Zweimal bis zum Äußersten: Zwei Krimis - Alfred Bekker - E-Book

Zweimal bis zum Äußersten: Zwei Krimis E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

dieser Band enthält folgende Krimis von Alfred Bekker: (499XE) Central Park Killer Kubinke und der Killer von Münster Ein Mann wird während einer Fahrt auf der Autobahn erschossen. In seinem Kofferraum befinden sich Leichenteile, die zu einem lange zurückliegenden Fall gehören: Damals machte das sogenannte Monster von Münster die Gegend unsicher. Der Fall galt als restlos aufgeklärt. Aber jetzt stellen sich unbequeme Fragen. Harry Kubinke und Rudi Meier vom Bundeskriminalamt ermitteln. Über Alfred Bekker Alfred Bekker ist Autor zahlreicher Romane und Erzählungen mit einer Gesamtauflage von über 4,5 Millionen Exemplaren. Außerdem ist er Verleger und Jazz-Musiker. Alfred Bekker schreibt Fantasy, Science Fiction, Krimis, historische Romane und Bücher für junge Leser. Alfred Bekker wurde vor allem durch seine Fantasy-Romane bekannt. Als Fantasy-Autor erreichte Alfred Bekker ein großes Publikum mit seinen Romanen um DAS REICH DER ELBEN, sowie den Trilogien um die DRACHENERDE, GORIAN und DIE HALBLINGE VON ATHRANOR. Außerdem schrieb Alfred Bekker die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER (7 Bände), DIE WILDEN ORKS (5 Bände) und ZWERGENKINDER (bislang 4 Bände). Für junge Leser erfand Alfred Bekker Buchserien wie TATORT MITTELALTER und DA VINCI’s FÄLLE. Alfred Bekker schreibt außerdem regelmäßig Ostfrieslandkrimis um Kommissar Steen von der Kripo Emden. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Kommissar X, John Sinclair, Bad Earth und Jessica Bannister. Alfred Bekker benutzte auch die Pseudonyme Neal Chadwick, Henry Rohmer, Adrian Leschek, Brian Carisi, Leslie Garber, Robert Gruber, Chris Heller, Sidney Gardner und Jack Raymond. Als Janet Farell verfasste er die meisten Romane der romantischen Gruselserie Jessica Bannister. Historische Romane schrieb er unter den Namen Jonas Herlin und Conny Walden. Einige Gruselromane für Teenager verfasste Alfred Bekker als John Devlin. Die Romane von Alfred Bekker erschienen u.a. bei Lyx, Blanvalet, BVK, Goldmann, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, darunter Englisch, Niederländisch, Dänisch, Türkisch, Indonesisch, Vietnamesisch, Finnisch, Bulgarisch und Polnisch.

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Alfred Bekker

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Inhaltsverzeichnis

Zweimal bis zum Äußersten: Zwei Krimis

Copyright

Central Park Killer

Kubinke und der Killer von Münster

Zweimal bis zum Äußersten: Zwei Krimis

von Alfred Bekker

dieser Band enthält folgende Krimis

von Alfred Bekker:

(499XE)

Central Park Killer

Kubinke und der Killer von Münster

Ein Mann wird während einer Fahrt auf der Autobahn erschossen. In seinem Kofferraum befinden sich Leichenteile, die zu einem lange zurückliegenden Fall gehören: Damals machte das sogenannte Monster von Münster die Gegend unsicher. Der Fall galt als restlos aufgeklärt. Aber jetzt stellen sich unbequeme Fragen. Harry Kubinke und Rudi Meier vom Bundeskriminalamt ermitteln.

Über Alfred Bekker

Alfred Bekker ist Autor zahlreicher Romane und Erzählungen mit einer Gesamtauflage von über 4,5 Millionen Exemplaren. Außerdem ist er Verleger und Jazz-Musiker. Alfred Bekker schreibt Fantasy, Science Fiction, Krimis, historische Romane und Bücher für junge Leser.

Alfred Bekker wurde vor allem durch seine Fantasy-Romane bekannt. Als Fantasy-Autor erreichte Alfred Bekker ein großes Publikum mit seinen Romanen um DAS REICH DER ELBEN, sowie den Trilogien um die DRACHENERDE, GORIAN und DIE HALBLINGE VON ATHRANOR. Außerdem schrieb Alfred Bekker die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER (7 Bände), DIE WILDEN ORKS (5 Bände) und ZWERGENKINDER (bislang 4 Bände).

Für junge Leser erfand Alfred Bekker Buchserien wie TATORT MITTELALTER und DA VINCI’s FÄLLE.

Alfred Bekker schreibt außerdem regelmäßig Ostfrieslandkrimis um Kommissar Steen von der Kripo Emden.

Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Kommissar X, John Sinclair, Bad Earth und Jessica Bannister.

Alfred Bekker benutzte auch die Pseudonyme Neal Chadwick, Henry Rohmer, Adrian Leschek, Brian Carisi, Leslie Garber, Robert Gruber, Chris Heller, Sidney Gardner und Jack Raymond. Als Janet Farell verfasste er die meisten Romane der romantischen Gruselserie Jessica Bannister. Historische Romane schrieb er unter den Namen Jonas Herlin und Conny Walden. Einige Gruselromane für Teenager verfasste Alfred Bekker als John Devlin. Die Romane von Alfred Bekker erschienen u.a. bei Lyx, Blanvalet, BVK, Goldmann, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, darunter Englisch, Niederländisch, Dänisch, Türkisch, Indonesisch, Vietnamesisch, Finnisch, Bulgarisch und Polnisch.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Alles rund um Belletristik!

Central Park Killer

Thriller von Alfred Bekker (Henry Rohmer)

Der Umfang dieses Ebook entspricht 140 Taschenbuchseiten.

Zwei Menschen werden kurz hintereinander im New Yorker Central Park ermordet. Die Opfer scheinen zunächst nichts gemeinsam zu haben. Als es weitere Tote gibt, kommen die Ermittler schließlich einer krakenhaften Organisation auf die Spur, die von Amerikanern muslimischen Glaubens Schutzgelder erpresst, um damit den heiligen Krieg islamistischer Terror-Kommandos zu finanzieren...

Rasanter Action-Krimi von Henry Rohmer (Alfred Bekker)!

Henry Rohmer ist das Pseudonym des bekannten Fantasy- und Jugendbuch-Autors Alfred Bekker. Daneben schrieb Bekker an zahlreichen Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, John Sinclair und Kommissar X mit.

Copyright

Ein CassiopeiaPress E-Book

© 2014 by Author

© 2014 der Digitalausgabe by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

postmaster @ alfredbekker . de

1

Ein sonniger Nachmittag im Central Park, ganz in der Nähe des Loeb Boathouse. Das Wasser des Lake glitzerte in der Sonne. Auf den Uferpromenaden tummelten sich Jogger und Radfahrer. Jugendliche Skateboardfahrer führten Kunststücke vor. Die wummernden Bässe eines Ghettoblasters mischten sich mit dem Stimmengewirr.

Der Fahrer eines Trekking-Bikes fuhr geschickt zwischen den Scharen von Passanten hindurch. Er trug Radfahrerkleidung und einen hinten spitz zulaufenden Helm.

Der Großteil des Gesichts war von einer Sonnenbrille mit Spiegelgläsern verdeckt.

Der Biker hielt an, stützte sich auf den linken Fuß. Ein kaltes Grinsen umspielte die Lippen, als er den Reißverschluss seiner Bauchtasche öffnete. Seine rechte Hand langte hinein. Die Finger legten sich um den kalten Griff einer Pistole.

Der Blick des Bikers fixierte zwei Männer. Der eine war groß, schlaksig und war mit einem dunklen Anzug bekleidet.

Schon deswegen fiel er unter den Joggern und Skateboardern ziemlich auf. Der andere war klein und breitschultrig. Er trug eine braune Lederjacke. Die beiden waren in ein ziemlich gestenreiches Gespräch verwickelt. Der Mann im Anzug setzte eine Sonnenbrille auf. Sein Gesicht war rot.

Der Breitschultrige in der Lederjacke redete auf ihn ein.

Ein Skateboarder kurvte riskant um die Beiden herum und balancierte dabei auch noch einen Ghetto-Blaster auf den Schultern. Der Mann im Anzug wich ein Stück zur Seite.

Der Biker fasste unterdessen den Griff der Pistole fester, entsicherte sie.

Ein guter Jäger muss den richtigen Moment abwarten!, dachte er kalt. Ein guter Jäger - oder ein Killer!

Er beobachtete, wie der Mann im Anzug in die Jackettinnentasche griff und ein gepolstertes, braunes Couvert herausholte. Der Kerl in der Lederjacke riss es förmlich an sich, verbarg es dann sofort unter der Jacke. Er drehte sich kurz um, ließ den Blick kreisen. Um ein Haar rempelte er einen Jogger an, als er einen Schritt zur Seite machte.

Der Killer erkannte, dass er nicht länger zögern durfte.

Sonst würde es unmöglich werden, beide Männer auf einmal zu töten.

Er fuhr einhändig los, umklammerte dabei nach wie vor den Griff der Waffe, ohne sie jedoch aus der Bauchtasche herauszuholen.

Er trat kräftig in die Pedale, hatte einen hohen Gang eingelegt und beschleunigte. Er hielt direkt auf die beiden Männer zu, riss dann die Pistole hervor. Auf dem Lauf befand sich ein aufgeschraubter Schalldämpfer. Der Mann im dunklen Anzug erkannte als erster die Gefahr. Sein Gesicht verzog sich zu einer Maske des Schreckens. Der erste Schuss des Killers traf ihn mitten in die Stirn. Der Getroffene taumelte zurück, einem Skateboarder direkt in die Arme.

Beide stürzten zu Boden.

Der Mann in der Lederjacke wirbelte unterdessen herum, riss einen kurzläufigen Smith & Wesson-Revolver hervor. Er kam nicht mehr zum Schuss. Einen Sekundenbruchteil, bevor er abdrücken konnte, traf ihn die erste Kugel aus der Schalldämpferwaffe des Bikers im Brustkorb. Das Geräusch, das dabei entstand war nicht lauter als der Schlag mit einer Zeitung.

Der Mann in der Lederjacke sackte in sich zusammen, presste die Hand gegen das Hemd. Rot rann es zwischen seinen Fingern hindurch.

Er ächzte, versuchte den Arm mit dem Revolver noch einmal hochzureißen. Aber der Arm gehorchte ihm nicht mehr. Reglos blieb er liegen.

Der Killer-Biker ließ indessen die Schalldämpfer-Pistole in der Bauchtasche verschwinden, kurvte rücksichtslos zwischen den Joggern und Spaziergängern hindurch. Einen Skateboarder fuhr er brutal um. Der Mann schrie auf, als er die Lenkstange in die Seite bekam. Der Biker beschleunigte, jagte dann quer über eine der Liegewiesen. Er erreichte einen der Wege, die in Richtung des nahen 'Ramble' führten einem teils ziemlich einsamen und menschenleeren Waldstück mitten im Central Park.

Wie erstarrt standen die Passanten da.

Es dauerte ein paar Schrecksekunden, ehe jemand zum Handy griff. Ein Pulk von Schaulustigen bildete sich.

Eine junge Frau mit langen, bis über die Schultern reichenden braunen Haaren drängelte sich entschlossen durch die Passanten hindurch.

Sie trat an den Mann mit Lederjacke heran, kniete sich nieder und beugte sich über ihn.

"Ich bin Ärztin!", rief sie den Leuten zu. "Rufen Sie doch den Emergency Service!"

Der Mann atmete noch ganz flach.

Sie beugte sich über ihn, griff in die Innentasche des Jacketts und holte das braune Couvert heraus. Sie tat so, als wollte sie ihn untersuchen und erste Hilfe leisten.

Niemand bemerkte die Nadel, die plötzlich aus ihrem Schlüsselanhänger herausragte.

Die junge Frau stach zu, nahm den braunen Umschlag und erhob sich.

Sie drängte sich an einem jungen Mann vorbei, der sie misstrauisch anstarrte.

"Wie lange dauert das denn! Der Mann stirbt!", rief sie.

In der Ferne jaulten die Sirenen von Polizei und Rettungswagen.

Aber als die Einsatzkräfte den Ort des Geschehens erreichten, war die junge Frau längst in der anonymen Menge der Gaffer verschwunden.

2

Captain Rice Donovan von der Homicide Squad Manhattan Süd begrüßte Milo und mich am Tatort. Die beiden Toten waren bereits von den Beamten des Coroners in die Gerichtsmedizin abtransportiert worden. Markierungen zeigten an, wo sie zu Boden gegangen waren.

Kollegen der Scientific Research Division, dem zentralen Erkennungsdienst aller New Yorker Polizeieinheiten suchten die Umgebung nach Spuren ab, während ein Dutzend NYPD-Beamte damit beschäftigt war, Passanten zu befragen und Personalien aufzunehmen.

"Der Fahrer eines Trekking-Bikes hat zwei Männer offenbar gezielt und kaltblütig erschossen", berichtete Captain Donovan mit ernstem Gesicht. "Der Mann war so schnell weg, dass..."

"Ein Mann?", vergewisserte ich mich.

Donovan nickte. "Den Zeugenaussagen nach ja. Leider war von seinem Gesicht nicht viel zu sehen. Er trug eine dieser modernen Radfahrerbrillen sowie einen Helm. Wir haben alle Leute zusammengetrommelt, die wir auftreiben konnten. Meine Männer suchen jetzt den 'Ramble' ab. Aber die Chancen, dass der Killer sich dort noch versteckt hält, stehen eins zu tausend."

Donovan holte ein paar Polaroids aus der Innentasche seines karierten Jacketts und reichte sie mir. Sie zeigten die Opfer dieses Mordanschlags. Ich gab die Fotos an Milo weiter, nachdem ich sie mir eingehend angesehen hatte.

"Der Mann in der Lederjacke heißt Wynton Jennings. Er ist Privatdetektiv und hat sein Büro in der Lower East Side. Mehr wissen wir noch nicht."

"Der Grund dafür, dass man uns gerufen hat, ist die Identität des zweiten Mannes", sagte Milo.

Donovan nickte. "Jaffar as-Zadik, vermutlich ein islamistischer Top-Terrorist. Jedenfalls steht er auf euren Fahndungslisten, Jesse."

Ich hob die Augenbrauen. Der Name as-Zadik sagte mir durchaus etwas. Er war in der Vergangenheit mit der Terror-Gruppe des Osama bin Laden in Verbindung gebracht worden.

Eigentlich vermuteten wir as-Zadiks Aufenthaltsort eher im Sudan, in Afghanistan oder einer der islamisch geprägten GUS-Republiken, in deren versteppten Weiten ein internationaler Haftbefehl nichts bedeutete.

"Hundertprozentige Sicherheit haben wir natürlich noch nicht, was as-Zadiks Identität angeht", gab Donovan zu. "Die Raster unserer Bilderkennungsprogramme sind ziemlich grob."

Milo sagte: "Soweit ich weiß, gibt es von as-Zadik verhältnismäßig viel Fotomaterial. Mit Hilfe telemetrischer Untersuchungen werden wir in Kürze ziemlich sicher sein."

Im Rahmen telemetrischer Verfahren werden Gesichts- oder Körpermerkmale exakt vermessen, etwa der Abstand der Augen zueinander oder der Abstand zwischen rechtem Auge und rechtem Ohr und so weiter. Dass mehr als fünf solcher Daten bei verschiedenen Menschen exakt übereinstimmen ist extrem unwahrscheinlich. Und bei den von unseren Spezialisten durchgeführten Untersuchungen werden sogar zwölf solcher Merkmale miteinander verglichen. Auf diese Weise lässt sich ein Mensch auch anhand von Fotomaterial identifizieren, das schon Jahrzehnte alt ist.

"Gibt es irgendwelche Hinweise darauf, was as-Zadik hier wollte?", fragte ich.

Donovan zuckte mit den Achseln. "Er hatte eine drei Tage alte Tankquittung in der Hosentasche. Dadurch wissen wir, dass er einen Wagen gefahren hat, der Super-Benzin fährt und sich mindestens seit dem angegebenen Zeitpunkt in den Vereinigten Staaten aufhielt." Donovan rief einen seiner Lieutenants herbei, der uns die Brieftasche zeigte, die man bei as-Zadik gefunden hatte. Darin ein Pass auf den Namen Jason McMillan, amerikanischer Staatsbürger, 42 Jahre alt, geboren in Clarance, Michigan sowie ein mexikanisches Dokument, dass auf den Namen Jorge Rodriguez Gutierra ausgestellt war. "Dass er den Gutierra-Pass bei sich hatte, ist überhaupt der Grund dafür, dass wir so schnell auf as-Zadik gekommen sind", erklärte Donovan. "Diese Identität hat er nämlich früher schon einmal benutzt..."

"Sieht aus, als hätte sich as-Zadik mit diesem Privatdetektiv aus Chelsea treffen wollen und jemand hat das unbedingt verhindern wollen", murmelte ich, während ich mir die Markierungen eingehend ansah, die anzeigten, wo die Toten gelegen hatten.

"Wir haben eine Zeugenaussage, dass der Detektiv noch einige Augenblicke lang gelebt hat", sagte Donovan in meine Gedanken hinein. "Vielleicht hat er dieser Ärztin sogar noch etwas gesagt."

Ich blickte ihn überrascht an. "Welche Ärztin?", hakte ich nach.

"Eine Frau mit langen braunen Haaren, höchstens dreißig. Zeugen zu Folge hat sie behauptet, Ärztin zu sein und sich um den Mann gekümmert. Allerdings war sie verschwunden ehe die Rettungskräfte eintrafen." Donovan verzog das Gesicht.

"Ein Phantombild wird gerade angefertigt. Vielleicht meldet sich diese Frau ja, wenn wir es in der Presse veröffentlichen..."

"Ja, vielleicht", murmelte ich.

Wir sprachen noch mit Sara Corelli, einer SRD-Kollegin, die uns den Reifenabdruck eines Trekking-Bikes zeigte.

"Vielleicht haben wir ja Glück und der Täter hat einen exquisiten Geschmack, was sein Fahrrad-Equipment angeht", meinte sie. "Dann könnte man ihn vielleicht darüber identifizieren."

Der einzige Ansatzpunkt, der Milo und mir für unsere Ermittlungen blieb, war Wynton Jennings, der Privatdetektiv aus der Lower East Side.

So fuhren wir zu der Adresse, die in dem Führerschein gestanden hatte, der bei dem Toten Jennings gefunden worden war: 137 Montgomery Street.

Die Nummer hörte zu einem zehnstöckigen Brownstone-Haus.

Im Erdgeschoss befanden sich kleine Geschäfte, Restaurants und ein Frisör.

Die darüber liegenden Etagen dienten vorwiegend kleineren Firmen als Büroräume. Consulting-Firmen, Steuerberater und Rechtsanwälte residierten hier ebenso wie eine Agentur, die Models vermittelte. In der achten Etage fand sich das Detektiv-Büro Jennings.

Jennings' Firmenschild an der Tür aus Panzerglas zeigte bewusstes Understatement.

W. Jennings, Investigator - das war alles, was dort stand.

Milo betätigte die Gegensprechanlage. Eine Frauenstimme meldete sich. "Ja, bitte?"

"Special Agent Milo Tucker, FBI. Bitte machen Sie die Tür auf."

Eine kurze Pause folgte.

"Mister Jennings ist im Moment nicht zu sprechen", erwiderte die Frauenstimme dann geschäftsmäßig.

"Möglicherweise möchten wir mit Ihnen sprechen, Miss..."

"Mit mir?", echote sie.

Ihre Verunsicherung war deutlich herauszuhören. Es knackte in der Gegensprechanlage. Einige Augenblicke geschah gar nichts, dann schob sich die Panzerglastür mit einem Summen zur Seite. Wir traten ein.

Ein baumlanger Kerl kam aus einem der Räume heraus und trat uns entgegen. Er trug einen dunklen Anzug. Die Beule unter der linken Achsel verriet, dass er bewaffnet war.

"Die Ausweise bitte, G-men!", forderte er.

Wir zeigten ihm unsere ID-Cards.

Der Lange sah sie sich eingehend an, bevor er sie an uns zurückgab.

"Und wer sind Sie?", fragte ich.

"Gordon Brown", knurrte der Lange. "Ich bin ein Mitarbeiter von Mister Jennings."

"Und die charmante Lautsprecherstimme von eben?", fragte Milo.

"Sprechen Sie von mir?"

Wir drehten uns in Richtung der halboffenen Tür herum, durch die man offenbar in die eigentlichen Büros gelangte.

Eine grazile Frau mit langen braunen Haaren musterte uns zunächst abschätzig. Dann trat sie auf uns zu. Die enge Jeans und das knappe T-Shirt verbargen kaum etwas von ihren Reizen. Ihre dunkelbraunen Augen sahen mich an.

"Mara Nolan", sagte sie.

"Auch eine Mitarbeiterin von Mister Jennings?", fragte ich.

"Sie sagen es."

"Wo befindet sich Ihr Boss jetzt?"

Sie verzog spöttisch das feingeschnittene Gesicht.

"Glauben Sie wirklich, dass ich Ihnen so eine Frage beantworten werde, Mister..."

"Special Agent Jesse Trevellian", stellte ich mich vor. "Der Mann, bei dem Sie angestellt sind, wurde vor wenigen Stunden im Central Park ermordet."

Mara Nolan wandte den Kopf, wechselte einen Blick mit Gordon Brown.

Brown hob die Augenbrauen. "Wie ist das passiert?"

"Bevor wir Ihre Fragen beantworten, wäre es nett, wenn wir uns hier ein bisschen umsehen dürften und Sie einige Angaben machen", sagte ich.

Brown atmete tief durch. "Wenn ich nein sagen würde, hätte das wahrscheinlich ohnehin keinen Sinn", knurrte er.

"So ist es. Um in den Räumen eines Ermordeten eine Durchsuchung durchzuführen, brauchen wir nicht einmal einen richterlichen Befehl."

"Das ist Routine.Ich kenne mich aus", erwiderte Brown.

Ich wandte mich an Mara Nolan. "Führen Sie mich ein bisschen in der Agentur herum?"

"Sicher."

Milo zog sich mit Gordon Brown in einen der Empfangsräume zurück, die zur Agentur gehörten. Währenddessen ließ ich mich von Mara in das eigentliche Büro führen. Es bestand aus einem fast hundert Quadratmeter großen Raum, in dem sich mehrere Computeranlagen befanden.

"Ja, die Arbeit eines Private Eye hat sich seit den Zeiten von Philip Marlowe ziemlich verändert", meinte Mara. "Wir verbringen viel Zeit vor dem Bildschirm. Aber Sie kennen das ja aus Ihrem Job."

"Allerdings."

Sie blieb stehen, lehnte sich gegen einen der modernen Bürotische und sah mir direkt in die Augen. "Sie wollten Gordon und mich getrennt befragen, nicht war? Um zu sehen, ob wir Ihnen dieselbe Story erzählen."

Ich lächelte. "Würden Sie nicht dasselbe tun, wenn es Ihr Fall wäre, Miss Nolan?"

"Sagen Sie ruhig Mara zu mir."

"Wenn Sie zu mir Jesse sagen."

Ihr Augenaufschlag war gekonnt. Der Hüftschwung, mit dem sie dann auf den Kaffeeautomaten auf der anderen Seite des Büros ging, auch. Sie wusste genau, wie man die Konzentration eines Mannes nachhaltig stören konnte.

"Wo waren Sie heute zwischen drei und vier Uhr nachmittags?", fand ich schließlich den Faden gerade noch rechtzeitig wieder, bevor es auffiel.

"Hier. Bei der Arbeit."

"Und Mister Brown?"

"Ebenfalls."

"Weitere Zeugen gibt es dafür nicht?"

"Bin ich jetzt verdächtig?"

"Ich stelle lediglich Fragen, Mara. Das ist mein Job."

Sie atmete tief durch. Ihre wohlgeformten Brüste, die sich durch das dünne T-Shirt deutlich abzeichneten, hoben und senkten sich dabei. "Gordon und ich haben an einem Fall gearbeitet. Hier, in diesem Raum am Bildschirm. Und wenn es um ein Alibi geht, dann gibt es vielleicht doch einen Zeugen."

"Und wen?"

"Kollege Computer. Wir haben einige E-Mails versandt und das ist aufgezeichnet worden."

"E-Mails kann man auch zeitverzögert absenden", gab ich zu bedenken.

"Jetzt sagen Sie mir endlich genauer, was mit Wynton passiert ist!", forderte sie.

"Er hat sich bei Loeb's Boathouse im Central Park mit jemandem getroffen."

"Mit wem?", fragte sie sofort, ohne auch eine Sekunde abzuwarten.

"Ich dachte, da könnten Sie mir weiterhelfen", hielt ich mich bedeckt. "Sie haben doch in einer Art Team zusammengearbeitet, wenn ich das richtig sehe."

"Worauf wollen Sie hinaus?"

"Wynton Jennings wird sich doch wohl kaum zu einem konspirativen Treff mit einem Informanten oder etwas Ähnlichem aufgemacht haben, ohne seine Mitarbeiter zu informieren! Schon um der eigenen Sicherheit willen!"

"Sie kannten Wynton nicht!"

"Aber ich kenne die Grundregeln, nach denen sein Job funktioniert!"

Mara lachte auf. Ihr Tonfall war von Bitterkeit geprägt.

"Haben Sie eine Ahnung... Mein Gott, Wynton war der Boss und er hat sich halt nicht gern in die Karten blicken lassen. Aber so war er immer schon. Vom ersten Tag, als ich hier angefangen habe."

"Ihr Boss wurde erschossen. Ebenso der Mann, mit dem er sich getroffen hat. Es wäre nett, wenn Sie mir erklären würden, an was für Fällen Mister Jennings in letzter Zeit gearbeitet hat."

Sie zuckte die Achseln. "Er hatte immer mehrere Sachen nebeneinander her laufen...." Sie tigerte zu einem der Computerterminals hinüber. Ich konnte gerade noch verhindern, dass sie an die Tastatur ging.

Ich umfasste ihr schmales Handgelenk.

"Nichts anfassen, Mara!", forderte ich und ließ sie dann los.

"Wieso?"

"Weil unsere Spezialisten die gesamte EDV-Anlage genauestens unter die Lupe nehmen werden. Dasselbe gilt für alle anderen Unterlagen hier."

Sie zuckte die Achseln. "Tut mir leid. Wollen Sie einen Kaffee?"

"Nichts dagegen."

Sie ging zum Automaten und holte mir einen Becher. Er war bis knapp unter den Rand gefüllt und ich verbrannte mir fast die Finger.

"Sagt Ihnen der Name Jason McMillan etwas?", fragte ich.

"Nein."

"Und Jorge Rodriguez Gutierra?"

"Auch Fehlanzeige. Wynton hat diese Namen nie erwähnt. Was sind das für Leute?"

"Es sind die Decknamen eines Mannes namens Jaffar as-Zadik, der als Top-Terrorist gesucht wird."

Sie hob die Augenbrauen. "Das ist also der Mann mit dem Wynton sich getroffen hat!", schloss sie.

Ich nahm einen Schluck von dem Kaffee und meinte dann: "Es wird Zeit, dass Sie langsam kooperativ werden, Mara. Sonst stecken Sie selbst bis zum Hals mit drin. Und was Verwicklungen in die Aktivitäten internationaler Terroristen angeht, da können Sie bei keinem Staatsanwalt irgendeine Art von Entgegenkommen erwarten!"

Eine leichte Röte überzog ihr Gesicht. Ich hoffte, sie etwas eingeschüchtert zu haben. Mit der Linken griff ich in die Jackentasche und holte mein Handy heraus. Ich rief im Hauptquartier an der Federal Plaza an. In zwanzig Minuten würde hier eine Schar von Spezialisten jedes Staubkorn unter die Lupe nehmen.

3

Der Biker trug sein Rad mit dem Rahmen über der linken Schulter. In der Rechten balancierte er eine Pizzaschachtel. In den Gläsern der überdimensionalen Brille spiegelte sich die efeubewachsene Sandsteinfassade des Hauses 234 Clarkson Street. Diese Gebäude war geradezu typisch für Greenwich Village. Mit seinen fünf Geschossen wirkte es winzig gegenüber den gewaltigen Wolkenkratzern von Midtown Manhattan, die im Hintergrund emporragten. Ganz in der Nähe befand sich der J.J.Walker Park. Nur gut hundert Meter danach stieß die Clarkson Street auf die wesentlich belebtere 7th Avenue, auf der man nach Norden, Richtung Central Park gelangen konnte.

Der Biker brachte die vier Stufen hinter sich, die hinauf zur Tür führten, setzte das Rad ab und holte den Schlüssel aus seiner Bauchtasche.

Die Waffe, die er im Central Park vor ein paar Stunden benutzt hatte, befand sich ebenfalls noch dort.

Er hatte überlegt, sie einfach irgendwo im 'Ramble' fallenzulassen. Aber erstens musste er damit rechnen, dass das Waldstück im Central Park von ganzen Cop-Hundertschaften systematisch durchkämmt werden würde und zweitens wäre der Killer sich ohne Waffe irgendwie nackt und ungeschützt vorgekommen.

Mit federnden Schritten betrat er das Apartmenthaus, ließ dabei das Bike neben sich herrollen.

Der Aufzug war groß genug dafür.

Einer der wesentlichen Gründe für den Biker, sich hier eine Wohnung gesucht zu haben.

Sie lag im fünften Stock.

Die Flure waren lang und kahl.

Bei den Leute, die hier wohnten, handelte es sich überwiegend um Singles.

Sie arbeiteten viel und man begegnete ihnen kaum. Auch ein Pluspunkt für diese Wohnlage. Jedenfalls in der Sicht des Bikers.

Er steckte seinen Schlüssel in die Apartmenttür.

Sein Instinkt für Gefahr sagte ihm, dass irgendetwas nicht stimmte, anders war als sonst.

Er wandte den Kopf, fragte sich schon, ob er sich vielleicht etwas einbildete. Dann bemerkte er den Unterschied. Die Kamera der Videoüberwachungsanlage am Ende des Flures... Normalerweise reagierte sie auf jede Bewegung und wäre dem Biker mit ihrem Objektiv gefolgt. Aber das tat sie nicht.

Wahrscheinlich mal wieder defekt, dachte der Biker.

Seit die Anlage auf den neuesten Stand der Technik gebracht worden war, funktionierte sie des Öfteren nicht richtig.

Nicht mein Problem, dachte der Biker. Die Tür sprang vor ihm auf. Er trat ein, stellte das Bike ab. Ein High-Tech-Rad mit Carbonrahmen, ultraleicht und doppelt so teuer wie so mancher Kleinwagen, der draußen neben dem Bürgersteig parkte.

Mit der Hacke gab er der Tür einen Stoß, so dass sie ins Schloss fiel.

"Hallo, Spider!"

Die Stimme kam von der anderen Seite des Raums.

Ein Mann im grauen Anzug stand in der Tür, die zur Küche führte. Er trug einen dunklen Oberlippenbart.

Im Bruchteil einer Sekunde ging die rechte Hand des Bikers zur Bauchtasche, riss sie auf. Die Pizzaschachtel landete auf dem Boden.

Einen Sekundenbruchteil später hielt der Biker die Schalldämpferpistole beidhändig im Anschlag. Der Lauf zeigte auf den Mann im grauen Anzug.

Dieser grinste zynisch.

Der Biker erstarrte.

Dann lachte der Mann in Grau kurz auf.

"Ich sehe, du bist ein bisschen nervös geworden, Spider."

Er kicherte. "Und das in deinem jugendlichen Alter..."

Kopfschütteln. Er deutete mit knapper Geste auf die Pizza.

"Ich hoffe für dich, dass da drin jetzt nicht nur noch Matsche ist."

Spider senkte die Waffe. Er atmete tief durch.

"Was willst du hier?", fragte er dann knapp.

Der Mann im grauen Anzug griff in die Innentasche seines Jacketts, nahm in aller Ruhe ein Zigarettenetui heraus und holte einen schlanken Zigarillo heraus. Er ließ ihn zwischen den Fingern herumtanzen, bevor er ihn schließlich in den Mund steckte. "In den Radionachrichten war von zwei Toten die Rede", stellte er dann fest. "Du hast deinen Job also..."

"Sie müssen wahnsinnig sein, sich hier her zu begeben", sagte Spider, setzte den Radfahrerhelm vom Kopf und nahm die Brille ab. Die Waffe legte er dabei kurz auf einem Tisch ab.

Der Mann im grauen Anzug warf einen nervösen Blick darauf.

Spider blickte sein Gegenüber misstrauisch an, nahm die Waffe wieder an sich und sagte dann: "Es war nicht abgemacht, dass wir uns noch einmal treffen."

"Ich hatte vielleicht vergessen es zu erwähnen, als ich dir den Auftrag erteilte."

Spiders Augen wurden schmal. "Verschwinde!", zischte er.

"Du bringst mich in Gefahr..."

Der Mann im grauen Anzug lachte auf. "Dich? Ich dachte, du bist ein Profi!"

"Eben!"

"Es wäre vielleicht ganz gut, wenn du dir für die nächste Zeit ein möglichst exotisches Reiseziel aussuchst, Spider! Meinst du nicht auch?"

Der junge Mann verzog spöttisch das Gesicht. "Lass das ruhig meine Sorge sein! Ich weiß schon, was ich tue."

"Das will ich hoffen." Der Mann in Grau trat auf Spider zu. Er zündete sich den Zigarillo an, blies Spider den Rauch ins Gesicht. "Jetzt hör mir mal gut zu! Du hättest die Sache beinahe verbockt!"

"Was?"

"Dieser Privatschnüffler war nicht sofort tot! Jemand von uns musste nacharbeiten und hat dabei Kopf und Kragen riskiert!" Der Mann in Grau tätschelte Spiders Wange, die plötzlich jegliche Farbe verloren hatte. "Und du riskierst hier die große Lippe!"

"Ich...ich habe sie beide erwischt!", verteidigte sich der Killer schwach.

"Hast du nicht. Es wird noch 'ne Weile dauern, bis du davon in der Zeitung lesen kannst - aber ich hätte keinen Grund, dir etwas vorzulügen."

Der Killer im Radler-Dress beobachtete sein Gegenüber aufmerksam. "Worauf willst du hinaus?"

"Ich bin großzügig", sagte der Mann in Grau. "Und vor allem will ich keine Schwierigkeiten. Scheint ja im übrigen nun auch alles gut über die Bühne gegangen zu sein. Ich mache dir einen Vorschlag. Du verlässt das Land und setzt dich für'ne Weile zur Ruhe..."

"Du spinnst wohl!", fuhr Spider auf.

"...und du kriegst dafür nochmal die Hälfte deines Honorars obendrauf."

Spider atmete tief durch. Eine Pause entstand. "Klingt nicht schlecht."

Der Mann in Grau grinste zynisch. "Sieh mal, du wirst gar nicht gefragt. Du tust einfach, was ich dir sage - damit wir alle wieder ruhig schlafen können." Er streckte die Hand aus. "Deine Waffe..."

"Was soll das denn jetzt?"

"Ich werde sie für dich entsorgen. Dann packst du das Nötigste zusammen. Draußen wartet ein Wagen auf dich und wird dich zum JFK-Airport bringen."

"Ich wette, du hast auch schon ein Ziel ausgesucht..."

"Die Waffe, Spider..."

Spider zögerte, dann warf er sie dem Mann in Grau zu.

Dieser fing sie mit erstaunlicher Sicherheit mit der Linken.

"Okay", sagte er dann. "Dein Spiel ist vorbei, Spider."

Er hob die Waffe, legte kurz an.

Spiders Augen traten vor Schreck aus ihren Höhlen. Er machte einen Schritt seitwärts, aber es war zu spät, um noch irgendetwas zu unternehmen.

Ein dumpfes 'Plop!' ertönte dreimal kurz hintereinander.

Die einschlagenden Kugeln ließen Spider wie eine Marionette zucken. Dann sackte er zu Boden und blieb reglos liegen. Mit dem Gesicht nach unten. Eine Blutlache bildete sich auf dem Boden.

Der Mann in Grau begann, Spiders Waffe sehr sorgfältig mit einem Taschentuch abzuwischen. Dann legte er sie neben den Kopf des Toten.

An der Tür klingelte es.

Der Mann in Grau blickte auf die Uhr, nickte leicht.

Einen Moment später öffnete er die Apartmenttür. Zwei Männer in dunklen Anzügen standen dort.

"Alles in Ordnung", sagte der Mann in Grau. "Seht zu, dass ihr hier ein bisschen aufräumt."

4

In der Detektei Wynton Jennings traten sich unsere Leute regelrecht auf die Füße.

Mehr als ein Dutzend Kollegen, darunter einige Computerfachleute nahmen sich das Büro vor, um Klarheit darüber zu gewinnen, mit was für Fällen sich Wynton Jennings zuletzt beschäftigt hatte.

Außer einem Becher mit heißem Kaffee und einem umwerfenden Augenaufschlag hatte Mara Nolan mir bislang nichts geboten.

Was verwertbare Informationen anging, war sie äußerst zugeknöpft. Ich fragte mich, warum eigentlich. Normalerweise hätte sie jedes Interesse daran haben müssen, dass wir in unseren Ermittlungen schnell vorankamen.

Es sei denn, sie wollte etwas vor uns verbergen.

Irgendetwas stimmte mit dieser Agentur nicht.

Milo war es mit Gordon Brown ganz ähnlich gegangen. Auch ihm war kaum etwas zu entlocken gewesen.

"Komisch, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass der Tod Ihres Chefs Ihnen nicht besonders nahegeht", sagte ich.

"Wie kommt das?"

Mara zuckte die Achseln. Ihr Blick wurde in sich gekehrt.

Für Sekundenbruchteile schien der kühle Panzer aus berechnender, geschäftsmäßiger Freundlichkeit aufzubrechen, mit dem sie sich bislang umgeben hatte.

"Wahrscheinlich täuscht das", behauptete sie. "Aber Sie verstehen das ohnehin nicht."

Ich sah sie sie einen Moment lang an. "Versuchen Sie, es mir zu erklären."

"Ich zeige nicht gerne meine Gefühle."

"Hat das einen bestimmten Grund?"

"Einen, der nichts mit dem Mord an Wynton Jennings zu tun hat!"

Ich zuckte die Achseln. "Erzählen Sie mir, was Sie über Ihren Chef wissen."

"Er war mal verheiratet. Seine Ex-Frau lebt in Cleveland und bezog jeden Monat einen dicken Scheck von ihm."

"Kinder?"

"Nein."

Unser Computerspezialist Craig E. Smith entführte mir dann wenig später die hübsche Mara, weil es Schwierigkeiten mit den Passwörtern der EDV-Anlage gab.

Wynton Jennings' Privaträume befanden sich auf derselben Etage wie die Agentur. Zusammen mit unserem Kollegen Fred LaRocca sah ich sie mir an.

Die Spurensicherer waren hier bereits fertig. Agent Sam Folder, einer unserer Erkennungsdienstler, zeigte mir einen in drei Teile zerrissenen Zettel. Sam hatte die Teile nebeneinander auf einen Tisch gelegt.

In krakeliger Schrift stand dort:

LOEB'S BOATHOUSE, 15.30

"War im Papierkorb", berichtete Sam. "Wir machen zwar noch eine Schriftanalyse, aber du kannst davon ausgehen, dass Jennings das selbst geschrieben hat."

Ich sah mich um, entdeckte dann den Papierkorb. In der Nähe befand sich ein Telefonanschluss.

"Er muss heute von as-Zadik oder einem Helfershelfer angerufen worden sein. Schließlich hat Jennings sich nur die Uhrzeit, aber nicht den Tag notiert."

"Stimmt."

"Sam, wir brauchen so schnell wie möglich eine Aufstellung der Telefonanrufe, die heute mit dem Apparat dort geführt wurden oder dort angenommen wurden."

"Ist schon in Arbeit, Jesse."

Ich kratzte mich am Kinn. "Ich bringe das immer noch nicht zusammen. Was will ein internationaler Top-Terrorist von einem Privatdetektiv aus der Lower Eastside?"

"Das Hauptquartier hat vorhin ein paar Informationen durchgegeben, die ganz interessant sind", sagte Sam.

"Scheint, als wären die Kollegen vom Innendienst ziemlich fleißig gewesen..."

"Informationen über as-Zadik?"

"Nein, über Jennings. Er hat vor drei Monaten um ein Haar seine Lizenz verloren. Außerdem spielte er eine dubiose Rolle in einem Mordfall. Es ging um Abdurrahman Walid, einen arabischstämmigen Im- und Export-Kaufmann in Brooklyn..."

"...mit besonders guten Kontakten in den Mittleren Osten", nahm ich an.

Sam zuckte die Achseln. "Vermutlich. Jedenfalls hatte Jennings den Personenschutz für Walid übernommen. Walid wurde von einem Geschäftspartner in einen Coffee Shop in der Barnard Street bestellt. Der Geschäftspartner tauchte aber nicht auf. Jennings fiel plötzlich ein, dass er was im Wagen vergessen hatte und in genau den fünf Minuten in denen er weg war, wurde Walid erschossen."

"Man könnte fast denken, dass Jennings seinen Klienten ans Messer lieferte."

"Der District Attorney dachte das auch - konnte aber nicht genügend Indizien zusammenbekommen. Das Verfahren wurde eingestellt."

Fred und ich gingen zurück in die Büroräume.

Ich wandte mich an Craig.

"Wir brauchen alles, was mit einem Mann namens Walid zusammenhängt", sagte ich.

Gordon Brown und Mara Nolan standen ziemlich genervt in der Nähe. Milo war bei ihnen.

Ich wandte mich an die beiden Angestellten des Mordopfers aus dem Central Park.

"Ihr Boss hat vor einiger Zeit den Personenschutz für einen Mann namens Abdurrahman Walid übernommen. Ist das richtig?"

Mara blickte zu Gordon Brown hinüber. Diese nickte. "Ja, das stimmt", gab er zu.

"Und er hätte deswegen beinahe seine Lizenz verloren."

"Ein übereifriger District Attorney hatte etwas gegen Privatdetektive", sagte Brown gallig. "Aber außer, dass es dem Ruf der Agentur geschadet hat und der Umsatz in den Folgemonaten drastisch zurückging, ist nichts hängengeblieben."

"Sie beide waren in den Auftrag eingebunden?", fragte ich mit Blick auf Gordon und Mara. "Oder wollen Sie mir erzählen, dass Sie von alledem auch nichts gewusst haben und Ihr Boss alles allein gemacht hat!"

Milo ergänzte: "Langsam frage ich mich ohnehin, wozu Mister Jennings überhaupt Angestellte hatte."

"Ich habe Wynton einige Male begleitet", erklärte Gordon Brown. "Dieser Walid fühlte sich von irgendwem bedroht. Mit genaueren Angaben zu seinem Verdacht ist er nie rausgerückt. Sein Sohn Jack hat sogar versucht, ihn wegen Paranoia in eine Irrenanstalt zu bringen." Er zuckte die Achseln. "Naja, jetzt gehört ihm die Firma ja..."

"Scheint, als wären Mister Walid Seniors Ängste begründet gewesen", stellte ich fest.

Gordon Brown sah mir direkt in die Augen. "Verdammt, ich dachte, es geht hier darum, den Mörder von Wynton Jennings zu finden!"

"Und wir dachten, Sie beide hätten am ehesten eine Idee, wo wir da suchen könnten", versetzte Milo.

Ich wandte mich an Mara. Sie wich meinem Blick aus.

"Hatten Sie auch mit dem Fall Walid zu tun?"

"Nein."

"Wie kommt das? Eine so große Agentur sind Sie doch schließlich nicht..."

"Unser Chef hatte wie üblich zu viele Aufträge angenommen und so habe ich wochenlang in diesem Büro am Bildschirm gesessen. Es ging um die Ermittlung des Aufenthaltsortes mehrerer Personen... Kinder, die von geschiedenen Ehegatten entführt wurden und dergleichen. Wir haben eine ganze Menge solcher Fälle bearbeitet." Sie atmete tief durch. Ihre dunklen Augen musterten mich plötzlich. "Unsere Personalien haben Sie, es war ein harter Tag... Vielleicht können Gordon und ich jetzt gehen."