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Wundversorgung leicht gemacht
Dieser Handlungsleitfaden bietet Ihnen den fundierten Überblick über die Prozesse der Wundheilung, den Sie im komplexen Feld der Wundversorgung benötigen. Im unüberschaubaren und stetig wachsenden Angebot an Produkten zur Wundbehandlung wird Ihnen hier eine Orientierungshilfe gegeben. Von Beschreibungen über viele gängige Wundauflagen, bis hin zu Therapievorschlägen zur Behandlung verschiedener Wunden und Wundstadien. Sie lernen die allgemeinen Prinzipien der Wundbehandlung sowie Methoden und Produkte zur Unterstützung des Heilungsprozesses kennen und anzuwenden.
Ob chronische Wunde, phasengerechte Wundbehandlung, Wundheilungsstörung oder Hautersatz – erfahren Sie alles für eine professionelle Versorgung und den täglichen Umgang mit Wundauflagen und Verbänden. Ihr Handbuch für die tägliche Praxis in allen Fachdisziplinen.
Die hier vorgeschlagenen Anwendungen bieten Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und allen an der Versorgung chronischer Wunden beteiligten Berufsgruppen eine gute Grundlage zur Überarbeitung und Standardisierung des Wundmanagements.
Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef zur Verfügung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App haben Sie zahlreiche Inhalte auch offline immer griffbereit.
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Seitenzahl: 196
Veröffentlichungsjahr: 2025
Thilo Bode, Thomas Horn, Andrea Schüning, Tobias Seltmann
2., aktualisierte Auflage
309 Abbildungen
Wir danken allen Mitwirkenden, die diesem Werk zugearbeitet haben, insbesondere den Mitgliedern der AG Chronische Wunde für die umfangreiche Unterstützung bei der Erstellung dieses Buches sowie Frau Dorothee Sykora-Roscher für die Erstellung zahlreicher Abbildungen.
In den vergangenen 40 Jahren ist eine Vielzahl von Produkten zur Wundbehandlung auf den Markt gekommen. Schlagworte wie „feuchte Wundbehandlung“ oder „Wundmanagement“ haben teilweise eher zur Verwirrung als zur Klärung beigetragen. Auf den ersten Blick scheinen viele neue Produkte teurer als „altbewährte“ Vorgehensweisen. Jedoch bieten sie neben einer oft schnelleren Befundbesserung bzw. Abheilung von Wunden auch therapeutische Möglichkeiten bei bisher „infausten Wundzuständen“. Die Fülle der Produkte erfordert ein sehr differenziertes Wissen, um ihren adäquaten und dennoch kostengünstigen Einsatz zu ermöglichen.
Die Helios-Geschäftsführung beschloss daher die Einrichtung einer Arbeitsgruppe „Spezielle Wundversorgung“. Zielsetzung war es, die auf dem Markt angebotene Produktpalette zu sichten und Anwendungsempfehlungen zu erarbeiten, die die klinischen Belange der verschiedenen medizinischen Fachrichtungen berücksichtigen sollten. Letztlich sollte damit eine möglichst einheitliche Vorgehensweise erzielt werden. Dies beinhaltet auch die Abschaffung „alter Zöpfe“ sowie die Information über neue, z.T. wesentlich effektivere Behandlungsverfahren.
Von den auf dem Markt erhältlichen Präparaten wurde durch die Arbeitsgruppe anhand von Überprüfungskriterien (Produkteigenschaften, Handhabung, Verpackungsmaterial, Kosten etc.) die für die Helios-Kliniken bestgeeignete Auswahl getroffen. Die Sortimentsanpassung erfolgt regelhaft alle drei Jahre. Das hier vorliegende Buch „Wundmanagement – Wundversorgung in der täglichen Praxis“ enthält neben Informationen über die einzelnen ausgewählten Produkte auch Therapievorschläge zur Behandlung verschiedener Wunden und Wundstadien.
Die für den Inhalt des Buches verantwortliche AG wurde inzwischen aufgrund eines erweiterten Aufgabenspektrums in AG „Chronische Wunde“ umbenannt. Die jetzt vorliegende neue Version wurde in Anlehnung an die 1. Auflage ergänzt und aktualisiert. Das „HELIOS Wundmanagementbuch“ ist als Beitrag zur Qualitätssicherung zu werten und bedarf als solcher einer kontinuierlichen Bearbeitung und Aktualisierung.
Neben einem allgemeinen Teil zur Wundversorgung folgt in einem weiteren Teil eine ausführliche Auflistung von Präparategruppen zur Wundbehandlung. Hierbei ist das jeweils bei Helios bevorratete Produkt in seinen gelisteten Größen aufgeführt. Darüber hinaus werden Alternativprodukte anderer Hersteller ohne irgendeinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit der Bezeichnung nur namentlich aufgeführt, da dies ansonsten den Rahmen dieses Buches völlig übersteigen würde. Diese Listung stellt lediglich einen Anhaltspunkt für mögliche Alternativen dar. Weitere Kapitel über Unterdrucktherapie, Prophylaxe, ungeeignete Wundtherapeutika etc. schließen sich an.
Wir danken allen Mitgliedern der AG „Chronische Wunde“ für die Unterstützung. Unser Dank gilt auch den Mitarbeitern des Thieme-Verlags, insbesondere Frau Engeli, für die konstruktive und ansprechende Umsetzung der 2. Auflage.
Wir wünschen allen Lesern Freude und Gewinn bei der täglichen Arbeit an den Patienten. Möge dieses Buch eine Hilfe dazu sein. Für konstruktive Kritik sind wir sehr dankbar.
Pforzheim, Krefeld, Leezen, Aue-Bad Schlema im Januar 2025
Thilo Bode, Thomas Horn, Andrea Schüning und Tobias Seltmann
Titelei
Danksagung
Vorwort
1 Anforderungen an eine optimale Wundbehandlung bzw. Wundauflage
1.1 Therapieziele
1.2 Phasen der Wundheilung
1.2.1 Exsudationsphase/Reinigungsphase
1.2.2 Granulationsphase/Proliferationsphase
1.2.3 Epithelisierungsphase
1.2.4 Regenerationsphase/Reifung
1.3 Einteilung der Wunden
1.4 Wundheilungsstörung
1.5 Wundreinigung und Débridement (Definition der S3-Leitlinie Version 2.2, Stand 31.10.2023)
1.5.1 Autolytische Wundreinigung (PPW)
1.5.2 Enzymatische Wundreinigung (PPW)
1.5.3 Biochirurgische Wundreinigung – Fliegenmaden (aus Lucilia sericata) (PPW)
1.5.4 Mechanische Wundreinigung – Entfernen von Belägen mit stumpfen Materialien (APW)
1.5.5 Chirurgisches Wunddébridement (mit scharfen Instrumenten) (APW)
1.5.6 Ultraschallassistierte Wundreinigung (UAW) – Sonderform des chirurgischen Wunddébridements (APW)
1.5.7 Wundspülung (APW)
1.6 Hygienische Aspekte der Wundversorgung/Verbandwechsel
1.6.1 Begrifflichkeiten
1.6.2 Sachgerechte Entnahme von Material zur mikrobiologischen Untersuchung
1.6.3 Häufigste Infektionserreger
1.6.4 Verbandwagen
1.6.5 Allgemeine Hinweise zum Verbandwechsel
1.6.6 Ablauf des Verbandwechsels
1.7 Wunddokumentation
1.7.1 Grundlagen
1.7.2 Empfehlung zur Wunddokumentation
1.7.3 Weitere Hilfsmittel
1.7.4 Fotodokumentation
2 Produkte zur Wundbehandlung
2.1 Einführung
2.1.1 Voraussetzungen für eine ideale Wundauflage
2.2 Standardverbandmaterial
2.2.1 Kompressen
2.2.2 Saugkompressen
2.2.3 Fixiermittel
2.2.4 Distanzgitter (Gaze)
2.3 Alginate
2.3.1 Alginate ohne antiseptische Wirkung
2.3.2 Alginate mit antiseptischer Wirkung
2.4 Hydrofaserverbände
2.4.1 Hydrofaser ohne antiseptische Wirkung
2.4.2 Hydrofaser mit antiseptischer Wirkung (Silber)
2.4.3 Unterschied zwischen Alginat und Hydrofaser
2.5 Hydrogele
2.5.1 Beschreibung
2.5.2 Hydrogele in Tube oder Flasche
2.5.3 Hydrogelplatten
2.6 Hydrokolloide
2.6.1 Beschreibung
2.6.2 Indikation
2.6.3 Anwendungsweise
2.7 Schaumstoffverbände (Hydropolymere)
2.7.1 Einführung
2.7.2 Hydropolymerverbände ohne Superabsorber, geschlossenporig
2.7.3 Hydropolymerverbände mit Superabsorber
2.7.4 Offenporige Hydropolymerverbände
2.8 Superabsorber
2.8.1 Einführung
2.9 Spezielle Produkte
2.9.1 Hydrophobe Wundauflagen
2.9.2 HydroBalance-Wundverband
2.9.3 Hydroaktive Wundauflagen – Laminate – HydroClean
2.9.4 Kollagen
2.9.5 Kohleprodukte
2.9.6 Honigpräparate
2.9.7 Hautersatzprodukte
3 Unterdruck-Wundtherapie/NPWT
3.1 Beschreibung
3.2 Indikationen
3.3 Modifikationsmöglichkeiten
3.3.1 Übersicht
3.3.2 Schwamm-Material
3.3.3 Sogmodus
3.3.4 Ableitung mit Softports/Drainagen
3.4 Möglichkeiten zur Abdichtung
3.4.1 Beschreibung
3.4.2 Suprasorb CNP EasyDress – Verband zur Unterdrucktherapie an Extremitäten
3.4.3 Gelstreifen
3.5 Unterdrucktherapie bei Wundinfektion
3.6 Verbandanlage
3.7 Unterdruck-Wundtherapie mit Instillation („Spül-VAC-Therapie“)
3.8 Kanisterlose Unterdruck-Wundtherapie
4 Versorgung besonderer Wunden
4.1 Dekubitus
4.1.1 Definition und klinische Bedeutung
4.1.2 Pathogenese
4.1.3 Risikoeinschätzung
4.1.4 Therapie
4.1.5 Differenzialdiagnosen
4.1.6 Internationales Klassifikationssystem für Dekubitus von NPUAP/EPUAP
4.2 IAD: Inkontinenz-assoziierte Dermatitis
4.2.1 Pathogenese
4.2.2 Symptome
4.2.3 Klassifikation
4.2.4 Unterscheidung IAD vs. Dekubitus
4.2.5 Therapie
4.3 Skin Tears
4.3.1 Klassifizierung ISTAP (International Skin Tears Advisory Panel) 2018
4.3.2 Prävention
4.3.3 Therapie
4.4 MARSI
4.5 Verbrennung
4.5.1 Definition und Pathogenese
4.5.2 Einteilung
4.5.3 Therapie
4.5.4 Verbrennungsprodukte
4.6 Offenes Abdomen
4.6.1 Konventionelle Versorgung des offenen Abdomens
4.6.2 Intraabdominale Negative Pressure Wound Therapy (NPWT)
4.6.3 Kombination der Verfahren Netzeinbau mit Negative Pressure Wound Therapy (NPWT)
4.6.4 Komplikation: intestinale Fistel
4.7 Wunden bei Tumorpatienten (Palliativsituation)
4.7.1 Ziele der Therapie
4.7.2 Möglichkeiten der Lokalbehandlung wundbezogener Probleme
5 Weitere therapeutische Maßnahmen und Prophylaxe
5.1 Hautschutz
5.1.1 Wundumgebung und Störfaktoren der Hautbarriere
5.1.2 Pflege der Wundumgebung
5.1.3 Hautschutzprodukte
5.2 Kompressionstherapie
5.2.1 Phlebologische Kompressionsverbände (PKV)
5.2.2 Medizinische adaptive Kompressionssysteme (MAK)
5.2.3 Medizinische Kompressionsstrümpfe (MKS)
5.2.4 Medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe (MTPS)
5.2.5 Intermittierende pneumatische Kompression (IPK)
5.3 Therapie und Prävention mit Ligasano
5.3.1 Besondere Eigenschaften
5.3.2 Indikation
5.3.3 Anwendungsweise
5.4 Ernährung und Wunde
5.4.1 Handlungsempfehlung der Helios-Fachgruppe Pflege zum Ernährungsmanagement
5.4.2 Therapie der Mangelernährung
5.5 Edukation von Patienten und Angehörigen
6 Ungeeignete Wundtherapeutika
6.1 Lokalantibiotika
6.2 Farbstofflösungen
6.3 Veraltete Antiseptika
6.4 Polyvidon-Jod-Lösung/Jodoformgaze
6.5 Weitere ungeeignete Produkte
6.6 Nicht geeignete Methoden und Vorgehensweisen
7 Herstellerverzeichnis
8 Literatur und Adressen
8.1 Literatur
8.2 Nationale Adressen
8.3 Internationale Adressen
9 AG Chronische Wunde
Anschriften
Sachverzeichnis
Impressum/Access Code
Access Code
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Impressum
Jede Wunde ist einzigartig. Daher gibt es keine Standardtherapie für alle Wunden. Insbesondere chronische Wunden müssen individuell unter Berücksichtigung der Ursache, Wundheilungsphase und Komorbiditäten reevaluiert und therapiert werden.
Die Heilung solcher Wunden wird dadurch gefördert, dass ein dem jeweiligen Heilungsstadium entsprechendes Wundmilieu geschaffen wird. Je geeigneter das Wundmilieu, desto effektiver ist die Wundheilung.
Erkennung und Beseitigung der Ursache der Wunde → Diagnosestellung
Minimierung von Risikofaktoren:
Minderdurchblutung
Immobilität
Adipositas
Lymphödem
Stauungsdermatitis
lokale Infektion
metabolische Noxen (Diabetes mellitus) etc.
phasengerechte Wundbehandlung
stadiengerechte Wundauflage
Wundreinigung/Wunddébridement
Förderung der Granulation und Epithelisierung bis zum Wundverschluss
Dokumentation
Steigerung der Lebensqualität
Man unterscheidet vier Wundheilungsphasen. In einer Wunde können an unterschiedlichen Stellen gleichzeitig verschiedene Phasen vorkommen.
Diese aktive Wundreinigungsphase ist gekennzeichnet durch ein ausgeprägtes Wundödem und eine starke Exsudatbildung. Letztere unterstützt die Wundsäuberung durch die in das Wundgebiet einwandernden Leukozyten, Monozyten und Makrophagen. Aufgelöster Wundschorf, Zelltrümmer, Fremdkörper und Bakterien werden beseitigt.
Exsudationsphase 1.
Abb. 1.1
Exsudationsphase 2.
Abb. 1.2
Blickdiagnose Wundschorf, Nekrosen, Fibrinbeläge, Zelldetritus und starke Exsudation ( ▶ Abb. 1.1, ▶ Abb. 1.2).
Geeigneter WundverbandHohe Flüssigkeitsaufnahmekapazität, um Mazerationen zu vermeiden. Die optimale Auflage sollte nicht häufiger als 1-mal täglich gewechselt werden, da im Exsudat wichtige für die Abheilung notwendige körpereigene Zytokine vorhanden sind. Bei extremer Exsudation mit mehrmals täglich erforderlichen Verbandwechseln muss ggf. auf Präparate der feuchten Wundbehandlung verzichtet werden (Kostenfaktor!). Stattdessen ist dann die mehrmalige Anwendung von Kompressen/Saugkompressen oder eine lokale Unterdrucktherapie (NPWT) angezeigt.
Empfehlenswert sind Wundauflagen, die über mehrere Tage belassen werden können.
Nach Abschluss der Reinigungsphase erfolgt die Auffüllung des Volumendefektes. In dieser Phase sprossen neue Gefäße in das Wundgebiet ein. Fibroblasten und Endothelzellen proliferieren, Granulationsgewebe füllt den Wundgrund ( ▶ Abb. 1.3).
Granulationsphase.
Abb. 1.3
Blickdiagnose Die Wunde erscheint sauber mit rotem Wundgrund (gut durchblutetes Granulationsgewebe).
Geeigneter WundverbandDie optimale Wundabdeckung saugt vorhandenes Wundexsudat unter gleichzeitigem Feuchthalten der Wundoberfläche auf. Ein Austrocknen der Wunde würde die Wundheilung verzögern. Der Verband ist atmungsaktiv und schützt die Wunde vor Kontamination. Ein Anhaften am Wundgrund sollte vermieden werden, um die Zerstörung von frisch gebildetem Granulationsgewebe zu vermeiden.
Mit Einsetzen der Wundkontraktion kommt es zur vermehrten Kollagenbildung. Vom Wundrand her, bei flachen Wunden auch vom Wundgrund aus (aus verbliebenen, mit Epithel ausgekleideten Haarfollikeln), wandern die Epithelzellen konzentrisch zur Mitte hin und verschließen die Wunde.
Epithelisierungsphase.
Abb. 1.4
Blickdiagnose Deutliche Wundverkleinerung durch Kontraktion und durch zartrosa Farbe erkennbare Epithelisierung ( ▶ Abb. 1.4).
Geeigneter WundverbandDie Exsudation ist beendet. Die Wundabdeckung hat die Aufgabe, das empfindliche neugebildete Gewebe zu schützen (z.B. durch ein Pflaster).
Innerhalb der nächsten Monate (bis 2 Jahre) blasst die Wunde ab und verfestigt sich gleichzeitig (Gefäßrarefizierung und Kollagenumbau). Dadurch wird das Gewebe belastbarer.
Regenerationsphase.
Abb. 1.5
Es gibt keine einheitliche Definition für akute und chronische Wunden sowie für ihre Abheilungsdauer. Die neue AWMF-S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V. (DGfW) und zahlreicher medizinischer Fachgesellschaften vom 31.10.2023 mit Gültigkeit für 5 Jahre verzichtet auf eine Definition.
Die ICW-Definition lautet: Eine Wunde, die nach 8 Wochen nicht abgeheilt ist, wird als chronisch bezeichnet. Unabhängig von dieser zeitlich orientierten Definition gibt es Wunden, die von Beginn an als chronisch anzusehen sind, da ihre Behandlung eine Therapie der Ursache erfordert. Hierzu gehören beispielsweise das Diabetische Fußsyndrom, Wunden bei pAVK, Ulcus cruris venosum oder Dekubitus.
Als primäre Wundheilung wird die zeit- und phasengerechte Wundheilung bezeichnet.
Von sekundärer Wundheilung spricht man bei verzögerter Wundheilung z.B. durch Wundheilungsstörung oder Stillstand in einer Phase.
Der Ablauf der Wundheilung kann durch lokale und/oder allgemeine Faktoren gestört werden.
lokale Faktoren der Wundheilungsstörung:
Infektionen
schlecht durchblutete oder nekrotische Wundränder
Austrocknung und Unterkühlung der Wunde
Hämatome, Wundmanipulation
verbliebene Fremdkörper
zu hohe Nahtspannung
Bewegung im Wundgebiet
Vorschädigung des Gewebes (Bestrahlung) etc.
systemische Faktoren der Wundheilungsstörung:
Stoffwechselstörungen (Diabetes mellitus)
Patientenalter
Eiweiß- und Vitaminmangel (Mangelernährung)
herabgesetzte Immunitätslage
Durchblutungs- und Gerinnungsstörungen
Neuropathien
Anämie und Medikamente (z.B. Kortison, Zytostatika, Immunsuppressiva, NSAR)
Merke
Prüffrage bei chronischen Wunden
Welche Wundheilungsstörung liegt vor?
Ist eine exakte Diagnose gestellt?
Definition
Aktive periodische Wundreinigung (APW)
Unter aktiver periodischer Wundreinigung versteht man die gezielte wiederkehrende mechanischer Wundreinigung (z.B. mittels Kompressen, Spüllösungen und/oder Instrumenten) im Rahmen des Verbandswechsels.
Ziel der APW ist das vollständige Lösen und Entfernen von Belägen, Fibrin, avitalem Gewebe, Fremdkörpern und Krankheitserregern bis an das gesunde Gewebe heran.
Definition
Passive periodische Wundreinigung (PPW)
Unter passiver periodischer Wundreinigung versteht man einen beabsichtigten fortlaufenden Reinigungsprozess ohne Zerstörung intakten Granulationsgewebes bei der Behandlung einer chronischen und/oder schwer heilenden Wunde. Der Reinigungsprozess findet unterhalb des Sekundärverbandes statt.
Ziel der PPW ist das Lösen und Entfernen von Belägen, ggf. avitalem Gewebe unter Abwägung der Risiken im Zeitraum, in dem die Wunde mittels steriler Wundabdeckung verschlossen ist. Ausgehend von der Hypothese, dass ein feuchtes Wundmilieu die Wundreinigung und den Wundheilungsprozess unterstützt, wird die PPW als mögliche Ergänzung zur APW gesehen. Für die PPW stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung, wie z.B. nasse Reinigungsumschläge, feuchtigkeitsspendende Maßnahmen, osmotische oder enzymatische Wundreinigungsverfahren oder Fliegenlarven.
Definition
Dekontamination
Unter Dekontamination versteht man eine aseptische Wundbehandlung in Kombination mit einer mechanischen Wundreinigung zur weitgehenden Beseitigung und Prävention einer lokalen Wundinfektion durch humanpathogene Mikroorganismen sowie zur Prävention einer systemischen Infektionserkrankung.
Definition
Chirurgisches Débridement
Unter chirurgischem (Wund-) Débridement wird in dieser Leitlinie die radikale Abtragung von avitalem Gewebe (trocken/feucht), Belägen und/oder Fremdkörpern mit einem Skalpell, einem scharfen Löffel, einer Ringkürette oder mittels Wasserstrahldruck bis in intakte anatomische Strukturen verstanden.
Wundreinigung und Débridement sind nicht nur eine Unterstützung, sondern eine Voraussetzung für die Wundtherapie. Sie dienen der Reduzierung von schädlichen Keimen, der Entfernung von Fremdkörpern und bereits abgestorbenem Gewebe. Dadurch wird die Wunde für weitere Behandlungsmaßnahmen vorbereitet.
Wundreinigung und Débridement können autolytisch, mechanisch, chirurgisch, enzymatisch oder biochirurgisch erfolgen.
Bei Verdacht auf eine Wundinfektion sind in der Regel ein Abstrich aus der Tiefe, gegebenenfalls mit Gewebeentnahme zum Erregernachweis, und ein Antibiogramm indiziert. Es ist dann zu entscheiden, ob zusätzlich eine systemische Antibiotikatherapie notwendig ist.
Gegen eine lokale Antibiotikatherapie bestehen erhebliche Bedenken:
Eine Keimfreiheit der Wunde wird nicht erreicht.
Gefahr der Selektion resistenter Bakterienstämme
Allergieentwicklung
Durch eine lokale Anwendung von Wundantiseptika oder auch sonstige geeignete Maßnahmen wie Wundreinigung und Débridement, UAW oder Jet-Lavage lässt sich die „bakterielle Last“ der Wunde (Wundkontamination) reduzieren.
Die vom Körper selbst durchgeführte Reinigung der Wunde wird als autolytische Wundreinigung bezeichnet. Sie ist eine schonende, aber auch zeitintensive Wundreinigungsform. Sie lässt sich durch geeignete Wundauflagen beschleunigen und verstärken (Übersicht s. ▶ Abb. 1.6).
Autolytische Wundreinigung.
Abb. 1.6
Bei der autolytischen Wundreinigung wird die physikalische Wirkung von Exsudat auf Beläge genutzt, indem z.B. Hydrokolloide oder Polyurethanschäume auf die Wunde aufgebracht werden. Ziel ist dabei, ein feuchtes Wundmilieu zu erreichen.
Bei unzureichender Exsudatmenge kann die autolytische Wundreinigung z.B. durch Hydrogele, die aus 60–95% Wasser bestehen, gefördert werden. Diese Hydrogele weichen durch ihre Feuchtigkeit Nekrosen und Beläge auf. Diese Behandlungsmethode nutzt die Wirkung der körpereigenen proteolytischen Enzyme auf abgestorbenem Gewebe, die im eingeschlossenen Wundexsudat vorhanden sind. Die autolytische Wundreinigung fördert durch die zugeführte Feuchtigkeit das Zellwachstum. Nekrosen und Beläge verlieren durch Rehydration ihre innere Festigkeit.
schwach, mäßig oder stark exsudierende Wunden
Fibrinbeläge, oberflächige Nekrosen
kleine einsehbare Wundhöhlen/-taschen
Kontraindikationen
akut blutende Wunden
ausgedehnte Nekrosen → chirurgisches Débridement
manche Wundprodukte sind bei infizierten Wunden kontraindiziert
Die Auswahl der Wundprodukte hängt von Wundzustand und Exsudatmenge ab. Sie sind so auszuwählen, dass einerseits die Wunde nicht austrocknet, andererseits die Wundränder und die wundumgebende Haut nicht mazerieren.
Sekundärabdeckung:
bei trockenen Nekrosen: semipermeable Wundfolie, Pflaster etc.
Beläge, stärkeres Exsudat: imprägnierte Wundgaze plus Saugkompresse
Granulation mit wenig Exsudat, z. B. Polyurethanschaum
Produkte
Gelistet in den Helios-Kliniken
Iruxol N Salbe 30 g (S&N)
Körpereigene Enzyme in der Wunde spalten Fibrin und Kollagen (autolytisches Débridement) ( ▶ Abb. 1.6). Enzympräparate ( ▶ Abb. 1.7) können diesen Vorgang unterstützen, z.B. Iruxol N (mindestens 1-mal täglich eine 2mm dicke Schicht auftragen).
Die Enzympräparate können auch chirurgische Maßnahmen ergänzen. Sie lösen kleine Nekrosen und Fibrinbeläge. Auf trockenen Nekrosen sind Enzyme wirkungslos.
Da Enzympräparate relativ hohe Kosten verursachen und nur eine begrenzte Effektivität aufweisen, sind sie in der Wundversorgung nur zweite Wahl.
Anwendung im Pflegeheim, bei nicht narkosefähigen Patienten, in der Palliativmedizin etc..
Enzymatische Wundreinigung.
Abb. 1.7
exsudierende Wunden, Fibrinbeläge, oberflächige Nekrosen
kleine einsehbare Wundhöhlen/-taschen
eignen sich auch für verschmutzte und ggf. kolonisierte Wunden
Kontraindikationen
Antiseptika nicht lokal in Kombination verwenden
Bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder den Inhaltsstoffen darf die enzymatische Salbe nicht angewendet werden.
Die mit enzymatischen Präparaten behandelten Hautstellen sollen nicht gleichzeitig mit den folgenden Mitteln in Kontakt kommen, da die Enzymwirkung dadurch beeinträchtigt werden kann: Desinfektionsmittel, Alkohol, Seife, Wundbenzin, lokal angewandte Antibiotikapräparate.
1- bis 2-mal täglich auf die gesamte Wundfläche auftragen. Aseptisch arbeiten! Die Therapie wird solange fortgesetzt, bis eine Granulation und Reepithelisierung sichtbar wird (normalerweise nach 1–2 Wochen).
Sekundärabdeckung:
bei geringer Exsudation: Fettgaze, sterile Kompressen, Fixiervlies
bei mäßiger bis starker Exsudation: sterile Kompressen, Saugkompressen, Fixiervlies
Produkte
Gelistet in den Helios-Kliniken
BioBag 50, 100, 200, 300 (BIM) ( ▶ Abb. 1.8, ▶ Abb. 1.9)
Sonstige Produkte
keine
BioBag.
Abb. 1.8
(Quelle: Mit freundlicher Genehmigung der BioMonde GmbH)
Maden im Größenvergleich zu einem Skalpell.
Abb. 1.9
(Quelle: Mit freundlicher Genehmigung der BioMonde GmbH)
In der Madentherapie kommt die Goldfliegenart Lucilia sericata zum Einsatz. Die auch als Biochirurgie bezeichnete Therapie eignet sich zum Débridement von chronischen Wunden mit nekrotischem, auch bakteriell infiziertem Gewebe (Übersicht s. ▶ Abb. 1.10).
Die Goldfliegenmaden ernähren sich selektiv von abgestorbenem Gewebe, wobei intaktes Gewebe geschont wird. Das Prinzip beruht auf der Ausscheidung von Enzymen, die das abgestorbene Gewebe verflüssigen. Im Anschluss daran wird das dabei entstehende Gemisch wieder von den Maden aufgenommen und verdaut.
Die Goldfliegenmaden setzen antibakterielle Stoffe frei und erhöhen den pH-Wert in der Wunde. Danach werden die hierdurch abgetöteten Bakterien zusammen mit dem angedauten, abgestorbenen Gewebe aufgesaugt und verdaut. Dabei ist unerheblich, ob die Bakterien gegen einzelne Antibiotika resistent sind oder gar Multiresistenzen besitzen. Aus diesem Grund wird die Madentherapie auch bei Wunden angewandt, die mit MRSA-Stämmen oder anderen multiresistenten Bakterien infiziert sind.
Eine Ausnahme stellen Wunden dar, die mit Pseudomonas aeruginosa besiedelt sind. Diese Bakterien werden von den Maden nicht vernichtet, bei höheren Keimkonzentrationen können die Maden sogar absterben.
Biochirurgische Wundreinigung.
Abb. 1.10
exsudierende Wunden, Fibrinbeläge
kleine Wundhöhlen/-taschen
fibrinbelegte und ggf. kolonisierte Wunden
gut bei diabetischen Läsionen einsetzbar, auch im Vorfußbereich, da oft nicht vollständig einsehbar
Abgrenzung der Kompartimente gelingt bisweilen besser durch Maden als durch Skalpell/Ringkürette
Cave
Beim Einsatz auf rein ischämischen Wunden sterben die Larven häufig ab. Zudem beobachtet man häufig eine Reizung der Wundränder.
Cave
pAVK im Stadium IV
stark blutende Wunden
Schmerzen unter der Therapie (bei ca. 20–30% der Patienten)
Die Larven werden unter sterilen Bedingungen gezüchtet und ausgeliefert.
Die Larven sind in semipermeablen (halbdurchlässigen) Beuteln erhältlich (Biobags aus PVA). Dabei verbleiben die Maden im Beutel, was eine höhere Compliance der Patienten mit sich bringt. Jedoch werden zerklüftete Areale von dem produzierten Sekret dann nicht immer erreicht.
Die Anlieferung der Maden erfolgt gekühlt (4–8 °C) und lichtgeschützt. Nach Verlassen der Kühlkette sollten diese innerhalb von 12 Stunden auf die Wunde aufgetragen werden. Der Chargenaufkleber verbleibt in der Patientenakte.
Es erfolgt eine lockere Abdeckung, kein okklusiver Verband, da die Maden sonst absterben (Sauerstoffmangel/Ertrinken). Es ist auf regelmäßige Wechsel zu achten, da der Verband bei stärkerer Exsudation verklebt und damit okkludiert.
Die Maden sollten vormittags in der Apotheke bestellt werden, um zu gewährleisten, dass sie als Lieferung am Folgetag zur Verfügung stehen.
Sekundärabdeckung:
Fixierung der Biobags mit Mullbinden, keine okklusiven Verbände
Verbandwechsel:
Die Maden werden 2–3, maximal 5 Tage auf der Wunde belassen. Ihre Größe nimmt dabei um das 10- bis 20-Fache zu.
Die Anwendung kann mehrfach wiederholt werden.
Der Verband sollte täglich kontrolliert werden.
Merke
Manchmal geben die Patienten ein für sie unangenehmes Kribbeln oder starken Juckreiz in dem betreffenden Wundbereich an (Linderung durch Analgetika).
Soll die Wunde während des Verbandwechsels gereinigt werden, sind vorsichtiges Auswischen, Abtupfen mit Kompressen oder Spülen mit Ringerlösung (eventuell physiologischer Kochsalzlösung oder Wundspüllösungen) Mittel der Wahl (Übersicht s. ▶ Abb. 1.11. Dies kann durch Wundputzer ( ▶ Abb. 2.66) unterstützt werden. Alternativ ist zur Grobreinigung auch ein Ausduschen mit steril filtriertem Leitungswasser möglich (cave: immunsupprimierte Patienten etc.).
Produkte
Gelistet in den Helios-Kliniken
Ligasano Wundputzer medium steril 5×5×2cm orange (LIG)
Nicht gelistet
Wound pad (S&M)
Prontosan Débridement Pad (BBR)
Debrisoft Pad (L&R)
Mechanische Wundreinigung.
Abb. 1.11
Gewebeschonende Maßnahmen zur Entfernung von nicht festhaftenden Zellbestandteilen und/oder Biofilm.
Kontraindikationen
großflächige, tiefe Nekrosen
nur sterile Materialien verwenden
Laut Empfehlung des Robert Koch-Instituts (RKI) „Infektionsprävention in Heimen“ (2005) dürfen zum Spülen von Wunden nur sterile Lösungen verwendet werden (Leitungswasser nur mit Sterilfilter).
Unter chirurgischem Wunddébridement versteht man die scharfe Entfernung von Nekrosen, festen Belägen, Fremdkörpern etc. mit Instrumenten wie Skalpell, scharfem Löffel, Ringkürette, die bis in intakte Gewebeabschnitte verwendet werden.
Chirurgische Wundreinigung.
Abb. 1.12
Es ist auf eine ausreichende Schmerzausschaltung zu achten.
Zum Betäuben eignet sich ein topisches Lokalanästhetikum (z.B. Emla Creme unter Folie), wenn es früh genug aufgetragen wird (ca. eine Stunde vorher).
Bei Neuropathie wie bei Diabetes mellitus ist dies auch ohne Betäubung gut möglich.
Abtragen von ausgedehnten/festsitzenden Nekrosen ( ▶ Abb. 1.13) etc. mit Skalpell, Ringkürette o.Ä., ggf. auch unter Voll- oder Teilnarkose.
Kontraindikationen
periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), Blutungsgefahr bei Gerinnungsstörung/Antikoagulation
Merke
Ein frühzeitiges chirurgisches Débridement spart Zeit und Geld!
Chirurgisches Débridement.
Abb. 1.13
Abb. 1.13a Vor dem Débridement.
Abb. 1.13b Nach dem Débridement.
Produkte
Gelistet in den Helios-Kliniken
Sonoca 185 speziell für das Wunddébridement mit integrierter Spülpumpe und 25kHz Arbeitsfrequenz (SÖR)
Bei der UAW wird ein Gerät eingesetzt, das niederfrequenten Ultraschall erzeugt ( ▶ Abb. 1.14, ▶ Abb. 1.15, Übersicht s. ▶ Abb. 1.16). Dabei schwingt eine Sonotrode 25000-mal in der Sekunde vor und zurück. Bewegt sie sich zurück, entstehen Vakuumbläschen in der Spülflüssigkeit (Kavitationsbläschen). Bewegt sie sich wieder vor, implodieren die Bläschen und erzeugen eine starke Strömung. Mit einer Spüllösung kombiniert werden so Beläge und Biofilme vom Wundgrund abgelöst.
Die UAW fördert zudem die Granulation, regt die Proliferation der Fibroblasten an und stimuliert die Kollagensynthese.
Ultraschallassistierte Wundreinigung.
Abb. 1.14
Abb. 1.14a Gerät.
(Quelle: Mit freundlicher Genehmigung der Söring GmbH)
Abb. 1.14b Handstück.
(Quelle: Mit freundlicher Genehmigung der Söring GmbH)
Ultraschallassistierte Wundreinigung: Ablauf.
Abb. 1.15
Abb. 1.15a Wunden mit starken Wundbelägen werden mit niederfrequentem Ultraschall behandelt.
Abb. 1.15b Durch die Schwingungen entstehen Vakuumblasen, die sich um die Wundbeläge anlagern.
Abb. 1.15c Durch die weitere Schwingung der Sonotrode platzen die Bläschen und die Wundbeläge lösen sich und können durch die Spülflüssigkeit ausgespült werden.
Ultraschallassistierte Wundreinigung.
Abb. 1.16
chronische Wunden (Beispiele):
Ulcus cruris
Diabetischer Fuß
Druckulzera
akute Wunden (Beispiele):
infizierte Wunden
Unfallwunden
Verbrennungen
postoperative Wunden
Kontraindikationen
keine Kontraindikationen
Die UAW bedarf in der Regel einer Allgemein-, Regional- oder Lokalanästhesie. Die Durchführung erfolgt unter sterilen Bedingungen ggf. im Eingriffsraum/OP inklusive Schutzkleidung (OP-Haube, Mundschutz, Schutzbrille, OP-Kittel, OP-Handschuhe, OP-Tücher).
Die Auswahl der Sonotrode (Doppelkugel-, Huf- und Spatel-Sonotrode) muss passend zur Wunde erfolgen.
Cave
Sonotrode immer in Bewegung halten, sonst besteht die Gefahr einer Verbrennung bei hoher Arbeitsfrequenz.
Als Spülflüssigkeit darf nur physiologische Kochsalzlösung oder Ringerlösung verwendet werden. Wenn medizinisch angezeigt, dürfen der Spülflüssigkeit PHMB-haltige Antiseptika mit einer Konzentration von 0,04% zugeführt werden.
Wiederanwendung: 2–3 Behandlungen mit UAW in Folge
Mit der aktiven periodischen Wundreinigung sollen avitales Gewebe, Nekrosen, Fremdkörper, Bakterien, Pus und Exsudat bis an intakte anatomische Strukturen heran unter Erhalt des Granulationsgewebes entfernt werden. Eine effektive Beurteilung der Wunde ist nur möglich, wenn makroskopisch alle Wundbeläge entfernt wurden → der Spülvorgang kann durch ein Débridement unterstützt werden.
Eigenschaften:
physiologisch
steril
nicht resorbierbar
farblos
nicht reizend oder ätzend
möglichst wenig oder nicht schmerzauslösend
ohne Eiweißfehler
mindestens 28 °C warm bis körperwarm
Anwendung:
Anwendung der Spüllösung (Übersicht s. ▶ Abb. 1.17) bei Körpertemperatur, da kalte Spüllösung Schmerzen hervorrufen und die Wundheilung negativ beeinflussen kann.
Tiefe Wunden (Ulzera) werden mehrmals ohne Druck ausgespült. Bei Taschen oder Fisteln kann ein Katheter zur Hilfe genommen werden. Restanteile von Hydrokolloiden, Hydrogelen oder Kalziumalginaten, die die Beurteilung der Wundsituation stören, werden durch die Spülung mit entfernt.
Angebrochene Lösungen müssen nach Angaben der Hersteller zeitnah verworfen werden.
Wundspülung.
Abb. 1.17
Produkte
Gelistet in den Helios-Kliniken
Ringerlösung
0,9% NaCl Spüllösung 1000ml
LAVANOX-Serag 250ml, 1000ml 0,08% (SER)
Lavasorb Wundspüllösung 250ml, 1000ml (FRE)
Octenisept Lösung 250ml, 1000ml (S&W) → cave bei Octenidin; ▶ s.
Allrinse 350ml (COL)
Prontosan Wundspüllösung 350ml (BBR)
Ringerlösung
0,9%ige NaCl-Lösung
steril gefiltertes Leitungswasser