Zweifelhafte Wahrheiten - Nadine Föhse - E-Book

Zweifelhafte Wahrheiten E-Book

Nadine Föhse

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Beschreibung

Der 18-jährigen Isa passiert das, wovon Tausende Jugendliche tagtäglich träumen: Der Sänger ihrer absoluten Lieblingsband will sie kennenlernen! Was als harmloser Chat beginnt, wird bald zu einer ihrer wichtigsten Freundschaften. Auch die Freunde von Phil werden nun ihre Freunde. Isas langjährige Schulfreundin Michelle ist davon wenig begeistert und wendet sich immer mehr von ihr ab. Als sich dann auch noch einer von Isas neuen Freunden in sie verliebt, scheint das Chaos perfekt.

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Seitenzahl: 134

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Für Mama, die mich immer ermuntert hat, meinen Träumen nachzugehen.

Ich liebe Dich.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Epilog

1

»Isabel! Kommst du runter?! Michelle ist da!«, schallte die Stimme ihrer Mutter ins obere Stockwerk. Seufzend stand Isa auf. Sie hatte immer noch kein T-Shirt gefunden, das sie heute Abend anziehen wollte. Und außerdem sollte Michelle doch erst in einer halben Stunde da sein! Sie öffnete die Zimmertür, um ihrer Mutter zuzurufen, dass Michelle ruhig hochkommen sollte. Doch kaum hatte Isa die Tür geöffnet, erblickte sie schon ihre Freundin, die breit grinsend vor ihr stand.

»Hi. Bist du schon fertig?«, fragte sie und umarmte Isa zur Begrüßung. Sie schüttelte den Kopf. »Du solltest erst in einer halben Stunde hier sein. Und ich weiß nicht, was ich anziehen soll.«

Michelle verdrehte die Augen. »Isa. Deine T-Shirts sind eh alle schwarz. Zieh einfach irgendeins an. Meinst du, ich will zu spät zum Konzert kommen, nur weil du dich nicht entscheiden kannst, welches der zig schwarzen Shirts du anziehen willst?!«

»Die sind überhaupt nicht alle schwarz! Okay, die meisten schon. Aber … ach, egal.« Sie zog ein T-Shirt aus dem Stapel im Schrank. Einfach schwarz, kurze Ärmel, fertig.

Michelle stand ungeduldig in der Tür. »Geht doch. Dann komm. Ich hab‘ uns eine andere Verbindung rausgesucht, mit der wir zwanzig Minuten früher an der Location sind. Bin ich gut, oder was?«

»Die Beste«, antwortete Isa ironisch, nahm ihren Jutebeutel und folgte Michelle hinaus. Warum war Michelle bloß so aufgeregt? Es war doch nur ein Konzert. Okay, es ging immerhin um ihre absolute Lieblingsband, die sie noch nie live gesehen hatten. Aber trotzdem! Nur ein Konzert.

Am Bahnhof trafen sie auf andere Fans von „The doubtful Truth“, der Band, die sie seit drei Jahren feierten. Sie trugen Bandshirts und hatten Jutebeutel mit dem Logo der Gruppe dabei. »Ich will mir heute auf jeden Fall Merch kaufen! Du auch?«, fragte Michelle begeistert, als sie am Gleis auf ihren Zug warteten. »Ach, mal gucken, was es so gibt. Ich steh‘ ja nicht besonders auf Band-Merch …«, antwortete Isa vage.

»Ja nee, ist klar. Du stehst nur auf schwarze Klamotten!«, lachte Michelle. »Aber hey, das meiste Merch von TdT ist eh schwarz! Das passt doch zu dir!«

Isa rollte mit den Augen und musterte die Freundin. Michelle trug ein glitzerndes Top zu der ultraengen, weißen Jeans. Sie hätte die Hose auch weglassen können, so eng saß sie. Wenigstens hatte Michelle auf High Heels verzichtet und trug weiße Turnschuhe. Solange sie auch befreundet waren, mit Michelles Stil konnte Isa sich nach wie vor nicht identifizieren.

»Hey, ihr geht auch zu TdT?«, sprach sie plötzlich ein junges Mädchen an. Michelle musterte sie abschätzig. Auch Isa warf ihr einen kurzen Blick zu. Das Mädchen wirkte schüchtern, es schien sie regelrecht Überwindung gekostet zu haben, sie anzusprechen.

»Ja, wieso?«, antwortete Michelle kühl und zog eine Augenbraue hoch.

»Oh, äh, ich wollt‘ nur fragen. Sorry, wenn ich gestört hab‘«, antwortete das Mädchen mit hoher Stimme. Sie senkte den Blick, machte auf dem Absatz kehrt und ging dann schnell davon. Isa seufzte und sah Michelle an. Merkte ihre Freundin nicht, wie unfreundlich das wirkte?

»Was sollte das denn?«, fragte Isa die Freundin.

»Was denn?«, wollte Michelle wissen. Sie schien sich keiner Schuld bewusst zu sein. Isa schüttelte den Kopf.

»Schon gut.«

»Oh nein! Guck mal, wie viele Leute schon warten! Wir hätten noch früher losfahren sollen!«, rief Michelle bestürzt aus, als sie endlich an der Location mitten in der Düsseldorfer Altstadt ankamen. Isa war genervt. Der Zug hatte Verspätung gehabt, sodass ihre geplanten zwanzig Minuten Zeitpuffer dahingeschmolzen waren. Außerdem war der Zug so voll gewesen, dass sie die komplette Fahrt hatten stehen müssen. Immerhin fast eine Stunde lang. Im Grunde hatte Isa jetzt schon keine Lust mehr auf das Konzert, doch das konnte sie Michelle unmöglich so sagen.

»Quatsch!«, sagte sie stattdessen aufmunternd. »Das sind höchstens 20, 30 Leute. Entspann dich, das wird schon alles.«

»Aber wenn wir jetzt ganz hinten stehen müssen?«, fragte Michelle und wirkte wirklich niedergeschlagen. »Hey, Süße. Tief durchatmen. Warst du in dem Laden mal drin?«, fragte Isa. Michelle schüttelte den Kopf. »Der ist so klein, da kannst du auch in der letzten Reihe noch den Atem vom Sänger riechen. Ehrlich. Mach dir keine Sorgen, das wird super!«

Michelle schien nicht überzeugt. »Wart’s ab, gleich ist Einlass. Ich sage dir: Du kannst jede Falte im Gesicht der Band sehen. Ganz egal, wo wir stehen.«

»Hm«, summte Michelle nachdenklich, »die Falten von Andi würde ich schon gern mal genauer betrachten …«

»Das dachte ich mir!«, antwortete Isa grinsend. Sie wusste, dass Michelle total auf den Gitarristen der Band stand. Sie selbst konnte mit Musikern nicht viel anfangen. Im Grunde hatte sie im Moment überhaupt kein Interesse an irgendwelchen Typen … Doch bevor Isa tiefer in ihren Gedanken versinken konnte, zog Michelle sie bereits Richtung Einlass.

Isa sollte Recht behalten: Endlich in der Bar angekommen, stellten sie fest, dass man die Bühne von überall aus bestens sehen konnte. »Du hattest recht, die Sicht ist super!«, rief Michelle über die Hintergrundmusik hinweg. »Jetzt tu mal nicht so überrascht!«, antwortete Isa lachend. Kurze Zeit später begann das Konzert. Inzwischen war Isa doch froh, ihrer Unlust nicht nachgegeben zu haben. Die Musik war toll, die Band hatte riesigen Spaß an ihrem Auftritt und die Menge feierte die Jungs total. Bei dem einen oder anderen Seitenblick auf Michelle stellte Isa einen schmachtenden Blick in Richtung Andi fest. Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Wie konnte man nur so für irgendeinen Gitarristen schwärmen?

Nachdem das Konzert zu Ende war, schlenderten die Freundinnen noch zum Merchandise-Stand. Dort standen bereits Andi und der Sänger der Band, Phil, und unterhielten sich entspannt mit ein paar Fans. Isa stöberte durch das Sortiment am Stand und entschied, einen Jutebeutel zu kaufen. Einen schwarzen, natürlich!

»Hey, na, hat’s euch gefallen?«, fragte plötzlich Andi. Isa sah zu ihm hoch, er war bestimmt zwanzig Zentimeter größer als sie. »Hi, ihr wart super!«, antwortete sie, während sie das Geld für ihren Beutel herauskramte. Die Zeit nutzte Michelle, um an ihr vorbei zu huschen und Andi in ein Gespräch zu verwickeln.

»Oh mein Gott, es war so toll! Ihr seid so toll! Ehrlich, es hat so einen Spaß gemacht!«, hörte Isa sie begeistert rufen, während sie ihr Wechselgeld einsteckte. Sie verdrehte ob des Überschwangs heimlich die Augen. »Danke«, hörte sie Andi antworten.

»Freut uns, dass ihr Spaß hattet«, schaltete sich nun auch Phil ein. »Hatten wir! Sagt mal, würdet ihr meinen neuen Beutel vielleicht unterschreiben? So richtig promimäßig?«, fragte Isa grinsend. Auch Andi grinste.

»Klaro. Auch wenn ich uns nicht unbedingt für Promis halte«, lachte Andi und ließ sich vom Verkäufer am Stand einen weißen Filzstift geben.

»Nicht? Das heißt, wir sehen euch nicht demnächst im Fernsehen, wie ihr kleine Tiere und Geschlechtsteile größerer Tiere esst?«

Phil musste lachen. »Auf gar keinen Fall!«, rief er aus, während er schwungvoll auf dem Beutel unterschrieb.

»Schade, Mensch. Das hätte ich mir glatt angeguckt!«, erwiderte Isa. Sie sah zu Phil hoch und zwinkerte. Er grinste sie breit an. Isa merkte, wie ihr die Wärme in die Wangen kroch und sie langsam rot wurde.

Plötzlich mischte Michelle sich ungeduldig ein. »Isa, wir müssen sofort los! Sonst verpassen wir unseren Zug! Mein Vater killt mich, wenn ich die letzte Bahn verpasse!«, erklärte sie und zog Isa am Arm. »Mist!«, rief Isa, riss Phil förmlich ihren Jutesack aus der Hand und stürmte mit einem bedauernden »Ciao, Jungs!« nach draußen.

Auf dem Weg zum Bahnhof schnaufte Isa. »Verdammt, ich hätte mich gern noch länger mit den Jungs unterhalten. Die wirkten echt cool und entspannt.«

»Ich auch. Aber ich krieg‘ den größten Ärger, wenn ich zu spät nach Hause komme, das weißt du. Also, Beeilung!«, antwortete Michelle bestimmt und zog sie noch schneller weiter.

Gerade noch rechtzeitig kamen sie am Gleis an und sprangen in ihren Zug, der jetzt wesentlich leerer als auf der Hinfahrt war. Erschöpft ließ Isa sich auf den Platz neben Michelle fallen. Jetzt nur noch ins Bett, dachte sie.

»Waren die Jungs nicht wahnsinnig süß?«, schwärmte Michelle.

»Süß? Keine Ahnung. Aber die Musik war super«, antwortete Isa und gähnte. Sie war wahnsinnig müde. Am liebsten hätte sie die Augen geschlossen und die Fahrt verschlafen. Doch sie wusste, dass Michelle das auf keinen Fall zulassen würde.

»Ja ja, das auch. Aber Andi ist so heiß! Die langen Haare und die dunklen Augen … er ist einfach perfekt.«

»Perfekt?«, fragte Isa. »Er sieht vielleicht ganz gut aus, das mag sein, aber das macht einen Menschen doch nicht perfekt!«

»Ach, ist doch auch egal. Ich finde ihn jedenfalls super!«, winkte Michelle ab und starrte verträumt aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Lichter der Städte.

2

Am nächsten Tag wachte Isa spät auf. Es war Sonntag und die Sonne war schon fast gänzlich aus ihrem Zimmer verschwunden, als sie endlich die Augen aufschlug. »Guten Morgen, Schlafmütze. Gleich gibt’s Mittagessen. Isst du mit?«, fragte ihre Mutter Tabea von der Zimmertür aus. Grummelnd drehte sie sich zu ihr um. »Mittag? Äh, ja … gib mir fünf Minuten«, murmelte sie gähnend.

»Du bekommst sogar zehn. Bis gleich«, antwortete Tabea zwinkernd.

Isa setzte sich im Bett auf. Sie fühlte sich immer noch wie gerädert, obwohl sie gar nicht so spät im Bett gewesen war. Alkohol hatte sie auch keinen getrunken. Aber wahrscheinlich steckte ihr das Konzert einfach noch in den Knochen. Sie suchte noch nach ihrem Handy, als ihr aus dem Beutel, den sie zum Konzert mitgenommen hatte, etwas Schwarzes entgegenfiel. Ach ja, sie hatte sich ja einen neuen Jutebeutel gekauft! Sie nahm ihn hoch und betrachtete verschlafen lächelnd die Unterschriften von Andi und Phil. Doch was war das? Neben den Unterschriften stand ganz klein eine Telefonnummer! Als hätte sie jemand in aller Eile auf den Beutel gekritzelt. Merkwürdig, dachte Isa. Was sollte sie jetzt tun? Sie entschied, Michelle zu fragen.

Hey! Na, ausgeschlafen? Du, auf meinem Jutesack steht eine Telefonnummer … was meinst du, soll ich da machen?

Sie musste keine zwei Minuten auf die Antwort warten. Noch während sie sich anzog, vibrierte ihr Telefon. Moin! Ist doch wohl klar: Anrufen!!! Und dann Bescheid sagen, wer’s war! ;-)

Isa zog die Stirn kraus. Einfach bei einer fremden Nummer anrufen? So etwas lag ihr nicht. Vielleicht sollte sie der Nummer erstmal eine Nachricht schicken, ganz unverfänglich?

»Isa, kommst du?!«, riss ihre Mutter sie aus den Gedanken. Egal was sie tun würde: Es musste bis nach dem Mittagessen warten.

Ähm, hi?

Hallöchen – mit wem habe ich die Ehre?

Hi, wer bist denn du?

Hallo. Ich hab deine Nummer auf meinem neuen Beutel gefunden und wollte mal fragen, wer du bist.

Abgeschickt. Selten war es Isa so schwergefallen, eine einfache Nachricht zu schreiben. Jetzt hieß es warten. Doch kaum dreißig Sekunden später meldete sich ihr Handy bereits. Das ging aber schnell, schoss es Isa durch den Kopf. Doch die Nachricht war natürlich von Michelle.

Und?????????

Fragezeichen sind keine Rudeltiere. Ich hab der Nummer geschrieben, aber noch keine Antwort.

Isa schüttelte den Kopf. Michelle war so derartig neugierig. Die Nummer hatte doch auf ihrem Beutel gestanden, nicht auf Michelles! Außerdem wusste Michelle doch, dass sie sich melden würde, wenn sie eine Antwort hatte. Mitten in ihre Gedanken machte sich ihr Handy erneut bemerkbar. Dieses Mal war es tatsächlich die unbekannte Nummer.

tjaaa, wer könnte ich wohl sein …?

Isa verdrehte die Augen. Ein Ratespiel, wie originell.

Jemand vom Konzert?

soll wohl sein … aber wer?

Tja, es gibt wohl drei Optionen. Entweder du bist der Typ, der mir den Beutel verkauft hat. Oder du bist Andi oder Phil.

soweit, so gut. ich bin tatsächlich einer der drei! :D

Isa war verwirrt. Egal, welcher der drei Jungs ihr seine Nummer auf den Jutesack gekritzelt hatte, sie hatte keine Ahnung, warum. Sie legte das Handy zur Seite und nahm den Beutel wieder in die Hand. Die Telefonnummer stand direkt bei den beiden Namen. Sie schien in aller Eile hingekritzelt worden zu sein.

Puh, also, den Typ, der mir den Beutel verkauft hat, würde ich ausschließen. Hmmm … Ich sage, du bist … Phil!

ding ding ding! Die kandidatin hat 1000 gummipunkte. herzlichen glückwunsch! :)

Na, immerhin wusste Isa jetzt, von wem die Nummer war. Und, dass Phil wohl keinen Wert auf Rechtschreibung legte. Was er wohl von ihr wollte? Sie hatte immer noch keinen blassen Schimmer.

Und womit hab ich die Ehre, deine Nummer zu bekommen?

Isa wollte es jetzt wissen.

ach, von wegen ehre. ich fand dich cool … du warst gestern so schlagfertig. das ist alles!

Isa zögerte. Das klang fast wie eine Anmache. Sollte sie darauf wirklich eingehen? Immerhin war Phil Musiker. Wahrscheinlich schrieb er nach jedem Gig seine Handynummer auf die Jutebeutel fremder Mädchen. Andererseits hatte er gestern wirklich sehr sympathisch gewirkt! Sie entschied sich, zunächst skeptisch zu bleiben.

Bist du immer so freigiebig mit deiner Handynummer?

quatsch, ich dachte nur, dass du bestimmt ne coole socke bist. wenn du mich total dämlich findest, kannst dus ja einfach sagen.

Coole Socke? Wer sagt denn sowas noch?

na, ich! ;)

Ihre nächste Nachricht schickte Isa an Michelle, die sicher schon vor Neugier geplatzt war. Warum sonst hatte Isa seit einer geschlagenen Viertelstunde keine Nachricht mehr bekommen?

Michelle, du wirst nicht glauben, wessen Nummer ich da bekommen habe!

3

»Sicher, dass du nicht mitkommen willst?« Isa ließ nicht locker. Immerhin war Michelle diejenige, die immer schon für die Jungs von TdT geschwärmt hatte.

»Isa, das hat nichts mit wollen zu tun. Ich habe keine Zeit!«, erklärte Michelle mit einem Augenrollen.

»Okay. Aber weißt du, Phil meinte, dass das schon eine coole Idee wär‘. Also, die Jungs würden sich freuen!«

Michelle schnaubte und wandte sich dann ab. »Ich kann nicht. Ist jetzt gut? Oder muss ich eine schriftliche Entschuldigung einreichen?«

»Nein, musst du nicht. Sorry, dass ich gefragt habe.«

Isa verstand sie ganz und gar nicht. Abends mit den Jungs von „The doubtful Truth“ in der Düsseldorfer Altstadt was trinken zu gehen war doch eine klasse Sache. Auf Phils Vorschlag hatte Isa direkt an Michelle denken müssen. Und jetzt reagierte die so dermaßen schnippisch! Aber dann halt nicht. Isa würde ihre Freundin sicher nicht anbetteln, mit ihr in eine Kneipe zu gehen. Schnell schrieb Isa Phil eine Nachricht, dass sie nachher allein nach Düsseldorf kommen würde und wandte sich dann wieder Michelle zu, die gerade aus der Umkleide kam. Sie probierte seit Stunden Kleider für den Abiball an und hatte noch immer nichts Passendes gefunden.

»Und? Wie sehe ich aus?« Isa wusste, dass diese Frage rein rhetorisch gemeint war. Noch ehe sie antworten konnte, hatte Michelle sich zum großen Spiegel an der Wand gedreht und musterte sich kritisch. »Oh mein Gott, das ist viel zu kurz! Da kann man ja meine Knie sehen!«, rief sie entsetzt aus. Isa verstand die Freundin einfach nicht. Michelle sah in diesem mitternachtsblauen Cocktailkleid genauso toll aus wie in den zehn Kleidern davor. Sie schüttelte ungläubig den Kopf.

»Und was für ein Problem hast du mit deinen Knien?«

»Ja, das siehst du doch?? Die sehen total dick und knubbelig aus!«

»Blödsinn«, stellte Isa fest, »das Kleid sieht wunderschön aus. Und es steht dir hervorragend, hörst du?«

»Tut es nicht«, erwiderte Michelle und stapfte missmutig zurück in die Umkleide. Isa seufzte. Wenn Michelle nicht bald ein Kleid fand, würde sie nackt zum Abiball gehen müssen. Die Vorstellung war zwar lustig, aber nicht wirklich praktikabel.

»Du, Michelle, ich muss bald los. Willst du hier noch was anprobieren?«, fragte Isa nach einem Blick auf die Uhr. »Nein, geh‘ ruhig. Ich zieh‘ mich noch um und gehe dann noch woanders gucken«, antwortete Michelle aus der Umkleide. Isa zuckte die Schultern. Wenn Michelle das sagte … »Alles klar. Bis die Tage!«, rief sie, bevor sie verschwand.