eng verbunden sein könnte. Die Rede ist von Aruba und dessen Währung, dem Florin.

Florin ist ein anderes Wort für Gulden – daher wurde der holländische Gulden auch stets mit „hfl“ abgekürzt, woran sich mancher vielleicht erinnert. Florin leitet sich dabei vom „Fiorino d'Oro“ ab, einer Goldmünze, die im Mittelalter in Florenz geprägt wurde. Sie war Vorbild für viele andere Goldmünzen und Währungen, in Ungarn beispielsweise für den Forint. Im deutschen Sprachraum wurde sie jedoch als Gulden bezeichnet, was natürlich auf das Material der Münzen zurückgeht. Gulden und Florin blieben aber austauschbare Bezeichnungen.

Fläche: 179 km2

Einwohner: 101.000

Amtssprachen:

Niederländisch, Papiamento

Scheine in Umlauf:

10, 25, 50, 100, 500 Florin

Mit der Einführung des Euro wurde der Gulden in den Niederlanden abgeschafft. Nicht jedoch auf den niederländischen Antillen, dort galt auch danach noch der Antillen-Gulden. Allerdings neuerdings doch auch wieder nicht auf allen Inseln. Denn Bonaire, Saba und Sint Eustatius haben Anfang 2011 den US-Dollar eingeführt. Und Aruba wiederum hat bereits seit 1986 eine umfassende Autonomie innerhalb des niederländischen Königreichs erhalten. Dazu gehört auch eine eigene Währung.

Dabei blieb die Insel dem Gulden zwar einerseits treu, setzte andererseits aber eine eigene Duftmarke. Denn die Währung heißt Florin. So wurde und wird der Gulden im Papiamento genannt – einer Kreolsprache, die auf dem Spanischen basiert und auf Aruba gesprochen wird. Sie ist dort neben dem Niederländischen Amtssprache.

Die allerersten Geldscheine, die Aruba herausgab, waren auch teilweise in Papiamento beschriftet die Zentralbank wurde darauf als „Banco Central di Aruba“ bezeichnet, was Romanisten wie eine Mischung aus Spanisch und Italienisch vorkommen mag. Heute jedoch heißt sie „Centrale Bank van Aruba“ – Holländisch ist nun die einzige Sprache auf den Noten.

Und noch eine Eigenart des holländischen Gulden wurde für den Florin übernommen. Denn es gibt einen 25-Florin-Schein, ebenso wie es auch einen 25-Gulden-Schein gab. Scheine in solcher Stückelung sind höchst selten, üblicherweise gibt es Banknoten im Wert von 10, 20, 50 und 100 Einheiten.

25er-Scheine gibt es nur in wenigen Währungen, eine der letzten war die estnische Krone, die jedoch 2011 durch den Euro ersetzt wurde. Zu den letzten Bastionen der 25er-Noten auf der Welt gehören neben Aruba heute der haitianische Gourde, der Cayman-Dollar, die Seychellen-Rupie und die Mauritius-Rupie.

Gestalterisch bieten die Florin-Noten vor allem eine Führung durch die bunte Tierwelt der karibischen Inseln. Auf der kleinsten Banknote, dem 10-Florin-Schein, ist eine Muschel abgebildet, es folgen eine Klapperschlange, eine Eule, ein Frosch sowie ein Zackenbarsch. Ansonsten ist die Gestaltung der Scheine eher spartanisch, sie besteht lediglich aus einem stets gleichen Karomuster.

Der Wert des Florin ist fest gebunden – jedoch nicht an den Euro, trotz der engen historischen und politischen Verbindungen nach Europa. Vielmehr besteht ein Fixkurs von 1,79 Florin je US-Dollar, genau wie beim Antillen-Gulden, der heute noch auf den beiden Inseln Curaçao und Sint Maarten gilt – übrigens der letzte Gulden, den es dieser Tage als Währung noch gibt.

Aserbaidschan

Der verkleidete Euro

Aserbaidschan darf sich zumindest während des Eurovision Song Contest jedes Jahr als Teil Europas fühlen. Zumal das Land dabei recht erfolgreich ist und den Wettbewerb 2011 sogar gewinnen konnte.

Das allerdings dürfte indes nicht der Grund für die Gestaltung der kleinsten Banknote des Landes sein.

Darauf sind nämlich ein Notenschlüssel sowie diverse lokale Musikinstrumente abgebildet. Konkret sind auf dem 1-Manat-Schein eine Trommel, ein Streichinstrument namens Kamancheh sowie eine Tar zu sehen, eine Langhalslaute, deren Name nicht von ungefähr an die Gitarre erinnert und ihr auch äußerlich ähnelt.

Fläche: 86.600 km2

Einwohner: 9,2 Mio.

Amtssprache:

Aserbaidschanisch

Scheine in Umlauf:

1, 5, 10, 20, 50, 100 Manat

Die Bezeichnungen dieser Instrumente sind persischen Ursprungs, doch wer sich die Beschriftungen auf den Scheinen näher ansieht und sich ein wenig mit Sprachen auskennt, wird sofort merken, dass es sich beim Aserbaidschanischen um eine Turksprache handelt. „Bir“, „beş“, „on“ – die ausgeschriebenen Zahlen auf den Banknoten lauten exakt wie im Türkischen.

Doch über Jahrhunderte lebten die Aseris in enger Beziehung mit den Persern, sie stellen im heutigen Iran sogar eine recht große Minderheit, bevölkern große Teile des Nordwestens des Landes. Diese Nähe hatte daher auch Einfluss auf die Kultur der Aseris.

Doch Russland hinterließ ebenfalls Spuren. Denn schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte sich das Zarenreich das Gebiet des südlichen Kaukasus einverleibt. Die Moskauer Herrschaft dauerte dann – mit kurzer Unterbrechung nach dem Ersten Weltkrieg – über 150 Jahre. Erst nach dem Ende der Sowjetunion wurde das Land unabhängig und führte damit sein eigenes Geld ein. Benannt wurde es jedoch nach russischem Vorbild: Manat geht auf das russische „moneta“ zurück, das „Geldstück“ bedeutet. Bei der Untereinheit Qäpik stand dagegen die Kopeke Pate.

Die erste Serie der Geldscheine galt bis 2006. Mit einer Währungsreform, bei der 5000 alte gegen einen neuen Manat getauscht wurden, erhielten die Aseris dann auch neue Banknoten. Wer sich diese indes etwas näher anschaut, wird schnell ins Grübeln kommen: Irgendwoher kommt einem die stilistische Form der Zahlen bekannt vor, ebenso die ganze Aufmachung und auch die Europa-Karte, die auf allen Rückseiten unterhalb der Umrisse Aserbaidschans abgedruckt ist.

Und in der Tat: Die Manat-Scheine wurden von dem Designer Robert Kalina entworfen. Dieser hatte Mitte der 90er-Jahre auch die Euro-Scheine gestaltet, und von dem einmal geprägten Stil kann er sich offenbar nicht mehr trennen. Die Scheine Aserbaidschans und die Euro-Banknoten sehen sich teilweise zum Verwechseln ähnlich.

Man darf jedoch davon ausgehen, dass dies den Verantwortlichen in Baku ganz recht war. Denn neben dem persischen, türkischen und russischen Einfluss auf die Kultur des Landes gab es stets auch den Bezug zu Europa, selbst wenn das Land von den meisten Europäern kaum je wahrgenommen wird.

Aserbaidschan sieht sich jedoch als Teil Europas. Daher auch die Karte des europäischen Kontinents auf den Geldscheinen. Und daher auch die Teilnahme am Eurovisions-Wettbewerb.

Äthiopien

Wenn reiche Geschichte untergepflügt wird

Es ist altbewährte Praxis, dass Länder ihre Geldscheine zur Geschichtsschreibung nutzen. Dann werden Bezüge zu historisch weit zurückliegenden Epochen hergestellt, um eine jahrhundertelange staatliche Kontinuität vorzugaukeln, die es so nie gab. Denn Geschichte ist schließlich neben Sprache und Kultur der wichtigste Kitt für jeden Nationalstaat, das wissen auch die Designer der Banknoten bzw. ihre Auftraggeber.

Ein Land hätte jedoch alle Berechtigung, auf seinen Scheinen tief in die Historie einzutauchen – doch tatsächlich sind diese weitgehend frei davon. Denn Äthiopien widmet sich auf seinen Birr-Noten viel lieber Bauern und Tieren. Dabei ist Äthiopien eines der Länder mit der längsten Historie der ganzen Welt.

Fläche: 1.104.300 km2

Einwohner: 86,6 Mio.

Amtssprache:

Amharisch

Scheine in Umlauf:

1, 5, 10, 50, 100 Birr

Schon im ersten Jahrtausend vor Christus wurde das erste äthiopische Reich gegründet. Der Sage nach soll dies durch König Menelik I., einen Sohn des biblischen Königs Salomon und der Königin von Saba, geschehen sein, was jedoch historisch nicht korrekt ist. Jedenfalls bestand aber schon zur Zeit der Anfänge des Christentums ein mächtiges äthiopisches Reich, das dann als eines der ersten zum neuen Glauben übertrat. Die äthiopisch-orthodoxe Kirche gehört daher ebenfalls zu den ältesten der Welt.

Auch wenn die äthiopischen Reiche immer wieder zerfielen, so gab es doch eine Kontinuität eines unabhängigen staatlichen Gemeinwesens mit einem König oder Kaiser an der Spitze. Und selbst als praktisch ganz Afrika unter den Kolonialmächten aufgeteilt worden war, blieb Äthiopien unabhängig. Das Land besiegte 1896 sogar die Italiener in einer militärischen Auseinandersetzung, als diese versuchten, sich Äthiopien als Protektorat einzuverleiben.

In jene Zeit fiel auch die Gründung des modernen äthiopischen Staates unter Kaiser Menelik II. Wenig später wurden die ersten Birr-Geldscheine herausgegeben. Der Name leitet sich dabei vom amharischen Wort für Silber ab, denn über Jahrzehnte hinweg war zuvor der Maria-Theresien-Taler, eine Silbermünze, das meistgebrauchte Zahlungsmittel in der Region gewesen.

Auf den Scheinen war der Kaiser abgebildet, ab 1930 Haile Selassie. Nachdem dieser 1974 gestürzt worden war, wurden neue Scheine herausgegeben, die bis heute in ihrem Design kaum verändert wurden. Darauf ist allerdings, wie gesagt, kaum etwas von der langen und interessanten Geschichte des Landes zu sehen. Nur der 50-Birr-Schein macht eine kleine Referenz. Darauf ist die Fasilides-Burg von Gondar zu sehen. Dort residierten im 17. und 18. Jahrhundert die äthiopischen Herrscher.

Auf der Vorderseite ist dagegen ein pflügender Ackerbauer zu sehen. Auch auf dem 100-Birr-Schein: Bauer mit Pflug und Ochse. Auf der 10-Birr-Banknote pflügt der Landwirt wenigstens schon mit einem Traktor, und auf dem 5-Birr-Schein wird sogar mal ausnahmsweise nicht gepflügt, sondern Kaffee geerntet.

Letztlich sind diese Szenen aber doch ein gutes Abbild des Landes, denn mehr als die Hälfte der Wirtschaftskraft beruht auch heute noch auf der Landwirtschaft.

Und immerhin gibt es auch einige Naturphänomene zu bestaunen, so auf dem 1-Birr-Schein die Wasserfälle des Blauen Nils. Auch ein Kudu, eine Antilopenart, und ein Karakal, eine Katzenart, sind zu sehen (5 Birr) sowie Langhorn-Rinder und ein Bienenfresser, eine Vogelart (1 Birr). Vielleicht liegen den Äthiopiern Natur und Alltagsleben einfach näher als die jahrhundertealte Historie.

Australien

Ureinwohner auf Plastikbasis

Kaum eine Nation hat in den vergangenen Jahrzehnten einen solchen Wandel vollzogen wie Australien. Die Wirtschaft boomt seit einer Dekade aufgrund der Rohstoffressourcen. Die einst ganz überwiegend weiße Bevölkerung wird seit den 90er-Jahren durch verstärkte Einwanderung aus Asien bunter. Und die Tatsache, dass es schon vor Ankunft der weißen Siedler auf dem Kontinent eine Bevölkerung mit eigener Kultur gab, wird heute ebenfalls anerkannt.

Dies zeigt sich auch auf den Banknoten. Zwar wurde schon seit Einführung des Dollar in den 60er-Jahren auf dem 1-Dollar-Schein die Malerei der Urbevölkerung, der sogenannten Aborigines, dargestellt. Doch es dauerte bis 1995, bis erstmals eine Persönlichkeit aus dieser Bevölkerungsgruppe auf den Banknoten gewürdigt wurde. Seither ist auf den 50-Dollar-Noten David Unaipon zu sehen, der von 1872 bis 1967 lebte.

Fläche: 7.692.024 km2

Einwohner: 23,1 Mio.

Amtssprache: Englisch

Scheine in Umlauf: 5, 10, 20, 50, 100 Dollar

Er wirkte als Prediger und Schriftsteller, am bekanntesten ist er aber durch die Erfindung einer Schafschermaschine geworden, auf deren Prinzip heute noch die modernen Maschinen basieren. Natürlich ist neben seinem Bild auch eine Konstruktionsskizze seiner Maschine zu sehen. Auf der Rückseite ist Edith D. Cowan abgebildet, die erste Frau, die 1920 ins australische Parlament gewählt wurde.

Auch auf allen anderen Scheinen sind jeweils ein Mann und eine Frau zu sehen. Damit hat der australische Dollar wohl eine der höchsten Frauenquoten unter den Geldscheinen auf der Welt. Und diese Frauen haben mitunter eine höchst interessante Geschichte. So wird auf der Banknote zu 20 Pfund Mary Reibey gezeigt. Sie war 1792 aus Großbritannien nach Australien verbannt worden, weil sie ein Pferd gestohlen hatte. Dort, in Sydney, brachte sie es dann jedoch zu einer erfolgreichen Geschäftsfrau.

Zu den auserwählten Damen gehört aber natürlich auch Königin Elisabeth II, die formal immer noch Staatsoberhaupt des Landes ist. Gezeigt wird sie auf der 5-Dollar-Banknote. Dies ist zugleich der einzige der Dollar-Scheine, auf dessen Rückseite keine weitere Person abgebildet ist. Statt dessen sind darauf Zeichnungen des alten und des neuen Parlamentsgebäudes in der Hauptstadt Canberra zu sehen. Das Haus der Abgeordneten kann man dabei durchaus auch als Gegengewicht zu der Monarchin auf der anderen Seite der Banknote interpretieren.

Die 10-Dollar-Note zeigt zwei Dichter, Banjo Patersen und Dame Mary Gilmore. Das Besondere an diesen Scheinen ist jedoch, dass im Hintergrund in Mikrodruck Auszüge aus den jeweiligen Werken gedruckt sind. Mit bloßem Auge sind die Zeilen jedoch kaum zu erkennen.

Doch die Währung sticht noch aus einem weiteren Grund hervor. Denn Australien war das erste Land, das sogenannte Polymer-Noten einführte, also Geldscheine, die nicht mehr auf Papier gedruckt werden, sondern auf Kunststoff basieren. Heute sind alle Dollar-Scheine aus Plastik.

Der Name Dollar ist übrigens ebenfalls ein Zeichen des Wandels in dem Land. Denn bis 1966 war das australische Pfund die Währung des Landes, wie das für eine ehemalige britische Kolonie eigentlich auch naheliegend ist. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg orientierte sich Australien zunehmend stärker an den USA. Als Mitte der 60er-Jahre in Australien schließlich das komplizierte britische System mit Shilling und Pence abgeschafft werden sollte, wurde daher beschlossen im gleichen Zug auch das Pfund durch den Dollar zu ersetzen.

Bahamas

Die Königin und ihre Ritter

Sir Lynden O. Pindling, Sir Cecil Wallace-Whitfield, Sir Stafford Lofthouse Sands, Sir Milo Butler, Sir Roland Theodore Symonette – es ist eine ganze Rittergarde, die von den Geldscheinen der Bahamas blickt, allesamt ehemalige Politiker des Landes, die geadelt wurden. Und zwar von jener Frau, die als einzige weibliche Gestalt zwischen den Herren auf dem 10- und dem 100-Dollar-Schein auftaucht: die britische Königin Elisabeth.

Fläche: 13.939 km2

Einwohner: 354.000

Amtssprache: Englisch

Scheine in Umlauf:

1, 5, 10, 20, 50, 100 Dollar

Der bedeutendste der abgebildeten Männer ist wohl Sir Lynden O. Pindling, der auf dem 1-Dollar-Schein zu sehen ist. Er wurde 1967 der erste schwarze Premierminister der Inseln, die unmittelbar vor der Küste Floridas liegen, und führte sie 1973 in die Unabhängigkeit von Großbritannien. Zuvor waren sie rund 250 Jahre britische Kronkolonie gewesen – obwohl sie einst von Spaniern entdeckt wurden.

Sie waren sogar die erste Landmasse in Amerika, die Christoph Kolumbus 1492 entdeckt hatte. Auch der Name geht auf das Spanische „baja mar“ zurück, was so viel wie „seichtes Gewässer“ bedeutet. Doch die Spanier interessierten sich nicht weiter für die Inseln, die heute die Bahamas bilden, und so ergriffen englische Kolonisten ab 1648 von ihnen Besitz.

Vorgänger von Pindling als Premierminister war Sir Roland Theodore Symonette, den der 50-Dollar-Schein zeigt. Die anderen Herren dienten dem Land als Gouverneur, Finanzminister oder Parteiführer, allesamt in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und bis in die 80er Jahre. Neben ihren Köpfen erscheinen jeweils die Karten-Umrisse der über 700 Inseln, die heute zu den Bahamas gehören.

Die Rückseiten zeigen Ansichten des Hafens der Hauptstadt Nassau oder das pittoreske Städtchen Hope Town auf der Insel Abaco, das vor allem vom Tourismus lebt. Etwas seltsam mutet dagegen eine Polizei-Band an, die auf dem 1-Dollar-Schein gezeigt wird, wie sie in Reih und Glied ein Musikstück auf Blechblasinstrumenten intoniert. Natürlich besteht die Band wieder nur aus Männern.

Besonders interessant ist indes die Rückseite der 5-Dollar-Note. Dort sind Teilnehmer der so genannten Junkanoo-Parade zu sehen. Diese findet stets an den Tagen nach Weihnachten auf den Inseln statt und geht wohl auf afrikanische Bräuche zurück, die die Sklaven einst auf die Bahamas mitbrachten. Diverse Gruppen wetteifern darum, wer die prächtigsten Kostüme, die besten Tänzer und die ansprechendste Musik präsentiert. Das farbenfrohe und fröhliche Schauspiel erinnert deutlich an hiesige Karnevalszeiten.

Ebenfalls ein wenig aus dem Rahmen fällt die Rückseite des Hunderters. Denn dort sind weder Landschaften noch Menschen zu sehen, sondern ein Blauer Marlin.

Dabei handelt es sich um einen Raubfisch, der in weiten Teilen der Hochsee lebt, und dessen wichtigstes Merkmal das lange Schwert am Kopf ist. Verewigt wurde er einst schon von Ernest Hemingway in seinem Werk „Der alte Mann und das Meer“. Und inmitten von alten Männern erscheint er ja auch heute auf dem Bahama-Dollar, lediglich ergänzt um das gekrönte Haupt der britischen Königin.

Bahrain

Teures Geld, das unbequeme Wahrheiten zeigt

Die Zahl 100 ist für viele Währungen zentral, nicht umsonst heißt die Untereinheit oft Cent, und so gut wie immer gibt es einen 100er-Schein oder eine entsprechende Münze. Doch es gibt eine Währung, für die die Zahl 100 nicht so wichtig ist. Denn es gibt keinen 100er-Schein davon, und die Währung ist auch nicht in 100 Untereinheiten aufgeteilt: Ein Bahrain-Dinar entspricht 1000 Fils. Der Name der Untereinheit geht dabei auf eine alte römische Münze namens Follis zurück, der Dinar verweist dagegen natürlich auf den ebenfalls römischen Denarius.

Fläche: 765 km2

Einwohner: 1,2 Mio.

Amtssprache: Arabisch

Scheine in Umlauf:

½, 1, 5, 10, 20 Dinar

Die Banknote mit dem höchsten Nominalwert in dem kleinen Inselstaat vor der nördlichen Küste Saudi-Arabiens ist der 20-Dinar-Schein. Dies ist deshalb möglich, weil der Bahrain-Dinar nach dem kuwaitischen Riyal die Währung mit dem zweithöchsten Wert der Welt ist. Ein Dinar entspricht aktuell rund 2,05 Euro, so dass 20 Dinar etwa 41 Euro wert sind. Das ist zwar immer noch nicht allzu viel – in unseren Breiten gibt es schließlich sogar 500-Euro-Scheine. Und die 1,2 Millionen Einwohner Bahrains genießen im Durchschnitt dank des Ölreichtums einen ähnlichen Wohlstand wie die Mitteleuropäer. Doch letztlich nutzen ja auch wir recht selten Scheine mit einem Wert von mehr als 50 Euro. Insofern scheint die Begrenzung der Banknotenserie bei 20 Dinar durchaus alltagstauglich.

Zu sehen ist auf diesen Scheinen natürlich eine Ölförderanlage auf dem 5-Dinar-Schein. Der Rohstoff machte das Land schließlich reich. Gezeigt wird ebenso natürlich der Herrscher des Landes, Scheich Hamad bin Isa al-Khalifa, der das Land weitgehend autoritär regiert und dessen Clan auch weite Teile der Regierung stellt – so agiert beispielsweise sein Onkel als Premierminister. Gegen diese Herrschaft kam es 2011 im Gefolge des arabischen Frühlings zu Protesten, vor allem von Seiten der schiitischen Bevölkerungsmehrheit. Diese wurden jedoch blutig niedergeschlagen, auch und vor allem mit Hilfe saudi-arabischer Truppen, die mit Panzern in Bahrain einmarschiert waren.

Panzer, die auf einer Insel einfallen? Ja, denn Bahrain ist seit Mitte der 80er-Jahre über eine 25 Kilometer lange Brücke mit Saudi-Arabien verbunden. Diese ist auf der Rückseite des 10-Dinar-Scheines abgebildet. Doch so leer wie sie darauf aussieht, ist sie selten, vor allem nicht am Wochenende. Dann stauen sich darauf die dicken Autos der Saudis auf dem Weg in das Scheichtum, das gerade mal die Größe Hamburgs hat. Der Vergleich passt auch deshalb, weil für die Saudis Bahrain eine Art Reeperbahn des Nahen Ostens ist. Dort gibt es alles, was sie zu Hause vergeblich suchen: Alkohol, Partys und Frauen.

Oder Formel-1-Rennen. Seit 2004 findet der Große Preis von Bahrain statt. Ein Teil der Rennstrecke ist auf der Banknote zu einem halben Dinar abgebildet, womit dem Stolz Ausdruck verliehen wird, dass das Inselkönigreich das erste arabische Land war, das je den weltweiten Rennzirkus bei sich zu Gast haben durfte.

Für den Wert eines halben Dinars gibt es jedoch nicht nur einen Schein, sondern auch eine Münze. Auf der Münze ist etwas zu sehen, was die Machthaber des Landes gerne vergessen machen würden: Das Monument auf dem Perlenplatz der Hauptstadt Manama, bestehend aus sechs Säulen, die in ihren Spitzen eine Perle tragen.

Auf diesem Platz versammelte sich 2011 die Protestbewegung, und das Monument wurde zum Symbol dafür. Daher wurde es nach der Niederschlagung des Aufstandes auch abgerissen. Seither ist das Zeichen des Widerstands aus dem Stadtpanorama zwar verschwunden, im Alltag ist es über die 500 -Fils-Münzen jedoch weiterhin präsent. Geld stinkt eben nicht nur nicht, es vergisst auch nicht.

Bangladesch

Sprachliche Irrungen und Wirrungen

Es ist ein wenig verwirrend – ein Schein mit zwei Wertangaben? So sieht es tatsächlich aus. Auf dem neuesten Schein, den die bangladeschische Zentralbank 2011 herausgegeben hat, prangt in der oberen Hälfte die Zahl 40, in der unteren Hälfte steht dagegen klar und deutlich 80. Kann hier der Inhaber der Banknote vielleicht selbst entscheiden, welchen Wert er ihr gerade beimisst?

Keineswegs. Des Rätsels Lösung ist vielmehr, dass es sich um einen 40-Taka-Schein handelt, in der bengalischen Schreibweise sieht die Ziffer für 4 allerdings fast genauso aus wie die im Westen gebräuchliche Zahl 8. Und da der Schein zweisprachig, in Englisch und Bengali, gehalten ist, kommt es zu dem für den westlich geprägten Beobachter etwas verwirrenden Erscheinungsbild.

Fläche: 147.570 km2

Einwohner: 152,2 Mio.

Amtssprache: Bengali

Scheine in Umlauf:

2, 5, 10, 20, 50, 100, 500, 1000 Taka

Allerdings wird ohnehin kaum ein Ausländer in die Verlegenheit kommen, den Schein im Alltag anzutreffen. Denn es handelt sich um eine Gedenk-Banknote anlässlich des 40. Unabhängigkeitstages des Landes, die im Alltag kaum vorkommt. Der relativ ungewöhnliche Wert des Scheines bezieht sich daher auch auf dieses Jubiläum. Und damit auch jedem klar wird, dass diese Unabhängigkeit blutig erkämpft wurde, blickt der Betrachter auf der Rückseite auf sechs junge waffenstarrende Männer.

Dazu gesellt sich auf der Vorderseite ein älterer Herr mit hoch erhobenem Zeigefinger. Dabei handelt es sich um Sheikh Mujibur Rahman, der auf dem Schein als „Vater der Nation“ bezeichnet wird. Er ist heute auf allen Taka-Scheinen zu sehen, weniger ermahnend, sondern eher als gütiger Großvater dargestellt. Ob er das war, ist jedoch durchaus umstritten. Manche bezeichnen ihn schlicht als Diktator, der nach der Unabhängigkeit 1971 die Herrschaft an sich riss. 1975 wurde er ermordet.

Auf den Geldscheinen wurde er erst Ende der 90er-Jahre groß gefeiert – „zufälligerweise“ als seine Tochter Hasina Wajed Ministerpräsidentin war. Nachdem sie die Wahl 2001 verlor, verschwand auch ihr Vater von den Banknoten. Kaum war sie 2008 wiedergewählt worden, prangte nun ihr alter Herr wieder auf den Scheinen.

Dieses Hin und Her hat dazu geführt, dass heute Scheine diverser Serien in Umlauf sind, mal mit dem Staatsgründer darauf, mal ohne. Und dazu gibt es auch noch eine ungewöhnliche große Zahl an Scheinen, von dem fast wertlosen 2-Taka-Schein bis zum Tausender.

Auf den Rückseiten der neuesten Serie sind überwiegend Gebäude zu sehen, einerseits Moscheen, andererseits staatliche Bauten. Daneben sind aber auch einige Szenen des Alltags dargestellt, nämlich pflügende Bauern oder Fischer an einem Fluss.