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Berührend, leidenschaftlich und wunderbar romantisch
Tiefe Gefühle, sinnliches Verlangen und prickelnde Spannung - tauchen Sie ein in Nalini Singhs faszinierende Welten. Eine Sammlung herzzerreißender Augenblicke, Kurzgeschichten und entfallener Szenen aus Nalini Singhs Gilde der Jäger, Gestaltwandler-Serie und Rock-Kiss-Reihe endlich in einem E-Book vereint. Ein Muss für alle Fans.
"Nalini Singh ist brillant!" USA Today
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Seitenzahl: 144
NALINI SINGH
Zauber des Augenblicks
Geschichten aus der Welt der Gestaltwandler, Gilde der Jäger und Rock Kiss
Ins Deutsche übertragen von Patricia Woitynek und Dorothea Danzmann
Tiefe Gefühle, sinnliches Verlangen und prickelnde Spannung – tauchen Sie ein in Nalini Singhs faszinierende Welten. Eine Sammlung herzzerreißender Augenblicke, Kurzgeschichten und entfallener Szenen aus Gilde der Jäger, der Gestaltwandler-Serie und Rock-Kiss-Reihe endlich in einem E-Book vereint.
Herzlich willkommen im Kreis der Leserinnen und Leser dieser zweiten Sammlung kurzer Geschichten rund um eher private Momente im Leben der Figuren aus meinen Romanen. Ich schreibe diese Geschichten rein zum Vergnügen, um zwischendurch schnell mal einen genaueren Blick auf solche Aspekte des Alltags meiner Charaktere werfen zu können, die es nicht immer in die Bücher schaffen.
Bei einigen dieser Geschichten handelt es sich um Szenen, die gestrichen wurden, die ich aber zu gern hatte, um sie endgültig auszusortieren.
Bewaffnet euch also mit einem Becher eures Lieblingsgetränks und macht es euch mit ein paar witzigen Einblicken in die Welten von Gilde der Jäger, Gestaltwandler und Rock Kiss gemütlich.
Herzliche Grüße aus Neuseeland
Nalini
Diese kurze Szene stammt aus einer frühen Version von Engelsdunkel. Sie schaffte es nicht ins endgültige Buch, ich fand den hier geschilderten Moment aber so schön und ergreifend, dass ich ihn euch gern vorstellen möchte. (Einige von euch kennen die Szene vielleicht schon, denn eine deutsche Übersetzung war Teil des anlässlich der Love Letter Convention zusammengestellten Büchleins.)
Für alle, die nicht mit der Reihe Gilde der Jäger vertraut sind: In der folgenden Szene geht es um Jason und Mahiya, die beide Engel mit großen, ausladenden Flügeln sind, auf denen sie hoch am Himmel dahingleiten können.
»Früher, als ich noch klein war …«, sagte Jason, während Mahiya ihre Wange an seine warme muskulöse Brust schmiegte, die sich bei seinen Worten leise grummelnd hob und senkte, »… wie klein, könnte ich gar nicht mehr sagen, auf jeden Fall nicht so groß wie später, als alles so schrecklich schieflief. Damals also hat mich mein Vater einmal in einem von ihm selbst gebauten Boot mit hinaus in die Lagune genommen.«
Die Mehrzahl der Engel benutzte nur ungern Wasserfahrzeuge, obwohl jedes Schiff, das zur Beförderung der geflügelten Wesen gebaut wurde, sehr groß dimensioniert war, mit einem weiträumigen Deck für die Starts und Landungen und viel Platz in den Kabinen, damit das Gefühl, eingesperrt zu sein, gar nicht erst aufkam. In den meisten Fällen war es jedoch ohnehin sinnvoller zu fliegen, entweder mit den eigenen Schwingen oder, wenn es schnell gehen musste, in besonderen Flugzeugen mit wesentlich mehr Türen als in gewöhnlichen Passagiermaschinen.
»Das muss dann ja ein großes Boot gewesen sein«, meinte Mahiya.
»Das war es auch. Es war eine Art Katamaran, speziell austariert, weil ja das Gewicht unserer Flügel berücksichtigt werden musste.« Noch jetzt erinnerte sich Jason genau daran, wie es sich angefühlt hatte, als er seine Flügel durch das warme aquamarinblaue Wasser gezogen hatte. Das Wasser war so unglaublich klar gewesen. Er hatte bunte exotische Fische vorbeischwimmen sehen, deren Schuppen schimmerten wie kleine Juwelen im glitzernden Sonnenlicht.
Es war so hell gewesen an diesem Tag, der Himmel von einem herzzerreißenden Blau, das Wasser wie Glas.
»Ich war meinem Vater bestimmt keine große Hilfe, im Gegenteil.« In Jasons Kopf tauchten immer mehr Bilder des Landes auf, das einst seine Heimat gewesen war. »Trotzdem hat er auf meiner Mithilfe an Bord bestanden. Und jedes Mal, wenn ich ins Wasser fiel, fischte er mich einfach wieder heraus, und wir segelten weiter.«
Er spürte, wie sich Mahiyas Lippen auf seiner Haut zu einem Lächeln verzogen. »Ich sehe es deutlich vor mir«, sagte sie leise. »Ein kleiner Junge mit pechschwarzen Flügeln, der glatt und glänzend aussieht wie eine nasse Robbe, die man aus dem Wasser zieht.«
In diesem Moment meinte Jason, dieses Wasser wieder spüren zu können. Er erinnerte sich an die dicken Tropfen, die über seine Brust rannen und sich wie Perlen an seinen Wimpern sammelten. Er erinnerte sich an das warme, männliche Lachen, mit dem ihn sein Vater immer wieder aus der kristallklaren Lagune gefischt hatte, erinnerte sich an starke Hände und wachsame Augen und daran, dass er nie Angst gehabt hatte, wenn er über Bord ging.
Die Angst war erst später gekommen. Und die Dunkelheit.
Diese kurze Szene wurde aus einer der ersten Fassungen des Buches gestrichen.
»Wie Sie wünschen!«, sagte Janvier, indem er einen Ausspruch zitierte, der aus einem alten, von ihnen beiden sehr geschätzten Film stammte, den Ashwini und er sich einmal in einem winzigen Londoner Kino zusammen angesehen hatten. Da hatte sie gerade eine Jagd erfolgreich beendet, er hatte einen Auftrag für Dmitri über die Bühne gebracht, und sie waren sich, obwohl es sich bei London immerhin um eine Millionenmetropole handelte, per Zufall über den Weg gelaufen.
Nicht zum ersten Mal übrigens.
Als er sie mit ausgreifenden Schritten über die Straße auf sich zukommen sah, war in seinem Innern ein Lächeln aufgegangen, und zwar genau dort, wo vorher eine gewisse Anspannung, ein Gefühl von Einsamkeit geherrscht hatte. Auch Ashwini hatte gestrahlt, überrascht und glücklich – bis ihr wieder eingefallen war, dass sie ja wütend auf ihn sein wollte, weil er fünf Monate zuvor eine Jagd einfach nur deswegen anberaumt hatte, um mit ihr zusammen sein zu können.
Damals hatten die widerstreitenden Gefühle einen ähnlichen Ausdruck wie den auf ihr Gesicht gezaubert, den sie ihm jetzt gerade präsentierte. »Sehe ich aus wie diese Buttercup aus dem Film?«
Sollte sie ihn ruhig wütend anfunkeln, das war ihm wesentlich lieber, als sie verstört und verletzt erleben zu müssen. »Du siehst aus, als würdest du Buttercups zum Frühstück verzehren.«
»Das solltest du lieber nicht vergessen, mein Süßer.«
»Auf keinen Fall, mein Honigmäulchen.« Jetzt runzelte er ebenfalls die Stirn. »Weißt du eigentlich, dass ich immer noch keinen Honig mag? Du hast mir die Freude daran verdorben.«
Das Lächeln konnte sie sich gerade noch verkneifen, nicht aber das Leuchten, das ihr ganzes Gesicht von innen heraus strahlen ließ.
Was für ein faszinierendes Geheimnis seine Ashblade doch war. Er hatte fest vor, dieses Geheimnis sein ganzes unsterbliches Leben lang zu erforschen.
Diese Szene war ursprünglich Teil einer längeren Einheit, in der eine Motorradfahrt aufs Land beschrieben wird, die Ash und Janvier zusammen unternehmen. Da sich die emotionale Atmosphäre der gesamten Szene später änderte, passte dieser Teil irgendwann nicht mehr dazu. Mir gefällt jedoch, wie die beiden hier miteinander umgehen, und ich hoffe, ihr mögt es auch.
Am Anfang der Szene hat Janvier sein Motorrad gerade vor einem Restaurant abgestellt. Ashwini und er stehen daneben.
Ashwini schnappte nach Luft. Ihr Mund öffnete sich ein wenig, während sie ihn am Kinn packte und seinen Kopf zu sich herabzog, um ihn spürbar in die Unterlippe zu beißen. Sofort zuckte sein Schwanz – aber da hatte sie schon kehrtgemacht und war losgegangen.
Vorsichtig berührte Janvier mit zwei Fingern die pochende Stelle, wo sie zugebissen hatte, ließ die Finger weiter in den Mund wandern und stieß einen durchdringenden Pfiff aus. »Was hast du doch für ein scharfes derrière, Cher!«
Sie warf ihm über die Schulter hinweg einen tödlichen Blick zu. »Da solltest du mich mal nackt sehen.«
Nach einem lauten, theatralischen Seufzer sah er zu, dass er sie noch einholte, denn Ashwini betrat bereits das Diner, und er hatte fest vor, keine Ruhe zu geben. Er wollte sie weiterquälen, indem er sich in einer der Nischen dicht neben sie quetschte, um ihren köstlichen Duft einatmen zu können. Schon bei dem bloßen Gedanken schmerzten ihm die Fangzähne, und es lief ihm das Wasser im Mund zusammen.
Er wartete also ab, bis sie sich gesetzt hatte, und glitt auf die Bank neben sie, statt ihr gegenüber auf der anderen Seite des Tisches Platz zu nehmen.
Die Sitzbank war nicht für zwei gedacht. Ihre Körper berührten sich an den Schultern, den Hüften, den Schenkeln, den Knöcheln, mit jedem Atemzug hatte er ihren Duft in der Nase. Und ihr Hals, dieser so anmutig geschwungene Hals, war dermaßen nah, dass seine Fangzähne kaum noch Ruhe gaben. Er legte den Arm auf die Rücklehne der Sitzbank, beugte sich dicht zu dem lockenden Pulsschlag vor und atmete lang und tief ein. »Du bist viel köstlicher als Apfelkuchen.«
Sofort nahm ihr gleichmäßiger Pulsschlag Tempo auf, wurde laut und donnernd, wie bei einem Rennen.
Janvier reagierte instinktiv, indem sein ganzer Körper steif wurde. Ein überwältigender Drang drohte ihn zu übermannen. Er wollte nehmen – und liebevoll beschützen. Er wollte mit seiner tödlichen, wunderschönen Ashblade tausend Gefahren trotzen, er wollte sie eng an sich drücken, sie zum Lachen bringen, sie mit gnadenloser Zärtlichkeit und süßem, heißem Begehren immer und immer wieder berühren.
»Andere Tischseite!«, ordnete sie mit heiserer Stimme an, wobei sie spielerisch einen silbernen Wurfstern durch die Finger gleiten ließ.
Wurfsterne kannte er nur zu gut. Er hatte einmal einen angefasst und sich prompt an einer der rasiermesserscharfen Klingen geschnitten. »Wenn ich jetzt aufstehe, schockiert mein Anblick das nette ältere Paar dahinten.«
Sie ließ den Blick langsam an seinem Körper hinunterwandern, wobei ihm ein leiser, gequälter Seufzer entfuhr. »Soll ich denn sterben?«, wollte er wissen. »Willst du das?«
Sie grinste ihn an – um sich im selben Moment mit einer einzigen fließenden Bewegung zu erheben und auf die andere Tischseite zu wechseln. »Ich hoffe, es tut nicht zu weh«, meinte sie, während sie ihr Handy aus der Tasche zog, um es auf den Tisch zu legen.
Ehe ihm eine gute Antwort einfallen konnte, hatte die Kellnerin ihren Tisch erreicht. Ashwini bestellte ein Sandwich mit Hühnersalat, er ergänzte die Bestellung um eine Portion Pommes. »Für die habe ich eine Schwäche!«, erklärte er achselzuckend, »genauso wie für Apfelkuchen.«
Anstatt nun ihrerseits mit etwas zu kontern, starrte Ashwini gedankenverloren auf das altmodische karierte Tischtuch. »Danke«, murmelte sie, ehe sie wieder aufsah.
»Wofür? Weil ich einen Nachtisch bestellt habe?«
»Für den Ausflug.«
»Du weißt doch: Zwischen uns braucht es kein Danke.« Darüber waren sie hinaus. »Obwohl – falls du vorhättest, mich mit sexuellen Gefälligkeiten zu überschütten, die würde ich glatt über mich ergehen lassen. Wie Queen Victoria – ich beiße die Zähne zusammen und denke an England.« Er seufzte. »Wäre zwar eine schlimme Last für diesen armen Cajun, aber für dich würde ich irgendwie schon die Stärke finden, sie zu tragen.«
Ashwinis Lippen zuckten. In ihre Augen trat ein seltsamer Glanz … und dann gab sie sich geschlagen: Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend, während draußen dicke Schneeflocken zur Erde schwebten und das Lachen sich wie eine Kette um sein Herz legte und es gefangen genommen hätte, hätte es ihr nicht schon lange gehört. Hätte er ihr nicht schon lange gehört.
Diese Kurzgeschichte war ursprünglich als Szene in einer frühen Fassung von Engelsseele entstanden. Sie konzentriert sich auf Dmitri und Honor, Spoiler in Bezug auf die eigentliche Handlung des Romans sind also nicht zu befürchten. Aber wer Engelskrieger, die Geschichte von Honor und Dmitri, noch nicht gelesen hat, sollte sich diese Story vielleicht für später aufheben. Viel Spaß!
Janvier war gegangen und hatte die Tür hinter sich geschlossen. Honor, die von Dmitris Armen umfangen war, drehte ihren Kopf so, dass sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Obwohl er sich gerade mit einem scheußlichen Vorfall hatte befassen müssen, wirkte er weder angespannt noch angestrengt. »Du liebst Herausforderungen, nicht wahr?«, bemerkte Honor.
»Die Ewigkeit ist lang, viel Zeit also, sich zu langweilen.« Dmitris Augen leuchteten warm. Er legte Honor den Zeigefinger unter das Kinn und hob es an. »Wobei das ja für mich nun kein Thema mehr ist.«
Honor lag schon der Scherz auf den Lippen, er werde ihrer schon noch früh genug müde sein, aber irgendetwas hinderte sie daran, die Worte auszusprechen. Vielleicht war es das Wissen darum, wie frisch diese Wunde noch war? Dmitri hatte eintausend Jahre lang ohne sie leben müssen und sie all die Jahre, die ganze lange Zeit hindurch, immer geliebt. Stattdessen stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um seine Lippen zu erobern. Der Kuss war köstlich, Dmitri zu schmecken, ließ ihr Herz höherschlagen.
Er umfing sanft ihren Hals und nippte ganz leicht mit den Fangzähnen an ihrer Unterlippe.
Honor zog scharf die Luft ein.
»Du musst trinken«, murmelte er, während er versuchte, ihren Mund hinunter zu seiner Kehle zu dirigieren, dorthin, wo der Kragen seines weißen Hemdes ein Stück weit offen stand.
»Du doch auch.« Honor öffnete noch einen Hemdknopf, freute sich an dem satten dunklen Glanz seiner Haut. »Du bist so schön.«
Er flocht seine Finger in ihr Haar, um sie näher an seinen lebhaft schlagenden Puls ziehen zu können. »Ich muss nicht so oft trinken wie du.« Seine Stimme strich wie ein Schnurren an ihrem Hals entlang.
Honor, deren Nippel hart und deren Haut brennend heiß geworden war, stellte sich auf die Zehenspitzen und saugte an der Haut über Dmitris Puls. Sofort schlossen sich seine Hände fester um ihren Kopf, und er zitterte. »Orangensaft!«, flüsterte er.
Honor lachte. Genau das hatte er auch beim ersten Mal gesagt. Damals, als sie als Vampir aufgewacht war und er sie dazu bringen wollte, zu trinken. Honor hatte trinken müssen, hatte das pochende, erotische Drängen deutlich gespürt – aber dennoch gezögert, bis Dmitri ihr versichert hatte, es sei nicht anders, als ein Glas Orangensaft zu trinken. Auch damals hatte sie lachen müssen. Ihre Angst war gewichen, sie hatte sich überwunden, ihn geschmeckt und war mit solcher Wucht von der Ekstase getroffen worden, dass sie fast das Bewusstsein verloren hatte.
»Unglaublich!«, hatte sie geflüstert, als sie wieder sprechen konnte. »Ist es immer so?«
»Für dich wird es so sein«. Ein dunkles, sinnliches Versprechen.
Im Lauf der Zeit hatte Honor erkannt, warum Dmitris Blut so wirkungsvoll war. Das hatte zwei Gründe. Zum einen liebte sie ihn so, dass sie manchmal nicht mehr atmen konnte, und dann war Dmitri auch noch mehr als eintausend Jahre alt und besaß ungeheure Kraft. Immer noch spendete ihr ein kleiner Schluck von seinem Blut genügend Energie für den ganzen Tag, und wenn sie, wie sie es manchmal tat, ein bisschen mehr trank, fühlte sie sich danach ein wenig beschwipst.
Jetzt drangen ihre Zähne durch seine Haut. Sie nahm sich einen Schluck, spürte sofort ein leichtes Schwindelgefühl. Sämtliche Zellen starteten durch, und sie zwang sich aufzuhören. »Ich will trinken!«, klagte sie leise, während sie mit der Zunge über die kleine Wunde an seinem Hals fuhr. Das wäre eigentlich gar nicht nötig gewesen, denn Dmitri war stark genug, um mit solchen Verletzungen in weniger als einer Minute fertig zu werden. Aber sie bereitete ihm gern die kleine Freude, die erotische Verletzung auszulöschen. »Ich möchte dich in tiefen Zügen ganz und gar schlucken.«
Er drängte sich an sie, hart wie ein Fels. »Das braucht Zeit«, erklärte er mit rauer Stimme. »Je älter du wirst, desto mehr wirst du trinken können, ohne dass dir die Kraft gleich zu Kopf steigt.«
Zeit, auch das hatte Honor inzwischen gelernt, bedeutete für Unsterbliche nicht unbedingt Jahre, sondern eher Jahrzehnte, manchmal Jahrhunderte. »Mein Leben ist ganz schön hart!«, jammerte sie mit einem letzten Kuss auf seine Kehle und die kleine Kuhle zwischen den Schlüsselbeinen. »Eine Ewigkeit nur an dir nippen!« Noch ein Kuss, diesmal gefolgt vom leichten Saugen an der empfindlichen Stelle über dem Pulsschlag an seinem Hals, während Dmitris Finger ihr über den Nacken strichen.
Stöhnend hob er sie hoch, um sie vor sich auf dem Schreibtisch abzusetzen und sich zwischen ihre Beine zu stellen. »Ich glaube, hier versucht eine gewisse Jägerin, ihren Mann zu verführen!« Mit diesen Worten senkte er den Kopf und zwickte sie fest.
Keuchend packte ihn Honor bei den Haaren, aber Dmitri wollte seine Fangzähne gar nicht in ihr versenken. Er ging sehr vorsichtig mit ihr um, erlaubte sich immer nur kleine Portionen, denn das, was er eigentlich brauchte, konnte ihr Körper noch nicht ersetzen, dazu war Honor zu jung. Da ihr die Vorstellung zuwider war, er könne bei jemand anderem trinken, und Dmitri außerdem zu solcher Intimität mit anderen nicht die geringste Neigung verspürte, wartete oben im Kühlschrank Flaschenblut auf ihn.
Honor hatte es aus reiner Neugier einmal probiert und wusste Dmitris köstlichen Geschmack seitdem erst recht zu schätzen. Das Flaschenzeug mochte ja praktisch sein, schmeckte aber eigentlich nach nichts. »Probier mich doch lieber«, lockte sie ihn jetzt. »Das hast du seit zwei Tagen nicht mehr getan.« Sie streichelte ihm übers Haar, liebkoste Schultern und Brust. »Oder sollen wir versuchen, die Spannung irgendwie anders abzubauen?«
Ihre Hände hatten das angesteuerte Ziel fast erreicht, als Dmitri sie bei beiden Handgelenken packte. »Ich habe in fünfzehn Minuten eine Verabredung mit Raphael!«
Honor lächelte und wackelte verführerisch mit den Augenbrauen. »Wollen wir mal sehen, wer Erster ist?«
Es wurde heiß und wild und schnell, und hinterher lag Honor atemlos auf dem Schreibtisch, während sich überall auf dem Teppich verstreut Papiere und Schreibgeräte befanden. »Du bist wirklich gefährlich«, keuchte sie leise.